Hallo Expropriateur, hast du deine China-Aktien
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 21.09.00 10:19 | ||||
Eröffnet am: | 20.09.00 09:54 | von: pekunia n.o. | Anzahl Beiträge: | 3 |
Neuester Beitrag: | 21.09.00 10:19 | von: pekunia n.o. | Leser gesamt: | 3.850 |
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pekunia n.o.
Der für diesen Bereich vorgesehene Teil meines Kapitals reicht für eine m.E. aufgrund des hohen Risikos erforderliche Streuung bei Einzelwerten nicht aus.
Die Ampeln stehen zur Zeit auf grün...
Hier noch ein Artikel vom 01.09.00 (okay, schon etwas älter, aber immer noch interessant):
WTO löst in China gewaltigen Investitionsschub aus
MARKUS GÄRTNER
HANDELSBLATT, 1.9.2000
PEKING. Der anstehende Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) hat in China eine Welle privater Investitionen in Gang gesetzt, die der Konjunktur derzeit spürbar Auftrieb verleihen. Lokale chinesische Unternehmen kaufen wie nie zuvor Anteile an Wettbewerbern auf, erweitern ihre Vertriebsnetze, stärken Forschung und Entwicklung oder ergänzen ihr Produktsortiment.
Der führende Kühlschrank- und Klimaanlagen-Hersteller Haier, der nationale Computer-Primus Legend und der Brauerei-Riese Tsingtao stoßen derzeit in nie gekanntem Tempo in neue Regionen des riesigen Landes vor. Tsingtao hat in zwei Jahren seinen Marktanteil mit fast 30 Zukäufen auf 7 % verdoppelt. Chinas vier große Telekomgesellschaften China Telecom, China Unicom, Jitong und Netcom wollen in diesem Jahr allein für die Netzinfrastruktur im Internetbereich über 1 Mrd. Dollar investieren.
Wurden in Chinas Telefonnetz im vergangenen Jahr 23 Millionen neue Festleitungen verlegt, so waren es im ersten Halbjahr 2000 bereits 18 Millionen. Eine Verdoppelung bahnt sich an. In der Provinz Shandong an der Ostküste werden im laufenden Jahr 60 % mehr Telefonleitungen verlegt als ursprünglich geplant – alles zur Abwehr der internationalen Konkurrenz, die bereits Schlange steht.
Auch in Chinas abgeschottetem Zigarettenmarkt, wo Ausländer bisher nur an einer von 185 Fabriken beteiligt sind und die Importe lediglich 0,1 % Marktanteil erreichen, wird mit Windeseile an der Verbesserung der lokalen Produkte gearbeitet. Der Marktführer Hongta, zu deutsch Rote Pagode, investiert umgerechnet fast 100 Mill. DM in Forschung und Entwicklung, um seine Produkte zu verbessern. Das Unternehmen dehnt außerdem seine Aktivität in die Bereiche Nahrungsmittel, Transportwesen, Pharmazie, Verpackungen und Energiewirtschaft aus. Der Marktführer der chinesischen Zigarettenindustrie – die für ein Viertel aller Steuern von Chinas Staatsfirmen aufkommt – will seinen Marktanteil von derzeit nur 2 % zügig ausbauen, um gegen die Tabakriesen aus den USA anzutreten. „Die Industrie ist zu profitabel, um Ausländern einen größeren Marktanteil zu überlassen“, sagt der Pekinger Wirtschaftsprofessor Song Guoqing über die Motive des Investitionsfiebers in der Branche.
Versicherungen und Petrochemie rüsten auf
Ähnlich steht es mit der Petrochemie in China. PetroChina und Sinopec, die beiden größten Player, haben in den vergangenen Monaten ungezählte Tankstellen aufgekauft. Jetzt besitzen sie zusammen 20 000 von insgesamt 90 000 Stationen im Land. Die große Mehrzahl gehört lokalen Regierungen. Sinopec baut seinen Anteil am Markt für Ölprodukte im Süden Chinas in diesem Jahr von 40 auf 50 % aus und hat eine Kriegskasse von umgerechnet 7,5 Mrd. DM aufgefüllt, um den Anteil auf 70 % aufzustocken. PetroChina will seinen Marktanteil im Norden Chinas innerhalb von drei Jahren von 42 auf 60 % ausbauen. Die große Eile hat einen guten Grund. Ölriesen wie Shell, BP, Total, Esso und Caltex stehen bereits auf der Matte. BP will allein 10 Mrd. Dollar in den Endverbrauchermarkt investieren.
Aus der zentralchinesischen Stadt Wuhan am Jangtse berichten Zeitungen wie die „China Business Times“ aufgeregt von einem „Tankstellenkampf auf Leben und Tod“. China hat sich in den bilateralen WTO-Abkommen verpflichtet, den Einzelhandel in der Mineralölindustrie innerhalb von drei Jahren, den Großhandel in fünf Jahren zu öffnen. Von den 400 Tankstellen in Wuhan gehören 142 Sinopec und 50 der lokalen Wuhan Petrol. Die Schlacht um die übrigen Tankstellen hat die Preise so hoch getrieben, sagen Experten, dass es in einigen Fällen Jahrzehnte dauern wird, bis die Investitionen sich rechnen.
„Wenn sie das nicht tun“, verteidigt die UBS Warburg-Analystin Jasmine Koh in Hongkong den Sturmlauf chinesischer Firmen, „riskieren sie, den Markt ganz zu verlieren.“ In Chinas explodierendem Internetgewerbe ist das nicht anders. „Sina.com investiert wie der Teufel“, sagt ein Analyst der nicht genannt werden will, über die Seite mit den höchsten Zugriffszahlen im Land.
Selbst dort, wo sich die chinesischen Firmen vorerst noch relativ sicher fühlen, wie in der Versicherungsbranche, wo Ausländer bislang kaum mehr als 1 % Marktanteil erobern konnten, wird eilig aufgerüstet (Handelsblatt vom 31.8.2000). „Bis vor kurzem gab es in der gesamten chinesischen Lebensversicherungsbranche noch keinen einzigen Versicherungsmathematiker“, sagt ein europäischer Manager der Assekuranz. „Man hatte nicht einmal Sterbestatistiken, man benutzte japanische Sterbetafeln". Doch jetzt bilden die lokalen Assekuranzfirmen mit enormem Aufwand Nachwuchs aus. „Eine Vorstufe für erhöhte Investitionen“, sagt der Brancheninsider aus Europa.
HANDELSBLATT, Freitag, 01. September 2000
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Im Internetsektor wird zur Zeit kräftig aufgeräumt:
Handelsblatt von heute:
Chinas www-Crash
Immer mehr Internet-Unternehmen in China stehen vor dem Konkurs. Am 29. September werden 200 Dot.com-Firmen meistbietend versteigert.
MARKUS GÄRTNER, Peking
HANDELSBLATT, 20.9.2000
Ruby Yu kann es kaum fassen. Die immerzu strahlende Powerfrau im Chefsessel von Chinas führender Lifestyle-Webfirma Zhaodaola hat für den Internet-Crash, der auch in ihrem Heimatland immer mehr Opfer fordert, nur eine Erklärung: "Es ging alles viel zu schnell." Ruby ist nicht zaghaft und schon gar nicht pessimistisch. Bislang hat sie noch aus jeder Herausforderung ein Erfolgsmodell gestrickt. Die Mittvierzigerin aus dem ostchinesischen Nanjing studierte Computer-Wissenschaften. Bei Microsoft China stieg sie in kürzester Zeit zur Chefin für die Netzwerke auf. Als ihr Mann, ein Amerikaner, nach Japan versetzt wurde, zog sie mit und wurde Hausfrau. Doch schnell machte sich Langeweile bei ihr breit. Wieder wurde sie in Windeseile Netzwerkchefin einer Computerfirma. Und wieder wurde ihr Mann in ein anderes Land beordert. Diesmal in die USA. Ruby bekam einen Job bei Global Business Development Network. Nach einem Monat war sie dort Produktchefin. Bald darauf führte sie die China-Geschäfte.
Dann ging sie zurück in ihre Heimat und startete im Februar 1999 Zhaodaola, das inzwischen längst Chinas beliebteste Lifestyle-Seite im Internet betreibt. Die Links auf der Homepage verraten das Konzept von Zhaodaola: "Real Woman", "Machoman" und "Personal Development" sind die Hits. Aufsehen erregte im vergangenen Jahr auch der erste "Ms. Web Contest" Chinas.
Die traditionell chinesisch gekleidete Frau mit dem westlichen Lebensstil schaut aus dem siebten Stock ihres kleinen Chefzimmers in Pekings Henderson-Turm, einem der führenden Bürogebäude der Stadt. Unten ziehen Tausende von Menschen vorbei. "Als wir uns im Februar 1999 registrieren ließen", sagt Ruby, "da haben die Behörden hier gar nicht gewusst, was das Internet ist."
Doch dann ging alles rasend schnell. Schon Ende des Jahres sorgten Telekom- und Internetfirmen dafür, dass die besten Bürotürme im Zentrum Pekings innerhalb von Wochen sprunghaft ihre Belegungsraten verbesserten. Die Zahl der Internetnutzer stieg von ein paar Tausend binnen Monaten auf immerhin 17 Millionen.
Inzwischen aber ist auch in China die Euphorie rund um das World Wide Web vorerst vorbei, hat das große Dot.com-Sterben eingesetzt. Nur 40 von einstmals 200 Online- Buchläden haben die erste Phase des laufenden Internetmassakers überlebt. Von sechzehn Dot.coms, die Studenten allein in Peking um die Jahreswende innerhalb von Wochen gründeten, sind vierzehn schon wieder verschwunden. Auch aus Hongkong und Schanghai kommen immer neue Meldungen von Internet-Startups, die schlapp machen.
Gründe für die Krise gibt es viele: Während die Kosten für Werbung, Personal und Vertrieb kletterten, blieben die Einnahmen meist aus. Schlimmer noch, die Nasdaq, von vielen als Rettungsring zur Brückenfinanzierung für die ersten kritischen Jahre ins Auge gefasst, startete eine haarsträubende Achterbahnfahrt. Börsengänge sind für die meisten Online-Pioniere Chinas in weite Ferne gerückt.
Hinzu kommt, vielleicht noch entscheidender für die Probleme vieler Internetfirmen, die alles andere als unternehmerfreundliche Politik der Regierung: Strenge Restriktionen für die Inhalte der Seiten, zögerliche Genehmigungen für den Börsengang im Ausland und scharfe Limits für Beteiligungen ausländischer Investoren haben nach Ansicht von Experten viele Startups in den Ruin getrieben.
Zudem sind viele Chinesen in erster Linie an Nachrichten und Informationen im Netz interessiert und nicht an den Angeboten der Online- Shops. Noch immer fehlt ein landesweites Zahlungssystem, das erst Ende des Jahres installiert werden soll. Und der Vertrieb bestellter Ware ist in China auch nach zwanzig Jahren Reformen und milliardenschwerer Investitionen in die Infrastruktur ein Albtraum. Kein Wunder, dass 1999 der E-Commerce gerade einmal einen Umfang von sechs Millionen Dollar erreicht hat oder 0,018 Prozent des gesamten Einzelhandelsumsatzes.
Unternehmerin Ruby bezeichnet den Internet-Crash deshalb als "normal". Jetzt, sagt sie, "zeigt sich, wer gute Visionen hat". Und mit einem fast philosophischen Unterton fügt sie hinzu, "wenn du zu schnell wächst, verletzt du dich selbst".
Viele dieser Verletzten werden am 29. September in Peking sogar meistbietend versteigert. Die Auktion wird vom staatlichen Internetforschungszentrum der chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften koordiniert. Fast ausschließlich private Seiten und Firmen sollen dann unter den Hammer kommen; insgesamt mehr als 200.
Die meisten stammen aus den Bereichen Tourismus, Finanzen, Pharma und Wertpapierhandel. Genaue Informationen über das Angebot während der Auktion sollen ab heute auf der Internetseite www.itdn.com.cn abrufbar sein.
Wie sehr sich das Blatt gewendet hat in der einst so hoffnungsvollen Branche, zeigt auch das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage bei der geplanten Versteigerung. Die Zahl der Pleitefirmen, die einen Käufer suchen, ist in China derzeit doppelt so groß wie die der Interessenten.
HANDELSBLATT, Mittwoch, 20. September 2000
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Gruß und viel Glück
EXPRO
mit dank für den artikel grüsst
pekunia n.o.