Schweiz: Sonderweg ins Abseits (2)
Seite 1 von 2 Neuester Beitrag: 12.05.04 11:05 | ||||
Eröffnet am: | 03.05.04 10:42 | von: Happy End | Anzahl Beiträge: | 44 |
Neuester Beitrag: | 12.05.04 11:05 | von: Karlchen_I | Leser gesamt: | 6.644 |
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In der auf 25 Mitglieder erweiterten EU wirken die Schweizer noch sonderlicher. Sie sind wohl bald die einzigen Europäer, die nicht zur Europäischen Union gehören. Leidet der Außenseiter womöglich unter Einsamkeit? Wollen die Eidgenossen jetzt in den Club, oder glauben sie, daß es ihnen außerhalb der EU besser geht?
Von einem Beitrittswunsch ist weiterhin nichts zu spüren, weil eine Mehrheit des Volkes glaubt, daß eine Mitgliedschaft viel kostet und wenig bringt. Dabei geht es nicht allein um den Verlust des profitablen Bankgeheimnisses oder des soliden Franken, sondern auch um die politischen "Kosten" der EU - wie etwa die Einschränkung von Volksrechten. Die Schweiz war - historisch gesehen - schon immer etwas Besonderes.
Europäischer Quertreiber
Als in Europa noch Könige herrschten, war das Land bereits Demokratie. Und als anderswo engstirniger Nationalismus wütete, da blieb die Schweiz eine viersprachige Multikulti-Nation. Nun ist sie eben ein europäischer Quertreiber. In politischer Hinsicht schafft dies wenig Probleme. Dieser helvetische Eigensinn ist sogar billiger, weil man nicht allein den EU-Mitgliedsbeitrag spart, sondern auch viele Politikerflüge nach Brüssel. Die Regierung in Bern hat daher keine eigene Maschine, sondern least jeweils einen kleinen Jet.
Das Land hat bewiesen, daß ein europäischer Alleingang möglich ist. Statt des Beitritts zum Binnenmarkt, dem europäischen Einheitsmenü, hat sich die Schweiz für eine Integration a la carte entschieden. Man sucht bilaterale Abkommen mit Brüssel, die möglichst viel Freizügigkeit für Waren und Menschen schaffen. Doch diese Abkommen werden schwieriger.
Bürger ohne Problembewußtsein
Der Schweizer Alleingang war bisher kein stolzer Gang. Das Land ist keineswegs dynamischer ohne Eurokraten. Auf die Deutschen wirkt die Schweiz zwar weiterhin wie ein Paradies mit niedrigen Steuern, sicheren Renten und pünktlichen Zügen. Doch die Deutschen neigten schon immer zur Verklärung dieses Landes. Gewiß ist die Schweiz noch immer ein beneidenswert wohlhabendes Land. Doch der Vorsprung schmilzt.
1980 lag das kaufkraft bereinigte Pro-Kopf-Einkommen noch um fünfzig Prozent über dem Durchschnitt der Industrieländer; nun nähert es sich immer mehr dem Durchschnitt. Vor zwei Jahren überholte auch Irland das Alpenland.
Wirtschaft mit zwei Gesichtern
Die Schweiz hat nicht nur ein Wachstumsproblem. Noch problematischer ist, daß die Bürger kein Problembewußtsein haben. Man vergleicht sich gern mit Deutschland - und fühlt sich bei der Malaise des Nachbarn besser. Daher gibt es keinen großen Druck zu Reformen, obwohl Ökonomen diese seit Jahren fordern. Man merkt den Niedergang auch deshalb nicht so sehr, weil er schleichend ist und die Vermögensreserven groß sind.
Die Schweizer Wirtschaft hat zwei Gesichter: Da gibt es die international konkurrenzfähigen Konzerne wie Nestle, Novartis oder Roche und die mittelgroßen Firmen, die mit Maschinen oder Präzisionsgeräten oft globale Marktführer sind. Und dann gibt es die weniger produktive Binnenwirtschaft, die sich mit Preisabsprachen und Kartellen den Wettbewerb vom Leibe hält.
Preisniveau um etwa 40 Prozent höher
Der Mangel an Konkurrenz und der Agrarprotektionismus sorgen dafür, daß das Schweizer Preisniveau um etwa 40 Prozent höher ist als in anderen Industrieländern. Diese Preise eliminieren viel vom höheren verfügbaren Einkommen, das wegen der niedrigeren Steuern verbleibt. Nur die wirklich reichen Steuerflüchtlinge haben in der Schweiz viel mehr zum Leben.
Das Land der präzisen Uhrmacher hat einen Hang zur Verspätung: Man braucht immeretwas länger, um sich in das Unausweichliche zu fügen. So war es beim Beitritt zu den Vereinten Nationen und auch bei der Einführung von Rentenversicherung und Mehrwertsteuer. Dafür brauchte man drei Volksabstimmungen.
Zu Europa gab es bisher zwei Urnengänge - beide negativ. Wird es irgendwann ein weiteres Referendum über den EU-Beitritt geben? Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl prophezeite vor Jahren, die Schweiz werde bald der Union beitreten und der Euro den Franken ersetzen. Die Prognose war falsch. Offenbar muß es der Schweiz noch schlechter gehen, bis sich der Sonderling als normal empfindet und einen EU-Beitritt erwägt.
faz.de (02.05.04)
Im übrigen schreibt Konrad Mrusek von der FAZ (Autor des o.a. Beitrags) normalerweise ganz vernünftig; hier hatte er nicht seinen besten Tag.
Schau lieber mal, was heute schon wieder unser Bufimi Eichel abgesondert hat. Der Mann hat den Blick für die Realitäten völlig verloren; er gehört jetzt zur Kunstgattung der "Illusionisten". Ich persönlich halte ihn allerdings mittlerweile für behandlungsbedürftig. (Eigentlich ist er ´ne arme Sau).
Oben hat ALDY an mich ein Posting gerichtet und wenn er sagt, dass man hier in die untersten Schubladen hinuntersteigen muss, dann muss ich ihm recht geben.
Es hat hier Hetzer und Ketzer an Board, schlimmer geht es nicht. HE und satyr sind im ganz untersten Niveau zu Hause.
Nur gut, dass ich sie im wirklichen Leben nicht kenne.
Du hast eine sehr gute und vernünftige Einstellung, Du bist intelligent und hast Niveau,
Deine Postings lese ich immer mit Freude, weil man aus ihnen echte Diskussionsbereitschaft und keinen Neid erkennt.
Ich als Schweizer darf mich nicht sehr stark in die Innenpolitik Deutschlands einmischen, eines kann ich aber sagen, dieses Volk hat diese Regierung nicht verdient.
Die Vertreter dieser Regierung kommen mir manchmal vor wie Schmarotzer und moderne Feudalherren.
Du hast recht, wenn Du schreibst, sie haben die Realität verloren.
Wie war es noch unter den früheren Bundesregierungen, das Verhältnis zur Schweiz war bestens, davon kann man heute nicht mehr sprechen - eher von einem versuchten Diktat aus Berlin.
gruss bilanz
Hier stelle ich Dir noch mal einen interessanten Artikel rein, der das Thema der schlechten Auswärtigen Beziehungen unter Schröder-Fischer beleuchtet:
"Neo-Wilhelminisch"
aus: Die politische Meinung "angemerkt"
Page 1
Seite 81
Nr. 401 · April 2003
Henning Tewes: Germany, Civilian Power and the New Europe. Enlarging Nato and the European Union. New York 2002, Palgrave, 251 Seiten, 69,95 US-Dollar.
Wie wäre wohl die Irakkrise verlaufen, wenn in Frankreich ein François Mitterrand und in Deutschland ein Helmut Kohl die Richtlinien der Außenpolitik bestimmt hätten?
Angesichts der nachhaltigen Kollateralschäden, die sowohl das transatlantische Verhältnis als auch die politische Union Europas seit Sommer 2002 erlitten haben, ist das ein durchaus reizvolles Gedankenexperiment.
Kohl hätte seine Skepsis gegenüber einer allzu forschen Irakstrategie nicht öffentlich hinausposaunt. Ebenso wenig hätte er eine militärische Option von vornherein ausge-
schlossen. Aber er hätte mit den geräuschlosen Mitteln einer intensiven Telefondiplomatie dazu beigetragen, eine gemeinsame Position der Kontinentaleuropäer zu Stande zu bringen und anschließend Tony Blair davon zu überzeugen, dass Großbri-
tannien keinen angloamerikanischen Sonderweg gehen sollte.
Die europäische Einmütigkeit hätte George Bush davon überzeugt, dass die Vereinigten Staaten besser nicht auf eine ad hoc geschmiedete „Koalition der Willigen“, sondern auf die bewährten transatlantischen Institutionen setzen sollten. Der Westen wäre gegenüber Saddam Hussein mit großer Geschlossenheit und Entschiedenheit aufgetreten – und der Gewaltherrscher von Bagdad hätte keine Chance gehabt, die Front europäisch- amerikanischer Solidarität aufzubrechen.
Dass dieses Gedankenexperiment kein bloßes Hirngespinst ist, wird jedem Leser von Henning Tewes’ Buch über die deutsche Europapolitik in den neunziger Jahren sofort einleuchten. Das Erfolgsrezept deutscher Diplomatie bestand auch nach der Wiedervereinigung in der Nutzung multilateraler Instrumente zur diskreten Durchsetzung eigener Ziele. Nicht zuletzt deshalb engagierte sich die Bundesrepublik für den Beitritt ihrer östlichen Nachbarn zu jenen Institutionen, die in der Zeit des Kalten Krieges den Westeuropäern Sicherheit und Wohlstand garantiert hatten und dies nun auch für die Mittel und Osteuropäer leisten sollten. Deutschland agierte dabei als „Zivilmacht“.
Mit überzeugenden Argumenten widerlegt Tewes die zum Teil sehr oberflächlichen Einwände gegen dieses Konzept. Zivilmacht ist weder Alternative noch Gegensatz zu militärischer Macht. Es geht nicht um Scheckbuchdiplomatie oder moralisierendes Gutmenschentum, sondern um die breite Palette nichtmilitärischer Möglichkeiten, das Verhalten anderer Länder im Sinne der eigenen Interessen zu beeinflussen. Und es geht um die Ausbreitung von Stabilität durch internationale Organisationen und supranationale Strukturen.
Wenn es nach dem Zweiten Weltkrieg je so etwas gegeben hat wie einen „deutschen Weg“, dann war es die Kunstfertigkeit in der Herstellung fein austarierter Mobiles.
Vor dem Hintergrund neo-wilhelminischer Anwandlungen, die den außenpolitischen Stil von Bundeskanzler Schröder von Anfang an gekennzeichnet haben, lässt sich die Subtilität der Diplomatie von Bundeskanzler Kohl erst richtig ermessen. Sie zog das „Sowohl-als-auch“ dem „Entweder-oder“ vor. Über allem stand der Grundsatz, deutsche Einheit und europäische Einigung seien als zwei Seiten derselben Medaille zu betrachten.
Die Bundesrepublik machte dieses Versprechen wahr, indem sie mit Nachdruck sowohl für die Vertiefung der europäischen Integration eintrat als auch die Erweiterung von EU und NATO nach Osten vorantrieb. Tewes analysiert, wie die Regierung Kohl in diesem Prozess die prekäre Balance zwischen Paris und Washington sowie Moskau und Warschau immer wieder neu justierte. Die von Bonn gegen russischen Widerstand geförderte Osterweiterung der NATO ist ein Beispiel dafür, dass „gaullistische“ Erwägungen und Rücksichten auf den Partner Russland es letztlich nicht vermochten, Deutschlands „atlantische“ Loyalitäten und Rücksichten auf den Nachbarn Polen zu dominieren.
Die Regierung Schröder/Fischer hat dieses „Sowohl-als-auch“ mittlerweile in ein „Weder-noch“ verkehrt: Erst vernachlässigte sie die deutsch-französischen Beziehungen bis zum berüchtigten Streitgipfel von Nizza im Dezember 2000. Dann fügte sie den deutsch-amerikanischen Beziehungen schweren Schaden zu. Um neuen Handlungsspielraum zu gewinnen, bastelte sie Anfang 2003 ad hoc eine Entente Paris-Berlin-Moskau zusammen, die wiederum Warschau zum engen Schulterschluss mit Washington trieb.
Aber auch die neue Achse ist brüchig: Putin braucht Schröder nicht als ehrlichen Makler im Verhältnis zu Bush, und Chirac denkt nicht daran, die französische Kriegsoption aufzugeben. Deutschlands einstige Fähigkeit zum Balanceakt war ein wichtiger Grund für seinen politischen Einfluss in den Vereinigten Staaten. Frankreich und Großbritannien hatten Probleme miteinander. Paris war eine treibende Kraft der europäischen Integration, befand sich aber auf Distanz zu Washington. London stand Washington nahe, war aber keine treibende Kraft der europäischen Integration. Nur Bonn kam mit allen Partnern gut zurecht. Das war – neben der deutschen Wirtschaftskraft – ein einzigartiger Aktivposten, der Präsident George Bush senior im Mai 1989 dazu bewog, der Bundesrepublik eine partnership in leadership anzubieten.
Im Epilog bescheinigt Tewes der Regierung Schröder trotz robusterer Umgangsformen eine „überwältigende Kontinuität“ zur Außenpolitik der Regierung Kohl. Dieses Fehlurteil ist dem Autor nicht vorzuwerfen: Dass alle guten Geister Schröder kurze Zeit nach Drucklegung des Buches verlassen würden, konnte niemand voraussehen. Henning Tewes ist heute Leiter der Außenstelle Warschau der Konrad-Adenauer-Stiftung. Aus dieser Perspektive wird er sich seinen eigenen Reim auf den deutschen Zickzackkurs seit dem 11. September 2001 gemacht haben. Es wäre wünschenswert, dass Tewes diese Beobachtungen in einem Postscriptum zusammenfasst – als Schlusskapitel zu einer deutschen Ausgabe seines Buches, das heute lesenswerter ist denn je.
Meister der Häme
Von Cordt Schnibben
Erst sollen die Schiedsrichter Werder Bremen zu Siegen gepfiffen haben, jetzt behauptet Bayern-Manager Uli Hoeneß (aus Ulm), der HSV habe dem Nordrivalen den Sieg geschenkt. Dass Bayern München in dieser Saison mehr durch üble Nachrede von sich reden macht als durch große Siege, zeugt vom Niedergang einer Fußballmacht.
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Untertitel: Wochenzeitung für Politik und Kultur.
Gründung: 1986.
Herausgeber: Junge Freiheit Verlag GmbH & Co KG, Potsdam, Auflage: 6.000-40.000.
Chefredaktion: Dieter Stein.
Die JF erschien zunächst zweimonatlich und wird inzwischen wöchentlich herausgegeben. Die JF sieht sich als Organ einer intellektuellen Bewegung aus der Zeit der Jahrhundertwende, der "Konservativen Revolution", deren Gedankengut sie wiederbeleben möchte. Die Themen, die dabei behandelt werden sind: "Nation", "Ethnie" und "Ausländer". Gerade hier wird die antidemokratische Zielsetzung des Publikationsorgans erkennbar, werden doch immer wieder diesem Personenkreis die grundrechtlich garantierten Menschenrechte streitig gemacht. Deshalb wird die Wochenzeitung regelmäßig von den Verfassungsschutzbehörden ausgewertet und in ihren Berichten erwähnt. Nach der Einschätzung des hessischen Verfassungsschutzes versucht das Sprachrohr der Neuen Rechten durch das unverdächtige Etikett "konservativ" den Rechtsextremismus zu verschleiern, den es inhaltlich befördert. Geschickt wird dabei auf jegliche Form von NS-Nostalgie und "Revisionismus" verzichtet, ebenso auf plumpe Angriffe konstitutiver Bestandteile der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, wie sie sonst bei rechtsextremistischen Parteien und Organistionen auftreten. Das Strickmuster der "Neuen Rechten" ist etwas feingewirkter. Dennoch finden Vertreter des Revisionismus in der "Jungen Freiheit" ihr Forum. In drei Ausgaben (1-3/ 1990) befasste sich die rechtsextreme Zeitung mit dem "Leuchter-Report" und ließ den Auschwitz-Leugner David Irving und den in Frankreich wegen Leugnung der Nazi-Verbrechen verurteilten Prof. Robert Faurisson zu Wort kommen. Ein weiteres Themenfeld ist der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit. Die Forderungen ehemaliger Zwangsarbeiter etwa wird als "Nötigung" beschrieben. Es ist auch die Rede von "Shoa-Business".
Die "Junge Freiheit" berichtet sehr extensiv über Interna und Aktivitäten rechtsextremistischer Parteien und versucht durch ihre Berichterstattung deren Bedeutung zu erhöhen. Gleichzeitig wird versucht, rechtsextreme Postitionen als unbedenklich und der politischen Mitte zugehörig darzustellen. Hierdurch will man, ganz in Anlehnung an die "Konservative Revolution", die "kulturelle Hegemonie" als Voraussetzung einer politischen Führungsrolle erlangen. Auf den Webseiten werden unter anderem Publikationen des Vordenkers der sog. "Neuen Rechten", Alain de Benoist, beworben, Veröffentlichungen von Claus Nordbruch, aber auch der Buchtitel Deutschland soll deutsch bleiben des ultrarechten CDU-Politikers Heinrich Lummer, erschienen im Hohenrain-Verlag aus dem Hause Grabert.
Zu den Verehrern der JF zählt Dietmar Munier, dessen expansionistische Aktivitäten im nördlichen Ostpreußen wiederholt in den Verfassungsschutzberichten Erwähnung finden:
"Daher ist nichts wichtiger, als der konservativen Gegenkultur ein wirksames Sprachrohr zu verschaffen, das vordenkt, angreift, provoziert - und gerne auch seine Überlegenheit zur Schau tragen darf" (JF, Juli 1991).
Im Verfassungsschutzbericht von Baden-Württemberg für das Jahr 2000 wird die JF wie folgt charakterisiert:
"Typisch für die mit intellektuellem Anspruch auftretenden JF-Autoren ist ihr geschicktes Agieren in einer Grauzone von demokratischem Konservatismus, Rechtsradikalismus und Rechtsextremismus. Dabei spielt der Rekurs auf die antidemokratische 'Konservative Revolution' zur Zeit der Weimarer Republik und auf den Staatsrechtler Carl Schmitt eine tragende Rolle. Daneben wird gezielt gegen Funktionsträger der parlamentarischen Demokratie agitiert."
Und der Bundesverfassungsschutzbericht 2001 konstatiert:
"Die JF bot damit auch 2001 ein Forum für rechtsextremistische Meinungsäußerungen und trug insofern weiterhin zur Erosion der Grenze zwischen rechtsextremistischen und demokratisch-konservativen Positionen bei."
Das Blatt wird vom Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen sowie in der jüngsten Zeit auch durch Baden-Württemberg beobachtet. Gegen die Beobachtung durch den nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz ging die Junge Freiheit durch mehrere Instanzen erfolglos gerichtlich vor. Das Verwaltungsgericht Düsseldorf stellte mit Urteil vom 14. Februar 1997 fest, dass sich aus zahlreichen in der JF veröffentlichten Beiträgen Anhaltspunkte für die Zielsetzung ergeben, tragende Strukturprinzipien der freiheitlichen demokratischen Grundordnung - insbesondere die Achtung der im Grundgesetz konkretisierten Menschenrechte sowie Bestandteile des Demokratieprinzips - zu beseitigen oder außer Geltung zu setzen. Mit Beschluss vom 22. Mai 2001 wies das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen den Antrag auf Zulassung der Berufung zurück; das Urteil ist somit rechtskräftig. Das Gericht hob in seiner Begründung hervor,
"dass die Klägerin konstant über einen längeren Zeitraum hinweg kommentarlos und ohne Distanzierung eine größere Anzahl derartiger Beiträge veröffentlicht hat, dass es sich hierbei nicht um einige wenige, gegenüber dem Gesamtcharakter der Zeitung zurücktretende Entgleisungen einzelner Autoren handelt, sondern um einen von der Klägerin kontinuierlich verfolgten Aspekt ihrer Gesamtstrategie, der den Verdacht verfassungsfeindlicher Bestrebungen rechtfertigt".
Zur Frankfurter Buchmesse 1999 brachte die Edition Junge Freiheit Alain de Benoists Buch "Aufstand der Kulturen - europäisches Manifest für das 21. Jahrhundert" heraus. Benoist präsentierte sein Werk persönlich auf dem Verlagsstand. Verlag und Autor wollten das Buch als Antwort auf Samuel Huntingtons Clash of Civilizations verstanden wissen. (vgl. F.P. Heller: Benoist und sein Aufstand der Kulturen)
Als Teil des "Projekts 'Junge Freiheit'" wertet der Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen in seinem Bericht für das Jahr 2002 das "Institut für Staatspolitik" (IfS), das im Jahr 2000 durch Personen aus dem engsten JF-Umfeld gegründet wurde. Ziel des IfS ist die Bildung "geistiger Eliten" durch Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen. Die "Junge Freiheit" stellte das IfS mehrfach in Artikeln vor und nannte es die "Kaderschmiede des Metapolitischen" (Ausgabe 17/02).
In der Ausgabe vom 3. Mai 2002 veröffentlichte die JF ein Interview mit dem zuvor aus der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im nordrhein-westfälischen Landtag ausgeschiedenen Abgeordneten Jamal Karsli. Dabei erklärte er, eine "zionistische Lobby" habe "den größten Teil der Medienmacht in der Welt inne und kann jede auch noch so bedeutende Persönlichkeit 'klein' kriegen". Im Verlauf der dadurch entfachten öffentlichen Kontroverse nahm die JF ihren Interviewpartner in Schutz und schrieb in ihrer Ausgabe vom 24. Mai 2002 von "Sprachverboten", von "Diffamierung und Doppelmoral". "Sachwalter des sprachlichen Anstands" würden "gewöhnlich selber die Nazi-Keule" schwingen.
Redaktionsmitgliedern und Mitarbeitern des Blattes gelingt es immer wieder, bekannte Persönlichkeiten für ein Interview zu gewinnen, darunter eine ganze Reihe von Politikern verschiedener Parteien, die Schauspielerin Veronika Ferres, den Fernseh-Spaßvogel Hape Kerkeling, Ex-DKP-Mitglied und Schriftstellerin Karin Struck, und im Oktober 2000 die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde in München, Charlotte Knobloch und den SPD-Politiker Friedhelm Farthmann.
Im Oktober 2003 kam es zu einer Neuauflage der 1996 von dem Bonner Hochschullehrer Hans-Helmuth Knütter initiierten Kampagne gegen den Journalisten und Rechtsextremismus-Experten Anton Maegerle. Nachdem das Innenministerium Nordrhein-Westfalen die Referentenliste zu einer Tagung zum Thema "Neue Rechte" veröffentlicht hatte, erhob das neurechte Strategieorgan erneut in einem Artikel die Vorwürfe einer angeblichen linksextremistischen Betätigung des Journalisten. In einem Rundumschlag wurden auch Thomas Pfeiffer, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Innenministeriums, und weitere Referenten diffamiert. Bereits im Mai schrieb die Junge Freiheit, die Referentenliste sei "ein Skandal". Eine "Ansammlung von Linksextremisten" entscheide über Verfassungstreue. "Innenminister Behrens wird sich auf unangenehme Fragen gefasst machen müssen", drohte das Blatt. Es folgte eine Serie von Anti-Antifa-Artikeln. Sebastian Prinz, noch wenige Jahre zuvor in radikal rechtsextremen Kreisen zugange, war es als Mitarbeiter eines CDU-Bundestagsabgeordneten gelungen, sein "Dossier", welches die Grundlage des JF-Artikels war, bis in die konservative Tagespresse zu bringen. Die Mühe eigener Recherchen hatte sich dabei offenbar kein Redakteur gemacht. Einem Bericht von "Jungle World" zufolge soll Prinz in den 90er Jahren dem Arbeitskreis "Publizistische Aktivitäten gegen links" von Hans-Helmuth Knütter angehört haben. Die von der Jungen Freiheit angekündigten Fragen kamen gleich zu Beginn der Tagung von Götz Kubitschek vom "Institut für Staatspolitik", indem er lautstark das Mikrofon belagerte und sich weigerte, es wieder für den nächsten Diskussionsbeitrag freizugeben. Erst nachdem ein beherzter Teilnehmer das Mikrofon ergriff, konnte die Veranstaltung fortgesetzt werden.
MC
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Quellen:
Mecklenburg
VS NRW
Die neue Rechte, Faltblatt herausgegeben vom VS Hessen, http://verfassungsschutz-hessen.de/sachdateien/bibliothek/rechts.html (nicht mehr online abrufbar, 31.3.03)
Thomas Pfeiffer: Die neue Rechte in Deutschland, hrsg. Innenministerium Nordrhein-Westfalen, Abt. Verfassungsschutz, (PDF-Datei)
VS-Bericht Baden-Württemberg, 2000 und 2001
Bundesverfassungsschutzbericht 2002
MC
Weitere Artikel:
Anton Maegerle: "Junge Freiheit"-Autoren und ihr politisches Umfeld, 2003
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© 2000 IDGR
webmaster@idgr.de Erstellt: 19.03.00
Letzte Änderung: 22.11.03
J.R.
Ich rate Dir doch einfach,dafür zu plädieren, dass der Wirtschaftsmotor Deutschland - der ja so lahmt(Jammer,Jammer)endlich anspringt.
Das wäre doch wirklich Medizin und konstruktiv!
Hast Du übrigens gesehen, dass es ein grosses Ariva Fest gibt, in Bad Säckingen, gross gesponsert von unserem Freund Jimmyboy?
Kneif doch nicht und komm doch auch!
Da wirst Du Dich amüsieren und gute Leute kennenlernen.
Vielleicht sollte man in Deutschland mal eine Abstimmung machen, ob es für die Schweiz von Vorteil wäre der EU beizutreten. Das Ergebnis wäre wohl klar.