Gesetzliche Krankenversicherung:
SPD und Grüne wollen den Wechsel zur privaten Krankenversicherung offenbar massiv erschweren. Anders als vor der Wahl versprochen sollen von der künftigen Regelung nicht allein Berufsanfänger betroffen sein.
Gesundheitsreform: Keine Flucht mehr aus der Solidargemeinschaft für Besserverdiener
Berlin - Um die Gutverdienenden in der gesetzlichen Kasse zu halten soll die so genannte Versicherungspflichtgrenze von heute 3375 auf 4500 Euro im Monat angehoben werden. Darauf hätten sich die Gesundheitsexperten von SPD und Grünen bei Vorgesprächen für die Koalitionsrunde am Freitag verständigt, berichtet die "Frankfurter Rundschau". Erst ab dieser Einkommensgrenze dürfen Arbeitnehmer zu einer privaten Krankenkasse wechseln.
Anders als im SPD-Wahlprogramm angekündigt, solle die höhere Wechselhürde jetzt für alle Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen gelten. Damit wäre nach Angaben der "Frankfurter Rundschau" rund 2,8 Millionen freiwillig versicherten Kassenmitgliedern der Weg in eine Privatkasse versperrt. Das Gesundheitsministerium wies den Bericht allerdings zurück und bekräftigte die bisherige Linie, wonach die höhere Grenze nur für neue Versicherte gelten soll. Auch aus Koalitionskreisen seien keine anderen Vorschläge bekannt, erklärte eine Ministeriumssprecherin.
Zusätzliche Einnahmen scheinen notwendiger denn je: Krankenhäuser und Ärzte verlangen von der Regierung eine Finanzspritze in Milliardenhöhe für die 2200 deutschen Kliniken. Die Klinikbudgets müssten entsprechend der Tarifzuwächse der Angestellten aufgestockt werden. Andernfalls drohe den Krankenhäusern 2003 eine Finanzlücke von 1,3 Milliarden Euro. Die DKG plädierte zudem dafür, dass Krankenhäuser Patienten verstärkt ambulant behandeln und so ihren Marktanteil ausweiten dürfen. Der Ärzteverband Hartmannbund kündigte eine Postkarten- und Fax-Aktion an die Regierung an, um eine schnelle Gesundheitsreform einzufordern.
Quelle: spiegel.de
Grüße
MadChart
Wenn man die Beitragsgrenzen anhebt, hält man nicht nur die betroffenen Versicherten in der gesetzlichen Kasse! Das ist auch finanziell ein warmer Regen für unser desolates Gesundheitssystem.
Einfache Rechnung:
2.8 Mio betroffene´, Durchschnittsverdienst 4312,5€.
Da die Grenze vorher bei 3750€ lag, können die Kassen auf 562.5€ zusätzlich ihren Beitragssatz abkassieren!!!
Das bedeutet: 2 800 000 * 562.5€ *13.5% = 2,5 Milliarden € Mehreinnahmen !!!
Das ist der eigentliche Trick. Vorgegeben wird als Zweck der Reform, dass die gesetzlichen Kassen 'bessere' Risiken bei sich halten wollen, um Geld zu sparen. In Wahrheit sind die viel schärfer auf die Mehreinnahmen, mit denen dann fröhlich weiter gemmisswirtschaftet werden kann, statt lieber mal die Ausgaben zu senken. Das ist Volksverarschung, zum Kotzen, sowas!!!
Grüße
MadChart
da dieses ding noch nicht beschlossen ist, könnten alle jetzt freiwillig versicherten unter beachtung der kündigungsfristen und eventuellen anderen gesichtspunkten wechseln. damit besteht für diese leute keine "gefahr".
grundsätzlich finde ich die idee gut, höher verdienende nicht komplett aus der solidargemeischaft zu entlassen. man muss sich nicht wundern, dass die krankenkassen definizite haben, wenn jeder gutverdienende beitragszahler aussteigen darf, aber jeder schlechtverdienende beitragszahler beiben muss.
nur hätte man es dann auch konsequenter in das wahlprogramm schreiben müssen.
ich habe sowieso nie verstanden, warum man sich gehaltsabhängig aus krankenversicherung verabschieden darf. ich bin für die völlige zwangsmitgliedschaft für angestellte mit gedeckeltem beitrag, so wie in der rentenversicherung. und jeder der genügend verdient, kann sich ja zusatzversichern und gekommt damit jede erwünschte leitung.
das würde allerdings die privaten kv ruinieren und zu argen problemen führen, da keiner mehr die später dort anfallenden kosten für die versicherten übernehmen könnte. damit ist ein sofortiger bruch nicht praktikabel und sollte schrittweise vollzogen werden.
in diesem sinne
Das Endergebnis stimmt aber!
Grüße
MadChart
Die Politiker haben einfach nicht die Power, unsinnige Diagnostik und Therapie aus dem Leistungskatalog zu kippen. Das ist ein echt trauriges Kapitel.
Andererseits ist es schlichtweg nicht fair, die Solidarität mit den besonders leistungsschwachen Versicherten ausschließlich jenen aufzubürden, die etwas weniger leistungsschwach sind, während sich die Besserverdiener, die Beamten und Selbständigen aus dem Staub machen. Das ist ein ziemlich übles Gesellschaftsmodell, das dahinter steckt. Denn es sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben, die beispielsweise aus der Vereinigung entstanden sind, und keine Aufgaben, die speziell von jenen zu tragen sind, die zwangsweise in die gesetzliche Kranken- und Rentenversicherung einzahlen müssen! Insofern sollten die Kosten auch von allen getragen werden.
Ich selbst bin übrigens freiwillig in der Gesetzlichen versichert, obwohl ich in einer Privaten mit der Hälfte des Beitrages wegkommen würde. Und ähnliches erwarte ich auch von anderen, die von dieser Gesellschaft in besonderer Weise profitieren!!!
Wie gesagt: Es geht nicht um die Frage der 'guten' oder 'schlechten' Risiken, wie in den Medien propagiert, es geht um die Mehreinnahmen von 2.5 Milliarden €. Das Defizit der GKV war in 2001 3.2 Milliarden €. Da werden die 2.5 Milliarden sehr dringend gebraucht. Das hängt nur keiner an die große Glocke....
Grüße
MadChart
Die BBG soll nicht angehoben werden, "lediglich" die VPG. Im Moment sind diese beiden Grenzen identisch, in Zukunft soll jedoch nur der Wechsel erschwert werden, nämlich durch die Anhebung der VPG. Die Beiträge bleiben davon unberührt.
Ansonsten find' ich's auch ziemlich "toll", da somit der "Nachwuchs" für die PKV per Regierungsbeschluss außen vor bleibt. Folge: Hohe Beitragssteigerungen bei den PKV sind zu erwarten, ohne dass von der Regierung eine Lösung hierfür geschaffen wird. Mögliche Folge: Die hohen Versicherungsbeiträge im Alter führen ggf. zu mehr Sozialfällen....
Gruß,
T.
das ist natürlich ein relevanter grund, der meiner meinung nach auch in der vergangeheit nie in abrede gestellt wurde.
das risiko ist aber auch ein relevanter faktor. die risikogruppe der besserverdienenden ist in der kv einfach attraktiver. das hat diverse gründe. der am einfachste nachzuvollziehende ist vielleicht der, das jemand der mit z.B. 20 schwer krank geworden ist, für gewöhnlich keine karriere mehr macht und in der gesetzlichen festhängt.
alle leute, die krankheitsbedingt nicht in die höheren gehaltsklassen kommen, hängen in der gesetzlichen fest.
ausserdem hat man in den gut bis sehr gut bezahlten jobs weniger berufsbedingte risiken, da dies im regelfall schreibtischtäter und keine bergarbeiter, maurer oder ähnlich körperlich belastente menschen sind. somit trifft _auch_ das risikoargument zu.
einer änderung der geltenden gesetzeslage kann ich nicht unbdingt etwas negatives abgewinnen, zumal irgendwann zu große defizite der gesetzlichen krankenversicherung aufgefangen werden müssen. und wenn nicht auf diesem weg, dann kommt irgendwann eine steuererhöhung ( steuern für die gkv geht im moment rechtlich nicht, ist mir klar ) oder ähnliches.
in diesem sinne
Die Beitragsbemessungsgrenze zur Rentenversicherung (RV) beträgt
4500 euro. Die Bemessungsgrenze zur Krankenversicherung (KV)
beträgt 75% von der RV-Bemessungsgrenze, als 3375 euro
Geplant ist aber nicht, daß KV-Beiträge von durchschnittl. 14 % bis
zu einem Einkommen von 4500 erhoben werden sollen, sondern
geplant ist offensichtlich "nur", daß ein Wechsel in die
private KV erst ab einem monatl. Einkommen von 4500 möglich
sein soll.
Sollte ich Unrecht haben, nehme ich meine Beispielrechnung natürlich zurück. Aber ich fürchte, da die Mehreinnahmen so schön zum Defizit passen, wird auch die BBG mit angehoben werden, das drängt sich ja geradezu auf.
@ Hiob: Zustimmung, bin ebenfalls freiwillig versichert
Grüße
MadChart
Davon hört man eigentlich auch nie was!
Gruß,
T.
Schaun wir mal, wer recht hat. Ich hoffe Du und Thomastradamus sind es!
@neo_andersson: Hast recht, das Risiko ist ebenfalls relevant.
Eins noch: Dass die alte und neue Bundesregierung noch im letzten Juli Gerüchte über eine eventuell anstehende Erhöhung der PKV - Grenzen aufs heftigste dementiert hat, tut eigentlich schon gar nichts mehr zur Sache. Ärgert mich aber trotzdem...
Grüße
MadChart
Gruß,
T.
Ausgleichszahlungen für die anderen KK, auch private, festlegt ?
zwischen GKV und privater KV. gelten soll.
Den Ausgleich gibt's nur unter den gesetzlichen Kassen.
Wer soll denn überhaupt DIE GKV sein? DIE GKV legt gar nix fest, das geschieht auf politischer Ebene.
Gruß,
T.
Alles Scheiße hier, verdammt.
Gruß,
T.
Und da die Antwort: zu 99% zwar "Besserverdienende, die aber dann doch mit ihrem Geld nicht unbedingt weite Sprünge machen können und daher das Geld für ihre Angehörigen (Kinder) in der PrivatenKK sparen wollen ... denn das ist erst der richtig fette Haufen ..."
das restliche 0,999999999999999999999999999% ist scheinbar zu faul sich nach einer Privaten umzusehen ... soweit ich weiss spart man da monatlich bares Geld ...
Und Hiob als der Retter des Sozialstaates ist dann das 0,00000000000000000000001 % , das tatsächlich aus Solidarität freiwillig versichert ist ... ich bin nciht sicher, ob ich einfach nur ungläubig staunen, weinen, bedauern oder hysterisch schreien soll ...
Meine ganze Familie ist bei der HUK versichert und bleibts auch ... versprochen ...
erwartungsgemäß bist du wieder ein ganz besonders schlauer. Mal sehen, wie sich die Privaten machen, wenn sich erst mal der Altersberg (und den gibst's dort auch) auftürmt. Dann stehen sie wahrscheinlich beim ach so verachteten Sozialstaat Schlange, den sie zuvor so verhöhnt haben. Ich hoffe allerdings, daß gegenüber den Solidaritäts-Verweigerern dann die Hartherzigkeit obsiegt.
Ja, du hast recht verstanden. Auch ich kann egoistisch sein, um nicht zu sagen: gemein.
wer wirklich aus solidaritätsgründen freiwillig in der gkv bleibt, der ist doch von pflichtversicherungsgrenzen recht unabhängig. der bleibt einfach.
die meisten "freiwillig" versicherten machen dies aus rein wirtschaftlichen erwägungen. da hat mamao schon vollkommen recht. eine gkv für eine familie mit 2 oder 3 kindern ist einfach günstiger als eine pkv. die bleiben nicht aus solidarität freiwillig gesetzlich versicht, sondern aus ökomischem gründen. für die ändert sich bei einer erhöhung der pflichtversicherungsgrenze auch nichts, die pkv wird dadurch für sie nicht billiger.
angepfiffen sind nur die alleinstehenden jungen gutverdienenden, die kurz vor dem überschreiten der pflichtversicherungsgrenze stehen, und bei einer anhebung der grenze sich nun mal nicht mehr lustig mit noch mehr kohle in der tasche aus dem solidaritäsgedacken verabschieden könnten. da bricht mir nicht wirklich das herz.
in diesem sinne