Wie findet ihr Fischers "Auftritt"
Der Aussenminister hat gestern eine ganz miserable Figur abgegeben, so miserabel wie seine Amtsführung, und er zeigte sich am Ende der Veranstaltung wieder als der Straßenjunge, der er eigentlich von Geburt an war. Über dieses Niveau kommt er auch nicht mehr raus - er hat die Grenzen seines Entwicklungspotentials erreicht, eher schon überschritten. Ein "dünnes Brett" kann er bohren, mehr nicht; und mit Populismus kann man vielleicht "Wetten dass" moderieren, aber nicht die Aussenpolitik der Mittelmacht Deutschland vertreten.
Da ist sogar Schröder noch besser und - ich wag es kaum zu sagen - stilbildender; deshalb hat er de facto auch Fischers Job längst übernommen.
Fischers Funktion ist nur noch die des Dübels in der Wand, an dem die Wäscheleine der Rot-grünen Koalition angebunden ist. Sonst würde die Wäsche heute schon komplett im Dreck liegen.
Im übrigen haben die Anrufer (es waren vier mal soviele wie im Internet) bei ntv viel entschiedener abgestimmt, nämlich 26 % für "glaubwürdig" und 74 % für "unglaubwürdig".
MfG
kiiwii
Deutsche Außenminister
Nr. Name Amtsantritt Ende der Amtszeit Partei
1 Konrad Adenauer 15. März 1951 6. Juni 1955 CDU
2 Dr. Heinrich von Brentano 6. Juni 1955 17. Oktober 1961 CDU
3 Dr. Gerhard Schröder 14. November 1961 30. November 1966 CDU
4 Willy Brandt 1. Dezember 1966 20. Oktober 1969 SPD
5 Walter Scheel 21. Oktober 1969 15. Mai 1974 FDP
6 Hans-Dietrich Genscher 17. Mai 1974 17. September 1982 FDP
7 Helmut Schmidt 17. September 1982 1. Oktober 1982 SPD
8 Hans-Dietrich Genscher 1. Oktober 1982 17. Mai 1992 FPD
9 Dr. Klaus Kinkel 18. Mai 1992 26. September 1998 FDP
10 Joseph Martin Fischer 28. Oktober 1998 Bündnis 90/Die Grünen
da warens nur noch neun....
Da könnte man ja die Einnahmen solcher Umfragen ausrechnen! Pro Anruf 49 cent, mal Zahl der Anrufer minus Fixpauschale der Telekomgesellschaft......
Es wird aber von N-TV niemand gezwungen anzurufen.
Die, die es machen nehmen die Gebühren
freiwillig in Kauf.
Wo ist Dein Problem?
Wir leben in einer freien Marktwirtschaft, dieses Geschäft ist überhaupt nicht anrüchig, es ist Teil eines nicht Gebühren pflichtigen Politik- und Wirtschafts-TV-Unternehmen.
Im übrigen wurden in Posting 48 die Zahl der Voten veröffentlicht.
Jetzt kannst Du den Brutto-Gewinn ausrechnen.
salute quantas
In Sachen Show mit Sicherheit das, was wir von Fischer erwartet haben. Inhaltlich bleibt festzuhalten, dass er entweder ausweichend antwortet oder sich nicht erinnern kann. Angesichts der Schwere der Vorwürfe ist das ein bisschen wenig. Joschka Fischer tritt definitiv unglaubwürdig auf. Dass er sein Podium zu nutzen weiß, wusste man vorher. Während des Eingangsstatements hat er sich mit flapsigen Sprüchen auch zurückgehalten. Spätestens aber mit Beginn der Vernehmung fiel in seine alte Rolle zurück, bei Dingen mit denen er nichts zu tun haben will, die Fragesteller von oben herablassend zu behandeln und zunehmend schwammig auf Fragen zu antworten. Fischer versucht die Diskussion ins Lächerliche zu ziehen, auf Nebenkriegsschauplätze zu verlagern, um vom Thema abzulenken.
Peter Boenisch, ehemaliger "Bild"-Chefredakteur und Regierungssprecher bei Helmut Kohl:
Fischer war meiner Ansicht nach absolut glaubwürdig. Die Mehrheit hält Fischer zwar für unglaubwürdig. Das jedoch scheint mir eher eine der deutschen Untugenden zu sein, dass jeder der beschuldigt wird und versucht sich zu verteidigen, ad hoc auch erstmal für schuldig befunden wird. Es ist viel schwieriger sich in Deutschland für irgendetwas zu verteidigen, als anzugreifen. Wir sind offenbar ein Volk, das die Attacke liebt. Spontan hatte ich zudem das Gefühl, dass man im Bundestag eine Sperrklausel für Juristen einführen muss. Die ganze Auseinandersetzung wird zu juristisch und zu unpolitisch geführt. Sie führt deswegen von der Bevölkerung weg und leider nicht zur Bevölkerung hin.
Hans-Peter Schütz, Politikreporter des "Stern":
Fischer hat versucht, sich hinter einer Generalverantwortung zu verstecken. Bei den Details hat er allerdings schlecht ausgesehen. Da hat er versucht, seine Unsicherheit durch Patzigkeit zu überspielen.
MfG
kiiwii
Zur Richtigstellung: Es ist natürlich vollkommen belanglos, ob jemand im täglichen Leben solch einen Fehler macht oder nicht. Nur offenbart es an anderer Stelle auch eine gewisse Symptomatik, und allein um diese geht es. Dazu möchte ich einen Vergleich heranziehen. Bei der Einweihung einer neuen Brücke hält der Chefingenieur eine kurze Rede und sagt, daß daran 100 Arbeiter 1000 Tage lang jeweils 8h gearbeitet hätten, also insgesamt 8 Mio h. Nach dem Gelächter bleibt wohl zumindest ein schales Gefühl, wenn man später bei Sturm und Stau über dieselbe jetzt wankende Brücke fährt. Man denkt wohl automatisch, was wenn der Typ seine Festigkeitsberechnungen ähnlich schlampig gemacht hat?
Und jetzt zurück zu den 5 Mio. Arbeitslosen. Genau diese auf den ersten Blick bedeutungslose Schluderei ist ein Grundübel in Deutschland. Das Prinzip dahinter ist doch: Wenn ich schon dem Spezialisten/Chef kleine Fehler nachsehe, ist es doch nur recht und billig, der Masse viel größere Fehler zuzugestehen. Das ist m.E. nicht der Maßstab, mit dem man Bestleistungen mißt. So etwas wird großzügig übersehen, weil ja das große Ganze im Vordergrund steht. Das ist zwar richtig, nur heißt es eben nicht, dass deswegen das Einmaleins vergessen werden kann, schon gar nicht bei einem Mann, der seine intellektuelle Arroganz jahrelang und kübelweise über die ihn umgebenden Menschen gegossen hat.
Mein persönliches Fazit: Mir ist es egal, ob Fischer das Wort richtig dekliniert oder nicht, ich halte ihn so oder so, und das nicht erst seit der Visa-Affäre, für einen der größten Blender, der hier in Pisaland narrenfrei und bedeutungsschwanger gestikulierend durch die Landschaft zieht. Der Fehler war nur ein kleines Mosaiksteinchen in der dazugehörigen Beweiskette. Trotzdem wünsche ich ihm, dass er die Affäre heil übersteht, da sonst wohl die Regierung gefährdet wäre. Und die Alternative wäre derzeit alles andere als verheißungsvoll.
Da hat n-tv ein Alibi für Seriösität a l l e r seiner Abstimmungen geschaffen.
Das Ehepaar Fischer zieht nach Frankfurt/Main um. Dort besucht Fischer Vorlesungen von Theodor W. Adorno, Jürgen Habermas sowie Oskar Negt (geb. 1934). Er setzt sich eingehend mit den Schriften von Karl Marx (1818-1883), Mao Tse-tung und Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) auseinander.
Fischer verdient sein Geld mit Gelegenheitsjobs.
Er freundet sich mit dem Studentenführer Daniel Cohn-Bendit (geb. 1945) an.
Als Mitglied der militanten Gruppe "Revolutionärer Kampf" (RK) beteiligt sich Fischer an Demonstrationen und Straßenschlachten.
Nach einer Demonstration gegen den Vietnam-Krieg, bei der er die Bannmeile um das Neue Schloß in Stuttgart überschreitet, kommt es zu einer Anklage gegen ihn.
Er wird zu zweimal drei Tagen Haft als Ordnungsstrafe verurteilt, die er in Stuttgart- Stammheim absitzen muß.
Corriere della Sera (Mailand): „Die Visa-Affäre scheint jetzt zwar ihr Potenzial zur politischen Vernichtung verloren zu haben. Aber der größte Schaden ist bereits entstanden, und es scheint, als sei dieser nur sehr schwer wieder zu beheben. Fischer ist vom Podest des beliebtesten Politikers in Deutschland gestoßen worden, auf dem er sich in den gesamten vergangenen sechs Jahren befunden hatte.“
La Repubblica (Rom): „Prozess gegen den Helden der 68-Generation und der deutschen Linken live im Fernsehen. Einen ganzen Tag lang wurde der Außenminister und stellvertretende Regierungschef Joschka Fischer vom parlamentarischen Untersuchungsausschuss als Angeklagter verhört. Eine Reality-Show ohne Beispiel, die von den deutschen Fernsehanstalten von morgens bis abends über die Sender gebracht wurde. (...) Unter Druck der untersuchenden Parlamentarier hat Fischer erstmals seine Schuld zugegeben, lehnt es aber ab zurückzutreten. Das dramatische Geständnis live im Fernsehen kann katastrophale Folgen für die Landtagswahl am 22. Mai in Nordrhein-Westfalen haben, wo die Linke bereits jetzt als Verlierer gilt.“
The Daily Telegraph (London): „Joschka Fischer, Deutschlands bedrängter Außenminister, musste sich gestern abstrampeln, um sein politisches Überleben zu sichern. Deutschlands farbigster Politiker - und einer der engsten Verbündeten von Bundeskanzler Gerhard Schröder - stellte sich seinen Kritikern im Parlament sehr direkt, indem er Fehler zugab und darauf bestand: „Schreiben Sie auf, Fischer ist schuld.“ Doch nach etwa sieben Stunden begann Fischer - deutlich frustriert und ermüdet - wütend zu werden und mit lauterer Stimme zu sprechen. Einwanderung war immer schon ein heißes Eisen in Deutschland, ist jetzt aber besonders brisant, da die Arbeitslosigkeit auf dem höchsten Stand seit dem Krieg ist und osteuropäische Arbeiter wiederholt beschuldigt werden, den Deutschen die Arbeitsplätze wegzunehmen.“
Tages-Anzeiger (Genf): „Fischers Strategie geht auf, denn was wiegt eine Informationspanne gegenüber den großen Aufgaben der Weltpolitik? Bleibt, dass Fischer am Montag seine Schuld umfassend eingestanden hat. Um seinen Rücktritt zu fordern, reicht das gleichwohl nicht. (...) Die Regierung hofft darauf, dass die Öffentlichkeit nach dem stundenlangen Verhör Fischers bald das Interesse für das komplizierte Thema verliert. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Rechnung aufgeht, ist groß. Ein Risiko bleibt: Wenn in den nächsten Wochen Zeugen oder neue Dokumente auftauchen sollten, die Fischer einer Lüge überführten, würde es für den Minister noch mal gefährlich. Doch fürs Erste ging die Runde an Fischer.“
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Die Erben der 68er
"Wir sind die Leute, vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben", schrieben die Jusos einst auf ihre Plakate. Die Jugendorganisation der SPD sah sich lange Zeit als wahrer Erbe der 68er an. Bis ihnen die Grünen diese Rolle streitig machten. Mit dabei: Gerhard Schröder, Joschka Fischer, Otto Schily sowie andere Damen und Herren, die heute die Regierungsbänke drücken. Fast alle haben ihre politischen Wurzeln in der Außerparlamentarischen Opposition (APO), die das politische Anliegen der 68er formulierte. Nur einer der heute Mächtigen nicht: Oskar Lafontaine. Der studierte damals brav Physik.
Weniger brav war Joschka Fischer. Der künftige Außenminister gehörte zu den APO-Helden in Frankfurt. An der dortigen Uni lehrten Max Horkheimer, Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas, die Väter der "Frankfurter Schule". Ihre "kritische Theorie" - eine Bestandaufnahme der kapitalistischen Gesellschaft verbunden mit dem Versuch, den Marxismus an die Verhältnisse anzupassen - wurde von den Studenten gierig aufgesogen und als Aufforderung zum Handeln interpretiert. Zwar gab es auch in Frankfurt Straßenschlachten mit der Polizei, Institutsbesetzungen, Vorlesungsboykotte und Marxismus-Debatten im Audimax - verglichen mit Berlin oder Paris war die Mainmetropole jedoch tiefste Provinz.
Wortführer der Studenten in Paris war ein Deutscher namens Daniel Cohn-Bendit. Der sitzt heute im Europäischen Parlament und gehört zu den Wortführern der Grünen. 1968 brachten die Pariser Studenten die französische Republik an den Rand des Abgrunds. Nachdem einige Vietnamskriegsgegner verhaftet wurden, besetzten Studenten die Uni von Nanterres. Der Aufstand girff auf Paris über, Barrikaden wurden gebaut, die Gewalt eskalierte. Die Arbeiter solidarisierten sich mit den Studenten. Zehn Millionen Franzosen traten in den Streik und legten den Staat lahm. Erst massive Zugeständnisse seitens Charles de Gaulle beruhigten die Lage.
Sprachrohr des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds (SDS) und damit der APO, war Rudi Dutschke in Berlin. Er war ein begnadeter Redner und ein brillanter Kopf dazu. Kein Wunder, daß er von der Bild-Zeitung, die sich als Verteidiger des Abendlands gebärdete, zum Teufel in Person erklärt wurde. Ein junger Handwerker verstand dies als Lizenz zum Töten. Im April 1968 streckte er Dutschke mit drei Schüssen nieder. Der überlebte zwar, starb aber elf Jahre später an den Folgen des Attentats.
Dutschke, Fischer, Cohn-Bendit. Die Gallionsfiguren von 68 trafen sich zehn Jahre später wieder: als Gründungsväter der Grünen.
Zeitgleich betrat ein anderer Alt-Achtundsechziger die politische Bühne: Gerhard Schröder wurde 1978 als Kompromißkandidat von den zerstrittenen Flügeln zum Juso-Chef gekürt. Schnell bewies er sein Talent, es allen recht zu machen. Seit seiner Amtszeit gelten die Jusos wieder als brave Kinder der Mutter SPD.
...im Bezug auf seine rhetorisch/polemischen Fähigkeiten stimmt das.
Allerdings gehört er zu den Leuten -und von denen gibt es bei den Grünen recht viele- die
nichts, aber auch gar nichts können. Ausser reden.
Diese Visa-Story wird natürlich hochgekocht (Ironie: der Befrager stammt aus Kohls Partei)
allerdings hoffe ich, dass Josef stürzt - damit der rotgrüne Spuk endlich ein Ende hat.
große Fresse hat?
Scha, das is kein Klacks für´n
Kieler Jung
Fischer war übrigens auf der gleichen Schule, wie ich - dort haben sie ihn in den 60ern
wegen ständigem Querulantentum und Unfähigkeit ziemlich angegangen. Zu dieser Zeit
in einer Berufsschule recht exotisch.
Der Mann hat definitiv noch nie etwas richtiges ausgeübt - das allein macht
ihn zwar noch nicht zum Blender - wenn man seine Vita mal beleuchtet wird allerdings klar,
was für eine Lusche das ist.
**Wie ist die Befragung für Bundesaußenminister Fischer vor dem Visa-Untersuchungsausschuss Ihrer Meinung nach ausgegangen?**
haben die n-tv.de Nutzer folgendermaßen geantwortet:
§
A: Positiv 35%
§
B: Negativ 65%
Abgegebene Stimmen: 1108
1108 abgegebene Stimmen sind schon nahezu repräsentativ
MfG
kiiwii
Nicht repräsentativ ist die Umfrage jedoch insoweit, als kein repräsentativer Bevölkerungsquerschnitt im Internet surft (schon gar nicht tagsüber), sondern verstärkt Angehörige der sog. Informationselite. Aber da Pferde eh die größeren Köpfe haben, sollten die für den Rest der Population mitdenken.
MfG
kiiwii
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Fischer sagt, er habe in den Jahren 2000 bis 2002, "nicht schnell, nicht entschlossen und nicht umfassend genug als verantwortlicher Minister gehandelt". Fischer sagt: "Das sind meine Fehler! Das ist meine Verantwortung!"
Durch ständiges Wiederholen wird Deine Bewertung auch nicht richtiger.
Fakt ist: die CDU war schlecht vorbereitet und hat ihre Chance nicht genutzt.
Ich habe an anderer Stelle bereits gepostet, dass ich kein Fischer-Fan bin; insofern bin ich hier nicht sehr festgelegt. Da hätte die Opposition mehr draus machen können (aus ihrer Sicht: müssen).
Warum das nicht geklappt hat?
Meiner Meinung nach fehlt durch die eigene Historie in dieser Sache die notwendige Freiheit, alle (!) Argumente richtig einsetzen zu können, ohne selbst unglaubwürdig zu werden.
Also: Kanther & I<!--StartFragment -->bi semper victoria est, ubi concordia est!
Absoluter Neuling
Nemo enim potest personam diu ferre.
"Chacun à son Goût"
(leider akzeptiert ariva in der Betreff-Zeile nicht die erforderlichen Sonderzeichen;-))
Ich will mich nicht ständig wiederholen müssen, aber interessant ist schon, daß sich die Abstimmung auf der n-tv Web-Seite bei 35 % "Positiv" und 65 % "Negativ" eingependelt hat, obwohl mittlerweile 3.140 Stimmen abgegeben worden sind. (Von der nichtrepräsentativen, Internet-surfenden "Info-Elite").
Noch viel interessanter ist aber, daß die bei n-tv parallel erfolgte telefonische Abstimmung (0,49 cent/Anruf) ein wesentlich extremeres Ergebnis zutage förderte:
25 % "Positiv" und 75 % "Negativ". Wie kommt jetzt sowas ??
MfG
kiiwii