Atomausstieg: "Überhaupt kein Problem"
+ 20.10.2012 + Der Atomunfall in Fukushima hat Auswirkungen auf die weltweite Stromerzeugung aus Kernkraftwerken.
Nach einer Auswertung von Daten der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) ist die Stromerzeugung aus Kernkraft im Jahr 2011 um 4,3 Prozent auf 2.518 Milliarden Kilowattstunden (kWh) gesunken (2010: 2.630 Mrd. kWh). Das ist der niedrigste Stand seit 2003, teilte das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) in Münster mit.
Eine weitere Analyse der Altersstruktur der weltweiten Atomkraftwerke (AKW) zeigt zudem, dass viele Staaten wegen des Erreichens der Altersgrenze von 40 Jahren schon bald vor großen politischen Herausforderungen stehen. Für diese Betriebszeit sind die Atomkraftwerke ohne Sicherheitsabstriche ausgelegt, der Neubau dauert mindestens sieben Jahre.
Einer IWR-Hochrechnung zufolge müssen die Staaten bei einem rechtzeitigen Ersatz der Altanlagen durch neue Kernkraftwerke mit Kosten in Höhe von rd. 1,1 Billionen Euro bis 2030 rechnen. "Auf die Länder mit Atomkraftanlagen rollt eine gewaltige Kostenwelle zu", sagte IWR-Direktor Dr. Norbert Allnoch.
usw...
Insgesamt sind dem Report zufolge noch 429 Reaktoren mit einer installierten Leistung von 364 Gigawatt am Netz. Die Kernkraftnutzung habe damit ihren Höhepunkt deutlich überschritten, sagt Schneider. Im Jahr 2002 waren noch 444 Reaktoren in Betrieb.
Auch die Menge des Stroms, den alle Reaktoren zusammen produzieren, lag dem Bericht zufolge 2011 gut fünf Prozent unter dem historischen Rekord des Jahres 2006. Der Anteil der Kernenergie an der weltweiten Stromproduktion sinkt laut der Studie bereits seit 1993 - von damals 17 Prozent auf derzeit elf Prozent. ....
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Weltweit auf dem absteigenden Ast. Gut so. Riskante und überteuerte Fehlentwicklungen muss man stoppen.
Belgien steigt bis 2025 aus der Atomenergie aus
Nach dem belgischen Atomausstiegs-Gesetz von 2003 sollen alle Atomkraftwerke bis 2025 abgeschaltet werden. ....
Eine Ankündigung sorgte im In- und Ausland für besondere Aufmerksamkeit: Hollande ist der erste französische Präsident, der mit der traditionellen Doktrin des 'tout-nucléaire" zu brechen wagt. François Brottes:
"Deutschland hat den Atomausstieg beschlossen, Frankreich hat bei seiner Energiewende eine andere Wahl getroffen. Wir wollen den Anteil von Atomstrom an der Elektrizitätsproduktion auf 5O Prozent absenken. Mag auch mancher in Deutschland finden, dies sei nur eine 'kleine Energiewende' - wenn man sich aber eine Grafik der Stromproduktion in Frankreich anschaut, bei der die Kernkraft einen Anteil von 75 bis 80 Prozent hält, ist das schon ein enormer Schritt und keineswegs eine Lappalie."
Jean-Paul Chanteguet ist ein Parteikollege von François Brottes, aber: Er ist für den Atomausstieg - langfristig, in 35 bis 40 Jahren. Der Sozialist steht der Kommission für nachhaltige Entwicklung in der Nationalversammlung vor.
"Die Energiewende wird zweifelsohne nicht einfach werden, denn in Frankreich haben wir es immer noch mit einem Einheitsdenken zu tun. In der hohen Verwaltung geht man davon aus, dass es nur eine statthafte Energiequelle gibt: die Atomkraft. Doch seit dem Reaktorunglück in Fukushima hat die Bevölkerung bei uns begonnen umzudenken. Sie lehnt nun die Kernkraft zunehmend ab. Von daher meine ich, dass in Bälde der Moment für einen progressiven Ausstieg aus der Atomkraft kommen wird."
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Damit befinden sich weltweit laut IAEO noch 390 Atomreaktoren in Betrieb. Zuletzt waren 1986 – im Jahr des Tschernobyl-Unfalls – vergleichbar viele AKW in Betrieb.
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Es waren schon über 440. Weltweit nimmt die Bedeutung des Atomstroms im Weltenergiemix seit über 20 Jahren ab. Die letzten Jahre immer schneller.
Selbst wenn die Trümmer weggeräumt sind, die Wunden sind noch vielerorts sichtbar. Anders als die Strahlung in Fukushima. Zwar ist die Atomruine nach Darstellung der Regierung und des Betreibers Tepco unter Kontrolle. Ein großes Problem bereiten jedoch die Unmengen Wasser, die weiterhin zur Kühlung der beschädigten Reaktoren benötigt werden. Mehr als 360.000 Kubikmeter verstrahlten Wassers hätten sich angesammelt, die Auffangbehälter seien fast voll, warnt die Zeitung "Mainichi Shimbun".
Insgesamt könnte die Beseitigung der Schäden 30 bis 40 Jahre dauern und umgerechnet mindestens 77 Milliarden Euro kosten. Hinzu kommen Experten zufolge weitere 300 Milliarden Euro für die Entschädigung der Anwohner und die Dekontaminierung der Umgebung der Kraftwerksruine.
Derweil hat der Staat mit einem enormen Aufwand die Dekontaminierung riesiger Landstriche veranlasst, um die Belastung überall unter einen Millisievert pro Jahr zu senken. Doch auch das wirft Probleme auf. Zum einen werden die Methoden, etwa den Strahlen mit Hand und Schaufel beizukommen, von vielen Menschen angezweifelt. Man könne sowieso nicht überall dekontaminieren, zum Beispiel in den vielen Bergwäldern. Radioaktivität komme von dort immer wieder nach. Auch weiß niemand, wohin mit den wachsenden Bergen an Atommüll, denn noch immer gibt es keine Entscheidung über Zwischenlager.
aus
http://www.spiegel.de/panorama/...n-regierung-und-tepco-a-888036.html
Aber zum Glück landen diese Kosten niemals auf der Stromrechnung, denn Atomkraftwerke sind ja einfach billig in der Stromproduktion. Und was sind schon ein paar zigtausend dauerhaft Heimatvertriebene....
Und natürlich ist der Spiegel-Artikel miesester Journalismus. Man schreibt da was von Kosten, die irgendwelche Experten schätzen - ohne die Experten überhaupt einmal zu nennen. Und dann "viele Menschen zweifeln" irgendetwas an - und wieviele sind das? Wie gesagt: Schmierenjournalismus.
Und die Meereslage war, für die Auswrikung des Unglücks jedenfalls von Vorteil. Man Schätzt, das 80 bis 90% der Strahlenlast direkt ins Meer bzw. in Meeresrichtung durch die Luft abging.
Ein entsprechendes Unglück in Deutschland wäre viel Schlimmer, weil alle AKWs onshore sind, im Einzugsbereich der Metropolen.
Übrigens war in 2en der Fukushima-Reaktoren die Notkühlung durchs Erdbeben ausgefallen, nicht erst durch den Tsunami. Durch Rohrbrüche. Das führte zur Kernschmelze. Lies mal die Unfallberichte.
Natürlich sind Erdbeben bei uns nicht so heftig zu erwarten, aber die deutschen AKWs sind ja nur für viel schwächere ausgelegt. Bei einem japanischen fallen die um wie ein Kartenhaus. Die Statik wird ja entsprechend der erwarteten Lastfälle ausgelegt.
Ok, manche halten diese Risiken für tolerabel, andere für unnötig sie einzugehen. Manche reizt auch einfach der Nervenkitzel sein Leben und das der anderen zu riskieren. Wie immer halt.
Ich baue da lieber an einer Zukunft ohne AKWs, weil es eben geht. Und seit den 90ern ist die AKW-abhängigkeit weltweit bei der Stromproduktion von 17 auf 11% gefallen. Bis in 20 Jahren sind die meisten abgeschaltet, der Rest dann in weiteren 20 Jahren. Neue gebaut werden ja fast keine mehr, weil sie sich niemand mehr leisten kann. Jährlich werden mehr abgeschaltet als zugebaut werden. Und das bei steigendem Energiehunger weltweit.
Kostenfrage? Natürlich ungelöst.
Alleine die Wiederaufbereitung als Atom-Irrweg hatte Staatssubventionen von 25 Milliarden Mark verschlungen. In Preisen von heute eher über 30 Milliarden Euro. Aber zum Glück landete davon nie ein cent auf der Stromrechnung, alles Steuergeld und Atomstrom ist billig......
Dazu sei es unter anderem ratsam, in der Energiepolitik "von Steuererleichterungen für den Industriesektor abzurücken". Derzeit leisten in Deutschland ausgerechnet die größten Stromverbraucher den geringsten Beitrag zur Förderung der Energiewende. ...
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Soso. Hauptkritik also noch an der Bundesregierung, die die Lasten ungerecht verteilt.
Auch radioaktives Tritium ist in achtfach höherer Konzentration als zulässig gefunden worden. Bislang hatte das Unternehmen behauptet, es gebe keine gesundheitsgefährdende Belastung des Grundwassers um das Atomkraftwerk. .....
.... Die neuesten Tests zeigen, dass das Grundwasser um Reaktor 2 zwischen Dezember und Mai um hundertfach gestiegene Werte von Strontium 90 aufweist. Noch zu Beginn dieses Monats hatte Tepco behauptet, es gebe keine Probleme und erklärt, es sei sicher, rund 100 Tonnen Grundwasser pro Tag in den Pazifik zu leiten......
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Da wird doch nicht was undicht sein?
Ach so die haben ja Lecks in den Lagern und pumpen sowieso 100 Tonnen Grundwasser täglich ins Meer zur Entlastung. Alles kein Problem, ist ja nur zum Wohle der Atomkraft und so....
Wenn das der Maßstab ist, sind die anderen Zwischenlager auch alle nichts. Und die AKWs sowieso nicht. Neckarwestheim hätte man bekanntlich schon mit einer gut platzierten Cessna zum Super-Gau bringen können.
1. AKW-Unfälle sind ursächlich auf menschliches Versagen zurückführbar. Dazu zähle ich nicht nur Bedienfehler, sondern auch Standort oder Konstruktion.
2. Was tun mit den Abfallprodukten.
Zwei m.E. durchaus lösbare Dinge, betrachtet auf einen Zeitraum von 20-50 Jahre. Hier ist die Wissenschaft in Kooperation mit Wirtschaft und Politik gefragt. Wer das heute aus der Hand gibt, hat später das Nachsehen und wird sich in einem Entwicklungsland wiederfinden. Denn egal wie toll gespart wird: fossil ist irgendwann alle, Sonne & Co lassen sich nicht beliebig anzapfen.
Weder bei Atomstrom, noch im Straßenverkehr noch sonstwo. Den Fall hätte man halt abfangen müssen in der Konstruktion und Auslegung. Es bleibt immer Bedienfehler.
Ja und?
Fossil geht irgendwann all, klar. Und die Sonne scheint eben nach menschlichem Ermessen ewig. Warum meinst du das ausgerechnet das Speicherproblem sich in 20 oder 50 Jahren nicht lösen lässt?
AKWs bauen geht jedenfalls nur mit Milliardensubventionen, je Baustelle. Seit 20 Jahren baut niemand mehr wirtschaftliche AKWs. NUr bei totalen Risikobuden kannst du wirtschaftlich strom erzeugen, weil du die nicht versichern musst.
Und der Müll ist dann natürlich auch nicht entsorgt.
EEG Umlage jetzt bei 20 mrd € p.a. ... ad infinitum...?
* Kosten, Milliarden, Subventionen ...
* In der Vergangenheit passierte dies und jenes ...
* Niemand konnte das bislang wirtschaftlich ...
Dieser Methodik folgend würde heute kein Flugzeug fliegen, kein Flatscreen flimmern und wir würden uns mit Steinen bewaffnet in Höhlen aufhalten.
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Einfach mal so eine Idee von vielen:
Ist es evtl. bereits ein Fehler im Ansatz, dass man voraussetzt in ferner Zukunft sind die Kraftwerke solche AKW-Monster wie bisher? Dezentrale Energiezellen mit einer Leistungscharakteristik wie sie vor Ort gebraucht wird, individuell korrigierbar wenn die Umstände das erfordern. Zwei offenkundige Vorteile:
* Du musst dir weniger Gedanken um die Verteilung machen
* Du minimierst das Risiko automatisch weil deine Zelle viel kleiner ist
Da geht die Herausforderung für die Forschung los. Der eigene Brüter im Keller und die Energiezelle im Supermarkt im Pfandverfahren. Vergiß einfach mal die alte Denkweise.
Btw. das Energiesystem umzubauen kostet halt.
Mir wäre es ja auch lieber, wenn die Versorger in Staatl./Kommunaler Hand wären, dann könnte man sich das ganze EEG-Gedöns ersparen. Der Bürger würde dann den Umbau zahlen was er kostet und nicht die Gewinne der Unternehmen sichern.
Versorger gehören verstaatlicht!
Verstehe nur nicht, was das praktisch mit der Sicherung der Energieversorgung in der Lebensspanne von mir und meiner Kinder zu tun hat.