Viagra (Ritalin) für das Gehirn?
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 02.12.09 08:55 | ||||
Eröffnet am: | 14.10.09 15:25 | von: Knappschaft. | Anzahl Beiträge: | 7 |
Neuester Beitrag: | 02.12.09 08:55 | von: hutzlflutz | Leser gesamt: | 13.375 |
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Vollständige Fassung des Artikels "Das optimierte Gehirn" aus Gehirn&Geist November 2009
Von Thorsten Galert, Christoph Bublitz, Isabella Heuser, Reinhard Merkel, Dimitris Repantis, Bettina Schöne-Seifert und Davinia Talbot
Nicht nur psychisch Kranke nehmen Medikamente, die auf das Gehirn wirken - auch immer mehr Gesunde dürften in Zukunft zu pharmazeutischen Mitteln greifen, um ihre geistige Leistungsfähigkeit oder ihre Stimmung zu verbessern. Wie wollen wir den Herausforderungen des "Neuro-Enhancements" als Einzelne und als Gesellschaft begegnen? Ein Memorandum sieben führender Experten.
Der Tag der Hochzeit ihrer besten Freundin: ein Tag, auf den sich Anna seit Monaten gefreut hat und an dem alles perfekt sein soll - schließlich ist sie die Trauzeugin. Doch ausgerechnet an diesem Morgen kommt es zum großen Zerwürfnis zwischen Anna und ihrem Freund Roland. Der Streit ist so heftig, dass es ihr unmöglich erscheint, danach ein Fest zu besuchen, geschweige denn zu koordinieren, wie sie es versprochen hat. Aber ebenso wenig kann sie der besten Freundin den "schönsten Tag des Lebens" verderben. Was tun?
Viele würden ihre Verzweiflung in einer ähnlichen Situation vermutlich mit ein paar Gläsern Sekt hinunterspülen. Doch in diesem Fall verbietet sich das, denn für die Organisation braucht Anna einen klaren Kopf. Nehmen wir nun an, ihr WG-Mitbewohner Tim, der das ganze morgendliche Drama verfolgt hat, schlägt Abhilfe vor: eine Pille, die er selbst wegen seiner Depressionen einnimmt. Bei ihm wirke das Mittel regelrecht Wunder, außerdem habe er neulich gelesen, dass es auch die Stimmung gesunder Menschen verbessere. Einen Versuch sei es jedenfalls wert - Nebenwirkungen habe die Tablette sehr selten und fast nur harmlose.
Würden Sie in Annas Situation den Versuch wagen? Und wenn er gelänge und das Fest auf diese Weise gerettet würde: Wäre irgendetwas daran verwerflich?
Um es gleich zu sagen: Die hier beschriebene Wunderpille gibt es nicht ...
Viele würden ihre Verzweiflung in einer ähnlichen Situation vermutlich mit ein paar Gläsern Sekt hinunterspülen. Doch in diesem Fall verbietet sich das, denn für die Organisation braucht Anna einen klaren Kopf. Nehmen wir nun an, ihr WG-Mitbewohner Tim, der das ganze morgendliche Drama verfolgt hat, schlägt Abhilfe vor: eine Pille, die er selbst wegen seiner Depressionen einnimmt. Bei ihm wirke das Mittel regelrecht Wunder, außerdem habe er neulich gelesen, dass es auch die Stimmung gesunder Menschen verbessere. Einen Versuch sei es jedenfalls wert - Nebenwirkungen habe die Tablette sehr selten und fast nur harmlose.
Würden Sie in Annas Situation den Versuch wagen? Und wenn er gelänge und das Fest auf diese Weise gerettet würde: Wäre irgendetwas daran verwerflich?
Um es gleich zu sagen: Die hier beschriebene Wunderpille gibt es nicht ...
Die Pharmafirmen können sich freuen. Das Memorandum von sieben Wissenschaftler im Auftrag des Bundesforschungsministerium öffnet ihnen zumindestens ethisch die Tür, sich einen großen Markt zu erschließen. Wer möchte schließlich nicht clever denken und seine Sozialkompetz verbessern? Wenn das mit Pharmazeutika möglich ist: bitte sehr. Dass man mit dem gleichen Gründen, die die Experten vom Gehirndoping überzeugen, auch für Sportdoping eintreten könnte, spricht nicht unbedingt gegen die Argumenmtation. Man muss allerdings ein gewisses Maß an Rabulistik aufbringen, um - wie der Co-Autor und Hamburger Rechtsprofessor Reinhard Merkel - Sportler im Wettbewerb Doping zu verbieten, es aber Studenten vor einer Prüfung zu erlauben.
Die größten Stärke des Memorandums ist, nicht sofort nach einem staatlichen Verbot von neurodoping Präparaten zu rufen. Wir wissen seit Viagra: wenn ein Medikament unseren Alltag verbessern kann, werden gesunde Konsumenten Mittel und Wege finden, es legal oder illegal zu besorgen.
Die größte Schwäche des Memorandums ist, dass ein entscheidenes Problem umgangen wurde. Die Autoren setzen voraus, dass die Pillen kaum Nebenwirkungen haben. Es ist aber lebensfremd anzunehmen, dass Menschen die Pillen nicht auch dann nähmen, wenn sie schlimme Nebenwirkungen hätten, aber kurzfristig Erfolge hätten, aber kurzfristige Erfolge versprächen. Denau das tun gedopte Sportler.
Kleine Liste von Dopingmittel für das Gehirn:
Donepezil - verbessert die Reaktion bei ältere Menschen wie z.b. Flugpiloten
Modafinal - steigert die Konzentrationfähigkeit und Aufmerksamkeit (verbotenes Sportdoping)
Methylphenidat (Ritalin) - steigert die Aufmerksamkeit
Antidepressiva - Stimmungsaufheller
Die Forscher kamen in ihrer Studie zu dem Schluss, dass Frauen sich eher als Männer bei anderen mit Einsamkeit "anstecken". Die Forscher hatten für die Untersuchung die Sozialkontakte von mehr als 5100 Menschen über einen Zeitraum von zehn Jahren ausgewertet. Die Untersuchung erscheint in der Dezember-Ausgabe des "Journal of Personality and Social Psychology".