Hurra, wir leben noch ...
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 19.08.03 14:02 | ||||
Eröffnet am: | 19.08.03 09:51 | von: utscheck | Anzahl Beiträge: | 11 |
Neuester Beitrag: | 19.08.03 14:02 | von: Glasnost | Leser gesamt: | 1.280 |
Forum: | Talk | Leser heute: | 2 | |
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Kaum zu glauben, aber es ist so.
Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft, speziell was der Gesetzgeber
und die Bürokraten, die Medien und die Informationsgesellschaft uns täglich
vorbeten und verbieten, müssten wir alle, die in den Sechzigern bis
Anfang der Achtziger aufgewachsen sind, längst tot sein. Unsere
Kinderbetten
waren mit bleihaltigen Farben bemalt und Formaldehyd sickerte aus jeder
Pore. Ganz zu schweigen vom Tapetenleim, dem Kleber des Linoleums oder
den PVC-Dämpfen des Stragula. Wasserfeste Filzstifte hatten Ausdünstungen
die
benebelten und wer erinnert sich noch an den leicht salzigen Geschmack
des abzuleckenden Tintenkillers?
Steckdosen, Medizinflaschen, Schranktüren und Schubladen waren noch nicht
kindersicher. Messer, Schere, Gabel und Licht wurden uns zwar verboten,
aber meistens mussten wir uns erst einmal daran verletzten um es zu
glauben.
Unsere Fahrräder, Roller und Rollschuhe fuhren wir ohne Schützer und
Helme. Die Risiken per Anhalter in den nächsten Ort zu fahren waren uns
unbekannt!
Zum Thema Auto erinnere ich mich weder an einen Sicherheitsgurt, noch an
Airbags, ABS oder ähnliche Sicherheitsvorrichtungen im Wagen meines
Vaters.
Man saß zwar hinten, aber an einem heißen Sommertag gab es doch nichts
schöneres als seinen Kopf aus dem Fenster (das man damals noch komplett
runterkurbeln konnte) des fahrenden Autos zu stecken und sich den
Fahrtwind ins Gesicht blasen zu lassen, daß man kaum noch Luft bekam. Wasser
haben
wir direkt aus dem Gartenschlauch getrunken und nicht aus einer Flasche.
Wahnsinn!
Wir aßen fettige Schmalznudeln und frischgebackenes Brot mit fingerdick
Butter drauf, dazu gab es überzuckerte Limonaden oder künstlich gefärbtes
Tri Top. Fett geworden sind wir deswegen nie, weil wir immer draußen
waren.
Wir haben zu fünft aus einer Limoflasche getrunken und es ist tatsächlich
keiner daran gestorben. Wir haben stunden- und tagelang an Seifenkisten
oder ähnlichen Gefährten geschraubt, die wir aus rostigem Schrott und
splitterigem Holz konstruiert hatten. Dann sind wir den Hügel damit
runtergebrettert nur um festzustellen, daß wir die Bremsen vergessen
hatten. Nachdem wir ein paar Mal in der Böschung gelandet waren, haben wir
gelernt auch dieses Problem zu lösen.
Wir gingen in der Früh raus und haben den ganzen Tag gespielt, höchstens
unterbrochen von Essenspausen und kamen erst wieder rein, als es dunkel
wurde und man den Fußball nicht mehr richtig sehen konnte.
Wir waren nicht zu erreichen. Keine Handys! Wenn es regnete spielten wir
bei Freunden Monopoly oder Mensch ärgere dich nicht, Mühle oder Dame und
bauten mit Matchbox Autos ganze Städte auf. Wir hatten weder Playstations
oder
Nintendo, X-Boxen oder Videospiele, keine PCs, keine 50 Fernsehkanäle
oder Surround Anlagen.Ins Kino zu gehen war ein Ereignis, für das man sich
herausputzte und das einem vor Vorfreude den Magen kribbeln ließ. Es gab
noch Vorfilme, die immer eine Überraschung waren, weil keiner wußte was
zu erwarten war und wenn zufällig ein Donald Duck oder Micky Maus Film
dabei
war, hatte man das ganz große Los gezogen. Wir hatten Freunde! Wir gingen
raus und haben uns diese Freunde gesucht.Wir haben Fußball gespielt mit
allem was sich kicken ließ und wenn einer einen echten Lederball hatte war
er der King und durfte immer mitspielen, egal wie schlecht er war. Um
im Verein mitspielen zu dürfen gab es Aufnahmeprüfungen, die nicht jeder
bestanden hat. Wer es nicht geschafft hat, lernte mit der Enttäuschung
umzugehen.Wir spielten Völkerball bis zum Umfallen und manchmal tat es
weh, wenn man abgeworfen wurde. Wir sind von Bäumen und Mauern gestürzt,
haben
uns geschnitten, aufgeschürft und haben uns Knochen gebrochen und Zähne
ausgeschlagen. Wir hatten Unfälle! Es waren einfach Unfälle an denen wir
Schuld waren. Es gab niemanden, den man dafür verantwortlich halten
konnte und vielleicht sogar noch vor den Kadi zerrte. Wer erinnert sich
noch an
Unfälle? Unsere Knie und Knöchel waren von Frühjahr bis Herbst lädiert
und ein Schienbein ohne blaue Flecke gab es nicht. Wenn wir uns an
Brennesseln gebrannt haben, oder uns eine Mücke gestochen hatte, haben wir
entweder
drauf gespuckt, oder den Nachbars Hund drüber lecken lassen oder drauf
gepinkelt. Geholfen hat alles. Wir haben gestritten und gerauft, uns
gegenseitig grün und blau geprügelt und gelernt damit zu leben und
darüber weg zu kommen.
Wir haben Spiele erfunden mit Stöcken und Bällen, haben mit Ästen
gefochten und Würmer gegessen. Und obwohl es uns immer wieder prophezeit
wurde,
haben wir kaum ein Auge ausgestochen und die Würmer haben auch nicht in uns
überlebt.
Wir sind zu einem Freund geradelt, haben an der Tür geläutet und sind
dort geblieben nur um mit ihm zu reden.
Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere, also haben sie eine
Klasse wiederholt. Sie sind nicht durchgefallen, sondern wurden von den
Lehrern
einfach zurückgestuft. Zensuren bei Proben wurden nie manipuliert, egal
aus was für Gründen. Wir waren für unsere Aktionen selbst verantwortlich.
Konsequenzen waren immer zu erwarten, wenn wir Scheisse gebaut hatten.
Der Gedanke, daß ein Elternteil uns rausklopft wenn wir mit dem Gesetz in
Konflikt geraten waren, war undenkbar. Im Gegenteil, die Eltern stellten
sich auf die Seite des Gesetzes.
Stellen Sie sich das einmal vor! Unsere Generation hat einige der größten
Enterpreneure und Erfinder hervorgebracht. Die letzten 50 Jahre waren
eine wahre Explosion an Innovationen und Ideen. Wir hatten Freiheit und
Zwang,
Erfolg und Misserfolg. Verantwortung und Konsequenz. Und wir haben
gelernt damit umzugehen.
Erinnere Dich daran, wie Du aufgewachsen bist und Du wirst sehen, was
unseren Kindern heute fehlt. Als die Eltern einmal ein Auge zudrückten,
anstatt die Kinder mit übergroßer Vorsicht zu erdrücken. Unsere Eltern
trauten uns zu die richtigen Entscheidungen zu treffen. Meistens hat es
geklappt. Die paar Mal, die daneben gingen zählen wir zu unseren
Lebenserfahrungen.
Schick diese Mail an alle weiter die du kennst, die sich auch zu dieser
glücklichen Generation zählen dürfen, als Kinder noch Kinder waren und
noch keine Anwälte mit Schadensersatzklagen und Regierungen mit
kinderfeindlicher Politik unseren Alltag bestimmten.
Ja, da ist was wahres dran. Denk ich nur an meine diversen Fahrradstunts, die meinen Ellbogen fast bis auf den Knochen abledern ließen. Alles nur weil ich selbst nachdem ich mich zum 5 mal auf die Fresse geflogen bin, nicht glauben wollte, daß man diese Kurve nicht mit voller Geschwindigkeit nehmen kann.
War eine schöne Zeit
utscheck
So muß ich hilflos mitansehen, wie die heranwachsende Jugend nicht von den ALTEN Gefahren dahingerafft wird, sondern durch angelernte Dummheit,Elektrosmog,BSE,Stresssyndrom, Langeweile,usw.
Ja,Ja , die Familie Semmeling läßt grüßen !
gespielt. Ich weiss noch dass einer mit einem BVB Trikot der King war (Da stand noch UHU drauf...)
Aber: Wir hatten damals fünf Wiesen und drei Fussballplätze zur Auswahl. Heute ist ein Fussballplatz überbaut, einer zu einem Vereinsplatz mit Kunstrasen umgebaut und die Wiesen stehen auch nicht mehr alle...
Bowmore
Der halbwegs gerade, alleinstehende Baum war unser linker Pfosten und der Rest des Tores wurde improvisiert mit diversen Ästen etc., was dazu führte, daß wir ohne Halbzeit spielten, da bei den Lattenknallern eh eine 5 minütliche Bastelpause eingelegt werden mußte.
Sport frei
utscheck
Eltern desinfizieren und sterilisieren das Essgeschirr der Säuglinge und Kleinkinder - die Folge sind eine starke zunahme von Allergien und Krankheitsanfälligkeiten
Meiner Mutter hat der Hausarzt noch gesagt: Dreck reinigt den Magen und - auch wenn ich mich nicht daran erinnern kann, ich muss jede Menge davon im Sandkasten und wo auch immer gegessen haben - ich bin kerngesund und Allergien hab ich noch nie gehabt
Kinder können von Bäumen fallen, vom Auto überfahren werden, sich beim Spielen sonst wie tödliche Verletzungen zuziehen, Giftige Beeren essen, beim Baden ertrinken etc.
Sie können sich auch erkälten, sich Infektionen holen, Kinderlähmung bekommen, oder sonst wie Krank werden.
Sicher ist manches Vermeidbar und warum auch beim Radfahren keinen Helm aufsetzen, 30-er Zohnen in Wohngebieten retten manches Leben (das war früher schon abenteuerlich, wie die Autos durch unsere schmale Strasse voller Kinder geraßt sind) und die Abschafung von DDT ist bestimmt kein Fehler.
Aber was wäre ich heute ohne meine Schrammen, Beulen, Narben und den Gebrochenen Arm? Ohne Mumps, Scharlach, Masern, Röteln und sonstige Kinderkrankheiten? Das alles habe ich gut und ohne Folgeschäden überlebt (zumindest bilde ich mir das ein ;-) und ich glaube, dass ich so einen guten Bezug zur Realität des Lebens und auch des Sterbens bekommen habe. Ich hab mir böse die Finger verbrannt, dafür kann ich heute ein Feuer machen, ohne Sprit ins Holz gießen zu müssen.
Auch wenn ich neidisch auf die War die dauernd Fernsehen durften - Manchmal hab ich deren Eltern nicht kapiert, die ihr Kind zum Fernsehn abgeholt hatten, obwohl wir mitten im Spielen waren (draußen, versteht sich). Draußen, das fand auch meine Mutter, war gut, denn dann waren wir abends so richtig müde und das mit dem ins Bett gehen kein wirkliches Problem.
Ich will hier nicht die Vergangenheit idealisieren, aber weniger ist manchmal wirklich mehr! Was und an Technik gefehlt hat, das haben wir mit Fantasie ausgeglichen und diese Fantasie ist heute keineswegs überflüssig! Sie hat uns beim beruflichen Weiterkommen genauso geholfen, wie bei der Lösung von scheinbar unlösbaren Problemen.
Ich glaube einfach, dass Eltern sich wieder mehr um ihre Kinder kümmer müssen!!! Kinder sind kein Besitzstand und keine von selbst funktionierenden Automaten, die man nur sauber halten muss und vor Gefahren Schützen muss, indem man sie vor die Glotze (etc.) setzt.
Woher sollen denn Kinder heute Lernen, wie man mit Fehlern umgeht, wie man sich anständig entschuldigt und dass man manchmal auch man ein Nein akzeptieren muss? Hoffentlich nicht aus der Glotze, der X-Box oder dem Internet.
Aus heutiger Sicht würde ich bei aller Unvollkommenheit der damaligen Zeit lieber bei einem der Vielen kleinen und mittleren Unfälle gestorben sein, als vor der Glotze charakterlich verfettet.
Angst? klar hätte ich um meine Kinder auch Sorgen, aber schon meine Neffen essen wieder reichlich Dreck und Sand und werden regelmäßig Schmutzig - so what! Man merkt ihnen deutlich an, dass sie happy sind und dass sich ihre Eltern regelmäßig Zeit für sie nehmen.
Ein Restrisiko wird immer bleiben - so ist das Leben.
Good Day,
Glasnost
Das hat ihm aber nicht geschadet, sondern es hat den Vorteil, dass er nicht bei jeder Gelegenheit heult, sondern nur wenn es wirklich schlimm ist. Dann weiss ich aber auch
es ist Holland in Not.
Bowmore
Schade
utscheck
PS: Einen Vorteil an der heutigen Zeit sehe ich disbezüglich aber doch: Der Rasen unserer Spielwiese sieht aus wie geleckt und selbst die Stelle neben dem Baum, an der immer der Torwart stand, erstrahlt wieder im satten Grün.
:-)
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Übrigens, auch Höflichkeit und wenigstens ein paar gute Manieren sollte jeder beherrschen - damit meine ich können, nicht müssen, da liegt ein gewaltiger Unterschied! Der Witz bei solchen Tugenden ist, dass sie das Selbstvertrauen steigern, weil man eine positivere Reaktion bekommt - vorwiegend von älteren, aber auch ich zeige schlecht erzogenen Kindern schon mal klar, was ich von ihrem Verhalten halte! Nicht als böse Reaktion, sonder auch im Sinne einer Erklärung.
Von Prügelstrafe - macher hat sie mir gegenüber schon zu idealisieren versucht - halte ich nichts. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Kindern darf sie nicht ersetzen. Dass Kinder lernen müssen, auf Erwachsene zu hören, damit sie später auf ihre eigene Vernunft hören können ist klar. Und dass es Ausnahmen gibt - manchmal braucht ein Kind mal welche auf die Finger, weil es so überhautp nicht hören will - wichtig dabei ist aber die unmittelbare Reation und die vorausgegangen wiederholte Ermahnung. Rituelles Verdreschen fördert angeblich den späteren Wunsch nach eine Domina - bin froh, dass mir das erspart geblieben ist.
Good Day,
Glasnost