Ökonomen streiten über Verteilungsfrage


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Neuester Beitrag: 20.04.25 20:22
Eröffnet am:05.11.12 08:09von: permanentAnzahl Beiträge:199.159
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20752 Postings, 7819 Tage permanentÖkonomen streiten über Verteilungsfrage

 
  
    #1
119
04.11.12 14:16

Wirtschaftswissenschaften : Ökonomen streiten über Verteilungsfrage 13:15 Uhr Ökonomen streiten über Verteilungsfrage

Die Einkommensungleichheit destabilisiert die Volkswirtschaften, sind

... (automatisch gekürzt) ...

http://www.handelsblatt.com/politik/international/...age/7328592.html
Moderation
Zeitpunkt: 06.10.14 08:32
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Original-Link: http://www.handelsblatt.com/politik/...gsfrage/7328592.html

 

 
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526 Postings, 532 Tage xiviMacht

 
  
    #198136
3
16.04.25 09:38
Trump will die Zölle auch nutzen um Steuern zu senken. Das kann man nur, wenn weiter munter importiert wird. Doch Zölle sind auch Steuern, sie werden von den Konsumenten bezahlt letztendlich ,nicht von den Produzenten, was Trump aber suggeriert. Glaubt er es allenfalls selber?
In den USA sind gigantische Vermögen entstanden. Die Staatsverschuldung hat auch dazu beigetragen. Aber auch Kapitalflüsse aus aller Welt. Staatsverschuldung ist oft auch eine Umverteilung zugunsten der Vermögenden, für die soll es aber Steuersenkungen geben. Jetzt verlieren sie halt Teile ihrer Vermögen eventuell durch eine längerfristige Wirtschaftskrise.

Wie will man eine breite Produktion anstreben in den USA über Nacht, auch dort fehlt es vielerorts
an Fachkräften und die braucht es um eine Fabrik zu planen und konzipieren. Da kann man nicht einfach irgend welche Leute nehmen. Dann braucht es allerlei  Maschinen usw.  Auch die müssen importieren werden . Es gibt die Produktion für vieles nicht in den USA.
Wer soll die Fabrik dann bauen? Entlassene Beamte? Die Einwanderer aus Lateinamerika kommen oft auch für solche Jobs in die USA.

Das kann dann im Einzelfall Jahre gehen, gerade zB. für pharmazeutische Produkte.

Das Handelsbilanzdefizit der USA sagt nicht alles aus. Wenn z.B. ein IPhone verkauft wird, fliesst mehr Geld zu Appel, auch zu deren Aktionären und Angestellten in den USA, als in China hängenbleibt. Auch Dienstleistung oder Unterhaltung wird nicht physisch exportiert.

Ich gebe dir schon etwas recht, es kann nicht ewig so weiter gehen mit dem Handelbilanzdeffizit der USA und der Verschuldung. Aber es gibt halt einen Wettbewerb und die Konsumenten entscheiden aufgrund diverser Qualitäten und auch dem Preis. Da sind die USA aus diversen Gründen eben nicht konkurrenzfähig. Das ist aber auch ein kulturelles Problem welches man kaum mi der Brechstange lösen wird.

Trump geniesst mAn die Macht und spielt damit rum. Was verheerend ist. Eine weltwirtschaftliche Krise wird kaum die Verschuldung der USA lösen. Er versucht nicht einmal diplomatisch Lösungen anzustrebende ein er will Macht ausüben und Angst und Schrecken verbreiten auch bei eigentlich verbündeten Ländern.  

23566 Postings, 6851 Tage Malko07#198136: Wer ändert Strukturen zu seinem Nachteil

 
  
    #198137
4
16.04.25 12:13
wenn man ihn nicht dazu zwingt? Verlegt ein Konzern seine Fertigung zurück in die USA wenn er woanders billiger und eventuell sogar mit höherer Qualität produzieren kann und damit konkurrenzfähig bleibt? Würde er eventuell bei einem sehr kapitalintensiven Betrieb mit wenig Personal das auch noch einfach anzulernen ist, tun. Würde er es nur tun weil er sein Land so liebt, ohne Rücksicht auf das Ergebnis, würde der Aufsichtsrat sehr wahrscheinlich seinen Vorstand feuern.

Wie ist also die Alternative zu Zöllen. Etwa mit Subventionen wie von Biden für die Chipindustrie? Lässt die Staatsverschuldung weiter explodieren und schafft kaum Arbeitsplätze und damit bekommt man die verwahrlosten Arbeiterwohnviertel nicht in den Griff. Man reduziert eventuell die militärische Abhängigkeit. Auch ein Problem aber bei weitem nicht das Einzigste. Und die laufend explodierende Staatsverschuldung konkurriert ja auch mit dem Geld das andere Firmen brauchen für die es dann immer teurer wird und die dann auch noch ihre Konkurrenzfähigkeit verlieren. Nicht wenige Regionen in den USA, in denen die einheimische Industrie ausgewandert ist, hat riesige Zahlen an Unter- bis Nichtbeschäftigen welche zum Teil ihren Tag mit Drogen und Rumhängen verbringen (z.B. Großraum Detroit). Wenn man es so weiterlaufen lässt wird dieser Kreis immer größer werden. Dieser Kreis hat auch kaum Trump gewählt, der geht nicht mehr zur Wahl. Viele aus dem sogenannten Mittelstand, die Angst haben abzurutschen, waren die Wähler von Trump.

Vereinfacht könnte man sagen, Deutschland erreicht Vollbeschäftigung in dem es das Elend in den USA vergrößert. Klar gibt es auch Profiteure davon in den USA. Der Mercedes und die Stahlträger sind eben billiger und die Bierdosen auch.

Was sollte jetzt die USA konkret tun? Wenn hier auch manche linke Zauberer meinen die explosiv wachsende Staatsverschuldung hätte keine Auswirkung, übersehen die damit einhergehende Zinslasten weil Investoren sich zurück halten wenn es zu gefährlich wird. Wenn das aber zu umfangreich passiert, würgt der Zins die Staatsaktivitäten wesentlich stärker ab wie momentan Musk und die daraus resultierende Inflation erzeugt Pleiten und Elend. Soweit sind wir momentan noch nicht. Aber wenn die Investoren entsprechen handeln ist es meistens zu spät. Und die Schuldscheine  der Importüberschüsse landen meistens im Ausland. Und das kann auch politisch genutzt werden. Und die USA wollen eben erste Weltmacht bleiben und nicht mehr erster Konsument von Drogen sein.

#198135: Es geht nicht darum Schuldenfrei zu sein. Das ist Blödsinn. Es geht primär darum das explodierende Wachstum der Staatsverschuldung einzudämmen und damit mehr Privatinvestitionen zu ermöglichen. Ziel kann es nicht sein eine Staatsquote in der Größenordnung der Sowjetunion zu erreichen. Dann steigert sich nämlich die wirtschaftliche Ineffektivität und Kriminalität ins unermessliche und es macht Rums und mit dem Vermögen war es dann gewesen. Im Wiederaufbau gibt es dann eine richtige Oligarchenzüchtung und die Bevölkerung hungert und eventuell gibt es auch noch einen Pol Pot der aus der Antifa hervor geht.

Klar sind viele der Industrieerzeugnisse aus China und Europa billiger und oft besser. Aber die US-Agrarwirtschaft ist auch effektiver und  billiger. Aber wir wollen den Konsumenten nicht entscheiden lassen was er kaufen würde. Wir und andere reduzieren über viele Regeln den Import.

 

23566 Postings, 6851 Tage Malko07Was sind nicht tarifäre Handelshemmnisse Beispiele

 
  
    #198138
1
16.04.25 12:24
Nichttarifäre Handelshemmnisse (NTH; englisch: Nontariff Barriers, NTB) sind, wie der Name schon sagt, solche Beschränkungen von internationalem Handel, die nicht Zölle (englisch: tariffs) sind. Wie Zölle dienen sie dem Schutz einheimischer Produzenten vor Konkurrenz durch (billigere) Importe aus dem Ausland.

Die Freihandelsabkommem mit den USA  (TTIP) und den MERCOSUR-Staaten kommen wegen dem EU-Agrarmarkt nicht weiter. Wir sind also nicht so große Anhänger vom Freihandel wie wir gerne tun.

TTIP: Hinter diesen vier Buchstaben verbirgt sich das "Transatlantic Trade and Investment Partnership" – ein Handels- und Investitionsabkommen, das die Europäische Union (EU) und die USA seit 2013 verhandeln.

Der Gemeinsame Südamerikanische Markt (Mercado Común del Sur, MERCOSUR
Gemeinsamer Südamerikanischer Markt, spanisch: Mercado Común del Sur ) ist ein regionaler Zusammenschluss der fünf südamerikanischen Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay und Venezuela.


 

526 Postings, 532 Tage xiviLandwirtschaft

 
  
    #198140
1
17.04.25 09:01
Die Landwirtschaft produziert vorwiegend Lebensmittel.
Und da ist man in Hochlohnländern oft nicht konkurrenzfähig mit Ländern ist viel tieferen Löhnen und Kosten.
In den USA ist ja gerade eine Krise beim Geflügel und den Eiern wegen Vogelgrippe.

Sollen die Lebensmittel in Zukunft vermehrt aus weit entfernten Ländern kommen? Wo man auch keinerlei Kontrolle hat wie die dort entstehen und dann weite Strecken transportiert werden müssen?

Man stelle sich vor wie das dann allenfalls bei einer Pandemie oder kriegerischen Konflikten usw aussehen würde, würden diese Lieferketten völlig einbrechen auch bei den Lebensmitteln. Alles damit man ein paar Autos mehr verkaufen konnte?

Freihandel ist kein Wundermittel für alles und man sollte das schon diversifizieren mAn.
Deutschland war einmal auch führend bei der Produktion von Solarzellen, jetzt ist man völlig abhängig von China. Es gibt kaum noch nennenswerte Produktion in Europa.
In den USA hat man das subventioniert. Ob Trump das nun auch abstellt? Den Markt dann China ganz überlässt. Dann können die sagen, wenn ihr das und dies nicht so macht wie wir wollen, liefern wir euch keine Solaranlagen mehr.

Protektion von gewissen Dingen sind mAn auch strategisch zu sehen, man weiss nie was die Zukunft alles bringen wird und wenn man sich den globalen Märkten völlig ausliefert ist das auch naiv aus dem Moment entschieden, der jedoch nie dauerhaft ist.


 

73021 Postings, 6161 Tage Fillorkill'Es geht nicht darum Schuldenfrei zu sein'

 
  
    #198141
2
17.04.25 11:10
Wir leben in einer Welt des Überschusses an Waren, Leistungen und Kapital. Der Überschuss entsteht, weil zuviele von der zahlungsfähigen Nachfrage ausgeschlossen bleiben. Auf den ersten Blick erkennt man das Verteilungsproblem. Libertäre sehen das Problem allerdings genau umgekehrt. Sie sagen, der Überschuss entstehe weil er mit Schulden bezahlt werde. Sie glauben, Schulden seien nicht die Gegenbuchung zu Vermögen, sondern ein Indikator für mangelhafte ökonomische Nachhaltigkeit.

Die Kur bestehe folgerichtig darin, die bereits restringierte gesellschaftliche Nachfrage durch fiskalpolitisch erzwungen privaten wie staatlichen Konsumverzicht zu ergänzen. In der logischen Konsequenz werden Schulden und Vermögen herabgesetzt, die Leute leben schlechter und ärmer als zuvor, während das Problem des Überschusses bleibt, weil sich am Verhältnis zwischen Nachfrage und Angebot ja nichts ändern wird.

Deshalb enthält das libertäre Programm auch keinen logischen Abschluss, der Verarmungsprozess muss immer weiter gehen und eben gerade deshalb ideell erhöht werden. Evangelikale, Faschisten und Ökofaschisten stehen dafür bereit, Pol Pot würde den Job aber sicher auch gerne machen. Man sagt nicht umsonst, die Libertären seien die Leninisten des 21.Jahrhunderts. Damit ist man auf jeden Fall auf der richtigen Spur.  

526 Postings, 532 Tage xiviÜberschuss

 
  
    #198142
2
18.04.25 11:15
Zitat fill: Wir leben in einer Welt des Überschusses an Waren, Leistungen und Kapital. Der Überschuss entsteht, weil zuviele von der zahlungsfähigen Nachfrage ausgeschlossen bleiben. Auf den ersten Blick erkennt man das Verteilungsproblem. Libertäre sehen das Problem allerdings genau umgekehrt. Sie sagen, der Überschuss entstehe weil er mit Schulden bezahlt werde. Sie glauben, Schulden seien nicht die Gegenbuchung zu Vermögen, sondern ein Indikator für mangelhafte ökonomische Nachhaltigkeit.

Es gibt wohl diese Überschüsse, aber sie kommen auch auf Kosten der Ökologie zustande, dank fossiler Brennstoffe und dem Abbau von diversen Rohstoffen, dem Transport über grosse Distanzen und auch der Mobilität. Der Klimawandel und die Verschmutzung der Meere und das Abholzen von Wäldern und die Zerstörung von Natur sind auch Folgen von dem Entstehen der Überschüsse.

Dann kommen sie eben auch zustande aufgrund von Ungleichheiten bei der Verteilung, dem Wettbewerb. China hat den wirtschaftlichen Aufschwung und somit die Überkapazitäten auch den Reformen diesbezüglich zu verdanken, dass es eben auch kapitalistisch wurde, Leute grosse Vermögen machen können oder hohe Einkommen erzielen können und somit auch einen grösseren Anteil vom Kuchen konsumieren können. Der Wettbewerb erzeugt Überschüsse und auch Überflüsse und auch Schulden. Die verschwinden nicht einfach, genau wie die ökologischen Folgen. das kumuliert sich alles.

Ideologisch wollen daher wohl auch die "Grünen" im Grunde eine "Verarmung", wo eben weniger konsumiert wird und weniger Mobilität dem Individuum im Schnitt zur Verfügung steht, was dann erst einmal die weniger Privilegierten trifft, deshalb sind sie bei denen auch nicht sehr populär, das Konsumieren und Reisen wieder zum exklusiveren Privileg wird, denn der Wandel zur totalen Nachhaltigkeit ist teilweise auch eine Illusion, die Folgen und Verschmutzungen und der Ausstoss von CO2 verlagerte man teilweise einfach in andere Regionen.

Das ist leider alles nicht sehr hoffnungsvoll, aber vielleicht Schicksal der Menschheit. Das ist ja nicht ein Drehbuch welches die Menschen selber schrieben, wohin das alles führte sondern ist im Kern wohl auch im menschlichen Wesen begründet, das eben einen Teil zerstörerische Elemente beinhaltet, was ja auch die Natur selber in sich trägt, die zerstört sich auch selbst immer, aber das gleicht sich aus, das kumuliert sich nicht so wie die menschlichen Zerstörungen.  

4358 Postings, 5999 Tage DreiklangEs gibt keinen Überfluss

 
  
    #198143
2
19.04.25 12:15
Wir leben in einer Welt des Überschusses an Waren, Leistungen und Kapital. Der Überschuss entsteht, weil zuviele von der zahlungsfähigen Nachfrage ausgeschlossen bleiben. Auf den ersten Blick erkennt man das Verteilungsproblem. Libertäre sehen das Problem allerdings genau umgekehrt. Sie sagen, der Überschuss entstehe weil er mit Schulden bezahlt werde. Sie glauben, Schulden seien nicht die Gegenbuchung zu Vermögen, sondern ein Indikator für mangelhafte ökonomische Nachhaltigkeit.

Der Überschuss an Waren ist eine Illusion. Was begehrt ist, bleibt knapp.

Wer sich hocharbeiten möchte, dem wird nichts geschenkt. Wurde es vor 40 Jahren auch nicht. Damals galt: "Du musst hart arbeiten, dann schaffst du es" . Das funktioniert heute nicht mehr.

Wer auf die Seite der Leistungsnehmer wechseln möchte, erfährt (noch!) überraschende Großzügigkeit : "Geld spielt keine Rolle". Wird sich aber auch ändern.  

73021 Postings, 6161 Tage Fillorkill'Was begehrt ist, bleibt knapp'

 
  
    #198144
2
19.04.25 12:54
Existenzphilosophisch gesehen erfüllt diese Behauptung die Definitition von 'Begehren'. Wir reden hier aber über materielle Bedürfnisse, so wie sie aus Selbsterhaltung und Selbstreproduktion der Leute hervorgehen. Was sie davon trennt, diese mal so bedienen zu können dass sie sich auch mal den Kopf übers Begehren zerbrechen dürfen, ist eine chronische Knappheit in ihrer Zahlungsfähigkeit. Dieser Knappheit entspricht der Überschuss an Waren, Leistungen und Kapital, der nie genug zahlungsfähige Abnehmer finden kann und eben deshalb periodisch in die bekannten Entwertungskrisen führt.  

1175 Postings, 4756 Tage pitpoe"chronische Knappheit in ihrer Zahlungsfähigkeit"

 
  
    #198145
3
19.04.25 19:18
Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
Ich kenn auch die Herren Verfasser;
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser.

Ein neues Lied, ein besseres Lied,
O Freunde, will ich euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.

Wir wollen auf Erden glücklich sein,
Und wollen nicht mehr darben;
Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,
Was fleißige Hände erwarben.

Es wächst hienieden Brot genug
Für alle Menschenkinder,
Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,
Und Zuckererbsen nicht minder.

Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.
http://www.heinrich-heine-denkmal.de/heine-texte/caput01.shtml

Scheint also eher eine künstliche Knappheit an Geld zu sein als eine solche an Gütern; was bewirken kann, dass weniger Güter erzeugt werden können, weil Liquidität künstlich knapp gehalten wird.  

526 Postings, 532 Tage xiviBegehren

 
  
    #198146
1
20.04.25 09:41
Die gängige Arbeitsmoral, welche du auch schon auf protestantische Prägungen zurückführtest, ist mAn viel älter und kommt auch vom bäuerlichen und handwerklichen Leben, wo es ja oft tatsächlich um das nackte Überleben ging und immer noch vielerorts geht. Ein Urkapitalist ist vielleicht der Kleinbauer. Er hat einen Betrieb mit Land und Feldern, Obstbäumen, Ställen und Tieren und bietet seine Produkte an und muss das alles organisieren und planen, die Aussaat und die Ernte, der Kauf und Verkauf und die Ställe, Werkzeuge und Felder pflegen und die anstehenden Arbeiten planen, auch mit Knechten, Mägden und Handwerkern und die Arbeiten richtig anweisen und einteilen, Vorräte anlegen und auch mit Unwettern und Missernten, Krankheiten usw. überleben können. Eine "Arbeitsethik" täglich pflegen...ausser am Sonntag.
Wenn er das richtig anging konnte er es (je nach Gegend) auch zu Wohlstand bringen oder ihn erhalten, wenn er es schlecht machte, verarmen und alles verlieren, auch pleite gehen. Er war ein Unternehmer, der sich einem Markt (Angebot und Nachfrage) aussetzt. (Heute ist er in der Schweiz öfter eher eine Art Staatsangestellter....)

Der Adelige jedoch in den Feudalsystemen lies für sich arbeiten und das organisieren und konnte sich den "schönen Dingen" widmen.  

Das Begehren wird ja heutzutage auch oft erst erzeugt vom Angebot. Was war zuerst, das Ei oder das Huhn?

Wenn man die katholischen Kirchen vergangener Zeiten anschaut, sind sie ja auch materialisierte Arbeit.
Die jedoch für einen Gott... oder eher für eine Kirche, geleistet wurde, nicht für den privaten Konsum oder das persönliche Begehren oder einen Markt. Da arbeiteten zB. tausende von Arbeitern, Handwerkern, namenlosen Bildhauern, Künstlern usw. über Generationen an Kathedralen. Nicht um ein Angebot oder ein Überschuss zu produzieren für einen Markt, doch sind diese Bauwerke ja auch ein Überschuss von Arbeitskraft, die nicht für die Selbsterhaltung oder den Markt verwendet wurden.
Ein anderes Kapitel wären z.B. die Kriege, die ja auch nur aus einem "Überschuss" geführt werden konnten an Energien, die nicht für das Überleben oder die Produktion verwendet wurden.

So hat man vielleicht einen latenten Überschuss an "menschlichen Energien" und "menschlichem Begehren", ein ständiges Streben... nach mehr. Heute fliesst vieles davon ab über den Konsum und somit über das individuelle Begehren, welches auch ständig neu erzeugt wird.  

 

73021 Postings, 6161 Tage Fillorkill'Die gängige Arbeitsmoral'

 
  
    #198147
1
20.04.25 10:52
Das, was Kampf um's Sein war, um Selbsterhaltung und Selbstreproduktion, wird durch Internalisierung verlängert zum Lebensentwurf, der auch dann nichts anders zulässt wenn die initiale Not längst überwunden wurde. Damit das so geht braucht es einen rigiden, kollektiv geteilten Moralüberbau, dem der einzelne nie final gerecht werden kann und der deshalb immer dessen 'Gefangener' bleibt. Das ist die Krux, die einerseits die Weltsicht etabliert alles sei - egal wieviel bereits angehäuft wurde - immerzu 'knapp', weshalb die Anstrengung niemals nachlassen dürfe. Und die andererseits das Sinnproblem  virulent hält, denn mit allen Sinnen befriedigt ist so keiner, was periodisch zu den bekannten eruptiven Ausbruchsversuchen führt.  

526 Postings, 532 Tage xiviArbeit

 
  
    #198148
1
20.04.25 12:03
Es gibt ja Ausbruchsversuche, aus dem Leistungssystem, massenweise, von sogenannten Aussteigern über Selbstständige über Künstler  über Häuserbesetzer bis zu totalen Verweigerern und Sozialhilfeempfängern.

Ein Teil der europäischen Gesellschaft. Nur brauchen auch diese Geld und Sinn.
Arbeit ist eben ein Sinn, für die Mehrheit wohl, steckt auch das Feld ab des Alltages und errichtet eine Ordnung, auch eine Hierarchie des täglichen Sinnes.

So waren z.B. die Arbeiter, Steinmetze, Zimmerleute usw., welche die Kathedralen oder auch Burgen errichteten, ja beschäftigt und hatten ein Einkommen. Was hätten sie sonst den ganzen Tag getan? Überfälle, Schlägereien, Revolten?? , es gab weder TV noch Internet.  

Heute ist es wohl auch so, dass eben viele ohne Arbeit auch keine Strukturen haben oder selber finden, auch keine sozialen und verelenden und verblöden, auch mit Drogen und Alkohol usw.. oder sich radikalisieren, abdriften in eine Blase (wo sie immer selber recht haben).

Arbeit anders zu definieren, könnte mAn ein Ziel sein, aber ich war und bin z.B. gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen, auch aus oben erwähnten Überlegungen, wäre schon eher für eines welches an Bedingungen gebunden ist, schliesslich gibt es auch Mängel z.B. für den zunehmenden Anteil an Hilfebedürftigen und sozial auch teilweise vereinsamten, hochbetagten Teil der Bevölkerung.

Zudem gibt es Arbeit, nicht nur in der Produktion von Überschüssen. Es wäre nur die Frage der Definition und der Bezahlung dafür.  

4358 Postings, 5999 Tage DreiklangMit genügend Geld zum Überfluss

 
  
    #198149
2
20.04.25 13:07
... oder auch nicht.
Was sie davon trennt, diese mal so bedienen zu können dass sie sich auch mal den Kopf übers Begehren zerbrechen dürfen, ist eine chronische Knappheit in ihrer Zahlungsfähigkeit. Dieser Knappheit entspricht der Überschuss an Waren, Leistungen und Kapital, der nie genug zahlungsfähige Abnehmer finden kann und eben deshalb periodisch in die bekannten Entwertungskrisen führt.   (FillorKill)

Also muss der Mangel an Geld behoben werden. Mit einer starken Zentralbank im Rücken ist das nicht schwer. Argentinien hat es Jahrzehnte so gehandhabt, begonnen im Peronismus - Wohlstand für alle. Bis dann der Mann mit der Kettensäge kam und den verdutzten Bürgern erklärte : "No hay plata" - es gibt kein Geld (mehr).

In den USA war Immobilienbesitz jahrzehntelang eine Geldmaschine: Weil die Hauspreise stiegen, konnten Hypothekendarlehen immer weiter aufgestockt werden und damit Konsumgüter  gekauft werden. Warum nur ein Auto haben, wenn man sich auch zwei leisten kann. Bis dann , 2007 und 2008, die Hauspreise einbrachen, die Besicherung der Hypotheken damit kollabierte und die Banken vom Schuldner Nachschuss forderten. Was viele nicht leisten konnten und das Haus an die Bank fiel.
Ganz schlecht gelaufen.

Seit ca. dem Jahr 2000 ist das Geldsystem heißgelaufen. Die Abwicklung von 2008 ist noch nicht vorbei. Es gibt auch wieder Inflation, obwohl wir doch eigentlich seit 2009 mit der "Deflation" (Ben Bernanke) zu kämpfen haben.

Wie lange musste man in den 80er Jahren arbeiten, um Wohneigentum erwerben zu können?
Wie lange muss man 2025 arbeiten, um  Wohneigentum erwerben zu können?

Warum ist Wohneigentum ein wichtiger Indikator? Weil es knapp ist und nicht beliebig vermehrt werden kann. Überschuss-Liquidität sucht sich genau das, was knapp ist, weil hier immer weitere Steigerungen zu erwarten sind. Um das abzufangen,  da es  schädlich ist, müsste der Überschuss an Geld auf andere Sektoren der Realwirtschaft umgelenkt werden.

Ein Bauer, der erfährt, dass sein Land plötzlich 10 Mio wert ist, könnte sich ja freuen, warum nicht verkaufen?

Oder er  freut sich  nicht. Er kann genauso sagen: "Der Wert meines Landes ist mir egal. Ich will mit den Früchten meiner Arbeit weiter Geld verdienen" . Das aber werden Finanzleute ( wie z.B. Fillorkill) nie verstehen.




73021 Postings, 6161 Tage Fillorkill'Arbeit anders zu definieren'

 
  
    #198150
20.04.25 19:34
Das ist nicht nur eine Frage der Definition. Das protestantische Arbeitsethos steckt den Leuten in den Knochen bzw im Epigenom, auch wenn sie nichts davon wissen oder Zeit ihres Lebens dagegen anrevoltieren. Die Freiheit sich selbst zu entwerfen bleibt so regelmässig eine rein theoretische, die berühmte temporäre autonome Zone eben deshalb temporär befristet.

Arbeit wird faktisch definiert durch das erreichte technologische Niveau in der materiellen Reproduktion. Es entststeht dabei ein sich weitendes Gap zwischen der moralischen Prägung der Leute und dem was moderne Arbeit ihnen heute und morgen abverlangt. Sie funktionieren noch irgendwie, aber verstehen tun sie nichts mehr. Die zyklischen Krisenphänomene verstärken ihre fundamentale Verunsicherung.

Wenn, was ja absehbar ist, demnächst alles nötige aus dem Replikator kommt, liegt das Problem unübersehbar auf dem Tisch. Dann ist kollektives 'Entwerfen' wirklich gefragt. Eine Lösung, und das ist die aktuell bevorzugte, besteht darin soviel kaputt zu machen dass malochen wieder Sinn ergibt. Eine Lösung allerdings, die das Problem nur in die Zukunft verschieben, aber nicht aufheben kann.  

73021 Postings, 6161 Tage Fillorkill'Bis dann der Mann mit der Kettensäge kam'

 
  
    #198151
20.04.25 19:40
'Argentinien hat es Jahrzehnte so gehandhabt, begonnen im Peronismus - Wohlstand für alle. Bis dann der Mann mit der Kettensäge kam und den verdutzten Bürgern erklärte : "No hay plata" - es gibt kein Geld (mehr)'

Der Schuldenkritiker mit der Kettensäge hat gerade neue Monsterschulden beim IWF aufgenommen. Die News hast du offenbar verpasst:

'The Argentine President announced that the International Monetary Fund and the World Bank would lend a record amount of money to Argentina: USD 20 billion would be disbursed by the financial institutions'.  

4358 Postings, 5999 Tage DreiklangJupp, ich habe es geschrieben

 
  
    #198152
20.04.25 20:22
Ich habe auch erklärt, wozu Argentinien den IMF-Kredit benötigt (und es sind noch andere Akteure aufgesprungen, es werden mehr als 30 Mia werden)

siehe  :
#198108
und :
#198112
"... besser informiert mit Ariva! ... "


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