China Thread, have a lot of fun !
Seite 7 von 11 Neuester Beitrag: 04.10.07 11:08 | ||||
Eröffnet am: | 18.02.04 19:13 | von: michelb | Anzahl Beiträge: | 262 |
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Hinter dem Lächeln den Dolch verbergen
Von Karsten Langer
Viele Unternehmen, die in China Geschäfte machen wollen, scheitern - unter anderem, weil sie die chinesische Kunst der List nicht durchschauen. Mit dem Sinologen Harro von Senger sprach mm.de über die Wirksamkeit der 36 List-Strategeme, Gründe für das Transrapid-Debakel und die Hintergründe des China-Booms.
mm.de: Herr von Senger, wieso sollten sich Manager mit den 36 Strategemen beschäftigen?
von Senger: "Stategem" ist das deutsche Fremdwort für Kriegslist oder allgemein für List. Da das Wort List im Deutschen einen negativen Beigeschmack hat, sprechen wir lieber von Strategemen. Im Gegensatz zu ihren chinesischen Kollegen sind westlichen Managern die Strategeme weitestgehend unbekannt, in der westlichen Managementliteratur spielt der Begriff der List kaum eine Rolle. Demgegenüber gibt es in China Dutzende von Strategem-Büchern für Manager und Unternehmensführer. Das ist einer der Gründe, warum Chinesen ihren westlichen Geschäftspartnern oft überlegen sind.
Ein Gewinn, den Manager aus dem Studium der Strategeme ziehen können, ist die Überwindung der Listenblindheit. Indem man die List erkennt, kann man sie durchschauen und durchkreuzen. Außerdem ermöglicht einem die listige Sichtweise einen anderen Blick auf Problemlösungen. Die 36 Strategeme sind aber kein Kochbuch mit Rezepten für die buchstabengetreue Umsetzung. Den konkreten listigen Weg muss der Manager selbst herausfinden.
mm.de: Dienen die Strategeme dem Angriff oder der Verteidigung?
von Senger: Die Strategeme können offensiv oder defensiv angewendet werden. Die hochgradige Listsensibilität vieler Chinesen, vor allem in Führungspositionen, wirkt wie ein Schutzschild. Der Gesamtzugriff auf die Ressource List eröffnet einen umfassenden Einblick in eine Vielzahl denkbarer Varianten destruktiven listigen Verhaltens. Gerade die Strategemprävention, also das Vorbeugen, müsste Managern am Herzen liegen.
mm.de: Warum gilt die List im westlichen Kulturkreis als amoralisch?
von Senger: Im Vordergrund des modernen westlichen Denkens steht die Aufklärung mit ihrem Streben nach Licht und Klarheit. Diese einseitige Hinwendung zum Licht muss auf Chinesen mit ihrer Yin-Yang-Symbolik einseitig wirken. Yang bedeutet der Himmel, die Sonne, den Mann, das Licht und die Nicht-List. Yin steht für die Erde, den Mond, die Frau und für das Dunkle und damit die List. Yin und Yang sind aufeinander angewiesen. Würde man das eine abtrennen, ginge das andere zu Grunde.
Hervorheben möchte ich noch: Das Problem ist weniger, dass die List im westlichen Kulturkreis als amoralisch gilt. Auch Verbrechen gelten als amoralisch, und doch haben wir im Westen eine hervorragende Verbrechenslehre (Kriminologie) entwickelt. Es ist also keineswegs so, dass man sich mit Verbrechen, da sie als amoralisch gelten, nicht sehr intensiv wissenschaftlich beschäftigen würde. Das Problem mit der List im westlichen Kulturkreis ist weniger deren moralische Verurteilung als deren Bagatellisierung und Nichtbeachtung. Sie ist schlicht kein Thema. Es gibt nicht einmal einen Ansatz zu einer westlichen Listtheorie.
mm.de: Gibt es Strategeme, die Sie als moralisch zweifelhaft empfinden?
von Senger: List als solche ist ein bloßes Werkzeug und ethisch neutral. Die Strategem-Anwendung kann guten, aber auch bösen Zwecken dienen. Je nach Anwendungszweck können die 36 Strategeme in vier ethische Kategorien eingeteilt werden:
Bei Schadens-Strategemen überwiegt das zerstörerische, egoistische Moment, Dienst-Strategeme sind auf konstruktive Ziele gerichtet, bei den Scherz-Strategemen wird die List zur Belustigung eingesetzt und bei den ethisch hybriden Strategemen weiß man nicht, ob das Destruktive oder das Konstruktive überwiegt.
Von destruktiven Strategemen ist natürlich abzuraten. Trotzdem wird jeder Schadens-Strategem-Anwender hoffen, ungeschoren davonzukommen. Je größer die Kenntnis über Stratgeme aber ist, desto schneller wird sich die Situation, in der 100.000 naive Schafe von zehn schlauen Füchsen manipuliert werden können, in ihr Gegenteil verwandeln.
mm.de: Kann man die Strategeme in Kategorien einteilen?
von Senger: Es gibt sechs Kategorien von Listtechniken. Die Verschleierungs-Strategeme dienen der Verhüllung einer vorhandenen Wirklichkeit. So zum Beispiel das Strategem "Hinter dem Lächeln den Dolch verbergen". Vorspiegelungs-Strategeme sollen eine nicht vorhandene Wirklichkeit vorgaukeln. In diese Kategorie gehört das Strategem "Einen (dürren) Baum mit (künstlichen) Blumen schmücken." Enthüllungs-Strategeme sollen eine schwer zugängliche Wirklichkeit aufdecken, so die List "Auf das Gras schlagen, um die Schlangen aufzuscheuchen."
Die so genannten Ausmünzungs-Strategeme dienen der Ausnutzung einer eigens herbeigeführten oder sich ohne eigenes Dazutun ergebenden Wirklichkeits-Konstellation. Zu dieser Kategorie gehört das Strategem "Das Wasser trüben, um die (ihrer klaren Sicht beraubten) Fische zu fangen. Bei der Strategemverkettung werden zwei oder mehr Strategeme miteinander verknüpft. Die Flucht-Strategeme dienen dem Selbstschutz durch Meidung einer prekären Situation.
mm.de: Gibt es eine verbreitete Schwäche, die westliche Manager gegenüber ihren chinesischen Verhandlungspartnern besonders angreifbar macht?
von Senger: Deren Listenblindheit und deren ungenügende Vorbereitung auf China und alle dortigen unlistigen Belange wie Sprache, Etikette, Recht.
mm.de: Kann es sein, dass der gegenwärtige China-Boom Folge einer großen, von langer Hand vorbereiteten List ist?
von Senger: List im europäisch-negativ gemünzten Sinne ist hier der falsche Terminus. Von langer Hand geplant sind die Veränderungen in China dagegen schon. Mit Sicherheit beruht der wirtschaftliche Erfolg auf dem Strategem Nummer 18, das besagt: "Will man eine Räuberbande unschädlich machen, muss man deren Anführer fangen." Das Strategem meint im Wesentlichen, dass man bei der Führung eines Unternehmens oder der Planung einer Strategie den Angelpunkt, das Kerngeschäft, also den Anführer identifizieren muss, um erfolgreich zu sein.
Im Falle China wurde die Marschrichtung schon 1978 vorgegeben. Der "Hauptwiderspruch", also das strategische Ziel, dessen Erreichen Aufgabe des gesamten chinesischen Volkes ist, wurde zu diesem Zeitpunkt von der politischen Führung neu definiert. Es ist "der Widerspruch zwischen den wachsenden materiellen Bedürfnissen des Volkes und der rückständigen gesellschaftlichen Produktion". Die Hauptaufgabe ist also der sozialistische Wirtschaftsaufbau.
mm.de: Der Fall Transrapid gilt als symptomatisch für westliche Listenblindheit gegenüber chinesischen Verhandlungspartnern. Wie hat die chinesische Seite die deutschen Konzerne überlistet?
von Senger: Als die Transrapid-Planungen deutscherseits im Februar 2000 endgültig eingestellt wurden, schien das mit bis dahin zwei Milliarden Mark von Staatsseite geförderte Verkehrsmittel endgültig auf dem Abstellgleis gelandet zu sein.
In dieser Notsituation traten die Chinesen auf den Plan. Sie kauften die Technik zum Schnäppchenpreis und nutzten alle sich bietenden Möglichkeiten, um das Konsortium um Siemens und ThyssenKrupp unter Druck zu setzen.
Erst wurden Bestellungen wegen Bagatellmängeln storniert, dann Teile der Produktion nach China verlagert. Der Fahrweg in Shanghai gehört heute bereits den Chinesen. Es ist davon auszugehen, dass demnächst auch die Triebwagentechnik kopiert wird. Wenn die Shanghaier Schwebebahngesellschaft heute vor potenziellen Investoren Vorträge über die Zukunft des Transrapid hält, erwähnen die chinesischen Referenten die Deutschen mit keinem Wort.
Hier kam das Verknüpfungs-Strategem zur Anwendung. Das heißt, es wurden mehrere Listen hintereinander angewandt.
mm.de: Wie hätten sich Siemens und ThyssenKrupp schützen können?
von Senger: Indem sie sich vor dem Geschäft besser über China informiert hätten. Natürlich müsste bei einem solch gewaltigen Innovationsprojekt wie dem Transrapid auch das Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Regierung besser funktionieren, damit man Strategem-Anwendern die Gelegenheit zu Ausmünzungsstrategemen nicht geradezu auf dem goldenen Tablett serviert. Auch der deutschen Regierung ist listenblinde Schläfrigkeit vorzuwerfen. Fehlende Strategem-Kundigkeit ist in diesem Lande eine Schwachstelle nicht nur von Managern, sondern auch von Politikern.
Die Nachricht, dass es deutschsprachige Bücher über die chinesische Listkundigkeit gibt, scheint bis in die Elfenbeintürme deutscher - zumeist eurozentrisch eingestellter - Manager nicht gedrungen zu sein. Sie lesen, glaube ich, - falls sie überhaupt etwas über China lesen - konfuzianische Schriften.
mm.de: Wie sollten westliche Manager reagieren, wenn sie während einer Verhandlung ein Strategem der Gegenseite identifizieren?
von Senger: Jeder Fall erfordert je eine ganz spezielle, auf den Einzelfall zugeschnittene Reaktion. Generell lässt sich nur so viel sagen: Auf eine frühzeitig erkannte List des Opponenten kann man reagieren durch eine Gegenlist oder durch konventionelle, nicht listige Maßnahmen.
mm.de: Wie reagieren chinesische Geschäftspartner, wenn sie von westlichen Firmen überlistet werden? Mit Hochachtung oder mit Wut?
von Senger: Sind sie Opfer einer Schadenslist, dann reagieren natürlich auch Chinesen nicht mit Freude.
mm.de: Nennen Sie bitte einen bekannten fernöstlichen Manager, der sich unter Zuhilfenahme der Strategeme ein Wirtschaftsimperium aufgebaut hat. Was hat diesen Mann besonders ausgezeichnet?
von Senger: Der Chinese Li Ka-Shing, einer der reichsten Männer der Welt, erwarb still und leise die Aktienmehrheiten vieler englischer Unternehmen in Hongkong und wandelte sie in chinesische um. Er bediente sich des Auskernungs-Strategems, das besagt "(Ohne Veränderung der Fassade eines Hauses in dessen Innerem) die Tragbalken stehlen und die Stützpfosten austauschen."
mm.de: Gibt es westliche Manager, die sich besonders listenreich verhalten haben?
von Senger: Die Art, wie Raymond A. Kroc sich McDonald's aneignete, war sehr listenreich. 1955 erwarb Kroc von den Brüdern McDonald die Lizenz zur Führung ihres Namens. Dann optimierte er das Unternehmenskonzept. Schließlich zahlte er den Brüdern eine Abfindung in Höhe von 2,7 Millionen Dollar, 1961 war er alleiniger Herr im Haus. Kroc bediente sich, ohne es zu wissen, des Strategems "Die Rolle des Gastes in die des Gastgebers umkehren".
mm.de: Was würden sie westlichen Managern empfehlen, wenn Sie sich in Verhandlung mit Chinesen begeben?
von Senger: Umfassende Vorbereitung und teilweises Ablegen der eurozentrischen Brille. Das Beispiel der Firma Diehl beweist aber, dass man auch die "normalen", nichtlistigen China-Belange bestens kennen muss. Als das deutsche Rüstungsunternehmen Visitenkarten für die Manager in China drucken ließ, ging es nachlässig vor. Der Übersetzer verwechselte das "ie" in Diehl mit einem "ei". Die Folge. Er übersetzte Diehl mit "Dai'ao". Das heißt übersetzt "stellvertretende Arroganz". Durch eine Überprüfung wäre dieser Fehler vermeidbar gewesen.
Außerdem sollten sich Manager mit dem chinesischen Rechtssystem beschäftigen, über das man bei uns eher lächelt, als dass man sich ernsthaft damit befasst. Die an China interessierten Kaufleute scheinen zu glauben, ohne Basiskenntnisse des chinesischen Rechts mit China in Geschäftsbeziehungen treten zu können.
Natürlich werden sie bei konkreten Geschäftsabwicklungen irgendwelche Kenner des chinesischen Rechts konsultieren, das dispensiert sie aber nicht davon, sich selbst auch ein Bild von der Rechtslage zu machen. Unwissende Manager und Geschäftsleute, die in deutscher Sprache vorhandene wichtige China-Informationen nicht zur Kenntnis nehmen wollen und offenbar wähnen, schon alles zu wissen, sind ihren chinesischen Geschäftspartnern, die im Allgemeinen enorm wissbegierig sind, von vornherein nicht ebenbürtig.
Die 36 Strategeme im Wortlaut
Der Katalog der 36 Strategeme ist nicht irgendeine beliebige neuzeitliche Zusammenstellung von Redewendungen, sondern ein Auszug aus einem Militärtraktat. Die Schrift entstand um 1500 und hieß "Sanshiliu Ji. Miben Bingfa (Die 36 Strategeme. Geheimbuch der Kriegskunst)". Der Verfasser ist nicht bekannt.
Den Himmel (also den Kaiser) täuschend das Meer überqueren
(Die ungeschützte Hauptstadt des Staates) Wei belagern, um (den durch die Streitmacht des Staates Wei angegriffenen Bündnispartner) Zhao zu retten
Mit dem Messer eines anderen töten
Ausgeruht den erschöpften Feind erwarten
Eine Feuersbrunst für einen Raub ausnützen
Im Osten lärmen, im Westen angreifen
Aus einem Nichts etwas erzeugen
Sichtbar die Holzstege instand setzen, insgeheim nach Chencang marschieren
(Wie unbeteiligt) die Feuersbrunst am gegenüberliegenden Ufer beobachten
Hinter dem Lächeln den Dolch verbergen
Den Pflaumenbaum an Stelle des Pfirsichbaums verdorren lassen
Mit leichter Hand das (einem unerwartet über den Weg laufende) Schaf (geistesgegenwärtig) wegführen
Auf das Gras schlagen, um die Schlangen aufzuscheuchen
Für die Rückkehr der Seele einen Leichnam ausleihen
Den Tiger vom Berg in die Ebene locken
Will man etwas fangen, muss man es zunächst loslassen
Einen Backstein hinwerfen, um einen Jadestein zu erlangen
Will man eine Räuberbande unschädlich machen, muss man deren Anführer fangen
Unter dem Kessel das Brennholz wegziehen
Das Wasser trüben, um die (ihrer klaren Sicht beraubten) Fische zu fangen
Die Zikade entschlüpft ihrer goldglänzenden Hülle
Die Türe schließen und den Dieb fangen
Sich mit dem fernen Feind verbünden, um den nahen Feind anzugreifen
Einen Weg (durch Yu) für einen Angriff auf Guo ausleihen (um danach ebenfalls Yu zu erobern)
(Ohne Veränderung der Fassade eines Hauses) die Tragbalken stehlen und die Stützpfosten austauschen
Die Akazie scheltend auf den Maulbeerbaum zeigen
Verrücktheit mimen, ohne dabei das Gleichgewicht (und sein Ziel aus den Augen) zu verlieren
Auf das Dach locken, um dann die Leiter wegzuziehen
Dürre Bäume mit Blumen schmücken
Die Rolle das Gastes in die des Gastgebers umkehren
Das Strategem der schönen Frau
Das Strategem der leeren Stadt (Einen Hinterhalt vortäuschen, der die eigene Schwäche verschleiert)
Das Strategem des Zwietracht-Säens
Das Strategem des leidenden Fleisches (Eine Selbstverletzung mobilisiert den Samariter-Reflex des Gegners oder das Mitleid des Publikums)
Das Ketten-Strategem (das zwei oder mehr Strategeme miteinander verknüpft)
(Rechtzeitiges) Weglaufen ist (bei völliger Aussichtslosigkeit) das Beste
mm.de: In den Hotels von Shanghai und Peking sitzen die Gäste zeitweise im Dunklen. Büroangestellte und Fabrikarbeiter müssen Zwangspausen einlegen, weil die Stromversorgung zusammenbricht. Werden die Energieprobleme der boomenden Volkswirtschaft unterschätzt?
Preusser: Die Energieprobleme in China haben verschiedene Ursachen. Zum einen gibt es noch viele Fabriken für die Stahl- und Aluminiumproduktion, die nicht effektiv arbeiten und wahre Energiefresser sind. Zweitens wurden viele ineffiziente Produktionsstätten auch an ungeeigneten Standorten aus dem Boden gestampft, weil sie Prestigeprojekte für die diversen Regionalfürsten waren.
Die Zentralregierung steuert jetzt dagegen, schließt unproduktive Werke und stoppt den Wildwuchs. Auf diese Weise will sie zwei Hauptprobleme lösen: Dass Energie über weite Strecken transportiert werden muss und vor Ort nicht effektiv genutzt wird.
mm.de: Der Energie-Engpass hängt also mit dem maroden Transportsystem zusammen?
Preusser: Kohle ist der wichtigste Energieträger in China. Sie wird es auf absehbare Zeit auch bleiben, weil Energie aus Kohle deutlich günstiger ist als Erdöl oder Erdgas. Die Kohle muss aber über viele tausend Kilometer aus den Abbaugebieten im Osten des Landes zu den Kohlekraftwerken transportiert werden, die sich überwiegend im Westen des Landes befinden.
Chinas Eisenbahn ist mit dieser Aufgabe derzeit noch völlig überlastet. Um das weitere Wachstum sicherzustellen, muss das Land möglichst rasch das Schienennetz ausbauen - auch daran arbeitet China mit Hochdruck.
mm.de: Ein neues Schienennetz und effektive Fabriken entstehen selbst in China nicht von heute auf morgen - wie kann das Land seinen rasch wachsenden Energiehunger in den Griff bekommen?
Preusser: Durch mehr Kernkraft und gezielte Zügelung der energieintensiven Produktionsstätten. Die China National Nuclear Corporation plant den Bau zahlreicher neuer Kernkraftwerke: Derzeit werden nicht einmal 3 Prozent des Strombedarfs in China durch Kernkraft gedeckt. Dieser Anteil soll drastisch hochgefahren werden.
Zweitens ist die Produktion in der Stahl-, Aluminium- und Zementindustrie, die große Mengen Energie verbraucht, bereits leicht gesunken: Die Regierung hat als Ziel ausgegeben, das Wirtschaftswachstum von mehr als 9 Prozent im vergangenen Jahr auf rund 7 Prozent im Jahr 2005 herunterzukühlen.
Drittens hat die Regierung das Thema Stromsparen entdeckt: Den Bewohnern in den Metropolen wird per TV-Spot empfohlen, ihre Klimaanlagen nicht allzu kühl einzustellen. In den Fabriken bekommen Arbeiter bescheidene Zuschläge für Wochenend- und Nachtschichten, damit die Generatoren gleichmäßig ausgelastet sind.
mm.de: Dies alles wird nichts daran ändern, dass China auch in diesem Jahr weit weniger Strom anbieten kann, als benötigt wird. Experten schätzen das Stromdefizit auf rund 30 Millionen Kilowattstunden.
Preusser: Derlei Engpässe sind im Wirtschaftszyklus eines schnell wachsenden Emerging Market nicht ungewöhnlich - entscheidend ist, dass China etwas dagegen unternimmt.
mm.de: China ist bereits heute der zweitgrößte Energiekonsument hinter den USA. Allerdings verbraucht ein US-Amerikaner pro Kopf noch immer zehnmal so viel Energie wie ein Chinese ...
Preusser: Die Unterschiede sind in der Tat gewaltig. Allerdings darf man die Bedeutung der wachsenden Mittelschicht in Asien nicht unterschätzen: Im vergangenen Jahr sind mehr als 1,6 Millionen Asiaten in den Club der Dollar-Millionäre aufgestiegen. Demgegenüber stehen bittere Armut auf dem Land und ein durchschnittlicher Stundenlohn von weniger als einem Dollar. Doch man sollte trotz dieser krassen Gegensätze nicht übersehen, dass eine wachsende Zahl Menschen sich inzwischen mehr leisten kann.
mm.de: Höhere Nachfrage bedeutet aber auch steigende Preise ...
Preusser: Immer mehr Stadtbewohner in Shanghai oder Peking hegen nicht nur den Wunsch, Klimaanlagen und Kühlschränke zu besitzen: Sie kaufen und nutzen sie. Die starke private Konsumnachfrage trägt einerseits zu der rasanten Konjunkturentwicklung bei, wird aber auch die Energiepreise weiter antreiben. Umso wichtiger ist es für die Regierung, das Energieangebot zu erhöhen und die Infrastruktur zu verbessern.
mm.de: Wo ist China besonders verwundbar?
Preusser: Bei der Ölversorgung. China gehört zu den größten Netto-Rohöl-Importeuren, da die eigenen Ressourcen gering sind und der Bedarf bald auf 10 Prozent des globalen Verbrauchs steigen dürfte. Bei Kohle liegt der Anteil bereits bei 30 Prozent, doch hier sind die eigenen Reserven hoch.
China ist sehr um Autarkie bemüht. Daher werden derzeit so viele Kernkraftwerke geplant, um mittelfristig ein hohes Energieangebot zu schaffen. Langfristig sind auch alternative Energiequellen wie die Brennstoffzelle für China äußerst interessant, da mit ihr die Abhängigkeit vom Öl weiter sinken würde. Es würde mich nicht überraschen, wenn sich das Beispiel Transrapid im Bereich alternative Energien wiederholen würde: In Deutschland erdacht, in China genutzt.
mm.de: Der verwundbare Energiefresser China ist also auf dem Weg zu einer weit gehend autarken Wirtschaftsmacht?
Preusser: Im globalisierten Zeitalter ist keine Nation wirklich autark. Das Streben nach höherer Eigenständigkeit hat jedoch auch mit dem Selbstbewusstsein einer Kulturnation zu tun. China ist sich seiner wachsenden Bedeutung als Wirtschaftsmacht bewusst. In China leben 1,3 Milliarden Menschen, die menschliche Arbeitskraft wird auf Jahre konkurrenzlos billig bleiben. Das Land ist derzeit Wirtschaftsmotor der asiatischen Region, in der knapp zwei Drittel der Weltbevölkerung leben.
Die Menschen in Asien repräsentieren bereits ein Viertel der globalen Kaufkraft. Auf Grund der wachsenden Mittelschicht und des regen Austauschs mit Staaten wie Taiwan, Malaysia, Singapur und Japan sinkt auch Chinas Abhängigkeit von den USA und Europa. Der Binnenhandel erhält mit der Zeit ein immer größeres Gewicht. Bis zur Autarkie ist es noch ein weiter Weg, aber das Ziel ist klar.
mm.de: Sichtbares Zeichen dieses Selbstbewusstseins werden die Olympischen Spiele 2008 in Peking sein. Wird China bis dahin seine Baustellen Energie und Transportwesen gemeistert haben?
Preusser: Bis zu den Olympischen Spielen werden rund 35 Milliarden US-Dollar für die Verbesserung der Infrastruktur investiert. Allein durch diese Maßnahmen wächst die Wirtschaft jährlich um etwa 0,5 Prozent, also stärker als manche Staaten in Europa.
Der Streckennetzplan für Straßen und Schienen ist gigantisch und extrem ehrgeizig: Doch die Chinesen haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie solche Vorgaben auch erfüllen können. Gelingt diese Königsaufgabe, ist das Fundament für weiteres, nachhaltiges Wachstum gelegt.
mm.de: Der Energiebedarf und die noch fehlende Infrastruktur sind aber nicht die einzigen Probleme in China. Auch der Immobilienmarkt ist überhitzt, und die Banken sitzen auf faulen Krediten in Milliardenhöhe. Kein Grund zur Sorge?
Preusser: Natürlich muss man die Risiken durch Inflation und rasch steigende Zinsen ernst nehmen. Wir gehen jedoch nach Abwägung davon aus, dass China ein "hard landing" vermeidet und die heiß gelaufene Wirtschaft schrittweise herunterkühlt. Ein "soft landing" mit geringeren Wachstumsraten, aber höherer Stabilität ist sogar sehr wahrscheinlich.
China ist gestärkt aus der Asien-Krise hervorgegangen. Im Vergleich zu 1997 ist die Inflation deutlich gesunken, und die Währungsreserven sind über die Marke von 440 Milliarden US-Dollar gestiegen. Auch die USA haben kein Interesse daran, dass China seine US-Anleihen binnen kurzer Zeit auf den Markt wirft. Ebenso ist Japan als wichtiger Handelspartner an einer stabilen Währungsentwicklung interessiert.
Mit Blick auf politische Risiken und die Spannungen mit Taiwan muss man sagen, dass die chinesische Führung in vielen Dingen auch sehr pragmatisch agiert. Taiwan hat sich durch hohe Investitionen und regen Handel mit China relative Sicherheit erkauft. Und auf Chinas Bankenkrise sowie das Platzen der Immobilienblase warten die Investoren bereits seit Jahren. Derweil senkt die Regierung das Risiko, indem sie die Kreditvergabe deutlich erschwert hat.
mm.de: Sehen Sie China bald zu den führenden Industriestaaten aufschließen?
Preusser: Trotz aller Schwankungen in den Wachstumsregionen spricht viel für die These der so genannten "BRIC-Studie", wonach Brasilien, Russland, Indien und China in rund 40 Jahren mehr Güter und Dienstleistungen produzieren werden als die sechs derzeit führenden Industriestaaten. Es geht um einen langfristigen, fundamental intakten Wachstumstrend. Aus diesem Grund sind die Direktinvestments der Unternehmen in China gestiegen, und aus diesem Grund haben nicht nur die Fondsmanager von HSBC ihre Aktienquote in der Region Asien hochgefahren.
Selbstverständlich kann sich der Energie-Engpass in China zuspitzen. Selbst wenn auch im kommenden Jahr die Lichter in den Hotels kurzfristig ausgehen: Die Besucher, Unternehmer und Investoren aus dem Ausland wird das nicht aufhalten.
Hongkong - Die Deutsche Bank will in China in den kommenden drei bis fünf Jahren eine Milliarde Dollar in den Kauf von Not leidenden Krediten oder Vermögenswerten investieren. Dies sagte James Li, Vizepräsident in der Abteilung "Strategic Investment" der Deutschen Bank in China, der in Hongkong erscheinenden "South China Morning Post".
Wir können die Plan-Summe von einer Milliarde Dollar nicht bestätigen, wohl aber das Interesse für ein verstärktes Engagement, insbesondere im Bereich Not leidende Immobilienkredite", sagte Deutsche-Bank-Sprecher Roland Weichert gegenüber manager-magazin.de. Durch ihre "Expertise in der Verwaltung von Sicherheiten" (Weichert) habe die Deutsche Bank gemeinsam mit Morgan Stanley bereits Ende Mai den Zuschlag für den Kauf Not leidender Immobilienkredite in China erhalten.
Damals hatten Deutsche Bank und Morgan Stanley von der staatlichen China Construction Bank im Rahmen einer Zwangsversteigerung Immobilien im Nominalwert von 438 Millionen Dollar erworben - zum Preis von 171 Millionen Dollar. Laut Weichert sind die wichtigsten Immobilien in dem Paket das größte Einkaufszentrum in der Inneren Mongolei sowie ein Hotel in der Provinz Liaoning. Die Deutsche Bank habe die Verwaltung der Immobilien übernommen. Je nachdem, wie sich das Geschäft entwickle, sei vorstellbar, dass neue Investoren in die Projekte eingebracht werden.
Auch die Citigroup , Goldman Sachs und General Electric hatten mitgeboten. Der Kauf schuf einen Präzedenzfall für China: Nie zuvor waren faule Kredite in diesem Umfang an ein ausländisches Institut veräußert und mit dem chinesischen Recht in Einklang gebracht worden.
Die Summe, die für ähnliche Transaktionen in China noch zur Verfügung steht, ist gigantisch: Nach den derzeit verfügbaren Angaben sind in faulen Krediten landesweit Werte von 500 Milliarden Dollar gebündelt.
Mit der neuen Green-Card-Regelung, die seit wenigen Tagen gilt, sollen vor allem ausländische Wirtschaftstalente angelockt werden: Ausländer, die besondere Geschäftsideen und Geschäftserfahrungen mitbringen oder große Investitionen in China tätigen, sagte Hao Chiyong, ein Sprecher des Ministeriums für öffentliche Sicherheit in Peking. Wer die Green Card besitzt, muss nicht mehr alljährlich einen neuen Visumantrag stellen, sondern darf mit Pass und Green Card beliebig oft ein- und ausreisen. Der chinesischen Zeitung „Shanghai Star“ zufolge kostet die Bewerbung um eine Green Card 217 Dollar. Über die Anträge entscheidet das Ministerium für Öffentliche Sicherheit. In Shanghai bewarb sich als erster Ausländer Siemens-Manager Peter Borger um eine Greencard.
Nach der Umstruktuierung hat die China National Petroleum Corporation die Führung übernommen und ist auch in der Weltrangliste der Top 500 auf den Platz 46 geklettert.
Chen Zhong von der China Enterprise Confederation betonte aber, dass die Unternehmen aber noch einen langen Weg vor sich hätten um sich mit den Top Unternehmen der Weltrangliste vergleichen zu können. Bisher sind in dieser Rangliste von 500 Unternehmen 18 chinesische vertreten. Deren Gewinnzuwachs betrug 26 % und damit über den Durchschnitt von 10 %. Neu aufgenommen in die internationale Top-Liste wurden Bao Steel und Shanghai Automotive.
Zhou nannte drei grundlegende geplante Neuerungen: Erstens solle der Goldhandel künftig nicht nur als Warengeschäft sondern auch in Form von Finanzprodukten möglich sein. Dazu soll der chinesische Goldmarkt für private Investoren geöffnet werden. Gegenwärtig sind die 108 Mitglieder der Shanghaier Goldbörse entweder Goldproduzenten, goldverarbeitende Unternehmen oder Geschäftsbanken. Zweitens sollen die Goldtransaktionen, die gegenwärtig noch fast ausschließlich als Kassageschäfte stattfinden, künftig auch in Form von Termingeschäften möglich sein. Drittens soll Chinas heimischer Markt, bisher noch stark reguliert und nach außen geschlossen, in den internationalen Markt integriert werden.
Im vergangenen Jahr wurden an der im Oktober 2002 gegründeten Shanghai Gold Exchange insgesamt 235,35 Tonnen Gold bei einem Umsatz von knapp 23 Mrd. RMB (ca. 2,3 Mrd. €) gehandelt. In den ersten sieben Monaten 2004 entwickelte sich der Goldhandel an der Shanghaier Goldbörse rasant. Das Handelsvolumen erreichte 170,043 Tonnen, ein Plus von 36,53 Prozent im Jahresvergleich. Der Umsatz erreichte 18,247 Mrd. RMB (ca. 1,82 Mrd. €), 57,04 Prozent mehr als in derselben Vorjahresperiode.
(China.org.cn, 8. September 2004)
Chinas Bankensystem ist der Schwachpunkt des Wirtschaftswunderlandes. Im Mittelpunkt der Misere stehen die vier großen Staatsbanken und deren irrsinnige Kreditvergabe. Nur radikale Reformen können das Schlimmste verhindern.
Zhang Enzhao (58) kennt in China kaum jemand und draußen in der Welt erst recht nicht. Doch dieser unbekannte Chinese ist eine der zentralen Figuren im Riesenreich. Macht er seinen Job gut, kann das chinesische Wirtschaftswunder weitergehen; wenn nicht, hat China ein großes Problem - und damit auch die Weltwirtschaft.
Zhang ist Chef der China Construction Bank (CCB), einer der vier großen Staatsbanken.
Die CCB ist ein kaum mehr überschaubares Institut: mehr als 21.000 Filialen, 310.000 Mitarbeiter und jede Menge faule Kredite.
Diesen Moloch soll Zhang reformieren, schlanker und effizienter machen und möglichst bald an die Börsen in Hongkong und New York bringen. Eine Mammutaufgabe für den Mann, der die CCB seit Januar 2002 führt.
Die Reform des Geldhauses und der drei anderen großen staatlichen Institute ist derzeit das zentrale Thema in China. Auf der Agenda der politischen Führung steht sie ganz oben. Denn die Herren in Peking haben richtig erkannt: Gibt es einen Banken-Crash, bricht das ganze System zusammen.
Im Mittelpunkt der Misere stehen die vier großen Staatsbanken:
Neben der CCB sind dies die Bank of China, die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) und die Agricultural Bank of China (ABC). Sie kontrollieren rund 70 Prozent des chinesischen Finanzmarktes.
Alle vier sind schwerfällige Kolosse. Sie betreiben riesige Filialnetze, haben viel zu viel Personal und noch mehr Wertberichtigungsbedarf. Ende 2003 betrug das Volumen fauler Kredite 232 Milliarden Dollar.
Die "großen Vier" tragen schwer an der Last der Vergangenheit. Ihre Hypothek sind die so genannten politischen Kredite, die sie jahrelang vergeben mussten.
Parteibonzen, Provinzgouverneure oder Bürgermeister wiesen die lokalen Bankfilialen an, wem sie wie viel Kredit zu geben hatten. Widerspruch war nicht vorgesehen. So bekamen Staatsunternehmen Millionendarlehen, ob sie kreditwürdig waren oder nicht. Wichtiger war, dass die Firmen am Leben blieben und keine Arbeitslosen produzierten. So erkauften sich die Provinzpolitiker Ruhe an der sozialen Front.
Eine Bonitätsprüfung gab es nicht, und sie war auch nicht gewollt. Denn nur so konnten sich Bürgermeister und Provinzfürsten steinerne Denkmäler in Form von Einkaufszentren oder Vergnügungsparks bauen. Der Kredit kam von der lokalen Filiale einer der Staatsbanken. Man kannte sich ja.
"Kredite wurden geradezu irrsinnig vergeben", sagt Ivo Naumann, Bankenexperte bei Roland Berger in Shanghai. Oft wurden sie kriminell ergaunert, allzu häufig unverantwortlich verschleudert.
Ein typisches Beispiel: Ein Zigarettenpapierhersteller wollte diversifizieren. Weil das Autogeschäft in China boomt, baute er eine hochmoderne Fabrik für Autofelgen. Die Investition über 60 Millionen Euro war komplett kreditfinanziert. Weil der Unternehmer jedoch keine Ahnung vom neuen Geschäft hatte, scheiterte das Projekt, und die Bank hatte 60 Millionen Euro an neuen faulen Krediten.
Diese aberwitzige Kreditvergabe bescherte den Staatsbanken enorm hohe Raten an Risikokrediten. Wie hoch sie wirklich sind, wissen nur Insider. Die Staatsbanken geben jeden Monat ihre Raten bekannt. Derzeitiger Stand: unter 20 Prozent. Tendenz: sinkend.
Westliche Beobachter sagen, diese Zahlen seien geschönt. Die Ratingagentur Standard & Poor's zum Beispiel schätzt den Anteil fauler Kredite bei den vier Staatsbanken auf 45 Prozent. "Technisch bankrott", lautet ein vernichtendes Urteil.
Doch der Staat, Eigentümer der Banken, wird einen Konkurs nicht zulassen. Ein Aufstand von Millionen chinesischen Sparern wäre mit Sicherheit die Folge. Denn die tragen ihr Erspartes mangels Alternative - die beiden Zockerbörsen in Shanghai und Shenzhen sind keine - brav zur Filiale an der Ecke und finanzieren mit ihrer hohen Sparquote von rund 40 Prozent das gigantische Kreditsystem des Riesenreichs.
Die Regierung in Peking hat deshalb kein Interesse an einem Bankrott der Staatsbanken, abgesehen davon, dass dies eine Finanzkrise mit fatalen Folgen für die Weltwirtschaft auslösen würde.
Die Politik hat aber auch erkannt, dass sie dem chaotischen Treiben ihrer Staatsbanken nicht länger zuschauen kann. Anders als die asiatischen Regierungen, die im Sommer 1997 ziemlich ahnungslos in eine schwer wiegende monetäre Krise schlitterten, wissen die Herrscher in Peking, dass sie ein Bankenproblem haben. Dementsprechend handeln sie.
Das autoritäre System ist dabei ein Vorteil: Die Regierung kann ohne lange Diskussionen und großen Widerspruch Reformen verordnen. So gründete sie für jede der vier Staatsbanken eine Abwicklungseinheit für Risikokredite. Diese versuchen, einen Teil der faulen Kredite zu verkaufen oder einzutreiben.
Zusätzlich griff der Finanzminister Silvester 2003 mal eben in die volle Kiste der Währungsreserven (Inhalt: über 400 Milliarden Dollar), und beglückte die Bank of China und die CCB mit 45 Milliarden Dollar, verbunden mit dem strengen Hinweis, endlich die Bilanzen in Ordnung zu bringen.
Seitdem übt die Regierung enormen Reformdruck auf die Banken aus. Vor allem Premierminister Wen Jiabao (61) mahnt. Drei Jahre gebe er den Banken Zeit, dann müssten sie international wettbewerbsfähig sein. Wenn er besonders wütend ist, bezichtigt er die Bankmanager schon mal der Unfähigkeit.
Wens wichtigster Kombattant ist Liu Mingkang (59). Er ist Chef der Bankenaufsichtsbehörde CBRC, die sich im April 2003 von der Zentralbank abspaltete. Liu ist international erfahren. Er hat in London studiert, spricht hervorragendes Englisch. Die ausländische Banking Community schätzt den jovialen Ex-Zentralbanker. "Der ist einfach gut", sagt Peter Schmidt, Leiter des Pekinger Büros der Dresdner Bank, "wenn einer die Bankenreform durchziehen kann, dann er."
Liu und sein 400-köpfiges Team - die meisten von ihnen kamen von der Zentralbank - umgeben sich mit einem international renommierten Beraterstab. Zu ihm gehören Sir Howard George, der ehemalige Governor der Bank of England, Andrew Crocket, früherer BIZ-Chef, und Sir Howard Davies, Ex-Chef der britischen Finanzaufsicht. Davies lobt Lius Team: "Die CBRC hat bereits in einem Jahr ein hohes Ansehen erworben."
Die CBRC greift hart durch. Von den Banken fordert sie statt jährlicher nun monatliche Reports über faule Kredite. Sie veröffentlicht schwarze Listen von angeschlagenen Unternehmen, denen die Institute kein Geld mehr geben sollten.
Berater Davies fordert: "Die chinesischen Banker müssen lernen, viel öfter Nein zu sagen." Vor allem Nein zu dubiosen Kreditnehmern. Dazu müssen die Banken jedoch erst einmal ein funktionierendes Kreditrisiko-System installieren, was bislang keine der Staatsbanken hat.
Ihnen fehlen durchweg die Strukturen, die westliche Institute auszeichnen. Aufsichtschef Liu sagt zu Recht: "Die Einführung einer zuverlässigen Corporate Governance ist das Schlüsselelement der Bankenreform."
Die CBRC hat deshalb im Frühjahr Corporate-Governance-Richtlinien herausgegeben. In 26 Artikeln wird dort aufgelistet, wie die Banken sich künftig organisieren müssen, zum Beispiel Hauptversammlungen abhalten und einen Aufsichtsrat mit unabhängigen Experten installieren. Liu fordert: "Die Banken brauchen frisches Blut, vor allem durch Talente von außerhalb." Er denkt auch an Board-Mitglieder aus dem Westen.
Die Corporate-Governance-Richtlinien gelten zunächst nur für zwei Institute: die China Construction Bank und die Bank of China. Sie wurden von der Regierung und CBRC als "Pilot-Banken" für die Reformen ausgewählt. Simpler Grund: Die beiden stehen von den "großen Vier" am besten da.
Nach dem Fahrplan der Regierung sollen sie bald an die Börse gehen: Die CCB möglichst noch Ende dieses Jahr, die Bank of China Anfang 2005. Zwischen 20 und 25 Prozent des Kapitals sollen gelistet werden. Der Staat bleibt also auch nach dem IPO der dominierende Eigentümer.
Geplant sind Listings in Hongkong und New York. Die Börsengänge - so das Kalkül der Regierung - sollen die beiden Banken zwingen, noch schneller ihre nötigen Hausaufgaben in Sachen Reform zu machen, schließlich müssen sie vor den strengen Augen der US-Aufsichtsbehörde SEC bestehen.
Helfen sollen ihnen dabei strategische Investoren aus dem Ausland. Sie sollen Geld und - noch viel wichtiger - Know-how einbringen. Dutzendfach werden derzeit auf diversen Ebenen Gespräche geführt. Angesprochen werden nicht nur Banken, sondern auch Private-Equity-Firmen und Versicherungen. Alles, was in der Finanzwelt Rang und Namen hat, steht auf der Wunschliste, darunter Allianz und Deutsche Bank .
"Doch was sollen wir mit einem 3-Prozent-Anteil an der Bank of China?", fragt ein deutscher Finanzmanager in Peking. Andere fragen sich das nicht. Demnächst wird die Bank of China ihre fünf oder sechs strategischen Investoren präsentieren.
Die Regierung versucht dabei, mit - sagen wir mal - etwas unlauteren Methoden, ausländische Banken in ein Engagement zu zwingen. Sie stellt sie vor die Wahl: Beteiligung an einer Bank, sonst gibt es kein Mandat beim Börsengang.
Und diese IPO-Mandate sind lukrativ. Der Börsengang der CCB, der weltweit sicher einer der größten dieses Jahres sein wird, soll 6 bis 7,3 Milliarden Dollar in die Kassen spülen. Das wirft für die begleitenden Investmentbanken 150 bis 182 Millionen Dollar an Gebühren ab. Kassieren werden dies bei der CCB vor allem die Citigroup und Morgan Stanley . Sie bekamen den Zuschlag und nicht die Deutsche Bank , für die sich gar Bundeskanzler Gerhard Schröder in einem Brief an die Regierung stark gemacht hatte.
Die Investmentbanken der Bank of China werden derzeit ausgewählt. Noch etwas Zeit lassen sich die ICBC und die ABC. Ihre Börsengänge sind erst für Ende 2005 und Anfang 2006 geplant.
Die IPOs der "großen Vier" sind ein ehrgeiziges Projekt. Womöglich zu ambitioniert? Erste Kritik wird bereits laut: "Das Tempo ist zu schnell", sagt Zuo Dapei, Wirtschaftsforscher an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften. Aber CBRC-Vorsitzender Liu Mingkang kontert: "Es ist gar keine Frage, dass diese Reform eine extreme Herausforderung für die Banken ist." Aber er und die Regierung wollen den Druck nicht von den Banken nehmen.
Beide wissen, dass das Zeitfenster für die Reform der vier Staatsbanken klein ist. Jetzt - so ihr Petitum - müssen diese wettbewerbsfähig gemacht werden. Denn schon lauern die Konkurrenten, die ihnen ihre überragende Marktstellung streitig machen wollen und die Staatsbanken ernsthaft gefährden können.
Das sind zum einen die zehn aufstrebenden chinesischen Häuser in der zweiten Reihe. Sie haben ein besseres Management, und sie sind wirtschaftlich deutlich gesünder als die vier großen Staatsbanken.
Zudem drängen ausländische Institute auf den lukrativen Markt mit den hunderten von Millionen Sparguthaben. Am aggressivsten sind die HSBC sowie die Citibank. Mit etwas Abstand folgen die Bank of America und Standard Chartered . Sie bauen sukzessive ein kleines Filialnetz auf. Noch hindern staatliche Restriktionen sie an einem schnelleren Ausbau.
Aber ab dem 11. Dezember 2006 dürfen die ausländischen Banken richtig loslegen. Dann endet die fünfjährige Schonfrist, die nach dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation WTO ausgehandelt wurde.
Dieses Datum erklärt auch den enormen Reformdruck, den die Regierung ausübt. Spätestens dann müssen auch die vier Staatsbanken wettbewerbsfähig sein, wollen sie nicht einen Großteil ihrer Einlagen an die Konkurrenz aus dem In- und Ausland verlieren.
Gerade ausländische Banken haben bei den Chinesen enormen Kredit. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage der Beratungsfirma Bain ergab, dass 35 Prozent der Chinesen sofort bereit wären, mit ihrem Konto zu einem ausländischen Institut zu wechseln. Weitere 40 Prozent wollen abwarten, schließen einen solchen Schritt aber nicht aus.
Angesichts dieser drohenden Gefahr entdecken die Staatsbanken plötzlich den privaten Kunden, dem sie bisher nur auf der Einlagenseite begegnet sind. Und dessen Spareinlagen sie mit einem mickrigen - staatlich festgelegten - Zinssatz belohnt haben.
Nun fordern die Chinesen aber Kredite, um Autos, Möbel, Wohnungen oder die Ausbildung ihres verhätschelten Einzelkindes zu finanzieren. Die Staatsbanken reagieren. Sie bieten Darlehen an, geben Kreditkarten aus, und für die zunehmende Schar der Reichen etablieren sie Private-Banking-Abteilungen.
So installierte die Bank of China in Shenzhen, der boomenden Nachbarstadt Hongkongs, erstmals ein "Wealth Management Center". Wer 60.000 Dollar Vermögen hat, darf eintreten und kommt in den Genuss diverser Privilegien - vom Besuch einer eigenen VIP-Lounge am Flughafen bis zu einem kleinen Geburtstagsgeschenk.
Doch das Privatkundengeschäft birgt große Risiken. Die Banken müssen aufpassen, dass sie nicht, wie beim Firmenkundengeschäft, allzu leichtfertig Kredite vergeben.
Denn noch gibt es keine chinesische "Schufa". Lediglich in der Finanzmetropole Shanghai existiert ein Shanghai Credit Information Service (SCIS), der bereits Daten über das Zahlungsverhalten von 3,7 Millionen Shanghaiern gesammelt hat. Ein nationales Kreditbüro hingegen ist erst in der Planung und wird angesichts der Datenflut noch ein paar Jahre auf sich warten lassen.
So wird mangels Informationen und lascher Kontrolle sicher noch häufiger passieren, was jüngst in Shanghai Schlagzeilen machte: Ein Chinese schaffte es, sechs Kreditkarten bei der gleichen Bank zu haben. Erst als er dreist die siebte beantragte, flog der Schwindel auf.
Übernahmekandidaten
Banken in der zweiten Reihe: Kleiner, besser, sauberer
Das ist ein Novum in Chinas Bankenszene: Die Minsheng Bank stellt derzeit drei so genannte Chief Loan Officers ein - je einer für den Norden, Osten und Süden des Landes. Über ihre Schreibtische laufen alle Kreditanträge, die in den Filialen eingehen. Riechen die Neuen potenzielle faule Kredite, können sie ein Veto einlegen. Die Selbstherrlichkeit der Filialleiter, in Chinas Banken sonst gang und gäbe, ist damit vorbei.
Die fortschrittliche Minsheng Bank gehört zu den Geldhäusern in der zweiten Reihe, die sich erfolgreich hinter den vier großen Staatsbanken etablieren. Zehn Institute zählen zum Kreis der Aufsteiger. Die bekanntesten sind neben der Minsheng Bank die Bank of Communications, die China Everbright Bank, die China Merchants Bank, die Shanghai Pudong Development Bank und die Shenzhen Development Bank.
Sie sind alle viel gesünder als die maroden Staatsbanken. Da sie erst in den vergangenen 10 bis 15 Jahren gegründet wurden, leiden sie nicht unter den Altlasten der Big Four. Sie waren nicht gezwungen, "politische" Kredite an Staatsunternehmen zu geben. Ihr Anteil an faulen Krediten ist deshalb mit rund 7 Prozent wesentlich niedriger als der der Staatsbanken mit knapp 20 Prozent.
Sie haben auch - weil eher regionale Banken - keine gigantischen Filialnetze wie die "großen Vier" und kommen mit deutlich weniger Personal aus. Ihre Manager sind jünger und meist besser - viele sogar im Ausland - ausgebildet. An ihrer Spitze stehen richtige Banker, keine Apparatschiks.
Immer mehr ausländische Finanzinstitute, die auf dem chinesischen Markt Fuß fassen wollen, schielen deshalb auf diese Banken in der zweiten Reihe. "Viele ausländische Banken sind am Erwerb eines Anteils interessiert", sagt Bankenexpertin Melissa Thomas von der Anwaltskanzlei Freshfields in Peking.
Noch darf ein ausländisches Institut nicht mehr als 20 Prozent an einem chinesischen Geldhaus halten. Aber das schreckt die potenziellen Investoren nicht ab. Sie betrachten den Einstieg als strategisches Investment.
Die Ersten haben schon zugeschlagen. Die Citigroup hält 5 Prozent an der Pudong Development Bank, die amerikanische Investmentgesellschaft Newbridge Capital 18 Prozent an der Shenzhen Development Bank. Und soeben ist die HSBC mit knapp 20 Prozent bei der Bank of Communications eingestiegen. Geschätzter Kaufpreis: eine Milliarde Dollar.
Ivo Naumann, Bankenberater bei Roland Berger in Shanghai, sagt: "Das sind keine gigantischen Beträge. Großbanken können sich hier noch günstig einkaufen." Er taxiert den Kreis potenzieller ausländischer Investoren auf zehn bis zwölf Banken aus Frankreich, Japan, den Niederlanden, der Schweiz und den USA.
Und die Deutschen? Naumann: "Die sind inzwischen zu klein für solche Deals."
Immobilienhai raubt Bank aus
Betrügereien: Gauner können in China leicht Millionen erschwindeln
Zhou Zhengyi machte eine Karriere, wie sie derzeit im boomenden Shanghai häufiger vorkommt - vom Nudelsuppenverkäufer zum Immobilientycoon. Auf der "Forbes"-Liste der 100 reichsten Chinesen schaffte er es bis auf Platz elf. Dann stürzte er ab - und riss gleich einige Topbanker mit in den Abgrund.
Zhou, ein stadtbekannter Lebemann, wurde Ende Mai wegen Aktienmanipulation und Fälschens von Dokumenten zu drei Jahren Haft verurteilt. Er soll unter anderem mit seinem undurchschaubaren Firmenimperium Kredite von mindestens 242 Millionen Dollar erschwindelt haben.
Leichtfertiger Geldgeber war die Shanghai-Niederlassung der Bank of China. Mehrere Topbanker, die offenbar mit Zhou gemeinsame Sache machten, wurden bereits entlassen, darunter der Shanghai-Chef Liu Jinbao. Und sein Nachfolger Zhou Yu sei auch schon nicht mehr im Amt, heißt es.
Landauf, landab gibt es im Riesenreich immer wieder Skandale und Skandälchen im Finanzgewerbe. Banker, Bürokraten und Unternehmer kungeln untereinander und schieben sich auf lokaler und auf Provinzebene die Millionen zu. Die Bankenzentralen im fernen Peking bekommen meist nichts mit von den dubiosen Machenschaften in den Provinzen.
Schließlich gibt es nach wie vor kein funktionierendes Berichtswesen innerhalb der Banken. Und die Zahl ihrer Kontrolleure ist viel zu gering, um all die täglichen Unregelmäßigkeiten aufzudecken. So bleiben nur sporadische Erfolge.
Als die Inspektoren der China Construction Bank einmal durch die südliche Provinz Guangdong tourten, fanden sie heraus, dass in acht ihrer Niederlassungen illegale Geschäfte betrieben wurden. Sie entdeckten geheime Konten, getürkte Gewinnausweise und immer wieder höchst fahrlässig vergebene Kredite über insgesamt 100 Millionen Euro. Rund 500 Mitarbeiter der CCB wurden deshalb bestraft, einige entlassen.
Mittlerweile hat sich auch ein investigatives Wirtschaftsmagazin in China etabliert, das eng mit den Fahndern kooperiert. Es heißt "Caijing" und deckt immer wieder Bankenskandale auf. In seiner Juli-Ausgabe beschreibt das Blatt einen gigantischen, ja fast unfassbaren Skandal.
Ein Unternehmer namens Feng Mingchang hat in Nanhai (Provinz Guangdong) im Laufe mehrerer Jahre knapp 900 Millionen Dollar von der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) erschwindelt. Viele angegebene Sicherheiten - wie zum Beispiel Wälder in Malaysia und Neuseeland - waren nicht existent oder fast gar nichts wert.
Feng sitzt inzwischen im Knast, aber hunderte der ergaunerten Millionen lagern irgendwo im Ausland.
Eine höchst gefährliche Mischung. Gelingt es nicht die Inflation bis Ende des Jahres in den Griff zu bekommen dürfte der Kaufkraftverlust so stark werden, dass die chinesische Wirtschaft noch stärker in den Export drängen und die Lage der Fertigprodukte auf dem Weltmarkt weiter verschärfen wird.
Die Zinsen in China wurden übrigens seit neun Jahren nicht mehr angehoben. 09:23 (al)
Die Industrieproduktion im Land der Mitte ist wieder gestiegen. Für viele ein Zeichen, dass das Problem der Überhitzung von Chinas Wirtschaft noch nicht überwunden ist. Thomas Gerhardt, Fondsmanager des DWS China (WKN 565129), sieht darin jedoch noch keinen Grund zur Besorgnis: „Die Produktion lag im August bei 15,9 Prozent. Das sind 0,9 Prozent mehr als man erwartet hatte.“ Er ist überzeugt, dass die chinesische Regierung nur selektive Maßnahmen zur Abkühlung der Wirtschaft trifft. „Das Risiko einer harten Landung ist einfach zu hoch“, so Gerhardt.
Mehr Aufschluss über die aktuelle Situation in China dürften nach Meinung des Fondsmanagers die Inflationsdaten für August geben, die am kommenden Montag erwartet werden. Im Juli lag die Jahresrate des Preisindex bei 5 Prozent. „Für August liegt die Prognose etwas höher, etwa bei 5,3 Prozent. Das ist aber genau das, was auch die Regierung erwartet hat“, so Gerhardt. Die Befürchtungen, dass es bei einer steigenden Inflation zu einem Zinsanstieg kommen könnte, teilt er nicht: „Eine Erhöhung der Zinsen würde den ohnehin schon schwachen Konsum nur noch weiter gefährden.“ Um dies zu vermeiden, würde China die Zinsen bewusst nicht erhöhen.
Eine konkrete Bedrohung der Aktienmärkte sieht der China-Experte erst, wenn die Inflationsrate bei 8 Prozent liegt und eine Zinserhöhung tatsächlich stattgefunden hat. Die künftige Entwicklung des Marktes hänge vielmehr von der Gewinnentwicklung der Unternehmen ab. Für seinen China-Fonds pickt Gerhardt daher Aktien heraus, die ein solides und stabiles Wachstum aufweisen. Dabei favorisiert er vor allem Werte aus dem Konsumbereich. „Der Konsumbereich ist in China noch stark unterentwickelt und hat somit ein hohes Wachstumspotenzial“, sagt Gerhardt. Außerdem hält er die Bereiche Infrastruktur, Logistik, Energieversorger sowie Öl- und Petroleum für attraktiv.
Kerstin Jaumann
Dieser Artikel stammt von: DER FONDS.com vom 10.09.2004
bin heute auf die Asienstudie von EMFIS gestoßen. Gibt einen Überblick über die wichtigsten Werte Asiens.
http://emfis.com/uploads/tx_asiabeitrag/asienstudie.pdf
leider sind nicht alle Daten in der Studie drin. Aber für einen Überblick genügt es.
grüße,
samsung
http://www.ariva.de/board/192340/...&search_id=bleck&search_full=&532
Viele Grüße und viel Spaß beim Lesen!
Gruß,
Bleck
ich werde mich so bald als möglich auf dem samsung-thread mit tummeln! - sicherlich bin ich ein samsung-fan, jedoch scheint mir langsam südkorea als ganzes zu gut zu laufen! (v.a. hyundai!). auch china hat sich wieder erholt (h-aktien). für mich stellt sich lediglich die frage, wohin die asiatischen börsen wandern, wenn im zweiten halbjahr eine börsenschwäche in den usa käme? - ich glaube, dass wir dann NOCH günstiger an diese werte (china/sk) rankommen, die gewiß bereits jetzt niedriger bewertet sind, als die westlichen.
bis bald!
ist ja sogar die zweite! kostenlose Studie,na dann läute ich mal die Halbzeit ein, denn die erste hatten wir vor langer Zeit auch schon gehabt :)
Für China ist es diesmal aber sehr technologielastig bzw. akt. 2 aus der Ölbranche.
Sind das vielleicht die Werte, die sich zukünftig besser durchsetzen werden ? Damals wurden auch noch ganz andere Werte besprochen.
greetz bammie
Shanghai 14.09.2004 (www.emfis.com) An internationaler Aufmerksamkeit soll es beim Börsengang von China Netcom nicht mangeln. So will China Netcom wohl mit einem kombinierten Börsengang in Hong Kong und New York auf sich aufmerksam machen. Doch statt sich den Regularien des H-Aktienmarktes unterzuordnen wird China Netcom vermutlich an den wesentlich liberaleren Red Chip Markt wechseln, was dem Unternehmen die volle Kontrolle über die Verwendung seines Jahresgewinns ermöglicht.
Zudem konnte der Presselöwe Rupert Murdoch für den Aufsichtsrat gewonnen werden. Damit möchte sich China Netcom die Aufmerksamkeit internationaler Anleger sichern. Ein Schachzug, der durchaus zu gelingen scheint. Darüber hinaus befindet sich das Unternehmen ja immer noch in Übernahmegesprächen mit dem Hong Konger Festnetzanbieter PCCW.
Von Martin Scheele, Frankfurt
Kein anderer Markt wächst derzeit schneller als der chinesische. Rasant steigt die Zahl der kaufkräftigen Chinesen an - ein riesiges Potenzial für multinationale Konzerne. Doch die machen einer McKinsey-Studie zufolge viel zu viele Fehler, um vom Trend bestmöglich zu profitieren.
Frankfurt am Main - Chinas enormes Wohlstandswachstum gleicht einer Konsumrevolution. Für viele Waren ist China bereits der größte Markt weltweit - mit weiterhin großem Potenzial. Doch im Gegensatz zu chinesischen Unternehmen profitieren internationale Konzerne von dieser rasanten Entwicklung nicht in dem Maß wie sie könnten. Zu dieser Feststellung kommt die Unternehmensberatung McKinsey in ihrer Studie "Chinas business (R)Evolution", die manager-magazin.de vorliegt.
Die Einzelheiten: Bis 2010 werden nach Berechnung von McKinsey voraussichtlich 50 Millionen Chinesen jährlich 25.000 US-Dollar zur Verfügung haben. Zum Vergleich: Im Jahr 2002 waren es gerade mal zehn Millionen Chinesen. Schon jetzt gehören zwei Millionen Chinesen zur vermögenden Klasse, die in Besitz von 70 Prozent der liquiden Mittel ist. Allerdings - und dies ist eine große Chance - haben 85 Prozent der Bevölkerung derzeit noch nicht genügend Geld, um vermehrt konsumieren zu können.
Hoffnungsträger des Wachstumspotenzials sind vor allem die jungen Chinesen in den Großstädten. "Ein Fünftel der 25- bis 34-Jährigen hat ein jährliches Pro-Kopf-Einkommen von mindestens 600 Dollar", weiß Stefan Albrecht, McKinsey-Partner aus dem Pekinger Büro. Das entspreche in China einem Spitzeneinkommen. Alle älteren Bevölkerungsschichten verdienen weniger als 240 Dollar im Jahr. Schon heute verdienen junge Chinesen häufig mehr als ihre Eltern und sind äußerst markenbewusst.
Lokale Unternehmen gewinnen in China an Stärke
Die Marktchancen internationaler Unternehmen hat McKinsey anhand von fünf Branchen erforscht. Jeweils den größten Markt besitzt China heute schon im Bereich Handys (62 Millionen Geräte wurden 2003 abgesetzt), Bier (250 Millionen Hektoliter Absatz) und alkoholfreie Getränke. Allein in diesen genannten Branchen werde sich das Wachstum aber noch mal verstärken. Denn China, so McKinsey-Mann Albrecht, habe bei Handys erst eine Marktdurchdringung von 20 Prozent gegenüber den USA von 56 Prozent.
Im Bereich Automobile stellt China derzeit den fünftgrößten Markt der Welt dar. Zwei Millionen Autos wurden dort 2003 verkauft. Aber erst 4 von 1000 Chinesen besitzen derzeit ein Auto gegenüber einem weltweiten Durchschnitt von 90 Autos pro 1000 Personen. Als fünftes Beispiel wurde der Bereich Kosmetika untersucht. 5,5 Milliarden US-Dollar wurden dafür in 2002 in China ausgegeben. Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch beläuft sich auf 4,20 Dollar im Vergleich zu 162 US-Dollar in den USA.
"Diese Märkte bieten internationalen Unternehmen große Chancen zu antizipieren", so Albrecht. Das Problem dabei sei, dass lokale Unternehmen in China immer mehr Marktanteile gewinnen und nach und nach die Marktführerschaft in verschiedenen Industrien übernehmen würden. Beispiel Fernseherhersteller: So sank der Marktanteil von multinationalen Unternehmen von 37 Prozent in 1995 auf heute 13 Prozent.
Die Fehler der internationalen Konzerne
Was also ist aus Sicht der multinationalen Unternehmen zu tun, was machen sie falsch? "Viele ausländische Unternehmen unterschätzen die unglaubliche Fragmentierung und Komplexität des chinesischen Marktes", sagt Albrecht. Notwendig sei, sich zu fokussieren. Als Erfolgsbeispiel nennt der McKinsey-Partner den Computerhersteller Dell , der seine Aktivitäten auf zwei Städte - Shanghai und Peking - und nur auf die großen Unternehmen konzentiert hat. "So wurden sie in diesem Bereich Marktführer".
Neben dieser Priorisierung sei außerdem Anpassung vonnöten. Im Klartext: Internationale Konzerne müssen China-spezifische Geschäftsmodelle entwickeln und nicht ihre Konzepte, die anderswo erfolgreich waren, einfach über den chinesischen Markt überstülpen. Albrecht nennt das Beispiel von Motorola , das ein CDMA/GSM-Handy entwickelt hat, um seinen Hauptkunden China Unicom besser bedienen zu können. Auf Knopfdruck könne man vom CDMA-Dienst auf GSM umstellen. Gerade in Sachen Anpassung machen internationale Konzerne den Fehler, ihre Produkte nicht günstiger anzubieten. "Denn", so Albrecht, "die wachsende Mittelklasse ist sehr preisbewusst."
Darüber hinaus sei eine emotionale Ansprache der Kunden nötig. Der koreanische Technikkonzern Samsung habe dies im Segment Luxus-Handys beispielhaft gemacht. Diese Geräte werden als "high-end, cool, und techy" assoziiert. Außerdem sollten internationale Konzerne unbedingt darauf achten, dass sie schnell auf Entwicklungen im Markt reagieren. Nokia habe die Distributionsstrategie innerhalb kürzester Zeit von nationalen auf regionale Distributoren umgestellt.
Immerhin, so Albrecht, machen umgekehrt auch die chinesischen Konzerne bei ihrem ökonomischen Feldzug in die weite Welt nicht alles richtig. Zwar können sie auf günstige Kapitalkosten, Arbeits- und Energiekosten setzen, nachteilig wirke sich aber aus, dass ihnen international erfahrene Führungskräfte fehlen, sie wenig Geduld für organisches Wachstum der Geschäfte haben, und es einen Mangel an Marken gibt. An Ehrgeiz fehle es den Unternehmensführern keineswegs. "Die wollen alle in die Fortune Global 500 einrücken".
Für die Vorstandschefs der multinationalen Unternehmen, die in China trotz aller Schwierigkeiten investieren, hält Albrecht abschließend noch ein Bonbon parat. "Wer in China überlebt", so Albrecht, "der spielt auch global eine bedeutende Rolle". Oder frei nach Frank Sinatra: "If you can make it there, you'll make it anywhere."
Sunday, 19. Sep 2004, 12:05
Peking 19.09.04 (www.emfis.com)
Der Machrwechsel in China scheint nun entgültig vollzogen. Wie die Nachrichtenagentur "Xhinhua" heute berichtet, wurde der Rücktritt des 78 jährigen Jiang Zemin als Vorsitzender der Central Military Commission (CMC) angenommen. Das Zentralkommitee der KP Chinas stimmte zu, dass der Staatspräsident Hu Jintao den Vorsitz übernehmen soll, er war bisher der Stellvertreter. Diesen Posten soll nun der 61 jährige Xu Caihou übernehmen. Jiang Zemin hatte den Vorsitz seit 1989 inne und scheint sich nun der Machtverschiebung innerhalb der Führungsspitze der Partei zu fügen.
12:05 (il) - copyright EMFIS
Tuesday, 14. Sep 2004, 14:03
Die Schwellenländer konnten sich im August erholen, als die Ölpreise wieder von ihren Spitzenständen herabkamen. Der Benchmark-Index MSCI Emerging Markets Free Index konnte so auf Basis des US-Dollar eine positive Rendite von 3,9% erzielen. In Asien waren die Marktergebnisse uneinheitlich. In Südkorea ließ die unerwartete Zinssenkung um 25 Basispunkte im Markt neue Hoffnungen auf eine Inlandserholung aufkommen, worauf hin der Aktienmarkt kräftig zulegte. In Taiwan ließ die Rückkehr der Schnäppchenjäger den MSCI-Index um 6,2% steigen. In Hongkong waren die Anleger zuversichtlicher gestimmt, als sich nach 68 Monaten Deflation wieder Inflation einstellte und das zweite Quartal kräftiges Wirtschaftswachstum brachte. Die Marktperformance übertraf die der anderen Märkte in der Region. Auch die osteuropäischen und lateinamerikanischen
Märkte verzeichnete positive Gewinne. Dagegen fiel die Rendite in Südafrika auf Basis des US-Dollar wegen der starken Währung erheblich geringer aus.
Thema des Monats: Templeton vor Ort
Das Templeton Emerging Markets Team verfügt in China, Hongkong, Indien, Singapur, Korea, Argentinien, Brasilien, Russland, Südafrika, Polen und in der Türkei über eine starke Präsenz. Aus diesem Grund lassen sich die Unternehmen in unserem Anlageuniversum sehr genau beobachten. Lokale Präsenz, Kenntnis der Landessprache und der Marktcharakteristika spielen für unseren Anlagestil eine entscheidende Rolle. So stehen wir mit den Unternehmen, in die wir investieren, in engem Kontakt. Alle Entwicklungen werden genau verfolgt. Weil wir vor Ort sind, haben wir Zugang zum Topmanagement, so dass wir uns noch schneller und zuverlässiger informieren können. Außerdem pflegen wir auch Kontakte zu den Kunden und Konkurrenten unserer Unternehmen sowie zu anderen verbundenen Parteien. Die so gewonnene lokale Perspektive ist in vielerlei Hinsicht sehr aufschlussreich. Gleichzeitig können wir diese lokalen Sichtweisen mit globalen Trends vergleichen, da wir nicht nur Länderteams, sondern auch Branchenteams haben, die eng zusammenarbeiten.
Es gibt zahllose Beispiele dafür, dass Informationen dank unserer lokalen Präsenz genauer waren als die auf dem allgemeinen Markt erhältlichen. Manche unserer Anlageentscheidungen hätten wir anders nicht mit größerer Sicherheit treffen können. Wir denken, dass die lokale Präsenz von entscheidender Bedeutung ist, um unsere Treuhänderpflichten gegenüber unseren Anlegern zu erfüllen. Dieser direkte Ansatz setzt auf Informationen aus erster Hand. So erkennen wir rechtzeitig sowohl Chancen als auch Risiken der Emerging-Market-Aktien, die wir für die von uns verwalteten Fonds beobachten. Zu solchen Einsichten und Informationen gelangt man nicht, wenn man sich nur auf Sekundärquellen aus London oder New York verlässt. Kürzlich prüften wir zum Beispiel ein thailändisches Unternehmen als mögliche Anlage. Unsere für Thailand zuständigen Analysten in Singapur, welche die Familienbeziehungen zwischen den Führungskräften dieses Unternehmens genau kannten, wussten von Insider- Geschäften. Dies ließ uns vom Kauf der Aktie absehen. Wir haben jedoch nicht nur hervorragende Fachkräfte vor Ort, sondern auch eine ausgereifte Methode, nach der wir Unternehmen, in die wir investieren, untersuchen. Umfassende Präsenz und gründliches Research bedeuten, dass wir die aktuelle Marktentwicklung in jedem Schwellenland genau kennen.
Ausblick
Schwellenländer sind für die Anleger nach wie vor reizvoll, schon allein deshalb, weil die Aktien zu sehr günstigen Bewertungen gehandelt werden. Kurzfristige Schwankungen sind unvermeidlich, etwa wenn hohe Ölpreise und steigende Zinsen die Marktstimmung trüben. Dennoch sind wir überzeugt, dass die Schwellenländer durch starkes Wirtschaftswachstum, politische Stabilität und die Umsetzung grundlegender Reformen langfristig weiter im Aufwärtstrend liegen werden. Deshalb werden wir Kursverluste auch künftig dazu nutzen, unsere Positionen bei den Aktien aufzustocken, die wir für überverkauft halten.
Update nach Regionen
Asien
Die Angst vor einer harten Landung der Konjunktur in China hat nachgelassen, nachdem staatliche Maßnahmen weiterhin eher auf eine allmähliche Abkühlung schließen lassen. Die Produktionsleistung der Industrie nahm gegenüber dem Vorjahr auch im Juli mit 15,5% den fünften Monat in Folge langsamer zu: Im Juni betrug der Zuwachs noch 16,2%, im April gar 19,1%. Die Direktinvestitionen von Ausländern, die in den ersten sieben Monaten des Jahres 15,1% höher ausfielen als im Vorjahr, beliefen sich auf 38,4 Milliarden US-Dollar. Dieser Anstieg übertraf zwar die 12% der ersten Jahreshälfte, war jedoch wesentlich geringer als der 26,6%ige Zuwachs, der im Zeitraum Januar bis Juli 2003 erzielt wurde. Die Inflationsrate legte weiter zu und erreichte im Juli den höchsten Stand der letzten sieben Jahre. Der Verbraucherpreisindex stieg gegenüber dem Vorjahr um 5,3%. Damit wurde die Schwelle von 5%, ab der die Zentralbank Zinsanhebungen in Betracht zieht, überschritten. Im Juli wurde ein Handelsbilanzüberschuss von 2,0 Milliarden US-Dollar erzielt. Dadurch reduzierte sich Chinas Handelsbilanzdefizit, das sich in der ersten Jahreshälfte 2004 auf 6,8 Milliarden US-Dollar belief, auf 4,9 Milliarden USDollar im Zeitraum Januar bis Juli. Die Exporte fielen mit 314,0 Milliarden US-Dollar um 41,3% höher aus als im Vorjahr, während die Importe um 35,5% auf 309,1 Milliarden US-Dollar stiegen. In Südkorea wurde für das zweite Quartal ein BIP-Zuwachs von 5,5% gemeldet. Obwohl das einen Anstieg gegenüber den im Vorquartal erzielten 5,3% bedeutet, rechnet die Bank of Korea für die zweite Jahreshälfte mit langsamerem Wirtschaftswachstum. Zur Ankurbelung der Inlandsnachfrage senkte die Zentralbank den Leitzins jedoch unerwartet um 25 Basispunkte auf einen neuen Tiefstand von 3,5%. Die Auslandsinvestitionen schnellten in den ersten sechs Monaten des Jahres 2004 um 66% in die Höhe, als sich im Ausland bessere Chancen boten. Hauptnutznießer dieses Trends war China, wohin mehr als zwei Drittel dieser Investitionen flossen, weil die Unternehmen von den niedrigeren Lohnkosten und dem expandierenden Binnenmarkt in China profitieren möchten. Die Arbeitslosenquote stieg im Juli auf 3,5%, nachdem sie im Juni 3,2% betragen hatte. In der Politik ist der Rücktritt von Shin Ki-nam zu erwähnen, dem Führer der regierenden Uri-Partei. Sein Rücktritt erfolgte, nachdem die Kollaboration seines Vaters mit den Japanern bekannt wurde, die das Land von 1910-1945 beherrscht hatten.
Afrika
Die New National Party, die Südafrika während der vier Jahrzehnte andauernden Apartheid regierte, beschloss wegen mangelnden Wählerzuspruchs ihre Auflösung. Die Parteimitglieder werden jeder (anderen) Partei ihrer Wahl beitreten können. Die Führung der NNP drängt sie zum Eintritt in den African National Congress (ANC). Wahrscheinlich werden sich die meisten Mitglieder einer der drei Parteien anschließen: dem ANC, der Democratic Alliance (DA, der offizielle Opposition), oder der Freedom Front (FF, einer kleinen Rechtspartei). Auf wirtschaftlicher Ebene sorgte der starke Rand für mehr Importe. Dadurch stieg das Leistungsbilanzdefizit des Landes in der ersten Jahreshälfte 2004 auf 5,2 Milliarden US-Dollar (2,7% des BIP). Die Inflation war weiterhin rückläufig: Im Juli lag der Verbraucher-preisindex bei 4,3%, was einen Rückgang gegenüber den 5,0% im Juni bedeutet. Die South African Reserve Bank überraschte die Märkte, als sie ihren wichtigen Repo-Zinssatz um 50 Basispunkte auf 7,5% senkte. An ihrer Zielspanne für die Inflationsrate, die von 3% bis 6% reicht, hielt die Bank fest.
Lateinamerika
Mexiko verzeichnete im zweiten Quartal ein Wirtschaftswachstum von 3,9% gegenüber dem Vorjahr. Das bedeutet einen leichten Anstieg gegenüber dem Anstieg um 3,7% im ersten Quartal, der dem Produktions- und dem Bausektor zu verdanken ist. Im Juli belief sich das Handelsbilanzdefizit auf insgesamt 866 Millionen US-Dollar: Die Exporte stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 8,8% auf 15,0 Milliarden US-Dollar, während die Importe um 9,9% höher bei 15,8 Milliarden USD lagen. Die Oppositionspartei Partido Revolucionario Institucional (PRI) gewann die Wahlen in den Bundesstaaten Oaxaca und Tijuana, so dass sie jetzt in noch mehr Bundesstaaten die Regierung stellt. Sollte es der PRI gelingen, der Regierungspartei Partido Accion Nacional (PAN) von Präsident Fox noch mehr Stimmen abzujagen, könnte dies den Weg dafür bereiten, dass die PRI die Präsidentschaftswahlen 2006 wieder gewinnt. In Brasilien hat die Beliebtheit von Präsident Lulas Regierung nach einer im August von CNT/Sensus durchgeführten Meinungsumfrage zugenommen. 38,2% stimmten für die Partei (im Juni 29,4%), während Lulas persönliche Beliebtheit von 54,1% auf 58,1% stieg. Ein vor dem Obersten Gerichtshof anhängiger Rechtsstreit, in dem es um eine Beitragszahlung in Höhe von 11% für die Altersversorgung derzeitiger und künftiger Beamter ging, wurde zugunsten der Regierung entschieden. Im Zeitraum Januar-Juli belief sich der Handelsbilanzüberschuss auf insgesamt 18,5 Milliarden US-Dollar. Dabei stiegen die Exporte gegenüber dem Vorjahr um 33,7% auf 52,3 Milliarden US-Dollar, während die Importe um 26,7% auf 33,8 Milliarden USD zulegten.
Europa
In Ungarn trat Premierminister Peter Medgyessy im August zurück, nachdem sein Koalitionspartner, die Allianz Freier Demokraten, ihm wegen der Entlassung des Wirtschaftsministers die Unterstützung entzogen hatte. Die regierende Sozialistische Partei nominierte Ferenc Gyurcsany als neuen Premierminister des Landes. Über diese Ernennung wird das Parlament voraussichtlich nächsten Monat abstimmen. In Tschechien wurde Stanislay Gross mit knapper Mehrheit vom Parlament zum Premierminister gewählt. Damit dürfte die Regierung jetzt Gelegenheit haben, ihre Anstrengungen darauf zu konzentrieren, die Wirtschaft zu stärken, den EU-Standards entsprechende wichtige Gesetze einzuführen und Investitionen aus dem Ausland anzuwerben. Weiter südlich hat das Programm der Türkei die 8. Prüfung durch den IWF bestanden, so dass weitere 661 Millionen US-Dollar zur Auszahlung gelangen. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht gab es Fortschritte: Standard & Poor’s erhöhte das langfristige Rating für die türkische Währung von BB- auf B+.
3. September 2004
Dr. Mark Mobius, Singapur
14.09.04 (rh) - copyright EMFIS
Gruß,
Bleck
ansonsten danke für den Hinweis ;)
Yuan erwartet nun, dass TCL im kommenden Jahr 25 Mio Handys absetzt, darunter 10 Mio Geräte der Marke Alcatel. TCL hat sich zum Ziel gesetzt, in diesem Jahr 10% mehr eigene Handys zu verkaufen als 2003. (ENDE) Dow Jones Newswires/27.9.2004/DJN/cn/chr
Für den chinesischen Aktienmarkt sieht Rentsch derzeit keine Bedrohung: „Nach den scharfen Korrekturen im ersten Halbjahr hat die Börse nun wieder an Boden gewonnen und ist mittelfristig stabil.“ Positive Impulse erhofft sich der Fondsmanager von der neuen Regelung, dass chinesische Versicherungsfonds künftig bis zu fünf Prozent ihres Volumens in Aktien investieren dürfen. „Der Markt wird auf jeden Fall kurz- bis mittelfristig von der hohen Nachfrage der Versicherungen profitieren“, so Rentsch zu DER FONDS.com. Dies gelte zunächst jedoch vor allem für das Segment der in Shanghai notierten A-Aktien, die ausschließlich für Inländer zugänglich seien. „Durch diese Maßnahme kann das Geld der chinesischen Versicherungen im Land gehalten werden“, so Rentsch. Dieser Nachfrageüberhang wirke sich allerdings auch stabilisierend auf den gesamten chinesischen Aktienmarkt aus.
In den kommenden sechs Monaten rechnet der China-Experte darum mit Kurssteigerungen von 15 bis 17 Prozent, langfristig sei aber noch deutlich mehr drin. „China ist der einzige Buy-and-Hold-Markt der Welt“, so Rentsch. Solange die Industrialisierung vorangehe, habe der chinesische Markt ein enormes Potenzial. Mit seinem China-Fonds setzt Rentsch vor allem auf Dienstleistungsfirmen, Öl und Basisindustrien wie Stahl-, Aluminium- und Kupferverarbeitung. „In 2015 wird China ein High-Tech-Land sein. Zuvor geht es allerdings noch darum, die längste Formel 1-Strecke der Welt und die besten Motoren zu bauen.“ Alle Werte in seinem Fonds haben ein maximales Gewicht von 4 bis 5 Prozent. (Quelle: DER FONDS)
Thursday, 30. Sep 2004, 08:04
Unternehmen: TSINGTAO BREWERY
Hongkong 30.09.04 (www.emfis.com)
Der chinesische Bierbrauer Tsingtao Brewery Co Ltd gab bekannt, dass das Unternehmen in Zhangzhou 90 % an einer Brauerei für 26 Millionen Yuan erworben hat um seine Bierproduktion zu erhöhen. Der Erwerb an der Tsingtao Brewery (Zhangzhou) Co wurde in Cash bezahlt.
Die Aktie von Tsingtao steht zur Mittagspaue mit - 0,64 % bei 7,75 HK-$. Mit 0,572 Millionen gehandelten Aktien ist das Volumen recht dürftig.
30.09.04 (il) - copyright EMFIS