SOZIALER VERFALL - Die neuen Proleten
was ich den sozis (nicht schröder persönlich) gerne um die ohren hauen möchte ist die tatsache, dass sie den unteren mittelstand weiterhin über alle gebühr geschröpft haben - alle kleinen sind massiv unterkapitalisiert, durch basel 2 mehr denn je und es ist faktisch nicht möglich, kapital im unternehm zu belassen, ohne dass der fiskus sich schamlos bedient. zudem hätte eine wirklich entschiedene entbürokratisierung, privatisierung der berufsgenossenschaften, infragestellung der zwangsmitgliedschaft bei der ihk, vernünftige investitionsrückstellungsmöglichkeiten, etc. wahre wunder bewirkt. hier wären viele lehrstellen und jobs entstanden und menschen vor dem unterschichtendasein beschützt worden.
angesichts dessen, was ein einzelner politiker eben bewirken kann und wie schwierig dies gerade in der spd ist, nötigt mir schröder grossen respekt ab - die cdu wäre gut beraten, sich weniger in polemischer kritik zu suhlen und ihre führungsriege kollektiv in den amtsarsch zu treten und ein neues denken einzufordern - ansätze gibt es zuhauf!
gruss bb
Demokratie hat funktioniert.
Nur leider wurde er durch einen aus dem Stamme der Pygmäen ersetzt.
Und der umgab sich dann mit Zwergen.
*Parental Advisory - Explicit Lyrics*
kiiwii
weil (jedenfalls soweit es sich nicht grade um Neugründungen handelt) die das Geld in guten zeiten entnommen und auch ins Ausland getragen haben...
Wem gehören denn die Hütten in Spanien, der Schweiz und auf Malle ??
Und die Bankkonten zwischen 500.000 und 5.000.000 Fränkli ?
(Soviele Großunternehmen gibt es gar nicht, wie man bräuchte, um dies alles zu erklären...)
*Parental Advisory - Explicit Lyrics*
kiiwii
Du weisst doch, Tote soll man ruhen lassen..
was Du anführst, das sind kleine Selbständige, der Tabakladen um die Ecke etwa
*Parental Advisory - Explicit Lyrics*
kiiwii
- ich habe nicht von der fa stihl gesprochen, sondern von den vielen kleinen firmen, die mit guten ideen schnell wachsen - dazu gibt es auch gutes statistisches material: auf jeden neuen selbstständigen kommen binnen 5-10 jahren ca. zwei mitarbeiter in lohn und brot. (nur) so wirds was!
...that's what I read...
....du bestätigst ja selbst, daß das Kapital entnommen wird. (Gründe dafür gibt es wahrlich genug).
Im übrigen habe ich Deiner Feststellung, "alle kleinen" seien unterkapitalisiert, keineswegs widersprochen...
*Parental Advisory - Explicit Lyrics*
kiiwii
Der Begriff "neue Unterschicht" taugt in der Studie gar nicht auf - er ist eine Erfindung der Presse. Vielmehr geht es um eine Differenzierung der Gesellschaft in verschiedene Gruppen mit Blick auf ihre Ansprechbarkeit für politische Bildung. Eine Gruppe wurde mit "Prekarität" beschrieben - das sind besagte 8%. Zu denen wurde ein Teil der Arbeitslosen gezählt (Personen, die immer wieder arbeitslos sind und solche, die in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen stecken) gezählt sowie Alleinerziehende, die auf Sozialhilfe angewiesen sind oder Leute, die sich im erwerbsfähigen Alter mit schweren Krankheiten herumschleppen müssen. Wobei natürlich klar ist, dass Personen ohne hinreichende Bildung ein besonders hohes Arbeitslosigkeitsrisiko haben.
All das sollte bekannt sein. Bekannt sein sollte auch, dass es diese Personen bei einer schlechten Wirtschaftsentwicklung auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer haben. Bekannt sein sollte ebenfalls, dass deren Probleme angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums in Deutschland eher zugenommen haben.
Was mich wundert ist vielmehr, dass manche Journalisten nun einen Riesenfass aufmachen. Man hätte doch 1 und 1 zusammenzählen können - aber nein. Das wäre ja der Ansatzpunkt von Recherche sein können. Vielmehr haut man völlig geistig unbedarft auf die Pauke. Aber das kennen wir ja, dass Journalisten geistig faul sind - etwa was die Berichterstattung zum Kosovo-Krieg oder zur Vogel-Grippe anbelangt.
da sind mir die -am anfang zugegebenermassen recht wackeligen- 1-mann-unternehmen 1000x lieber.
gruss bb
Den Asozialensockel gab es schon immer, neu ist, daß immer mehr Menschen in die Statistik rutschen und das die Regierenden das nur kurz kommentieren, weil ja Christiansen schon mit dem nächsten Aufreger und ihrem verknöcherten A.., ääh, öööhm, winkt.
Gut das wir darüber gesprochen haben!
;)
Förderung der Selbständigkeit bzw. des sich Selbständig-Machens wäre da natürlich kontraproduktiv gewesen, da es die gewerkschaftlichen Kontroll- und Einflußnahmemöglichkeiten beschneiden würde...
Nur gesellschaftlich ist es der Weg in die Proletarisierung... und ohne Job ist es der Weg in die Asozialität. Das ist als Strategie des Regierungshandelns genau so bescheuert wie auf einem anderen Gebiet, nämlich dem des (Staats-)Schuldenmachens der Irrglaube, damit könne man die kleinen Leute vor Belastungen schützen...
Abgesehen von den unsozialen Verteilungswirkungen im Einkommens- und Vermögensbereich zwischen Habenden und Nichthabenden trifft das die kleinen Leute am Ende (wenn die Schulden-Politik dann mal revidiert wird) am stärksten - dann erhöht man die Mehrwertsteuer eben nicht um 1 oder 2 %, sondern (auch noch auf besonderen Wunsch einer einzelnen Partei) gleich um 3%-Punkte...
Wo war denn eigentlich die "kluge Beratung" durch die Wirtschaftsinstitute in der rotgrünen Ära abgeblieben ?
*Parental Advisory - Explicit Lyrics*
kiiwii
Und der König Gerd hat funtioniert - und wird nun ob seiner Willfährigkeit reichlich belohnt.
Als vor anderthalb Jahren Harald Schmidt zu später Stunde abfällig vom "Unterschichtenfernsehen" zu sprechen begann, brach er nicht nur ein Tabu der Werbewirtschaft, sondern deutete auch an, dass er etwas anderes meinte als geringes Einkommen, Hartz IV, Zuwanderung oder nackte Armut. Er meinte einen Lebensstil, bei dem der Mensch nichts von sich selbst verlangt, aber alles vom Staat, vom Fernsehen, von anderen. Anlass waren die Berichte über den Tod des Modemachers Rudolph Moshammer. Am 2. März 2005 sagte Schmidt über den Erfolg seines früheren Senders Sat.1: "Ich stelle mit Entsetzen fest, dass es widerliche, ekelerregende Menschen gibt, die im Zusammenhang mit diesem Sender nur vom Unterschichtenfernsehen sprechen."
Die Unterschicht hat noch keiner gesehen, aber begegnen kann man ihr fast überall. Wer von Schichten spricht, meint auch Unter- und Oberschicht. Die Definition bleibt unbestimmt, anders als Armut, die bei einer statistisch bestimmten Distanz unter dem Durchschnitt aller Einkommen beginnt, mithin in der Statistik immer aufzufinden sein muss. In der vorindustriellen Ständegesellschaft fristete der Arme am unteren Rande sein Leben, darunter lag das weite Land des Elends, des Bettels, der Kleinkriminalität. Aus dem um 1840 begrifflich auftauchenden Pauperismus wie aus dem zerfallenden alten Handwerk speiste sich das Proletariat des Industriezeitalters. Das waren die für die Produktion unentbehrlichen Arbeiter. Das "Lumpenproletariat", das Marx und Engels mit Verachtung straften, war dagegen sozial und politisch kaum einzuordnen.
"Nivellierte Mittelstandsgesellschaft" war der soziologische Kunstbegriff der Adenauerzeit, "Wohlstand für alle" die Verheißung, mit der Ludwig Erhard die Gespenster kommunistischen und nationalsozialistischen Wirtschaftens vertrieb. Heute ist es der Unterschichtenbegriff, der eine neue Lage ankündigt.
MS
WELT; Artikel erschienen am 16.10.2006
*Parental Advisory - Explicit Lyrics*
kiiwii
Immer mehr Menschen in Deutschland haben Angst vor Armut
§
FOCUS| 16.10.06, 14:25 |
Während Politiker noch vor dem Begriff „Unterschicht“ zurückschrecken, sprechen Wissenschaftler schon eine viel deutlichere Sprache.
„Gesellschaft im Reformprozess“ heißt die Studie, die die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) in Auftrag gegeben hatte – mehr als 450 Tabellen wurden mit dem Ziel erstellt, „Wertepräferenzen“ in der Bevölkerung zu ermitteln und diese bestimmten „politischen Typen“ zuzuordnen.
Das vorläufige Ergebnis ist jedoch, dass Deutschland über „die neue Unterschicht“ debattiert, der acht Prozent der Bevölkerung – vier im Westen und 20 im Osten – angehören sollen. Die FES legt Wert darauf, dass in ihrer Studie der Begriff „Unterschicht“ nicht vorkommt. Die Studie hatte einen politischen Hintergrund: „Die politischen Typen wurden nach ihren politischen Wertevorstellungen und Einstellungen zusammengestellt, um zu klaren Aussagen über neue politische Milieus zu kommen“, sagt Frank Karl, Auftraggeber der Untersuchung bei der FES.
Die Angst vor dem U-Wort
Eine Woche zuvor hatte sich der SPD-Vorsitzende Kurt Beck in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ besorgt über die abnehmende Durchlässigkeit der Gesellschaft geäußert und gesagt: „Manche nennen es ‚Unterschichten-Problem’“. Diese Äußerung, ausgerechnet von einem Sozialdemokraten, hatte die Medien offenbar für das Thema besonders sensibilisiert.
Nun bemühen sich die Politiker erst einmal, sich von dem Begriff zu distanzieren, der der Debatte den Schwung gegeben hat. „Es gibt keine Schichten in Deutschland“, sagt Vizekanzler Franz Müntefering (SPD). SPD-Generalsekretär Hubertus Heil beeilt sich zu versichern, dass die SPD und ihr Vorsitzender sich den Begriff „Unterschicht“ nicht zu eigen machen. Unions-Fraktionschef Volker Kauder lehnt den Begriff ab, weil er die Menschen stigmatisiere.
Das für Politiker heikle Wort wird von Sozialwissenschaftlern pragmatischer gesehen. „Wenn man sich weigert, von Schichten oder Klassen zu sprechen, wird das Problem individualisiert. Das ist deswegen falsch, weil es hier nicht um Einzelschicksale geht“, sagt der Darmstädter Soziologie-Professor Michael Hartmann im Gespräch mit FOCUS Online.
“Ansätze von Slumbildung in Deutschland“
Abgesehen von der Diskussion um die Benennung des Problems bringt die Untersuchung nichts wirklich Überraschendes. Das „abgehängte Prekariat“ ist geprägt von Arbeitslosigkeit und der Erfahrung des sozialen Abstiegs. Überproportional vertreten sind ostdeutsche Männer. Viele sehnen sich nach einem starken Staat, der Absicherung garantiert. Besonders viele von ihnen wählen gar nicht, rechtsextrem oder Linkspartei.
Diese Erkenntnis ist nicht revolutionär, doch vielleicht passt sie gerade deshalb so gut in eine Zeit, in der Entsetzen herrscht über den qualvollen Tod von Kindern in sozial schwachen Familien. Mit Blick auf tragische Fälle wie den des kleinen Kevin in Bremen ist die Bestürzung der Politiker über ganze Stadtviertel, die nach und nach verwahrlosen, groß. Soziologe Hartmann stellt über solche Viertel knallhart fest: „Wir haben Ansätze von Slumbildung in deutschen Städten.“
Hartz IV macht auch der Mittelschicht Angst
Doch der Staat steckt in der Zwickmühle: Um die immer stärker abgehängten Schichten zu erreichen, muss er investieren. In Kindergärten, in Schulen. „Es geht um alle öffentlichen Infrastruktureinrichtungen“, sagt der Soziologe Hartmann. „Kinder sollten die Möglichkeit haben, in öffentlichen Schwimmbädern schwimmen zu lernen. Die privatisierten Spaßbäder sind für ärmere Familien zu teuer.“
Eine weitere Erkenntnis aus der Studie, auch diese nicht überraschend, ist die zunehmende Angst vor dem sozialen Abstieg. Für Hartmann liegt die Erklärung auf der Hand: „Hartz IV ist der entscheidende Punkt bei der Verunsicherung der Menschen. Durch Hartz IV reicht die Angst vor dem sozialen Abstieg bis in die Mitte der Gesellschaft.“
Vorübergehende Betroffenheit
„Fordern und Fördern“ hat sich der Staat bei Hartz IV auf die Fahnen geschrieben. Doch viele können das Fördern nicht erkennen, wenn sie in Dauerarbeitslosigkeit gefangen sind und Dutzende Bewerbungen schreiben. Genau wie der Unterhalt von Infrastruktur kostet das Fördern der benachteiligten Bürger Geld. Und davon hat der Staat zu wenig. Insofern wird es nicht lange dauern, bis die Betroffenheit einem realistischen Blick auf die Haushaltslage weicht.
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kiiwii
Fiskus geht bei HVB-Milliarden leer aus
von Gerhard Hegmann (München)
Die HypoVereinsbank (HVB) kann ihren Buchgewinn von 6,5 Mrd. Euro aus dem geplanten Verkauf der Österreich-Tochter Bank Austria-Creditanstalt (BA-CA) nahezu steuerfrei behalten. Die Bank rechnet nur mit maximal 61 Mio. Euro Steueraufwand, wie aus dem Vorstandsbericht zu der Transaktion hervorgeht.
Damit steht ihr der Milliardengewinn praktisch ungeschmälert für Expansionspläne zur Verfügung. Über eine Investmentbank hat die HVB Übernahmeziele im Inland ermitteln lassen. Zudem will sie in den skandinavischen Raum vorstoßen.
Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 25. Oktober in München sollen die Aktionäre dem Verkauf der BA-CA an die HVB-Mutter Unicredit für einen Kaufpreis von 12,52 Mrd. Euro zustimmen. Bei der steuerlichen Behandlung des Riesentransfers profitiert die HVB von der vor sechs Jahren beschlossenen nahezu vollständigen Steuerbefreiung von Veräußerungsgewinnen in der Körperschaftsteuer (§ 8 KStG). Lediglich ein Betrag von fünf Prozent des Gewinns muss versteuert werden. Auch Umsatzsteuer fällt nicht an. (...wer hat das wohl beschlossen ??)
Steuergeschenk vom Staat
§
Der Verkauf der Bank Austria ist bereits der zweite große Fall in der Geschichte der HypoVereinsbank, in dem der Fiskus bei strategischen Entscheidungen der Bank leer ausgeht. Als das HVB-Vorgängerinstitut Vereinsbank 1997 mit der Hypobank fusionierte, konnte die Vereinsbank ihre Beteiligung an der Allianz gegen eine Beteiligung an der Hypobank steuerfrei tauschen. Damals sprach die SPD von einem Steuergeschenk in Höhe von 5 Mrd. DM. Die bayerische Landesregierung begrüßte hingegen die Fusion, weil ein starker Münchner Bankkonzern entstehen sollte. 2005 übernahm dann die italienische Unicredit-Gruppe 93,4 Prozent an der HVB.
Externer Berater soll nach Fehlern im Beschluss fahnden
Angesichts der Übermacht der Unicredit-Stimmen auf der kommenden HVB-Hauptversammlung steht die Zustimmung zu den Tagesordnungspunkten nicht in Frage. Dennoch zeichnen sich harte Kritik und Widerspruch gegen die Pläne ab. Wie die Sprecherin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Daniela Bergdolt, der FTD sagte, wird sie gegen den BA-CA-Verkauf stimmen und Widerspruch zu Protokoll geben. "Die Bewertung ist zu niedrig. Unicredit schlachtet die HVB aus und wird dann später die Kleinaktionäre herausdrängen", kritisiert die Rechtsanwältin.
Ähnlich äußerte sich Harald Petersen von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Auch er werde voraussichtlich gegen den Verkauf stimmen, sagte Petersen. "Viele Bewertungsfragen sind offen. Ich habe die Befürchtung, die Bank soll ausgeweidet werden." Auch Petersen befürchtet einen Herauskauf der Kleinaktionäre. "Es wäre der erste Großaktionär, der sich nicht auf Kosten der Kleinaktionäre bereichert." Die HVB legt den größten Verkauf ihrer Geschichte sicherheitshalber den Aktionären zur Abstimmung vor, obwohl diese Mitwirkung rechtlich nicht eindeutig zwingend ist. Zudem soll ein externer Rechtsberater feststellen, dass der HV-Beschluss keine Fehler aufweist. Sollten bis 31. März 2007 nicht sämtliche Vollzugsvoraussetzungen erfüllt sein, können die Parteien vom Vertrag zurücktreten.
(FTD)
*Parental Advisory - Explicit Lyrics*
kiiwii
"Bildung ist einziger Weg aus der Misere"
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID6007888,00.html
Die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) ist noch nicht erschienen, da sorgen Auszüge schon für Schlagzeilen. Im Gespräch mit tagesschau.de erklärt Frank-Dieter Karl, Abteilungsleiter Gesellschaftspolitische Information bei der FES, womit sich die Studie genau beschäftigt, was das "Prekariat" ist und warum er sich gegen den Begriff "Unterschicht" wehrt.
tagesschau.de: Teile Ihrer Studie "Gesellschaft im Reformprozess" sorgen bereits für Schlagzeilen, obwohl sie noch gar nicht erschienen ist. Bisher sind nur Auszüge bekannt - wie sind diese denn an die Öffentlichkeit gelangt?
Frank-Dieter Karl: Das weiß ich nicht. Ich habe vergangene Woche das erste Mal einen Zeitungsartikel mit einem Verweis auf unsere Studie gelesen. Im Augenblick wird allerdings nur über einen winzigen Ausschnitt der Gesamtstudie gesprochen - und daraus werden nun viele Schlagzeilen gemacht.
tagesschau.de: Was sind denn die Kernaussagen der Studie?
Großansicht des Bildes Grafik: Frank-Dieter Karl, Friedrich-Ebert-Stiftung]
Karl: Ziel der Studie war es, neue Zielgruppen für unsere politische Bildungsarbeit auszumachen. Anders als sonst haben wir aber neben sozio-demographischen Daten (Alter, Geschlecht, Bildung, Einkommen usw. - Anm. der Redaktion) auch nach Einstellungen, Werten und Politikadaption gefragt. Dabei haben wir neun gesellschaftliche Gruppen ausgemacht, die sich in ihren Werthaltungen deutlich voneinander unterscheiden, was aber überlagert wird von den erwähnten sozio-demographischen Daten. Im Moment wird nun ausschließlich über eine dieser neun Gruppen gesprochen, die wir nicht Unterschicht genannt haben, sondern "Prekariat".
tagesschau.de: Was ist damit gemeint?
Karl: "Prekariat" bedeutet, dass die Gesamtlebensumstände in dieser Gruppe wirklich prekär sind. Prekär mit Blick auf die Wohnsituation, auf die Familiensituation, in sehr, sehr vielen Fällen auf die Gesundheitssituation. Wir finden hier in vielen Fällen einen sehr niedrigen Bildungsgrad und ein ganz geringes Haushaltsnettoeinkommen. Die gesamten Lebensumstände in diesem Ausschnitt der Wählerschaft sind als prekär zu bezeichnen. Und deshalb auch der Begriff "Prekariat", der einfach mehr umfasst als der Begriff Unterschicht. Das "Prekariat" umfasst acht Prozent, wobei die Gruppen in ihrer Größe relativ nahe beieinander liegen.
tagesschau.de: Können Sie aufgrund Ihrer Studie auch Aussagen machen, welche Rolle die Arbeitsmarktreformen, konkret Hartz IV, für dieses "Prekariat" spielen?
Karl: Nein, das können wir nicht. Ich weiß, dass das von einigen aktiven Politikern so interpretiert wird. Das deckt die Studie aber nicht, weil wir auch niemanden gefragt haben, wie er in diese Situation gekommen ist. Wir haben die Höhe des Haushaltseinkommens erfragt, nicht aber wie dieses zustande kommt. Natürlich gibt es eine Korrelation zwischen Arbeitslosigkeit und diesem Einkommen. Aber den Schluss zu ziehen, Hartz IV sei daran schuld, dass diese Gruppe so groß ist, das halte ich - mit Verlaub gesagt - für sehr kurz gegriffen.
tagesschau.de: Sie wehren sich dagegen, das von Ihnen beschriebene "Prekariat" als Unterschicht zu bezeichnen. Warum?
Karl: Ich denke, was wir mit "Prekariat" bezeichnet haben, ist umfassender als Unterschicht. Dabei handelt es sich ja um einen feststehenden Begriff aus der Soziologie, der sich ableitet aus sozio-demographischen Merkmalen. Weil wir nun aber auch auf der Ebene von Einstellungen und Werten gefragt haben, ist unser Begriff "Prekariat" viel umfassender als Unterschicht. Wobei ich gut nachvollziehen kann, dass Politiker diesen Begriff verwenden: Sie haben drei Sätze Zeit - und die bräuchten sie schon, um Prekariat zu erklären.
tagesschau.de: Kommt die Studie auch zu einem Schluss, was politisch getan werden müsste?
Karl: Die Studie ist in erster Linie eine Zustandsbeschreibung und kein Heft für politische Empfehlungen. Aber klar ist natürlich, dass sich aus unserer Beschreibung die Defizite erkennen lassen und sich daraus politische Schlüsse ziehen lassen. Aus meiner Sicht ist das zentrale Problem in den unteren Segmenten Bildung, Bildung und noch mal Bildung. Das ist die einzige Chance, den Leuten da wieder rauszuhelfen. Geld allein ist das nicht. Es entwickeln sich auch gewisse subkulturelle Merkmale, die sich in besonderer Weise in einigen Stadtteilen ausgeprägt haben. Das lässt sich nicht über Geld regeln. Sie müssen den Leuten wieder Hoffnung machen, dass es bei entsprechender Anstrengung möglich ist, die persönliche Lage zu verbessern.
Das Interview führte Andrea Krüger, tagesschau.de
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Studie "Gesellschaft im Reformprozess": Die Studie der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung sorgt bereits für Schlagzeilen, bevor sie veröffentlicht ist. Das rund 500-seitige Dokument soll Anfang Dezember erscheinen. Für die Studie wurden mehr als 3000 Bundesbürger in 45-minütigen Interviews zu ihren Lebensumständen, aber auch zu ihren Einstellungen und Werten befragt. Die Autoren kommen schließlich zu dem Ergebnis, das es neun verschiedene gesellschaftliche Gruppen gibt: Die Leistungsindividualisten sind die am höchsten Qualifizierten mit guten Jobs. Etablierte Leistungsträger haben formal hohe Bildung, kommen aus entsprechenden Familien und setzen deren Traditionen fort. Bei den kritischen Bildungseliten handelt es sich um Akademiker im sozial-kulturellen Bereich. Das engagierte Bürgertum meint das klassische Bürgertum, das traditionell vor allem im kleinstädtischen Milieu anzutreffen ist. Unter den zufriedenen Aufsteiger finden sich die, die sich über den sozialen und finanziellen Stand der Eltern hinausentwickelt haben. Die Arbeitnehmer-Mittefühlt sich bedroht, hat trotz Job große Zukunftsängste. Die selbstgenügsamen Traditionalisten übernehmen weitgehend, was die Eltern vorgelebt haben, sind aber zufrieden damit. Die Geringqualifizierten sind noch im Job, aber vom Abstieg bedroht. Dies äußert sich politisch vor allem in großer Autoritätsfixiertheit. Das Prekariat, dessen Lebensumstände in vielerlei Hinsicht als prekär bezeichnet werden müssen.
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ganz meiner Meinung aber mehr Bildung für die Kinder bedeutet dann oft auch mehr Verachtung für die Eltern die zu Hause sitzen, rauchen, trinken und sich aufgegeben haben. Das wollen manche Eltern nicht also auch nicht mehr Bildung für die Kinder.
-Ich denke auf die Eltern sollte man keine Rücksicht nehmen, wenn sie sich aufgegeben haben haben sie ihre Rechte verspielt und sollten ihren Kindern nicht mehr im Weg stehen.