Hizbullah-Land - Fast alle sind weg
*gg*
Freies Land,
kein Hisbollah-Land.
Noch nicht,
zum Glück.
Aber bei den vielen Sympathisanten?
Wer weiss wann?
Liebe Grüsse
B.
Nach Hizbullah-Drohung mit Raketenangriffe auf Ziele südlich Haifas
In Israel gilt erhöhte Alarmbereitschaft, nachdem die Hizbullah mit einer Ausweitung ihrer Raketenangriffe auf Ziele südlich von Haifa gedroht hat. Das Armeeradio berichtete heute, es seien deshalb Raketenabwehrsysteme in zentrale Gebiete Israels verlegt worden. Zuvor hatte die israelische Luftwaffe ihre Angriffe auf Ziele in Libanon in der Nacht auf heute fortgesetzt.
Freudenschüsse über die Entführung der israelischen Soldaten.
Von Christian Unger
Berlin - Am Morgen, als die israelischen Soldaten entführt und zu Geiseln wurden, feierten Hisbollah-Anhänger auf den Straßen Haret Hreiks im Süden Beiruts und verteilten Bonbons an Kinder. Monika Borgmann-Slim schaute durch ihr Fenster und sah vor ihrer Haustür Kämpfer in Uniform vorbeiziehen, die Freudenschüsse aus ihren Kalaschnikows abfeuerten. Die Hisbollah, so sagt Borgmann-Slim, habe noch eine weitere Geisel in ihrer Gewalt: das libanesische Volk.
Seit 2001 lebt die Journalistin und Filmemacherin in der Hisbollah-Hochburg Haret Hreik. Die 43jährige Deutsche ist mit Lokman Slim verheiratet - einem 44 Jahre alten schiitischen Oppositionspolitiker und Kulturaktivisten. Gemeinsam gründeten sie 2004 das Kulturzentrum Umam - Documentation and Research. Bis vor drei Wochen lief eine Ausstellung über den libanesischen Bürgerkrieg. Nach den ersten Angriffen Israels floh Borgmann-Slim zu Freunden außerhalb Beiruts.
"Haret Hreik ist ein Staat im Staate", sagt sie. Die Hisbollah regiere durch die Angst, die sie verbreite. Ihre Milizen kontrollieren die Straßen, während die libanesische Armee vor den Grenzen des Viertels steht. Mit Panzern und Geschützen - und doch ohne Macht.
Aber nicht alle in dem Viertel sind radikale Schiiten. Die Slims konnten in Haret Hreik bleiben, weil die Familie seit 100 Jahren eine Villa in dem Viertel besitzt. "Die Tradition der Familie gibt uns Autorität", sagt Borgmann-Slim.
Die Bombenangriffe Israels machen sie wütend. "Mit Raketen kriegt Israel die Hisbollah nicht kaputt." Ihr Netz durchgräbt wie Fasern einer Wurzel den aufgewühlten Boden der libanesischen Gesellschaft. Die Hisbollah ist drittgrößter Arbeitgeber im Libanon, verwaltet Krankenhäuser und Schulen. Brot und Milch kaufen die Einwohner Haret Hreiks in den Supermärkten der Hisbollah. Seit den Angriffen Israels auf Zivilisten unterstützen immer mehr Libanesen auch den bewaffneten Kampf der Hisbollah. "Jeder tote Schiit wird zum Märtyrer, jede Bombe gibt dem Hunger zu kämpfen neue Nahrung." Eine "Kultur des Todes" nennt die Deutsche das.
An allen Straßenecken in Haret Hreik hängen gerahmte Fotos von getöteten Hisbollah-Kämpfern. In Zeitschriften propagiert die Partei den Krieg gegen den "zionistischen Feind". Taschenbücher mit bunten Zeichnungen schwören Kinder auf den Haß gegen Israel ein. Haß, den das Ehepaar durch das Kulturzentrum bekämpfen will. Im September sollen wieder Besucher zur Ausstellung kommen. Ob das Haus dann noch steht, weiß Borgmann-Slim nicht. "Der Gedanke, daß der Krieg unsere ganze Arbeit zerstört, macht mich verrückt."
Artikel erschienen am Sa, 29. Juli 2006
http://www.welt.de/data/2006/07/29/978356.html