Der USA Bären-Thread
https://www.telepolis.de/features/...der-USA-Die-Lektion-7491203.html
Protektionismus? Deutschland muss lernen, den internationalen Handel zu verstehen. Europa braucht einen Neuanfang und die größte Volkswirtschaft muss mit einer ganz neuen wirtschaftspolitischen Ausrichtung vorangehen.
Die größte Bedrohung, die Deutschland und Europa in Übersee ausgemacht haben, hört auf den Namen IRA (Inflation Reduction Act) und ist der ganze Stolz der Biden-Administration. Dabei geht es keineswegs nur um die Verringerung der Inflation, in erster Linie geht es um die Verringerung der Abhängigkeit der USA von ausländischen Importen.
China steht dabei zwar im Vordergrund, aber auch Europa ist keineswegs aus dem Schneider. Die jüngste gemeinsame Reise des deutschen und des französischen Wirtschaftsministers nach Washington zeigt, dass man den Schaden für Europa zu begrenzen versucht.
Worum es geht, ist für die Europäer und insbesondere die Deutschen nicht leicht zu verstehen, weil sie sich seit Jahrzehnten einreden, sie seien im Geist und in ihren Taten die größten Freihändler überhaupt. Dass Freihandel niemals eine Einbahnstraße sein kann, ist ihnen nicht zu vermitteln.
Erst wenn sie Weltmarktführer bei so ziemlich allen Produkten sind, die man sich vorstellen kann, ist die Welt in Ordnung. Dass die Länder, die nicht überall Weltmarktführer sind, das weniger positiv sehen und ändern möchten, liegt in ihrem Verständnis nur daran, dass die anderen verkappte Protektionisten sind.
Manchmal sagen ein paar Zahlen mehr als tausend Worte: Das amerikanische Leistungsbilanzdefizit, also grob gesagt der Saldo aus Exporten und Importen von Waren und Dienstleistungen, belief sich im dritten Quartal 2022 auf 217 Milliarden US-Dollar.
Europa verzeichnete im gleichen Zeitraum ebenfalls ein Defizit, aber nur eines von 90 Milliarden Euro. Das ist aber höchstens die halbe Wahrheit. Im dritten Quartal des Jahres 2021 lag das US-amerikanische Defizit nämlich ebenfalls bei 220 Milliarden, da verzeichneten die Europäer aber einen Überschuss von fast 75 Milliarden.
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Geht man zehn Jahre zurück, wird man feststellen, dass die Europäer immer Überschüsse hatten und die US-Amerikaner immer Defizite. Man kann bei den USA auch 40 Jahre zurückgehen und man wird fast jedes Quartal und fast jedes Jahr große Defizite finden.
Nun ist Europa ein heterogenes Gebilde und es ist keineswegs so, dass alle Länder Überschüsse aufweisen. Das wirtschaftlich größte europäische Land, Deutschland, wies jedoch von 2004 an einen jährlichen Überschuss aus, der über 100 Milliarden Euro betrug.
Seit 2014 sind die 200 Milliarden pro Jahr überschritten und zwischen 2015 und 2021 lag der deutsche Überschuss sogar immer bei über 250 Milliarden Euro. Erst im vergangenen Jahr führte der enorme Preisanstieg bei importierten Rohstoffen (die Verschlechterung der sogenannten Terms of Trade) zu einer Halbierung des deutschen Überschusses. [Aha, A.L. War die Sprengung von Nordstream auch ein Inflation Reduction Akt?] Neben Deutschland sind die Niederlande das zweite chronische Überschussland.
Überschüsse sind doch keine Sünde, wird in Deutschland immer wieder gesagt, sie sind doch nur der Beleg dafür, dass die Arbeitsteilung funktioniert: Die einen sind eben tüchtiger als die anderen und, wenn die Produkte des Tüchtigen häufiger gekauft werden als die der weniger Tüchtigen, kann das am Ende nur gut für alle sein.
Dabei wird eine Kleinigkeit übersehen, nämlich das Grundprinzip, auf dem die gesamte Freihandelsidee und sogar die Marktwirtschaft ruht.
Unternehmen, die im internationalen Handel erfolgreich agieren wollen, können sich absolute Vorteile gegenüber ihren Konkurrenten erarbeiten. Sie müssen dann bei gleicher Qualität des Produkts billiger sein, was genau dann gelingt, wenn man durch Innovationen eine höhere Produktivität erzielt.
Das bedeutet, dass der Wettbewerb der Unternehmen im internationalen Bereich nicht anders als auf der nationalen Ebene abläuft. Die absoluten Vorsprünge schaffen Anreize für andere Unternehmen, die den erfolgreichen Wettbewerber nachahmen und schließlich einholen.
Was für Unternehmen gegenüber anderen Unternehmen gilt, kann jedoch nicht für Länder gegenüber anderen Ländern gelten. Sind viele Unternehmen eines Landes tüchtig, also erfolgreich im Sinne einer Zunahme der Produktivität, werden bei vernünftigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die Löhne in dem Land insgesamt so stark steigen, dass der Produktivitätsvorteil im internationalen Vergleich nicht mehr zugunsten der Unternehmen dieses Landes zu Buche schlägt.
Höhere Nominallöhne gleichen die höhere Produktivität aus. Trotz der höheren Produktivität steigen die Lohnstückkosten und die Preise dann in den "tüchtigen" Ländern genauso stark wie in den Ländern, die eine geringere Produktivitätszunahme aufweisen. Auf absolute Vorteile und eine höhere Wettbewerbsfähigkeit kann das "tüchtige" Land dann nicht bauen. Nur sein Lebensstandard steigt schneller als anderswo.
Steigen die Löhne jedoch in dem Land nicht, das Vorteile bei der Produktivität aufweist, ergeben sich Inflationsdifferenzen zwischen den Ländern, die absolute Vorteile für alle Unternehmen eines Landes mit sich bringen, ganz gleich, ob die einzelnen Unternehmen tüchtig sind oder nicht.
[A.L.: In D. gibt es bekanntlich Reallohnabbau seit den 1980er Jahren, während die Produktivität stark gestiegen ist. Das ist "Umverteilung von unten (den Arbeitnehmern) - nach oben (den Firmen bzw. dem Topmanagement, dessen Gehälter 20 x stärker gestiegen sind als die der Angestellten.)]
Das fundamentale Prinzip, dass nur solche Unternehmen temporär absolute Vorteile erringen können, die tatsächlich produktiver als ihre Konkurrenten sind, ist dann durchbrochen.
Daher müssen alle Inflationsdifferenzen, ganz gleich, was ihre Ursachen sind, zwingend durch das Währungssystem ausgeglichen werden. Die Währungen von Ländern mit niedrigen Inflationsraten müssen aufwerten und umgekehrt.
Nur bei konstanten realen Wechselkursen, also konstanten Wettbewerbspositionen von Ländern, ist die Freihandelsdoktrin überhaupt mit den Prinzipien kompatibel, die auch innerhalb der Volkswirtschaften gelten. Die Positionen von Unternehmen ändern sich bei konstanten realen Wechselkursen in der gleichen Weise wie in einem Binnenmarkt.
So bleiben die Vorteile des Wettbewerbs erhalten, ohne dass ganze Gesellschaften zurückfallen und in wirtschaftliche Notlagen geraten. Standortwettbewerb von Ländern ist ein schlimmer Verstoß gegen den Freihandel und gegen die Idee von einem fruchtbaren Wettbewerb der Unternehmen allgemein.
50 Jahre nach dem Ende des Systems von Bretton Woods gilt es vor allem in den Überschussländern zu verstehen, dass Handel und Finanzen nicht voneinander zu trennen sind. Das globale Handelssystem muss von einem Währungssystem ergänzt werden, welches dafür sorgt, dass kein Land auf Dauer absolute Vorteile oder Nachteile hat.
Was nichts anderes heißt, als dass kein Land dauerhafte Leistungsbilanzdefizite und keines dauerhafte Leistungsbilanzüberschüsse aufweisen darf. Defizitländer wie die USA sind zum Abbau der Defizite legitimiert, alle möglichen Maßnahmen zu ergreifen, auch solche, die für sich genommen protektionistisch wirken.
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Kommentar A.L.: Flassbeck stellt den Amis hier einen Freibrief aus. Wenn USA in Europa Pipelines sprengt, um selber mehr Gas nach Europa zu exportieren, dann ist das KEIN legitimes Mittel, die chronischen eigenen Handeslsdefizite zu beseitigen, sondern Staatsterrorismus. Die Sanktionspolitik der USA, die ebenfalls US-Firmen bevorzugt, ist ein politisches Druckmittel, das die Amis übermäßig, unverhältnismäßig, mit neoliberaler Zielsetzung und NUR zum eigenen Vorteil einsetzen. Das kann kein Ersatz sein für mangelnde Wettbewerbsfähigkeit amerkanische Produkte (z. B. aus dem Sektor Telekomunikation, in dem auch Huawei tätig ist). US-Produkte wie Autos sind auf dem Weltmarkt wenig gefragt, weil sie zu schlecht sind. Deshalb importiert USA in großen Stil Autos aus Europa, und Fernost. Und Telekommunikation made in USA ist z. B. für Afrika zu teuer, die nehmen lieber Huawei.
Dem steht freilich der neoliberale Freigeist (Lindner und Co.) entgegen, der viel fordert, wenig gibt und das ganze für "modern" hält, obwohl diese Denke ins 19. Jahrhundert gehört.
wird russland stattdessen an seine goldvorräte gehen zur kriegsfinanzierung und den goldmarkt fluten?
und am horizont kündigt sich nach jahren wieder mal ein el niño winter an mit dürre in südafrika.
wird 2023 ein turbulentes rohstoffjahr? scheint so.
Die Weltwirtschaft meistert die aktuellen Schwierigkeiten offenbar weit besser als zunächst gedacht. Führende Ökonomen rechnen mit deutlichem Wachstum überall auf dem Globus – nur nicht in Europa.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/...6c54-7d14-4207-b55e-7a82d6133426
Zeitpunkt: 18.02.23 11:26
Aktion: Löschung des Beitrages
Kommentar: Moderation auf Wunsch des Verfassers
Retail-Euphorie gilt freilich als Kontraindikator.
https://www.marketwatch.com/story/...-u-s-equities-in-january-d77c36f
Die Grafik zeigt den medianen Hauspreis, der seit 2022 - also in nur knapp einem Jahr - um ein Drittel gesunken ist.
https://wolfstreet.com/2023/02/17/...is-demand-supposed-to-come-from/
ATH wir kommen, etc. liest man ja immer wieder und nun das..
...
Führende Ökonomen rechnen mit deutlichem Wachstum überall auf dem Globus – nur nicht in Europa.
d.h. ja im Umkehrschluss diese US- Treiber pushen unseren Dax, trotz sinkender Wirtschaft in speh, während heimischer DOW bisweilen stagniert. Irgendwie verkehrte Börsen- Ökonomie wird da derzeit gespielt.
lol
China taumelt, wenn die Amis jetzt noch einen kleinen Zins-Schritt gehen, dann bricht alles zusammen. Offiziell bekämpft die FED die Inflation, aber es geht nur darum China zu schädigen. Was unser Asia - Dax dann macht, darüber denke ich heute Abend lieber nicht nach.
scheinbar wollen sie den index voranbringen, damit´s auch hierzulande weiter berg-auf statt -ab geht.
Herr Gräfe schreibt übrigens heute:
Erklärung: Scheinbar unfertige Korrekturen kommen immer dann zustande, wenn die Käufer sehr eifrig sind, der Kaufdruck also sehr hoch ist. Das könnte hier der Fall sein, denn der DAX (und allgemein Europa) ist (sind) die Outperformer im Vergleich zum US Markt seit Oktober 2022.
https://stock3.com/news/...-heute-vom-verhalten-bei-15521-ab-11902231
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Nun zur wirtschaftlichen Lage in D.:
Wir erleben in D. gerade eine starke Inflation. Die ist vor allem für Verbraucher nachteilig, weil ihre Löhne, wenn überhaupt, nur mit Verzögerung steigen, und "netto" (nach Abzug von Steuern, Abgaben) weniger, als es der Inflation entspricht. Galoppierende Inflation verstärkt somit den Reallohnabbau.
Der resultierende Konsumrückgang wirkt sich tendenziell nachteilig auf die Umsätze deutscher Firmen aus - speziell kleinerer, die vor allem auf dem deutschen Binnenmarkt aktiv sind (siehe Galeria-Pleite).
Die meisten DAX-Konzerne operieren jedoch weltweit, so dass sie der deutsche Umsatzrückgang nur begrenzt trifft.
Inflation ist für die Firmen in der aktuellen Gemengelage eher positiv, weil sie die Preismacht haben, die Preise ihre Waren praktisch sofort anzupassen. Außerdem wird die in den Köpfen der Konsumenten verankerte Inflationserwartung genutzt, um "noch einmal extra" - und oft schamlos - an der Preisschraube zu drehen: https://www.ariva.de/forum/konzern-gier-treibt-die-inflation-580218
Unterm Strich dürften die Inflationsgewinne der deutschen Firmen geringfügig höher sein als die Ausfälle aufgrund des mit der Inflation einhergehenden (teils alternativlosen) Konsumverzichts.
Kurz: Wenn es der Bevölkerung dreckig geht, muss es für die Firmen im "von-unten-noch-oben"-Umverteil-Deutschland nicht zwingend ebenfalls schlecht gehen. Der Preisschacher könnte Umsatzeinbußen aus Konsumzurückhaltung überkompensieren.
Bei DAX und Eurostoxx kommt noch hinzu, dass sie kein Eigenleben haben und praktisch 1 zu 1 die Bewegungen der US-Indizes nachäffen. Die USA sind Hauptprofiteur der Sanktionspolitik, und auch die neuen "Anti-Inflationsgesetze" in USA (die praktisch eine Form von Protektionismus darstellen) helfen US-Firmen und damit auch den US-Indizes hoch. Die Trader, die für das "Nachäffen" des DAX verantwortlich sind, agieren meist kurzfristig und verschwenden wenig bis keine Gedanken daran, dass USA von den Sanktionen eher profitiert, während sie Europa und D. eher schaden. Das wäre eigentich ein fundamentaler Grund für den DAX, sich von den US-Indizes abzukoppeln. Tut er aber nicht...
Bären tun daher gut daran, ihr eigenes gefühltes Verbraucher-Elend (insoweit sie als Verbraucher selber vom grassierenden Konsumenten-Elend betroffen sind) nicht fälschlicherweise auf den DAX zu "projizieren".
Insgesamt überwiegt in der dt. Wirtschaft aktuell die Schrumpftendenz...
https://www.n-tv.de/wirtschaft/...in-Deutschland-article23930744.html
...aber der DAX ist bekanntlich ein phantastischer Ritter, der sich nur allzu gern von der ökonomischen Realität abkoppelt. Es sind zuviele Irrsinnige am Markt, die aufgrund von Spinstorys massig Geld in die Märkte pumpen (siehe # 038).
Retail investors are pouring a record $1.5 billion per day into the stock market
Tesla remained the favorite among this group, with retail inflows to the stock totaling $9.7 billion year-to-date in 2023 so far.
https://finance.yahoo.com/news/...lows-us-stock-market-193801422.html
Zeitpunkt: 21.02.23 13:10
Aktion: Löschung des Beitrages
Kommentar: Moderation auf Wunsch des Verfassers