Falludja mal aus anderer Sicht
Du scheinst absolut keinen blassen Schimmer vom
Irak und deren Menschen zu haben.
Bemi, du bist ein Schwätzer!!!
von Dirk Maxeiner und Michael Miersch
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wurden von Februar 2003 bis September 2004 mindestens 50 000 Menschen im Sudan getötet und 1,2 Millionen vertrieben. Heute - einen Monat später - lauten die UN-Schätzungen: 70 000 Tote und 1,4 Millionen auf der Flucht. Vorgestern fragte die Londoner Tageszeitung The Independent auf ihrer Titelseite: "Wenn das kein Völkermord ist, was in aller Welt ist dann Völkermord?" Der Satz war Lord Alton entfahren, einem Mitglied des Oberhauses, nachdem er von einem Besuch der Region Darfur zurückgekehrt war.
Der UN-Sicherheitsrat hatte das von den USA aufgebrachte Wort vom Völkermord zuvor aus diplomatischen Gründen vermieden. Und auch die deutsche Bundesregierung mochte den Begriff nicht in den Mund nehmen. Bei den Gräueltaten der arabischen Milizen an der afrikanischen Bevölkerung in der Provinz Darfur handele sich um eine "humanitäre und menschenrechtliche Tragödie mit genozidalen Potenzialen", formulierte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.
Die Friedensstifter der Vereinten Nationen zeigten ihre Zähnchen: Nachdem eine erste Resolution vom Sommer ohne jegliche Wirkung geblieben war, wurde im Herbst mit Sanktionen gedroht und mehr Kontrolle durch die Afrikanische Union (AU) gefordert. Allerdings auch nicht von allen: China, Russland, Algerien und Pakistan enthielten sich der Stimme, weil sie Forderungen an den Sudan als zu rüde und taktlos empfanden. China, das im Sudan Öl fördert, erwog ein Veto einzulegen. Deutsche Diplomaten hielten sich vornehm zurück. Die Ankündigung von etwaiger weiteren Maßnahmen für den Fall der Missachtung der UN-Resolution nahm das Regime in Khartum denn auch zum Nennwert. Und der liegt bei Null.
Was ist seither geschehen? Über eine Million Menschen sind in Flüchtlingslagern eingepfercht. Ihre Bewacher sind zum Teil Mitglieder der arabischen Milizen, nur dass sie jetzt Polizeiuniformen tragen. Es gibt ein paar UN-Beobachter die von einer Handvoll Soldaten der AU beschützt werden. Ruandas Präsident Paul Kagame wollte 300 Soldaten schicken. Er sehe Parallelen, sagte er, zwischen dem Sudan von heute und dem, was vor zehn Jahren in Ruanda stattgefunden hat. Doch diese konnten sie bisher nicht einreisen - weil im Sudan Unterkünfte fehlen. Das Morden, Vergewaltigen und Plündern geht weiter. Frauen, die die Flüchtlingslager verlassen müssen, um Feuerholz und Futter für die Tiere zusammeln, sind sie den arabischen Herrenmenschen nach wie vor schutzlos ausgeliefert. "Sie hassen schwarze Leute," sagte eine Frau zu Lord Alton. Die Grausamkeiten, die er in seinem Hilferuf schildert, möchte man lieber nicht übersetzen.
Seit vielen Monaten ist klar, was zu tun ist. Hilfsorganisationen müssten Zugang zu den Lagern bekommen. Eine Respekt einflößende militärische Ordnungsmacht müsste die arabischen Milizen in Schach halten (das kleine ruandische Kontingent wird dafür kaum reichen). Und den Herrschern in Khartum müssten ernsthafte Nachteile drohen, falls sie ihre Mordbanden nicht zurückpfeifen. Nichts davon ist geschehen. Nach dem Versagen der UN in Bosnien und Ruanda, ertönte allerorten ein pathetisches "Nie wieder!" Es sieht danach aus, dass dieser heilige Schwur auch im Jahr 2005 wieder ertönen wird.
Das ist also die schöne neue Welt des "Peacekeeping" unter Führung der Vereinten Nationen, so wunderbar funktioniert eine vorbeugende und deeskalierende Friedensstrategie nach sensibler europäischer Schule. Diesmal haben die westlichen Länder genau so gehandelt, wie es UN-Freunde immer als Ideal darstellen: Gemeinsam und ohne harte Drohungen. Sogar die USA stimmten um des lieben Friedens willen der weichgespülten Resolution zu. Alles schön multilateral, konsensual, gewaltfrei und dialogbereit. "Soft power" in voller Aktion. Und was kam dabei heraus? Lord Alton nennt es Völkermord. Die Arabische Liga sagt, dies sei übertrieben. Europas Diplomaten sagen, sie wüssten es nicht genau.
Erschienen in Die Welt vom 20.10.2004
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PS Was "soft power" doch letzten Endes bewirkt... (auch wenn Sarkasmus hier eigentl. fehl am Platz ist). Der Artikel "Erwiesene UN-fähigkeit" könnte zum Nachdenken anregen, allerdings wohl kaum bei denen, die sich konsequentes Amerikabashing auf die selbstgerechte Fahne geschrieben haben.
Btw, wenn "die USA um des lieben Friedens willen der weichgespülten Resolution zustimmten", s. o., dann wird auch dies wieder zu ihrem Nachteil ausgelegt werden, Öl, blabla, etc. - Hauptsache: "Immer feste druff" und jede schlechte Nachricht, die ins vorgefasste Bild passt, munter auswalzen. Was der Artikel mit dem Threadthema zu tun hat? Denk mal!
PPS Was die kriminellen Banden im Irak anrichten, dafür gibt es keine politische, rechtliche oder moralische Rechtfertigung und sollte Margaret Hassan tatsächlich ermordert worden sein - eine Frau, die nun seit bald 30 Jahren einen humanitären Einsatz für den Irak zeigt(e), der bei jedem anständigen Menschen, auch "Revolutionär", Achtung hervorrufen sollte - dann unterstreicht das exakt das von BarCode Geschriebene: "Auf der Gegenseite - den Gegnern der Amis - kann ich wirklich nur üble Mörderbanden erkennen."
Ich habe kein Interesse am immer weiteren erstarken solcher Halsabschneider. Und deswegen muss was anders werden. Die US-Regierung verrennt sich immer weiter und produziert mit jeder zerbombten Stadt weitere 1000 Kämpfer.
Eine Lösung wird es erst geben können, wenn sich auch die USA anders verhalten. Leider wird es bis dahin einen hohen Blutzoll auf allen Seiten geben und Bush fördert meiner Meinung nach massiv den islamischen Terrorismus. Ist eben meine Meinung.
Im Irak ist jetzt Krieg mit amerikanischer Beteiligung. Der wird so lange weitergehen, wie sie eben dort sind. Danach wirds wahrscheinlich ziemlich chaotisch. Ein Gottesstaat im Süden, selbstständige und begehrliche Kurden im Norden, dazwischen heruntergekommene und entehrte Sunniten.
Als gute Lösung sehe ich das nicht, aber einen anderen Weg herbeibomben wird kaum gelingen. Und freie Wahlen, was denkt ihr denn wer gewinnen würde? Ich habe kein Interesse an einem weiteren Gottesstaat dort. Aber dem werden aktuell die Anhänger zugetrieben. :-(
Das war jetzt meine realistische Einschätzung, jetzt eben noch was fantastisch visionäres, leider ohne Chance, weil da niemand einen Willen dazu hat, und eben die Interessenlage eine andere ist:
Die USA bittet die Iraner, Syrier, Saudis, Türken und Ägypter zusammen mit einer umfassenden Irakischen Delegation an eine Tisch mit der Vorgabe, wie eine panarabisch, islamische Friedenstruppe die Sicherheit bei übergabe der abziehenden US- und Koalitionstruppen wiederherstellen kann. So könnte man denen allen auf den Zahn fühlen und die regionalen Mächte in die Verantwortung bringen.
Grüße
ecki
nur nicht in den Konsequenzen.
Die Ziele des Irakkrieges sind Ölinteressen, geo-
politische Aspekte wie die Existenz Israels und
Saudi-Arabiens und die mögliche Dominanz des Irans.
Wenn diese Ziele nicht erreicht werden, wird der
internationale Terrorismus dort erstarken und auch
bald bei uns - bei offiziell geschätzten
ca. 36.000 Islamisten - zur Gefahr werden.
Daraus ergibt sich nur eine Konsequenz: .....
Moralisieren und Vergangenheitsbewältigung sind
keine Lösung.
Auch Kerry wäre diesen Weg gegangen.
Ciao
Bernd Mi
* Der Kriegsvorwand aber auch die eigentlichen Gründe (Demokratisierung zum Schutz gegen Terror und Sicherung des freien Zugangs zu den Ölquellen der Region) sind überwiegend hehre Ziele, von denen alle Beteiligten (sowohl die Einheimischen als auch der Westen) profitieren
* Die Erreichung der Ziele ist sehr zweifelhaft zumindest in Anrechnung des benötigten Aufwandes (ich meine unmöglich, deswegen ist für mich auch die Kriegsentscheidung der Hauptansatzpunkt für die Kritik)
* Dass er trotzdem begonnen wurde und ein sofortiger Abzug der Truppen eien Katastrophe nach sich ziehen würde, dürfte unbestritten sein.
* Im Krieg gibt es zwei Seiten, die Amerikaner und die Rebellen. Der Großteil der Rebellen besteht aus menschenverachtenden Terroristen und will keinen Frieden sondern einen islamistischen Gottesstaat. Die Amerikaner wollen Frieden und der Großteil ihrer Soldaten achtet die Menschenwürde. Ausnahmen gibt es auf beiden Seiten.
Wenn man diese Tatsachen akzeptiert, ist eigentlich klar, wo die Reise hingehen muß. Es gibt nur noch die Flucht nach vorn, d.h. den Irak schnellstmöglich stabilisieren und irgendwann einer frei gewählten Regierung überlassen, auch wenn es ein Gottesstaat light wird. Danach aber bitte auf weiteres Abenteuer verzichten. (Iran ist sicherlich ein anderes Thema)
Die Diskussion und Aufregung über brutale und aus dem Zusammenhang gerissene Details ist deswegen irrelevant. Jetzt muß es nur noch darum gehen, wie da unten Ruhe einkehrt. Die Einnahme von Falludja mußte nach meiner Ansicht sein. Über die Art und Weise kann man streiten. Ich halte die Bombardierung der Stadt und das Inkaufnehmen von vielen zivilen Opfern für äußerst unglücklich, auch weil ich befürchte, dass das den Zulauf der Terroristen stärkt. Allerdings muß ich zugeben, dass ich selbst keine besseren Vorschläge habe als eine Art Belagerung und ein schrittweises Einnehmen mit einer erdrückenden Übermacht an gepanzerten Einheiten. Auch wenn das kurzfristig mehr Opfer auf amerikanischer Seite gekostet hätte, wäre es doch mittel- und langfristig zielführender. Die höhere Opferzahl wäre dem Ziel unterzuordnen und müßte von der kriegsführenden Partei in Kauf genommen werden. Dass diese Übermacht nicht vorhanden ist und aus Selbstschutzgründen die Bombardierung vorgezogen wurde, ist zwar nachvollziehbar aber ich befürchte, dass es sich rächen wird.
Ich sehe nicht, das es in Richtung einer verträglichen/erträglichen Situation läuft.
Grüße
ecki
Und das ganze wird auch noch als unumstößliche "Tatsache" postuliert. Ähnlich schlüssig auch die übrigen "Folgerungen".
Klingt tatsächlich nach Lumpensammlung.
du, das du befürchtest, das gerade die Einnahme den Rebellen weiteren Zulauf bringt.
(M.M er bringt ihnen enormen Zulauf und nicht nur in Irak.)
Warum kommst du dann nicht zum einzig richtigen Schluss: Der Ami muß dort ganz abziehen.
Gegen Partisannen kann man nur dann gewinnen (wenn überhaupt) wenn man die Herzen der ganzen Bevölkerung gewinnt. Und genau dazu sind die heutigen Amerikaner nicht fähig (1945 in D-Land waren sie es). Und weil sie den Frieden nicht bringen können sollten sie wenigstens nicht noch den Mord und Totschlag weiter in alle Welt verbreiten.
Partisannen (nannte man die Freiheitskämpfer im WK2), Rebellen werden sie manchmal auch genannt, die Ami's bevorzugen Terrorist für alle, die sich gegen die Macht USA wenden.
Jedenfalls Partisannen kann man nur dann besiegen, wenn man ihnen die Unterstützung in der Bevölkerung wegnimmt, und damit sie von Nachschub, Nachrichten, Logistik, medizinischer und technischer Hilfe abschneidet.
Das versuchen die Amis in Irak, nur offenbar eben damit, das man gleich alles zerstört und auch die Zivilbevölkerung mit umbringt. Treu nach dem Motto, wenn kein Zivilist mehr lebt, kann der Terrorist auch keine Unterstützung mehr von dem Zivilist bekommen.
Es gab mal früher so einen üblen Spruch: "nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer"
Das scheint heute auch noch zu gelten.
Nein, gewinnen kann USA den Krieg nur, wenn sie die Herzen der Iraker gewinnen würden. Nur dieser Zug ist längst abgefahren. Gründe dafür wurden sein langem reichlich diskutiert und ich will sie nicht schon wieder runterschreiben.
Es bleibt nur ein letzter Schluss: USA kann den Krieg nicht mehr gewinnen. Es kann sein Ziele nicht mehr erreichen. Höchstens, wenn der Irak entvölkert würde. Und darum bleibt nur noch der einzige richtige Schritt, Abzug aus IRAK und gleich mit aus der gesamten Region dort.
Egal wie schlimm das Chaos dann dort noch wird. Aber mit USA in dieser Region wird sich das immer mehr aufschaukeln bis zum wirklich großen WK No.3 , dann aber mit schlimmeren Folgen, als es die 2 WK's zusammen vorher brachten.
Pieter
Freie ( wirklich freie!!!) wahlen sind nur dann möglich, wenn nicht irgendwelche exil-iraker-marionetten, die schon 20 jahre im ausland(usa) gelebt haben, zur wahl gestellt werden, sondern vertreter, die von den volksgruppen ausgesucht werden.
und dann kommen genau die leute an die macht, die das öl selbst verwalten wollen, das ist das große dilemma.
wie sagte schon walter ulbricht:
"NIEMAND HAT DIE ABSICHT EINE MAUER ZU BAUEN" (hahahahaha)
in diesem sinne:
einen schönen tag noch und spannende diskussionen weiterhin.
Dein Vorschlag am Schluß ist durchaus bedenkenswert, aber ich halte ihn für leider nicht realistisch (Du ja auch nicht). Nicht nur die USA werden ihn vorläufig nicht wollen. Die sehen das vielleicht noch mal ein. Die anderen islamischen Staaten werden da auch zurückhaltend sein. Und ob es zur schnellen Befriedung im Irak beiträgt, weiß ich auch nicht. Die Perser (die ja keine Araber sind) sind zumindest bei den irakischen Sunniten äußerst unbeliebt. Und unser möglicherweise Bald-EU-Mitglied Türkei im kurdischen Teil - das wird wohl auch zu Problemen führen. Letztlich läuft dieser Vorschlag auf eine Teilung des Irak in verschiedene Besatzungsgebiete mit islamischen Besatzern hinaus. Dann hätten die den Ärger. Ich glaube nicht, daß die wild darauf sind.
Dennoch: Das wäre ein Vorschlag. Und für die USA wahrscheinlich noch die eleganteste Lösung. Auf Sicht von ein paar Jahren könnte das dann vielleicht zu einer richtigen Lösung auch für den Irak oder die entstehenden Nachfolgestaaten führen. Wenn die anderen islamischen Staaten mitspielen.
Aus Sicht der USA wäre das die klassische Teile-und-Herrsche-Politik, und diese Tatsache führt vielleicht dazu, daß die USA sich mit diesem Gedankken mal anfreunden werden ;).
Depothalbierer: Ich glaube kaum, daß ein sofortiger Abzug der USA zu einem Ende des Abschlachtens führen würde - im Gegenteil. Das Ergebnis wäre ein fürchterlicher Bürgerkrieg, der alles, was wir bisher aus dem Irak gehört haben, weit in den Schatten stellen würde. Dabei würde irgendein Brutalo siegen und das wär's dann. Freie Wahlen kämen dabei sicher nicht heraus.
Wirklich freie Wahlen sind auch zur Zeit kaum möglich. Sie setzen nun mal einiges an Organisation und vor allem an Toleranz unter den Wählern voraus. Ich meine im Gegensatz zu Dir allerdings nicht, daß Wahlen dann wirklich frei sind, wenn man bestimmte Gruppen als Kandidaten ausschließt.
Und laut artikulierte Emotionen und viele Ausrufezeichen helfen in unserer Diskussion nicht weiter.
In Deinem Lösungsvorschlag
"Es gibt nur noch die Flucht nach vorn, d.h. den Irak schnellstmöglich stabilisieren und irgendwann einer frei gewählten Regierung überlassen, auch wenn es ein Gottesstaat light wird. Danach aber bitte auf weiteres Abenteuer verzichten. (Iran ist sicherlich ein anderes Thema)"
sehe ich mehr Sinn. Nur: wie stabilisiert man? Die USA werden das nicht schaffen, es sei denn, sie schicken mindestens das Fünffache an Bodentruppen in den Irak. Eckis Gedanke (83) könnte da ein Ausweg sein.
Ich unterstelle der Bush-Regierung ein ganzes Bündel an Gründen, die sie in diesen Krieg getrieben haben. Da ist zunächst der Kampf gegen den islamischen Terrorismus. Der Irak hatte nichts mit Al Kaida und Atomwaffen zu schaffen - die gegenteiligen Behauptungen der US-regierung waren nur Show und hilflose Überzeugungsversuche - aber der Hintergedanke der amerikanischen Strategen ging m.E. noch 10 Schritte weiter. Diese Leute dachten, Demokratie und Wohlstand sind stärker als der Terrorismus. Gesetzt den Fall, daß diese Erdregion einmal halbwegs demokratisch funktionieren würde, hätte sich der Kampf gegen den Terrorismus erübrigt. Zum Zweiten liegt es auf der Hand, dass die Resource Öl in den kommenden Jahrzehnten immer größere Bedeutung bekommen wird. Dummerweise lagert die Hälfte davon in politisch instabilen Regionen, in denen zusätzlich mit den Petrodollars auch noch der islamische Terrorismus gefördert wird. Also muß irgendwie sichergestellt werden, daß der Zugang zu dem Öl nicht von wild gewordenen Diktatoren abhängt oder Islamisten mit der eingenommenen Kohle Waffen kaufen. Eine direkte Intervention in Saudiarabien verbietet sich schon alleine wegen Mekka. Aber die beiden Gedankenströme zusammengeführt bedeutet salopp formuliert: Was, wenn man sich einen zentralen Ankerstaat in der Region herausgreift, dort einen halbwegs tragbare Demokratie installiert und abschreckend militärisch präsent bleibt. Dann würde sich dieses Modell schon alleine aus Angst der benachbarten Diktatoren bzw. aus Neid der benachbarten Völker quasi von selbst verbreiten.
Der Irak bietet sich hierzu förmlich an. Er ist wohl der säkularste Staat da unten und der lokale Diktator hat der Welt und dem eigenen Volk sowieso schon genug Unheil gebracht. Angenehme und willkommenen Nebeneffekte sind: Der Irak hat selbst riesige Ölvorkommen, die effizienter genutzt werden könnten. Die Aufträge zur Ausbeutung könnten an amerikanische Firmen gehen. Die immer wieder als Stachel empfundene amerikanische Präsenz in heiligen Saudiarabien könnte aufgegeben werden. Alles paßt perfekt! So in etwa war wohl die Denke der Regierung. Alles andere sind m.E. Verschwörungstheorien.
Soviel zu meiner Einschätzung der US-Motive, die sich im wesentlichen ganz gut mit der amerikanischen Mentalität decken, und die m.E. durchaus als hehre Ziele bezeichnet werden können. Mein Kritikpunkt liegt vielmehr im Detail. Ich behaupte, daß diese Ziele so gut wie gar nicht zu erreichen sind, und das Risiko einer Verschlimmbesserung umso höher liegt. Die Gründe:
- Die Kriegsgründe wurden den Partnern demotivierend verschleiert, also stehen die USA mehr oder minder allein da, und der Brocken ist zu groß dafür.
- Andere zwielichtige Staaten müssen sich durch das scheinbar willkürliche Herausgreifen eines geschwächten Staates quasi als Selbstschutz bewaffnen und das atomar, um demselben Schicksal zu entgehen (siehe Iran). Diese Spirale kann niemand kontrollieren, außer durch weitere Kriege, und dafür fehlt es irgendwann an Geld, menatler Unterstützung und Soldaten
- Der Irak ist ein Vielvölkerstaat mit diametral unterschiedlichen Interessen der einzelenen Völker- und Religionsgruppen, diese Interessen können m.E. nur durch Teilung oder durch permanente Gewalt im Zaum gehalten werden.
- Die Mentalität vor Ort ist eine grundlegend andere als im Westen, was für uns gut ist, muß nicht unbedingt in den Augen der Muslime/Iraker gut sein
- Ein westlicher Besatzer, und die dort verhaßte USA kann da nur sehr schlecht vermitteln, geschweige denn die notwendigen Herzen der Menschen gewinnen.
- Die Kriegsplanung war mehr als stümperhaft: Das erste Ziel, die Überrumpelung war der aufgrund der überlegenen Technik zu erwarten, der Mißerfolg in der nachfolgenden Besatzungs- und Befriedungszeit war aufgrund der Truppenschwäche ebenso zu erwarten.
- Die amerikanischen Truppen haben keine Erfahrung in der Befriedung arabisch geprägter Kulturen, der Umgang mit der Bevölkerung war deswegen nicht gerade sympathiefördernd und auch so erwarten.
- Ein Krieg ist fast immer eine Spirale der Gewalt, deswegen sind die Steigerungen Krieg, Terrorismus, Kriegsverbrechen und Folter fast zwangsläufig. Diese Steigerung wirkt zu 100% kontraproduktiv auf das Ziel, nämlich die Werbung für das westliche Modell und die anschließende Demokratisierung
Das alles mündet in das jetzige Fiasko. Und deswegen war ich und bin ich gegen diesen Krieg. Er kann ein Auslöser für den Kampf der Kulturen werden, das muß man mittlerweile klar so sehen und das muß unter allen Umständen vermieden werden.
Genauso klar muß man aber auch sehen, dass ein Abzug der amerikanischen Truppen ein absolutes Chaos hinterlassen und zum gleichen Ergebnis führen würde. Die Skrupellosesten unter den Partisanen, Rebellen oder Terroristen würden sich im zwangsläufig folgenden Bürger- oder Clankrieg die Macht krallen und dann Gnade uns Gott, so es ihn denn gibt. Also hilft es nicht, auf die bösen Amerikaner zu schimpfen. Eine Lösung muß her, die die Stabilität des Iraks wiederherstellt. Und das geht nur mit einer weiteren Besatzung, wahrscheinlich über Jahre hinweg, bis der Irak eine eigene Regierung und eigene staatliche Strukturen hat, auch wenn diese religiös geprägt sind.
Und nun zu Falludja: Eine ganze Stadt in den Händen solch zweifelhafter Gesellen kann auf dem Weg zur irakischen Stabilität nicht geduldet werden, da sich dort eine Parallelmacht aufbauen könnte, die den Prozeß definitiv gefährden wird. Deshalb mußte Falludja genommen werden. Ich habe nur kritisiert, wie sie genommen wird. Das gilt auch für jeden weiteren Kampf im Irak. Er muß unter allen Umständen so geführt werden, dass das irakische Volk (und die gemäßigte arabische Welt) dahintersteht, sonst haben wir sehr bald Feuer unterm Dach. Die Bombardierung und die Opferung von Zivilisten ist deswegen unter allen Umständen weitestgehend zu vermeiden, selbst wenn es mehr amerikanischen Soldaten das Leben kostet. Das muß die amerikanische Regierung in Kauf nehmen. Will sie das nicht, gefährdet sie ihr eigenes Ziel. Wenn sie aber so konsequent vorgeht und das Leben der eigenen Soldaten für ein an sich gutes Ziel opfert, dann muß man über solche und vielleicht noch schlimmere Vorfälle wie die Hinrichtung hinwegsehen, zumal die Gegener gewiß nicht zimperlicher sind. Das ist schlicht und ergreifend Krieg!
Nicht mehr und nicht weniger habe ich gesagt.
Alle Kriegesbefürworter sollten in den Irak und nach dem Endsieg zu US Dollar Millionären gemacht werden,
Und Politiker in den Ring - mal sehn ob die sich traun, die verdienen mehr als ich da kan man schon mal die Fresse hinhalten
Ausbilder Schmidt,
also ich finde ein Toter ist einer zuviel
ich geh heute abend, 5 Querstraßen weiter meinen Nachbar platt machen der bedroht mich hab ich gehört, außerdem ist der 25 cm kleiner, 30 kg leichter und 30 Jahre älter als ich, ich bin ein Held
hab garnicht gewußt das Du Dir so was antust
und wie gehts sonst so, die Welt ist doch klein
salute 545reab
Das wars von meiner Seite.
Pieter
Frieden: Es gibt keinen Krieg im Nahen Osten.
Ist das alles?
Als der Schah im Iran noch an der Regierung war,
war es irgendwie auch nicht recht gewesen. Ging
es damals den Menschen im Iran unter dem Schah
nicht 100 mal besser als den Menschen im Irak
unter Hussein?
bei welcher militärische Hilfe durch die USA hat es denn mal eine Verbesserung für das einfache Volk gegeben? (Vietnam, Grenada ???, ich weiß es nicht)
aber so kann man halt besser verdienen, bloß Manöver im eigenen Land ist halt zu langweilig auf die Dauer und irgendwo müssen die neuen Waffen mal getestet werden,
am besten wäre es die größten Schreihälse für eine militärische Lösung werden einberufen und nach Falludja geschickt und dürfen 1 Jahr an vorderster Front den Amis Beistand leisten