kauft apocalypse, jetzt!


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Neuester Beitrag: 05.11.02 20:11
Eröffnet am:05.11.02 05:50von: ElanAnzahl Beiträge:2
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5074 Postings, 9196 Tage Elankauft apocalypse, jetzt!

 
  
    #1
05.11.02 05:50
Kauft Apokalypse, jetzt!

Mit laufend wechselnden Namen sind die sieben Reiter ständig auf Erden unterwegs, um ihren Job zu machen. Mal kommen sie auf Kamelen durch den Wüstensand daher geritten, mal treten sie in Form unrasierter Bergsteiger händchenhaltend mit Allah oder als Cevapcici – Hasser in bereits in Vergessenheit geratenen Regionen Europas auf. Sie dienen einem Zweck, dem Apokalypse-Marketing. Wer führt die Einstellungsgespräche ? Sind sie Teil einer ABM-Maßnahme ? Kann nicht eine vollbusige Nymphe mit französischem Akzent den Job erledigen, denn Sex sells bekanntlich ?


Als Objekt der Untersuchung gelten überwiegend die Vereinigten Staaten von Amerika, aus dem schlichten Grunde, weil ganze Bibliotheken sich indirekt mir deren Weltuntergangs-Marketing auseinander setzten. Derzeit sind sie selbst Teil des entsprechenden europäischen Konzepts geworden und unterliegen, wie die Europäern bei den US-Amerikanern selbst, zumindest im Rahmen der öffentlichen Meinung dieser Vermarktungsstrategie, die es zu belegen gilt. Ein weiterer Grund sind die ausschweifenden Dimensionen ihres Konzepts aufgrund der einzigartigen Machtfülle der USA. Bei weitem sind sie allerdings nicht die einzige Agentur, die sich dessen bedient.

Einführung:

Der Weltuntergang ist an sich kein Produkt, welches den Gesetzen des Marktes unterliegen kann, denn direkt im Anschluss an sie, existiert nur noch das Nichts. Nichts verkauft sich nur schleppend bis gar nicht. Anders dagegen die Angst vor dem Nichts, als Werkzeug der Marketingstrategen. Sie ist mit einer Reihe von Nebenprodukten verbunden, die schnell die Wege zu ihren Absatzmärkten finden und verschaffen dem Konsumenten die Illusion der Sicherheit und der ebenfalls illusionären Fähigkeit zur Bekämpfung des aufmarschierenden Reiters.

Beispiel: Nach dem 11. September wurde das Produkt Sicherheit in Woolworth-Qualität von der CIA angeboten und prompt für etliche Milliarden vom Pöbel erworben, ebenso geschah es mit dem Militärhaushalt. Die Auflage der wöchentlichen Nachrichtenmagazine stiegen, zur Freude ihrer Anteilseigner, kurzfristig ins Unermessliche. Dieses sind nur einige wenige Produkte, die sich vom Apokalypse-Marketing nähren oder sogar durch dieses berechtigt werden. Es schafft Arbeitsplätze, füllt die Sozialkassen und gilt als Wasser auf den ökonomischen Mühlen. Es hat seine volkswirtschaftliche Berechtigung.

Einführendes Beispiel: In den guten, alten Zeiten des Kalten Krieges wurden allerorts, auf Drängen der NATO, in der westlichen Hemisphäre Gesetzte erlassen, dass spezielle elektronische Geräte nicht hinter den eisernen Vorhang zur Sowjetunion gelangen durften. (Das damalige, primitive Kommunistenpack ist bis heute der immerwährende Klassiker in den Die-wollen-den-Untergang-Billboard-Charts. Dreister Weise stationierten sie zu diesem Zwecke Atomwaffen bei den Krebs-exportierenden Zigarrendrehern, doch SuperPräsident Kennedy rettete die Welt, indem er mit dessen Vernichtung drohte.) Doch auch ein Proletarier muss seine Pornos aus dem Internet saugen oder auf der Konsole ballern, also erwarben sie die dazu benötigten Geräte vom CIA und BND, allerdings mit einem Gewinnaufschlag von 600 Prozent. Das Marketing hatte gefruchtet.

Zweck/Technik

Der Werbefeldzug wird zu Beginn von den Regierungen unter Hilfenahme der Geheimdienste eingeleitet, die restlichen Marktteilnehmer folgen. Sie kündigen Gräueltaten der erkorenen Reiter an oder verweisen auf sie. Die volkswirtschaftlichen Akteure, z.B. die Waffenlobby, die Medienmogule, der Volksmob, bedanken sich dafür, je nachdem mit Wahlkampfspenden oder mit einem Kreuz auf dem Wahlzettel.

Die biblischen Pferdeflüsterer werden wohlwissend selektiert. Während die indonesische Armee im Ost-Timor reihenweise den Wohnungsmarkt durch Hinrichtung der Mieter entlastete, war allerdings zeitgleich schon Slobo Milo zum Weltoberübel gepushed worden. Zuviele Köche verderben den Brei.
BigBrother wurde von RTL2 solang massiv vermarktet bis der Konsument davon ermüdet war und die Sendung schließlich ablehnte, man war am kurzfristigen Erfolg interessiert. Die Apokalypse hingegen ist eine langfristige Projekt. Zwei Träger könnten den Zuschauer überlasten und schließlich zu dessen Desinteresse führen. Kein Interesse – kein Konsum – kein Produkt.

Ein weiteres Problem ergibt sich in der Notwendigkeit der Dauerhaftigkeit des Werbefeldzuges. Salzsammler Gandhi protestierte mit öden Kundgebungen zu Anfang des letzten Jahrhunderts gegen die koloniale Vorherrschaft Englands in Indien. Die Inselaffen beschlossen den Currykoksern den Reis aus den Ohren zu prügeln, scheiterten allerdings. Die Feldzugsstimmung der Teepisser nach dem ersten Weltkrieg hielt sich eher in Grenzen und so ergriff eine pazifistische Müslibewegung, gegen den Protest von Churchill, Partei für die Baumwollkurbler. Unter anderen Aspekten führte dies zum Ende der englischen Vorherrschaft und zu ihrem, tief im Volk verwurzelten, Hooligankomplex. Das Marketing war nicht konsequent durchgeführt worden.

 
Herrlich! Optisch mehr unterhaltend, als der Tod auf der Autobahn!  
Der überwiegende Tenor der US-Medien ist derzeit, dass der Sandkastenjogger und Kamelficker mit seinen Chinaböllern die USA bedroht. Dies ist nicht der Fall. Er bedroht vielmehr Israel aber dies bis zu dessen Existenz und damit den grundlegenden, amerikanisch-demokratischen Brückenkopf in der Region.

Ein Beispiel dazu: als vor zwei Monaten über Frankfurt am Main ein amerikanisches Militärflugzeug mit Bombenbestückung außer Kontrolle geriet, waren innerhalb von vier Minuten Düsenjets zur Stelle, um mit dem, wahrscheinlich in der Flugzeugtoilette einen Joint rauchenden, Piloten mal ausführlich über dessen Arbeitsmoral zu debattieren.
Wenn eine Rakete aus der Dattelexportnation Nr.1 Richtung USA fliegen würde, könnte man, noch mindestens viermal "Ben Hur", dreimal "Der mit dem Wolf tanzt" und 1,437 mal "Apocalypse Now" in Originalfassung und Directors Cut anschauen und erst dann bräuchte man überlegen, ob der ganze damit verbundene Stress eine Abwendung der Katastrophe überhaupt wert wäre. Allerdings ist die Apokalypsevermarktung erst wirklich effizient, wenn es an die eigenen Hämorriden geht.

Star der ganzen Aufführung kann unmöglich ein Sozialarbeiter aus dem Familienstamm von Mutter Theresa sein. Er muss der Gesellschaft von vorneherein als suspekt gelten. Es nützt nichts, wenn sich ein Silikonlager a la Brittney Spears auf MTV Spots rekelt und anschließend als Samenraubmonster enttarnt wird. Besser hingegen ist es, wenn Clips von irgendeinem Teppichknieer im Weihnachtsmannkostüm auf einem fremdländischen Sender, dessen Namen man noch nicht mal aussprechen kann, gezeigt werden. "Der ist ja schon schräg unterwegs", wird es automatisch lauten.

Auch gilt es im Allgemeinen als kontraproduktiv zu behaupten, es sei doch wahrscheinlicher vollgesoffen und bis zum Kragen verkokst hinterm Steuer, als durch einen hinterhältigen, durch die Fusion von Knoblauchmolekülen entstandene, Giftgaswolke, zu sterben.

Insgesamt muss die Historie des Übeltäters rüberkommen, wie ein Werbespot mit der digitalen Handheldkamera, nicht zu perfekt, ein wenig improvisiert. Man habe ja bereits mit ihm zusammen gearbeitet, sagt es aber ungern, hatte sich geirrt, damit am Ende die Intellektuellen nicht ohne Wichsvorlage dastehen.

Die schwierigste aller Fragen ist in diesem Zusammenhang, warum der Penner denn das tut, was man ihm zurechnet, wird auch in der Regel schlecht beantwortet. Hier ist also noch Entwicklungsspielraum für die Kreativen.
Die Begründung, er sei halt böse, kommt nicht wirklich durchdacht daher. Auch mit "Er wollte meinen Vater töten!" gab es schlechte Erfahrungen. Die These man sei beim Feind aus Penisneid in Missgunst geraten ist inzwischen ziemlich abgedroschen und es gilt neue Innovationen zu entwickeln.

Zusammenfassung:

Diese Form des Marketing ist allgegenwärtig und zeitlich unbegrenzt anwendbar. Höhlenhocker ging – ABC-Waffen-Fetischist kam. Ein Dummer findet sich immer. Wir brauchen ihn, sowie er uns braucht. Irgendwo auf unserem schönen Globus ist die Kacke immer am Dampfen und irgendein Goldfinger (nicht immer gespielt von dem genialen Gerd Fröbe) wird stets versuchen die Welt rein prinzipsmäßig zu vernichten.

Fazit: Insgesamt handelt es sich um ein bewährtes Konzept, dass durchaus Zukunftspotential in sich birgt und wird auch weiterhin von fast allen Staaten propagiert werden.
Profiteure sind annähernd alle Teilhaber; Politik, denn in Krisenzeiten wird eine Regierung eher wiedergewählt, als in Friedenszeiten; Industrie, denn sie kann ihre Produkte an den Mann bringen; Volk, denn es hat aufregende Fernsehnächte vor sich und persönliche Probleme werden etwas verdeckt; ja, selbst das Kind in Ost-Afghanistan, dessen linkes Bein durch ein Minendetonation abgerissen wurde, hat Vorteile, denn nun kann es mit einem anderen Kind, welches gleiches Schicksal allerdings mit dem anderem Bein erfuhr, eine Einkaufgenossenschaft gründen und braucht somit nur noch ein halbes Paar Adidas-Treter zu bezahlen.

Schlagt ihn tot! Das Weltgericht fragt euch nach den Gründen nicht! (H.v.Kleist, Germania und ihre Kinder)



Elan
1984 ist jetzt

 

5074 Postings, 9196 Tage Elanup

 
  
    #2
05.11.02 20:11


Elan
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