TUI (WKN: TUAG00) - Was wird aus der Holding?
43,33 % Anteil an Hapag Lloyd (die genauen Bedingungen für den endgültigen Ausstieg in ein paar Jahren sind mir noch nicht bekannt)
ein paar Kreuzfahrtschiffen (die bis zum Anschlag beliehen sein dürften)
50,1 % Anteil an TUI-Travel (von denen im Moment 10,7 % verliehen sind als Unterlegung einer Wandelanleihe). Derzeitiger Stand hierzu: das verliehene Aktienpaket soll am Ende der Laufzeit der Anleihe zurückgekauft werden. Ob irgendwann in nächster Zeit weitere Anteile an TUI-Travel gekauft werden, ist nicht ganz klar. Bei der Vorstellung des Verkaufes von Hapag wurde dies in Aussicht gestellt, neulich ruderte Finanzvorstand Feuerhake etwas nebulös wieder zurück, Tenor: das sei eine Option, es gäbe aber auch andere Optionen. Welche das sein könnten, ist mir absolut unklar. Am wahrscheinlichsten halte ich die These, daß man derzeit den Aktienkurs von TUI-Travel unter Kontrolle halten möchte.
Die Holding ist im Moment sehr niedrig bewertet (der Aktienkurs liegt bei EUR 4,5), fast ein historischer Tiefststand. Dafür gibt es gute Gründe (Vertrauensverlust des Managements am Kapitalmarkt, Schulden, mehrere Strategieschwenks in den letzten Jahren, unglückliche Zukaufspolitik, diverse Giftpillen, die family & friends Aktionärsstruktur), andererseits: für das, was das Bieterkonsortium allein für Hapag zahlt, hätte man theoretisch auch den ganzen Laden bekommen ("theoretisch", da sich de facto die Großaktionäre vermutlich nicht für 5 EUR abspeisen hätten lassen).
Nachdem im bisherigen TUI-Hauptthread kritische Stimmen unerwünscht waren, mit der reinen Holdingstruktur jetzt eine neue Struktur entstanden ist (die erstmal ihre Extrakosten einer zweiten Top-Managementebene rechtfertigen muß) und ich den Wert seit fast 20 Jahren beobachte, sei hiermit ein neuer TUI-Thread eröffnet. Gerne auch positive Einschätzungen, natürlich, aber bitte ohne ins Persönliche abzugleiten (nach dem Motto: sieht man mal wieder, daß du keine Ahnung hast etc. etc.).
Meine persönliche Meinung zur Aktie ist sehr unentschieden: solange das alte Management, das die trostlose Aktienkursentwicklung des letzten Jahrzehnts zu verantworten hat (der Börsenwert der gegen die Touristik getauschten Tochter Salzgitter liegt weit höher als die TUI), am Ruder ist, bin ich sehr kritisch gestimmt. Trotzdem sollte man die TUI sehr aufmerksam beobachten, da allein das von der TUI gehaltene TUI-Travel Paket die gegenwärtige Marktkapitalisierung der TUI übertrifft.
Die Aktienkursperspektiven dürften meines Erachtens vor allem von der Entwicklung der Touristik abhängen. Diese wird von London aus von einem krisenerprobten Manager geführt, muß aber nach der Fusion FirstChoice/TUI noch den Nachweis nachhaltiger Profitabilität erbringen. Daß die Touristik keine Goldgrube ist, weiß seit dem 11. September jeder. Im Moment besteht die Hauptaufgabe darin, die Kapazitäten so zu planen, daß die Reisen bei immer schwieriger werdender Nachfrage in der Weltwirtschaftskrise nicht verramscht werden müssen.
Ich selbst halte keine TUI-Aktien (nur TUI-Travel), aber meine Frau ist seit den besseren Tagen dabei.
"Der Reisekonzern TUI macht seinen Aktionären wenig Hoffnung auf eine schnelle Sonderdividende infolge des Verkaufs seiner Reederei Hapag-Lloyd.
Zunächst müsse der Konzern warten, bis ein weiterer Teil des Verkaufserlöses geflossen ist, sagte Finanzchef Rainer Feuerhake am Freitag in einer Analystenkonferenz. Zudem müssten die Kreditmärkte wieder normal funktionieren, so dass Hapag-Lloyd nicht mehr auf Darlehen von TUI angewiesen sei. Um eine vorzeitige Rückzahlung einer Anleihe zu vermeiden, muss TUI zudem zunächst die durch den Verkauf hereinkommenden 1,6 Milliarden Euro komplett ausgeben - etwa für Schuldenrückzahlung, in Aussicht gestellte Darlehen an Hapag und für sein Tourismusgeschäft. Dabei seien auch Investitionen in Hotels oder das Kreuzfahrtgeschäft denkbar.
Da TUI beim Hapag-Lloyd-Verkauf anders als bislang geplant einen um zehn auf 43,3 Prozent aufgestockten Anteil behält, fließen dem Konzern zunächst 1,6 Milliarden Euro zu, 400 Millionen weniger als erwartet. TUI hat aber die Option, einen 33,3-prozentigen Anteil im Jahr 2012 an das Hamburger Käuferkonsortium zu verkaufen. Die restlichen zehn Prozent müssen die Hamburger spätestens 2014 abnehmen. Ziel sei es, sich so schnell wie möglich komplett aus Hapag zurück zu ziehen, sagte Feuerhake.
Ob TUI die Londoner Tochter TUI Travel, in der das Reisegeschäft des Konzerns gebündelt ist, komplett zurückkauft, ließ Feuerhake weiter offen. Eine Entscheidung dazu werde zu einem späteren Zeitpunkt getroffen, sagte er."
"Der abgeschlossene Hapag-Lloyd-Deal sei eher negativ zu sehen. Auf Grund geänderter Transaktionsbedingungen gewähre TUI dem Käuferkonsortium einen Kredit, so dass erst einmal nur 0,6 Mrd. EUR für das Unternehmen greifbar seien. TUI drohe zu einer reinen Holding zu werden."
"Drohe" ist gut gesagt. Was ist die TUI sonst noch?
Ein Finanzier der eben verkauften Tochter Hapag?
"Infolge der Finanzmarktkrise und verschlechterter Bedingungen in der Containerschifffahrt bekam das Konsortium finanzielle Probleme. Damit der Verkauf überhaupt zustande kommen konnte, musste Tui den Bietern entgegenkommen und zehn Prozent mehr halten.
Der Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne erwägt, langfristig doch einen höheren Anteil an der Reederei Hapag-Lloyd zu erwerben. "Im Augenblick muss man erstmal die Luft anhalten und abwarten und dann Maßnahmen ergreifen, um Hapag-Lloyd auszubauen. Dann wird Hapag-Lloyd ein sehr wertvolles Unternehmen werden, und dann werde ich mir auch überlegen, meinen Anteil aufzustocken", sagte er am Freitag.
"Das wird wahrscheinlich eher in drei als in zwei Jahren so sein." Anders als zunächst vorgesehen übernimmt Kühne keine Sperrminorität von gut 25 Prozent an der Gesellschaft, an die Tui im März ihre Reederei überträgt, sondern nur rund 15 Prozent. Der Touristikkonzern bekommt nun 43 statt der bislang geplanten 33 Prozent.
"Ich hätte mich sonst verschulden müssen. Jetzt muss ich das nicht mehr", sagte Kühne zu den Motiven für seinen Teilrückzug. "Ich investiere 316 Mio. Euro. Das ist ein Großteil meines persönlichen Barvermögens", fügte er hinzu. "Als ich mich vor einem halben Jahr entschlossen hatte, über 500 Mio. Euro zu investieren, da sah die Welt noch anders aus."
Wahnsinn.
Mit wem verhandeln wir nach, wenn die Welt irgendwann anschaut?
Wenn Hapag saniert ist, dann werde er sich vielleicht überlegen aufzustocken. "Ich hätte mich sonst verschulden müssen. Jetzt muss ich das nicht mehr.". Fein für ihn.
Mir fehlt die Gegengabe für so Großzügigkeit des TUI-Managements.
Es ist eine Schande für jede Diskussionskultur, was sich manche hier leisten dürfen.
Zensur? Nein danke!
Weiteres künftig auf w.o.
Kredit mit max. 1,1 Mrd etwas höher. TUI geht davon aus, daß er weitgehend in Anspruch genommen werden wird.
Zur gestrigen Kurzarbeitmeldung: sehe ich nicht so begeistert, da Tourismus wohl vor erheblichen Umsatzeinbrüchen steht (laut eine raktuellen, allerdings auf schwacher Basis stehenden Umfrage ist fast jeder 2. Deutsche u.U. bereit, auf den Urlaub zu verzichten ... sozusagen eher als aufs Handy).
Sowieso darf man nie vergessen, welche politische Heimat Herr Frenzel hat. Da kann man keine wirklich harten Einschnitte erwarten (siehe Hapag).
Gleich mit passendem Leserbrief:
http://www.welt.de/wirtschaft/article3429130/...oyd-gesundsparen.html
1:1 = Erstes Eigentor: durch die 43 % Restbeteiligung muß man die in der Weltwirtschaftskrise zu erwartenden Verluste von Hapag (Gerüchte, wohlgemerkt: nur Gerüchte, besagen, daß intern für 2009 mit etwa 400 Mio minus kalkuliert wird) mittragen. Der Hamburger Reeder Claus-Peter Offen prophezeit bis mindestens 2011 eine schwierige Lage. Gleichzeitig kann man noch ein gutes Weilchen auf den vollen Kaufpreis warten, inkl. vollem Risiko, wenn die Kreditlinie von 1,1 Mrd von Hapag beansprucht wird
1:2 = Zweites Eigentor: dafür muß man spätestens 2014, also zu einer Zeit, da sich die Lage durchaus erholt haben könnte, den Restanteil von Hapag zu einem vermutlich relativ eng endfixierten Preis, der durchaus unter dem, je nach Entwicklung der Weltwirtschaft, dann erzielbaren Marktwert liegen könnte, an das Konsortium abtreten.
Kann die TUI ausgleichen???
Behrendt sinngemäß: "Profitabel kann derzeit niemand fahren".
Ist also nur noch die Frage, wie hoch der Verlust ausfallen wird.
Fakten am 25.3.2009: Geschäftsjahr 2008: - 121,3 Mio
Für 2009 rechnet man mit einem positiven Gesamtergebnis
Umsatz: + 9 %
Verlust verbessert sich von minus 63,3 Mio GBP (Q 1 07/08) auf minus 34,9
"Trading for both winter and summer seasons has strengthened since our previous
update on 5 February. Bookings are in line with capacity reductions and there is
evidence of improved consumer demand in recent weeks." (Quelle: Quartalsbericht TUI-Travel).
Peter Long: "I am pleased with our trading performance across our key source markets and
programmes. Pricing is strong as we continue to recover our cost input inflation, while
consumer demand continues to improve despite the economic conditions, as our
customers continue to seek differentiated experiences with trustworthy brands that
provide excellent value for money. We have continued to experience greater demand for
non-Euro destinations and all-inclusive holidays.
I believe that the actions we are taking to manage supply through leveraging our flexible
business model, combined with the significant synergy benefits arising in the current
financial year, leads us to be well positioned to meet our expectations for the year to 30
September 2009.” (Quelle: Quartalsbericht TUI Travel).
Hapag-Ausblick (nach Zinsen): 2009 wahrscheinlich negativ; Touristikergebnis soll 2009 operativ in etwa wie 2008 liegen. Keine Aussage zu einer Dividende für das GJ 2009. Auch Sonderdividende für Hapag erst dann, wenn sich die Forderungen der TUI gegenüber Hapag (aktuell um die 2,4 Mrd unter Annahme, daß die Kreditlinie weitgehend in Anspruch genommen wird) erheblich reduziert haben (verstehe ich so, daß sie auch 2010 noch nicht ausgezahlt werden wird).
Januar / Februar 2009 liegt das Hapag Ergebnis (auf Basis USD) lt. Feuerhake nicht mehr im zweistelligen, sondern bereits im dreistelligen Minus. Allerdings sei auch in guten Jahren das Ergebnis zu Jahresanfang saisonbedingt bestenfalls nur leicht positiv
Aktienkurs TUI: Frenzels einzige Aussage dazu: Aktie sei in den vergangenen Monaten massiv geshortet worden (u.a. mit Spekulation auf Scheitern des Schiffahrtsverkaufes)
Ausbau der TUI Travel-Beteiligung: sei nach Frenzel in den nächsten 24 Monaten wegen der Finanzkrise nicht so sinnvoll
Auf die sehr richtige Frage eines FAZ-Journalisten, was die TUI noch für eine Existenzberechtigung habe und ob es nicht nur eine reine Doppelnotierung sei, antwortete Frenzel, daß die TUI mit den Hotels einen gewichtigen Ertragsbringer (etwa 25 % des EBITA der Touristik) verwalte (Umsatz etwas über 400 Mio); außerdem sei die TUI wichtig, um die Kapitalrückführung aus dem Hapag Verkauf in den nächsten Jahren zu koordinieren
Zu Fredriksen: man habe in den letzten Monaten sachlich, fachlich Kontakt gehabt. Jetzt in der Krise sei, aus Sicht Frenzels, nicht die Zeit der Konflikte.
Ansonsten bemühte sich Frenzel sehr, um Verständnis dafür zu werben, daß die massiv belastenden Sondereffekte in der Touristik wichtige Vorleistungen für die Zukunft seien, die sich auszahlen würden.
Selbstkritik: völlige, wirklich: völlige Fehlanzeige. Kein einziges Wort.
Aktuell dürfte sie allerdings bereits wieder höher liegen.
Was sagen die Anhänger der "Perle Hapag" (die im übrigen endgültig verkauft ist und von deren mutmaßlichen Verlusten in 2009 weiterhin 43 % in die Bilanz der TUI einfließen werden) und eines der "weltweit führenden Touristik-Konzerne" (an dem die TUI gerademal mit lächerlichen 51 % beteiligt ist, von denen ihrerseits satte 10,7 %, mit denen eine Wandelanleihe unterlegt ist, erstmal zurückgekauft werden müssten) dazu?
Auch unseriös nach oben geschraubte Kursziele aus den Häusern drittklassiger Banken (die evtl. Aktienpaketabschmelzungen benachbarter Abteilungen flankieren sollten) haben die Aktie bisher nicht entscheidend pushen können. Die TUI notiert bei 4 EUR.
Wer wird unser Obama und schickt, wie Obama den GM-Versager Wagoner, Frenzel nach Hause?
http://www.touristik-aktuell.de/nachrichten/...erhoeht-xxl-bonus.html
Indirekt geht daraus etwas hervor, was die TUI unter Leitung des der Sozialdemokratie sehr nahestehenden Frenzel grundsätzlich betrifft. Frenzel konnte sich u.a. auch deshalb trotz der trostlosen Entwicklung der Firma halten, weil er sehr starken Rückhalt im Arbeitnehmerlager hat. Bereits 2003 wurde extrem spät (und nur sehr halbherzig) auf die massiven Einbrüche im Pauschalreisengeschäft infolge des 11. September 2001 reagiert. Merkmal von Hapag und der Reisesparte war zuletzt eine extrem schwache Profitabilität auch in sehr guten Jahren. Insofern ist es kein Wunder, daß Frenzel jetzt mit Hapag m.E. Tafelsilber verkaufen mußte, um die Holding (und ein paar gut bezahlte Arbeitsplätze in Hannover) durch die Krise zu retten.
Den Wert von Hapag für eine "fair value"-Schätzung der TUI-AG kann man mittlerweile vermutlich mit 0 ansetzen, da der Verkaufspreis fixiert ist und der Erlös im Grunde nur dazu dient, für die Holding wieder sinnvolle Bilanzrelationen herzustellen, also die Zeche für all die überteuerten Zukäufe der vergangenen 10 Jahre endlich zu begleichen (die TUI hat derzeit kein Raiting im Investmentgrade!!! - das ist gerade in einer Finanzkrise ein sehr teurer Spaß!!!).
Bleiben, auch als zukünftige Gewinnquelle (deren Erwartung sich in Börsenkursen vor allem niederschlägt) die Sparten Hotels & Resorts (EBITA 2008: 128 Mio), Kreuzfahrten (7 Mio) und TUI Travel (51 % von 452 Mio). Wenn ich die Bilanzpressekonferenz recht in Erinnerung habe, wird das EBITA in etwa auf Vorjahreshöhe erwartet (Hotels + Kreuzfahrten etwas schwächer, TUI Travel etwas besser), was ich für ziemlich optimistisch halte.
EBITA also ca. 360 Mio. Da halte ich selbst einen niedrig zweistelligen Aktienkurs für fast utopisch.
Einwände gegen solche Milchmädchenrechnungen?