Countdown zur Klima-Katastrophe läuft
(sonst werde ich gar nicht mehr fertig - nur soviel - was meint ihr wieviel Geld die 1000de von Klima-Forschern wohl noch zum Forschen zur Verfügung haben würden, würden sie Ihre Prognosen nicht so apokalyptisch formulieren bzw. immer das worst case Szenario zur hand nehmen.)
mfg
Shaker
P.S.: Nur zu: belehrt mich
Manche Bewohner des nordkanadischen Ortes Churchill schlafen nur mit einem Revolver unter dem Kopfkissen. Andere gehen nicht ohne Gewehr auf die Straße. Kinder werden unter Bewachung zur Schule gebracht und dürfen zu einer bestimmten Jahreszeit nicht draußen spielen. Denn in Churchill am Rande der arktischen Tundra kommen auf jeden Einwohner zwei Eisbären. Und die Eisbären werden immer hungriger - als Folge der Klimaerwärmung.
Eisbären ernähren sich vor allem von Ringelrobben. Aber die können sie nur auf einer Eisdecke fangen - wenn die Beutetiere kurz zum Luftschnappen in einem Eisloch auftauchen. Im offenen Wasser sind die Robben viel zu schnell für ihre Verfolger. Da aber die gigantische Hudson Bay nur im Winter zugefroren ist, müssen die Eisbären im Sommer hungern - notfalls können sie acht Monate ohne Nahrung auskommen. Dafür kann sich ihr Gewicht im Winter verfünffachen. Doch die Fastenzeit wird von Jahr zu Jahr länger. Denn durch den Anstieg der Temperaturen friert die Bay im Herbst später zu und taut im Frühjahr eher wieder auf. In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich die Eisperiode um etwa drei Wochen verkürzt.
Eisbären-Notrufnummer
Mittlerweile kommt es immer wieder vor, dass Eisbären ertrinken, weil sie sich auf zu dünne Eisschollen wagen, einbrechen und dann zu weit vom Festland entfernt sind, um noch zurück schwimmen zu können. Kanadische Forscher haben festgestellt, dass die Tiere heute durchschnittlich zehn Prozent weniger wiegen als vor zwanzig Jahren. Außerdem bringen sie weniger Junge zur Welt. Nach Berechnungen des kanadischen Wissenschaftlers Ian Stirling ist die Zahl der Eisbären an der Westküste der Hudson Bay zwischen 1987 und 2004 um 22 Prozent gesunken. In Kanada leben zwei Drittel der etwa 25.000 Eisbären weltweit.
Auf der Suche nach etwas Fressbarem streunen die größten Landraubtiere der Erde über die Müllkippe und durch die Gärten von Churchill. "Achtung Eisbären", steht auf großen Warnschildern. Manchmal dringt sogar ein Bär ins Haus ein und verspeist im Wohnzimmer eine Packung Hundefutter. Für solche Fälle gibt es die Eisbären-Notrufnummer, die 24 Stunden am Tag besetzt ist. Die "Polar Bear Police" betäubt den Eindringling dann mit einem Narkosegewehr. Anschließend wandert er ins Eisbärengefängnis von Churchill mit 24 Einzelzellen. Dort bleibt er, bis er im Winter auf der festen Eisdecke der Hudson Bay ausgesetzt werden kann.
Eisbären-Gefängnis überfüllt
Doch immer häufiger ist das Gefängnis schon voll, so dass die Eisbären per Hubschrauber weiter nach Norden ausgeflogen werden müssen. Allerdings lassen sich Eisbären nur sehr schlecht in einem anderen Gebiet ansiedeln. Die Schneehöhlen, in denen sie ihre Jungen zur Welt bringen, werden oft über Generationen hinweg bewohnt.
In Churchill spielt man das Problem gern herunter, denn der Eisbären-Tourismus ist die Haupteinnahmequelle des Ortes. Doch die Naturschutzorganisation WWF befürchtet, dass "Ursus Maritimus", der Meerbär, noch in diesem Jahrhundert aussterben könnte. "Eisbären werden Geschichte sein", sagt die WWF-Klimaexpertin Catarina Cardoso. "Etwas, worüber unsere Enkel nur noch in Büchern nachlesen können."
Christoph Driessen/DPA, stern.de
Never argue with an idiot -- they drag you down to their level, then beat you with experience.
Die Klimaerwärmung schafft günstige Wachstumsbedingungen für einen krank machenden Pilz, der rund 70 Lurcharten in Zentral- und Südamerika ausgerottet hat. «Die Krankheit ist das Geschoss, das die Amphibien tötet, aber der Klimawandel drückt den Abzug», sagt Alan Ponds vom Tropical Science Center in Costa Rica.
Ein Team um den Wissenschaftler hatte Berichte über das Verschwinden der Harlekinfrösche der Gattung Atelopus in Mittel- und Südamerika gesammelt, zahlreiche Klimadaten ausgewertet und eine Verbindung hergestellt. Zwei Drittel der Arten starben zwischen den 1980er und 1990er Jahren aus, berichten die Forscher in der aktuellen Ausgabe des Magazins «Nature». Die zur Familie der Kröten gehörenden Lurche verschwanden selbst aus abgelegenen, vergleichsweise unberührten Schutzgebieten.
Alan Ponds sieht es als bewiesen an, dass der Klimawandel zu mehr Wolken über den tropischen Bergen Amerikas führt. Diese sorgten für kühlere Tage und wärmere Nächte, und dies wiederum begünstigte den Pilz Batrachochytrium dendrobatidis. Er gedeiht zwischen 17 und 25 Grad Temperatur am besten. Der Parasit wächst in der oberen Hautschicht der infizierten Amphibien. Damit wird diese wichtige Barriere gegen Infektionen in Mitleidenschaft gezogen und die Tiere sind anfälliger für weitere Erreger.
«Es gibt eindeutig den dringenden Bedarf, auf saubere Energiequellen umzustellen», erklärte Ponds mit Blick auf den durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe verursachten Treibhauseffekt. Dafür müssten ähnlich große Anstrengungen wie für den Bau der ersten Atombombe oder die erste Mondlandung unternommen werden.
Auch für den Menschen ließen diese Ergebnisse die Alarmglocken läuten, schreibt Andrew Blaustein von der Oregon State University in Corvallis, USA, in einem begleitenden Kommentar in der gleichen Nature-Ausgabe. Die nun aufgedeckten Zusammenhänge machten das vielfältige Zusammenspiel von Klima, Krankheitserregern und deren Wirten deutlich. Es sei zu befürchten, dass viele weitere Arten «von der Ameise bis zum Zebra» vor ähnlichen Problemen stehen könnten. (nz)
Sicher stirbt die eine oder andere Rasse von selber aus.
Wir sind die einzige Spezies, die es selbst drauf an legt; mit Macht!
greetz bammie
Hitzerekorde, Dürre, abschmelzende Eisdecken
Ralf Streck 03.02.2006
Neueste Studien zeichnen dramatisches Bild über die immer deutlicheren Klimaveränderungen
Die Meldungen über die bedenkliche Erwärmung der Erde reißen nicht ab. Letzte Woche hat die Nasa gemeldet, 2005 sei das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnung von Klimadaten gewesen. Eine Studie aus Großbritannien spricht unter anderem vor dem Abschmelzen der Eiskappe in Grönland, wodurch der Meeresspiegel sich deutlich erhöhen könnte. Im Vorwort warnt sogar der britische Premierminister Tony Blair vor den deutlichen Klimaveränderungen, während die US-Regierung offenbar versucht, den führenden Nasa-Klimaforscher mundtot zu machen, der für die Reduktion der Treibhausgase eintritt. Spanien bereitet sich derweil auf ein weiteres, noch schlimmeres Dürrejahr vor.
Bild: Nasa
Letzte Woche hatte das Goddard Instituts for Space Studies (1) (GISS) in New York festgestellt (2), dass 2005 das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1873 war. Die Wissenschaftler der US-Raumfahrtbehörde Nasa haben für ihre Studie weltweit die Temperaturdaten ausgewertet. Andere Forschergruppen hatten 2005 als zweitwärmstes Jahr nach 1998 eingestuft, sie hatten aber nicht die Werte für die Arktis einbezogen. Nach Angaben der NASA-Klimaforscher, war es gerade dort im letzen Jahr "ungewöhnlich warm", weshalb sie zu einem anderen Ergebnis gelangt sind. Analysiert hatten sie Daten von Wetterstationen an Land sowie Satellitenmessungen der Oberflächentemperatur der Meere.
Nach Ansicht der Nasa-Wissenschaftler hält der starke Trend zur Erwärmung der Erde ungebrochen an. Zwischen 1880 bis 1925 seien die Durchschnittstemperaturen in etwa gleich geblieben. Zwischen 1925 und 1975 stieg die Temperatur um etwa 0,2 Grad Celsius an. Seit den 1970er Jahren geht es hingegen steil nach oben. Seither seien die Durchschnittstemperaturen global um rund 0,6 Grad Celsius gestiegen. "Die fünf wärmsten Jahre des letzten Jahrhunderts ereigneten sich innerhalb der letzen acht Jahre", erklärte James E. Hansen, Leiter des Goddard Instituts. "Das wärmste war 2005, dann folgen 1998, 2002, 2003 und 2004."
Der bisherige Rekordhalter 1998 sei durch das Klimaphänomen El Niño ( Sturmfluten im Sonnenstaat (3)) geprägt gewesen. Dabei reißt der kalte Humboldtstrom ab und erzeugt besonders warme Strömungen im Pazifik. Das neue Rekordjahr 2005 kam aber sogar ohne derlei Sonderfaktoren auf noch höhere Werte, welche die Nasa-Wissenschaftler der "rapiden Erwärmung" zuschreiben. Aus indirekt bekannten Werten der Vergangenheit vermuten sie sogar, dass 2005 das wärmste Jahr seit mehreren tausend Jahren gewesen sein könnte. Weil die Erwärmung weiter gehe, werden neuerliche Rekordwerte nicht lange auf sich warten lassen, sagt die Nasa voraus. Schon 2006 oder 2007 könnte es einen neuen Rekord geben.
Die globale Erwärmung erfolgt nicht gleichmäßig. Verstärkt betroffen waren in den vergangenen 50 Jahren Alaska, Sibirien, die Antarktis und die Weltmeere. Die Forscher unterstreichen, dass diese Regionen weit entfernt von großen Ballungsräumen liegen. Deshalb könne nicht der direkte Einfluss von dichter menschlicher Besiedelung, der so genannte "Wärmeinseleffekt", verantwortlich sein.
Durchschnittliche Temperatur zwischen Dezember 2005 und November 2005. Die Gebiete, die sich am stärksten erwärmt haben, sind rot eingezeichnet. Bild: Nasa
Bis zum Ende des 21. Jahrhundert erwarteten die Wissenschaftler einen Anstieg um drei bis fünf Grad Celsius. Dafür machen sie vor allem Treibhausgase wie Kohlendioxid, Methan und Ozon verantwortlich. Damit würden die Temperaturen auf Werte ansteigen, die es auf der Erde sicher seit einer Million Jahre nicht mehr gegeben habe. Erst kürzlich hatte James Lovelock vor einer Katastrophe bis zum Jahr 2100 gewarnt. Nach Ansicht des Wissenschaftlers und Vaters der "Gaia-Hypothese" könne sich die Temperatur sogar um 8 Grad Celsius erhöhen ( "Die Rache Gaias": Liegt der Planet bereits im Fieber? (4)).
US-Regierung setzt Wissenschaftler unter Druck
Doch die US-Regierung will von derlei Einschätzung weiter nicht viel wissen. Offenbar versucht man in Washington deshalb, den kritischen Klimaforscher Hansen mundtot zu machen. Das hatte die New York Times berichtet (5). Gegen ihn habe eine Kampagne begonnen, seit er am 6. Dezember öffentlich für die schnelle Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgas ausgesprochen habe, erklärte der Leiter des Goddard Instituts in einem Interview. Die PR-Abteilung der Nasa habe Anweisung erhalten, seine Redemanuskripte und Veröffentlichungen zu überprüfen. Er werde aber die Restriktionen nicht beachten und sich nicht "zensieren" lassen, kündigte Hansen an.
Die Nasa bestritt die Vorwürfe. Allerdings wäre Hansen nicht der erste Wissenschaftler, der auf Druck der US-Regierung seinen Job verliert. Im April 2002 verlor der damalige Vorsitzende der Internationalen Expertengruppe für den Klimawandel ( IPCC (6)), Dr. Robert Watson seinen Job, der die Ablehnung des Kyoto-Abkommens seitens der USA kritisiert hatte ( Ein kleiner Coup in Sachen Energiepolitik (7)).
Derweil warnt der britische Regierungschef Tony Blair ausdrücklich vor den Klimaveränderungen im Vorwort zu dem Bericht Avoiding Dangerous Climate Change (8), den die britische Regierung in Auftrag gegeben hat. "Die hier dargestellten Ergebnisse machen deutlich, dass die Risiken des Klimawandels deutlich größer sein könnten, als wir dachten", schreibt Blair.
Das am Montag veröffentlichte Buch fasst Arbeiten zusammen, die bei einer Konferenz des Meteorologischen Instituts in Exeter vorgetragen wurden. Demnach hätten die Wissenschaftler nun "größere Klarheit und weniger Unsicherheit" über die Folgen des Klimawandels erlangt.
Antarktis. Bild: British Antarctic Survey
Das Klima in Teilen Europas könnte trotz Erwärmung kälter werden
Eine globale Erwärmung um nur zwei Grad hätte demnach schon fatale Folgen. Das Eis auf dem Festland Grönlands würde womöglich komplett abschmelzen und den Meeresspiegel um sieben Meter ansteigen lassen. Das Eis der westlichen Antarktis könnte ins Meer abrutschen und den Meeresspiegel um weitere sechs Meter ansteigen lassen. Der letzte Klimabericht der IPCC ging 2001 noch davon aus, dass dieses Eis stabil sei. Nun sagte (9) der Vorsitzende des British Antarctic Survey (10) Chris Rapley: "Der letzte Bericht des IPCC beschrieb die Antarktis hinsichtlich des Klimawandels als schlafenden Riesen - ich würde sagen, jetzt ist sie ein erwachter Riese." Das sei wirklich beunruhigend.
Für Europa wäre auch das prognostizierte Abreißen des Nordatlantikstroms fatal. Der Golfstrom hält den Kontinent bisher überdurchschnittlich warm. Doch in den letzten 50 Jahren sei er um etwa 30 Prozent schwächer geworden. Trotz Treibhausklima könnte es also in einigen Teilen Europas deutlich kälter werden. Diese seit längerem beschriebene Gefahr wird nun durch Strömungsmessungen untermauert.
An dem Band waren auch Forscher vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (11) (PIK) beteiligt. Im letzten Jahr hatte das PIK bereits eine Studie über die Auswirkungen des Jahrhundertsommers 2003 auf die europäischen Ökosysteme vorgestellt. Vor allem die Alpinregionen und der Mittelmeerraum seien von den Klimaveränderungen stark betroffen ( Spaniens schmutzige Klimapolitik (12)). Bis zu 38% der Bevölkerung könnten dort bald unter "erhöhtem Wassermangel leben", weil häufiger und schwerere Dürreperioden erwartet werden.
Portugal ( Portugal: Der Sommer hat gerade erst begonnen (13)) und Spanien litten im vergangenen Jahr unter der extremsten Dürre, seit mit der Aufzeichnung der Messdaten 1947 begonnen wurde ( Extreme Dürre in Spanien (14)). Derzeit zeichnet sich in Spanien eine noch heftigere Dürre ab. Schon im Dezember hatte das Umweltministerium gewarnt, dass dieses Jahr wegen fehlender Niederschläge "noch trockener" werden könne als das vergangene. "Das letzte Vierteljahr war schlechter als das Jahr zuvor", erklärte (15) der Verantwortliche für Wasser im Umweltministerium, Jaime Palop. In Spanien habe damit das zweite Dürrejahr in Folge begonnen, weil das hydrologische Jahr jeweils mit den Herbstregen im Oktober anfängt. Tatsächlich sind die Wasserpegel in den Stauseen weiter gestiegen, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass sie nur zu 47,6 % gefüllt sind. Vor einem Jahr waren es zu diesem Zeitpunkt noch 57,7 %. Das Umweltministerium hat gerade Daten veröffentlicht (16), wonach in einigen Regionen die Speicher nur zu knapp 13 % gefüllt sind.
Links
(1) http://www.nasa.gov/centers/goddard/home/index.html
(2) http://www.nasa.gov/centers/goddard/news/topstory/...005_warmest.html
(3) http://www.telepolis.de/r4/artikel/2/2264/1.html
(4) http://www.telepolis.de/r4/artikel/21/21809/1.html
(5) http://www.nytimes.com/2006/01/29/science/earth/29climate.html
(6) http://www.ipcc.ch
(7) http://www.telepolis.de/r4/artikel/12/12369/1.html
(8) http://www.defra.gov.uk/environment/climatechange/...dangerous-cc.htm
(9) http://news.independent.co.uk/environment/article341944.ece
(10) http://www.antarctica.ac.uk
(11) http://www.pik-potsdam.de/press/pressrelease/pm_adcc_book_d.htm
(12) http://www.telepolis.de/r4/artikel/21/21281/1.html
(13) http://www.telepolis.de/r4/artikel/20/20550/1.html
(14) http://www.telepolis.de/r4/artikel/20/20834/1.html
(15) http://www.elmundo.es/elmundo/2005/12/27/ciencia/1135698030.html
(16) http://www.elmundo.es/elmundo/2006/01/31/ciencia/1138708128.html
Telepolis Artikel-URL: http://www.telepolis.de/r4/artikel/21/21921/1.html
von David Deißner
Die Fassung zu wahren ist eine britische Kardinaltugend. Um so mehr muß es beunruhigen, wenn Tony Blair im Vorwort zu einer jetzt veröffentlichten Studie zum Klimawandel zu für seine Verhältnisse dramatischen Worten greift. "Die Studie zeigt, daß die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken größer sind, als wir bisher angenommen haben", schreibt der Premierminister.
Eine Stabilisierung des Klimas durch gezielte Senkung der Treibhausgase wäre, das bestätigt die Untersuchung, erst in einigen Jahrzehnten wirksam. Schon jetzt könne man, so die an der Studie beteiligten Wissenschaftler, von einem Temperaturanstieg zwischen 1,4 und 5,8 Grad innerhalb der nächsten 100 Jahre ausgehen. Mögliche Konsequenzen seien ein Anstieg des Meeresspiegels, Hitzewellen, Wirbelstürme, Überflutungen.
Ziel der von Blair initiierten Konferenz "Avoiding Dangerous Climate Change", die im vergangenen Jahr im englischen Exeter stattfand und deren Ergebnisse die Studie nun nach gründlicher Bearbeitung zusammenfaßt, war es, einen Schwellenwert für den Temperaturanstieg zu definieren, ab dem der Klimawandel "gefährlich" wird - und der als Richtwert für künftige Klimapolitik dienen kann.
Bei der momentanen Politik, so der Potsdamer KlimaforscherWolfgang Cramer, ist eine Abwendung einschneidender Veränderungen nicht in Sicht. Denn selbst wenn die durchschnittliche Temperatur auf der Erde, wie von der EU angestrebt, nur um zwei Grad Celsius steigen würde, ließen sich wesentliche Systemveränderungen, insbesondere im antarktischen Eis, nicht verhindern.
Eine wissenschaftliche Definition von "Gefahr" gilt als problematisch. Was "gefährlich" ist, beruht eher auf politischen Wertungen als auf wissenschaftlichen Beweisen. Einen Schwellenwert festzulegen unter Wissenschaftlern ist indes umstritten. Das sei so, als solle einem Raucher eine der Gesundheit zuträgliche Menge an Zigaretten empfohlen werden, kommentierte der Physiker Myles Allen von der Universität Oxford bei der Veröffentlichung der Studie.
Wenig Uneinigkeit gibt es indes über das Risiko eines globalen Meeresspiegelanstiegs: Daß dieser sehr viel wahrscheinlicher sei, darüber sind sich die meisten Spezialisten einig und machen sich deshalb die größten Sorgen. Sollte etwa das Eis in der westlichen Antarktis instabil werden und ins Meer abrutschen, könnte es schon innerhalb der nächsten 100 Jahre zu einem Anstieg des Meeresspiegels um 1,5 Metern kommen, fürchtet etwa der Polarforscher Chris Rapley vom British Antarctic Survey. "Wir haben es mit einem erwachenden Riesen zu tun".
Rapley sagt, er habe kein Verständnis für Vertreter aus der Wirtschaft, die konkrete Konsequenzen aus den Ergebnissen der Klimaforscher mit der Begründung verweigerten, diese seien zu unsicher. In der Wirtschaft würden täglich Entscheidungen auf sehr viel unsichererer Informationsgrundlage gefällt.
Die Münchner Rückversicherung etwa ist sich der immensen Kosten des Klimawandels bewußt. Sie rechnet in Zukunft mit einer exponentiellen Zunahme von Naturkatastrophen, die auf den menschengemachten Klimawandel zurückgehen. Bereits die Kosten für den Fall einer Überflutung der Londoner Innenstadt liegen nach Schätzungen bei 60 Milliarden US-Dollar. Auch für Briten ist es da verzeihlich, wenn sie deshalb ihre Fassung verlieren.
Artikel erschienen am 5. Februar 2006
URL: http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,400815,00.html
Gletscherschwund
Schnee am Kilimandscharo schmilzt immer schneller
Die Gletscher auf Afrikas höchstem Berg verschwinden noch schneller als befürchtet. Neue Untersuchungen am Kilimandscharo haben ergeben, dass das Wahrzeichen Tansanias schon in zehn Jahren eisfrei sein könnte.
Der "Science"-Artikel im Oktober 2002 hatte die Welt aufgeschreckt: 2015, prophezeite Lonnie Thompson von der Ohio State University, spätestens aber 2020 werde der Kilimandscharo eisfrei sei. Der Geowissenschaftler hatte den Gletschern auf dem höchsten Berg Afrikas sechs Eiskerne entnommen. Die Analyse ergab, dass der Gipfel seit fast 12.000 Jahren mit Eis bedeckt ist, das jedoch zu schmelzen droht.
Doch die Lage am 5892 Meter hohen Wahrzeichen Tansanias ist offenbar viel dramatischer, als sie Thompson vor dreieinhalb Jahren beschrieben hat. Die mächtigen Gletscher könnten schon viel früher verschwinden, erklärte der Forscher nun, nachdem er den Berg erneut untersucht hat.
"Die Veränderungen sind dramatisch", sagte Thompson. Man könne dies vor Ort sehen - aber auch auf Luftaufnahmen. "Der Abbau des Eises könnte sich sogar noch beschleunigt haben."
Das schnelle Verschwinden der Gletscher, dass auch in den Alpen und in anderen Hochgebirgen weltweit beobachtet wird, führen die meisten Wissenschaftler auf den Klimawandel zurück. Steigende Temperaturen bringen das Eis zum Schmelzen. Zudem fehlt es an Neuschnee, dessen Weiß die Sonnenstrahlung gut reflektiert und so den Gletscher vor dem Aufwärmen schützt.
Seit 1912, als die Gletscher am Kilimandscharo erstmals vermessen und erfasst wurden, sind 82 Prozent der Eisfelder verschwunden. Zwischen 1962 und 2000 schrumpfte die Gletscherhöhe um 17 Meter - das entspricht rund einem halben Meter pro Jahr.
Neue Messungen von Thompsons Team zeigen, dass das nördliche Eisfeld an drei Stellen am Rand seit 2002 fünf Meter Höhe verloren hat. Der sogenannte Furtwängler-Gletscher droht gespalten zu werden, denn in seiner Mitte hat sich ein riesiges Loch gebildet, das bis auf den felsigen Grund reicht. Bereits in sechs Monaten könne die Teilung vollzogen sein, fürchtet Thompson.
Der Furtwängler-Gletscher hat seit dem Jahr 2000 ein Drittel seiner Dicke eingebüßt - damals war er noch neun Meter hoch. Die südlichen Eisfelder haben sogar vier bis fünf Meter verloren. "Das ist ein enormer Eisverlust", erklärte Thompson. "Es gab keine Bildung von neuem Eis an den Gletschern seit dem Jahr 2000."
Mit Hilfe von Luftaufnahmen will der Geoforscher den Schwund des Eisvolumens genauer berechnen. Er befürchtet dramatische Folgen für die Bewohner der Region. Zum einen ist das Tourismusgeschäft bedroht. Zum anderen könnte auch eine wichtige Wasserquelle versiegen.
Thompson will jetzt mit einer Isotopenanalyse herausfinden, wie hoch der Anteil des Schmelzwassers am gesamten Verbrauch der Menschen in der Nähe des Kilimandscharos ist. Noch will er nicht ausschließen, dass das genutzte Wasser überwiegend aus den Regenwäldern des Berges stammt.
hda
Kilimandscharo | |||
14.02. | 15.02. | 16.02. | 17.02. |
|
|
|
|
14°C / 31°C | 14°C / 29°C | 13°C / 30°C | 14°C / 31°C |
NO 2 Bft | NO 2 Bft | NO 2 Bft | O 2 Bft |
Niederschlagswahrscheinlichkeit | |||
0 % | 50 % | 0 % | 0 % |
URL: http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,402214,00.html
Klimawandel
"Eis der Arktis schmilzt in dramatischem Tempo"
Nirgendwo zeitigt die globale Erwärmung so dramatische Folgen wie in der Arktis. Der deutsche Abenteurer Arved Fuchs hat zahlreiche Expeditionen in den eisigen Norden geleitet. Mit SPIEGEL ONLINE sprach Fuchs über seinen Versuch, die Klima-Gefahr für die Öffentlichkeit anschaulich zu machen.
SPIEGEL ONLINE: Herr Fuchs, seit 1979 haben sie zahlreiche Expeditionen in die Arktis geleitet. In Ihren Vorträgen betonen Sie, wie sehr sich die Arktis in den letzten Jahren verändert hat und führen das auf den Klimawandel zurück. Viele Wissenschaftler nennen das unseriös - nicht zu Recht?
SPIEGEL ONLINE: Und das halten Sie für eine zweifelsfreie Folge der globalen Erwärmung?
Fuchs: Im Jahr 2002 sprachen Experten angesichts der eisfreien Nordost-Passage von einem natürlichen Wetterextrem. Heute wissen wir, dass das kein Ausreißer war. Wir haben auf unseren Reisen überall auftauenden Permafrostboden gesehen. Es ist ein erschreckendes Gefühl zu sehen, wie schnell sich die Arktis verändert.
ARVED FUCHS: ABENTEUER IM EIS Klicken Sie auf ein Bild, um die Fotostrecke zu starten (11 Bilder). |
SPIEGEL ONLINE: Manche Wissenschaftler zögern nach wie vor, einzelne Beobachtungen über klimatische Veränderungen mit der globalen Erwärmung in Verbindung zu bringen. Arbeiten Sie mit Wissenschaftlern zusammen?
Fuchs: Wir wurden etwa schon von einem Ozeanographen begleitet, um Tiefseetemperatur-Profilmessungen für das Bundesamt für Seeschifffahrt durchzuführen. In anderen Fällen geht es einfach nur darum, Daten zu erfassen und zu speichern. Ich biete das immer an, denn es ist interessant und sinnvoll, die Möglichkeiten unserer Projekte auf diese Art zu nutzen. Allerdings haben manche Wissenschaftler gewisse Berührungsängste.
SPIEGEL ONLINE: Wie äußern sich die?
Fuchs: Ich werde oft als Abenteurer bezeichnet und gelte deshalb bei einigen Wissenschaftlern als nicht kompetent genug. Aber das ist nicht überall so, gerade junge Wissenschaftler sind meist frei von Dünkel.
SPIEGEL ONLINE: Was können Sie tun, was Hightech-Forschungsschiffe nicht ohnehin leisten?
SPIEGEL ONLINE: Was treibt Sie immer wieder in das Eis?
Fuchs: Ich bin immer neugierig gewesen und hatte immer Spaß am Leben in der Natur. Darüber hinaus wollen wir dokumentieren. Die Dokumentation gibt den Veränderungen in der Arktis eine menschliche Dimension. Wir zeigen nicht nur Zahlenkolonnen, so wichtig sie auch sind. Menschen kann man nur erreichen, wenn man in ihnen eine Saite zum Klingen bringt. Auf diese Art kann man die Folgen des Klimawandels gut vermitteln.
SPIEGEL ONLINE: Sie sagen, dass Ihnen etwa Roland Emmerichs Hollywood-Film "The Day After Tomorrow" überhaupt nicht gefallen hat, auch weil er Ihnen zu reißerisch war. Tun Sie nicht etwas Ähnliches, wenn Sie das Thema Klimawandel emotionalisieren?
Fuchs: Das würde ich nicht sagen. Wir dokumentieren und machen keine Spielfilme. Wir kreieren keine Szenarien oder bauen etwas auf, was es in der Natur so nicht gibt. Wir versuchen, der Komplexität des Themas gerecht zu werden - natürlich auf allgemein verständliche Art, denn sonst könnte man gleich die wissenschaftlichen Daten zeigen.
SPIEGEL ONLINE: Viele westliche Industrieländer, allen voran die USA, unternehmen nur wenig, um ihre Treibhausgas-Emissionen zu senken. Andere Staaten mit riesigen Einwohnerzahlen, etwa China, werden künftig erst richtig mit dem Kohlendioxid-Ausstoß beginnen. Glauben sie, dass der Klimawandel noch gestoppt werden kann, ehe es zur Katastrophe kommt?
Fuchs: Ich sehe das sehr pessimistisch. Viele Wissenschaftler haben ihre Prognosen zuletzt revidiert - in Richtung noch bedrohlicherer Szenarien. Wenn man sich dann vor Augen hält, dass die USA mit fünf Prozent der Weltbevölkerung für 25 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich sind, muss man sagen: Solche Relationen sind einfach krank. Und ich glaube nicht, dass in den USA so schnell ein Umdenken stattfinden wird - schon gar nicht unter der jetzigen Regierung.
SPIEGEL ONLINE: 1989 sind Sie als erster Deutscher zu Fuß über das Eis zum Nordpol gegangen. In einigen Jahren wird man dafür vielleicht eher ein Boot als gutes Schuhwerk brauchen. Sind Sie froh, nicht 30 Jahre später geboren zu sein?
Fuchs: Mir wird auch die umgekehrte Frage oft gestellt - ob ich nicht lieber zu Zeiten eines Amundsen gelebt hätte, als es noch wirkliches Neuland zu entdecken gab. Ich finde, dass wir in einer ungeheuer spannenden Zeit leben. Allerdings haben Sie Recht: Die Nordpol-Touren, so wie ich sie bisher gemacht habe, werden wahrscheinlich in einigen Jahren nicht mehr möglich sein.
Das Interview führte Markus Becker
URL: http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,407133,00.html
Abholzung
Regenwälder schrumpfen weiter rapide
Die Maßnahmen zum Schutz des tropischen Regenwalds sind weitgehend nutzlos. Experten der europäischen Raumfahrtbehörde Esa sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Regenwälder genauso schnell abgeholzt werden wie vor zehn Jahren.
Jena - Seit Jahren debattieren Politiker, Umweltschützer und Regierungen über die Zukunft des tropischen Regenwalds. Genützt hat all das wenig. "Da hat sich nicht viel getan", sagte Martin Herold vom Esa-Projektbüro für globale Veränderung des Waldes und der Erdoberfläche am heutigen "Tag des Waldes" in Jena. Die Abholzung des Regenwalds schreite heute nahezu genauso schnell voran wie noch vor zehn Jahren. Jährlich gehen Schätzungen zufolge weltweit 16 Millionen Hektar tropischer Regenwald verloren - das entspricht etwa der halben Fläche Deutschlands.
ESAAmazonasbecken in Brasilien: Der Regenwald schrumpft |
Wälder bedecken mit rund 3,9 Milliarden Hektar etwa ein Viertel der Landoberfläche der Erde. 1,8 Milliarden Hektar befinden sich in den Tropen. 1,2 Milliarden Hektar liegen auf der nördlichen Erdhalbkugel und werden als boreale oder nordische Wälder bezeichnet. In der gemäßigten Klimazone gibt es mit knapp 0,9 Milliarden Hektar verhältnismäßig wenig Wald.
Besonders im Blickpunkt der Umweltschützer steht der immergrüne Wald in den Tropen. Tropische Regenwälder gibt es hauptsächlich im Amazonasbecken, in Afrika nahe dem Äquator sowie in Südostasien. Das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet ist mit mehreren Millionen Quadratkilometern das Tiefland des Amazonas.
Die größten noch zusammenhängenden Urwälder der Erde sind nach Angaben des World Wildlife Fund allerdings die borealen Gehölze. 60 Prozent dieser Waldzone liegen in Russland, 30 Prozent in Kanada, und 10 Prozent verteilen sich auf Alaska, das Baltikum, Skandinavien und Island. In der öffentlichen Diskussion dominiert die Sorge um die tropischen Wälder, doch auch die borealen Wälder sind in Gefahr: Jedes Jahr brennen laut Greenpeace allein in Russland zehntausende Quadratkilometer Wald. Dabei werden enorme Mengen Kohlendioxid frei.
mbe/dpa
schön abholzen, dann hat man endlich freie sicht, einen haufen lästige viecher sind weg und man kann hotels hinbauen, oder alles wegspülen zum goldsuchen.
URL: http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,409038,00.html
Klimaforschung
Hitzewallung über der Antarktis
Die Luft über der Antarktis hat sich in den letzten 30 Jahren stärker erwärmt als über anderen Erdteilen. Die Ergebnisse von britischen Forschern stimmen nicht mit gängigen Klimamodellen überein.
Die kälteste Region der Erde ist zugleich auch diejenige, die sich am schnellsten erwärmt - immer schneller schmilzt das ewige Eis. Wissenschaftler vom British Antarctic Survey (BAS) haben nun auch in der Troposphäre über der Antarktis, einer Luftschicht in ungefähr 5 Kilometern Höhe, einen außergewöhnlich hohen Temperaturanstieg gemessen. Demnach hat sich die Luft über dem Südpol in den letzten 30 Jahren stärker erwärmt als über allen anderen Teilen der Erde, schreibt die britische Forschergruppe im Wissenschaftsmagazin "Science".
DPADie Antarktis wird immer wärmer: Ist bald nichts mehr von den Eisbergen in der Antarktis über? |
Die Forscher werteten gesammelte Daten von Wetterballons aus, die von 1971 bis 2003 die Temperaturen über der Antarktis aufzeichneten. Bei den Überprüfungen der Daten über drei Jahrzehnte hinweg, maßen sie einen Temperaturanstieg um 0,5 bis 0,7 Grad Celsius. Weltweit habe die Lufterwärmung im Durchschnitt dagegen nur um 0,1 Grad Celsius zugenommen.
Einen Grund für diese Diskrepanz konnte das Forscherteam unter Leitung von John Turner nicht nennen. Insgesamt lägen die Ergebnisse jedoch im Bereich dessen, was infolge des Treibhauseffekts zu erwarten sei, hieß es. Der Wärmeaustausch zwischen Erde und Atmosphäre findet hauptsächlich in der Troposphäre statt. Ihre Entdeckung sei besonders interessant, da Messungen auf der Oberfläche der Antarktis keinen kontinuierlichen Temperaturanstieg anzeigen, sondern Schwankungen.
Eine mögliche Erklärung für die deutlichen Unterschiede in der Temperatur könnte in den Klimamodellen liegen. Je regionaler die Prozesse ablaufen, desto ungenauer werden die Voraussagen globaler Modelle. Wissenschaftler wollen besonders die antarktischen Temperaturschwankungen verstehen, da das Eis dort genug Wasser birgt, um den Meeresspiegel um 60 Meter ansteigen zu lassen.
Hurrikans können nicht nur durch Luftbewegungen und Regen großen Schaden anrichten, sondern auch Tsunamis auslösen. Das vermuten Forscher um William Teague vom Stennis Space Center der US-Weltraumbehörde Nasa. Die zerstörerischen Wasserwellen können bei Rutschungen von Meeressediment entstehen, das die Stürme zuvor auf dem Meeresgrund zusammengehäuft haben. Insgesamt sei jedoch die Wahrscheinlichkeit gering, dass ein Hurrikan einen Tsunami hervorrufe, berichtet der Online-Nachrichtendienst der Fachzeitschrift "Nature".
Sandsturm unter Wasser
Die Forscher verteilten im Jahr 2004 sechs Messinstrumente entlang der Wegstrecke des durch die Karibik ziehenden Wirbelsturms Ivan. Auf dem Meeresgrund sollten diese den Wasserstand, den Druck und die Strömung aufzeichnen. Anhand der Daten stellten die Forscher fest, dass der Wirbelsturm quasi einen Unterwasser-Sandsturm verursacht. Bei zwei Messinstrumenten trug der Sturm das Meeres-Sediment um 30 Zentimeter ab. Insgesamt bewegte der Sturm eine Materialfracht von 100 Millionen Kubikmetern Sand, rechneten die Forscher hoch.
Werden durch diese Verwirbelungen am Meeresgrund neue Sedimentberge aufgeschichtet, so könnte durch einen unterseeischen Erdrutsch sogar ein Tsunami entstehen, vermuten die Forscher. Dieser könnte dann eine weitaus größere Zerstörungskraft entfalten als der Wirbelsturm selbst. "Glücklicherweise passiert das nicht oft, wenn überhaupt", schränkt Teague ein. Dass es solche Tsunamis in der Vergangenheit bereits gegeben hat, darauf deuten jedoch geologische Funde an der mexikanischen Küste hin. Vor 5000 bis 10.000 Jahren hatte demnach eine Unterwasserrutschung im Golf von Mexiko eine knapp acht Meter hohe Tsunami-Welle ausgelöst.
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DDP, stern.de
Weltklima im Wandel - was erwartet uns in der Zukunft?
Petra Vitolini Naldini 01.05.2006
Drastischer Eis-Schwund: erschreckende Erkenntnisse aus der Antarktis
Unendliche Weiten aus Eis und Schnee erwarten uns in der Antarktis, die offiziell erst 1820 von Gottlieb Fabian von Bellingshausen während einer von Zar Alexander I. beauftragten Expedition in die Südpolregion entdeckt wurde. Tobende Schneestürme und eiskalte Temperaturen von bis zu -70°C hielten Forscher und Entdecker nicht ab, sich näher mit dieser Gegend zu beschäftigen.
Unser technischer Fortschritt ermöglicht es 186 Jahre später, wesentlich genauere und detailreichere Informationen über die Antarktis mittels eines kleinen Umwegs über den "Weltraum" zu ermitteln. Dazu wurde 2002 das Projekt "Gravity Recovery and Climate Experiment" (GRACE) gestartet: zwei baugleiche Satelliten, die die Erde in rund 500 Kilometern Höhe und mit einem Abstand von 220 Kilometern zueinander umkreisen.
Immer weniger Eis in der Antarktis: Mündungsgebiet des Pine-Island-Gletschers (Bild: Karsten Gohl, Alfred-Wegener-Institut)
Dieses Satellitengemeinschaftsprojekt der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA (1) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt ( DLR (2)) ermöglicht die erste Schwerkraftuntersuchung der Antarktis; auf Basis dieser Daten wird ein neues Modell des Erdgravitationsfeldes mit bisher unerreichter Genauigkeit erstellt. Es soll unter anderem Aufschluss darüber geben, ob die Eiskappen an den Polen schmelzen, die Meeresspiegel ansteigen, Überflutungen drohen, weshalb warme Meeresströmungen wie der Golfstrom so weit in nördliche Gebiete der Erdkugel reichen und welchen Einfluss die Gravitation darauf hat.
Antarktis verliert jährlich 150 Kubikkilometer Eis
Auf Basis dieser Daten führten Isabella Velicogna und John Wahr, beide von der University of Colorado, eine Studie durch, die aufzeigte, dass der antarktische Eispanzer seit 2002 kleiner geworden ist. Er hat in den vergangenen Jahren so deutlich abgenommen, dass in der Antarktis jährlich bis zu 150 Kubikkilometer Eis abschmolzen. Dieses Abschmelzen trägt pro Jahr 0,2 bis 0,6 Millimeter zum Anstieg des Meeresspiegels bei.
Mount Manthe gehört zu den Hudson Mountains in der Westantarktis. (Bild: Karsten Gohl, Alfred-Wegener-Institut)
Der antarktische Eisschild erstreckt sich über 14 Millionen Quadratkilometer. Er enthält 90 Prozent des gesamten Eises der Erde und 70 Prozent des weltweiten Süßwasserbestands. Der größte Teil des Masseverlustes betraf den Eispanzer der westlichen Antarktis. Dies sei die erste Studie, "die darauf hinweist, dass sich die Massebalance des antarktischen Eisschildes deutlich verringert", erklärte Projektleiterin Isabella Velicogna im Wissenschaftsmagazin Science (3). Die Daten beziehen sich auf den Zeitraum von April 2002 bis August 2005.
Die beiden GRACE-Satelliten fliegen in einer sehr polnahen Umlaufbahn (89° Inklination) in etwa 500 km Höhe und in einem Abstand von etwa 220 km. Sie sind so ausgelegt, dass das Schwerefeld der Erde in nie da gewesener Auflösung gemessen werden kann; und zwar dadurch, dass die Position der beiden Satelliten durch GPS-Beobachtungen und die Veränderung des Abstandes zwischen den beiden Satelliten mit einem K-Band-Entfernungsmessgerät mit extrem hoher Genauigkeit bestimmt werden. Bei Veränderungen der Erdanziehung, wie etwa durch geschmolzenes Eis, verändert sich der Abstand zwischen dem ersten Satelliten, der das Gebiet überfliegt, und seinem Verfolger, dabei wird dann die Abstandsveränderung der beiden Satelliten im Mikronbereich gemessen. Nach momentanen Vorhersagen sollen die GRACE-Satelliten noch etwa zehn weitere Jahre Informationen für weitere Analysen geben. Die wissenschaftliche Datenauswertung erfolgt durch die University of Texas (UTCSR) und das Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ).
Polarstern-Expedition bestätigt beschleunigten Rückzug des westantarktischen Eisschildes
Der vierte Fahrtabschnitt der 23. Polarstern-Expedition (4) stand ganz im Zeichen der Erkundung und Vermessung des Kontinentalschelfs der Westantarktis. Insbesondere im Bereich der Pine-Island-Bay sollte geklärt werden, warum gerade dort Gletscher verstärkt abfließen.
ACIA-Arktis-Studie: Brisantes Informationsmaterial zur Klimawandlung. Das Assessment wurde von mehr als 300 Forschern und Experten vom Arctic Council ins Leben gerufen. Kernaussage dieser Studie ist, dass, wenn die Veränderungen in der Arktis in dem Maße wie bisher weitergehen, weitereichende Konsequenzen für das globale Klima zu erwarten sind. Links wird der Jahresdurchschnitt der vorausgesagten Luft-Oberflächentemperatur von 1990 bis 2090 gezeigt, rechts dasselbe speziell für die Wintermonate Dezember bis Februar.
Erstmals gelang der Zugang zu Bereichen in dieser Bucht, die bis vor wenigen Jahrzehnten noch von Schelfeis bedeckt war und auch heute nur schwer zugänglich ist. Vermessungen des Meeresbodens im inneren Schelfbereich zeigen erstaunlicherweise pures Gestein. Die fehlenden Sedimentablagerungen deuten auf den Abtransport durch Meeresströmung. Erhöhte Temperaturen und Salzgehalte im Tiefenwasser vor der Bucht, sowie vulkanische Aktivitäten, könnten dazu beitragen, dass die Gletscher schneller abfließen und damit den Rückzug des westantarktischen Eisschildes beschleunigen.
Ein komplettes Abschmelzen des westantarktischen Eisschildes würde einen Anstieg des Meeresspiegels um fünf Meter zur Folge haben, mit verheerenden Auswirkungen auf unserer Erde. Um die Möglichkeit zu prüfen, ob vulkanische Aktivitäten die Temperatur unter dem Eisschild soweit erhöhen, das Gletscher schneller abfließen, wurden während der Expedition Vulkankegel auf dem westantarktischen Festland per Helikoptereinsatz erkundet. Die gesammelten Gesteinsproben werden nun in den Laboren analysiert. Sie sollen Antworten auf die Fragen liefern, bis wann diese Vulkane aktiv waren und ob sie zum Abschmelzen des Eises beitrugen.
Quellen Studie "Measurements of Time-Variable Gravity Show Mass Loss in Antarctica" von Isabella Velicogna und John Wahr erschienen auf der Website des Fachjournals "Science" (5) ACIA (Arctic Climate Impact Assessment) Scientific Report (6) Stiftung Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung ( AWI (7)) The West Antarctic Ice Sheet Initiative ( WAIS (8)) |
Links
(1) http://www.nasa.gov
(2) http://www.dlr.de
(3) http://www.sciencemag.org/cgi/content/abstract/1123785
(4) http://www.ifm-geomar.de/
(5) http://www.sciencemag.org/cgi/content/abstract/1123785
(6) http://www.amap.no/acia/index.html
(7) http://www.awi-bremerhaven.de/index-d.html
(8) http://igloo.gsfc.nasa.gov/wais/documentation/
Telepolis Artikel-URL: http://www.telepolis.de/r4/artikel/22/22563/1.html
URL: http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,417544,00.html
Neue Studien
Erde erhitzt sich schneller als befürchtet
Von Markus Becker
Forscher kommen in neuen Studien zu alarmierenden Ergebnissen: Die Rückkopplungseffekte, mit denen sich die Erwärmung automatisch verstärkt, seien bisher unterschätzt worden. Der Anstieg der globalen Temperaturen müsse um 15 bis 78 Prozent nach oben korrigiert werden.
Die Wechselwirkung zwischen menschlichem Treibhausgas-Ausstoß und natürlichen Prozessen bereitet Klimaforschern seit Jahren Kopfzerbrechen. Die Prognosen reichen von sanften Effekten bis hin zu Horrorszenarien, in denen die Erwärmung selbst zu immer größeren natürlichen Klimagas-Emissionen und damit in einen galoppierenden Treibhauseffekt führt.
NASATemperaturmessung per Satellit: Rückkopplung verstärkt globale Erwärmung |
Der Vorteil dieses Ansatzes: Da die Kleine Eiszeit erst wenige Jahrhunderte und nicht, wie frühere Eiszeiten, Zehntausende oder gar Hunderttausende Jahre zurückliegt, sind die Verhältnisse besser mit den heutigen vergleichbar. Zudem liegen über die Kleine Eiszeit belastbare Klimadaten vor.
"Wir haben einen mächtigen Mechanismus entdeckt"
Während dieser Zeit war es in Nordeuropa deutlich kälter als heute, nach Meinung von Wissenschaftlern vor allem wegen reduzierter Sonnenaktivität. Anhand der Daten aus den Baumringen und Eiskernen konnten Brovkin und seine Kollegen nun rekonstruieren, wie empfindlich der CO2-Gehalt der Atmosphäre auf Temperaturschwankungen reagiert. Der Zusammenhang war eindeutig: "Wir haben einen mächtigen Mechanismus entdeckt, der die Temperatur beeinflusst", erklärt Brovkin im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE.
Im Fachblatt "Geophysical Research Letters" schreiben die Forscher, dass frühere Temperatur-Prognosen ohne Berücksichtigung der Rückkopplung um 15 bis 78 Prozent nach oben korrigiert werden müssten. "Der Wert von 78 Prozent liegt am extremen oberen Ende und ist eher unwahrscheinlich", räumt Brovkin ein. Die Wahrheit liege wahrscheinlich in der Mitte, doch sei das bereits ein beachtlicher Anstieg. Brovkins Kollege Scheffer geht davon aus, dass sich die Erwärmung um 50 Prozent steigern wird.
Im Einzelnen seien es zwei Faktoren, die für die Rückkopplung verantwortlich sind. "Wenn es wärmer wird, nehmen die Meere weniger Kohlendioxid auf", erklärt Brovkin. Ein zweiter Effekt sei an Land zu beobachten: "Bei steigenden Temperaturen wird mehr organisches Material zersetzt, was den Ausstoß von CO2 steigen lässt."
Methan-Ausstoß gar nicht berücksichtigt
Wie stark sich der Temperaturanstieg dadurch beschleunige, lasse sich nicht genau beziffern. "Es gibt die Rückkopplung ja bereits, und deshalb steckt sie in den heutigen Klimamodellen drin", sagt Brovkin. In welchem Maße, sei aber unklar - weshalb die Forscher für die Korrektur des Temperaturanstiegs die recht weite Spanne von 15 bis 78 Prozent angeben. Und das sei noch konservativ gerechnet: Hochwirksame Klimagase wie Methan seien in dem Rechenmodell gar nicht berücksichtigt.
Andere Wissenschaftler äußerten sich dagegen skeptisch über die Höhe der prognostizierten Erwärmungs-Beschleunigung. "Die Rückkopplung im Kohlenstoff-Kreislauf wird bereits seit Jahren mit teils komplexen Systemen simuliert", sagte Mojib Latif vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-Geomar) in Kiel. "Ich würde höchstens von 30 Prozent ausgehen. Alles darüber würde mich wundern."
In einer weiteren Studie, ebenfalls in der aktuellen Ausgabe der "Geophysical Research Letters" erschienen, liefern Wissenschaftler jedoch anhand eines anderen Rechenmodells konkrete Zahlen für den Temperaturanstieg. Auch sie kommen zu dem Ergebnis: Die bisherigen Schätzungen sind zu niedrig.
Andere Forscher, ähnliche Ergebnisse
Die Forscher um Margaret Torn vom Lawrence Berkeley National Laboratory in den USA haben Bohrkerne aus der Vostok-Eisplatte in der Antarktis zutage gefördert, die rund 360.000 Jahre in die Vergangenheit zurückreichen. Die Analyse zeige, dass die Temperatur auf der Erde bis zum Ende dieses Jahrhunderts um 6 Grad Celsius, schlimmstenfalls sogar bis um 7,7 Grad ansteigen dürfte.
Auch Torns Team hat einen klaren Zusammenhang zwischen der globalen Temperatur und der Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre gefunden. Die Warmperioden seien durch verstärkte Sonneneinstrahlung ausgelöst worden, doch die tatsächlichen Temperaturen seien mit der Sonnenaktivität allein nicht erklärbar, argumentieren die Wissenschaftler. Sie machen die gestiegene Konzentration von CO2 und Methan für das Mehr an Wärme verantwortlich.
Deshalb glauben auch Torn und ihre Kollegen, dass man die bisherigen Klimaprognosen deutlich nach oben korrigieren muss. Die bisherigen Modelle gingen von einem Anstieg von 1,5 bis 4,5 Grad Celsius aus, sollte sich die CO2-Konzentration in der Atmosphäre verdoppeln. Doch die von der Rückkopplung ausgelöste verstärkte Kohlendioxid-Freisetzung werde die Erwärmung um zusätzliche 1,6 bis 6 Grad erhöhen - wobei der höhere Wert der Wahrscheinlichere sei.
In einem solchen Fall drohen dramatische Folgen: Neben verheerenden Wetterkapriolen könnten schon bald Küstenstädte versinken, während es in Deutschland womöglich mediterrane Klimaverhältnisse geben wird.
23. Mai und von Erhitzung keine Spur, früher hab ich um diese Zeit meinen ersten Sonnenbrand gehabt............. ;o((
URL: http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,418165,00.html
IPCC-Entwurf
Neuer Uno-Bericht sagt Klimakatastrophe voraus
Von Volker Mrasek
In Klimabericht 2007 wird die Uno mit dramatischen Daten vor den Folgen der Erderwärmung warnen. Nach dem Report des internationalen Expertengremiums IPCC, dessen Entwurf SPIEGEL ONLINE vorliegt, ist kaum noch zu verhindern, dass die arktischen Eispanzer abschmelzen.
Hamburg - 2001 machte das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) mit einem umfangreichen Bericht über den Klimawandel Furore. Der Report wurde zur Bibel für Umweltpolitiker und -aktivisten - seine damals noch umstrittenen Ergebnisse sind mittlerweile weitgehend akzeptiert, zumindest von seriösen Wissenschaftlern.
IPCCEntwurf für den IPCC-Bericht 2007 (Ausriss): Zahlen geben wenig Anlass zur Hoffnung |
Bei dem Entwurf handelt es sich um den Beitrag der Arbeitsgruppe I und damit um das wissenschaftliche Fundament des Reports. In den fünf Jahren seit Erscheinen des letzten IPCC-Berichts habe es eine Fülle zusätzlicher Beobachtungsdaten und Modellrechnungen gegeben, heißt es. Auf deren Basis kommen die Uno-Sachverständigen zu einem klareren Befund als noch 2001. Zweiflern und Skeptikern halten sie entgegen: Es könne heute keinen begründeten Zweifel mehr daran geben, dass der Mensch die Erderwärmung verursache. Im Gegenteil: Man habe immer mehr Belege dafür, dass er "weitere Aspekte des Klimas beeinflusst, darunter die Meereisbedeckung, Hitzewellen und andere Wetterextreme, die Luftzirkulation, Sturmbahnen und den Niederschlag".
Sonnenaktivität spielt kaum eine Rolle
Der von Klimawandel-Skeptikern gern genannte Einwand, hinter der irdischen Hitzewallung stecke bloß eine erhöhte Aktivität der Sonne, kann nun endgültig zu den Akten gelegt werden. Tatsächlich ist der solare Beitrag ziemlich vernachlässigbar. Die IPCC-Experten veranschlagen ihn mit maximal 0,2 Watt thermischer Leistung pro Quadratmeter - gegenüber 2,6 bis 3,2 Watt, die auf die vom Menschen eingebrachten Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO2) zurückgehen. "Es ist hochgradig unwahrscheinlich, dass der gegenwärtige Klimawandel durch natürliche Schwankungen im System angestoßen wurde", heißt es in dem Entwurf.
Vor fünf Jahren wagten die IPCC-Wissenschaftler nur einen vagen Ausblick in die nähere Zukunft. Die Erde könne sich im Laufe des 21. Jahrhunderts um 1,4 bis 5,8 Grad Celsius erwärmen, hieß es. Diese Spanne hat der Uno-Fachausschuss nun auf 2 bis 4,5 Grad eingeengt. "Am wahrscheinlichsten ist ein Zuwachs von rund drei Grad Celsius", heißt es in dem Entwurf, der damit erstmals einen konkreten Wert nennt.
Allerdings gelte dies nur unter der Voraussetzung, dass sich der Kohlendioxid-Gehalt der Erdatmosphäre bis 2100 im Vergleich zur vorindustriellen Zeit höchstens verdoppelt - ein sehr optimistisches Zukunftsszenario. Um unter dieser Schwelle zu bleiben, müsste die Staatengemeinschaft ihre Treibhausgas-Emissionen schnellstmöglich um 60 Prozent drosseln. Viele halten das für einen schier unmöglichen Kraftakt.
Starke regionale Klimaschwankungen
Regional wird es ohnehin zu noch krasseren Temperatursprüngen kommen. Mit den heftigsten rechnen die Klimagutachter in hohen nördlichen Breiten, also in der Arktis. Dort werde die Erwärmung "etwa doppelt so stark ausfallen wie im globalen Mittel", prognostiziert der neue IPCC-Bericht. Das wären dann schon sechs Grad Celsius - oder noch weit mehr.
Denn auch darauf wird im Report für 2007 hingewiesen: Bei fortschreitender Erderwärmung nehmen Ozean und Biosphäre weniger Kohlendioxid auf als noch heute. Also wird tendenziell immer mehr CO2 aus Kraftwerksschloten und Auto-Abgasen in der irdischen Lufthülle verbleiben - und sie weiter aufheizen. Wissenschaftler nennen das einen "positiven Rückkopplungseffekt", der sich negativ auf das Klima auswirkt: Er "könnte zu einer zusätzlichen Erwärmung von 1,2 Grad Celsius bis 2100 führen", mahnen die IPCC-Sachverständigen.
Bei solchen Fieberschüben wird eine heute noch kaum wahrgenommene Bedrohung plötzlich ganz real: Grönlands mächtiger Eispanzer könnte komplett abschmelzen. Das ist zuletzt vor rund 125.000 Jahren geschehen, in der sogenannten Eem-Warmzeit. Wie man aus Klimarekonstruktionen weiß, stieg der Meeresspiegel damals um mindestens vier Meter.
Super-Eisschmelze im hohen Norden
Dem Report zufolge beschwört der Mensch gerade die erneute Super-Eisschmelze im hohen Norden herauf. Ein solcher Prozess würde zwar Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende dauern. Doch er könnte schon bald unwiderruflich beginnen - wenn, wie es im neuen IPCC-Bericht heißt, "die arktischen Sommertemperaturen schätzungsweise zwei bis vier Grad Celsius höher wären als heute". Die kritische Temperaturschwelle für den grönländischen Eisschild dürfte demnach schon lange vor dem (in der Arktis mutmaßlich sechs Grad wärmeren) Jahr 2100 überschritten sein. Das Abschmelzen von Grönlands Eispanzer könnte dann nicht mehr aufzuhalten sein.
Dem Bericht des IPCC zufolge drohen in den nächsten hundert Jahren weitere gravierende Klimaveränderungen in vielen Teilen der Erde:
- Die Arktis könnte schon in der zweiten Jahrhunderthälfte komplett eisfrei sein, wenn sich an den Treibhausgas-Emissionen nicht viel ändert;
- bis zu 90 Prozent der Permafrostböden könnten bis zum Jahr 2100 oberflächlich auftauen und dann zusätzlich klimawirksames Methan freisetzen;
- Niederschläge werden in den Trockengürteln der Erde tendenziell weiter abnehmen und in feuchten Weltregionen weiter zunehmen;
- in mittleren Breiten werden Stürme seltener auftreten, dafür aber an Stärke gewinnen - extreme Wellenhöhen an der Küste und größere Schäden inklusive;
- der Meeresspiegel wird bis zum Ende dieses Jahrhunderts allein durch die thermische Ausdehnung des Wassers um bis zu 43 Zentimeter ansteigen, eine beginnende Packeisschmelze in Grönland könnte diesen Betrag noch deutlich erhöhen;
- in Europa werden die Außentemperaturen trotz einer vorhersehbaren Abschwächung des Golfstroms steigen, weil der Treibhauseffekt durch Kohlendioxid und andere Klimagase überwiegt.
Plakative Warnungen wie "Das Klima droht endgültig zu kippen" oder "Die Katastrophe ist kaum noch abwendbar" wird man in dem neuen IPCC-Report dennoch vergeblich suchen. Die Autoren sind gehalten, alle vorliegenden Daten und Studien nüchtern zu bewerten und keine forschen Schlüsse zu ziehen.
Offiziell will sich auch keiner der beteiligten Wissenschaftler zu dem jetzt vorliegenden Berichtsentwurf äußern. Der deutsche Klimaforscher und IPCC-Autor Stephan Rahmstorf erklärte auf Anfrage, man bleibe bei der ursprünglichen Marschroute, und die sehe vor, erst im Januar an die Öffentlichkeit zu gehen.
Andere Gutachter betonen, erst dann gebe es die Endfassung des Berichts, und nur die sei maßgeblich. Man darf allerdings davon ausgehen, dass sich die finale Version vom jetzigen Entwurf allenfalls in Nuancen unterscheidet. "Jetzt", sagt ein Beteiligter am mehrstufigen, aber weitgehend abgeschlossenen Begutachtungsprozess, "kommen höchstens noch Kommentare, um die eine oder andere Formulierung etwas zu ändern".
URL: http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,425516,00.html
Feuersbrünste in USA
Brandbeschleuniger Klimawandel
Die dramatische Zunahme der Waldbrände in den USA ist laut einer Studie eine Folge des Klimawandels. Die Forscher warnen vor einem Teufelskreis: Je mehr Bäume verbrennen, desto weniger Kohlendioxid wird absorbiert - und die Erde erhitzt sich immer schneller.
Die Klimaerwärmung erlebt in der öffentlichen Wahrnehmung der USA derzeit einen rasanten Wandel - von einem Phänomen, das sich erst in Jahrzehnten, wenn nicht gar Jahrhunderten bemerkbar macht, hin zu einer realen Bedrohung der Gegenwart. Forscher haben bereits Dürren in weiten Teilen der USA, Hitzewellen und darauf folgende Energiekrisen sowie die verstärkte Hurrikan-Intensität mit der globalen Erwärmung in Verbindung gebracht.
Ob es immer diesen direkten Zusammenhang gibt, ist zwar noch nicht in jedem Detail geklärt. Jetzt aber ist eine weitere Naturgewalt unter den potentiellen Klimawandel-Folgen angekommen: Flächenbrände, die in den USA jedes Jahr Hunderttausende Hektar Wälder vernichten, zahlreiche Häuser zerstören und immer wieder Todesopfer fordern. Allein die Bekämpfung der Brände kostet in den USA Schätzungen zufolge jedes Jahr rund 1,7 Milliarden Dollar, die Schäden belaufen sich auf rund eine Milliarde Dollar.
Zahl der großen Feuersbrünste vervierfacht
Seit 1970 hat sich die Zahl der großen Feuersbrünste in den Vereinigten Staaten vervierfacht. Eine Erklärung dafür war bisher, dass die Bevorzugung bestimmter Baumarten durch die Forstwirtschaft die schnelle Ausbreitung von Feuern begünstige. Doch US-Forscher haben das jetzt offenbar widerlegt: Sie fanden nach eigenen Angaben heraus, dass die Brände ausgerechnet in den Wäldern der nördlichen Rocky Mountains am stärksten zunahmen - wo der Mensch kaum in die natürlichen Bestände eingegriffen habe. Die Zunahme der Brände lasse sich dort nur mit den gestiegenen Temperaturen und der früheren Schneeschmelze erklären, die zu größerer Trockenheit und damit Feuergefahr geführt hätten.
Das Team um Anthony Westerling von der University of California in Merced hat die Daten der US-Forstbehörde über 1166 Flächenbrände von jeweils mehr als 400 Hektar analysiert. Um 1987 kam es demnach zu einem Wechsel von gelegentlichen Bränden, die etwa eine Woche dauerten, zu häufigeren Feuern, die fünf Wochen oder länger anhielten. Vor 1987 vergingen demnach im Schnitt siebeneinhalb Tage, bis man einen einmal entdeckten Brand unter Kontrolle hatte. Zwischen 1987 und 2003 lag der Mittelwelt dagegen bei mehr als 37 Tagen. Die Fläche verwüsteten Landes sei zwischen den beiden Zeiträumen um das 6,5-Fache gestiegen.
Einen Zusammenhang gebe es auch mit den Temperaturen im Frühjahr und Sommer: In wärmeren Jahren verzeichnete die Statistik mehr Brände als in kühleren. Im Frühling und Sommer der Jahre 1987 bis 2003 sei es in den westlichen US-Bundesstaaten im Mittel mehr als 1,5 Grad wärmer gewesen als in den 17 Jahren davor, schreiben Westerling und seine Kollegen im Fachblatt "Science". Die Temperaturen zwischen 1987 und 2003 seien sogar die höchsten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1895 gewesen. Auch eine frühere Schneeschmelze erhöht der Studie zufolge die Gefahr von Waldbränden.
"Das passt mit dem Klimawandel zusammen"
Die drastisch gestiegene Zahl der Waldbrände sei "einer der ersten großen Indikatoren für die Auswirkungen des Klimawandels in den USA", sagte Thomas Swetnam von der University of Arizona, ein Mitglied des Forscherteams. "Science" hat den Artikel auf seiner Internetseite frei zugänglich gemacht.
Auch Forschungsleiter Westerling brachte die Feuersbrünste mit dem Klimawandel direkt in Zusammenhang. "Die Waldbrand-Saison beginnt früher und dauert länger", sagte Westerling der "Los Angeles Times". "Das passt mit dem Klimawandel zusammen."
Ähnlich äußerte sich Steven Running von der University of Montana in Missoula, der die Studie in "Science" kommentierte. Die Waldbrände seien für den Westen der USA "das Gegenstück zu den Hurrikanen an der Ostküste" und "die Illustration einer Naturkatastrophe, deren Intensität mit der globalen Erwärmung zunimmt".
Westerling und seine Kollegen warnen nun vor einem Teufelskreis: Die Klimaerwärmung führe zu mehr Waldbränden, weshalb es immer weniger Bäume gebe, die das Treibhausgas Kohlendioxid aufnehmen könnten. Zugleich setze das Abfackeln der Bäume gewaltige Mengen an CO2 frei. Beides führe zu einer noch schnelleren Erwärmung der Atmosphäre.
In diesem Jahr schon 60.000 Brände
Im vergangenen Jahr erlebten die Amerikaner die schlimmste Waldbrand-Saison aller Zeiten: Rund 34.500 Quadratkilometer - das entspricht in etwa der Fläche Nordrhein-Westfalens - fielen den Bränden zum Opfer. In diesem Jahr registrierte der National Interagency Fire Center in Idaho bereits mehr als 60.000 Feuersbrünste, die fast 16.000 Quadratkilometer verbrannt haben.
"Viele Menschen glauben, dass der Klimawandel und die ökologischen Folgen 50 bis 100 Jahre in der Zukunft liegen", sagte Swetnam. "Aber das ist falsch. Sie finden schon jetzt statt - als Feuer in den Wäldern."
In den kommenden Jahren könnte es noch weit ungemütlicher werden, wie 2007 im nächsten Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) der Uno zu lesen sein wird. Alle sieben Simulationen der Klimaentwicklung hätten in einem Punkt zu einem ähnlichen Ergebnis geführt, erklärt Running: Im westlichen Nordamerika werden die Durchschnittstemperaturen im Juni, Juli und August bis spätestens 2069 um zwei bis fünf Grad steigen.
Das sei das Dreifache dessen, was Westerling und seine Kollegen als Ursache der heutigen Waldbrand-Entwicklung ausgemacht hätten. Und über den ebenfalls im IPCC-Bericht prognostizierten Rückgang der Niederschläge um 15 Prozent habe man da noch gar nicht geredet.
mbe/dpa/AP