Interview mit Günther Thiel
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 26.09.01 22:37 | ||||
Eröffnet am: | 07.09.01 13:34 | von: Dotearn | Anzahl Beiträge: | 13 |
Neuester Beitrag: | 26.09.01 22:37 | von: Katjuscha | Leser gesamt: | 5.895 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 1 | |
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Quelle: www. tradecentre.de
Interview mit Günter Thiel, CEO der Thiel Logistik AG
TradeCentre: Herr Thiel, Sie präsentierten vor kurzem die Halbjahreszahlen. Sind Sie zufrieden?
Günter Thiel: Wir sind mit dem Ergebnis des ersten Halbjahres sehr zufrieden. Wir haben im ersten Halbjahr deutlich mehr als die ursprünglich avisierten 40 Prozent des für 2001 geplanten Jahresumsatzes erreicht. Der Ausblick für das zweite Halbjahr ist auch sehr gut. Dieses läuft in der Logistikbranche traditionell noch besser als das erste und unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt. Deshalb gehen wir davon aus, dass wir für das Gesamtjahr 2001 die Ziele bei Umsatz und EBIT sicher erreichen werden.
TradeCentre: Erklären Sie unseren Lesern bitte Ihr Standbein „Health-Care“. Was macht Ihr Unternehmen in diesem Bereich genau, wie verdienen Sie aus diesem Bereich Ihr Geld?
Günter Thiel: Die Thiel HealthCare Logistics + Services analysiert und optimiert die logistischen Prozesse in Gesundheitseinrichtungen, d.h. Krankenhäusern, Reha-Zentren oder Altenheimen. Wir beraten die Gesundheitseinrichtungen, wie sie ihre logistischen Prozesse verbessern, effizienter und kostengünstiger gestalten können. Wir partizipieren an ihren Einsparungen in diesem Bereich sowie an den Services, die wir als Outsourcing-Dienstleister erbringen, z.B. Inhouse-Logistik, Warehousing, Facility Management und Entsorgung. Wir optimieren das Bestellmanagement, sorgen dafür, dass die bestellten Waren vom Hersteller direkt in unsere Multi-User-Zentren geliefert werden und dort je nach Bedarf der einzelnen Stationen zusammengestellt werden. Durch den verbesserten Einsatz der Produkte überschreiten keine Waren das Mindesthaltbarkeitsdatum und müssen daher auch nicht teuer entsorgt werden.
TradeCentre: Sie bezeichnen sich als Marktführer in diesem Bereich. Ist dies bei dem geringen Umsatzanteil, den Sie aus der Sparte erzielen, tatsächlich so?
Günter Thiel: Ja, wir sind unbestritten Marktführer ! Zum Ende des ersten Halbjahrs ist der Anteil der HealthCare-Logistics am Gesamtumsatz ca. 14 Prozent, aber schon 30 Prozent am EBIT. Wir erwarten, dass sich der Anteil der HealthCare-Logistics am Gesamtumsatz bis 2003 schon auf 35-40 Prozent erhöhen wird.
Wir verfügen über ein einzigartiges Geschäftsmodell in diesem Bereich, da wir als einziger Anbieter einen ganzheitlichen Ansatz haben, der sowohl Versorgung und InHouse-Logistik als auch Entsorgung beinhaltet. Wir haben ein Team in diesem Bereich aus Medizinern, Pharmazeuten, Logistikern und Umweltwissenschaftlern, die die Prozesse einer Gesundheitseinrichtung kennen. Unsere Mitarbeiter sprechen die Sprache der Gesundheitseinrichtungen und stehen in allen Phasen der Planung und Umsetzung eines Projektes in engem Kontakt mit dem Kunden.
TradeCentre: Wie hoch schätzen Sie das Marktvolumen in 2002 und welchen Marktanteil werden Sie davon haben?
Günter Thiel: Marktanteile zu definieren ist schwierig, da nicht nur der HealthCare-Markt, sondern auch der gesamte Logistikmarkt stark fragmentiert ist. Bei der Größe des Marktes für HealthCare-Logistics im deutschsprachigen Raum beispielsweise benötigt Thiel mit seinem bislang einzigartigen Leistungsangebot nur einen Marktanteil von unter einem Prozent, um seine Planungen im Bereich HealthCare-Logistics zu erfüllen. Natürlich streben wir einen höheren Marktanteil an.
TradeCentre: Ein Großteil der Aktien befindet sich in Händen von Finanzbeteiligungsgesellschaften. Möchte die Lorenzo Holding oder die Industrial Performance ihre Stücke nun sukzessive versilbern?
Günter Thiel: Die beiden Großaktionäre haben schon seit Jahren auch schon vor dem Börsengang in das Unternehmen investiert. Zur Zeit halten sie noch 53,1 Prozent der Aktien. Es sind aber durch die Ausgabe der 1,6 Millionen Aktien für die Übernahme von KVB und SKS überproportional mehr Aktien in den Freefloat geflossen. Lorenzo Holding und Industrial Performance werden auch weiterhin einen hohen Anteil am Unternehmen halten und sich nicht aus ihrer Beteiligung zurückziehen.
TradeCentre: Ihre Umsatzrendite muss den vielen Akquisitionen Tribut zollen und bricht auf 4,2% ein. Sie betonen zwar, nicht für eine bestimmte Marge zu arbeiten, dennoch ist diese für die Bewertung Ihres Geschäftsmodells von Bedeutung. Skizzieren uns Sie bitte die Entwicklung der Umsatzrendite für die nächsten Jahre.
Günter Thiel: Bei einem Gewinnwachstum von 138 Prozent auf 17,4 Mio Euro von einem Einbruch zu sprechen, ist mutig. Wir haben ein Quartalsergebnis und kein Jahresergebnis abgeliefert. Wir arbeiten weder für einen kurzfristigen Profit noch für eine bestimmte Marge. Zukunftssicherung, Risikomanagement, Investitionen, Forschung und Entwicklung sind die Themen. Kosten heute bedeuten stabiler Profit in der Zukunft.
TradeCentre: Investoren sind skeptisch, ob Sie aufgrund der Integrationsrisiken Ihre EBIT-Marge bzw. das EPS für 2001 erreichen können.
Günter Thiel: Das EPS wird sicher erreicht. Was die EBIT-Marge anbelangt: Wir arbeiten nicht, um eine bestimmte Marge zu erreichen, sondern um als Unternehmen zu wachsen und unsere Umsatz- und Ergebnisziele zu verwirklichen. Das bedeutet zunächst auch, Investitionen zu tätigen, die Geld kosten. Aber diese Investitionen sind es, die in der Zukunft unser Wachstum garantieren und Gewinne abwerfen. Unsere Marge wäre heute schon bei 10 Prozent, wenn wir Integration, Vertrieb oder Forschung und Entwicklung nicht so konsequent vorantreiben würden. Hiervon haben aber die Aktionäre auf Dauer eindeutig mehr.
TradeCentre: Sie haben sich zwei eher margenschwache Kontraktlogistiker gekauft. Ist das nicht ein Klotz am Bein für die Entwicklung des Unternehmens?
Günter Thiel: Um in der Zukunft zu wachsen, müssen wir erst einmal investieren. Unternehmen wie KVB und SKS haben uns mit ihren Standorten in Süddeutschland die Plattformen gegeben, dort zukünftig margenstärkere Bereiche wie HealthCare- oder Reverse Logistics anzusiedeln. Damit können wir auch die Margen dieser Unternehmen sukzessive steigern. Die andere Alternative wäre gewesen, in diesen Regionen erst einmal kräftig in Infrastruktur -beispielsweise für Lagerkapazitäten- zu investieren und die ersten Jahre erst einmal keine schwarzen Zahlen für diese Standorte zu schreiben, das käme uns auf lange Sicht wesentlich teuer. So erwirtschaften diese Unternehmen auch jetzt schon Umsätze, auch wenn die Margen noch nicht denen des übrigen Konzerns entsprechen.
TradeCentre: Ihr organisches Wachstum beträgt derzeit 35 Prozent. Mit welchen Wachstumsraten rechnen Sie in den nächsten Jahren.
Günter Thiel: In den letzten Jahren betrug das Verhältnis organisches und akquisitorisches Wachstum 50:50. Das organische Wachstum in diesem Jahr beträgt 39 Prozent auf die sogenannte Als-Ob-Konsolidierung 2000, d.h. effektiv betrachtet, dass das organische Wachstum in diesem Jahr mehr als 50 Prozent des Gesamtwachstums beträgt.
TradeCentre: Sie haben derzeit eine beachtliche Cashposition. Winken weitere Übernahmen?
Günter Thiel: Unsere Targetliste hinsichtlich Übernahmen ist sicher noch nicht abgearbeitet, aber wir haben keinen Zwang zu akquirieren. Wenn ein Unternehmen interessant ist, sein Leistungs- und Produktangebot gut zu uns passt, wenn es gutes Management und gute Kunden mitbringt, dann kann es immer wieder zu einer Übernahme kommen. Konkret steht hier momentan nichts an.
TradeCentre: Herr Thiel, lassen Sie uns rechnen. Im 2. Halbjahr erzielen Sie einen Großteil Ihrer Umsätze. Die ersten 6 Monate waren schon beeindruckend. Zusätzlich wird SES und Welz konsolidiert. Sind rund 900 Millionen Euro Umsatz realistisch für 2001?
Günter Thiel: Wir gehen davon aus, dass der geplante Umsatz von 831 Millionen Euro überschritten wird, in welchem Umfang, kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht exakt sagen, aber Ihre Zahl ist nicht unrealistisch.
TradeCentre: Werden Sie eigentlich auch den amerikanischen Markt in Angriff nehmen? Wann ist damit zu rechnen und wie könnte das ablaufen?
Günter Thiel: Der europäische Markt ist zur Zeit für uns noch interessanter, da der Outsourcinggrad von Logistikdienstleistungen noch nicht so hoch ist wie in den USA und das Marktpotential in Europa noch größer ist. Aber internationale Expansion ist für uns immer ein Thema, bei guten Angeboten sind wir sofort handlungsfähig.
TradeCentre: Abschliessend Herr Thiel, wo sehen Sie das Unternehmen in 5 Jahren und warum sollte der Anleger gerade jetzt Aktien des Unternehmens kaufen?
Günter Thiel: Thiel ist profitabel, hat bisher immer seine Versprechungen gehalten und ist im Markt für Logistikdienstleistungen hervorragend positioniert. Wir verfügen über ein Geschäftsmodell mit einer geringen Konjunkturabhängigkeit, eine starke Marktposition in Zukunftsbereichen wie Reverse Logistics und HealthCare-Logistics sowie einen breite und hochwertige internationale Kundenbasis. Diese Zukunftsbereiche werden in den nächsten Jahren das Unternehmen immer stärker prägen und größere Anteile zu Umsatz und EBIT des Konzerns beitragen als bisher. Auch werden wir unsere Internationalisierung stärker vorantreiben. Wir werden das, was wir in der Vergangenheit erfolgreich getan haben, in die Zukunft transferieren. Wenn Sie das in Zahlen umsetzen, wissen Sie, warum ein Investment in Thiel gut ist.
Herr Thiel, vielen Dank für das interessante Interview!
Kommentar: Logistiker - die wackeren Krieger am Neuen Markt
Von Angelika Breinich, vwd
Auch in stürmischen Börsenzeiten gibt es Werte, die sich einfach nicht klein kriegen lassen. Vor allem die Logistikaktien haben derzeit einen recht guten Stand. Sicher, auch Werte wie D. Logistics, Thiel oder Microlog haben arg Federn lassen müssen und konnten sich dem Abwärtssog nicht entziehen. Doch gehören sie zu den Wenigen, deren Verluste im Vergleich zum Großteil der Neuen-Markt-Titel recht moderat blieben. Wacker setzen sie sich gegen einen Markt zur Wehr, der täglich neue Tiefststände erreicht.
Der Vorteil der Logistiker: Während etliche Unternehmen am Neuen Markt noch lange auf den Schritt in die Profitablilität warten müssen, verdienen sie bereits Geld. So konnte Thiel im ersten Halbjahr einen Gewinn je Aktie von 0,26 € ausweisen. Auch D. Logistics steigerte sein Ergebnis auf 0,19 € von 0,08 € pro Anteilsschein. Dabei profitiert die Branche vor allem von den Sparkonzepten ihrer Kunden. Die zwingt die schwächelnde Wirtschaft nämlich teure Bereiche auszulagern und teilweise den gesamten Warenfluss unter die Obhut der Logistikunternehmen zu stellen. Und der Trend zu Outsource-Projekten nimmt stetig zu. Gute Aussichten also für Thiel & Co.
Damit kann sich das Logisitksegment sicherlich auch künftig gegen die Ausverkaufsstimmung am Neuen Markt widersetzen. Gerade der Bereich Health-Care, auf den sich die Lokistikunternehmen derzeit konzentrieren, verspricht nach Analystenmeinung großes Zukunftspotenzial. Hiervon sollten sich die Firmen eine ordentliche Scheibe anschneiden können. Und besonders wichtig: Der Neue Markt braucht solche Unternehmen, die Gewinne schreiben und überschaubare Zukunftsperspektiven haben. Denn mit körperlosen Geschäftskonzepten ist schon lange keine Mark mehr an den Börsen zu verdienen.
HANDELSBLATT, Freitag, 07. September 2001
www.handelsblatt.com
Gruß
Tamita
Kannst du mir mal verraten warum du nicht Gewinnne mitgenommen hast??
Bye
Und auf dem jetzigen Niveau verkaufe ich kein Stück - und wenn's noch Jahre dauert!!!
Tamita
Die gehen nicht pleite, sind recht gut finanziert und haben ein cleveres Mangement.
werden hier hier noch einen deutlichen abschlag sehen
zu viele analysten geben hier klare kaufempfehlungen ab
siehe zb. teleplan bei ca 28 €
mfg otto