Börsencrash?
Trading Bots starten offenbar Verkaufslawine Während die US-Börsenaufsicht untersucht, ob beim Kursrutsch alles mit rechten Dingen zuging, konzentrierte sich der Verdacht zuletzt auf elektronische Handelssysteme. Denn sogenannte Trading Bots - also Handelsroboter - suchen im Markt nach stabilen und handelbaren Kursmustern und kaufen oder verkaufen dann Aktien. Diese Systeme gelten als besonders verlässlich, da sie sich nicht von Emotionen leiten lassen und stur dem mathematisch berechneten Trend folgen. Die Achillesferse: Die Handelsroboter ziehen sich bei starken Schwankungen zurück, weil dann kein klarer Kurstrend mehr erkennbar ist. In anderen Worten: Genau dann, wenn der Markt unter Stress steht und am dringendsten Liquidität bräuchte, kaufen die Trading Bots nicht mehr.
Computer ziehen sich zum falschen Zeitpunkt zurück Tatsächlich berichtete das "Wall Street Journal", dass zwei auf Hochfrequenz-Trading spezialisierte Firmen am gestrigen Donnerstag wegen der hohen Volatilität mitten im Ausverkauf den elektronischen Handel einstellten. Demnach habe die Firma Tradebot Systems ihren Computer abgeschaltet, als der Dow Jones Index rund 500 Punkte gefallen war. Auch der Konkurrent Tradeworx habe sich aus dem Markt zurückgezogen. Wegen der fallenden Kurse hätten sich auch die überraschten Parketthändler eine Weile mit Käufen zurückgehalten. Der Computer-Handel habe einen ordentlich funktionierenden Aktienmarkt in Schockstarre versetzt, urteilte Larry Leibowitz, der Leiter des Börsenbetreibers NYSE Euronext in "Bloomberg TV". Nach dem extremen Kursverfall an der Wall Street waren schließlich auf dem gesamten Parkett wieder "Kaufen"-Rufe zu hören.
http://boersenradar.t-online.de/Aktuell/Aktien/...n-ein-22509290.html
14:21 10.05.10
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FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Europäische Zentralbank (EZB) bricht aus Furcht vor einem Zerfall der Eurozone mit einem Tabu. Um die Märkte am Leben zu halten, kauft die EZB nun auch Anleihen hoch verschuldeter Euro-Staaten oder privater Schuldner aus diesen Ländern. Das gaben die Währungshüter am Montag bekannt. Bislang hatte sich die EZB strikt dagegen gewehrt, Staatstitel anzukaufen. Denn damit finanziert die Notenbank indirekt die Schulden, die von Griechenland und anderen bedrängten Euro-Ländern aufgenommen werden.
Unmittelbar nach der Ankündigung begann die Bundesbank mit dem Ankauf von Staatsanleihen. Eine Bundesbank-Sprecherin bestätigte die Aktion. Nähere Details über Umfang, Zeitrahmen und betroffene Länder machte sie nicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) selbst wollte keinen weiteren Kommentar abgeben. In welchem Umfang, die EZB Anleihen kaufen wird, ist noch unklar. Ein direkter Kauf bei den ausgebenden Staaten ist nicht möglich.
POLITIKWECHSEL
Bereits vor einer Woche hatte EZB-Chef Jean-Claude Trichet einen Politikwechsel in dieser Richtung angedeutet. Entgegen früherer Praxis der Währungshüter sollten griechische Anleihen auch mit schlechter Bonität als Sicherheit angenommen werden.
Der Ankauf von Staatsanleihen in der Schuldenkrise der Eurozonen- Staaten lässt nun endgültig einen Damm der europäischen Geldpolitik brechen - bereits in der Finanzkrise nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers hatten die Notenbanken zahlreiche ungewöhnliche Schritte unternommen, um die Banken und Märkte mit genügend Geld zu versorgen.
INFLATIONSRISIKEN
Einige dieser Maßnahmen wurden in der Nacht auf Montag wiederbelebt. Die EZB verteidigte den jetzt möglichen Ankauf mit ihrer Kernaufgabe Preisstabilität, die funktionierende Märkte voraussetze. Die Notenbank versicherte, dass sich grundsätzlich nichts an ihren geldpolitischen Zielen verändere.
Kritiker befürchten, dass die beschlossenen Ankaufaktionen angesichts der immensen Verschuldung Griechenlands und anderer Schuldensünder die Inflationsrisiken weiter steigern könnten. Ohnehin ist wegen der Milliardenspritzen im Kampf gegen die globale Rezession viel Liquidität im Markt, die langfristig die Preisstabilität gefährden kann.
POSITIVE MARKTREAKTION
Die Euro-Staaten hatten sich zuvor nach einer Marathonsitzung auf ein 500 Milliarden Euro hohes Euro-Rettungspaket, das zudem mit bis zu 250 Milliarden Euro durch den Internationalen Währungsfonds unterstützt wird, geeinigt.
An den Märkten wurden die angekündigten Schritte der Eurozonen- Länder und der EZB positiv quittiert. Der Euro kletterte zeitweilig wieder über 1,30 Dollar. Vergangene Woche war die Gemeinschaftswährung noch in Richtung 1,25 Dollar gefallen. An den internationalen Aktienmärkten stiegen die Kurse kräftig.
WEITERE MASSNAHMEN
Neben dem Ankauf von Staatsanleihen will die Zentralbank die Geldströme in der Eurozone am Laufen halten. So sollen die Banken sich bereits in dieser Woche so viel Geld bei der EZB für sechs Monate leihen können wie sie wollen.
Die Kosten dafür richten sich nach dem durchschnittlichen Zinssatz der sonst üblichen Refinanzierungsgeschäfte bei der EZB in diesem Zeitraum. Zudem will die EZB Ende Mai und Ende Juni den Banken jeweils für drei Monate unbegrenzt Geld zu einem festen Zinssatz zur Verfügung stellen. Darüber hinaus greifen die Notenbanken weltweit zu einem weiteren aus der Finanzkrise bekannten Schritt. Sie geben sich selbst untereinander Kreditlinien, um die jeweilige Versorgung mit Fremdwährungen zu gewährleisten./zb/bb/DP/bgf