Löschung
Pakistanisches Doppelspiel
Regierungsbeamte in Islamabad fordern NATO-Länder zum Eingeständnis ihrer Niederlage in Afghanistan auf
Von Andrea BistrichVerfolgt seine eigenen Interessen: Pervez Musharraf Foto: AP
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Sieg der Taliban?
Wie der pakistanische Journalist Ahmed Rashid berichtete, soll Pakistans Außenminister Khurshid Kasuri in einem privaten Treffen mit seinen Kollegen aus westlichen NATO-Mitgliedsstaaten erklärt haben, es sei absehbar, daß die Taliban den Krieg in Afghanistan gewinnen werden. Die NATO-Mission in Afghanistan sei daher zum Scheitern verurteilt. Kasuri sprach sich gegenüber den Ministern gegen die Entsendung weiterer NATO-Truppen aus.In der britischen Tageszeitung Daily Telegraph zitiert Rashid, der als ausgezeichneter Kenner der Taliban gilt und darüber hinaus gute Kontakte zu Regierungskreisen in Islamabad unterhält, einen westlichen Regierungsbeamten, der das geheime Treffen kommentiert. »Was Kasuri da sagte, war im Grunde, daß die NATO aufgeben und mit den Taliban verhandeln solle«, sagte der Beamte. Die Minister aus den westlichen Bündnisländern seien mehr als erstaunt über die Worte Kasuris gewesen. Laut Rashid arbeiteten pakistanische Regierungsbeamte bereits an den Plänen für eine neue Koalitionsregierung in Kabul, in der Noch-Präsident Hamid Karsai nicht mehr vorkommen soll. Enge Berater des pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf ließen durchblicken, dieser habe Karsai so gut wie aufgegeben und erwarte einen baldigen Wechsel in Kabul.
Verheerende Folgen
Das erneute Erstarken der Taliban führt dazu, daß immer mehr Afghanen das Vertrauen in den Westen und die von ihm unterstützte Karsai-Regierung mit ihren korrupten Strukturen verlieren. Inzwischen befürchten viele Afghanen, Pakistan könne Hamid Karsai gezielt untergraben und das Bündnis mit der NATO dazu benutzen, die Taliban in Kabul wieder einzusetzen. Die politischen Folgen wären verheerend für das ohnehin in jeder Hinsicht geschwächte Afghanistan.Jahrelang hatte der Westen Nachsicht mit Musharraf. Die unausgesprochene Botschaft des Generals – »Wenn ich stürze, kommen die radikalen Islamisten an die Macht und damit auch an die Atombombe« – wurden in den USA und Europa wohlverstanden. Doch mehr und mehr regt sich heute der Zweifel, ob diese Vorzugsbehandlung des pakistanischen Diktators nicht ein schwerer Fehler war. Erst kürzlich hat eine Studie der britischen Verteidigungsakademie Pakistan als heimlichen Unterstützer von Terroristen bezeichnet. In dem Bericht wird der pakistanische Geheimdienst beschuldigt, indirekt den weltweiten Terrorismus zu unterstützen.
Afghanistan erlebt derzeit die schlimmste Gewalt seit dem Sturz der Taliban im Jahr 2001. Mehr als 4000 Menschen sind bisher ums Leben gekommen – ein Viertel davon Zivilisten.(jw)
iDS
Dutchy
Afghanistan am Abgrund
Fünf Jahre nach ihrer Vertreibung tyrannisieren die islamistischen Taliban erneut weite Teile Afghanistans. Die Sicherheitslage ausländischer Truppen und Zivilisten ist prekärer denn je.
Zu wenige ausländische Soldaten
Zunächst schickte die internationale Staatengemeinde nur halbherzig nach dem Fall der Taliban ihre Soldaten ins Land, denn der Einsatz durfte nicht viel kosten. Deren Anzahl reichte, um gerade mal in der Hauptstadt Kabul für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Auch die Aufstockung der Soldaten in den nächsten Jahren und deren Entsendung in die Provinzen verlief dürftig. Während beispielsweise im Kosovo 19 000 internationale Soldaten stationiert sind, sind es in der gleichgroßen afghanischen Provinz Jayzan nur 19 Soldaten, in ganz Afghanistan nur rund 40 000.
Während in Afghanistan schon bald Warlords, Drogenbarone, und marodierende Banden ihr Unwesen trieben, nutzten die Taliban ihre Zeit im pakistanischen Exil geschickt zur Neuformierung. Rekruten fanden sich reichlich in den so genannten Tribal Areas entlang der Grenze zu Afghanistan. Insbesondere in den Koranschulen der Flüchtlingslager ließen sich verarmte, entwurzelte und unzufriedene junge Paschtunen mühelos für den Heiligen Krieg rekrutieren. In kleinen, mobilen Einheiten brechen die auch mit Geldern des pakistanischen Geheimdienstes ISI gut ausgerüsteten und ausgebildeten Kampftruppen immer wieder aus Pakistan in die grenznahen afghanischen Provinzen Helmand, Uruzgan und Kandahar ein und liefern sich dort mit amerikanischen, kanadischen, britischen und niederländischen Truppen Gefechte. Die Tribal Areas nutzen die nach Angaben der Taliban 15 000 Mann starken Taliban-Truppen als sicheres Rückzugsgebiet. Was als gelegentliche Scharmützel versprengter Taliban-Einheiten in den Paschtunengebieten begann, hat sich inzwischen zu einem handfesten Krieg ausgeweitet.
Angst vor Selbstmordanschlägen
Besonders gefürchtet sind auch die Selbstmordanschläge der mit den Taliban verbündete El-Kaida-Söldner. Über 90 solcher Attacken erschütterten allein in diesem Jahr das Land, 2003 kurz nach der Vertreibung der Taliban waren es gerade mal zwei. Mittlerweile lauern selbst in der durch die massive Präsenz der Isaf-Soldaten relativ sicheren Metropole die Selbstmordattentäter. Zumeist sind es ausländische El-Kaida-Terroristen vorwiegend aus arabischen Ländern und den zentralasiatischen Staaten, die sich mal zu Fuß, mal auf dem Motorrad, dem Fahrrad, Auto oder Rollstuhl in die Luft sprengen. Dazu kommen Attentate mit fern gezündeten Bomben und Sprengfallen. Unter den Opfern sind neben den Soldaten auch afghanische und ausländische Zivilisten. Insgesamt forderte der Terror allein in diesem Jahr mehr als 3700 Todesopfer, mehr als doppelt so viel wie im vergangenen Jahr.
Neben den ausländischen Soldaten werden auch in zunehmendem Maße Wiederaufbauhelfer und Mitarbeiter ausländischer Firmen zum Ziel. Allein über 30 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen wurden in diesem Jahr von den Aufständischen getötet. Allgegenwärtig ist auch die Gefahr von Entführungen. In Kabul kursieren Listen mit potenziellen Entführungsopfern, darunter befinden sich eine in Kabul praktizierende deutsche Ärztin, zwei deutsche Elektriker, die am Bau einer Zollstation mitarbeiten, diverse indische Ingenieure, die für die Verlegung einer Elektrizitätsüberlandleitung von Tadschikistan nach Kabul verantwortlich sind, sowie ein deutscher Bauunternehmer. Ziel der Taliban ist, den Wiederaufbau Afghanistans zu verhindern und dadurch die Regierung Hamid Karzais weiter zu schwächen.
Bevölkerung unterstützt Taliban zunehmend
Die Taliban sind heute wieder im Aufwind. Rückenstärkung erhalten sie auch wieder von weiten Teilen der paschtunischen Bevölkerung. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen fühlen sich die Paschtunen von der Regierung Karzais weitgehend im Stich gelassen. Traditionell hatten sie schon wegen ihrer Mehrheit im Land das Sagen, wogegen im neuen Parlament die siegreichen Tadschiken aus dem Norden die Macht an sich rissen.
Auch ist den Paschtunen die permanent schlechte Sicherheitslage ein Dorn im Auge. Zwar befinden sich Polizei und Armee im Aufbau, doch überall mangelt es an gut ausgebildeten Sicherheitskräften. Schon Kabul funktioniert mehr schlecht als recht, in den Provinzen hingegen ist die Lage absolut desolat. Gouverneure und Polizeidirektoren sind oft genug verstrickt in den Drogen- und Waffenhandel, kriminelle Banden treiben ungehindert ihr Unwesen, die wenigen dort eingesetzten Polizisten und Soldaten sind schlecht bezahlt und dementsprechend korrupt, der Drogenanbau blüht.
Nur tröpfchenweise ausländische Hilfe
Nicht nur darunter leidet die Zivilbevölkerung. Noch immer gehört Afghanistan zu den ärmsten Ländern der Welt. Die Hälfte der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Bis jetzt ist gerade in den traditionell armen Paschtunengebieten nur tröpfchenweise Hilfe angekommen. Die wenigsten Hilfsorganisationen waren bereit, unter den dortigen Sicherheitsproblemen zu arbeiten. Enttäuscht von der schlechten Sicherheitslage, der mangelnden Wiederaufbauhilfe und der Unterrepräsentanz in Regierung und Militär wenden sich große Teile der paschtunischen Bevölkerung wieder den Taliban zu. „Unter den Taliban war es wenigstens ruhig, unsere Frauen wurden nicht belästigt, es gab keine Kriminalität“, hört man immer häufiger.
Ob mehr Soldaten im Paschtunengürtel helfen können, den Krieg gegen die Taliban zu gewinnen, ist indes fraglich. Zu viel litt dort auch die Zivilbevölkerung unter dem Verhalten der US-Militärs. Immer wieder überfielen die Militärs Dörfer und Weiler der Paschtunen und schikanierten deren Einwohner. Immer mehr in ihrer Ehre verletzte Paschtunen schlossen sich den Taliban an, um Rache zu üben. „Wer jetzt das Steuer rum reißen will, muss auf eine deutliche Verbesserung der humanitären Lage und den intensiven Aufbau der afghanischen Armee und Polizei setzen“, meint ein Sicherheitsexperte im Land.
Ich hoffe wir haben Notfall Rückzugsplan für unsere Soldaten in Afghanistan.
Damit wäre das Versagen der USA komplett. Statt Kontrolle des mittleren Ostens
herrscht Chaos und die radikalen Kräfte sind stark wie nie.
Glückwunsch Mr. Busch so ein Totalversagen hinzubekommen ist auch nicht so einfach!
Meine Erwartungen an die Regierung Bush worden leider bei weitem übererfüllt.
So viel Unfähigkeit hätte noch nicht mal ich erwartet.
verloren! Knallhart durchgreifen den Islam aus der Verfassung ,Rechtsprechung entfernen !Es geht nur wenn Religion und Staat ganz und gar getrennt sind!Die Türkei wäre nie da wo sie heute ist ohne das Militär das in dieser Frage knall hart ist !Im grunde sollte man sich mal fragen ob über 2000 Jahre die Religionen mehr schlechtes oder gutes über die Menschen gebracht haben!Religion ist privatsache ,und sollte von allen Schalthebeln der Macht weit entfernt bleiben .Denn hier geht es doch mehr oder weniger auch nur um Macht und Geld. Wer mal so ein Geschichtsbuch liest müßte wenn er ehrlich ist als Erkenntnis schreiben : Die Religionen der größte Massenmörder aller Zeiten!!!!
Gruß
Dutchy
Ich tu es auf Dich bezogen ja auch nicht...
Ich kann mich doch ganz entspannt zurücklehnen denn bis jetzt tritt (leider)
alles ein was ich auch schon 2003 gesagt habe. Die ganzen USA Arschkriecher wie du
lagen wohl in jeder Beziehung falsch nicht die Kritiker.
Vergiss das mal nicht! Aber scheinbar haben Leute wie Bush und du Schwierigkeiten
die Realität zu akzeptieren. Nicht mein Problem...
PS: Und Karsai wird auch bald im Exil sein oder hängen. Einfach nur abwarten...
für jeden ausländer sehen diese leute alle gleich aus - würde mich wundern, wenn wir dort etwas erreichen würden.
"Zu viel litt dort auch die Zivilbevölkerung unter dem Verhalten der US-Militärs. Immer wieder überfielen die Militärs Dörfer und Weiler der Paschtunen und schikanierten deren Einwohner. Immer mehr in ihrer Ehre verletzte Paschtunen schlossen sich den Taliban an, um Rache zu üben."
Pakistans Militär auf Extremistenjagd
Bei gezieltem Luftangriff in Südwasiristan nahe der Grenze zu Afghanistan sterben bis zu 30 Menschen. Nachdem die USA harsche Kritik am laxen Umgang Musharrafs mit al-Qaida geübt hatten, will Islamabad offenbar Stärke demonstrieren
AUS BOMBAY
BERNARD IMHASLY
Mit Kampfhubschraubern hat das pakistanische Militär in der Nacht zu Dienstag einen mutmaßlichen Stützpunkt islamischer Extremisten angegriffen. 30 Kämpfer seien bei dem nächtlichen Angriff getötet worden, vermeldete Militärsprecher Shaukat Sultan gestern.
Das Dorf Samsola, Schauplatz des gezielten Luftangriffes, liegt in Südwasiristan nahe der Grenze zu Afghanistan. Unter dem Schutz paschtunischer Stämme halten sich dort zahlreiche Taliban-Extremisten versteckt. Die pakistanische Regierung hatte vor drei Jahren mit lokalen Stammesführern ein Abkommen geschlossen, das den Abzug der Armee nach sich zog. Im Gegenzug versprachen die Wasiris die friedliche Einbindung afghanischer Taliban und "fremder Kämpfer" - sprich Al-Qaida-Mitglieder. Die Übereinkunft, die letztes Jahr im benachbarten Nordwasiristan wiederholt wurde, war international auf starke Kritik gestoßen.
Der jüngste Schlag gegen mutmaßliche Terrorzellen der al-Qaida kommt einem Eingeständnis Islamabads gleich, das nicht müde wird, seine heroische Rolle als Verbündete der USA im "internationalen Kampf gegen den Terror" zu proklamieren. Letzte Woche hatte der scheidende amerikanische Geheimdienstchef John Negroponte bei einem Kongress-Briefing erklärt, dass al-Qaida heute "aus sicheren Verstecken in Pakistan stärkere operationelle Verbindungen pflegt, die zum Mittleren Osten, nach Afrika und Europa ausstrahlen". Das pakistanische Außenministerium hatte diese Darstellung scharf zurückgewiesen. "Pakistan hat mehr als jedes Land dieser Welt getan, um das Rückgrat der al-Qaida zu brechen", verlautbarte das Außenministerium letzte Woche in Islamabad anlässlich eines Treffens von US-Unterstaatssekretär Richard Boucher und Pakistans Präsident Pervez Musharraf sowie Regierungschef Shaukat Aziz.
Gegenüber dem eigenen Publikum spricht Musharraf allerdings eine andere Sprache. Laut Aussagen von Innenminister Aftab Sherpao übte der Präsident am Wochenende heftige Kritik an den Geheimdienstchefs der Provinzen und erklärte sich äußerst besorgt über die Zunahme von Terrorakten, Extremismus und Sektierertum.
Der Angriff Pakistans auf Extremisten im eigenen Land fiel zeitlich mit dem Antrittsbesuch des neuen amerikanischen Verteidigungsministers Robert Gates in Afghanistan zusammen. Gates war am Montagabend in Kabul eingetroffen. Bei seinen Gesprächen mit Präsident Hamid Karsai sowie Nato- und US-Kommandeuren wird es vor allem um die militärische Vorbereitung auf die erwartete Taliban-Offensive gehen. Am Montag hatte Gates bei seinem Besuch im Nato-Hauptquartier in Brüssel davor gewarnt, dass die Taliban ihre Angriffe im Frühjahr verstärken würden. Das vergangene Jahr war das blutigste in Afghanistan seit dem Sturz der Taliban Ende 2001. Bei Kämpfen und Anschlägen starben mehr als 4.000 Menschen - ein Viertel von ihnen Zivilisten.
al-Qaida kommt einem Eingeständnis Pakistans gleich -->taz
01. Feb 09:20
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Von Mainhardt Graf von Nayhauß
Regierungssprecher Wilhelm verkündete nach der gestrigen Kabinettssitzung: Über die Entsendung von deutschen Aufklärungs-Tornados nach Afghanistan wird erst nächste Woche entschieden.
Die Wahrheit: Die Entsendung ist bereits beschlossene Sache. Die Vorbereitungen laufen.
Kein Wunder, diese Vorbereitungen brauchen mindestens eineinhalb Monate. Denn mit der Verlegung der in Aussicht genommenen sechs Tornados ist es nicht getan. Für diese sechs Maschinen werden 300 bis 400 Soldaten an Bodenpersonal benötigt. Unter anderem, damit rund um die Uhr «dreischichtig» gearbeitet werden kann. Für dieses Bodenpersonal müssen Wohncontainer, Wartungsstätten, Ersatzteillager, sanitäre Einrichtungen, medizinische Versorgung, Feldküchen, Proviantlager, Fernmeldeverbindungen aufgebaut werden.
Einsatzbasis soll der im äußersten Norden Afghanistans gelegene, von der Bundeswehr bereits genutzte Flugplatz in Mazar-i-Scharif werden. Allerdings müssen erste Start- und Landebahnen den Anforderungen für Tornados entsprechen. Bisher operieren dort lediglich Transall-Maschinen. Die aber sind so einfach und robust konstruiert, dass sie auch auf einer Wüstensandpiste landen und starten können. Für die Tornados muss wahrscheinlich auch noch ein richtiger Flughafen-Tower gebaut werden. Alles Material muss mittels einer Luftbrücke von Deutschland nach Mazar-i-Scharif geflogen werden. Eine kostspielige und logistisch nicht einfache Operation, die Zeit braucht.
Erst mit den Vorbereitungen zu beginnen, wenn Kabinett und Bundestag ihr Plazet gegeben haben, wäre Zeitverschwendung.
Am Montag wurde in der Bundespressekonferenz der Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums, Hellstern, gefragt, ob die Erkenntnisse der deutschen Tornados mit ihren Spezialkameras von den Amerikanern für massive Angriffe benutzt werden könnten. «Es ist die Rede von einem zweiten Irak-Krieg.»
Antwort: «Der Isaf-Operationsplan (der für den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistans gilt) regelt die Weitergabe dieser Informationen sehr restriktiv.»
«Und ist an Bedingungen geknüpft?»
«Ja, auch an Bedingungen.»
«Zum Beispiel?»
«Diese kann ich Ihnen hier nicht nennen.»
Hintergrund: Die amerikanischen Streitkräfte in Afghanistan und darüber hinaus bis zum Horn von Afrika operieren mit der vornehmlichen Aufgabe, den Terrorismus, die Taliban, zu bekämpfen, weshalb die Aktion «Operation Enduring Freedom» (OEF) heißt. Die Bundeswehr hingegen leistet in erster Linie Aufbauarbeit, Sicherungsschutz im Norden und Ausbildung der heimischen Polizei - versehen mit einem Mandat der Vereinten Nationen. Isaf, so das Einsatzkürzel, steht für «International Security Assistance Force». Die Bundesregierung will die beiden Aufgaben streng getrennt wissen.
Andererseits: Wenn tatsächlich den US-Streitkräften nebst den mit ihnen operierenden Briten und Kanadier im umkämpften Süden des Landes die Luftaufnahmen der Tornados vorenthalten werden sollen, stellt sich die Frage: Warum überhaupt die deutschen Aufklärungsflugzeuge entsenden?
Ein mit dem geplanten Einsatz vertrauter Bundeswehroffizier: «Das lässt sich in der Praxis gar nicht trennen. Anders lautende Behauptungen sind nur rhetorische Feigenblätter.»
Im Verteidigungsministerium gibt es eine ganz andere Sorge: Wenn die Amerikaner tatsächlich die von den Tornados gemachten Aufnahmen erhalten und für Angriffe benutzen, bei denen Zivilisten zu Tode kommen, können sie sich damit herausreden: «Sorry, die Deutschen haben Schuld. Denn die haben uns die Fotos geliefert.»
(nz)
Taliban besetzen Kleinstadt
KANDAHAR afp Im unruhigen Süden Afghanistans bahnt sich ein gewaltsamer Konflikt um eine von Taliban-Rebellen besetzte Kleinstadt an. Die Regierung in Kabul und die Nato-geführte Internationale Schutztruppe (Isaf) bereiteten nach eigenen Angaben eine Offensive vor, sollten die Taliban die Bezirkshauptstadt Musa Kala nicht freiwillig räumen. Die Rebellen waren nach Angaben von Anwohnern in der Nacht zum Freitag in der Stadt einmarschiert. Viele Bürger flohen in Erwartung heftiger Kämpfe aus ihren Häusern. Wie ein lokaler Stammesführer unter Berufung auf Anwohner berichtete, wehte am Samstag die weiße Fahne der Taliban-Bewegung über dem Sitz der Bezirksregierung. Der Ältestenrat von Musa Kala wurde nach Behördenangaben aufgelöst, die Hilfspolizei war entwaffnet. Die Provinzregierung von Helmand wollte die Taliban auf Flugblättern zum Abzug auffordern, wie ein Sprecher mitteilte. Die afghanische Regierung arbeitete an einem Plan, die besetzten Gebiete zurückzuerobern. Es werde bald einen ernsthaften Angriff geben, sagte ein Sprecher des Innenministeriums.
taz
Vor neuer Nato-Offensive in Afghanistan
Nato will eine Bezirkshauptstadt zurückerobern, die von den Taliban eingenommen wurde. Der scheidende Nato-Oberkommandierende Richards sieht Taliban gescheitert; sie hätten keins ihrer Ziele erreicht: "Der Sieg ist zum Greifen nahe"
VON BERNARD IMHASLY
In der südafghanischen Provinz Helmand bereitet die Nato eine neue Offensive vor, deren Ziel es ist, die wichtige Bezirkshauptstadt von Musa Kala zurückzuerobern. Sie war am Donnerstag in die Hände der Taliban gefallen, als diese die wichtigsten Punkte der Stadt besetzten.
Dem Handstreich waren keine Kämpfe vorangegangen, denn vor vier Monaten hatten die britischen Nato-Soldaten den Ort geräumt, nachdem lokale Stammesführer mit den Taliban eine Vereinbarung getroffen hatten, wonach diese die lokale Stammeskontrolle respektieren würden, falls die Nato abziehe.
Der Rückzug war damals heftig kritisiert worden, da den Taliban nicht zugetraut wurde, dass sie sich an eine quasiinternationale Vereinbarung halten würden. Nato-Oberkommandierender General David Richards hatte den Schritt aber verteidigt als Teil eines Versuchs, die lokalen Strukturen zu stärken, anstatt mit einer militärischen Besetzung Ressentiments unter der Bevölkerung zu nähren.
Die Nato folgte damit auch dem Druck von Präsident Hamid Karsai, der immer wieder davor warnt, die politische Sprengkraft ausländischer Besatzungstruppen in Afghanistan zu unterschätzen. Sein Außenminister, Rangin Dadfar Spanta, allerdings äußerte jetzt Kritik am Vorgehen der Nato: Er sei "von Anfang an" misstrauisch gewesen, sagte Spanta am Sonntag vor Journalisten. Daher sei er nun "froh, dass dieses verdächtige Abkommen" gebrochen sei.
Mit der militärischen Besetzung von Musa Kala durch die Islamschüler scheint das Experiment misslungen. Allerdings gab es auch afghanische Stimmen, die den Vertragsbruch mit einem Luftangriff der Nato auf einen Taliban-Kommandanten vor Wochenfrist im gleichen Distrikt erklärten. Für die Taliban sei die Besetzung des Distrikthauptorts ein Racheakt gewesen. Sie erfolgte unter dem Kommando von Mullah Abdul Gafur, dem Bruder des getöteten Taliban. Ein Nato-Sprecher wies diese Version zurück und erklärte, der Anschlag auf den Kommandanten sei außerhalb der vereinbarten Region um die Stadt erfolgt.
Gafur selbst wurde am Samstag bei einem Luftangriff getötet. Talibansprecher Jusuf Ahamdi sagte der Nachrichtenagentur AFP unterdessen, die Kämpfer seien bereit, sich wieder aus der Stadt zurückzuziehen. Bedingung dafür sei, dass die Internationale Afghanistan-Schutztruppe Isar den Stammesältesten von Musa Kala verbindliche Garantien gebe, die Stadt nicht mehr zu bombardieren.
Unterdessen hat General Richards am Wochenende nach neun Monaten das Nato-Oberkommando in Afghanistan abgegeben. Dem Briten folgt mit General Dan McNeill der erste Amerikaner an der Spitze der 35.000 Mann starken Nato-Truppe in Afghanistan, die inzwischen auch die internationale Schutztruppe Isaf einschließt. Unter Richards hatte die Kampftätigkeit eine bisher nie gesehene Intensität angenommen, mit rund 150 Selbstmordattentaten und zahlreichen militärischen Gefechten; insgesamt kamen im letzten Jahr über 4.000 Menschen ums Leben, drei Viertel von ihnen Taliban-Kämpfer.
Richards erklärte, militärisch fielen die Resultate zugunsten der Nato aus, und es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Taliban geschlagen seien. "Der Sieg ist zum Greifen nahe", sagte er. Er verband damit die Hoffnung, dass damit auch die Stimmung unter der Bevölkerung zugunsten der staatlichen Einrichtungen kippe, was den Taliban einen wichtigen Nährboden entzöge. Richards kündigte eine neue Frühjahrsoffensive an, die diesmal nicht von den Taliban, sondern von der Nato kommen werde.
Eine wesentliche Bedingung für einen militärischen Erfolg wird die Fähigkeit sein, den Nachschub von Kämpfern und Suizidtätern aus Pakistan zu unterbinden. Am Freitag erklärte dessen Präsident Musharraf ein weiteres Mal, sein Land stehe im Kampf gegen den Terror voll auf der Seite der internationalen Gemeinschaft. Er gab zu, dass es an der Grenze zu Afghanistan manchmal Lücken gebe. Dies sei aber aber lokalen und persönlichen Umständen zuzuschreiben und nicht dem mangelnden Willen Pakistans. Er wiederholte seinen Vorsatz, die Grenze zu verminen und/oder mit Sperrzäunen auszulegen.
taz
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ja es paßt sogar ein großes clusterbombenabwurfgerät unter den rumpf.
Immer tiefer in den Krieg
Von Knut MellenthinSollen künftig mit Zieldaten aus den »Tornados« besser Krieg führen können: britische Soldaten in Südafghanistan Foto: AP
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Im Gegensatz dazu ist die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland gegen eine Entsendung von Kampfflugzeugen an den Hindukusch. Das geht aus einer am Dienstag bekanntgewordenen Untersuchung des Forsa-Instituts hervor. Demnach mißbilligen 77 Prozent der Befragten den »Tornado«-Einsatz, nur rund 20 Prozent befürworten ihn. Die Ablehnung überwiegt bei Anhängern aller Parteien.
Angeblich erfolgt die Bereitstellung der »Tornados« auf eine Bitte der NATO hin, die der Bundesregierung am 11. Dezember vorigen Jahres schriftlich übermittelt wurde. Tatsächlich diskutieren deutsche Militärs und Politiker aber schon seit September 2006 offen über den Luftkriegseinsatz. Am 22. November hatte Spiegel Online gemeldet, daß die Bundesregierung zu diesem Schritt grundsätzlich bereit sei. Das stützt die Vermutung, es handelt es sich nicht um eine Anforderung der NATO, sondern um einen deutschen Vorschlag, mit dem die zunehmenden Forderungen der Bündnispartner nach einem stärkeren Beitrag der Bundeswehr zur Aufstandsbekämpfung aufgefangen werden sollen.
Schon bisher hatte Deutschland die Kriegsführung in Südafghanistan durch Transportflüge und Bereitstellung von Fernmeldesoldaten unterstützt. Darüber hinaus denkt Minister Jung laut darüber nach, die in Afghanistan stationierten rund 100 Mann des KSK (Kommando Spezialkräfte) für Kämpfe im Süden und Osten freizugeben.
Mit dem »Tornado«-Einsatz beweist die Bundesregierung ihren Willen, deutsche Soldaten in die direkte Aufstandsbekämpfung zu verwickeln. Die »Aufklärer« sollen Zielinformationen für die geplante große Frühjahrsoffensive der NATO gegen die mehrheitlich von Paschtunen bewohnten Gebiete liefern. Empfänger dieser Informationen sollen sowohl die von der NATO geführte ISAF als auch die im Rahmen der »Operation Enduring Freedom« Krieg führenden US-Truppen sein. Ein wesentliches Ziel des »Tornado«-Einsatzes ist offenbar die weitere Verschmelzung der beiden formal immer noch getrennten Operationen.
Die deutschen »Tornados« sollen Medienberichten zufolge auch zur direkten Bekämpfung von »Bodenzielen«, also von Aufständischen, eingesetzt werden können. Die RECCE-Maschinen verfügen zwar über eine geringere Bewaffnung als die normale Version, haben aber immerhin zwei 27-mm-Kanonen mit je 180 Schuß.
Die Oppositionsparteien FDP und Grüne scheinen mittlerweile entschlossen, dem »Tornado«-Einsatz zuzustimmen. Für die Linkspartei hingegen bekräftigte der Abgeordnete Wolfgang Gehrcke am Dienstag die Ablehnung: »Mit dieser Entscheidung verstrickt sich Deutschland noch tiefer in einen Krieg, der militärisch nicht zu gewinnen ist. Die Entsendung von Tornados der Bundeswehr bringt Deutschland an der Seite der USA immer mehr in die Rolle einer Kriegspartei.«(jw)
Zeitpunkt: 21.05.07 11:45
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Kommentar: Regelverstoß - Urheberrechtsverletzung. Siehe: http://www.ariva.de/articles/forum/urheberrecht.m
Zeitpunkt: 21.05.07 11:46
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