Gariel in Kontainer sperren?
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Eröffnet am: | 17.02.09 17:04 | von: doc.oliday | Anzahl Beiträge: | 5 |
Neuester Beitrag: | 17.02.09 17:38 | von: SAKU | Leser gesamt: | 5.675 |
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Wenn es für die Arbeiter dort kein Problem ist, sollte es für Herrn Gabriel auch keines sein.
GIFTMÜLL-IMPORT
Strahlenschrott wurde über ganz Deutschland verteilt
Von Christian Schwägerl
Aus Asien sind große Mengen an radioaktiv belastetem Metall nach Deutschland gelangt: Mehr als 150 Tonnen haben die Behörden sichergestellt, etwa in Trier, Augsburg, Hamburg und Neubrandenburg. Experten sprechen von einer "riesigen Dimension" des Problems.
Berlin - An zahlreichen Orten in Deutschland sind radioaktiv belastete Metallteile mit dem Isotop Kobalt 60 gefunden worden. Einige fielen Zöllnern bei Stichproben auf, anderen lösten an Schrottplätzen Alarm aus, an denen Messgeräte installiert sind.
DPA
Warnsymbol für radioaktive Strahlung: Kontaminierter Schrott von Hamburg bis Trier
Die Lage sei "nicht dramatisch", erklärt das Bundesumweltministerium. Doch Strahlenschutzexperten des Ministeriums sprechen, wie der SPIEGEL berichtet, von einer "riesigen Dimension" des Problems.
Als Quelle konnten in den meisten Fällen indische Stahlwerke ausfindig gemacht werden, wo offenbar Kobalt-60-Srahlenquellen mit regulärem Schrott eingeschmolzen wurden - ob versehentlich oder zur billigen Entsorgung - ist noch offen. Kobalt kommt in Kernkraftwerken zum Einsatz, in der Krebstherapie und bei der Lebensmittelbestrahlung.
Bei den Funden in Deutschland überschritt die Radioaktivität in mehreren Fällen die Grenzwerte der Strahlenschutzverordnung deutlich.
In einem Aktenvermerk vom 6. Februar 2009 ("Vorkommnisse mit Co-60 kontaminiertem Edelstahl") haben Strahlenschützer des Bundesumweltministeriums die bis dahin bekannten Fälle aufgelistet. Seither sind weitere Fälle aufgetreten.
Die Chronik der Ereignisse, die dem Vermerk zufolge aktenkundig sind, machen das Ausmaß des Giftmüll-Skandals deutlich:
GIFTMÜLL IN DEUTSCHLAND: DER WEG DES STRAHLENSCHROTTS19. August 2008: Verseuchter Container im Hamburger Hafen
Zollbeamte finden im Hamburger Hafen einen Container mit Stahlstangen, der stark strahlt. "An der Containeraußenseite" messen sie 71 Mikrosievert pro Stunde aufgrund von Kobalt 60. Wer sich 24 Stunden direkt an dem Container aufhält, bekommt die Strahlendosis von 1 Millisievert ab, die laut Strahlenschutzverordnung ein Bürger im gesamten Jahr nicht überschreiten sollte. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA empfiehlt einen niedrigeren Wert, maximal 10 bis 30 Mikrosievert im Jahr - dieser Wert wäre direkt am Container spätestens nach einer halben Stunde überschritten. Der Container stammt aus Indien und ist für Russland bestimmt. Er wurde an den Hersteller der Stangen in Indien zurückgeschickt.
21. August 2008: LKW an polnisch-russischer Grenze
Ein Lastwagen aus Brandenburg löst bei der automatischen Strahlenkontrolle Alarm aus. An acht Edelstahlseilrollen messen die Grenzwächter bis zu 44 Mikrosievert pro Stunde. Ursache ist wieder Kobalt 60. Die Stahlseile wurden in China eingekauft und über Hamburg nach Brandenburg zu einem Spezialausrüster für Boote gebracht. Sie waren als Teil einer Regattestrecke vorgesehen. Nach dem Strahlenfund werden die Seile zuerst nach Brandenburg zurückgebracht, dann im Oktober nach China zurückgeschickt.
21.Oktober 2008: Strahlende Aufzugsknöpfe in Berlin
Nachdem in Frankreich strahlende Aufzugknöpfe aufgefunden war, stellt eine Berliner Firma fest, dass sie 500 bis 600 Knöpfe von dem betroffenen Hersteller geliefert bekommen hat. Sie weisen eine Strahlungsaktivität von 270 Becquerel pro Gramm auf. Ab 10 Becquerel gilt Material offiziell als radioaktiv kontaminiert und muss eingezogen werden. Nur unter einem Wert von 0,6 Becquerel pro Gramm dürfte belastetes Material wieder in Umlauf gebracht werden. Laut Vermerk wurden die Knöpfe ausgetauscht.
26. November 2008: Transport an litauisch-russischer Grenze
Erneut fällt ein Lastwagen mit Bootsausrüstung aus Brandenburg bei der automatischen Strahlungskontrolle auf. Zwei Taschen mit kobaltbelastetem Edelstahl werden nach Brandenburg zurückgeschickt, seither lagern sie laut Vermerk auf dem Gelände der betroffenen Firma.
12. November 2008: Strahlenschrott in Trier
Bei einem Schrotthändler in Trier schlägt die Strahlenmessanlage Alarm. Viele Schrotthändler und auch Stahlwerke haben solche Messgeräte schon länger installiert, um sich gegen strahlenden Schrott aus osteuropäischen Kernkraftwerken zu schützen. Baden-württembergische Strahlenschützer verfolgen die radioaktiven Edelstahlspäne über eine Firma in Bad Kreuznach zu Firmen auch in Rheinland-Pfalz. Nordrhein-Westfalen und Bayern zurück. 55 Tonnen Späne, die unter der Freigabegrenze von 10 Becquerel pro Gramm liegen, lagern in Nordrhein-Westfalen. Fünf Tonnen strahlen mit bis zu 33 Becquerel pro Gramm, so dass sie der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) übergeben werden, die auf Atomentsorgung spezialisiert ist. Als Absender des Materials wird das indische Stahlwerk Vipras Casting Ltd. ausfindig gemacht.
29. Dezember 2008: Tonnenweise Stahlteile in Augsburg
Sechs bis sieben Tonnen kontaminierte Stahlteile werden in einem Container in Augsburg gefunden. Strahlenaktivität bei wenigen Teilen bis zu 19 Mikrosievert pro Stunde, sonst niedriger. Absender ist erneut die Firma Vipras.
6. Januar 2009: Alarm in Rheinland-Pfalz
Nach einer Warnung durch Zollbehörden in Rotterdam werden bei einem Spezialhersteller für Ventile in Rheinland-Pfalz insgesamt 50 Tonnen kobaltbelastete Ventilgehäuse gefunden. Strahlenaktivität 8 Becquerel pro Gramm, Dosisleistung an Versandkisten bis 3 Mikrosievert pro Stunde.
13. Januar 2009: Gießerei in Schleswig-Holstein
Bei einem metallverarbeitenden Betrieb werden schwach strahlende Gussstücke gefunden, die von der Gießerei Anugraha Valve Casting im indischen Coimbatore stammen. In Abstimmung mit der Aufsichtsbehörde entscheidet sich die Firma dafür, die Ware zurückzuschicken.
20. Januar 2009: Kontaminiertes Material in Hessen
Eine Überprüfung der Kundenliste von Anugraha Valve Castings führt zu mehreren Tonnen strahlenden Spänen und Armaturen in Hessen. Bereits am 14. Januar hatte die Portalmessanlage eines hessischen Recyclingbetriebs angeschlagen.
16. und 19. Januar 2009: Schrottfirma in Mecklenburg-Vorpommern
Bei einer Schrottfirma tauchen schwach strahlende Edelstahlspäne auf. Lieferant ist die indische SKM Steels Ltd.. Bei einer Metallbaufirma in Neubrandenburg werden stark strahlende Maschinenteile gefunden: bis zu 600 Becquerel pro Gramm, das Sechzigfache der Freigabegrenze. "Es wurden keine Maschinen ausgeliefert, die kontaminierte Teile enthielten. Alle kontaminierten Teile, die bereits in Maschinen eingebaut waren, wurden inzwischen ausgewechselt", heißt es in dem Vermerk.
23. Januar 2009: Kobalt-Warnung in Hamburg
Kobaltbelastete Edelstahlspäne wird nach einer Messung an Metallschrott in Hamburg entdeckt.
2. Februar 2009: Funde in Rheinland-Pfalz, Saarland, Niedersachsen
Schwach strahlende Ventile werden in Rheinland-Pfalz gefunden. gefunden. Edelstahlspäne fallen im Saarland in einem Eingangsmonitor auf und werden zum Lieferanten zurücktransportiert. Stangenmaterial mit 6 Becquerel pro Gramm Kobalt 60 werden in Niedersachsen entdeckt, zugleich werden in Niedersachsen kontaminierte Gussteile gefunden.
Etwa eine Woche nach dem letzten Fund, am 10. Februar, informierte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) die Öffentlichkeit erstmals über die Serie von Vorfällen. Haushaltsprodukte oder Gegenstände des täglichen Gebrauchs seien nach den ihm vorliegenden Informationen nicht betroffen. Das Material sei von den zuständigen Strahlenschutzbehörden der Länder vorsorglich sichergestellt worden, damit eine Ausbreitung der Kontamination auf Konsumgüter oder andere Wirtschaftszweige verhindert werde.
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Isotop Strahlenschutz Giftmüll Sigmar Gabriel Cobalt 60 Cobalt
zu SPIEGEL WISSEN Die Güter überschritten zum Teil die Grenzen, nach denen sie der staatlichen Kontrolle unterliegen. Der überwiegende Teil sei geringer belastet. Bund und Länder suchten nach Lösungen, die verhindern, dass auch die geringer belasteten Stoffe in den Wirtschaftkreislauf gelangen.
"Es handelt sich durchaus um relevante Strahlenwerte"
Am Sonntag bekräftigte das Bundesumweltministerium nach einem Bericht im aktuellen SPIEGEL die Ungefährlichkeit der Vorgänge. Eine Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung oder die betroffenen Firmenmitarbeiter bestehe nach Angaben der zuständigen Landesbehörden, die das Material untersucht hätten, nicht. Es handle sich nicht um eine "dramatische Lage". Allerdings sei die Metallindustrie beunruhigt, weil in den betroffenen Bereichen ohne eine zügige Lösung des Problems wirtschaftliche Nachteile drohen könnten.
Im neuen SPIEGEL 8/2009:
Milliarden- Prämien für Banker
Die Schamlosen
Innenansichten einer unbelehrbaren Zunft
Vorabmeldungen
English Texts
AbonnementDas Bundesumweltministerium habe "internationale Initiativen ergriffen, um zukünftig kontaminierte Lieferungen aus Indien oder aus anderen Ländern zu verhindern und eine schleichende Erhöhung von Radioaktivität in Gebrauchsgütern zu vermeiden".
Die Einschätzung Gabriels, es bestehe keine Gesundheitsgefahr, bewerten Strahlenschutzfachleute unterschiedlich. Fachleute vom Forschungszentrum Karlsruhe unterstützen die Bewertung. Entscheidend sei, wie lange und in welcher Form jemand realistisch mit einem Metallstück umgehe, sagen Experten vom dortigen Institut für Strahlenforschung.
Dagegen sagt Mathias Steinhoff, Strahlenschutzfachmann am Öko-Institut in Darmstadt im aktuellen SPIEGEL: "Es handelt sich durchaus um relevante Strahlenwerte, bei denen ein längerer Aufenthalt in der Nähe ein Risiko darstellen kann."
http://www.ariva.de/articles/forum/urheberrecht.m