AT&S - Wachstumsweg zu 80 Euro
Für mich ist es ein Armutszeugnis, wie lange das alles dauert. Am 24.September 2024 hat Gerstenmayer seinen Rücktritt bekannt gegeben. Am 26.Februar (volle 5 Monate später) wurde die Neubesetzung der Stelle mit Herrn Mertin bekannt gegeben.
Und dann dauert es wieder mehrere Monate bis man das erste Statement des neuen CEO vernimmt. Und das alles in einer Zeit, wo rundherum wohl wichtige Entscheidungen getroffen werden sollen.
Bei Intel lief die Neubesetzung des CEO wesentlich schneller ab:
Am 03.12.2024 trat Gelsinger als CEO zurück.
Bereits am 13.03.2025 wurde sein Nachfolger Tan benannt, also gute 3 Monate später.
Und dieser begann auch gleich mit der Arbeit. Er informierte die Aktionäre gleich, wo er anpacken wird.
Mir ist schon klar, dass im Hintergund gearbeitet wird und alles weiter läuft.
Ich habe bei AT&S das Gefühl, dass hier hervorragend verwaltet wird, die Aufsichtsräte sind wahrscheinlich prädestiniert dazu, das bestmöglich zu tun.
AT&S ist aber ein Unternehmen und kein Verwaltungsapparat. Hier gehören zukunftsfähige Entscheidungen getroffen und das auch möglichst Zeitnah.
Weiterhin operiert AT&S mit zu vielen Vorständen. In Zeiten, wo man an allen Ecken sparen sollte, ist es nicht notwendig, zwei getrennte Vorstände für die beiden Einheiten zu bezahlen. Diese beiden Vorstandsposten wurden in völlig anderen Zeiten geschaffen. Damals hat man uns Aktionären noch Umsätze von 3,5 Mrd und EBITDA Margen von 27-32% versprochen. Mittlerweile liegen wir nur mehr bei 2,2 Mrd und wesentlich geringeren Margen. Man kann sich also schlicht keine 2 getrennten Vorstände mehr leisten.
Des weiteren soll unter den Vorständen eine eigene Führungsebene eingezogen worden sein. Auch hier stellt sich die Frage, ob diese tatsächlich eine Daseinsberechtigung hat.
Lieber Herr Mertin, als langjähriger Aktionär kann ich nur an Sie appellieren, den Sparstift überall anzusetzen und möglichst rasch Entscheidungen zu treffen, die das Unternehmen endlich vorwärts bringen.
Solange ATS nur so wenige Hauptkunden hat, wird das eigene Schicksal von diesen (fremd)bestimmt. Die Kundendiversifikation - von der schon so lange gesprochen wird - ist ein Kernthema, möchte ATS irgendwann mal einen eigenen selbstbestimmten Kurs fahren. Marktplayer oder nicht, hier ist eine (sehr schwierige) Aufgabe endlich zu lösen.
Und was ist jetzt positiv an der Sache ? Die Erwartung, dass "unsere" drei Großen, Apple, Intel und AMD Anteile zurückgewinnen (AMD möglicher Weise zulasten Intels...), hat Substanz. Verbessert sich das weiter, kommt auch ATS aus dem Tal heraus - quasi ganz ohne viel selbst dazu beizutragen , wenn man das Beherrschen der Technologie voraussetzt.
Trump bleibt ein gewaltiger Unsicherheitsfaktor, wie in allen weltpolitischen und weltwirtschaftlichen Fragen. Aber dieses Wetterleuchten trifft ohnedies alle - und ev. gelingt es US Unternehmern Trump in einem der seltenen Momente zu treffen, wo er nicht mit sich selbst beschäftigt ist sondern seine kurze Aufmerksamkeitsspanne ihm die Erkenntnis erwachsen lässt, dass ein Apple Handy um 3.500 UDS nicht nur für "die Chinesen" schlecht ist, sondern auch (vor allem auch) für seine Wähler in den USA. Aber in der Zwischenzeit vertrau ich schon darauf, dass es ihm demnächst (spätestens bei den Midterms) eben diese Wähler selbst verdeutlichen werden. Begleitet von einigen Gerichtsentscheidungen.
Heißt für mich: es geht (fachliche Qualität bei ATS vorausgesetzt) wieder aufwärts.
AT&S, einer der weltweit führenden Hersteller von High-End-IC-Substraten und -Leiterplatten, ist stolz darauf, bekannt geben zu können, dass die neue Produktionsstätte im Kulim Hi-Tech Park in Malaysia, nun für die Großserienfertigung (HVM) bereit ist. Neue Kunden, neue Technologien und die Konzentration auf Forschungs- und Entwicklungsprojekte werden das Wirtschaftswachstum Malaysias im Einklang mit der nationalen Halbleiterstrategie stärken.
Leoben, 5. Mai 2025 – AT&S Austria Technologie & Systemtechnik Malaysia ist bereit, die Großserienfertigung (HVM) auf dem neuen Campus im Kulim Hi-Tech Park im Bundesstaat Kedah aufzunehmen. AT&S Malaysia liefert High-End-IC-Substrate (IC steht für Integrated-Circuit) für Hochleistungsprozessoren von AMD und andere Kunden.
Der AT&S-Substratproduktion für AMD am Kulim Campus wird aufgrund der steigenden Nachfrage nach CPUs und GPUs für Rechenzentren, KI, VR und AR-Technologien ein gesundes Wachstum prognostiziert. Mit dem erwarteten exponentiellen Anstieg des Datenvolumens wächst auch die Nachfrage nach Datenspeicherung, -übertragung und -analyse. AT&S ist ein gefragter Technologiepartner, und die Anzahl der Kunden für das Werk in Kulim wird deutlich wachsen. Bereits im laufenden Geschäftsjahr werden weitere namhafte Kunden hinzukommen......
https://ats.net/presse/...nfertigung-im-neuen-werk-in-kulim-malaysia/
Interessant sind die Überlegungen zu den Zöllen. Ganz klar ist es aber dennoch nicht.
Ich habe erst kürzlich einen Artikel gelesen, wonach TSMC in den USA seine fortschrittlichsten Chips niemals in den USA produzieren wird. Taiwan wird es TSMC gesetzlich verbieten, dies zu tun. Hier geht es darum, dass damit das Interesse der USA wegfallen würde, Taiwan militärisch zu unterstützen, falls China das Land vereinnahmt.
Unklar ist mir aber, ob die von AT&S für AMD produzierten Substrate für diese fortschrittlichsten Chips bestimmt sind. Ich gehe zwar davon aus, bin mir aber nicht sicher. Vielleicht habt ihr hier mehr Expertise.
Der Teil mit den neuen Kunden ist eindeutig positiv zu werten. Die Abhängigkeit von Intel, AMD und Apple dürfte damit weiter schrittweise geringer werden.
Die Pläne, drittgrößter Substrathersteller zu werden bleiben aufrecht, wobei die zeitliche Prognose natürlich sehr schwammig ist.
Die Umsatzsteigerungen von 30% pro Jahr bis 2031 sind zwar auch interessant, allerdings ist auch hier noch unklar, von welchem Niveau man hier ausgeht. Das Basisjahr soll ja das 2025/26 sein. Hier wird man wohl noch auf die Prognose für das laufende GJ warten müssen, um Rückschlüsse bilden zu können, für welche Umsätze Malaysia steht. Unklar ist auch, ob man hier bereits mit Kulim II rechnet.
Nun sind das allgemein (gibts ja derzeit in einigen Branchen) vorgezogene Aufträge infolge der US Zollerwartungen und kein wirklich organisches Wachstum. Hätte gerne von ATS auch so eine Meldung gelesen - zusätzlich zur letzten Mitteilung bzgl. Kulim-Inbetriebnahme. Selbst wenn das nun keine konstante Auftragszunahme sein wird, und danach wieder ein Rückgang folgt (wie im größeren Ausmaß mit der Covid Pandemie), müsste die Folge eine Verbesserung der Finanzierungsthematik sein. Abgesehen davon, dass man damit auch zeigt, noch überall im Geschäft zu sein.
Hoffe, dass der Zoll-Boom auch ATS "unterstützt"
Shortquote wieder verringert per vorgestern:
Aber die gute Nachricht ist, dass die Aussichten recht gut sind. Für das nächste Quartal wird ein Umsatz von 400 Millionen prognostiziert, und die Prognose für das kommende Jahr bleibt positiv, da das neue Werk die Produktion weiter steigert.
4Q24/25 Ergebnisse zeigen leichte Erholung, Zollkonflikt belastet Ausblick
AT&S legte gestern ihr Ergebnisse zum GJ 2024/25 vor, die im Rahmen unserer Erwartungen lagen. Das 4. Quartal lag dabei am oberen Ende der Guidance, wobei der Verkauf des Medizingeschäfts Profitabilität und Finanzprofil stärkte. In Summe konnte AT&S seinen Umsatz im GJ 24/25 trotz Preisdruck bei Leiterplatten und IC-Substraten dank Volumenzuwächsen um 3% auf EUR 1,59 Mrd. steigern. Das EBITDA verdoppelte sich fast auf EUR 606 Mio. Bereinigt um den positiven Effekt aus dem Verkauf des Werks in Korea und Kosten für das Spar- und Effizienzprogramm lag das EBITDA bei EUR 408 Mio. (2023/24: EUR 384 Mio.). Die bereinigte EBITDA-Marge verbesserte sich leicht auf 25,7%. Das Konzernergebnis stieg schließlich, getrieben vom Verkauf des Werks in Korea, auf EUR 72,2 Mio. (2023/24: EUR -54,2 Mio.). Die Eigenkapitalquote stieg leicht auf 23,3%, der Bestand an Zahlungsmitteln und ungenützten Kreditlinien lag bei rund EUR 840 Mio. (Q3 24/25: rund EUR 680 Mio.).
Ausblick
Aufgrund der unklaren Entwicklung der US-Zölle gibt das Manage ment aktuell noch keinen Jahresausblick 2025/26, bestätigte aber den Ausblick 2026/27 (Umsatz EUR 2,1-2,4 Mrd., EBITDA-Marge zwischen 24-28% - dies entspricht einem Umsatz von EUR 2,25 Mrd. und einem EBITDA von EUR 585 Mio. in der Mitte der Guidance). Für das 1. Quartal 2025/26 wird einen Umsatz von ca. EUR 400 Mio. (Q1 24/25: EUR 349 Mio.) und eine EBITDA-Marge von etwa 16% (Q1 24/25: 18,5%) erwartet. Nach Start der Hochvolumen-Produktion im neuen Werk in Kulim werden auch in den kommenden Monaten noch Anlaufkosten das Ergebnis belasten. Nachlassender Preisdruck und Kosteneinsparungen sollten jedoch die Profitabilität zunehmend stärken.
Bilanz und Liquidität stehen nach dem Verkauf des Werks in Ansan, dem geplanten Factoring und der neuen Kreditlinie des IFC auf soliden Beinen. Insgesamt erwarten wir dennoch, dass die Erholung trotz Deeskalation im US-Zollkonflikt nur langsam voranschreiten wird – vor allem im Industrie- und Automotive-Bereich - und die Visibilität gering bleiben wird. Trotz der starken Kurserholung seit Jahresbeginn ist die Aktie auf Basis EV/EBITDA mit rund 6.0x für 2025/26 aber nicht teuer bewertet, auf Basis der Mittelfrist-Guidance 2026/27 sinkt das Multiple sogar auf attraktive 3.0x.
Mit „positiven Aussichten“ meine ich jetzt nicht, die Prognose für das kommende Geschäftsjahr. Ein Umsatz von 2,1-2,4 Mrd und EBITDA-Margen von 24-28% reichen wohl lediglich für ein ausgeglichenes Ergebnis.
Ich meine vielmehr, die Aussicht auf ein Wiedererstarken Europa`s. Es zeichnet sich immer mehr ab, dass nun endlich etwas weiter geht, bei der technologischen Entwicklung Europa`s. Heute wurden Pläne bekannt, dass offenbar ein Konsortium aus Deutschen Unternehmen riesige KI Rechenzentren bauen will.
Ob jetzt AT&S ein unmittelbarer Profiteur eines solchen Vorhabens wäre, getraue ich mich nicht zu prognostizieren. Es hängt wohl davon ab, welche KI CPUs hier verwendet würden. Wenn bei solchen Projekten aber die EU als Basis-Finanzierer auftritt, kann man aber darauf hoffen, dass solche Lieferanten bevorzugt werden, die einen Europa-Bezug haben. Und nachdem AT&S in der westlichen Welt keine nennenswerte Konkurrenz hat, bin ich hier guter Dinge.
Es ist aber nicht nur dieses KI Projekt, das positiv stimmt. Auch die riesigen Infrastrukturausgaben von Deutschland, aber auch das europäische Rüstungsprogramm stimmen zuversichtlich, dass es in Europa wieder aufwärts geht.
Letztlich könnten die Prognosen für 2026/27 vielleicht am Ende doch noch angehoben werden oder zumindest das Folgejahr einen deutlichen Umsatzschub mit höheren Margen bringen.