Ticken wir noch richtig?
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 20.08.03 10:08 | ||||
Eröffnet am: | 18.08.03 15:45 | von: MD11 | Anzahl Beiträge: | 9 |
Neuester Beitrag: | 20.08.03 10:08 | von: Depothalbiere. | Leser gesamt: | 918 |
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Anmerkungen zu unserem Umgang mit Zeit
Die heutige Beschleunigungskultur oder Warum wir (fast) alle keine Zeit mehr haben
"Ich habe keine Zeit !" ist der meistverwendete Satz, mit dem wir uns als Opfer des Zeitdrucks entschuldigen. Trotz der Erfindung immer zeitsparenderer Techniken in allen Lebensbereichen (z.B. Mikrowelle, ICE, Fax und Automatikheizung) leiden die meisten Menschen unter immer größerem Zeitmangel.
Die Beschleunigung, d.h. der Wunsch, möglichst viel in immer kürzerer Zeit immer schneller zu erreichen, hat Einzug gehalten auch in Bereiche, in denen Organismen nicht einfach gegen ihre Eigenzeit schneller "eingestellt" werden können. Die Mast des Schweines , die Reifung des Käses stehen genauso unter einem Beschleunigungsdruck wie die Kinder in der Schule oder die Entwicklungsabteilungen der Autofirmen. Über die vielfältigen destruktiven Auswirkungen berichten die Medien täglich. Der Glaubenssatz "schneller ist besser" wurde erfolgreich in die Köpfe der Menschen des ausgehenden 20. Jahrhunderts implantiert.
Nicht die Zeit, sondern das Tempo macht uns fertig !
Kennen wir nicht alle auch ganz andere Zeit-Erfahrungen ? Im Urlaub beispielsweise wollen wir nicht ständig Zeit gewinnen, sondern verlieren sie, verlieren uns in der Zeit, vielleicht im Spiel, im kulturellen Genuss, in einem anregenden Gespräch oder bei einem opulenten Mahl.
Die Zeit vergeht dann "wie im Flug". Man regeneriert, weil man ohne Uhr und Kalender lebt. Der Augenblick, die Qualität des Erlebten und nicht die Quantität, zählt in solchen Momenten. Und sind es nicht oft die Menschen in den Ländern, in die es die Urlauber hinzieht, die uns vorleben, wie man auch leben kann, ausgeglichen, ganz bei sich und ohne Zeitstress.
Auch in unserem Land gibt es immer mehr Menschen, die aus bitterer Erfahrung oder aus Einsicht ihre eigenen "verinnerlichten Geschwindigkeitsnormen" (Nadolny) überprüfen und an ihrer Einstellung zum Umgang mit der Zeit arbeiten. Wir müssen heutzutage, im Gegensatz zu früher, immer neu das rechte Zeitmaß suchen und individuell finden, um souverän die eigene Zeitregie zu führen. Überlassen wir anderen Einflüssen die Regie über unsere Zeit, dann kommen wir permanent in die Situation, sagen zu müssen: "Ich habe keine Zeit!" Dieser Satz heißt dann nichts anderes als: "Die Zeit hat mich !"
Viele Menschen, deren Arbeitsleben geprägt ist vom Getriebenwerden durch die Zeit, suchen in ihrer freien Zeit nicht wieder ein Reise- und Animationsprogramm, bei dem sie wieder wie Maschinen funktionieren müssen. Sie suchen einen Ort, an dem sie wieder ausprobieren können, ihr Tempo selbst zu bestimmen, wo sie Zeit verlieren können, wo sie rundum unterstützt werden in ihrer neuen Einstellung zur Zeit - sie suchen ihre Eigenzeit.
EigenZEIT - Was ist das eigentlich ?
oder Warum die alten Griechen zwei Zeiten kannten
Den Satz "Dem Glücklichen zählt keine Stunde !" kennt wohl jeder aus eigener Erfahrung und wir haben in der Regel auch alle schon erfahren, wie sich unser Zeit-Erleben in einer Krisenzeit, z.B. bei einer Krankheit, völlig verändert. Plötzlich geraten unsere sonst so notwendigen Alltagsarbeiten in den Hintergrund und etwas ganz anderes wird uns wichtig. Wir vergessen dabei die Zeit und genießen oder erleiden nur den Augenblick.
Schon diese Erfahrungen zeigen uns, dass Zeit nicht nur das ist, was die Uhr anzeigt, sondern mit unserem Inneren, mit unserem Bewusstsein zu tun hat. Dies wusste im alten Griechenland jeder, man kannte sogar zwei Begriffe für unser heutiges Wort Zeit: Chronos und Kairos.
Unter Chronos verstand man die gleichförmig ablaufende äußere Zeit, die exakte Zeit, die heutzutage Bezug hat zu Uhren und Kalendern.
Mit dieser Zeit-Vorstellung fühlt man sich fremdgesteuert, man funktioniert nur noch wie eine Maschine und versucht, möglichst viel in seine ach so knappe Zeit hineinzupacken. Man versucht die Zeit zu beschleunigen durch Zeitregelung und durch das Ausschalten sogenannte "unproduktiver" Pausenzeiten. Von Menschen mit diesem Zeiterleben hört man häufig Sätze wie diese: "Ich habe keine Zeit ! Ich muss gegen den Zeitmangel ankämpfen ! Die Zeit arbeitet gegen mich !"
Wer sich auf die Suche nach seiner Zeit begibt, wird nicht unbedingt andere Dinge tun, aber womöglich die Dinge anders tun. Er wird vermutlich den Wert der Langsamkeit genießen, dort, wo sie angebracht ist. Er wird eine Zeit-Kultur für sich entwickeln, die ein wesentliches Element der eigenen Lebensqualität wird. Und er wird eine Immunabwehr entwickeln gegenüber den überall in unterschiedlichsten Verkleidungen auf uns einwirkenden doppeldeutigen Parole:
"Leben Sie schneller, dann sind Sie eher fertig!"
Die verhängnisvollen Auswirkungen, welche die oft nicht zu Ende gedachten und aktionistischen Beschleunigungstendenzen in allen Lebensbereichen mit sich bringen, fordern es geradezu heraus, dass eine Gruppe von Menschen ihren Zeit-Sachverstand einbringt und an das angemessene Zeitmaß erinnert beziehungsweise eine die Eigenzeitlichkeit lebender Systeme berücksichtigende Entwicklungszeit einfordert.
In allen Lebensbereichen nehmen wir uns meist nicht mehr genug Zeit, um "reife" Entscheidungen zu treffen, müssen die destruktiven Nebenwirkungen dann ertragen und unsere Zeit häufig mit selbstverursachtem Krisenmanagement verbringen.
Hier will der VEREIN ZUR VERZÖGERUNG DER ZEIT ein Gegengewicht setzen und das Individuum, aber auch Gruppen und Organisationen dabei unterstützen, wieder in die Zeit-Balance zu kommen.
Ansonsten: netter Beitrag und "Die Entdeckung der Langsamkeit" von Stan Nadolny kann ich nur wärmstens empfehlen.
Hast Du eigentlich schon einen Termin gefunden? Wenn Du nicht anrufen willst dann schick mir doch einfach ne Mail. Ich freue mich schon darauf.
Dein
Rene
Die Gegenüberstellung der beiden Zeitauffassungen macht deutlich, dass das Chronos-Denken unseren heutigen Alltag beherrscht und wir häufig ausgeblendet haben, dass es noch eine andere Zeitperspektive gibt.
Die klugen Arivaner kennen das Zitat, natürlich.
Es geht qualitätsmäßig deutlich abwärts mit Benz, wie auch mit etlichen anderen Autofirmen.
Vielleicht ist dies sogar beabsichtigt, denn was zu lange hält, bringt kein Geld.
Ein Bekannter von mir fährt einen ML 270 CDI und hat bei 100000 km schon den 2. Motor verbraucht.Jetzt ärgert er sich, daß er damals seinen S 300 TD verkauft hat.