SW Umwelttechnik Details sprechen für Neubewertung
Im unteren Diagramm wurden die Währungseinflüsse herausgerechnet.
Dabei zeigt sich, dass die Jahresergebnisse ohne den zumeist negativen Währungseffekt wesentlich besser ausgefallen wären.
In den Geschäftsjahren 2013 und 2014 fiel jeweils ein Verlust aus dem Projektgeschäft idH von 1173 Tsd Euro (2013) und 350 Tsd Euro (2014) an. Diese Verluste wurden in den Diagrammen nicht herausgerechnet.
Warum rechne ich die Währungseinflüsse heraus?:
Meiner Ansicht nach stellen Währungseffekte ein verzerrtes Bild der Ertragskraft dar, zumal sie zwar auf das Ergebnis und das Eigenkapital wirken aber nur geringfügig Cashwirksam sind.
Es ergibt sich daher insgesamt das Bild, dass die SW in den Jahren 2010 und 2011 sehr deutliche Probleme - nicht nur mit der Gesamtverschuldung - sondern auch mit dem Geschäftsverlauf hatte. Ab 2013 haben sich die Geschäfte aber sehr gut entwickelt. Siehe dazu auch die folgenden Digramme zum Cashflow.
Wie oben angeführt, zeigen sich hier die schwierigen Jahre 2010 und 2011 sehr deutlich.
Ab 2013 läuft das Geschäft jedoch hervorragend.
Erwähnenswert ist sicher auch, dass der Ertrag auch in den Boomjahren 2005 bis 2007 niedriger war als in den letzten Jahren. In diesen Jahren wurden allerdings auch die neuen Werke gebaut. Man musste daher teilweise mit den alten Werken arbeiten die wohl weniger produktiv waren bzw. gab es sicher auch Anlaufverluste.
In den Jahren 2005 bis 2008 wurden demnach über 55 Mio Euro investiert. Im Vergleich dazu ist das gesamte Unternehmen aktuell an der Börse mit gerade einmal 6 Mio Euro bewertet, wobei es 2007 (bei ähnlichem Verschuldungsgrad und wesentlich höheren unternehmerischen Risiken) noch einen Marktwert von über 80 Mio aufwies.
Wie aus der Tabelle hervorgeht belaufen sich die Investitionen in den Anlagenbestand auf im Schnitt etwa 2 Mio Euro pro Jahr. In 2016 und 2017 wurde zusätzlich bereits in das neue Werk in Cristesti investiert.
Laut dem Vorstand sind die Werke auf eine Lebensdauer von 40-50 Jahren ausgelegt. Ich denke, dass man damit noch einige Jahre mit einer Investitionshöhe - wie man sie in den letzten Jahren gesehen hat - auskommen sollte.
2015 gab es nach einem Werthaltigkeitstest eine Sonderabschreibung idH von 512 Mio Euro.
Auch hier ist wieder schön erkennbar, wie hoch die Belastungen in den Jahren 2008 bis 2011 alleine aus den Zinszahlungen waren. Kein Wunder, dass es damals Empfehlungen gab, das Unternehmen müsse neu strukturiert werden. Kurios ist dabei wieder, dass der Aktienkurs auch in Zeiten der Insolvenzgefahr, also zwischen 2009 und 2011, noch zwischen 20 und 30 Euro lag.
Man sieht hier eine stark fallende Tendenz. Meiner Ansicht ist das ein klares Indiz für das offenbar schwierige Verhältnis, das der Vorstand offenbar zum Kapitalmarkt hat.
Meiner Ansicht nach kann man auch nicht nur auf die Facebook-Seite verweisen. Hier werden nur Nachrichten veröffentlicht, die Unternehmenserfolge betreffen. Nachrichten die Kapitalmarktrelevant sind, gibt es nicht.
Es gab neben den Quartalsberichten auch noch Bilanzpressekonferenzen, Meldungen über Auftragseingänge, vorläufige Jahresergebnisse die vor den eigentlichen Geschäftsberichten veröffentlicht wurden und weiteres.
Heute müssen die Kapitalmarktteilnehmer damit rechnen, dass zwischen dem Halbjahres-Bericht im August und dem Jahresbericht im April keine einzige kapitalmarktrelevante Unternehmensmeldung kommt.
Leider haben wir das schon mehrmals bei der HV an die Vorstände herangetragen. Es gab dann immer Beteuerungen, dass in Zukunft alles besser werden würde.
Die schwache Entwicklung des Eigenkapitals ist sicher einer der Gründe, wieso die Aktie nicht auf die Beine kommt. Es gibt Fonds die nur ab bestimmten Eigenkapitalquoten investieren dürfen.
Viele Investoren richten ihren Blick auf die Eigenkapitalquote und lassen mit einem Blick darauf, gleich wieder die Finger davon.
Natürlich lastet auch beim Eigenkapital die negative Währungsentwicklung an. Zwischen 2009 und 2017 liegt der negative Effekt daraus bei etwa 3,7 Mio Euro.
Seit Beginn der Ostexpansion ist der Effekt noch wesentlich größer.
Zumindest in 2018 kann man mit einem deutlichen Aufbau des Eigenkapitals rechnen – zumindest dann, wenn die Währungsentwicklung so bleibt.
Meiner Ansicht nach gibt es zwei Wege, wie man mit der EK-Situation umgehen kann:
Entweder man wartet einfach darauf, bis das EK im Laufe der Zeit durch die Geschäftserfolge steigt, oder man führt dem Unternehmen durch eine Kapitalerhöhung Kapital zu.
Für Variante II gäbe es auch mehrere Wege. Man könnte sich beispielsweise einen Investor suchen, der bereit ist Kapital in die Firma einzubringen und dafür Unternehmensanteile erhält.
Man könnte auch eine gewöhnliche Kapitalerhöhung machen, natürlich nicht bei einem Aktienkurs von 10 Euro, sondern wesentlich höher. Voraussetzung dafür wäre, dass die Aktionäre ausreichend liquide sind. Möglicherweise ist die unzureichende Liquidität der Großaktionäre der Grund, warum es bislang nicht zu einer Kapitalerhöhung kam.
Wenn das so ist, so stellt sich die Frage, wieso man sich nicht aktiv auf die Suche nach einem weiteren Großaktionär begibt und diesen ins Unternehmen läßt. Hat man etwa Angst an Einfluss zu verlieren?
Man könnte ja auch Unternehmensanteile der ungarischen Tochter an einen ungarischen Investor gegen Eigenkapital vergeben.
Eine weitere Möglichkeit, an Eigenkapital zu gelangen wäre die Aufnahme von eigenkapitalfähigem Hybridkapital.
Letztlich nimmt man mit der Untätigkeit in diesem Bereich in Kauf, dass das Eigenkapital bei einer sehr schlechten Geschäftslage oder auch nur bei einer ungünstigen Entwicklung der Fremdwährungen ins Negative rutscht.
Meiner Ansicht nach gehört es zur Aufgabe eines Finanzvorstandes für eine ausgeglichene Finanzgebarung zu sorgen.
Wenn man sieht, dass das Eigenkapital bereits über Jahre um die 5% - Linie schwankt, so hat man endlich tätig zu werden.
Die Zeiten für eine Eigenkapitalaufnahme sind jetzt noch günstig. Niemand weiß, wie es in ein paar Jahren aussieht!
Der nachfolgende Chart zeigt die Kursentwicklung der SWUT Aktie seit dem Börsengang, wobei im Vergleich der Hauptindex der Wiener Börse, der „ATX“ und zwei weitere ausgesuchte österreichische Aktien aus der Baubranche nämlich die „Porr AG“ und die „Wienerberger AG“ dargestellt sind.
Bei den an der Wiener Börse notierten Gesellschaften gibt es nur ein einziges Unternehmen, welches eine schlechtere Performance im Langfristvergleich aufweist.
Als Aktionär muss man sich leider fragen wie es weiter geht. Wenn der Aktienkurs nach drei Gewinnjahren in Folge und in Erwartung eines Jahresabschlusses der umsatzseitig wohl der höchste seit 10 Jahren und gewinnseitig wohl der höchste seit 20 Jahren ist, nicht anspringt, dann frage ich mich, was in schlechten Zeiten passiert.
Natürlich ist es richtig, dass die Aktionäre durch ihre Transaktionen die Aktienkurse an den Börsen machen.
Die Unternehmer bzw. Vorstände die dahinter stehen haben aber sehr wohl einen Einfluss auf die Kursentwicklung. Der wichtigste Faktor ist natürlich der unternehmerische Erfolg.
Was viele Unternehmen in den letzten Jahren gemacht haben, ist ein Aktienrückkaufprogramm. Auch die SW hat sich von der Hauptversammlung ein derartiges Programm genehmigen lassen. Der Vorstand könnte also jederzeit beschließen, eigene Aktien an der Börse zurück zu kaufen.
Für jeden potentiellen Aktionär ist es wichtig zu wissen, dass er seine Aktien im Bedarfsfalle wieder jederzeit veräußern kann. Schaut man bei der SW jedoch ins Orderbuch (Auflistung der von den Aktionären beabsichtigten Kauf- und Verkaufskursen) stellt man leider immer wieder fest, dass der Spread (Differenz zwischen An- und Verkaufskursen) zeitweise um die 20% liegt. Ein Aktionär der heute also Aktien kauft, könnte sie morgen nur mit einem Abschlag von 20% verkaufen. Das ist für viele Aktionäre ein absoluter Grund, die Aktie erst gar nicht zu kaufen.
Eine Abhilfe dafür könnte ein Market Maker schaffen. Mir ist klar, dass ein solcher kein Allheilmittel ist, zumindest aber würde er den Spread deutlich einengen und auch für Volumen in der Kursstellung sorgen.
Bei der Hauptversammlung 2018 wurde von uns die Forderung nach einem Market Maker ein weiteres mal gestellt und zur Diskussion gebracht. Leider ohne Erfolg. Ein Grund für die Absage konnte von uns – trotz schriftlicher Nachfrage - nicht in Erfahrung gebracht werden.
Neben den genannten Maßnahmen kann bzw. sollte ein interessierter Vorstand auch Werbung bei potentiellen Aktionären machen. Jedes Unternehmen steht halt auch an der Börse im ständigen Wettbewerb.
Andere gute börsennotierte Unternehmen halten (Bilanz) Pressekonferenzen ab, nehmen an Roadshows teil, oder nehmen auch die Dienste von diversen (seriösen) Börsenzeitschriften in Anspruch. Warum macht nichts davon die SW?
Hybridanleihen werden zur Stärkung des Eigenkapitals umfangreich eingesetzt.
Gerade Unternehmen aus der Baubranche nützen diese Möglichkeit. Hier sind ein paar Unternehmen aufgezählt, die Hybridanleihen aufgelegt haben:
Wienerberger, Porr, OMV, Swietelsky, AT&S. Sogar die Hauptbank der SW, die BKS hat mehrere Hybridanleihen aufgelegt.
Der nachstehende Absatz stammt aus dem Geschäftsbericht 2010 und ist in fast identischer Ausführung in allen weiteren Geschäftsberichten zu finden.
Der Vorstand strebt also seit 2010 mittelfristig eine Eigenkapitalquote von 25 - 30 % an.
Mittelfristig heißt im Wirtschaftsleben eigentlich 1-5 Jahre.
Ich denke, der Vorstand wird sich die Frage gefallen lassen müssen, wieso es bislang nicht gelungen ist, die Eigenkapitalquote auf das genannte Niveau zu heben, obwohl er es seit 2010 anstrebt.
Mich würde interessieren, was genau man dafür getan hat, um das Ziel zu erreichen.
Wie oben geschrieben, gäbe es eine Reihe von Möglichkeiten, sich Eigenkapital zu holen. Wieso tut man es nicht endlich? Es werden wieder schlechtere Zeiten kommen, wo man den Geldgebern wird nachlaufen müssen. Aktuell ist das Umfeld noch gut.
Man soll nicht den selben Fehler machen wie 2007, als man offenbar eine größere Kapitalerhöhung geplant hatte und diese dann aus irgend einem Grund nicht durchgezogen hat.
Die SW weist bereits seit 7 Jahren ununterbrochen eine Eigenkapitalquote von unter 10% auf und gehört damit wohl zu den schwächsten Unternehmen in dieser Kategorie.
Anzuführen ist, dass es sich dabei um Deutsche Unternehmen handelt. Für Österreich konnte nichts vergleichbares gefunden werden.
In Bezug auf die mangelhafte Eigenkapitalausstattung der SW aber auch in Bezug auf eine Reihe weiterer Umstände hat man das Gefühl, dass die Interessen des Hauptaktionärs ein größeres Gewicht haben, als die Interessen der Stakeholder insgesamt.
Ich darf dazu auf die eindeutigen Regeln verweisen, welche das Gesetz bzw. der Österreichische Corporate Governance Kodex vorgeben:
Regel 13:
Der Vorstand hat unter eigener Verantwortung die Gesellschaft
so zu leiten, wie das Wohl des Unternehmens unter
Berücksichtigung der Interessen der Aktionäre und der Arbeitnehmer
sowie des öffentlichen Interesses es erfordert.
Regel 17:
Der Vorstand hat Kommunikationsaufgaben, die das Erscheinungsbild
des Unternehmens für die Stakeholder wesentlich prägen,
umfassend wahrzunehmen. Dabei kann der Vorstand von den entsprechenden
Abteilungen unterstützt werden.
Regel 22:
Der Vorstand fasst seine Beschlüsse frei von Eigeninteressen
und Interessen bestimmender Aktionäre, sachkundig und
unter Beachtung aller relevanten Rechtsvorschriften.
Stellt der Vorstand allerdings fest, dass kein Interesse des Großaktionärs vorhanden ist, so hat er in einem weiteren Schritt zu evaluieren, welche weiteren Maßnahmen für eine zusätzliche Eigenkapitalausstattung heranstehen.
Etwaige Interessen des Mehrheitsaktionärs, welche die mögliche Ablehnung eines weiteren Großaktionärs, beinhalten, sind hier hinten anzustellen. Das Wohl des Unternehmens hat hier eindeutig Vorrang.
Heute kam eine Super-Meldung der SW zu den Zahlen der vergangenen 9-Monate:
http://de.sw-umwelttechnik.com/sw-gruppe/news/...amp;cHash=395bd73cad
In den ersten 9 Monaten des Jahres lag der Umsatz also bei 55 Mio und der Nettogewinn bei unglaublichen 3,5 Mio Euro.
Das ist weit besser, als ich mir erwartet hätte.
Damit kann man vorsichtig geschätzt sogar mit einem Jahresergebnis von deutlich über 4 Mio rechnen.
Ich finde es auch schön, dass man unseren Wunsch nach mehr Information respektiert.
Gegengerechnet liegen die Einmaleffekte also etwa bei 0,5 Mio Euro.
Beim von Dir erwähnten Einmaleffekt handelt es sich zudem um einen cashwirksamen Grundstücksverkauf. Es fließt also tatsächlich Cash in die Kassen der SW.