HKöhler: Der, der die Fettnäpfchen sucht (&findet)


Seite 1 von 1
Neuester Beitrag: 01.06.04 23:20
Eröffnet am:01.06.04 17:05von: vega2000Anzahl Beiträge:12
Neuester Beitrag:01.06.04 23:20von: kiiwiiLeser gesamt:1.431
Forum:Talk Leser heute:2
Bewertet mit:
1


 

Clubmitglied, 50307 Postings, 8742 Tage vega2000HKöhler: Der, der die Fettnäpfchen sucht (&findet)

 
  
    #1
1
01.06.04 17:05
KÖHLER-BUCHVORSTELLUNG

Der Spuk der Eisernen Lady

Von Severin Weiland

Das Thema lautet Horst Köhler, aber das Interesse galt seinen Äußerungen zu Maggie Thatcher. In einem neuen Buch empfahl der künftige Bundespräsident CDU-Chefin Merkel, die Reformpolitik der früheren britischen Premierministerin als Maß zu nehmen. Nun erfährt er wieder einmal, welche Tücken das Mediengeschäft bietet.

Berlin - Horst Köhler, ab dem 1. Juli höchster Repräsentant der Bundesrepublik, ist an diesem Dienstag eigentlich in die Dependance der Dresdner Bank in Berlin gekommen, um ein Buch über sich selbst vorzustellen. Nun muss er sich zur Eisernen Lady äußern.

Hugo Müller-Vogg springt dem künftigen Bundespräsidenten bei. In der Agenturmeldung, sagt der frühere "FAZ"-Herausgeber, als er zu seinem Buch greift und daraus vorliest, sei Köhlers Antwort über Maggie Thatcher verkürzt wiedergegeben worden - "wie das so üblich ist".

"Offen will ich sein - und notfalls unbequem", heißt das Buch, in dem Müller-Vogg die Fragen gestellt hat. Darin findet der Leser Einblicke in das Leben Köhlers, seine Herkunft, seine Ehe, seine Überzeugungen, seine Arbeit als Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, sein Wirken als Direktor des Internationalen Währungsfonds. Und ein Zitat zu Maggie Thatcher.

Thatcher umschiffen

Noch bevor Köhler das 221 Seiten umfassende Buch überhaupt selbst ganz gelesen hat, wie er freimütig eingesteht, will er eine Nachricht richtig stellen, die am Pfingstmontag in einer Agenturmeldung so überschrieben wurde: "Merkel soll sich als Kanzlerin an Thatcher orientieren." Will Köhler, was die Premierministerin tat, als sie Ende der Siebziger mit einem radikalen Wirtschaftsprogramm neoliberale Geister in Hochstimmung versetzte und in der Arbeiterschaft Großbritanniens soziale Unruhen auslöste?

"Niemand soll Frau Thatcher kopieren", sagt Köhler im Licht durchfluteten Rund der Dresdner Bank. Allemal bedeute seine Aussage, "eigene Lösungen für eigene Schwierigkeiten zu finden."

Müller-Vogg liest die Passage sicherheitshalber noch mal vor, die für Aufregung gesorgt hat. "Sie sollte Maggie Thatcher nicht kopieren, aber bei der Tiefe und Breite der Reformpolitik durchaus an ihr Maß nehmen", heißt es da auf seine Frage, ob Merkel das Zeug habe, eine deutsche Maggie Thatcher, eine Reform-Kanzlerin zu werden.

Es ist eine Antwort, die viel Raum für Interpretationen lässt. Köhler will sich an diesem Dienstagvormittag nicht auf eine nachträgliche Textexegese einlassen. Was die Stichworte Tiefe und Breite und Maß angeht, verweist er mit einigen dürren Worten auf seine Dankadresse bei seiner Wahl durch die Bundesversammlung. Dort hatte er Reformen angemahnt. Schlauer ist zwar niemand durch seine Antwort - aber das Thema ist erst einmal umschifft.

Auch Köhler weiß: Maggie Thatcher, das löst selbst in Kreisen der Union, zumal auf dem Arbeitnehmerflügel und in der CSU, wahrlich keine Begeisterung aus. Und eine Debatte über Reformen à la Thatcher ist das letzte, was sich die Union zwölf Tage vor der Europawahl und dem Urnengang in Thüringen wünschen könnte.

Merkel, Köhler, Westerwelle: Wer treibt wen?
Köhler hat lange Jahre in den USA gelebt, er war als Direktor des Internationalen Währungsfonds fern der Berliner Politikszene. Er ist, auch wenn CDU-Mitglied, kein Mann des Parteiapparats. Und weil das so ist, hat er sich, seit er am 4. März Kandidat von Union und FDP wurde, manches herausgenommen, was andere sich verkneifen würden: Merkel als Kanzlerin ins Gespräch gebracht, woraufhin ihm nahe gelegt wurde, mit solchen Bemerkungen vorsichtiger umzugehen. Hinter verschlossenen Türen in den NRW-Landtagsfraktionen von CDU und FDP die Irak-Politik der Bush-Regierung kritisiert. Kurzum: Er hat eigentlich nur das getan, was dem Buchtitel entspricht - "unbequem" und "offen" zu sein.

Köhler will das Fernsehen für seine Botschaften nutzen

An diesem Dienstag hat Manfred Bissinger, Ex-Herausgeber der "Woche" und Laudator, eingangs davon gesprochen, dass Köhler keine politischen Statements abgeben werde - aus Respekt vor dem derzeitigen Amtsinhaber Johannes Rau. Und doch kommt Köhler daran nicht vorbei - auch wenn er versucht, so gut es eben geht, im Unbestimmten zu bleiben. "Es ist nicht meine Absicht, ins operative Geschäft einzugreifen", beschreibt er seine künftige Rolle als oberster Repräsentant im Verhältnis zur Parteienpolitik. "Zumindest nicht bei allen möglichen Themen", sagt er.

Einen "Egotrip" eines Bundespräsidenten werde es nicht geben, aber an Diskussionen wolle er sich schon beteiligen. Und dann sagt er, so ganz nebenbei, er überlege auch, verstärkt das Fernsehen zu nutzen.

In welcher Form er die Debatten führen will, das lässt er offen. Der 61-Jährige macht aber dennoch klar, wo er vor allem zu hören sein wird: Bei den Themen Überalterung und Bevölkerungsentwicklung, der Frage, was die Gesellschaft zusammenhält. Auch an der Debatte, welche Rolle die Hauptstadt Berlin spielen soll, will er sich beteiligen.

Staatssekretär benannt

Köhler, das wird auch an diesem Dienstag deutlich, ist viel zu sehr Tatmensch, als dass er sich in die Rolle des Beobachters und Mahners drängen ließe. Er sei zwar noch dabei, sich zu organisieren, betont er. Doch eine erste personelle Entscheidung hat er an diesem Dienstag zu verkünden: Mit Michael Jansen wird ein langjähriger Vertrauter neuer Leiter des Bundespräsidialamtes. Der Jurist, einst Mitarbeiter im Büro von Außenminister Hans-Dietrich Genscher, ist wie Köhler CDU-Mitglied.

Als Staatsekretär des Bundespräsidialamtes hat er damit das Recht, künftig an den Sitzungen des Bundeskabinetts teilzunehmen, wie auch des BuEndessicherheitsrates. Viel ist in den letzten Wochen über die erste personelle Entscheidung Köhlers spekuliert worden - doch Jansen hatte niemand auf der Liste. Der Coup ist also Köhler und jenen, die ihm beiseite stehen, gelungen.

Fischer, Schröder und Köhler: Tadelnde Worte für die Ära Kohl
Am Ende der Buchpräsentation hat Köhler sogar noch einige Worte für die Kohl-Ära parat, in der er im Bundesfinanzministerium unter Gerhard Stoltenberg und Theo Waigel als hochrangiger Beamter wirkte. Köhler hatte schon damals, Anfang der Neunziger, dem Kanzler widersprochen - seine Bemerkungen zum Politikstil unter Kohl gehören, selbst in ihrer dosierten Form, mit zu den lesenswertesten Passagen des Buches.

Am Dienstag hält Köhler für einen Augenblick Rückschau. Spricht über die Fehler, die bei der Vereinigung gemacht wurden. Und über den Beginn der Ära Kohl. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn die Substanz des 1982 erarbeiteten Reformpapiers von Otto Graf Lambsdorff "auch von der Regierung Kohl konsequenter umgesetzt worden wäre."

Nicht alle Probleme seien der jetzigen Regierung anzulasten, betont er. Und dann, über einen historischen Umweg und bei der Betrachtung des Ostens, ist er doch wieder bei seinem Lieblingsthema, dem Umbau Deutschlands in Zeiten des weltweiten Wandels. Schon zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung 1990 "hätte man wissen müssen, dass Westdeutschland Strukturreformen braucht." Das, sagt Köhler, sei das "wichtigste Versäumnis".  

spiegel  

1889 Postings, 7475 Tage gamblelvWir brauchen Reformen auch wenn

 
  
    #2
01.06.04 17:15
sie unbequem sind. Die Umverteilung nimmt von den Leistungsträgern, frustriet diese, treibt sie im schlimmsten Fall außer Landes und läßt die Faulen in ihrem Trott.

MFG  

13999 Postings, 8934 Tage TimchenDie Thatcher lebt doch noch, oder?

 
  
    #3
01.06.04 21:33
Warum die schlechte Kopie nehmen, wenn es das Original noch gibt ?

timchen  

287 Postings, 7404 Tage AlabamaNoch nicht im Amt,

 
  
    #4
01.06.04 21:42
aber schon mal ein Buch dazu. Der Mann ist seiner Zeit voraus. Ich bleib dabei, Frau Thatcher, Frau Merkel und Herr Köhler, drei Personen, die die Politik nicht braucht.  

6422 Postings, 9167 Tage MaMoe@Alabama: hast du seine Antrittsrede gehört?

 
  
    #5
01.06.04 21:47
Ansonsten hat sich der Bundespräsident eh aus der Politik rauszuhalten ,,,

ich liebe diesen Mann ... er ist so: direkt ... eben etwas anderes als der alte Gebissträger ...

;-))

MaMoe ........  

287 Postings, 7404 Tage Alabama@MaMoe

 
  
    #6
01.06.04 21:56
Das ist es ja. Der Bundespräsident hat sich aus der aktiven Politik weitestgehend rauszuhalten. Warum werde ich den Eindruck nicht los, das er genau das nicht tun wird, bzw. deswegen für dieses Amt nominiert wurde. Sollte es so kommen, wird auch das letzte Amt in diesem Land seine Unschuld verlieren. Politik wird immer mehr zum Spielball der Machtinteressen von drittklassigen Schauspielern.  

6422 Postings, 9167 Tage MaMoeGenau das liebe ich aber an Ihm: der erste, der

 
  
    #7
01.06.04 22:02
sagt, was er denkt ... bei Christiansen der Satz alleine: "wenn ich heute ein 30-jähriger wäre, würde mir Himmelangst bzgl. der Staatsverschuldeung und bzgl. der Frage: wer soll das bezahlen ???"

der hat allen Parteien gehörig den Kopf gewaschen ... und die Bundespäsidenten haben mehr Macht, als viele glauben ... Rau hat diese Macht natürlich so gut wie nie genutzt ... im Grunde nur einmal: die Rüge bei dem Abstimmungsdebakel im Bundesrat ... danach waren alle ziemlich kleinlaut ... wenn Köhler war macht mit seiner Ankündigung und sich über das Fersehen REGELMÄßIG zu Wort melden wird (welches Recht ein Bundespräsident hat) kanns ganz schön stauben bei den alten Politikern ...

aber egal ... ich fands fein, wie er allen den Kopf gewaschen hat: vom Stoiber angefangen bis zum Schröder bis zu den Top-Managern ...

weiterso: denn: Schönredner haben wir genug gehabt in Deutschland: jetzts brauchts langsam KLARTEXT ... und dafür ist der Mann der Beste, den man kriegen kann ...

;-)
MaMoe ......  

287 Postings, 7404 Tage AlabamaKLARTEXT ist sicher eine gute Sache

 
  
    #8
1
01.06.04 22:10
und liegt im Aufgabenbereich des Bundespräsidenten. Davon haben die Vorgänger wohl auch zu wenig Gebrauch gemacht. Herr Köhler ist in meinen Augen jedoch die Person, die Frau Merkel den Weg ebnen soll. Und Frau Merkel ist für mich eine der besagten Drittklassigen.

Oder anders ausgedrückt: Herr Köhler ist die Marionette der Marionette.  

59073 Postings, 8664 Tage zombi17@Mamoe

 
  
    #9
1
01.06.04 22:11
Was ist denn mit dir passiert?
Du kannst Ihn gerne hochleben lassen, weil er sein Buch günstig veröffentlicht hat, aber das war es auch schon. Viel mehr Macht wie Du und ich hat er auch nicht.
Ich kenne mindestents 100 Arivauser die noch deutlicher als er waren! Und? Was nutzt das? Der reibt sich so schnell auf und steht im Regen, so schnell kannst Du gar nicht gucken!  

34698 Postings, 8753 Tage DarkKnightNochwas zur Antrittsrede:

 
  
    #10
01.06.04 22:25
es war eben eine Rede, keine Tat.

Sollten Taten folgen: Hut ab.

Ansonsten: willkommen im Club der Marketing-Clowns und Ankündiger, Herr Präsident.  

19279 Postings, 9007 Tage ruhrpottzockerVor Beginn seiner Amtszeit sieht es etwas

 
  
    #11
01.06.04 22:32

wie naive Schaumschlägerei aus. Aber jeder soll seine Chance erhalten. Warten wir es ab !  

129861 Postings, 7579 Tage kiiwiiDear Mr. President

 
  
    #12
01.06.04 23:20


Welcome to the Club!  

   Antwort einfügen - nach oben