Stirbt der Euro in Italien?
Seite 1 von 7 Neuester Beitrag: 31.05.23 13:57 | ||||
Eröffnet am: | 27.09.13 10:05 | von: Anti Lemmin. | Anzahl Beiträge: | 173 |
Neuester Beitrag: | 31.05.23 13:57 | von: Anti Lemmin. | Leser gesamt: | 269.888 |
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Aktuell steht das Italiens Rating zwei Stufen über Ramsch/Junk. Bei einem Downgrade um zwei Stufen (und mehr) würde das Rating Italiens somit auf Ramsch-Status (= BB+ oder tiefer) sinken.
Folge: Viele "institutionelle Halter" in Deutschland (Versicherungen, Pensionsfonds usw.) müssten dann aus rechtlichen Gründen ihre Italo-Staatsanleihen zwangsverkaufen. Die Renditen gingen durch die Decke.
Aber das macht ja alles nichts, weil Draghobert Druck bereits die Bazooka (= Geldkanone) vorwärmt.
Höchstwahrscheinlich zieht Draghi mit Berlusconi am gleichen Strang. Berlusconi erzeugt das "Theater", dass die Ratingagentur S&P dann (nach Rücksprache mit Goldman) zur Abstufung NUTZT (ein zwingender Grund für eine Abstufung ist ein Regierungsrücktritt mMn nicht!).
Draghi erhält so einen willkommenen Vorwand für Massenaufkäufe Italienischer Staatsanleihen. Leider aber ist Italien "too big to fail". Dieser "Umstand" erzwingt dann durch die Hintertür die Einführung der Schuldenvergemeinschaftung, auf die Goldman und Soros bereits mit Milliardensummen spekulieren.
Folge 2: Soros Puts auf den Bund-Future bescheren ihm einen Milliardensegen, ebenso seine Calls auf PIIGS-Schulden. Soros-Mitstreiter Joschka Fischer kauft sich von den Brosamen in Berlin eine noch größere Villa, in der er dann vor Stolz und wegen 190 kg Körpergewicht platzt.
Und während Draghi fachmännisch die Bazooka bedient ("alter Goldman-Haudegen"), hängt Mutti Merkel christlich ergeben an seinem Hals und flötet dem deutschen Wahlvolk mit Unschuldsblick: "Stirbt der Euro, dann stirbt auch Europa."
Man wundert sich, warum Europa vor der Einführung des Euro überhaupt jahrhundertelang "funktionieren" konnte.
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Italy on Verge of Downgrade to Junk; Silvio Berlusconi"s Supporters Threaten Mass Resignation from Parliament
Silvio Berlusconi supporters threatened to resign form Italy's parliament en masse today, even though a week ago Berlusconi himself said he would not end the coalition. To someone in the US, such a ploy makes little sense, because as soon as you resign, you lose your vote.
[Mish verkennt, dass es Im theatralischen Italien nicht so sehr darauf ankommt, dass Handlungen Sinn machen. Wichtiger ist, dass sie hinreichend Aufsehen erregen - u. a. bei der EZB...;-) A.L.]
Parliamentary rules described below suggest there may be some merit in the idea, but I still think a coalition collapse by ordinary means (withdrawing support) is more likely. Regardless, one way or another, the threat of a coalition collapse is back in the picture.
In response to the threat of a government collapse Standard & Poor"s warned of a further downgrade "by one notch or more" if Italy could not demonstrate "institutional and governance effectiveness". Italian sovereign debt is just two notches above junk.
http://globaleconomicanalysis.blogspot.com/#Syfs8WxtRKMXKiSb.99
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FAZIT:
Europas Wohl und Wehe hängt an den Launen Berlusconis (und damit an der Mafia).
Die Draghi-Connection hat ihr Ziel erreicht.
Den Goldman-Bock zum Gärtner zu machen (ich hatte bereit bei seiner Ernennung im USA Bärenthread gewarnt) war ein nicht minder schwerer Fehler als die Griechen in den Euro aufzunehmen.
IMAGINÄRES Spiegel-Titelbild dazu (Veränderungen: © A.L.)
Original-Titelbild: http://blog.handelsblatt.com/handelsblog/files/2011/06/Titelbild.jpeg
Die Kurse von Staats- und Unternehmenanleihen entwickeln sich IMMER entgegengesetzt zu deren Rendite.
Zurzeit ziehen die Leitzinsen wegen der Inflation stark. Die Notenbanker versuchen mit den Leitzinserhöhungen die hohe Inflation zu bekämpfen. (Ob das klappt, bleibt fraglich...)
Dt. Staatsanleihen der letzten Jahre brachten jedoch kaum Rendite, längere Zeit sogar negative. Viele wurden mit negativem Coupon emittiert. Wer die kaufte, sparte allerdings die Strafsteuer ("Verwahrgebühr") auf Cash, die Banken für Einlagen erhoben. Grund waren die Negativzinsen der EZB von damals -0,75 %, die inzwischen deutlich erhöht wurden.
Steigende Inflation schmälert die Gesamtrendite, die mit (Staats-)Anleihen im Verlauf der gesamten Laufzeit erzielt werden kann. Am Ende gibt es zwar, wenn D. noch nicht pleite ist, den vollen Einsatz zurück. Aber wenn es 10 Jahre lang fast keine Rendite gab und die Inflation von 10 % (aktuell) sich fortsetzt, wird man für den enormen Kaufkraftverlust nicht entschädigt. Ein Euro aus 2019 ist im Jahr 2029 vielleicht nur noch 30 Cents wert.
Was machen also Halter von Staatsanleihen, wenn die Inflation (und die Leitzinsen) überraschend stark steigen? Viele versuchen, diese so schnell wie möglich zu verkaufen. Dies drückt auf die Staatsanleihen-Kurse, weil alle durch dieselbe Tür rauswollen. Da der Coupon fix ist, steigt für Käufer von Anleihen, die im Kurs stark gefallen sind, jedoch die Rendite wieder.
Beispiel: Eine Staatsanleihen mit 1000 Euro Nennwert wurde mit 1 % Zins-Coupon emittiert. Nun gibt es Panikverkäufe und die Anleihe fällt auf nur noch 500 Euro. Wer sie jetzt für 500 Euro kauft, der erhält 2 % Rendite, obwohl der Coupon bei nur 1 % liegt.
Daraus erklärt sich das Phänomen, aus dem ersten Satz (fett oben)
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Der Bundfuture ist ein Kunstprodukt, das den Kurswert einer Zehnjährigen deutschen Staatsanleihen nachbildet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Euro-Bund-Future
Es handelt sich somit um einen Kurs-Index und nicht um einen Zins- bzw. Rendite-Index!
Folglich fällt der Bundfuture, wenn die Inflation steigt.
https://...te.com/de/kommentare/der-pleitegeier-ueber-dem-eurosystem/
Mit erheblicher Verspätung hat die Europäische Zentralbank begonnen, die ausufernde Inflation mit Zinserhöhungen zu bekämpfen. Die öffentliche Debatte dreht sich nun um die Auswirkungen höherer Zinsen auf Sparer und Unternehmen. Doch ist das nicht alles. Auch die Finanzen des Eurosystems, der EZB und nationalen Zentralbanken, werden unter den schon erfolgten und noch kommenden Zinserhöhungen leiden. Denn diese führen zu Bewertungsverlusten und höheren Zinsausgaben, durch die sich die früheren Gewinne des Eurosystems in Verluste verwandeln dürften. Es droht die (technische) Pleite.
Das Eurosystem hält gegenwärtig Anleihen im Wert von gut fünf Billionen Euro, die zum größten Teil durch die Schöpfung von Zentralbankgeld in ähnlicher Höhe bezahlt wurden (1). Die Absicht der Geldschöpfung war, die Inflation kontrolliert zu befeuern. Das ging gründlich schief. Die EZB verlor die Kontrolle und die Inflationsflammen schlagen im Euroraum so hoch wie noch nie. Zur Löschung sind nun Zinserhöhungen nötig - und die werden richtig teuer.
Bei einer durchschnittlichen Restlaufzeit der Anleihen von acht Jahren sinkt deren Kurswert um etwas weniger als acht Prozent, wenn der Marktzins um einen Prozentpunkt ansteigt. (2)
(A.L.: Diesen Zusammenhang habe ich auch hier erklärt:
https://www.ariva.de/forum/...uro-in-italien-489039?page=6#jumppos152 )
Daraus ergeben sich Bewertungsverluste von ungefähr 400 Milliarden Euro. Bei gleichem Anstieg des Einlagezinses der EZB würden Zinszahlungen auf die Zentralbankgeldeinlagen der Banken in Höhe von 47 Milliarden Euro fällig. Die Summe aus beiden Belastungen wäre beinahe zehnmal so hoch wie der Gewinn des Eurosystems im letzten Jahr und würde zwei Drittel der Rücklagen samt Eigenkapital aufzehren.
Vermutlich dürfte jedoch eine Zinserhöhung von einem Prozentpunkt nicht ausreichen, um den Inflationsbrand zu löschen. Aber schon bei einem Anstieg der durchschnittlichen Anleihezinsen und Einlagenzinsen um zwei Prozentpunkte wären die Bewertungsverluste und Zinszahlungen größer als die Rücklagen und das Eigenkapital des Eurosystems. Das Eurosystem sähe aus wie ein Hedgefonds, der sich mit einem kreditfinanzierten gigantischen Anleiheportfolio verzockt hat.
EZB kann ihre Verluste verschleiern
Im privaten Sektor würde ein insolventes Unternehmen abgewickelt und das Management, das den Bankrott zu verantworten hat, gefeuert. Sogar Politiker müssten die Abwahl befürchten, wenn sie die Staatsfinanzen in aller Öffentlichkeit ruiniert haben. Doch für das Eurosystem gilt das alles nicht. Anders als ein insolventer Hedgefonds kann die Zentralbank in der Pleite weiterleben. Denn sie kann es verstecken und muss nicht abgewickelt werden, wenn der Wert ihrer gesamten Anlagen unter den Wert der von ihr ausgegebenen Verpflichtungen fällt.
In ihren (2016 aufgestellten und 2021 erneuerten) „Bewertungsvorschriften“ erläutert die EZB ihre Bewertungsmethode für die Bilanzierung: „Sofern nicht abweichend in Anhang I geregelt, werden aktuelle Marktkurse und -preise zur Bewertung in der Bilanz herangezogen“ (Artikel 9, Absatz 1); (3). Das gilt im Allgemeinen für Wertpapiere, die nicht ausdrücklich bis zur Endfälligkeit gehalten werden. Da die Haltedauer von „für geldpolitische Zwecke gehaltenen Wertpapieren“ vom geldpolitischen Zweck abhängt – also kürzer sein kann als bis zur Endfälligkeit - müssten diese Wertpapier eigentlich zur Klasse der mit Marktpreisen zu bewertenden Anlagen gehören.
Doch für diese Papiere, die den größten Aktivposten in der Bilanz des Eurosystems ausmachen, hält die EZB eine Ausnahmeregelung parat. In Artikel 9, Absatz 6 der Bewertungsvorschriften heißt es: „Zu geldpolitischen Zwecken gehaltene marktgängige Wertpapiere werden als gesonderter Bestand behandelt und in Abhängigkeit von geldpolitischen Überlegungen entweder mit dem Marktpreis oder zu fortgeführten Anschaffungskosten (die Wertminderungen unterliegen) bewertet.“
Wenn es die EZB mit der Inflationsbekämpfung ernst meint, kann sie dafür nicht nur auf Leitzinserhöhungen setzen, sondern müsste auch „zu geldpolitischen Zwecken gehaltene Wertpapiere“ verkaufen. Diese Papiere hat sie zur Stimulierung der Inflation gekauft. Es würde jeder Logik widersprechen, diese Papiere zur Löschung der Inflation nun nicht zu verkaufen. Wenn sie aber zum Verkauf stehen, müssten sie zu Markpreisen bilanziert werden.
Die EZB legt ihre Bewertungsvorschriften selbst fest und kann sie nach Belieben interpretieren. Folglich ist zu vermuten, dass sie Wege finden wird, den Verlust von Rücklagen und Eigenkapital durch Abschreibungen auf ihre Anleihen zu verschleiern. Werden die Verkäufe dann über lange Zeit verteilt – oder die Papiere trotz Inflation bis zur Endfälligkeit gehalten -, können die realisierten Verluste so gestreckt werden, dass sie der Öffentlichkeit weniger auffallen. Zwar würde dadurch der Kampf gegen die Inflation geschwächt, aber die EZB-Führung könnte ihr Gesicht wahren.
Immun gegen Kritik
Ohnehin hat sie Kritik an ihrer Leistung wenig zu fürchten, da sie diese als verbotene politische Einmischung in ihre Geldpolitik abwehren kann. EZB-Präsidentin Lagarde und ihre Kollegen müssen auch nicht um ihre Jahresgehälter von 300.000 bis 400.000 Euro fürchten, wenn sie der Inflation freien Lauf gelassen und das Eurosystem ruiniert haben. Nach Ablauf ihrer Amtszeiten winken ihnen neben großzügigen Pensionen gut dotierte Positionen in der Finanzindustrie. Weniger Übernahme von Verantwortung als im Bereich der Geldpolitik gibt es sonst wohl nirgends.
Den Schaden tragen wir
Die Fehler der EZB-Granden müssen am Ende die Bürger ausbaden. Die Kaufkraft ihrer Einkünfte und Geldersparnisse schmelzen wie Schnee an der Sonne und die Verluste des Eurosystems aus den Wertpapierkäufen mindern die Staatseinnahmen. Doch die Bürger bleiben wehr- und hilflos, solange sie nicht verstehen, was Politiker und Bürokraten mit ihrem Geld anstellen.
1 - https://sdw.ecb.europa.eu/servlet/desis?node=1000004045.
2 - Zu den Laufzeiten der Anleihen in den Programmen PSPP und PEPP siehe https://www.ecb.europa.eu/mopo/implement/app/html/index.en.html#pspp und https://www.ecb.europa.eu/mopo/implement/pepp/html/index.en.html.
3 - https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/...211231&from=DE.
Twitter zahlt auf seine fast 13 Mrd. $ Unternehmensschulden pro Jahr neuerdings 1,3 Mrd. $ Zinsen - mehr als der typische Jahresgewinn (1,2 Mrd. $).
Elon Musk, der Twitter aufgekauft und von der Börse genommen hat, will gegensteuern, indem er die Hälfte der Belegschaft entlässt und für den "blauen Haken" (Echtheitsnachweis der ID) künftig 8 Dollar Gebühr pro Monat verlangt.
https://www.n-tv.de/wirtschaft/...m-Schuldenberg-article23698687.html
Twitter ist kein Einzelfall. Viele hochverschuldete Firmen mit relativ niedrigen Erträgen sind durch die laufende Hochzinspolitik existenziell bedroht - vor allem im sanktionsgebeutelten Europa. Da brechen nämlich auch noch die Einkünfte weg...
In Italien sind Kleinbetriebe besonders verbreitet. Im Landesdurchschnitt hat die typische italienische Firma nur acht Mitarbeiter. Und da es keine Lire mehr gibt, die abgewertet werden könnte, wird für italienische Firmen ein profitabler Export ins Ausland, wo wegen stärkerer Rationalisierung Billigkonkurrenz den Ton angibt, immer schwieriger.
Die lockere Christine (EZB) wird daher wohl bald mit ihren Jumbo-Zinsschritten (0,75 % Erhöhung pro Sitzung) aufhören müssen - nicht nur wegen der vielen Zombie-Firmen in der Eurozone, sondern auch, weil die PFIGS (Südstaaten + Frankreich) sonst massive Staatschuldenprobleme bekommen.
Da die US-Notenbank Fed aber munter weitermacht mit ihren "Jumbo-Zinsschritten" - ein Schelm, der Böses dabei denkt! - , dürfte der Euro künftig noch weiter an Wert verlieren. Mich würde nicht wundern, wenn die Tiefs aus dem Jahr 2000 (EUR/USD = 0,83) noch einmal getestet und evtl. sogar unterboten werden.
weil Macron die Mindestrente auf unter 1500 Euro (bisheriger Betrag) senken will und das Renteneintrittsalter von 62 Jahren heraufsetzen will.
www.zerohedge.com/political/...against-macrons-pension-reform
In Deutschland würden sich spontan drei Mio. Demonstranten dafür finden, dass das Renteneintrittsalter bei 67 Jahren bliebe und eine Mindestrente von 1200 Euro eingeführt würde.
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Da das französische Rentensystem sehr teuer ist und nur mit üppiger staatlicher Unterstützung am Laufen gehalten werden kann, ist Frankreichs Staatsdefizit deutlich höher als das deutsche.
Aber zum Glück gibt es jetzt auch auf Europa-Ebene einen "Länderfinanzausgleich": Es ist Madame Lagardes PFIGS-Notrettungs-Notenpresse, gekoppelt mit ihrem neuen Transmissionsriemen-Programm. Damit werden nicht mehr benötigte deutsche Ersparnisse zum Verbrennen nach Paris, Rom und Athen umgeleitet.
www.n-tv.de/politik/...uer-Euro-Schulden-article23878182.html
EU-Währungskommissar Paolo Gentiloni hat die Bundesregierung aufgefordert, ihren Widerstand gegen neue gemeinsame EU-Schulden aufzugeben. In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" wies Gentiloni auf die großen Herausforderungen für die EU hin: die hohen Energiepreise, den Wettbewerb mit China, den drohenden Subventionswettlauf mit den USA. "Wir müssen berücksichtigen, dass all das nicht jeder Mitgliedstaat allein für sich leisten kann", sagte der Italiener.
An einer gemeinsamen europäischen Lösung und neuen Schulden führe deshalb kein Weg vorbei, sagte er. "Wir müssen - auch als Signal an die Finanzmärkte - den Eindruck vermeiden, wir schöben nur bestehendes Geld hin und her. Wir brauchen neues Geld - und wir müssen schnell sein."
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Lagardes Transmissionsriemen (# 162) scheint allein nicht mehr auszureichen.
Paolo Gentilonis Wehklagen von den "großen Herausforderungen für die EU", den "hohen Energiepreisen", dem "Wettbewerb mit China", "dem drohenden Subventionswettlauf mit den USA" sind genau das: Vorgeschobene TINA-Argumente für die von den Pleite-in-spe-PFIGS ersehnten EU-Gemeinschaftsschulden, die zwar ein wenig weitere Zeit kaufen, dafür aber den Endknall nur umso lauter machen.
in den Eurozonen-Südländern. Hauptthema des Artikel ist die sich hartnäckig haltende Inflation, und was dagegegen getan werden könnte.
Der Artikel stammt von Henrik Müller. Er ist sehr gut geschrieben, lässt aber mMn einige wichtige Aspekte außer Acht. Ich habe kritische Kommentare in eckigen Klammern ergänzt.
www.manager-magazin.de/politik/...968b-4c48-beff-90a33abf61f8
Kolumne von Hendrik Müller
Die Inflation hält sich hartnäckig. Auch nach rapiden Zinserhöhungen durch die großen Notenbanken ist der Trend ungebrochen: Die Kerninflation (ohne Energie, Nahrungs- und Genussmittel) steigt immer noch weiter. Zuletzt lag sie in der Eurozone bei 5,6 Prozent, doppelt so hoch wie vor einem Jahr
Insgesamt steigen die Verbraucherpreise nach wie vor mit Raten von 8,5 Prozent.
Klar, es dauert bis eine straffere Geldpolitik in der Wirtschaft ankommt. Wirkungsverzögerungen von anderthalb bis zwei Jahren sind nichts Ungewöhnliches. Entsprechend wäre bestenfalls ab Herbst mit abflauenden Kerninflationsraten zu rechnen.
Dennoch: Viele Fachleute, darunter auch Notenbanker, sind überrascht, wie schwierig es ist, die Preisdynamik wieder einzufangen. Schließlich war Inflation jahrzehntelang kein Thema, egal, wie viel Geld die Notenbanker in die Wirtschaft kippten.
[A.L.: Das war die Zeit der Deflations-LÜGE. Wenn man jahrelang behauptet, es herrsche Deflation und deshalb pausenlos Geld druckt - die Bilanzsumme der EZB ist inzwischen auf fast 10 Billionen angeschwollen -, dann ist die Inflation oder gar Hyperinflation keine Frage des "Ob", sondern nur noch eine Frage des "Wann". Überraschend ist für mich eher, wie lange es bis zum "Ausbruch" der Inflation gedauert hat. Dass diese nun mit Lehrbuchmethoden wieder "eingefangen" bzw kontrolliert werden könnte, ist ein feuchter Traum, vor allem von Lagarde und Co...]
Etwas Grundlegendes muss sich also verändert haben. Aber was genau? Mit dieser Frage beschäftigt sich diese Kolumne.
Sie kommt zu zwei Ergebnissen: dass es bei der Bekämpfung der Inflation nicht nur auf die Notenbanken ankommt – und dass insbesondere die Eurozone vor fundamentalen Schwierigkeiten steht.
[A.L. Der letzte Satz zeugt schon mal von begrenzter Problemeinsicht...]
Inflation ist nicht immer eine Frage von Geld, aber dauerhafte Inflation lässt sich ohne übermäßige Geldzufuhr kaum am Laufen halten. Plötzlich steigende Energiekosten beispielsweise können das Preisniveau nach oben schieben, so wie voriges Jahr geschehen. Damit daraus aber ein länger anhaltender Trend wird, braucht es reichlich Schmiermittel: Auf breiter Front steigende Preise sind typischerweise Folge eines Missverhältnisses zwischen der Menge an Geld und der Menge an Produkten, die eine Volkswirtschaft zur Verfügung hat. Wächst die Geldmenge längere Zeit schneller als die Realwirtschaft, dann steigen die Preise – und somit die Inflationsraten. Dieser Prozess kann sich verfestigen, wenn Bürger und Unternehmen mit immer weiter steigenden Preisen rechnen und entsprechend handeln.
[A.L.... Das passiert u.a., wenn die Bürger/Sparer in Sorge leben, dass der Euro den Bach runtergeht und deshalb trotz überhöhter Preise weiterkaufen, eh das Geld bzw. die Ersparnisse wertlos werden. Die Geldumlaufgeschwindigkeit steigt dann, was inflationär wirkt. Aus den Panikkäufen resuliert eine nicht nachhaltige "Katastrophen-Hausse"...]
Es kommt also auf beides an: auf die monetäre und auf die realwirtschaftliche Seite der Wirtschaft. Für erstere ist primär die Zentralbank zuständig, die kurz- bis mittelfristig in die Versorgung mit flüssigen Mitteln eingreifen kann. Das geschieht derzeit: Da sich höhere Inflationserwartungen zu verfestigen drohen, achten die westlichen Notenbanken genau auf Preisforderungen der Unternehmen und die Lohnentwicklung, während sie gleichzeitig die Geldmenge bremsen oder sogar schrumpfen lassen, wie aktuell in den USA.
Die realwirtschaftlichen Angebotsbedingungen hingegen lassen sich nicht so leicht steuern. Dabei handelt es sich, grob gesagt, um die Summe der tätigen Wirtschaftsaktivitäten einer Gesellschaft: Serviceleistungen, die Menschen erbringen; Güter, die produziert oder importiert werden; Know-how, das entwickelt und genutzt wird. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle: die demografische Entwicklung, die Spielregeln des Arbeits- und des Kapitalmarkts sowie des internationalen Handels, der technologische Fortschritt, das Bildungs- und Wissenschaftssystem, das Management von Unternehmen und vieles mehr. An all diesen Größen lässt sich kurzfristig wenig ändern. Langfristig jedoch sind sie entscheidend für das Wohlstandsniveau einer Gesellschaft.
Die Angebotsseite bestimmt auch, wie inflationsanfällig eine Volkswirtschaft ist. Ein großes und flexibles Angebot verhindert Preissteigerungen, weil selbst kräftige Nachfrageschübe stets gedeckt werden können. In einer Welt des Überflusses gibt es keine Knappheiten – und entsprechend auch keine starken Preissteigerungen. Bei schwacher Entwicklung des Produktionspotentials hingegen gerät eine Volkswirtschaft eher an die Überhitzungsschwelle, sodass die Inflation in Wallung kommt.
[A.L.: Dazu kommt es auch, wenn Lieferketten wegen Krieg, Sanktionen und China-Lockdowns reißen...]
Damit kommen wir auf die Eingangsfrage zurück: Genau an dieser Stelle hat sich zuletzt einiges verschoben.
Inflation war in den zurückliegenden Jahrzehnten kein großes Thema, weil ein schier unerschöpfliches Angebot an Gütern und Dienstleistungen zur Verfügung stand – eine Folge des Zusammenspiels aus Globalisierung und günstiger Demografie.
[A.L.: Hinzu kam die "importierte Deflation" aus China (Billigprodukte), die aber bei Sanktionsgestänker gegen China künftig ebenfalls wegfällt = mehr Inflation!]
Dank offener Grenzen und einer immer weiter steigenden Zahl von Menschen, die an der weltweiten Wertschöpfung beteiligt waren, ließ sich nahezu jede Nachfrage bedienen. [A.L:: Ach ja? Auch nach Wohnraum in D.??] Selbst wenn die Notenbanken die Geldmenge rasch expandieren ließen, reagierten die Güterpreise kaum.
Inzwischen jedoch hat sich einiges verändert. Die beiden großen Schocks der vergangenen Jahre – die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg – haben zwei Langzeittrends beschleunigt: Erstens zersplittern die Weltmärkte; in der derzeitigen Phase der Postglobalisierung entstehen wieder jede Menge Handelsbarrieren, gerade für Industrieprodukte. Zweitens macht sich die Demografie bemerkbar: In vielen Ländern sinkt die Zahl der werktätigen Menschen, absehbar auch in Deutschland, eine Tendenz, die die Pandemie verstärkt hat, weil sich in der Folge viele Leute aus dem Erwerbsleben zurückgezogen haben. Beides schmälert das gesamtwirtschaftliche Angebot – und macht das System insgesamt inflationsanfälliger. Die Hartnäckigkeit der Preisdynamik lässt sich auch durch Beschränkungen auf der Angebotsseite erklären. Andersherum: Wenn es gelänge, die Produktivkräfte zu stärken, dann würde das auch gegen die Inflation helfen. Geht das?
[Vorwegantwort A.L.: Nein, nicht bei Energie-Mondpreisen infolge der Sanktionen!]
"Productivity isn’t everything, but in the long run it is almost everything.” Der spätere Ökonomie-Nobelpreisträger Paul Krugman hat einst diesen Satz geschrieben. Soll heißen: Letztlich wird der Wohlstandszuwachs davon bestimmt, wie viel Wertschöpfung sich mit vorhandenen Mitteln erreichen lässt. Schaffen Beschäftigte im Schnitt immer ein wenig mehr, kann man mit der gleichen Menge an Leuten immer mehr Produkte herstellen.
[A.L.: Ohne billige Energie für die Maschinen läuft das mMn nicht! Jedenfalls nicht in Sanktions-Europa. Teure Energie SENKT die Produktivität. Der beschriebene Effekt greift nur, wenn Maschinen bei gleichem Energieverbrauch höhere Stückzahlen produzieren oder gleiche Stückzahlen bei niedrigerem Energieverbrauch (oder eine Kombination). Diesen Prozess technologischen Effizienzgewinns gibt es zwar, aber er läuft sehr langsam, und die Energieteuerung schlägt im Vergleich noch stärker durch. ]
Weil Wissen und Know-how zunehmen, weil Organisationsstrukturen und technische Hilfsmittel (Maschinen, Computer, Software) verbessert werden, entsteht Fortschritt – die Angebotsseite der Volkswirtschaft wächst, ohne dass mehr Beschäftigte, Kapital oder natürliche Ressourcen eingesetzt werden müssten.
[A.L.: Stimmt nicht ganz! Für mehr Maschinen benötigt man auch mehr Energie, und die ist eine natürliche Ressource. Bei fossilem Öl/Gas, dass die Industrie massenweise benötigt, ist es zudem eine begrenzte Ressource, die über Sanktionen zusätzlich verknappt wird. Es funktioniert nur, wenn die Maschinen effizienter werden, s.o.]
Die Grafik illustriert [unten angehängt, A.L.], wie sich dieser Prozess der allmählich steigenden Produktivität niederschlägt. Milliarden von kleinen Fortschritten reihen sich über Jahrzehnte hinweg zu enormen Wohlstandszuwächsen aneinander, wie die Zahlen des US-Thinktanks Conference Board belegen. Zwischen 1950 und 2022 hat sich der Output pro Arbeitsstunde in Frankreich verachtfacht, in Deutschland fast verneunfacht, in Italien immerhin versiebenfacht. In Ländern wie den USA, den Niederlanden oder Schweden, die nach dem Zweiten Weltkrieg von einem höheren Niveau starteten, sind die Zuwächse nicht ganz so stark. Aber auch dort stieg die Wirtschaftsleistung pro Stunde um das Vier- bis Fünffache. Ziemlich spektakulär.
Mehr noch: Zwischen den hochproduktiven Ländern ist eine Konvergenz feststellbar. So erwirtschaften Beschäftigte in den USA, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden oder Schweden etwa gleich viel. Entsprechend sind auch die Wohlstandsniveaus dieser Länder vergleichbar. Doch es gibt ein ernstes Problem.
Wie die Grafik zeigt, geht die Schere zwischen den nördlichen und den südlichen Euro-Staaten immer weiter auseinander. Bereits in den 1990er Jahren ist der Produktivitätspfad im Süden abgeknickt. Der Effekt zeigt sich besonders deutlich in Italien und Spanien. Seit der Finanzkrise 2008 und der folgenden Euro-Krise stagniert dort die Produktivität – während sie im Norden weiter zulegt, wie die Conference-Board-Zahlen zeigen.
[A.L.: Die Südprobleme schildert Müller zutreffend, und deshalb dürften die Südländer auch am für sie zu starken Euro kaputtgehen (bzw. der Euro geht wegen der schwachen Südländer kaputt). Die EZB hält die PFIGS mit Staatsfinanzierung aus der Notenpresse mühsam am (Über-)Leben. Aber dieses Geldgedrucke ist leider auch ein wichtiger Inflationsmotor!]
Für die Eurozone insgesamt sind die zunehmenden Divergenzen schwierig, weil sie den Zusammenhalt Europas gefährden. Zudem schwächt die Entwicklung im Süden das Wachstumspotenzial des Wirtschaftsraums insgesamt – weshalb die Währungsunion absehbar inflationsanfälliger wird.
[A.L. Der Produktivitätsmangel in den EU-Südländern ist strukturell und historisch bedingt. Die EZB kann die Probleme lediglich kaschieren - mit verbotener Staatsfinanzierung und Schattentransfers wie dem Transmissionsprogramm. Sie kann die Produktivität in den PFIGS aber kaum anheben, die Politik- und Wirtschafts-Prämissen setzten die EU-Länder ja selber. Fazit: Der Euro ist eine Zeitbombe. Die ewige Gelddruckerei zur Problemverschleierung rächt sich nun: Das Inflationsgespenst ist in seiner ganzen Hässlichkeit aus der Flasche entwichen. Der Chart unten zeigt, dass in den EU-Südländern seit 2000 kaum noch Produktivitätsgewinne anfallen.]
www.cicero.de/wirtschaft/...b-bank-finanzmarkt-warren-buffett
...Der italienische Staat und italienische Banken kommen (wieder einmal) in die Bredouille... In diesem Jahr muss der italienische Staat nicht nur die erwartete Neuverschuldung von rund 95 Milliarden Euro, sondern auch fällig werdende Staatstitel von 367 Milliarden Euro finanzieren. Da die Europäische Zentralbank ihre Bestände an Staatsanleihen abschmelzen will, müssten Käufer für um die 480 Milliarden Euro neuer italienischer Staatsschulden gefunden werden.
Wahrscheinlich werden die italienischen Banken aus ihren Beständen auslaufende Staatsanleihen durch neue ersetzen. Aber da diese Titel schon jetzt knapp zehn Prozent ihrer Bilanzsumme ausmachen, werden sie kaum in der Lage sein, den Bestand aufzustocken. Neue Käufer müssen gefunden werden, aber dafür könnte es deutlich höhere Zinsen brauchen.
Dem italienischen Staat und mit ihm den Banken könnte wie schon einmal in 2011/12 die Zahlungsunfähigkeit drohen. Da eine italienische Pleite den Euro sprengen würde, müsste die EZB trotz hoher Inflation wieder italienische Staatsanleihen kaufen, oder es würden neue europäische Schuldentöpfe aufgemacht, um die Schulden der überschuldeten Eurostaaten zu vergemeinschaften. Der Euro wurde in eine Zeit der fallenden Inflation und Zinsen hineingeboren. Mit der einsetzenden Ebbe billigen Geldes könnte daher sogar der Euro als Nacktbader entlarvt werden.
Die Schattenbanken und Italien sind nur prominente Kandidaten unter den wahrscheinlichen Nacktbadern. Einige weitere kann man identifizieren, aber die Überraschungen lauern vor allem im Ungewissen. Und meist ist es das „unbekannte Unbekannte“, das uns aus der Bahn wirft.
1. Staatsanleihen Italien: hohes Liquiditätsrisiko, mittleres Solvenzrisiko
Der Süden ist deutlich höher verschuldet als der Norden – aber auch Mitteleuropa hat aufgeholt
Ein (auch geografisch) naheliegendes Risiko sind Staatsschulden in Europa, wobei an vorderster Front Italien zu nennen wäre. Die Verschuldung der Staaten Europas weist bezüglich der jeweiligen Höhe ein erhebliches Gefälle auf. Im Süden sind die Schulden in Relation zum BIP um ein Vielfaches höher als im Norden. In absoluten Zahlen betrachtet, befindet sich Italien mit den deutlich größeren Volkswirtschaften Frankreichs und Deutschlands etwa in einer Liga
Italien, die drittgrößte Volkswirtschaft der EU mit 150 Prozent Verschuldung, besitzt Außenstände von knapp 2,7 Billionen Euro. Als Mitglied der EWU verfügt Italien theoretisch nicht über eine eigene Zentralbank, die dem Staat bei Liquiditäts- oder Solvenzkrisen Geld schaffen kann. Praktisch hat die Europäische Zentralbank diese Rolle jedoch übernommen. Ob sie aber auch bei hoher Inflation für Italien Geld schaffen wird, ist ungeklärt. Vor diesem Hintergrund gibt auch Frankreich mit 113 Prozent Schuldenquote und Gesamtschulden von gut 3,2 Billionen Euro als zweitgrößte Volkswirtschaft Anlass zur Sorge. Norwegen und Schweden rangieren mit Quoten unter 50 Prozent am unteren Ende der Skala und haben eigene Zentralbanken. Deutschland bewegt sich (noch) im Mittelfeld.
Wir sehen daher nach wie vor das größte Risiko bei italienischen Staatsanleihen und schauen in den nächsten Abschnitten dort detaillierter hin.
2. „Sovereign-Bank-Doom-Loop“ Italien: hohes Vernetzungsrisiko
Das römische Risiko-Roulette
Die Geschichte „Staatspleite zieht Banken in die Pleite, weil diese zu viele Staatsanleihen halten“ begann während der Finanzkrise und ist noch nicht zu Ende erzählt. Der „Sovereign-Bank-Doom-Loop“ befindet sich gerade in seiner x-ten Kurve und allen Bemühungen seitens der Regulierer und der EZB zum Trotz gibt es keine Gewissheit, ob die Bahn nicht aus der Acht herausfliegt.
Exemplarisch steht Italien für ein Problem, das kaum lösbar ist. Denn die Financiers der Schulden sind neben der Europäischen Zentralbank (EZB) auch heimische Banken. Italienische Staatsanleihen machen knapp 10 Prozent der Aktiva aller italienischen Banken aus.
Zweifel an der Liquidität des italienischen Staats könnten die Spreads etwa gegenüber Bundesanleihen ausweiten. Steigen die Zinsen, kann aus einer Liquiditätskrise schnell eine Solvenzkrise werden. Aufgrund enormer Spielräume bei der Bilanzierung sind Banken aber in der Lage, Abwertungen sehr lange hinauszuzögern. Selbst bei Griechenland-Anleihen, die zum Höhepunkt der Eurokrise vor gut einem Jahrzehnt kurz vor dem Ausfall standen, ergaben Untersuchungen unterschiedliche Anwendungen der Bilanzregeln seitens der Banken.
Risiko Refinanzierung im Jahr 2023
Das möglicherweise größere Risiko liegt daher in der Refinanzierung auslaufender Anleihen. Inklusive umgerechneter Fremdwährungsanleihen werden kommendes Jahr rund 367 Milliarden Euro an Anleihen fällig (Grafik 3).
Bei den klassischen, länger laufenden BTP-Anleihen, die üblicherweise die Banken auf ihre Bücher nehmen, werden rund 260 Milliarden Euro fällig, inklusive zweier variabel verzinster EU-Treasury Certificates über knapp 21 Milliarden Euro. Aber es müssen nicht nur die 260 Milliarden Euro an fälligen BTPs ersetzt werden. Denn dazu kommt das Staatsdefizit, dass die OECD für 2023 auf 94,5 Milliarden Euro schätzt. Das Defizit muss Rom logischerweise mit neuen Schulden finanzieren.
Dazu kommt, dass die EZB ihre Bilanz abschmelzen wird. Aus dem PSPP-Programm werden im kommenden Jahr Anleihen im Volumen von schätzungsweise 270 Milliarden Euro fällig. Laut Kapitalschlüssel dürften davon rund 14 Prozent italienische Anleihen sein. Wenn die EZB die Hälfte der Rückzahlungen nicht mehr investiert, würde das einen weiteren Finanzierungsbedarf Roms über rund 19 Milliarden bedeuten. Wer dazu die fälligen BTPs und das Staatsdefizit addiert, kommt also in Summe auf 373,5 Milliarden Euro an längerfristigem Finanzierungsbedarf.
Sollte der variable Anteil und der Anteil der geringen Fremdwährungsschulden bei gut 108 Milliarden Euro absolut konstant bleiben, geht es summa summarum kommendes Jahr (A.L.: 2023) um 481,5 Milliarden Euro, die Gläubiger Rom zur Verfügung stellen müssen. Inwieweit der heimische Bankensektor da noch zusätzlich aufnahmebereit wäre, ist eine ebenso offene Frage wie die der Zinsen, die Italien angesichts solcher Summen am ohnehin schon verunsicherten Anleihemarkt wird anbieten müssen.
Beobachtet man die neuesten Interventionen der EZB, zeigt sich, dass dieses Risiko auch dort als reale Bedrohung der wirtschaftlichen Entwicklung in Italien und – aufgrund von „Ansteckungseffekten“ (contagion) - anderen hoch verschuldeten Ländern der Eurozone angesehen wird. Auslaufende Anleihen aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden wurden im Rahmen des PEPP in Italien, Spanien und Griechenland reinvestiert.2 Das neue „transmission protection instrument“, kurz TPI, erlaubt der EZB den Kauf von Anleihen einzelner Länder der Eurozone mit sehr geringen Einschränkungen...
Die Enge Verkettung der Staaten der Eurozone über die Gemeinschaftswährung lässt der EZB keine Wahl, als mit aller Macht die Raten von Zinsänderungen zu verlangsamen.
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Grafik 3 (Fälligkeitsprofil italienischer Schulden)
Wenn eine Bank ihre Bilanz aufweitet, steigen Aktiva und Passiva in gleichem Maße. Die Bilanz bleibt also ausgeglichen.
Der Hebel der Bank (das "Leverage") steigt allerdings, wenn das Eigenkapital nicht in gleichem Maße mitsteigt.
Von der Bank auf eigene Rechnung gekaufte Staatsanleihen fallen unter "Investitionen" (Aktiva, linke Seite). Die dafür aufgewendeten Gelder (inkl. der in Eigenregie geschöpften) erscheinen unter "(aufgenommene) Kredite" (Passiva, rechte Seite; Unterrubrik "Fremdkapital").
Unter Fremdkapital auf der Passiva-Seite werden auch die Kundeneinlagen (z. B. Spar- und Giro-Guthaben der Kunden) verbucht.
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Wenn nun - wie bei der SIVB - die in Eigenregie gekauften Staatsanleihen im Kurs sinken (wegen Zinserhöhungen), steigt der "Hebel", mit dem die Bank arbeitet. Wird der Hebel zu groß, muss sie die Investitionen aus rechtlichen Gründen (Mindestkapitalanforderungen) zwangsverkaufen.
Bei diesen Zwangsverkäufen hat die SIVB 1,8 Mrd. $ Verlust gemacht, die sie über eine Not-Kapitalerhöhung wieder hereinholen wollte. Die Not-KE konnte jedoch wegen Risikoaversion nicht durchgeführt werden.
Kunden der SIVB fürchteten, dass bei einer Pleite der Bank auch ihre Einlagen verloren gehen. Also zogen sie massenhaft Gelder ab, solange dies noch ging. In USA sind Einlagen bei einer FDIC-versicherten Geschäftsbank zwar bis zu 250.000 $ gegen Ausfall versichert. Die Kunden der SIVB waren jedoch zu einem großen Teil Startup-Unternehmen, die teils Millionen Dollar an Venture-Kapital auf ihren SIVB-Konten liegen hatten. Wenn dieses Geld weg ist, sind auch die Startups selbst pleite.
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Der Fall der SIVB lässt sich auf Italien übertragen:
Gemäß der Flossbach von Storch-Analyse zu Italiens Staatsschulden im letzten Posting halten italienische Geschäftsbanken 10 % aller italienischen Staatsanleihen. Diese Anleihen haben die Banken in Eigenregie gekauft, sie stehen daher als zinsbringende "Investitionen" in den Bilanzen.
Gravierende Probleme drohen, wenn Italiens Staatsverschuldung weiter ausufert und der EZB nicht mehr zugetraut wird, die Kurse künstlich (via QE-Aufkäufen) stützen zu können. Dann könnte bei den italienischen Geschäftsbanken, die ital. Staatsanleihen halten, ein ähnlicher forcierter Verkaufsdruck aufkommen wie bei der SIVB.
D.h. Italiens Geschäftsbanken könnten im Extremfall ebenfalls massenweise pleite gehen.
https://www.bankingsupervision.europa.eu/about/...old_capital.de.html
(Aus diesem Link stammt die Grafik unten, die bunten Kästen haben ich selbst ergänzt).
Es ist derselbe Mechanismus, der die Kurse der von der Silicon Valley Bank (SIVB) gehaltenen US-Staatsanleihen sinken ließ, was am Freitag zur Chapter-11-Pleite der SIVB führte. In USA lag dies an den Leitzinserhöhungen der US-Notenbank Fed.
Je stärker die EZB die Leitzinsen erhöht, desto höher wird deshalb der Hebel, mit dem italienische Geschäftsbanken arbeiten - bis sie zu dem Punkt kommen, an dem auch sie ihre Anleihen notverkaufen müssen.
fragil = von lateinisch fragilis: "gebrechlich, zerbrechlich" (Wiki)
stabil = belastungsfähig, standhaft, gleichbleibend (Wiki)
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N.tv bringt die Wortkombination jedoch in folgender Überschrift:
Banken anfällig für Schocks
EZB warnt vor "fragiler" Finanzstabilität
Bankenzusammenbrüche in den USA und der Schweiz haben Risse im globalen Finanzsystem offenbart. Auch Banken im Euroraum seien anfällig für diese Schocks, warnt die EZB. Eines der Probleme für die Finanzinstitute verursacht die Notenbank selbst mit ihren Zinserhöhungen.
Banken im Euroraum sind nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) nach wie vor anfällig für externe Schocks. Die Aussichten für die Finanzstabilität insgesamt seien vor dem Hintergrund des jüngsten Bankenstresses außerhalb der Währungsunion "weiterhin fragil", teilte die Notenbank anlässlich der Vorlage ihres halbjährlich erscheinenden Finanzstabilitätsberichts mit. In den USA waren seit Anfang März drei Regionalbanken nach enormen Mittelabzügen aufgrund von Liquiditätssorgen kollabiert.
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Kommentar A.L.:
Trick 1: Die EZB-Wortschöpfung "fragile Stabiltät" ist eine Beschönigung, ein Euphemismus. Ähnlich wie Wirtschaftsschrumpfung in der Presse neuerdings gern als "Negativ-Wachstum" umschrieben wird. Das klingt dann immer noch nach Wachstum. Ebenso klingt "fragile Stabilität" wie Stabilität. Jedenfalls klingt es viel besser als die faktische "stabile Fragilität" ;-)
Trick 2: Die Probleme gibt es laut dem Artikel nur "außerhalb der Währungsunion", womit der Euro-Währungsraum gemeint ist. Den Vorspann "Euro-" vor Währungsunion kann man getrost weglassen, weil Europa aus Brüsseler Sicht eh der Nabel der Welt ist ;-)
Trick 3: Die äußeren Probleme wirken zwar indirekt auch auf den eigenen Währungsraum zurück - so wie Dreck, der aus Nachbars Garten rüberweht. Aber dieser Dreck kann dem Euro-Raum wenig anhaben, eben weil er ja "innen" so grundsolide aufgestellt ist. Unser Sauberfrauen im EZB-Trum halten dem Euro das Rohr sauber.
Der Euro ist deshalb grundsolide, weil sich alle Mitgliedsstaaten so vorbildmäßig an die vorgebenen Stabilitätsregeln (Staats- und Neuverschuldung) halten. Nur Spötter behaupten, dass Ausnahmen inwischen zur Regel geworden seien. Außerdem hat die EZB ja auch noch den Transmissionsriemen, um Finanzelend aus Rom nach Frankfurt zu transportieren, oder hab ich das jetzt vielleicht etwas ungeschickt ausgedrückt ? ;-)