Die Bilanz der SPD/B90-Grüne-Regierung seit 1998:
Stattdessen kamen weitschweifende Überlegungen über den Sinn und die Richtigkeit von Statistiken im allegemeinen und der Arbeistlosenstatistik im besonderen. Alles das mag ja auch ganz interessant sein. Aber wenn man vergleichen will, muß die Basis gleich sein. Und da Du und BC offenbar #691 überlesen haben, kommt das hier nochmal:
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Ob eine Statistik richtig oder falsch ist, darüber kann man sich ewig streiten. Das ist aber nicht der Punkt.
Sondern: Wenn man über einen längeren Zeitraum Zahlen vergleichen will, dann muß die Basis für die Statistiken über diesen Zeitraum gleich bleiben. Das ist aber nicht der Fall. Die Regierung hat in ihrer Regierungszeit verschiedene Änderungen gemacht und die daraus resultierenden Unterschiede muß man bei einem Vergleich berücksichtigen, wenn man fair sein will.
Oder siehst Du das anders?
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@Talisker: Verniedlichung. Dennoch war es richtig. Besser etwas als nichts.
Du schreibst in #697:
"Aber als Reaktion auf den durch Hartz IV bedingten großen Statistiksprung jetzt à la Union zu schreien: "Schweinerei! Megarekord! Böse, unfähige Regierung!" kann doch nur als verlogen betrachtet werden, da die Zusammenlegung von Sozialhilfe u. AH schließlich auch eine Forderung der Union war."
Ich möchte Dich doch in aller Bescheidenheit darauf hinweisen, daß ich die von Hatz-IV erzeugten 222000 Extra-Arbeitslosen _abgezogen_ habe. Also im Sinne der Regierung korrigiert habe. Hol mal Deinen Taschenrechner raus. Aber Du bist in guter Gesellschaft. Karlchen hat das wohl auch nicht gerafft.
Also: Den Statistiksprung wegen Hartz-IV habe ich der Regierung "positiv" angerechnet. "Negativ" angerechnet habe ich ihr allerdings die Schönheitsoperation mit der "Aktion 58". Und das zu Recht.
So. Und ´nun geh' in Dich und schäm' Dich wegen Deiner oben zitierten Worte :-).
Gruß
Talisker
Will das mal mit den 222.000 gegenüber Januar 2004 erklären. Ich kann nicht einfach nun 222.000 abziehen. Bei dieser Zahl handelt es sich um Personen, die bisher Sozialhilfe erhalten haben, und sich im Januar arbeitslos gemeldet haben. Nun ist es aber so, dass sich jeden Monat Leute arbeitslos melden, die Sozialhilfe erhalten. Von deren Zahl müsste man den üblichen Wert kennen und ihn von den 222T abziehen. Dann dürfte es schon im November und Dezember Sozialhilfeempfänger gegeben haben, die sich wegen Hartz IV arbeitslos gemeldet haben. Die haben den Sockel der Arbeitslosigkeit schon früher erhöht - gehen aber in den Vergleich mit Januar 2004 ein.
Dann haben wir auf der anderen Seite solche Bezieher von Arbeitslosenhilfe, die keinen Antrag auf Arbeitslosengeld II gestellt haben, weil sie sich ausrechnen konnten, dass sie keinen Anspruch darauf haben.
Das ist alles deshalb komplex, weil wir es hier sowohl mit Bestands- als auch mit Bewegungsgrößen zu tun haben. Und dann fehlen auch noch die Informationen. Ich könnte all das nicht ausrechnen - die Arbeitsagenturen aber wohl auch nicht, trotzdem schmeißen die mit Zahlen um sich.
MfG
kiiwii
http://www.ariva.de/board/210971/..._talk&search_id=&search_full=&580
Talisker:
Du sprachst von einem "verlogenen" Schreien auf den _von Hartz-I_ verursachten "Statistiksprung". Wegen _dieses_ Statistiksprunges hat niemand geschrien, und ich auch nicht. Im Gegenteil, den habe ich der Regierung positiv angerechnet. Du hast also mit großem Getöse und einem ehrenrührigen Vorwurf ("verlogen") auf einen selbst aufgebauten Pappkameraden geschossen. Urteile selbst, ob das mit Deinen Ansprüchen an die Redlichkeit in einer Diskussion in Einklang zu bringen ist.
Was die ABM-Stellen angeht: Mit denen wurde sicherlich vor Wahlen gern gespielt und wenn Du darüber lamentierst, stimme ich gern mit ein. Denn das ist ein kurzfristiges Hochpushen mit Steuergeldern zu Gunsten derer, die über die Steuerkassen verfügen.
Nur - das ist hier gar nicht relevant. Es mag ja sein, daß 1998 kurz vor der Wahl von der Regierung Kohl so ein Spielchen getrieben wurde. Die Arbeitslosenzahlen gingen damals in den letzten Monaten vor der Wahl stärker zurück als in den Jahren davor, und ABM-Spielchen mögen dabei eine Rolle gespielt haben. Ich weiß das nicht, allerdings das Gegenteil auch nicht. Karlchen kann ja mal ein paar Statistiken herbeizaubern. Aber egal wie das in dieser Hinsicht war - relevant ist es nicht. Denn die jetzigen Zahlen sind ja nicht nur höher als die Zahlen am Ende der Ära Kohl, sondern auch höher als alles, was es in den Jahren davor gab. Also auch in den Jahren, als von ABM noch gar nicht die Rede war.
Aber wenn Du meinst, daß solche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (wie auch immer sie genannt werden) falsch sind und kurz vor Wahlen ganz besonders, stimme ich Dir zu.
Zu dem Thema sprechen wir uns sicherlich noch einmal.
Btw zu deiner Karte:
Hat Dir da nicht grad einer empfohlen, Du sollst Dir dieselbige "sonstwo" hinstecken ? ;-)))
MfG
kiiwii
Ich wollte darauf hinaus, dass die Union nun etwas anprangert, was sie selber mitverantwortet und gewollt hat. Nur die absolute Zahl zu geißeln ohne auf den Hintergrund hinzuweisen nenne ich verlogen. Erinnert ein wenig an das überaus lange Stillhalten angesichts der Hartz IV-Proteste (den schwarzen Peter lassen wir mal schön bei der Regierung).
Zu den ABM´s: Habe keine Zahlen, aber die lagen meiner Erinnerung nach in den 90ern um ein Vielfaches höher als heutzutage - Wahltricks hin oder her.
@kiiwii: Hier gehen inzwischen mindestens 3 Threads zu dem Thema quer - was war eigentlich genau deine Frage hinsichtlich der Bedarfsgemeinschaften?
@BeMi: Der malaka-Mann war aber eher da als du...
Gruß
Talisker
Insofern hat Karlchen recht: Diese Änderungen machen die Vergleichbarkeit schwer. Nur komisch, daß man sich in Berlin jetzt immer dann daran erinnert, wenn man die eigenen Statistiken selbst um die Ohren geschlagen bekommt.
Trotzdem ist es sinnvoll, die offenkundigen Änderungen an den Regeln für die Aufstellung der Statistiken herauszurechnen. Und das habe ich getan. Daß es darüberhinaus noch mehr Effekte geben kann, ist sicher richtig. Die gab es früher auch und deren Bewertung ist schwierig, weil es da oft an Zahlenmaterial fehlt. Aber auch das war früher so. Was zur Korrektur bleibt, sind die "harten" Änderungen an der Statistik, also die, die duch Gesetze und Verwaltungsvorschriften geschaffen wurden.
Und noch was: Neben aller Statistik gibt es auch sowas wie die "gefühlte" Arbeitslosigkeit. Hör Dich mal um. Es ist in den letzten Jahren deutlich schlimmer geworden. Nur wer mit dem versteinerten Herzen des wohlsituierten Warme-Nest-Bewohners durch die Welt geht, wird das bezweifeln.
Übrigens: Bis Ende 1997 ging ABM deshalb zurück, weil es das Stichdatum für die Erfüllung des Maastricht-Kriteriums war. Deshalb wollte man Ausgaben sparen.
ABM wurde mit Hartz3 praktisch abgeschafft. Es handelt sich hier also keineswegs um "peanuts".
Gruß BarCode
Und ich hätte diese Werte gern noch für die Jahre danach. Und dazu die für Ich-AGs und ähnliche Maßnahmen. (Da war doch was mit "Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit" mit kräftigem Steuerantrieb kurz nach dem Wahlsieg 1998, oder? Solche Dinge meine ich). Bei den vielen Programmen verliert man leicht die Übersicht. Aber Karlchen kennt sie sicher alle und wird keins vergessen.
Die Werte für die 630-Mark-Jobs / 400-EUR-Jobs wären auch ganz reizvoll.
Und ehrlich gesagt: Eine andere Quelle als der DGB wäre unverdächtiger. Aber notfalls auch die.
Was den "verlogenen" Aufschrei der Union angeht nimmt der Spiegel meinen Gedanken auf:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,339870,00.html
Noch was zur "falschen Einsortierung" von ALG2-Empfängern:
http://www.taz.de/pt/2005/02/03/a0155.nf/text
(man beachte den 5. Absatz)
Absolute Zahl der ABM derzeit: 68724, zu finden hier (S.20):
http://www.pub.arbeitsamt.de/hst/services/.../start/monat/aktuell.pdf
Leider sind hier aber nicht alle Bereiche der "aktiven Arbeitsmarktpolitik" aufgeschlüsselt.
@SL: Danke für deinen Beitrag. Ich werde, nur für dich, in Zukunft jeden meiner Beiträge mit dem Einleitungssatz "Die Zahlen sind fürn Arsch! Die Arbeitslosigkeit ist eindeutig zu hoch." beginnen.
Darum gings doch gar nicht. Sondern um die Frage der Vergleichbarkeit zu den früheren Zahlen und dem Nachvollziehen, was sich hinter der Statistik verbirgt. Man kann z.B. fragen ob jemand, der in einer Weiterbildungsmaßnahme steckt, dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht. Oder ob das nur ein Trick ist.
Gruß
Talisker
die Wahlversprechungen der SPD 1998.
Hat Gerd alles nach über 6 Jahren annähernd erreicht?
@Talisker: Und, ist es ein Trick, sind die Zahlen vergleichbar? Und welche Rolle spielt das angesichts von ca. 7-8 Mio. wirklichen Arbeitslosen?
SL, das Lesen kann ich dir nicht abnehmen. Zu deinen Fragen steht doch bereits ne Menge hier im Thread. Dann wirst du vielleicht auch erkennen, dass du nicht alleine bist mit "Außerdem definiere ich Arbeitsplatz als etwas, was dem täglichen Auskommen dient, und nicht Parkreinigung 1x Woche für 2,50€!" Letzteres definiert auch in Deutschland niemand als Arbeitsplatz...
es gibt auch keine möglichkeit, die anzahl derer festzustellen, die keine leistungen beziehen, nicht gemeldet und trotzdem arbeitswillig sind. das ist bei jedem anziehen der konjunktur, wie z.b. in 2004, zu sehen, wo die zahl der arbeitslosen stagniert respektive noch leicht ansteigt während gleichzeitig die anzahl der beschäftigten steigt. das bedeutet, dass die motivation arbeit aufzunehmen, die arbeitslosigkeit steigen läßt.
;o) prosit
letzter Stand:
23.08.2004
Derzeit sind rund 7,6 Millionen Menschen in geringfügigen Beschäftigungen tätig.
Bei 8 Millionen Minijobs bedeutet dies,
dass einige Menschen mehrere Minijobs ausüben.
Die Zahl der gemeldeten Minijobs ist zwischen Juni 2003 und Juni 2004 um über 1,5 Millionen gestiegen.
http://www.bundesregierung.de/Politikthemen/Arbeit-,9922/Minijobs.htm