Anlegerschutz vor unseriösen Analysten
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 02.02.01 17:27 | ||||
Eröffnet am: | 02.02.01 17:27 | von: Zeitsprung | Anzahl Beiträge: | 1 |
Neuester Beitrag: | 02.02.01 17:27 | von: Zeitsprung | Leser gesamt: | 1.337 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 1 | |
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? ein schwieriges
Unterfangen ?
Das gibt wohl mehr ne Lachnummer als wirkliche Hilfe für uns Aktionäre?
Auch wenn´s a bisserl lang ist :lesenswert!
- Gleich auf mehrere
praktische Probleme stößt der Vorstoß der
Bundesregierung, Aktionäre durch einen
freiwilligen Verhaltenskodex für Analysten vor
unseriösen Kaufempfehlungen zu schützen.
Aktionärsschützer bezweifeln die Wirksamkeit
entsprechender Selbstverpflichtungen, weist
beispielsweise das Deutsche Aktieninstitut (DAI)
auf das unscharfe Berufsbild hin. Doch nicht nur
die Analysten sind ins Visier geraten: Die Medien
müssen sich - ebenso wie die Anleger selber -
mit dem Vorwurf eines all zu unkritischen
Umganges mit Anlageempfehlungen auseinander
setzen.
Die neue parlamentarische Staatssekretärin im
Bundeswirtschaftsministerium, Margareta Wolf
(Grüne), will mit dem Vorstoß den
Ansehensverlust der Aktie als Anlagemittel
auffangen. Als Beauftragte der Bundesregierung
für den Mittelstand wolle die Politikerin den
Neuen Markt und dessen Liquidität sichern, heißt
es aus dem Hause von Minister Werner Müller
(parteilos). Am Frankfurter Wachstumssegment
sind vor allem junge mittelständische
Unternehmen aus Zukunftsbranchen wie der
Computertechnologie notiert.
Wann es aber soweit sein wird, ist noch nicht
absehbar: "Wir stehen nicht unter Zeitdruck",
sagte eine Sprecherin. Die CDU/CSU-Fraktion
im Bundestag hält nach Angaben ihres
wirtschaftspolitischen Sprechers Gunnar Uldall
staatliche Regelungen für überflüssig. Die
bisherigen Bestimmungen reichten aus;
beispielsweise sei das Hochschreiben von
Aktienkursen schon jetzt strafbar. In Wolfs
Initiative sieht Uldall einen Profilierungsversuch
der frisch gebackenen Staatsekretärin.
Der Bundesverband Deutscher
Investment-Gesellschaften (BVI) und die
Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und
Asset Management (DVFA), ein
Zusammenschluss von Kapitalmarktexperten,
haben den Vorstoß begrüßt und ihre Mitarbeit
angeboten.
"Wir halten das für Augenwischerei", sagt
dagegen Reinhild Keitel von der
Schutzgemeinschaft für Kleinaktionäre, denn
Kodizes funktionierten nie. Sie hält die
Vorstellung von unabhängigen Analysten für eine
Illusion. Daher müssten zwingende
Verpflichtungen her, um beispielsweise
Interessenüberlappungen zwischen Anlagehaus
und beurteiltem Unternehmen offen zu legen.
Moderatere Töne schlägt dagegen Petra Krüll,
Pressesprecherin der Deutschen
Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW),
an: "Wir begrüßen die Initiative sehr." Ein
anerkanntes Gütesiegel für Dienstleistungen sei
ein Schritt in die richtige Richtung. Auch wenn die
Regelung "nicht notwendigerweise gesetzlich" sein
müsse, sieht sie jedoch Defizite bei der geplanten
Freiwilligkeit. Krüll verweist auf zwei Beispiele
der Vergangenheit: So hätten der
Übernahmekodex oder die Regelung zum
Insiderhandel in Gesetzesform gegossen werden
müssen.
Markus Herdina, Referent beim DAI, weist auf
ein anderes Problem hin: "Man müsste klar sagen:
Was ist ein Analyst?" Hinzu komme, dass
Prognosen von Natur aus unsicher seien. Die
DVFA meint, viele selbst ernannte oder von den
Medien ge kürte Analysten hätten dazu
beigetragen, das Berufsbild in Misskredit zu
bringen. Dem versucht der Verband mit etwa
1.000 Mitgliedern mit fundierter Ausbildung und
Ehrengerichtsbarkeit bei zu kommen.
Wer das DVFA-Diplom erwerben will, muss
rund 200 Stunden Fachwissen büffeln und zwei
Klausuren bestehen, die ihrerseits über zwei Tage
gehen. Sollte ein Analyst die Unabhängigkeit
verletzen oder selbstgekaufte Aktien
hochschreiben (Frontrunning), drohen
Geldstrafen oder Ausschluss. Nach Angaben des
DVFA-Pressesprechers Markus Brümmer
musste das im letzten Jahr gegründete und von
einem Berufsrichter geleitete Gremium noch nicht
zusammentreten.
Ins Schussfeld sind allerdings auch die Medien
geraten. Friedrich Pfeiffer, Geschäftsführer der
Münchner Adig-Investment GmbH, übt
Journalistenschelte: "Die Meinung in der
Öffentlichkeit wird oft von unprofessionellen
Akteuren auf beiden Seiten bestimmt." Auch
Aktionärsschützerin Keitel klagt über
Redakteure, die unreflektiert Informationen
verbreiteten. Ihre Kollegin Krüll stimmt zu: "Vom
Journalisten zum Analysten ist es nicht weit."
Allerdings hat sie auch die eigenen Schützlinge im
Visier, denn diese seien Analysten wie die
"blinden Lemminge" hinterher gelaufen. Auch
Keitel warnt die Anleger vor zu großer
Gutgläubigkeit gegenüber den Finanzmarktgurus :
"Man kann nur raten: Sei skeptisch."
--- Von Ulf Baier (dpa-AFX) -
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