hat Guttenberg seine Doktorarbeit geklaut?
Was regt der sich auf? Wenn alles sauber ist, hat niemand was zu befürchten. Aber offenbar zieht schon der erste Gestank durch den Bundestag.
«Wie oft wurde der Kairos (Anm. d. Red.: griechisch für «der richtige Moment») der Fertigstellung durch freiberufliche wie später parlamentarische ´Ablenkung´ versäumt, bevor die Erkenntnis dieses traurigen Faktums einer bemerkenswerten Mischung aus eherner professoraler Geduld (wie Liebenswürdigkeit), sanftem, aber unerbittlichem familiärem Druck und wohl auch ein wenig der beklagenswerten Eitelkeit weichen durfte.»
http://www.blick.ch/news/ausland/hatte-er-einen-ghostwriter-166889
Kein Witz: 1971 hat Karl Theodor Maria Georg Achaz Eberhardt Josef Freiherr von und zu Guttenberg das bahnbrechende Werk “Fußnoten” veröffentlicht. 40 Jahre später ist sein Enkel Karl Theodor irgendwie in Fußnöten.
Ohne die kannste es vergessen, dass die Bürger auch nur dran denken, den Prozess der Politikverdrossenheit umzukehren.
Also Dr. Freiherr oder Freiherr Dr. ? ;-)
der wird am Ende Federn lassen müssen. Schaun wir mal, ob Guttenberg als gerupfter Hahn auch noch eine gute Figur machen wird. Eines aber sei all denen, die unter einer Promotion eine promotion - Kampagne für kometenhaften Aufstieg in Politik oder Wirtschaft oder beidem sehen:
Schreiben Sie nie Geistreiches ab, um es als Ihren Erguss zu deklarieren! Machen Sie es schlauer, und geben sie den Blödsinn, zu dem Sie allenfalls fähig sind, als Produkt kluger Köpfe an (mit erlogener Quellenangabe).
Dieses Verfahren geht übrigens auf B. Brecht zurück!
"Stille Wasser sind tief....oder gefroren." Altes chines. Sprichwort
(...)
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) in der Plagiats-Affäre in Schutz genommen. „Ihm zu unterstellen, dass er die ganze Doktorarbeit abgeschrieben haben soll, (...) wird dem Charakter dieser Arbeit überhaupt nicht gerecht“, sagte Schäuble im Deutschlandfunk. „Jedem passiert auch mal vielleicht ein Fehler“, sagte Schäuble. Er selbst habe die Arbeit einmal gelesen. Er halte Vieles für eine typische Übertreibung der Medien.
Der CDU-Politiker empfiehl seinem Kabinettskollegen aber:„So rasch wie möglich Klarheit schaffen.“ Auf die Frage, ob sich Guttenberg entschuldigen müsse, antwortete Schäuble: „Wenn er Fehler gemacht hat, ist er derjenige, so haben wir ihn alle kennengelernt, der auch dazu steht einzuräumen, dass man Fehler gemacht hat.“
weiter: http://www.welt.de/politik/deutschland/...rg-Jeder-macht-Fehler.html#
Übrigens dürfte es jetzt wirklich spannend werden. Denn irgendjemand hat nun ein unausgesprochenes Gesetz verletzt, dass man sich unter Politikern was Promos angeht nicht gegenseitig ans Bein pinkelt. Und da sie ja fast alle Doktores sind, werden so einige aus der Kurve fliegen...
Der ganze Kommentar: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/1390928/
Beim Normaldoktor heiß es: Herr Dr. ...
Achtung! Jetzt erbringe ich die eigene Leistung, in diesem Fall die logische Transferleistung:
Beim adeligen Freiherrn sollte es dann Freiherr Dr. ... heißen.
Denn der Herr sollte sollte durch den Freiherrn ersetzt sein, sonst hört sich das wie Stottern an.
Doch wie ist es beim Baron? Man sagt ja Herr Baron. Und dann? Herr Dr. Baron ... oder Herr Baron Dr. ...
Diese Fragestellung bietet genug wissenschaftliche Substanz, um damit den Dr. habil. anzustreben. ;-))
Das ist zwar häufig so, aber bei weitem nicht immer und deshalb geht es auch um Glaubwürdigkeit.
Ein paar Beispiele:
Die Grünen sind jahrelang mit 5 DM/l in Wahlkämpfe gezogen, weil sie es für richtig hielten. Und weil fast jeder Autofahrer ist, hat das sicher Stimmen gekostet.
Lafontaine hatte vor den Kosten der Einheit, dem Tal der Tränen durch Arbeitslosigkeit und dem ausbluten des Ostens gewarnt, wenn die Einheit so kommt, wie sie gemacht wurde. Das stimmte zwar, wollte aber keiner Wissen, der Wähler strafte mit Stimmentzug.
Die Union hat die letzte Bundestagswahl sicher nicht wegen ihrer unpopulären Atompolitik gewonnen, sondern trotz dieser Positionen. Die hat sie vertreten, auch wenn das sicher Stimmen gekostet hat.
Genug der Beispiele, da kann jeder sicher aus allen Parteien Beispiele finden. Natürlich wollen Parteien Strömungen und Stimmungen innerhalb des Volkes aufnehmen und lenken, es gibt aber immer auch Punkte, wo sie sich aus Grundüberzeugungen gegen oder für etwas positionieren, auch wenn es Stimmen kostet.
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Was sicher richtig ist: Um ein guter Politiker zu sein, braucht man keinen Doktortitel. Man soll sie messen an dem was sie abliefern. Das Problem bei Gutti aktuell: Entweder er hat seinen mit besonderer Auszeichnung versehenen Doktor schlampig abgeliefert oder absichtlich die Fußnoten unterschlagen oder aber zu großen Teilen an Ghostwriter delegiert, was erst recht betrug wäre.
Aber gut, er wäre nicht der erste Politiker mit strafrechtlichem Dreck am Stecken. Ein Karriereknick ist das aber allemal.
Warten wir es ab, wie er Stellung nimmt und was die Bayreuther Uni zu systematischmn nicht-kennzeichnen von Quellen und Zitaten sagt.
"Dr. Hans Mustermann"
"Hans Maria Randolf etc. Freiherr von und zu Mustermann"
ergo:
"Dr. Hans Maria Randolf etc. Freiherr von und zu Mustermann" (auf Guttenplan, gen. Sülzfeld. Und wer weiß was noch alles).
(der "Herr" und der "Freiherr" haben nichts miteinander zu tun, weil "Herr" eine Anrede ist, "Freiherr" aber keine)
So oder so steht deiner Promotion aber nichts im Wege...
Der große Unterschied in Art und Umfang von Doktorarbeiten habe ich über Bekannte mitbekommen. Der eine promoviert seit 4 Jahren in Informatik und hat schon drei Veröffentlichungen und es reicht immer noch nicht; der andere promovierte in Medizin und war nach sechs Wochen fertig und ein anderer versuchte sich in Politikwissenschaften und ging mit vielen, vielen Büchern in die UniBib.
Was ich sagen will:
alle Doktorarbeiten in nicht naturwissenschaftlich-mathematischen Fächern werden wohl Plagiatsprobleme bekommen, weil sie zwingend Zitieren müssen und irgendwie sind die meisten Publikationen dann doch nur Zusammenfassungen von anderen. Somit dürfte Frau Merkel wohl am wenigsten Angst vor Plagiatsvorwürfen haben.
Na ich bin gespannt darauf, wie es weiter geht.
Es stellt sich doch auch mal die Frage, welche Rolle der Doktorvater gespielt hat. Hätte ich beim ehrwürdigen W. Haug eine Diss über den deutschen Artusroman geschrieben, hätte ich sicher sein können, dass er sogar einzelne Sätze aus der Fachliteratur sofort als fremdes geistiges Eigentum identifiziert hätte.
Bei Guttenberg hingegen sieht alles nach einer "proktologischen Promotion" aus: das ist kein Haargel, das ist Gleitcreme!
Und eins ist Fakt: Man wird alles dran setzten, sich bei der Sache aus der Affäre zu ziehen.