Wie aus 1/2 0.5 wird. Bißchen Geschichte
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 01.02.01 13:17 | ||||
Eröffnet am: | 01.02.01 13:00 | von: b2210 | Anzahl Beiträge: | 2 |
Neuester Beitrag: | 01.02.01 13:17 | von: Nobody II | Leser gesamt: | 2.773 |
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Dezimalisierung
Wie kommt es dazu, dass die US-amerikanischen Aktien in diesen unmöglichen
Fraktalen gehandelt werden? 16 3/8 $ und 16 5/16 $, wer hat zu Beginn
nicht Schwierigkeiten, hier die Werte richtig zu sortieren? Um es kurz zu
machen: Die Spanier sind an allem schuld! Im 16. Jahrhundert war Spanien
die Weltmacht schlechthin. Weltweit galten die spanischen Goldmünzen als
das Zahlungsmittel Nummer Eins, dominanter als heute der Dollar. Diese
spanischen Goldmünzen waren recht groß und stellten, jede für sich, einen
beträchtlichen Gegenwert dar. Um kleinere Einheiten dieses Zahlungsmittels
zu erhalten, zersägte man einfach die Münzen in 1/2, 1/4 und schließlich
1/8 Münzen. Die Preise für Handelsgüter wurden demnach in 1/8-Fraktalen
angegeben. So kostete eine Kuh dann vielleicht 4 3/8 Goldmünzen und nicht
4,45. Aber eben nicht nur die Kühe, sondern später eben auch die Aktien
wurden so gehandelt, obwohl die spanischen Goldmünzen längst keine Rolle
mehr spielten. Bis 1997 wurde an den US-Börsen in 1/8-Fraktalen gehandelt.
Erst dann wurden die 1/16-Fraktale eingeführt, zur Reduzierung des
Bid-Ask-Spreads und somit zur Steigerung der Liquidität. In der Folge
begannen die ECNs noch kleinere Fraktale bis hin zu 1/256 zuzulassen.
Nun soll dieses System ersetzt werden durch das Dezimalsystem. Die
Geschichte dieses Systemwechsels gleicht jedoch bisher einer schlechten
soap opera: immer wieder angekündigt, ausprobiert, verschoben. Das von der
SEC festgelegte Datum, bis zu dem die Dezimalisierung komplett eingeführt
sein soll ist der 9. April 2001. Nun hat es die NYSE geschafft, bei der
NASDAQ müssen wir noch warten.
Die ECNs waren längst einen Schritt weiter, so hat das Island-Book (Datek
Sec.) seit Juni 2000 auf Dezimalisierung umgestellt. Verschiedene
Datenanbieter können Level II-Daten im Dezimalsystem darstellen (etwa
www.quote.com). Wirkliche Auswirkungen auf die Märkte wird die
Dezimalisierung erst haben, wenn sie komplett implementiert ist. Die
kleinstmögliche Preisveränderung an der NASDAQ wird von derzeit 1/16
(=0,0625) auf einen Cent (=0,01) verringert. Dies wird zur Folge haben,
daß die Bid-Ask-Spreads kleiner werden und die Liquidität ansteigen wird.
Die Market Maker werden es schwerer haben, mit Spreadcutting ihr Geld zu
verdienen.
SuperMontage
Es ist geplant, nach kompletter Einführung der Dezimalisierung, das
bisherige Level II Fenster durch ein neues zu ersetzen. Dieses neue
Kursfenster wird Nasdaq Order Display Facility (NODF) oder auch
SuperMontage genannt und wird nach den Regeln des NNMS-Systems (siehe
vorherigen Abschnitt) arbeiten. Aktuelle Daten zur Einführung bei
www.nasdaqtrader.com. Optisch wird es folgenden From haben (Grafik:
http://www.daytrading-info.de/archiv/nr29.html).
Es sind drei Ebenen unterschieden:
1 Das oberste Fenster zeigt links die besten drei Preislevels der
Kaufgebote mit jeweils aufsummierter Size aller Bieter auf diesem Level.
Die rechte Seite zeigt das gleiche für die Verkaufsgebote.
2 Das mittlere Fenster entspricht den uns bekannten Level I Daten.
3 Das untere Fenster zeigt differenziert die Bieter mit ihren
Geboten, so wie wir es bisher aus Level II kennen.
Unter der Market Maker ID SIZE wird es möglich sein, anonym Gebote zu
stellen. Jeweils die besten anonymen Gebote erscheinen mit aufsummierter
Ordergröße auf der Bid- wie auf der Ask-Seite. Im Prinzip führt damit die
NASDAQ ihr eigenes ECN ein. Eine weitere Änderung ist interessant: Market
Maker können nunmehr auch die nicht-besten Gebote inserieren. Bisher
gingen ja aus den Orderbüchern der Market Maker nur die jeweils besten
Gebote in Level II ein. Nunmehr haben die Marktteilnehmer die Möglichkeit
(aber nicht die Pflicht), weitere Gebote in SuperMontage zu inserieren.