Ich suche den Gourmet-Führer für Aktionäre....
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Eröffnet am: | 28.01.06 18:53 | von: Jigga06 | Anzahl Beiträge: | 6 |
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THNX
Performance geht durch den Magen
Ein Hamburger Hobby-Börsianer hat seine eigene Definition von der "ordentlichen Hauptversammlung": In seinem Fokus steht die "Natural-Dividende"
Von Michael Höfling
Hamburg - "Wir kommen zum letzten Punkt der Tagesordnung", tönt es aus den Lautsprechern im Foyer des Hamburger Curio-Hauses. Die Hauptversammlung der Hawesko AG geht ihrem Ende zu. Pech für Thomas Indinger. Er ist gerade erst angekommen. Pech? Nein. Bestes Timing. Denn Indinger will von der "Wahl des Abschlussprüfers für das Jahr 2002" gar nichts wissen. Schon eher vom köstlichen Buffet, das Hawesko seinen Aktionären nach Bewältigung der Tagesordnung auftischt. Und von der Flasche guten Rotweins, die es - hoffentlich auch diesmal wieder - mit auf den Heimweg gibt. "Ich bin Hauptversammlungs-Tourist", bekennt Indinger. Und die Hawesko-HV im Juni hat er sich im Kalender schon rot angestrichen. Nun ist die "Würstchen-Dividende" zwar unter Aktionären ein gängiger Begriff, doch Indinger hat die "Börse mit Biss" geradezu perfektioniert. Und gibt sich mit Würstchen nur noch ungern ab. Indinger weiß, wo es das exklusivste Essen gibt, wer die prallsten Präsente auffährt.
"Meinen Urlaub will ich dafür aber nicht opfern", sagt Indinger. Das zieht organisatorische Notwendigkeiten nach sich. Und so wird es mit Beginn der Hauptsaison schon mal stressig, wenn der 37-Jährige seine Mittagspausen in Hamburgs "magischem Dreieick" verbringt. Curiohaus, Congress Centrum, Fischauktionshalle - da spielt in Hamburg die Musik, wenn's um Aktionärstreffen geht.
Doch der Aufwand lohnt. "Einmalig, diese Atmosphäre", schwärmt Indinger, "und ein schönes Buffet rundet die Sache ab." Wichtiger Tipp allerdings: Als HV-Tourist nie allein reisen! "Das ist ein Spaßkiller", rät Indinger ab. Besser: zwei oder mehr Freunde mitnehmen. Da kann man nett klönen, und die Schlacht am kalten Buffet schlägt sich auch besser. Deshalb hält der gebürtige Franke an vielen Firmen zwischen zwei und zehn Aktien. Denn jeder Anteilsschein berechtigt zu einer Eintrittskarte.
So kam ihm der Aktiensplit der Wünsche AG gerade recht: Statt einer Aktie hat Indinger nun zehn. Da freuen sich die Freunde, denn das Treffen beim Modekonzern, der gerade mit Wolfgang Joop im Clinch liegt, gehört stets zu den HV-Highlights. "Was weniger am Essen liegt", sagt Indinger. Bei Wünsche gibt es dafür die nettesten Präsente. "1998 den Duft ,What about Adam', dann einen Gürtel und letztes Jahr ein Handtuch von Joop!", zählt Indinger auf. Für so was wandert im Geschäft auch schon mal ein Hunderter über den Ladentisch.
Gute Nachricht für Indinger und Konsorten: Auch am 11. Juni lässt Wünsche wieder was springen. "Das ist aber kein Gewohnheitsrecht", warnt die zuständige Mitarbeiterin, die auf Aktionäre wie Indinger schlecht zu sprechen ist. Denn die "Abstauber" gehen ins Geld. "Allein für das Geschenk veranschlagen wir 40 Mark", sagt sie, "bei kalkulierten 700 Gästen macht das knapp 30.000 Mark." Dafür haben viele Aktionäre aber auch geblutet: Seit Juni 1998 hat sich der Aktienkurs etwa gefünftelt.
Wie überhaupt der "Buffet-Indikator" keinen Rückschluss auf die Performance der AG zulässt. "Von meinen 20 Hamburger Aktien sind die wenigsten im Plus", klagt Indinger. Da hilft nur eins: Kursfrust wegessen!
"Die Natural-Dividende ist von einer HV nicht wegzudenken", bestätigt Achim Biederman von der Mannheimer Service-Agentur "PR im Turm". Die Spezies "HV-Touri" ist ihm vertraut. "Manche durchkämmen am Ende den Raum und schlachten systematisch liegen gebliebene Programme nach Kulis aus", plaudert er aus dem Nähkästchen.
Wer auf die Give-Aways verzichten kann und sich zudem für Schwäbische Firmen interessiert, der bekommt sogar einen kostenlosen Ratgeber. Der "Vesperles-Aktienkalender - schwäbische Aktien zom Fressa gern" von der schwäbischen Bank erscheint bereits in der 15. Auflage. Kostprobe? "Dr weite Weg zur HV isch sicher koi Hindernis, weil wer will sich scho a deftige Kassller mit'em hervorragenda Kartofflsalat entganga lassa?", heißt es da etwa zur HV der Oberkircher Progresswerk AG.
Das Kontrastprogramm und Indingers Albtraum: das Treffen von Cargolifter. Bei dem Berliner Unternehmen steht die Idee vom ersten Frachtluftschiff der Welt auf der Kippe, das Geld ist knapp. So mussten die vom Kursverlauf ohnehin gebeutelten Aktionäre bei der HV am 17. März in Brandenburg das Essen selbst berappen - wenn ihnen der Appetit nicht schon im Laufe der Veranstaltung vergangen war. Kostenpunkt: 9,50 Mark für die vegetarische Spreewaldpfanne.
"Sieht aus, als könnten noch harte Zeiten auf uns zukommen", seufzt Indinger. Und schickt erst mal eine E-Mail an ein halbes Dutzend Bekannte raus: "Achtung, 14.6. Hauptversammlung bei Hawesko. Die mit dem guten Rotwein. Zwei Karten hätte ich noch. Gruß Thomas."
Ist echt ne interessante Sache , HV - Tourismus, wenn man da mit n paar Freunden hinfährt, bestimmt immer wieder lustig :-)