Evonik wird kein zweites Facebook
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 07.07.13 21:19 | ||||
Eröffnet am: | 26.05.12 14:21 | von: Herculeas | Anzahl Beiträge: | 14 |
Neuester Beitrag: | 07.07.13 21:19 | von: Vermeer | Leser gesamt: | 7.058 |
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Die Eigentümer des Chemiekonzerns Evonik haben offiziell den Börsengang angekündigt. Gemeinsam mit Aufsichtsrat und Vorstand von Evonik planen die RAG-Stiftung und der Finanzinvestor CVC Capital Partners den ersten Handelstag "noch vor der Sommerpause", hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung. Ein genauer Termin wurde auch auf Nachfrage nicht genannt. In der Vergangenheit war im Evonik- Umfeld immer wieder der 25. Juni als erster Handelstag genannt worden. Dafür gibt es aber keine Bestätigung. Ein Unsicherheitsfaktor für die Terminplanung ist die Griechenland-Wahl am 17. Juni, die zum Austritt aus der Eurozone und zu abstürzenden Börsenkursen führen könnte. "Kein Mensch weiß, wie es danach aussieht", sagte ein Insider.
Bei der Emission geben die RAG-Stiftung als Haupteigner mit 74,99 Prozent der Anteile und CVC mit 25,01 Prozent der Anteile die Aktien im Verhältnis zwei zu eins ab, wie es hieß. Das Gesamtvolumen blieb offen. In unbestätigten Berichten war mehrfach von bis zu einem Drittel der Evonik-Anteile und einem geschätzten Preis von fünf Milliarden Euro die Rede. Mit den Erlösen sollen unter anderem sogenannte Ewigkeitslasten des Bergbaugeschäfts abgedeckt werden.
Evonik gilt mit einem Umsatz von 14,5 Milliarden Euro und einem operativen Ergebnis (Ebitda) von 2,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr als Kandidat für den Dax. Anleihen des Unternehmens stießen in der Vergangenheit am Kapitalmarkt auf große Nachfrage. Vor kurzem hatte Konzernchef Klaus Engel seine Prognose für das laufende Jahr noch einmal gesteigert. "Trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen an den Finanzmärkten gehen wir mit voller Zuversicht in die heiße Phase des geplanten Börsengangs", erklärte Engel gestern.
RAG: Notbremsung vor Evonik-IPO nicht ausgeschlossen
28.05.2012 / 11:46 Uhr / Essen
Der Börsengang des Chemiekonzerns Evonik könnte in letzter Sekunde noch gestoppt werden. Eine Notbremsung sei nicht ausgeschlossen, wenn die Kurse an der Börse plötzlich einbrächen, sagte Wilhelm Bonse-Geuking, Chef der Evonik-Hauptaktionärin RAG-Stiftung, in der Samstagsausgabe der Zeitung „Die Welt“.
Erst am Freitag hatte die RAG-Stiftung gemeinsam mit dem Evonik-Vorstand sowie dem zweiten Anteilseigner CVC Capital Partners den geplanten Börsengang öffentlich gemacht. In der Mitteilung hieß es, dass der IPO noch „vor der Sommerpause“ über die Bühne gehen solle. In Medienberichten und Finanzkreisen erwartet man den 25. Juni als ersten Handelstag, ohne dass dies von Unternehmensseite bestätigt wurde. Man befürchtet wohl, dass es am 17. Juni zu Markterschütterungen in Folge der Wahl in Griechenland kommen könnte.
Auch das Volumen des Börsengangs wurde weiterhin offengelassen. Evonik gilt jedoch mit einem Umsatz von 14,5 Milliarden Euro und einem EBITA von 2,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr als eine profitable Investition. Das Unternehmen könnte es aus dem Stand in den Dax schaffen. Zudem hatte Unternehmenschef Klaus Engel erst vor kurzem die Prognose für das laufende Geschäftsjahr erhöht.
Die RAG-Stiftung hält 74,99 Prozent an Evonik. Den Rest hat der Finanzinvstor CVC Capital Partners. Von dem IPO-Erlös will die Stiftung die auf sie zukommenden Kosten von jährlich rund 200 Millionen Euro für die so genannten Ewigkeitslasten des Bergbaus bezahlen. Die RAG Stiftung vereint nämlich zwei Konzerne unter einem Dach: Die RAG Aktiengesellschaft, die den Bereich der Steinkohleförderung und –verarbeitung abdeckt und die Evonik Industries AG. Dennoch sieht sich die Hauptaktionärin nicht zum Börsengang gezwungen: „Da Evonik uns aktuell eine Dividende von 300 Millionen Euro ausschüttet, haben wir keinen Druck“, sagte Bonse-Geuking.
In der Essener Konzernzentrale der Chemiefirma Evonik herrscht emsige Geschäftigkeit - schließlich könnte das wichtigste Ereignis in der Unternehmengeschichte bevorstehen: der Börsengang. Nicht nur für die Firma selbst wäre das eine einschneidende Veränderung. Es könnte für Deutschland der größte Börsengang seit der Deutschen Post vor zwölf Jahren werden. Dem 33.000-Mann-Unternehmen wird sogar zugetraut, im Dax das Erbe des Metro-Konzerns anzutreten.
Was ist das für ein Unternehmen, das sich da anschickt, in die Spitzengruppe der deutschen Börsenelite aufzurücken? Wird seine Aktie für Privatanleger interessant? Und wie sicher ist es, dass aus der ganzen Sache etwas wird?
Entstanden durch einen politischen Vorgang
Um das zu beurteilen, muss man sich mit den Besonderheiten dieses Unternehmens auseinandersetzen. Evonik ist heute ein großer Anbieter von Spezialchemie. Das Unternehmen liefert nicht die schlichten Grundstoffe der chemischen Industrie, sondern hat sich auf hochwertige High-Tech-Materialien spezialisiert. Dazu gehören Aminosäuren für die Produktion von Tierfutter, die Mäntel für Tabletten, das Material, aus dem Windräder hergestellt werden, und sogenannte Superabsorber für Babywindeln, die das 500-Fache des eigenen Gewichts an Feuchtigkeit aufnehmen können.
Entstanden ist das ganze Unternehmen durch einen politischen Vorgang - und das bestimmt die Besonderheiten dieses Börsengangs. Hinter Evonik steht die Geschichte des deutschen Steinkohlebergbaus - obwohl das Unternehmen selbst ja etwas anderes macht.
Die Politik in Deutschland stand seit den Tagen der Großen Koalition unter Kurt Georg Kiesinger in den 60er Jahren vor der Frage, wie sie mit den Zechen im Ruhrgebiet umgehen will. Deutsche Steinkohle ist schlicht zu teuer. Einem Förderpreis in Deutschland von 160 Euro je Tonne stand zeitweise ein Weltmarktpreis von 85 Euro je Tonne gegenüber. Deshalb wird die Kohle subventioniert. Zugleich wird die Zahl der Zechen heruntergefahren. Die letzte soll - Stand heute - Ende 2018 geschlossen werden.
Doch auch wenn die letzte Grube aufgegeben ist, muss dort auf nicht absehbare Zeit Wasser abgepumpt werden. Außerdem muss das Grundwasser gereinigt werden. Und nicht zuletzt sind sogenannte Dauerbergschäden entstanden, die noch lange Kosten verursachen.
All diese sogenannten „Ewigkeitslasten“ des Bergbaus soll eine Institution abdecken, die RAG-Stiftung heißt. Sie wurde 2007 gegründet und ist Eigentümerin des RAG-Konzerns (früher: Ruhrkohle AG). Zu diesem Konzern gehören nicht nur alle verbliebenen Steinkohlezechen in Deutschland: drei im Ruhrgebiet, eine in Ibbenbüren bei Osnabrück und eine im Saarland. Der Konzern hielt auch eine Beteiligung an der Ruhrgas AG, einem Energieversorger, der einst von Ruhrgebietszechen gegründet wurde und zum größten Erdgasimporteur Deutschlands aufstieg.
Den Rest trägt der Steuerzahler
Dieses wertvolle Pfand tauschte die RAG im Jahr 2002 beim Energieversorger Eon gegen ein anderes Unternehmen ein: die Degussa, eines der größten deutschen Chemieunternehmen. Aus Degussa und den „weißen“ Teilen der Ruhrkohle AG (alles außer Steinkohleabbau) wurde unter der Regie des früheren Wirtschaftsministers Werner Müller ein neues Unternehmen geschmiedet. Man gab ihm den Namen „Evonik“ - von lateinisch „Evo“ (“Stamm“ oder „Keim“) und „evolvere“ (“sich entwickeln“).
Seither ist die Kohle-Stiftung damit beschäftigt, Evonik als Unternehmen weiterzuentwickeln - um dann Anteile zu verkaufen. So soll ein Kapitalstock aufgebaut werden, aus dessen Zinsen möglichst viel von den „Ewigkeitslasten“ bestritten werden kann. Den Rest wird die öffentliche Hand tragen müssen - also der Steuerzahler.
Ein Teil von Evonik (25 Prozent plus eine Aktie) wurde bereits an einen Finanzinvestor namens CVC verkauft. So dass beide Eigentümer sich jetzt über die Modalitäten des Börsengangs verständigen müssen.
Geplant ist, dass am 10. Juni das Kuratorium der Stiftung zusammenkommt, um noch mal über den Börsengang zu reden. Zu dem Gremium gehören neben dem früheren Eon-Chef Ulrich Hartmann unter anderen Wirtschaftsminister Philipp Rösler, Finanzminister Wolfgang Schäuble, die Ministerpräsidentinnen von Saarland und Nordrhein-Westfalen sowie der Vorsitzende der IG BCE, Michael Vassiliadis. Ein buntes Team also.
Börsengang am 25. Juni
Stiftungsvorstand Wilhelm Bonse-Geuking soll auf dieser Sitzung mehrere Szenarien präsentieren - und ihre Auswirkungen für die Finanzierung der „Ewigkeitslasten“. Dazu gehören ein kleiner Börsengang, bei dem zehn Prozent der Anteile verkauft werden. Ein großer Börsengang mit 30 Prozent. Und nicht zuletzt die Möglichkeit, den Börsengang zu verschieben, wie man es schon zweimal gemacht hat.
Sollte die Sitzung für den Börsengang gut ausgehen, könnte bereits am Tag danach der Börsenprospekt erscheinen - und am 25. Juni der Börsengang stattfinden.
Wenn - ja wenn - alle Beteiligten dabeibleiben. Durch die Geschichte des Unternehmens gibt es nämlich ganz unterschiedliche Kräfte und Interessen in diesem Spiel, die es allesamt zu berücksichtigen gilt.
Die Konsortialbanken, Goldman Sachs und Deutsche Bank, streben offenbar einen möglichst großen Börsengang an. Schließlich verdienen sie daran am meisten. Und sie haben das Argument auf ihrer Seite, institutionelle Anleger seien nur dann interessiert, wenn es genug handelbare Aktien gibt - damit sie später mal ein größeres Paket verkaufen können, ohne dass der Kurs in den Keller rauscht.
Die Stiftung hingegen hat erklärt, die Kapitalmärkte „genau im Auge behalten“ zu wollen. Ihr Job ist es, nicht zu wenig einzunehmen, um die „Ewigkeitslasten“ zu decken. Stiftungsvorstand Bonse-Geuking hat die Zielmarke vorgegeben, mindestens 15 Milliarden Euro müsste Evonik einbringen. Je nach Börsenentwicklung könnte das schwierig werden. Außerdem fällt mitten in die Zeichnungsfrist die Wahl in Griechenland: Das könnte zu erheblichen Schwankungen an den Märkten führen. Ähnlich denkt wohl die Gewerkschaft.
„Umsatz, Gewinn und Rendite stimmen“
Das Management hingegen dürfte sich vom Börsengang eine gewisse Befreiung von der politisch dominierten Stiftung versprechen. Außerdem könnten die Manager beim Börsengang von einem Aktien-Zuteilungsprogramm profitieren.
Die Politiker wiederum dürften abwägen, ob für sie der Erfolg, den Börsengang jetzt über die Bühne zu bringen, mehr zählt als mögliche Schwierigkeiten in der Zukunft - falls zu wenig Geld zusammenkommt. Sie sollen die Steuerzahlerinteressen vertreten: Das könnte heißen, den Börsengang zu verschieben, wenn die Märkte ein unvertretbares Risiko darstellen.
Ob der Börsengang für die Anleger attraktiv wird, hängt vor allem vom Preis der Aktie ab, sagt Bernd Hartmann, Leiter Investment Research der VP Bank. Aus den Vorbereitungen drang allerdings nach außen, dass Evonik Privatanleger eher am Rande bedienen will - und institutionelle Investoren die vorrangige Zielgruppe darstellen. Grundsätzlich äußern sich Analysten jedoch positiv zu der Branche und dem Unternehmen: „Umsatz, Gewinn und Rendite stimmen.“
Quelle: F.A.S.
Evonik blickt weiter vorsichtig optimistisch auf den Rest des Geschäftsjahres. Doch auch den Essener Chemiekonzern drücken Sorgen, dass sich die Schuldenkrise verschlimmert. In der Evonik-Bilanz ist die Krise noch nicht ganz angekommen.
Das Chemieunternehmen Evonik hat sich von seinen gescheiterten Börsenplänen im Kerngeschäft nicht aus der Spur bringen lassen. Der Umsatz sank zwar im zweiten Quartal um neun Prozent auf rund 3,5 Mrd. Euro. Das Minus resultiere aber aus dem Verkauf des Geschäfts mit Industrierußen, dessen Umsatz- und Ergebnisbeitrag nun in der Bilanz wegfiel. Bereinigt darum lägen die Erlöse knapp auf dem Niveau des Rekordjahres 2011.
Unter dem Strich konnte Evonik jedoch mit 264 Mio. Euro den Gewinn mehr als verdoppeln. Doch schlugen ebenfalls vor allem Sondereffekte zu Buche: Fast 200 Mio. Euro hatte Evonik im Vorjahr im Zusammenhang mit Unternehmensverkäufen aufwenden müssen. Rechnet man diese heraus, sank das bereinigte Konzernergebnis um 33 Prozent. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sank um sieben Prozent auf 674 Mio. Euro - auch hier wirkte sich der fehlende Ergebnisbeitrag der verkauften Rußsparte aus.
Evonik sieht sich nach dem ersten Halbjahr auf Kurs und hat seine Prognose für das laufende Jahr bekräftigt. So erwartet das Essener Unternehmen einen leicht höheren Umsatz sowie operative Ergebnisse auf oder etwas über Vorjahresniveau. "Es darf jetzt kein weiterer konjunktureller Knick kommen", warnte jedoch Vorstandschef Klaus Engel. Die See werde "rauer".
Die politischen und gesamtwirtschaftlichen Unsicherheiten hätten zugenommen: So vergrößerten sich die Risiken aus der europäischen Staatsschuldenkrise. In Europa sinke die Nachfrage. Zudem trübten sich die Wachstumsaussichten in Europa sowie in einigen Schwellenländern ein. Die Chemiekonzerne sehen sich zunehmend mit dem herausfordernden Umfeld konfrontiert. So erwarten Unternehmen wie BASF oder Lanxess eine schwächere Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte.
Quelle: n-tv.de, rts/DJ
Die Essener Spezialchemiekonzern Evonik will noch im April an die Börse gehen.
Mit einem Gesamtvolumen von rund zwei Milliarden Euro für insgesamt bis zu 14 Prozent der Evonik-Aktien ist es einer der größten Börsengänge in Deutschland seit Jahren.
Die Eigentümer des Essener Unternehmens mit seinen 33 000 Mitarbeitern hatten im Februar und März bereits je rund sechs Prozent Aktien an Investoren abgegeben. Weitere bis zu zwei Prozent gehen an institutionelle Anleger. Die RAG-Stiftung als Haupteigentümer deckt aus den Erlösen des Börsenganges die dauerhaften Lasten für den Ausstieg aus der Steinkohleförderung in Deutschland ab. Ende 2018 schließt die letzte deutsche Steinkohlezeche./rs/DP/stk
FRANKFURT/ESSEN (dpa-AFX)