Antizykliker-Thread - v2.0
'...Das ist das, was die Kanzlerin mit nachhaltigem Wachstum meint. »Solide Finanzen sind eine Grundbedingung dafür«, sagt Merkel in einem Zeitungsinterview.
Solide Finanzen, das bedeutet: keine zockenden Banken, keine verschwenderischen Regierungen, keine Konsumenten, die ihre Kreditkarte als Geldspeicher betrachten.
Wenn Naturschützer von nachhaltigem Wachstum sprechen, reden sie von Science-Fiction. Kein Land der Welt hat es geschafft, reich zu werden, ohne Gas, Öl und Kohle zu verbrennen. Besitzstandsmehrung ohne ökologische Krise gibt es nicht. Besitzstandsmehrung ohne ökonomische Krise dagegen kam auf der Welt schon öfter vor. Zum Beispiel im Westdeutschland der Nachkriegszeit, besonders in einer kargen Gegend, in der die Luft immer ein paar Grad kälter ist als im Rest des Landes.
Dort oben auf der Schwäbischen Alb zogen die Frauen nach dem Krieg ihre Handkarren zu kümmerlichen Gemüsefeldern. Die Männer suchten Arbeit, irgendwo, und wenn am Abend ein paar gekochte Rüben auf dem Teller lagen, waren die Familien zufrieden. Sonst gab es Brennnesselsuppe.
Ein paar Jahrzehnte später hatten Rostbraten und Maultaschen das Gemüse ersetzt. Vor den Türen parkten polierte Autos, die Häuser waren abbezahlt. Der Wohlstand wuchs, gleichmäßig und krisenfrei. Das Wirtschaftswunder war über die Republik gekommen.
Wie war das geschehen? Wer hatte es bewirkt?
Die Deutschen und ihre Eigenschaften, natürlich, allen voran ihre Sparsamkeit. Deutsche machen keine Schulden, die Schwaben am allerwenigsten.
Das ist das Geheimnis des deutschen Wirtschaftswachstums der Nachkriegszeit, wie es in Zeitungsartikeln, Romanen und Politikerreden ungezählte Male erzählt wurde. ...''...sagte Angela Merkel rund 45 Jahre später – wieder in einer Rede, diesmal auf dem CDU-Parteitag in Stuttgart –, die große Krise wäre leicht zu verhindern gewesen. »Man hätte nur die schwäbische Hausfrau fragen sollen, sie hätte uns eine Lebensweisheit gesagt: Man kann nicht auf Dauer über seine Verhältnisse leben.«
Merkel stellte damit einen Gegensatz her zwischen einer furchterregenden Gegenwart voller Pleiten und einer behaglichen Vergangenheit ohne Schulden, als es den Euro noch nicht gab und die D-Mark einen mächtigen Beschützer hatte: die Deutsche Bundesbank.
Ausgerechnet in deren Archiv finden sich allerdings Dokumente, die eine andere Geschichte des Wirtschaftswunders erzählen. Sie zeigen Tabellen, Schaubilder, Zahlen der sogenannten Leistungsbilanz. Daraus geht hervor, wie sehr die Vergangenheit der Gegenwart gleicht. Schon damals entstand ein Gutteil der deutschen Arbeitsplätze durch Zahlungen aus dem Ausland. Schon damals kauften die europäischen Nachbarn im großen Stil deutsche Produkte. Schon damals finanzierten sie ihre Käufe durch Schulden.
Es war ganz ähnlich wie heute. Man kann sagen, damals hat das alles angefangen.
Auch das deutsche Wirtschaftswunder war nichts weiter als: Wachstum auf Pump. Das klingt, als sei man auf ein Geheimnis gestoßen. In Wahrheit ist es das Gegenteil. Eine Banalität. Natürlich wurde das Wachstum damals durch Schulden erzeugt. So wie immer. Es geht nicht anders...'
mehr zeit online
'..Laut SPIEGEL hat die „schleichende Inflation eine betäubende Wirkung“, da man sie schlichtweg nicht merkt. Sie ist „noch verhalten, aber unübersehbar und tückisch“. Selten hat man so einen Unsinn in einer deutschen Zeitung gelesen. Zu echter Höchstform läuft der SPIEGEL jedoch auf, wenn er sich am Spin versucht, die „Asset Inflation“ doch irgendwie auf die EZB-Politik zu schieben. Da liest man dann Folgendes:
Der Trick funktioniert so: Die Zentralbank kauft Anleihen des Staates und drückt die Zinsen auf diese Weise unter die Inflationsrate. Das bedeutet: Die Geldentwertung ist größer als der Zuwachs aus Zinsen, die Realzinsen werden negativ. Anders gesagt: Die Inflation frisst das Vermögen. Oder noch schlichter: Wer spart, ist der Dumme.
Diese Erklärung ist freilich selbst sehr schlicht … und falsch. Die EZB kauft über ihr Anleihenkaufprogramm nur Anleihen der Staaten, die aufgrund des hohen Zinses ein Problem mit der Staatsfinanzierung haben. Deutsche Staatsanleihen wurden und werden von der EZB nicht gekauft. Man könnte sich nun trefflich darüber streiten, wer dafür verantwortlich ist, dass die Zinsen für deutsche Staatsanleihen derart niedrig sind. Heiße Kandidaten wären die Banken, die durch ihre Zockerei im Finanzcasino als sicherer Schuldner ausgefallen sind, und die „Euro-Rettungspolitik“, die dafür sorgt, dass nur sehr wenige Staaten als sichere Schuldner gelten – das EZB-Anleihenkaufprogramm für die niedrigen Zinsen bei deutschen Staatsanleihen verantwortlich zu machen, ist schon tolldreist und fern jeglichen ökonomischen Sachverstands.
Pimco – der große Einflüsterer im Hintergrund
Auf wessen Mist der ganze Inflations-Artikel des SPIEGEL gewachsen ist, erkennt man schnell, wenn man zwischen den Zeilen liest. Gleich mehrfach wird zur „Untermauerung“ der eigenen Thesen ein gewisser Herr Bosomworth vom Anleiheninvestor Pimco zitiert. ..'mehr Nachdenkseiten
Kurzfristig ist evtl. mit einem erneuten Hoch zu rechnen, weil der AAII in den Umkehrbereich eintaucht und der Dow somit überverkauft ist. Diese Hoch wird jedoch nicht nachhaltig sein, weil der AAII seit dem Frühjahr per saldo fällt und nicht zu erwarten ist, dass sich das in einigen Wochen ändert. Knackpunkt wird also der November, zumal dann Wahlen stattfinden.
Es geht hier wie bei so vielen Dingen im Leben um das richtige Maß.
Ansonsten: Das 'richtige Maß' oder die 'fundamentale Grenze' der Verschuldung' wird nicht in Lehrbüchern oder amtlichem Regelungen, sondern allein durch das (unangemeldete!) Platzen einer Kreditblase und der folgenden Entwertung des Kredits definiert. So galten zB Spanien und Irland bis 2008 als Musterknaben in Sachen Staatskredit - erst der Krise konnte entnommen werden, dass dieser auf Sand gebaut war. Im Gegensatz dazu wird bezüglich USA und Japan mittlerweile seit Jahrzehnten geunkt, die 'Kreditsause' könne kein gutes Ende nehmen. Fakt ist jedoch, dass deren Staatskredit völlig problemlos über die Bühne geht...
Fill
Daher ist es möglich, dass 80% BIP-Verschuldung für das eine Land zu hoch und 200% für das andere Land vollkommen aktzeptabel sind. Wie fill richtig schrieb: Es gibt kein "zu hoch" solange Zins und Tilgung (evtl über neue Kredite) bezahlt werden. Das "zu hoch" definieren die Gläubiger. Und die sind einerseits mächtig (weil sie den Hahn zudrehen können) und anderseits hilflos (weil sie ihr Geld irgendwo anlegen MÜSSEN).
Aud die USA als Schlüsselschuldner bezogen: Solange man den USA vertraut, dass sie bestehen und das vor allem das mächtigste Land der Erde bleiben, solange können die sich theoretisch unendlich verschulden. Da die Wirtschaft unter Obama langsam wieder in Tritt kommt und vor allem nicht wieder sinnlose Kriege begonnen werden, können die USA zuversichtlich sein.
Deshalb will ich weiter ausholen und etwas erklären, was auf den erste Blick trivial aussieht:
Geld ist ein Produktionsfaktor wie andere auch - und die meisten derer muss man entlohnen - so auch Geld.
Und dieses Geld gibt es in zwei Ausprägungen:
- Eigenes Geld
- Fremdes Geld
Das eigene Geld wird meist höher entlohnt - trägt aber auch das Risiko, dass es mal für diese Entlohnung nicht reicht...
Das fremde Geld ist nur mit einem Ausfallrisiko behaftet - ansonsten gibt es einen fixen Zins, wie auch immer die Geschäfte laufen.
Ein Unternehmer kann nun überlegen welche Art des Produktionsfaktores Geld (besser: Kapital) er nutzen möchte und wieviel er denn eigenes Kapital hat.
Schauen wir uns das Bilanzbild der BASF, einer der stabilsten Werte an und sehen, dass die Aktivaseite (Mittelverwendung) zu etwas einem Drittel durch eigenes Kapital (Passiva - Mittelherkunft) unterfüttert ist - die BASF macht ihr Geschäft auf Pump! Sowas!
Jedoch hat keiner von uns Zweifel, dass die BASF diese Fremdkapitalquote reduzieren könnte, wenn sie das wollte - neue Aktien herausgeben und ruck-zuck wäre der Anteil des Fremdkapitals nur noch die Hälfte. Ergo muss es ein Kalkül geben, warum man bei dieser FK-Größe bliebt. Schauen wir uns an, was dieses Fremdkapital der BASF kostet:
Kurzläufer wie die A0T4DU rentieren mit knapp 0,5% - und die recht neue bis 2018 laufende Anleihe A1RE7C hat nur einen Kupon von 1,5%.
Dass die BASF die Möglichkeit hat Geld für Eonia-Tarife bekommt, setze ich mal zusätzlich voraus - das ist der Standardsatz meiner Freundin, welchen Zins sie für Fremdkapital zahlen will - "Eonia plus Bereitstellung - mehr nicht".
Die BASF macht das, was sie so tut nicht aus Jux und Dollerei, sondern mit einer Gewinnerzielungsabsicht - was bleibt hängen:
Das kleine, grüne Kästchen rechts im Eck: Umsatzrendite von 8,42%.
Und jetzt kommen wir zum Gewinnhebel:
Die Gesamtrendite, also die Rendite bezogen aufs Kapital beträgt 10,12%; die Rendite auf das Eigenkapital mehr als das Doppelte: 25,63%
D.h. es lohnt sich für die BASF und die Aktionäre die Bilanz zu verlängern und dadurch den Umsatz und folglich den Gewinn aufzupumpen.
Einsichtig zudem, dass je länger die Zinsen niedrig bleiben, die Kosten des (Fremd-)Kapitals sinken und die Entlohnung des Eigenkapitals steigt bzw. steigen kann.
Fremdkapital ist somit nicht per se schädlich!
Die Übertragung dieser Darlegungen auf Volkswirtschaften liegt auf der Hand, müßten aber noch vertieft werden...
Das der Kapitalismus ein Kettenbrief ist, der irgendwann seist wurde ja schön in dem Zeit Artikel beschrieben, den Fill verlinkt hatte. Steht auch auf vielen stramm linken Seiten, die den Kapitalismus geisseln.
Das an sich finde ich nicht schlimm, solange kein besseres System als der Kapitalismus gefunden wurde. Subprime war allerding krimminelles Verhalten einer ganzen Branche.
Manchmal macht man es sich zu einfach - man ruft "Kriminelles Verhalten", "Zockerbanken", "GS" und schon hat man den Schuldigen, den Brunnenvergifter gefunden.
Unbestritten gibt es auch Kriminelles - dem einen Kunden Papiere zu verkaufen und dem anderen zu ermöglichen, auf diese Papiere short zu gehen.
Der Kern der Subprime-Krise war alles mögliche - nur nicht kriminell...
Chronologie:
- Banken verdienen Geld, wenn sie dieses Geld anderen geben, dass diese sich irgendeinen Unsinn kaufen. Das kann ein Haus sein, eine Fernseher oder eine Reise.
Wir sind uns einig, dass es Quark ist, auf Kredik eine Reise zu tätigen - aber ist das das originäre Problem der Bank - es herrscht Vertragsfeiheit.
Wenn ich mich auf den Schloßplatz stelle und jedem, der einen großen Löffel Chili ißt, 20 Euro gebe und Leute lassen sich drauf ein...
- Viele Leute kaufen mit sehr wenig Eigenkapital Häuser aus Pappe.
Dagegen kann man auch nichts sagen, da ist da so Usus.
Die Inuit wohnen, wenn sie noch Jäger sind und vom Sturm überrascht werden in einem Haus aus Schnee, in Deutschland aus Stein und in Ami-LAND aus Pappe.
(Das fliegt bei Wind auch besser weg.)
- Wie eine Versicherung sich rückversichert, also das Risiko weiter gibt, haben das auch die Banken mit den Krediten gemacht. Gütestempel drauf und ab damit.
Hier kam es zum ersten Betrug - so toll waren die Papiere ja nicht.
- Die Tulpenhause - also die Papphaushausse näherte sich dem Ende und das ganze Gebilde stürzte ein - mit allen Konsequenzen.
Verursacher war die ungedeckte, ungezügelte Kreditaufnahme.
Ich kenne das noch anders. Da prüft die Bank die Bonität des Schuldners und vergibt nur einen Kredit, wenn diese vorhanden ist.
Geht man nach dieser Maxime vor wäre das Wachstum in gewissen Zeiten sicher nicht so hoch, dafür die Kosten danach auch nicht.
Hat jemand mal den Nutzen und die Kosten des letzten Booms gegenübergestellt, soweit das überhaupt möglich ist?
Und die Kosten? Gemessen am Lebensstand vor dem Boom vermutlich keine.
Was hier jedoch übersehen wird ist, dass all der stoffliche wie immaterielle Reichtum, für den man sich eine ökonomisch vernünftigere und sozial verträglichere Verteilung vorstellen kann, genau von jenem anarchischen System mit seinem periodischen Wechsel von Blasen und Pleiten erzeugt wird, welches doch eigentlich längst als default disqualifiziert ist. Sich zu wünschen, 'ich nehm den Reichtum, aber bitte ohne jenes System, welches diesen produziert' ist der Grundwiderspruch aller Systemkritik, an dem sich alle Reformer wie Revlutionäre bislang vergeblich abgearbeitet haben...
Fill
Systemkritik: erlaube ich mir schon; auch wenn ich mich zum Affen mache
So sehe ich es natürlich nicht. Die Kreditfunktion ist als Prinzip an sich äußerst sinvoll und nützlich. So wie jedes Heilmittel auch ein Gift sein kann und anders herum, hängt die Nützlichkeit in der Praxis dann allerdings von der Anwendung und der Dosierung ab.
Bei einer Unternehmung fallen i.d.R zunächst einmal Kosten an, bevor es losgehen kann und die Sache Früchte trägt.
Möglicherweise hat dabei der Eine, die richtigen Ideen und das nötige Know How, der Andere das nötige Kapital.
Das eine ist ohne das andere dabei ziemlich nutzlos. Nur wenn beides zusammenkommt, kann die Unternehmung getätigt werden, mit allen positiven Effekten, die diese dann für den Wohlstand entfalten mag. Nur so entsteht für beide eine win-win Situation bzw. die Möglichkeit dazu.
Dabei muss es nicht "unbedingt" der Bankkredit sein, der solche Unternehmungen ermöglicht. Beteiligungen, Partnerschaften, Fundraising, Mezzanine-Finanzierungen, Sponsoring, Crowdfunding etc. etc. Soweit die Möglichkeit besteht, wirksame Verträge zu schließen, sind der Kreativität da kaum Grenzen gesetzt.
Das Kreditwesen vereinfacht die Sache allerdings sehr. Solche Kredite, mit denen Investitionen getätigt werden, kann man im Grundsatz in jeder Hinsicht nur begrüßen.
Kredite, die lediglich dem Konsum dienen, sind da hingegen anders zu beurteilen. Individuelle Wünsche können schneller verwirklicht werden, manche Dinge können dabei individuell vielleicht überhaupt nur über eine Finanzierung verwirklicht werden. Wobei dabei gleichzeitig der Absatz von Produkten angekurbelt wird - Alles ganz schön so weit.
Was man aber nicht vergessen darf: Allen Schulden ist es gemein, dass dabei heute etwas in Anspruch genommen und verwendet wird, das erst in der Zukunft erwirtschaftet werden muss und zwar inklusive des Zinses.
Soweit dieses Vorgehen die in der Zukunft liegenden Erträge überhaupt erst ermöglicht, so ist das nicht nur legitim, sondern eben sogar eine notwendige Vorraussetzung.
Soweit es nur dem Konsum im hier und jetzt dient, und dadurch keine Erträge generiert werden, ist das zwar nicht illegitim, aber es belastet die Erträge und den Handlungsspielraum in der Zukunft.
Wenn Schulden dabei gar nicht getilgt werden, und kontinuierlich weitere Schulden aufgenommen werden, so summieren sich die Zinszahlungsverpflichtungen immer weiter und weiter und schränken die Investitions- und Konsummöglichkeiten der Zukunft gleichsam immer weiter ein.
Das gilt für Personen, Unternehmen und auch Staaten gleichermaßen.
Das ist übrigens der Grund, weshalb Verschuldung "ab einem bestimmten Punkt" (bitte genau lesen) eine abnehmende Grenznutzenfunktion aufweist. Du hattest mich mal um eine Erklärung gebeten.
Es ist dabei natürlich nicht die Kreditfunktion selbst, die ab einem bestimmten Punkt eine abnehmende Grenznutzenfunktion aufweist - hier könnte vielleicht das Missverständnis liegen - Der Nutzen bleibt da abstrakt immer derselbe - sondern die sich fortsetzende Verschuldung des Einzelnen, bzw. der einzelnen Instution.
Wenn Zinsen nicht mehr aus einem Überschuss der Einnahmen gedeckt werden können, ist dieser Punkt spätestens erreicht.
Entscheidend ist also nicht die Absolute Höhe der Verschuldung, sondern das Verhältnis zur Einnahmenseite. Soweit diese ebefalls kontinuierlich ansteigt und der Anstieg der Neuverschuldung im Verhältnis nicht darüber liegt, wäre dies also noch nicht problematisch.
Wo dies nicht gegeben ist führt eine sich immer weiter kumulierende Verschuldung jedoch automatisch an dieses Punkt und darüber hinaus.
Entweder müssen dann auf der Ausgabenseite Einsparungen vorgenommen werden, die Einnahmenseite verbessert werden, oder beides.
Wenn man hingegen auf die Idee kommt, Zinszahlungsverpflichtungen mit weiteren Schulden, die dann noch weitere Zinszahlungsverpflichtungen nach sich ziehen, zu bedienen, dann entsteht ein Zinseszinseffekt. Auf den Anstieg des weiteren Finanzierungsbedarfes bzw. der weiteren Verschuldung wirkt sich das fatal aus.
War der Anstieg vorher möglicherweise noch linear, so setzt er sich nun exponentiell fort.
Am Ende sieht man dann eine von Learners Fahnenstangen, wenn man die Sache graphisch abbildet.
Kenneth Rogoff hat in seinem Buch "Dieses Mal ist alles anders" 800 Jahre Wirtschaftsgeschichte empirisch untersucht. Er hat keinen einzigen! Fall gefunden, bei dem es geglückt wäre, eine Staatsschuldenkrise durch weitere Schulden, in der Hoffnung dort irgendwie herauszuwachsen, zu lösen.
Was nicht verwundert. "You can't borrow yourself out of debts" es geht technisch einfach nicht.
Der Blick auf die Vergangenheit ist natürlich kein Beweis, dass es diesmal nicht doch dieses eine Mal anders ist. Es gibt ja immerhin auch noch atypische Kausalverläufe.
Ich muss dabei allerdings ein bisschen an Albert Einsteins Definition von Wahnsinn denken:
Danach ist Wahnsinn eine Handlung, die in der Vergangenheit immer zu gleichen Ergebnissen geführt hat, immer wieder zu begehen und dabei ein abweichendes Ergebnis zu erwarten.
Die "fundamentale Grenze" nach der Du oben gefragt hast, hatte Rogoff nach der Auswertung seiner empirischen Untersuchungen bei 90% im Verhältnis zum BIP ausgemacht.
Das ist in Teilen der Wissenschaft berechtigter Weise kritisiert worden. Warum genau 90%? 89,9% gehen und 90,1% nicht mehr? Vielleicht wären im Einzelfall auch 96% über einen längeren Zeitraum zu bewätigen. Vielleicht bricht die Sache in einem anderem Einzelfall auch schon bei 85% zusammen? denkbar
Die Ermittlung von Verträglichkeitsschwellen, weist dabei häufig jenen Mangel an wissenschaftlicher Exaktheit und Stringenz auf. Dieses Argument hat, m.E. allerdings vor allem akademische, nicht so sehr praktische Relevanz. Warum? Auch wenn die Festlegung auf so eine exakte Grenze einer gewissen Willkühr unterworfen zu sein scheint, so heißt dies noch nicht, dass dieser Bereich nicht absolut problematisch sei.
So würde man auch nicht auf die Idee kommen, nur weil die Promillegrenze bei 0,5%, bei der man u.U. noch fahren kann und darf, dem gleichen Makel unterliegt (ist da wirklich die absolute Grenze? 0,52% gingen nicht mehr?) davon auszugehen, dass auch 1,0 % in Ordnung sein könnten.
Wenn man die 90% als ungefähren Schwellenwert betrachtet, könnte man Am Ende vielleicht ganz gut liegen, um es mal so zu sagen.
Dabei am Rande:
Kreditfunktion ist nicht Deckungsgleich mit Kapitalismus. Es gibt vielfältige Definition des Kapitalismus, dabei ist mir allerdings keine bekannt, in der die Kreditfunktion als Merkmal in irgendeiner Weise eingebunden wäre. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/kapitalismus.html
Einordnungssystematisch käme der Kapitalismus demnach auch ohne aus. Aber wie gesagt, mir geht es nicht darum, die Kreditfunktion etwa abzuschaffen, sonder darum sie auf ein gesundes Maß einzudämmen.
In den Maastrichtverträgen sind da ja auch bereits gute Grundlagen erarbeitet worden. Man hätte sich nur dran halten müssen.
Auch in diesem Falle hätte es vermutlich Mobiltelefone, PC's und Apple gegeben.
Der ständige Bruch dieser Verträge war für den technischen Fortschritt sicher kein notwendiges Element.
Wünsche allen noch ein schönes Wochenende.
Hat man das Problem in dieser Weise erkannt weiß man auch die Lösung: Stärke durch Gemeinschaft um sich gegen Spekulationsattacken besser wehren zu könne. Parallel muss unter einem Schutzschirm das Land soweit fit gemacht werden, dass ihm die Investoren wieder trauen. Genau das passiert zur Zeit. Die Lösung lautet also Mehr Europa, Mehr Gmeinschaft, auch und gerade finanziell. Dass das für die Geberländer unangenehm ist, ist klar, aber es führt kein Weg dran vorbei, postuliert man das Zweite: Der Euro ist unumkehrbar. Das ist politische Maxime. Der Friedensnobelpreis ist eine Bestätigung, dass Europa auf dem richtigen Weg ist und ihn weitergehen muss.
Werden diese Schuldner Insolvent verliert auf der anderen Seite ein anderer Vermögen und nicht nur den Zins, sondern auch einen guten Teil des Kredites. Diese Menschen werden Deine
Definition mit Sicherheit auch nicht teilen.
Nutzen und Kosten oder Verluste sind somit sehr individuell zu beurteilen.
Ebenso wäre es langfristig für viele Menschen in Spanien besser gewesen eine vernünftige Ausbildung zu wählen, als das schnelle Geld in einem Immobilienboom zu machen. Diese schlecht ausgebildeten Menschen haben erst einmal kaum eine Chance ihre Lebenssituation aus eigener Kraft zu verbessern. Niedrige Mieten kann man sich ohne Job auch nicht leisten!
Bei der Einordnung der Kredite muss man sowohl in den USA, als auch in Spanien feststellen, dass die Kredite zur puren Spekulation vergeben wurden und das ist die schlechteste Form einen Kredit zu verwenden, denn dies führt zwangsläufig zu extremen Blasen.
Man kann auch nicht eine Immobilienblase mit technologischem Fortschritt gleichsetzten, wo die schöpferische Zerstörung des Marktes sein produktivtes Gesicht zeigt. Technologischer Fortschritt kommt in der Regel allen Menschen in Form von größerer Lebensqualität zugute.
Die Vorstellung, dass Leute die zuhause rumsitzen mal eben "aus Langeweile oder Aufstiegswillen" eine Ausbildung machen ist pure Sozialromantik. "Von der Stütze leben" trifft es da eher. Nun hatten diese Leute ein paar Jahre gutes Geld auf Montage verdient. Ist doch auch was wert.
Die restlichen Gesellschaftsschichten haben zweifelsohne auch profitiert. Die Zeche zahlt nun der Staat, der Ausgaben kürzen muss. Zurück auf Anfang, who cares
Hab jetzt nicht viel Zeit. Deshalb hier nur 2 Nachhaken: 1. Wer entscheidet über Deine Kreditfähigkeit, wer definiert die Werthaltigkeit deines Kredits ? 2. 'Entscheidend ist also nicht die Absolute Höhe der Verschuldung, sondern das Verhältnis zur Einnahmenseite' . Definier doch mal letztere genauer. Ist das eine planbare oder antizipierbare quasi fixe Grösse bzw eine Konstante ? Generieren nicht gerade Blasen besonders üppige Einnahmen ? Gibt es 'gute' und 'schlechte' Einnahmen und kann ein Kreditgeber diese unterscheiden, bevor es kracht ?
Fill
falls die doch wieder steigen sollten sagt man später die haben einen doppelboden gemacht,konnte man anhand des futures sehen.
eigenartig ist das trotzdem.
Mal sehen was nächste Woche kommt, dann sind wir schlauer.