tod für photo
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Eröffnet am: | 26.01.07 13:13 | von: brokeboy | Anzahl Beiträge: | 8 |
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http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,462052,00.html
Von Alexander Schwabe
Fotograf Akash wurde mit dem "World Press Photo Award" geehrt. Jetzt schwebt er in Todesgefahr: Er hat einen Jungen in einer Koranschule in Ketten abgebildet - Islamisten wollen ihn dafür umbringen. Jetzt sucht er in Deutschland Zuflucht.
Hamburg - Brenzlige, ja bisweilen tödliche Situationen, wie sie Kriegsfotoreporter durchmachen, kennt G.M.B. Akash nicht. Doch auf der Suche nach dem besten Bild schrammte auch der preisgekrönte Fotograf aus Bangladesch schon um Haares Breite am Tod vorbei. Es war ein dünner Draht, der ihn fast das Leben kostete. Akash stand auf dem Dach eines fahrenden Zuges - um zu dokumentieren, wie mittellose Pendler in seiner Heimat zur Arbeit kommen. Plötzlich traf eine über die Bahntrasse gespannte Leitung seinen Kopf, warf ihn um - und pfitzte über seine Stirn nach oben weg. Hätte der Draht Akash wenige Zentimeter tiefer getroffen, hätte er den heute 29-Jährigen wohl getötet.
Seit Ende 2005 ist Akashs Leben wieder in Gefahr. Nicht wegen eines halsbrecherischen Einsatzes - sondern wegen eines Auftrags, der zunächst harmlos klingt, als er ihn bekommt. Schulkinder will er fotografieren, die in Koranschulen die Lehren des Propheten lernen. Er gewinnt das Vertrauen der Lehrer, schenkt den Kindern Schokolade.
Doch dann nimmt er ein Motiv ins Visier, das gefährlich für ihn werden wird. Er fotografiert einen siebenjährigen Jungen, der auf dem Boden eines leeren Raumes sitzt und ihm mit hoffnungsvollem Blick direkt ins Objektiv schaut. Um die Beine des Jungen ist eine Eisenkette gewickelt, gesichert mit einem Madenschloss. Es stellt sich heraus: Zweimal war der Knabe weggelaufen, hatte sich zu den Eltern geflüchtet - die ihn jedes Mal zurück in die Koranschule brachten, wohl auch, weil dort nur geringes Schulgeld zu entrichten ist.
Dieses eine Foto, diese Aufnahme von Unfreiheit und schwärzester Pädagogik, hat für Akash Folgen. Freunde und Kollegen warnen: Die Veröffentlichung dieses Photos werde ihm Ärger einbringen. Der Herausgeber des nepalesischen Hochglanzmagazins "Himal" findet die Aufnahme sehr gut. Doch auch er redet dem Fotografen ins Gewissen: Ob er sich ganz sicher sei, dass dieses Bild veröffentlicht werden solle?
Akash ist sich sicher. Das in ganz Südasien verbreitete, einflussreiche Magazin bringt das Foto des festgeketteten Jungen auf der Titelseite.
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Eine Woche später bekommt Akash Drohanrufe von islamistischen Fundamentalisten. Er versucht sich zu erklären. Er habe die Aufnahmen veröffentlicht, weil er dazu beitragen wolle, die Verhältnisse in der Koranschule zu ändern. Am anderen Ende der Leitung sagt man ihm: "Wenn du deinen Job auf diese Art erledigst, bist du verloren." Akash wird beschimpft, die Islamisten drohen, ihn zu töten.
"Wenn du in Not bist, lachen sie dich aus"
Wenige Tage nach dem ersten Anruf tauchen fünf Männer in Akashs Elternhaus auf. Der Fotograf ist nicht zu Hause. Irritiert berichten die Eltern ihm von dem seltsamen Besuch. "Da bekam ich Angst", sagt Akash. Zu der Zeit erschüttert gerade eine Serie von islamistischen Bombenanschlägen die Hauptstadt Dhaka. Akash geht fortan nicht mehr ins Büro. Er schweigt über seine Angst: "Sie drohten mir, wenn ich etwas sage, würde ich bestraft." Von der Polizei verspricht er sich keine Hilfe: "Polizisten in Bangladesch sind schlechte Menschen. Wenn du in Not bist, lachen sie dich aus."
Monatelang lebt er mit der Bedrohung. Am Ende verlässt G.M.B. Akash aus Angst sein Land - und kommt nach Deutschland.
Seit zwei Wochen ist er nun in Hamburg. Hamburger Verlage, für die er gearbeitet hatte, haben ihm geholfen. Die "Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte" ermöglicht ihm und seiner Frau mittels eines Stipendiums einen Aufenthalt von einem Jahr. Er sitzt in seiner Dachwohnung im Stadtteil Eimsbüttel und redet über seine Arbeit. "Zwei Ziele will ich mit meinen Fotografien erreichen", sagt er: "Ich will Missstände ändern, und ich will, dass Menschen das Gute mehr schätzen."
G.M.B. Akash erzählt, wie er vor Jahren in der Fotografie seine Berufung fand. Eine Foto-Ausstellung über Aids war es, die damals seinem Leben eine neue Richtung gab. Besonders ein Bild faszinierte ihn: Eine Familie zu Besuch beim Aids-kranken Sohn in einem Krankenhaus. Die Mutter lässt aus ihrer Hand Tabletten in die Hand des Sohnes fallen - ohne ihn zu berühren. Ein Dokument der Angst von Angehörigen, die fürchten, sich selbst zu infizieren, wenn sie einen Aids-Kranken anfassen. Ein anderes Bild zeigt ungefähr 20 Kinder in einem Krankenzimmer, kleine Kinder, allesamt HIV-positiv. Niemand ist da, der sich um sie kümmert. Akash: "Sie werden behandelt wie Abfall."
Tabus in einer islamischen Gesellschaft brechen
Er, der Wirtschaft studiert hatte, besuchte nun für drei Jahre einen Studiengang für Fotografie an einer Privatschule. Akash sympathisiert mit Menschen am Rande der Gesellschaft, die isoliert sind und geächtet - wegen Vorurteilen und Desinteresse der Mehrheit. Die Kraft der Bilder will er nutzen, um die Verhältnisse zu ändern, um Tabus zu brechen.
Akashs Themen sind in den Problemnischen einer durch und durch islamischen Gesellschaft verortet. Er hat Prostituierte fotografiert, um zu zeigen, dass diese keine moralisch verwerflichen Menschen sind - sondern oft Opfer werden von Not und Geschäftemachern. Er hat Drogenabhängige fotografiert, um klarzumachen, dass ihre Flucht in den Rausch mit der Perspektivlosigkeit im Land zusammenhängt. Er hat Kinder fotografiert, die zu Millionen in Fabriken arbeiten.
Mit einem Bild hat Akash im vergangenen Jahr den dritten Platz beim "World Press Photo Award" erreicht. Das Bild, aufgenommen durch die geöffnete Tür einer Näherei, zeigt einen Jungen an einer Nähmaschine. Ein Aufseher schlägt mit einem Prügel auf ihn ein. Schüchtern hebt der Junge den Arm, um den nächsten Schlag abzuwehren. Der Junge habe zu langsam gearbeitet, sagte der Aufseher. Akash veröffentlichte das Foto, ging danach zu dem Mann: "Wenn du ihn noch einmal schlägst, bringe ich dich ins Gefängnis."
Der Mann versprach, mit dem Schlagen aufzuhören. Die Macht der Bilder - diesmal brachte sie nicht den Fotografen in Gefahr, sondern den Verursacher eines Missstandes unter Druck.
die frage ist immer nur, verschwinden die trottel von selbst irgendwann, ignoriert man das oder muss man irgendwie nachhelfen - ich bin etwas unschlüssig, tippe aber nervös auf dem tisch herum.
in uns bekannter Form hätten - gäbe sie nicht mehr.
...und alles geht mal zu ende...Antwort genug?
;-)