von charttec.de


Seite 1 von 1
Neuester Beitrag: 22.08.04 23:11
Eröffnet am:22.08.04 23:11von: daytrader07Anzahl Beiträge:1
Neuester Beitrag:22.08.04 23:11von: daytrader07Leser gesamt:1.216
Forum:Börse Leser heute:2
Bewertet mit:


 

261 Postings, 7471 Tage daytrader07von charttec.de

 
  
    #1
22.08.04 23:11
Von Löwen, Wölfen, Hyänen und vielen, vielen Schafen
(und einem einzigen Aasgeier namens "eagle")
Es gibt ein Land, in dem leben nur Löwen, Wölfe, Hyänen und viele, viele Schafe.

Die Löwen sind die Könige in diesem Land. Sie liegen faul im Gras, betrachten den Himmel und die Wolken und wenn sie Hunger haben, stehen sie auf und reißen einige Schafe. Danach legen sie sich wieder hin und leben weiter in den Tag, bis sie wieder Hunger haben. Es gibt nichts was sie aus der Ruhe bringt, denn sie haben keine Feinde im Tierreich. Und die Löwen werden groß und fett ohne viel zu tun. Außerdem sind sie sehr gründlich bei der Jagd und beim Fressen und sie lassen wenig Aas zurück.

Die Wölfe müssen ebenfalls keine anderen Tiere fürchten, denn sie leben mit den Löwen in Frieden. Die Wölfe sind übrigens auch ganz anders, als die Wölfe die wir kennen! Sie jagen der Lust wegen und sie legen geschickte Fallen für die Schafe. Sie streuen Gerüchte über saftige Weiden aus und sie pflanzen sogar etwas Gras dort an, wo ihnen die Jagdgründe geeignet scheinen. Und da sie reinliche Tiere sind, die keine Spuren hinterlassen wollen, informieren sie einige Hyänen darüber, wo sie als nächstes zuschlagen werden. Die Hyänen sind den Wölfen über diese Hinweise so dankbar, daß sie, wenn sie eingeladen wurden, selbst etwas Gras dort anpflanzen, wo die Jagdgründe günstig sind. Die Wölfe sind geschmeidige und kräftige Tiere. Sie werden selten wirklich fett, dafür bilden sie lieber Muskelmasse aus um noch besser jagen zu können.

Die Hyänen sind, neben dem einen, nie landenden Aasgeier (hallo eagle!), die Aasfresser des Landes. Sie sind, auf sich selbst gestellt, bei der Jagd nur sehr selten erfolgreich, und wenn doch, dann fangen sie nur die kranken und schwachen Schafe, die aber nicht lange sättigen. Sie leben deswegen mit den Wölfen in einer Symbiose und achten genau darauf, wo diese ihre Fallen aufstellen. Dann sammeln sie sich dort, warten bis die Wölfe satt sind und holen sich das, was die Wölfe übriggelassen haben. Die Hyänen leben in ständiger Angst davor, einen Jagdzug der Wölfe zu verpassen. Sie erfahren zwar meist rechtzeitig von den Jagdgründen, werden aber selbst niemals vor den Wölfen fressen dürfen, sondern bekommen immer nur die zähen und knochigen Reste der Beute. Die Hyänen werden auch nie wirklich fett oder muskulös, denn die Hyänen gönnen sich untereinander die Beute nicht. Statt dessen streiten und kämpfen sie unablässig miteinander. Oft verpassen sie deswegen eine Einladung der Wölfe oder übersehen schöne Happen, die die Wölfe eigentlich übriggelassen haben.

Die Schafe sind meist ängstliche und dumme Tiere. Es gibt unendlich viele Arten von Schafen. Die wichtigsten Arten im Überblick:

Die ängstlichen Schafe:
Sie fressen hier etwas Gras und da etwas Gras. Wenn sie ein außergewöhnlich schönes Weideland gefunden haben, halten sie sich nur ganz kurz dort auf, denn sie fürchten im allgemeinen die Fallen der Wölfe! Beim kleinsten Geräusch des Windes spucken sie das bereits gefressene Gras wieder aus und flüchten. Einige von ihnen werden alt, diese werden aber selten fett. Die meisten ängstlichen Schafe verenden oft wegen zu wenig Nahrung!

Die mutigen, aber dummen Schafe:
sie suchen begierig Gras, finden auch die schönen Weiden und fressen. Sehen sie einen Wolf, blöken sie und schreien: "ein Wolf, ein Wolf!" Da sie aber das bereits gefressene Gras nicht wieder ausspucken wollen, bleiben sie stur dort stehen und fressen weiter bis der Wolf sie am Genick packt und tötet.

Die mutigen, aber schlauen Schafe:
sie suchen alleine Gras, finden schönes Weideland und fressen dann dort bis sie einen Wolf sehen. Wenn der Wolf nahe genug ist, denken sie: "oh, ein Wolf!" Dann rennen sie weg und lassen ein wenig gefressenes Gras fallen. Auf diesem rutscht der Wolf dann aus und fällt auf die Nase. Dadurch schaffen diese Schafe sehr oft die Flucht und überleben. Sie sind meistens die am besten genährten Schafe!

Schriftgelehrte Schafe:
diese Schafe diskutieren über den Sinn des Grasfressens. Sie erstellen theoretische Pläne und Strategien und diskutieren über Löwen, Wölfe und Hyänen. Sie geben Schriften heraus, in denen sie beschreiben, wo die Wölfe und Hyänen die Fallen aufgebaut haben. Dann sagen sie zu den anderen Schafen: "geht dort hin, dort gibt es Gras!"
Dafür, daß sie die Schafe dort hinschicken, bekommen sie sowohl von den Wölfen und Hyänen, aber auch von den Schafen Gras geliefert! Damit bezahlen sie auch die Rechtsanwälte, die nach dem Gemetzel die Schriftgelehrten von jeder Schuld am Tod so vieler Schafe freisprechen!

Die gruppendynamischen Schafe:
diese Schafe lassen andere Schafe die Führung übernehmen (z.B. lesen sie die Schriften der Schriftgelehrten!) Sie warten also darauf, daß sie von anderen Schafen das Weideland gezeigt bekommen. Dies sind meist sehr grüne und vielversprechende Wiesen. Es fällt ihnen selten auf, daß dort gestern noch kein Gras war! Und sie lassen sich davon überzeugen, daß dieses Gras nur bisher von allen übersehen wurde und schon immer dort war! Also strömen die Schafe in großen Mengen von überall herbei. Wenn sie dann alle gemütlich anfangen zu fressen fallen die Wölfe und Hyänen über sie her. Nur wenige Schafe überleben dieses Gemetzel!

Bei den Schafen gibt es auch eine Unterscheidung nach Altersstufen!

Die jungen Schafe:
hierbei handelt es sich um unerfahrene Tiere. Sie lachen die alten und erfahrenen Schafe als Spinner aus und glauben weder an Wölfe noch an Hyänen! Junge Schafe glauben, daß die Löwen die dümmsten aller Tiere sind. Die meisten jungen Schafe glauben, daß sie Gras niemals fallen lassen müssen! Sie kennen die Wolfsfallen zwar aus Geschichten, werden aber trotzdem mit der Herde laufen, wenn es soweit ist. Je grüner das versprochene Gras ist, um so besser! Junge Schafe sind gierig aber rufen nach ihrer Mutter, wenn sie einen "bösen" Wolf sehen! Junge Schafe überleben manchmal! Sie glauben dann, sie sind schlauer als die alten Schafe. In Wirklichkeit haben sie einfach nur Glück gehabt oder waren den Wölfen und Hyänen zu mager!

Die älteren Schafe:
manchmal werden einige Schafe auch älter und überleben einige Jahre! (Das ist übrigens sehr selten, vielleicht 20% aller Schafe schaffen dies!) Meist gehören sie zu den mutigen, aber schlauen Schafen. Es gibt auch ältere Schafe die die Löwen lange Zeit beobachtet haben und so handeln wie diese. Es gibt aber auch einige wenige ältere Schafe, die einfach jahrelang Glück hatten!

Die Metamorphose:
Das Seltsamste an diesem Land ist aber ein Ereignis namens "die Metamorphose". Einmal im Jahr findet unter den Tieren eine Verwandlung statt. So kann es passieren, das aus einem "älteren Schaf" eine Hyäne wird. Oder eine ältere und lange erfolgreiche Hyäne wird (nach eigener Wahl übrigens) zum Löwen oder zum Wolf. Diese Vorgänge sind allerdings sehr selten und nur die besten und erfolgreichsten Exemplare jedes Jahrgangs steigen in der Hierarchie auf. Aber auch umgekehrt kann es passieren, daß ein dummer Wolf zur Hyäne wird oder eine dumme Hyäne wieder zum Schaf. Aber nur alle Jubeljahre wird ein Löwe sich verwandeln, denn Löwen sind gegen die Metamorphose fast immun!

Die Wiedergeburt:
auch die Wiedergeburt ist möglich, wenn auch ebenfalls sehr selten. Manchmal bekommt ein getötetes Schaf eine zweite Chance und darf zurück in dieses Land. Oft hat es dann aus seinen Fehlern gelernt und wird ein mutiges schlaues Schaf oder handelt wie ein Löwe. Wiedergeborene Schafe haben meist große Chancen auf die Metamorphose, wenn sie aus den Fehlern des vorherigen Leben gelernt haben. Eine dritte Chance bekommt fast nie ein Schaf!

P.S.: in diesem Land ist weder "Hyäne" noch "Aasgeier" eine Beleidigung!

P.P.S.: und scheinbar ist 23! ein Wolfs-Signal!

 

Die "dreieckige Schafsweide" © by ChartTec
Anmerkung -1-
Die "dreieckige Schafsweide" war bis 2001 eine sehr häufig zu entdeckende bearishe Formation. Angetrieben wurde sie durch die Gier und Unerfahrenheit der Neueinsteiger der Internet- und Media-Blase um das Jahr 2000. Daher stammen auch die Beispiele aus dieser verrückten Zeit.
Aber auch heute noch hat diese Formation, wenn auch deutlich seltener anzutreffen, ihre Berechtigung.

 

Anmerkung -2-
Wie ich gerade erfahren habe, wird die Formation im Englischen als "Hell´s Triangle" bezeichnet (wobei bei dieser Quelle die Umsatzentwicklung nicht berücksichtigt wird!)

06.04.2002

 

chart68.gif (8738 Byte)
Eines der sichersten Anzeichen für eine typische Schafsfalle ist die "dreieckige Schafsweide", die ich hiermit zu den charttechnischen Formationen dieser Welt hinzufügen will *ggg*. Deutlich erkennbar ist diese Formation an fünf Phasen des Kursverlaufes, nach der dritten Phase gilt sie als bestätigt:
  • 1. Lockphase der Wölfe:
    der Kurs eines sehr engen und bisher völlig unbekannten Wertes steigt zunächst unter deutlichen Kursanstiegen an, wobei die Umsätze im Vergleich zum Durchschnitt geradezu explodieren. Begleitet wird der Kursanstieg von hunderten von Nachrichten in den verschiedenen Börsenboards, die das entsprechende Produkt der AG als die allein selig machende Erfindung preisen! Utopische Kursziele werden genannt. Käufe sind ein 100% sicheres Engagement mit mind. 1000% Chance! Typischerweise stammt der Wert aus der Branche, die gerade völlig hip ist!
  • 2. Die Schafe sind vollständig auf der Weide versammelt:
    Der Höhepunkt des Kursanstiegs ist gleichzeitig auch in etwa der Höhepunkt der Umsätze. Die AG ist in aller Munde, jeder kennt den Namen, jeder ist investiert und versucht andere von den Vorzügen dieser AG zu überzeugen! Kritiker werden mundtot gemacht und auf auf eine Stufe mit Geistesgestörten gestellt. Absolut typisches Anzeichen: Postings der Art: "übliche Analysemethoden wie Fundamental- oder charttechnische Analyse versagen völlig bei solchen Firmen!" Die Aktie wird mit pseudoreligiösem Eifer gegen jede Anfeindung verteidigt.
  • 3. Die "mutigen, aber schlauen Schafe" fliehen:
    Nun beginnt die Zeit des Aussitzens. Der Kurs stagniert langsam, die Umsätze fallen dafür um so schneller. Nach ca. ein- bis zwei Monaten ist der Kurs zwar immer noch recht hoch, die Umsätze haben aber wieder den Durchschnitt vor dem Hype erreicht.

Zu diesem Zeitpunkt ist die dreieckige Schafsweide mit 95% Sicherheit als solche zu identifizieren!

  • 4. Die "mutigen aber dummen Schafe" erwarten freudig ihren Tod:
    Die Parolen lauten nun: "es fehlt nur die nächste gute Nachricht", "nach dem Anstieg kein Wunder", "das Ganze ist doch eh ein Langfrist- Engagement", "die Zocker sind raus, der wahre Anleger hält!"  und vor allem fast (täglich): "welche Idioten verkaufen denn xxx zum Kurs von yyy?" Ein ganz wichtiges Anzeichen ist auch der Satz: "wie kann man denn diesen Wert mit xxx oder yyy (also anderen Schafsweiden) vergleichen..."
  • 5. Das Festmal ist vorbei!
    Es kommt was kommen muß: das Kartenhaus bricht zusammen, der Kettenbrief wird unterbrochen, die Schafe sind tot, selbst die Hyänen sind satt ... bis die Wölfe die nächste Falle aufbauen! Nomalerweise verschwindet die Aktie jetzt für einige Zeit in der Versenkung!

Um das deutlich zu sagen: eine Schafsweide ist KEIN ANZEICHEN FÜR EINEN DROHENDEN KONKURS! Dies wurde so vor einiger Zeit interpretiert, dies ist natürlich falsch! Aber eine solche Aktie auszusitzen bedeutet bestenfalls, Kapital auf lange Zeit sinnlos zu binden!

 

Beispiele:
schaf-1.gif (9459 Byte)
schaf-2.gif (11275 Byte)
schaf-3.gif (11309 Byte)
schaf-4.gif (13690 Byte)

Counter by WebHits

 

"Eine kleine Fabel von Löwen, Wölfen, Hyänen und vielen, vielen Schafen"
"dreieckige Schafsweide"
©1999 bis 2004 by ChartTec

 

banner.jpg (7787 Byte)

 

   Antwort einfügen - nach oben