Der Antizykliker-Thread
Der gestrige Handelstag (Start Europa bis Ende USA) war ein Tag, der immer bärischer wurde: Die Gewinne wurden abgegeben, dann wurde die 10.400 angegriffen und später gerissen und dann das Gleiche mit der 10.000. Und die Dollar-Short-Zykliker kamen einer nach dem anderen aus ihren Löchern gekrochen.
Insgesamt war der gestrige Tag nicht so toll aus Bullensicht.
Und dann lieferten die Asiaten eine fröhlich-grüne Vorgabe, die in Europa aufgenommen wurde und direkt fortgeführt wird. Dieses Drehen des globalen Marktes sehe ich als sehr positives Zeichen.
Der doomed Claus hat es netterweise formuliert:
„Die Kleinanleger stehen staunend daneben und bewundern die "erstaunliche Widerstandsfähigkeit" (resiliance) des Marktes. Einige wähnen dahinter sogar "Stärke".“
Denn wie lerne ich weiter bei meinem rentnerischen Vorbild:
„Die Chose endet damit, dass die Zockerbanken ihre Posis komplett verkauft haben, die Übernacht-Stützungskäufe überraschend einstellen und selber auf "short" umschwenken. Man erkennt es daran, dass sie die Kursziele senken und vermehrt Verkaufsempfehlungen aussprechen.“
Aha, die Banken sind so ehrlich, dass sie „verkaufen“ meinen und das dann auch sagen. Woher das Vertrauen in die Ehrbarkeit der Zockerbanken?
Witzischkeit kennt keine Grenze!
In den Sitautionen wie gestern überkommen einen schon Zweifel an der (long-)Positionierung, ABER in diesen Momenten hilft der Schritt zurück und so kann man sehen, dass die Korrektur gestern im 50% Rahmen war und nicht nur das - sie schloss das Down-Gap vom Dienstag. Bullenherz, was willst du mehr?
Der Kollege, der diesen Chart erstellte, hat es "Big Test for the Bears" genannt. Ich hätte es "Big Test for the Bulls" genannt, denn an diesen Marken zeigt sich das wahre Sentiment, d.h. gibt es wieder ein Dip-Buying oder nicht. Und dies hier ist definitiv ein Dip-Buying!
Viel wichtiger übrigens: Der Euro hat am Widerstand 1,21 gedreht! DAS ist der Auslöser und nix anderes.
Je nach Zeithorizont ist der Trend up oder down. Wie bereits meinerseits dargelegt ist er auf der Monatsebene (meiner Ebene) eindeutig up. Es gibt noch keinen Grund, von einem Downtrend zu sprechen.
Demenstprechend war die am Montag angesprochene Taktik, den Kursverlust - da leider zu früh long gegangen - einfach mit niedrigem Hebel auszusitzen, bislang aufgegangen. Das ist das einzig richtige, was man zu Zeit machen kann: Aussitzen. Egal ob long oder flat. Wer short ist, gegen den läuft die Zeit an, der muss also jetzt aktiver werden.
Das ist mir zu deterministisch.
Räumen wir mal auf:
(1) Es gibt den klaren Klapperatismus:
Der Euro sinkt, der Export brummt, die Amis kaufen Euro um die Bieh-Ähm-Dabeljuhs zu bezahlen, der Euro wird stärker nachgefragt, der Kurs steigt.
Dadurch werden diese Autos teurer und weniger gekauft, weniger Euro usw.
Das war mal etwas Außenhandel und der Vorteil freier Wechselkurse…
(Soll einer sagen, der Bildungsauftrag wird nicht erfüllt!)
(2) Es gibt den psychologischen Klapperatismus:
Euro sinkt, das ist ein Zeichen des Untergangs… uih-uih-uih…
Ganz fix Aktien verkaufen und Staatsanleihen kaufen.
Derzeit läuft nur die Nummer zwei – Nummer eins wurde weitest ausgeblendet.
Das bringt mit sich, dass jeder auf EUR/USD kuckt, wie ne Kuh, wenn’s blitzt und dazu weise Worte spricht. Das weiseste Wort in diesem Währungsgeschwurbel ist definitiv „Rückabwicklung der Carry-Trades.“ Wenn man das sehr lässig sagen kann, ist man ein Profi.
Ich verrenne mich – also wo waren wir? Bei der Hysterie, als der Nummer zwei:
Wenn jetzt plötzlich jemand ein Fläschchen „Gute-Laune-Spray“ fallen lässt, steigt der Euro und der Aktienmarkt gleichzeitig. Das ist heute Morgen in Asien geschehen.
Nicht jedoch: „Schaut mal, der Euro hat gedreht, dann lass uns Aktien kaufen!“
Was ich damit sagen will, nicht die Währungen treiben Aktienkurse, sondern Einstellungen beeinflussen den Devisenmarkt und den Aktienmarkt gleichermaßen. Und erst als sekundären Effekt beeinflussen Währungen den Aktienmarkt.
Nur über Währung zu reden (ich mache ja selber gerne mit) gilt als unfassbar cool…
DieBörse ist ja kein Wunschkonzert, trotzdem würde ich mir eine Beruhigung wie von Dir in #10740 beschrieben wünsch!
Die Idee dabei: Signale in Haupttrendrichtung sind 100% ernst zu nehmen (was verhindert, dass man einer kommenden Rally zusehen muss), Signale in Gegentrendrichtung sind durch den Haupttrendfilter (ggf incl. Fundamentalanalyse) zu bestätigen bzw. nur im Gewinn zu berücksichtigen (da jede Rally Konsolidierungen hat und man diese gerne flat aussitzt). Der Hebel muss dabei natürlich klein sein, was er bei mir aber schon immer war.
Am Ende eines Zyklus (ca. 4 Jahre Hausse) sind Gegentrendsignale aber extrem ernst zu nehmen.
BP schießt 6% nach oben.
Auch wenn diese Nachricht wirtschaftlich ein Nullevent ist, sind es doch solche positiven Nachrichten, die die Stimmung in die richtige Richtung beeinflussen und daher indirekt Börsenrelevanz haben.
Bei der aktuellen Nervosität kann die Stimmung ohne erkennbaren Grund auch schnell wieder umschlagen. Im S&P und Dow sieht das noch gar nicht sooo doll aus.
"Ganz gegenteiliger Meinung wie Biggs ist Fondsmanager Eric Sprott. Er ist der Meinung, die Talfahrt bei den US-Aktien hat gerade erst begonnen. Zwar hat der Standard & Poor’s 500 Index in diesem Monat bereits 12 Prozent verloren. Dies sei jedoch nur der Beginn eines Kursrutsches, der das Börsenbarometer im nächsten Jahr unter das Tief von 2009 drücken werde."
Wenn ich lese, dass ein Seher gesehen hat, was kommen wird, macht mich das ganz neugierig, dass ich kucken muss, was der Seher denn für ein Typ ist. Und was lese ich, dass er ist ein "einjährig-unter-quartiler" Fondsmanager ist.
Kuckst Du:
http://www.morningstar.ca/globalhome/QuickTakes/....asp?fundid=72264#
"Vor diesem Hintergrund ist Sprott Wetten gegen Finanzinstitute eingegangen und hat die Leerverkäufe bei Toronto-Dominion Bank, Bank of Nova Scotia und National Bank of Canada beibehalten. Hingegen bevorzugt er weiterhin Rohstoffe als sicheren Hafen. Zum 31. März entfielen 34 Prozent der Vermögenswerte des Canadian Equity Fund auf Gold und Silber, grösste Position war der Goldhändler Gold Wheaton Gold."
Aha, das haben wir ja letzte Woche erlebt:
[Ironie an]Die Börse ging runter und die Rohstoffe sind ganz artig und toll gestiegen, sogar Gold...[Ironie aus]
Vor 1-2 Monaten war noch Konsens, dass die Krise nur durch eine hohe Staatsquote bekämpft werden kann, dh der Staat vergibt Aufträge um die Wirtschaft zu stützen und vergibt Bürgschaften an Banken. Diese sind natürlich kreditfinanziert, aber das hat bis neulich niemanden gejuckt.
Seit 1-2 Wochen (EUR-Crash) gilt nun das Gegenteil: Um das Vertrauen in den EUR zu stärken versuchen sich die europ. Regierungen in ihren Sparanstrengungen gegenseitig zu übertrumpfen. Auf die Gefahr hin, dass die Konjunktur abgewürgt wird. Aber hier fand wohl eine Güterabwägung statt, und zwar zugusten der Währungsstabilität.
Was nun bemerkenswert ist, ist die Geschwindigkeit des Paradigmenwechsels. Ob es anders herum auch so schnell geht?
Deiner Frau/Freundin zu begründen, dass drei statt vier Paar Stiefel angemessen wären.
Oder:
Deiner Frau/Freundin zu begründen, dass fünf statt vier Paar Stiefel angemessen wären.
Morgen sehen wir vermutlich die 6000. Wenn es nur 5900 werden, dann meintwegen. Wir können also heute schon Bilanz ziehen. Und was sehen wir: Der Mai sieht doch ganz ok aus! GD200 hat gehalten, GDM9 steigt klar, Uptrend ist voll intakt. Nette Konso, aber mehr nicht.Der Januar 2010 sieht nicht besser aus.
Also Eidi: Juni 10 wird rot. Juli 10 grün. Totalabsturz dann ab August. Passt auch zur Jahreszeit.
Ich glaube dran...
...denn manchmal ist der Glaube alles was bleibt.
Entweder: Die Kurse sind zu niedrig und werden daher irgendwann in Zukunft höher stehen.
Oder umgekehrt.
Oder: Die Kurse sind fair, dh sie werden seitwärts laufen.
Den Rest kann man sich schenken.
Und dann werde alle Durchschnitte leicht verzerrt.
Schweizer Uhren werden rückwärts gehen und der Franken abgewertet...
Ich erkläre den 6-Tages-Krieg für beendet!
Wer hat's erfunden?