Berlin - Gibt es sie, die ideale Absicherung fürs Alter? Fast jeder zweite Deutsche beantwortet diese Frage heute eindeutig mit einem "Nein". Kein Wunder bei Zinsen auf Tiefstniveau, gekappten Überschussbeteiligungen und kippeligen Staaten. In einer Umfrage des Allensbach-Instituts im Auftrag der Postbank gaben 68 Prozent der Berufstätigen an, ihre Einstellung zur Privatvorsorge habe sich seit der Finanzkrise verändert. 28 Prozent sagen, sie seien skeptischer geworden, 23 Prozent äußern Zweifel an der Sicherheit der privaten Altersvorsorge. Und jeder Dritte frage sich, welche privaten Anlageformen überhaupt noch sinnvoll sind. Dass sie im Ruhestand jedoch "voraussichtlich Geld aus einer privaten Altersvorsorge erhalten werden", davon gehen 2010 mit 59 Prozent der Berufstätigen wieder mehr aus als 2009 (57 Prozent).
Dennoch: Jeder fünfte Berufstätige habe seine privaten Vorsorgeverträge gekappt oder ganz gekündigt. Durchschnittlich zwölf Prozent weniger geben die Unter-50-Jährigen zur Absicherung ihres Ruhestandes aus - obwohl sie sich bewusst seien, dass diese Rücklagen nicht reichen werden, ihren bisherigen Lebensstandard später einmal halten zu können.
"Der Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit bei der privaten Altersvorsorge hat 2010 ein Rekordniveau erreicht", sagte Michael Meyer, Privatkundenvorstand der Postbank bei der Präsentation der Altersvorsorge-Studie. Knapp 290 Euro, davon gehen die Deutschen im Schnitt aus, müssten sie zurücklegen, um ausreichend abgesichert zu sein. Tatsächlich stecken sie aber lediglich 200 Euro in ihre Altersvorsorge. 2009 lagen Wollen und Tun mit 253 Euro und 209 Euro noch deutlich näher beisammen - die Diskrepanz hat sich 2010 verdoppelt.
Häufig haben Sparer in den vergangenen Monaten Renten- und Lebensversicherungen, Riester-Verträge sowie Aktien, Aktienfonds und Zertifikate gekündigt. "Die Sorgen der Deutschen um ihre Altersvorsorge sind 2010 nicht geschwunden", sagte Meyer. "Durch die wachsende Staatsverschuldung treten vielmehr neue Ängste hinzu." Vor allem Ansehen und Bedeutung der Riester-Förderung habe deutlich gelitten. Während junge Berufstätige unter 30 Jahren die Riester-Rente vor zwei Jahren noch zu 45 Prozent als "ideale Form der Alterssicherung" bezeichneten, sprechen ihr heute nur noch 26 Prozent dieses Attribut zu.
2008 wollten 23 Prozent der jungen Berufstätigen einen Riester-Vertrag abschließen.
Heute sind es der Studie zufolge nur noch neun Prozent. Dabei sind gerade junge Berufstätige und Geringverdiener die Riester-Hauptzielgruppe. Einen Grund für das fehlende Interesse sieht Meyer in der mangelnden Gewichtung des Themas Finanzen in der Ausbildung: "Eine verstärkte Aufklärung zur Notwendigkeit privater Altersvorsorge gehört in alle weiterführenden Schulen und Berufsschulen." So werde etwa der Zinseszinseffekt häufig deutlich unterschätzt: "Wer mit 30 Jahren für eine private Zusatzrente im Alter zu sparen beginnt, muss monatlich nur etwa die Hälfte dessen aufbringen, was der erst mit 40 Jahren startende Vorsorgesparer für das gleiche Ziel tun muss." Das sei vielen gar nicht bewusst.