Der €/CHF Thread
Anyway, wenn die Bürger nicht langsam aufwachen, fahren wir mit 200 Sachen an die Wand. Die NEOS habe das schon vor 3 Jahren im Wahlkampf gesagt und bis jetzt hatten sie in allen Punkten recht.
LokivonAsgard
Offensichtlich flüchten Anleger nachwievor in den Franken, solange es die Fluchtgründe gibt (Brexit, Bankenkrise in Italien, Angst um die EU und den Euro) wird die SNB auch weiterhin die Überschüsse aufkaufen müssen. Ob sie das dauerhaft machen kann oder will wage ich zu bezweifeln. Die SNB hat mit der Aufhebung des Limits im Januar 2015 klar signalisiert, dass sie das nicht dauerhaft durchziehen will. Dann gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Wechselkurs freigeben oder andere, härtere Maßnahmen einführen.
Das Problem der SNB ist: da dieses Ansteigen des Schweizer Franken nicht wirtschaftlich begründbar ist (die Produktivität ist ja nicht in diesem Maß in der Schweiz gestiegen), sondern weil der Franken als "sicherer Hafen" gesehen wird, gibt es ein Problem. Wenn der Anstieg des Franken aber nicht mit einem Anstieg der Produktivität, dann wird ein Anstieg des Frankens die Wirtschaft schwer treffen. Und das ist genau das Dilemma der SNB: sie hat die Wahl zwischen Pest und Cholera...
LokivonAsgard
- Kontingente für das Halten von Devisen einführen
- Negativzinsen erhöhen
Irgendwas muss eine Zentralbank ja machen können ..
Der Anstieg des Franken ist durch ein Anstieg der Produktivität nicht zu erklären, das lässt sich nur durch Spekulation begründen. Irgendwann schlägt das dann auf die Realwirtschaft durch.
Zum Brainstorming (ich arbeite mich mal von unten nach oben durch):
- erhöhte Negativzinsen hätte ich auch auf der Agenda gehabt. Das kannst du aber aus zwei Gründen nicht beliebig ausdehnen: Zum einen fangen die Leute sonst einfach an, das Geld zu Hause zu horten. Und zum anderen untergraben Negativzinsen die Geschäftsmodelle von Banken und Versicherungen - also einer recht starken Branche in der Schweiz.
- Das Einführen von Kontingenten halte ich für einen möglichen Ansatz. Da wäre vor allem die Frage zu klären, wie man das ganze überprüfen will, ohne ein Bürokratiemonster zu erschaffen.
Ich hoffe, dass die SNB nicht final vor den Spekulanten in die Knie geht (gehen muss?!), denn dann wären nicht mehr die Schweizer die Herren über ihr Geld, sondern international aufgestellte Spekulanten. Ich fürchte, dann kann die Schweiz echt dicht machen.
BTW: Hat jemand was bezüglich der Umsetzung zur Einschränkung der Personenfreizügigkeit in die Schweiz einen aktuellen Stand? Der Volksentscheid war 2014, bekommt aber natürlich angesichts des Brexit eine völlig neue Bedeutung. Vor allem weil von Seiten der EU nun natürlich vehement betont wird, dass es keine Beteiligung am Binnenmarkt ohne Personenfreizügigkeit geben kann. Hat da wer aktuelle Infos? Kann man in der Schweiz eigentlich auch einen erfolgreichen Volksentscheid nicht umsetzen?
LokvonAsgard
Die Frage lautet: gibt es noch einen Ausgang aus der Situation oder kommt alles wie 1930 noch einmal? Eigentlich hieß es doch, dass man aus der Krise von 1929 zumindest ökonomisch gelernt hat, aber irgendwie kommt mir die ganze Entwicklung wie ein Deja Vu vor...
Aus meiner Sicht gibt es ja keine fundamental neue Situation, kein Wirtschaftseinbruch in der EU, kein neuer Putsch, der Stresstest ging glimpflich aus, kein neues Land das Austreten möchte, kurzum, wieso übt der Franken immer noch solch eine große Anziehungskraft aus? Mittlerweile müsste doch jeder, der sein Geld verstecken möchte, sein Vermögen in der Schweiz geparkt haben und für Spekulanten gibt es wahrlich bessere Alternative Anlagemöglichkeit. Spekulanten hatten die Möglichkeit, beim Anstieg von 1,5 auf 1,2 20% einzustreichen, nach der Freigabe des Franken vor 18 Monaten waren es ebenfalls nochmals ca. 20%, bei einem heutigen Kurs von 1,08 würde ein 20%iger Anstieg bedeuten, dass der Frankenkurs auf ca. 0,88 steigen müsste. Das wäre aus meiner Sicht das Ende der Schweizer Wirtschaft mit vielleicht Ausnahme der Vermögensverwalter ..
Folgendes Rechenbeispiel muss doch jedem, der sein Geld in der Schweiz parkt, klar sein:
- Langfristig wird der Frankenkurs deutlich schwächer sein, ich tippe mal auf 1,20 oder sogar auf 1,50
- Nehme ich heute sagen wir mal 900.000 Euro und verstecke sie in der Schweiz, so erhalte ich heute vereinfacht 900.000 Franken
- Verliert der Franken in den kommenden Jahren an Wert ( auch die robuste Schweizer Wirtschaft wird irgendwann in die Knie
gehen) verliert die Währung an Wert. Nehmen wir der Einfachheit einfach an, der Wechselkurs steigt auf 1,50.
- Aus meinen 900.000 Euro werden dann aufgrund von Wechselkursveränderungen 600.000
Mit anderen Worten: Ein weiteres Erstarken des Franken ist nicht zu erwarten oder wird nur schwach ausfallen, daher lohnt sich keine Spekulation.
Und außerdem unterstellst du, dass Spekulationen zumindest in irgendeiner Weise rational begründbar sind. Schon jetzt verlieren große Anlagen in der Schweiz aufgrund des Negativzinses ja an Wert. Oder es gibt Leute, die laufen noch immer deutsche Staatsanleihen, auch wenn die teilweise deutlich negativ verzinst sind (bei den Staatsanleihen hoffen die Spekulanten halt, dass sich der negative Zins durch Steigen des Kurses mehr als ausgleicht - im Franken kann man ähnlich argumentieren: der negative Zinse wird (über)ausgeglichen, wenn der Franken nur stark genug steigt.
Nach allem, was ich aus der Schweiz höre, tut sich das produzierende Gewerbe derzeit immer schwerer. Interessanterweise bildet sich das in den Konjunktur-Indices nicht ab - diese steigen.
Zwei Fragen hätte ich mit Bitte um Antwort:
1. Weiß jemand, welche Branchen in der Schweiz derzeit besonders brummen?
2. Weiß jemand, wie der Stand bei der Umsetzung der Einschränkung der Personenfreizügigkeit ist? Da gabs doch vor 2 Jahren eine Volksabstimmung, nur wurde das Ergebnis - soweit ich weiß zum ersten Mal in der Schweizer Geschichte überhaupt - nicht zeitnah umgesetzt. Kommt da noch was oder wurde das einfach "vergessen"?
Also, warum für CHF 65.000 - 70.000 in die Schweiz mit 40 - 45 Std/Woche arbeiten gehen, wenn ich 60.000 - 65.000 für 38.5 / Woche auch im EUR-Raum bekomme - ohne Währungsrisiko.
Die Schweiz erlebt soeben ein Brain-Drain. Gut ausgebildete Leute zieht es wieder in die Heimatländer - mich inklusive. Und wer glaubt die Schweizer wäre so technologisch innovativ, der glaubt auch an Weihnachtsmänner. Ich war als Software-Entwickler mehr als 5 Jahre in der Schweiz tätig. So rückständig wie viele Schweizer KMUs - vor allem was Management betrifft, sind selten welche in Österreich oder Deutschland.
Aber meine Frage ging eher in Richtung Politik. Ist angedacht, das Ergebnis der Volksabstimmung noch offiziell umzusetzen oder eher nicht?
LokivonAsgard
Credit Suisse und UBS veröffentlichen regelmässig Studien zur wirtschaftlichen Entwicklung, in 2015 haben z.B. nur die Medizintechnik- und Pharmabranche positiv wachsen können, bei allen anderen Branchen ging es bergab, die Zuwanderung in 2015 lag bei netto 80,000 Menschen. Ohne die Zuwanderung hätte es in der Schweiz kein Wirtschaftswachstum gegeben.
Wie wird sich denn eine drohende oder tatsächliche Wahl von Donald Trump wohl auf den Wechselkurs auswirken? Ich denke, dass wird wahrscheinlich so wie beim Brexit sein, dass Euro und Dollar unter Druck geraten und der Franken zulegt.
Sollte Trump dennoch gewinnen, dann wird das zu erheblichen Verwerfungen im System führen, fürchte ich. Dagegen dürfte sich der Brexit wie ein Kinderspiel ausnehmen.
Danke für deine ausführlichen Erklärungen zu den Zahlen und Entwicklungen aus der Schweiz! So wie ich das sehe, haben vor allem die international aufgestellten Branchen damit positiv abgeschlossen? Eher national aufgestellte eher negativ?
LokivonAgsrad
So bleiben auf der anderen Seite des Rheins, sprich in Vorarlberg, meist nur noch die zweitklassigen Fachkräftig übrig. Ein Beispiel: Senior Software-Entwickler: Vorarlberg: ca. 3.000 - 4.200 EUR Brutto/Monat, Ost-Schweiz (Kanton St.Gallen): ca. 5.500 - 7.000 Brutto/Monat. 5 Wochen Urlaub hast du auch in der Schweiz als Verhandlungsbasis - einziger Unterschied: 40 bzw. 42 Std/Woche anstelle 38.5, etwas weniger kirchliche Feiertage (St.Gallen).
Dennoch ist es natürlich beeindruckend und da gibt es auch nix dran zu rütteln oder zu relativieren. Übrigens: Deutschland hat erstmals den Sprung unter die Top10 in diesem Ranking geschafft. Auch das natürlich eine beachtliche Leistung.
LokivonAsgard
Sich alle 5 Jahre ein Zwischenzeugnis ausstellen lassen.
Zum Kurs: Ein Kurs von 93 Cent auf Monatsbasis wird noch kommen. Jedenfalls verrät mir das der Trendscanner. Das wäre dann wieder eine Gehaltssteigerung um 10%.
https://www.cash.ch/news/top-news/...euro-auf-vier-wochen-hoch-493493
Über allem schwebt das Gespenst Trump, ich weiss noch nicht, ob und wie ich dass in meiner Anlagestrategie berücksichtigen soll.
Zum achten Mal in Folge ist die Schweiz das konkurrenzfähigste Land der Welt. Das zeigt das aktuelle Ranking des Weltwirtschaftsforums WEF. Das glänzende Abschneiden trüben nur wenige Punkte."
http://www.handelszeitung.ch/konjunktur/...richt-alle-rekorde-1214616