Die Bilanz der SPD/B90-Grüne-Regierung seit 1998:


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Neuester Beitrag: 10.09.05 21:26
Eröffnet am:03.04.02 13:53von: SchwarzerLo.Anzahl Beiträge:910
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36845 Postings, 7642 Tage TaliskerAch, SL,

 
  
    #401
10.08.04 16:03
mein alter Fehler: ich habe deine Überschrift zu wörtlich genommen, dabei sollte sie anscheinend nur mal wieder besonders reißerisch sein...
Wenn ein Ende eingeläutet wird, dann geht man doch wohl davon aus, dass es zu einem Ende kommt? Ich wollte darauf wetten, dass Hartz IV kommt und hatte dich so verstanden, dass du davon nicht ausgehst.  

13475 Postings, 9176 Tage SchwarzerLordDas ist die Kardinalsfrage

 
  
    #402
10.08.04 16:36
Wann kann man von Hartz IV noch als Hartz IV sprechen: Bei 3, 8, 29 oder 54 Änderungen? Es wird Änderungen geben, da die SPD einknickt. Und so ist es wie immer: Anstatt konsequent etwas durchzuziehen wird rumgeeiert. Einzig bei der Rechtschreibdeform bleibt man hart. Wie lange noch?
Natürlich müssen Überschriften reißerisch sein, sonst liest sie keiner. Ist doch klar.  

36845 Postings, 7642 Tage TaliskerWenn die Wirkung zu Lasten des Inhalts

 
  
    #403
10.08.04 16:49
/ der eigentlichen Aussage geht, ist es mir das nicht wert.
So ich die Nachrichten vorhin richtig gehört habe, gibt es derzeit Forderungen, Ausbildungsversicherungen (wieviele potenzielle ALGII-Empfänger haben wohl eine?) nicht bei der Vermögensanrechnung einzubeziehen. Eine wahrlich radikale Umkehr vom ursprünglichen HartzIV-Konzept... Nebenbei könnte man das sogar für sinnvoll erachten.

Zur "Rechtschreibdeform" (man kann ja schon froh sein, dass du nicht die "Schlechtschreibreform" der Bild übernimmst): Es sind noch Gremientagungen vorgesehen, wo geändert werden kann.
Wer bleibt bei der Rechtschreibreform hart? Die SPD? Ist das ne Parteientscheidung?
Die böse SPD will die Rechtschreibreform durchdrücken? Man, nur weil man in engen Lagerkategorien denkt, muss man nicht alles da reinwerfen...  

13475 Postings, 9176 Tage SchwarzerLordEs freut mich immer wieder es zu lesen.

 
  
    #404
10.08.04 19:51
Lagerdenken, engstirnig, Blockadehaltung, Neinsager = S.Lord, kiiwii, bilanz, Rigomax, TomInd. und Co.
Liberal, frei, tolerant, offen, ehrlich, aufgeschlossen = der Rest von Ariva.

Erstaunlich, wie man Menschen so einfach klassifizieren kann.  

59073 Postings, 8666 Tage zombi17Geh schlafen Sl

 
  
    #405
10.08.04 19:53
Gute Nacht  

5698 Postings, 8075 Tage bilanzSchwarzer Lord

 
  
    #406
10.08.04 20:21


Zwei Grüne für Dein Posting 404! Leider kann ich sie Dir nicht geben.

Es ist wirklich so wie Du schreibst.

 

Herzliche Grüsse aus Zürich

bilanz

 

 

4428 Postings, 7900 Tage Major Tom@bilanz, erstaunlich, dass du dem zustimmst.

 
  
    #407
10.08.04 20:35
In dem Posting von SL sehe ich weder Emoticons/Smilies noch ist diese "Selbsterkenntnis" mit Ironie/Satire in Verbindung zu bringen. Ob ich das jetzt ernst meine oder ironisch? Wer weiß? Der Zweideutigkeiten gibt es viele!

 

95441 Postings, 8626 Tage Happy EndHerzlichen Glückwunsch SchwarzerLord

 
  
    #408
10.08.04 20:53
zur Selbterkenntnis in Posting 404 *lol*  

36845 Postings, 7642 Tage TaliskerSchade SL, dass es zu einer

 
  
    #409
11.08.04 09:23
inhaltlichen Antwort bei #404 nicht gereicht hat...
Gruß
Talisker  

13475 Postings, 9176 Tage SchwarzerLordDas Übliche

 
  
    #410
11.08.04 09:44
Man wirft dem Gegner permanent vor, er habe ein Lagerdenken und äußere sich inhaltlich nicht. So kann man auch sich selbst vorgaukeln, man habe eine Debatte erfolgreich bestritten. Eigentlich kann man auch sagen, du hast meine Aussagen regelrecht ignoriert. Der Reihe nach zu deinen wirklich tollen Fragen, die wie die Postings 409, 403, 401, 399 überhaupt nichts inhaltlich aussagen. Schade, dazu hat es wohl nicht gereicht.
Hier jetzt die Antworten: Bundesregierung/Kanzler/SPD-MPs/Teile der Verlage -- Ja, vor allem -- im Sinne eines Parteitagsbeschlußes: Nein; da sich aber die Granden der SPD eindeutig geäußert haben: Ja --- Ja.  

36845 Postings, 7642 Tage TaliskerSorry,

 
  
    #411
11.08.04 10:01
aber die Reaktion ist ein Witz. Sowohl inhaltlich als auch der Vorwurf.
Bitte entschuldige, dass ich es gewagt habe, etwas von dir zu hinterfragen.  

129861 Postings, 7581 Tage kiiwiiGuten Morgen SL, laß Dich nicht auf die

 
  
    #412
11.08.04 10:04
Schippe nehmen von Leuten, bei denen Diffamieren vor Argumentieren kommt.

Da es sich hier nicht um ein akademisches Kränzchen handelt, geben wir in solchen Fällen eben mit gleicher Münze zurück! United we stand!



Und allen, die man mit falscher Rechtschreibung in den Wäldern des Harzes zur kollektiven Zwangsarbeit an den IV Holzkohle-Meilern zwingen will, rufen wir beherzt zu:


1

Allons enfants de la Patrie,
Le jour de gloire est arrivé !
Contre nous de la tyrannie,
L'étendard sanglant est levé, (bis)
Entendez-vous dans les campagnes
Mugir ces féroces soldats ?
Ils viennent jusque dans vos bras
Egorger vos fils et vos compagnes !

Refrain

Aux armes, citoyens,
Formez vos bataillons,
Marchons, marchons !
Qu'un sang impur
Abreuve nos sillons !

2

Que veut cette horde d'esclaves,
De traîtres, de rois conjurés ?
Pour qui ces ignobles entraves,
Ces fers dès longtemps préparés ? (bis)
Français, pour nous, ah ! quel outrage
Quels transports il doit exciter !
C'est nous qu'on ose méditer
De rendre à l'antique esclavage !

3

Quoi ! des cohortes étrangères
Feraient la loi dans nos foyers !
Quoi ! ces phalanges mercenaires
Terrasseraient nos fiers guerriers ! (bis)
Grand Dieu ! par des mains enchaînées
Nos fronts sous le joug se ploieraient
De vils despotes deviendraient
Les maîtres de nos destinées !

4

Tremblez, tyrans et vous perfides
L'opprobre de tous les partis,
Tremblez ! vos projets parricides
Vont enfin recevoir leurs prix ! (bis)
Tout est soldat pour vous combattre,
S'ils tombent, nos jeunes héros,
La terre en produit de nouveaux,
Contre vous tout prêts à se battre !

5

Français, en guerriers magnanimes,
Portez ou retenez vos coups !
Epargnez ces tristes victimes,
A regret s'armant contre nous. (bis)
Mais ces despotes sanguinaires,
Mais ces complices de Bouillé,
Tous ces tigres qui, sans pitié,
Déchirent le sein de leur mère !

6

Amour sacré de la Patrie,
Conduis, soutiens nos bras vengeurs
Liberté, Liberté chérie,
Combats avec tes défenseurs ! (bis)
Sous nos drapeaux que la victoire
Accoure à tes mâles accents,
Que tes ennemis expirants
Voient ton triomphe et notre gloire !

7

Nous entrerons dans la carrière
Quand nos aînés n'y seront plus,
Nous y trouverons leur poussière
Et la trace de leurs vertus (bis)
Bien moins jaloux de leur survivre
Que de partager leur cercueil,
Nous aurons le sublime orgueil
De les venger ou de les suivre  

13475 Postings, 9176 Tage SchwarzerLordkiiwii, ich habe es versucht.

 
  
    #413
11.08.04 11:43
Die versuchte Diskussion mit Talisker ist leider an seinen permanenten Schüssen unter die Gürtellinie gescheitert.  

13475 Postings, 9176 Tage SchwarzerLordSchröder: "Keine Änderungen an Hartz IV"

 
  
    #414
11.08.04 11:53
So gesprochen am 12.07.04. Bitte selbst anschauen und genießen: http://de.news.yahoo.com/040712/71/442xa.html  

95441 Postings, 8626 Tage Happy EndWo wird denn am Gesetz jetzt nachgebessert?

 
  
    #415
11.08.04 11:55
Für Halbwahrheiten braucht´s nicht mal mehr die BILD-Zeitung, die setzt Du jetzt schon selbst in die Welt?

Peinlich, peinlich, SL.  

36845 Postings, 7642 Tage TaliskerAha, der Vorwurf

 
  
    #416
11.08.04 12:00
der Denke in engen Lagerkategorien ist also ein Schuss unter die Gürtellinie?
SL, ich wage zu behaupten, wenn hier einer im Forum als Inbegriff eines bestimmten Lagers gilt, der "ein wenig einseitig" eine Meinung vertritt, bist (neben Happy End) du das.
Im übrigen, wenn deine Reaktion auf ein Posting (#403) lediglich darin besteht, einen Halbsatz aufzugreifen, der mit der inhaltlichen Auseinandersetzung nix zu tun hat, zeugt das wahrlich von einer ausgereiften Diskussionskultur...
Wat nu, wird es zu einem Ende von HartzIV kommen oder nicht?
Ist das Beharren auf die Rechtschreibreform allein der SPD zuzuschreiben oder nicht?    

13475 Postings, 9176 Tage SchwarzerLordPraxisgebühr: Mahnungen und Verschleppungen

 
  
    #417
13.08.04 08:49
Wo bleiben die Beitragssenkungen auf breiter Linie, Frau Schmidt, Herr Schröder? Link: http://www.welt.de/data/2004/08/11/317733.html  

5698 Postings, 8075 Tage bilanzBemerkenswerter Kommentar

 
  
    #418
13.08.04 13:49
 
Es war absehbar: Spätestens, als Gerhard Schröder die Hartz IV-Reform zur Chefsache machte, konnten die Montagsprotestierer, die Gewerkschaft ver.di und andere übellaunige SPD-Freunde aufatmen. Denn der Kanzler ruft seinen Super-Minister Wolfgang Clement nicht aus Jux und Dollerei zum sommerlichen Plausch aus dem Urlaub nach Berlin zurück. Nein, die Hütte der Regierung brennt. Und es ist geschehen, was so häufig in dieser rot-grünen Administration passiert: Es wird nachgebessert.
Die Nachbesserer
Im Fall der Kinderfreibeträge oder des Auszahlungstermins von Arbeitslosengeld II ist die Nachbesserung gerecht. Aber letztlich wird die Änderung die Steuerzahler 800 Millionen Euro kosten. Geld, das dieser Staat nicht hat. Eine Scharte, die wieder mal der vielgescholtene Bundesfinanzminister Hans Eichel auswetzen muss.
Und Ruhe im Land wird durch Schröders Rückzug an der Hartz-Front nicht einkehren. Im Gegenteil, die Korrekturen werden die Montags- demonstranten ermuntern, nachzulegen mit ihren Forderungen. Sie werden versuchen, eine dringend nötige Reform bis zur Unkenntlichkeit zu verändern. Eine Reform, die aber unter Gerechtigkeits- gesichtspunkten dilettantisch angefertigt ist. Die Menschen benachteiligt, die jahrzehntelang brav in die Arbeitslosen- versicherung einbezahlt haben.
Der gesellschaftliche Druck auf die Regierung wird ansteigen. Die Unzufriedenheit mit der Agenda 2010 wird auf der Straße sichtbar werden. Bereits jetzt hat die Anti- Globalisierungs- bewegung Attac angekündigt, die Regierung mit Protestaktionen gegen Hartz IV „in die Knie zwingen zu wollen“.
Der Kanzler hat dem Druck der Straße nachgegeben, im irrigen Glauben, die Montagsdemons- tranten damit von der Straße zu holen. Und er hat seinen wichtigsten Verbündeten im Kampf für die Agenda 2010 beschädigt. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement musste auf Geheiß Schröders einknicken. Denn Clement war es, der den Protestierenden und den Gegnern aus der eigenen Partei nicht nachgeben wollte, seine politische Karriere mit dem Erfolg der Arbeitsmarktreformen
verknüpfte.
Mit Blick auf anstehende Wahlen hat der Kanzler ihn ins Feuer geschickt. Ein Bauernopfer erster Güteklasse. Aber Clement hat Charakter. Er wird sich gut überlegen, ob er dieser Regierung noch angehören möchte.  
 
Pforzheimer Zeitung 12.08.04  

13475 Postings, 9176 Tage SchwarzerLordDas wird sich zeigen.

 
  
    #419
13.08.04 18:15
Entweder Clement (einer der besseren Politiker in dieser schwachen Regierung!) geht freiwillig oder er verspielt komplett seinen noch ganz ordentlichen Ruf, indem er wie Eichel den Absprung verpaßt.  

5698 Postings, 8075 Tage bilanzSchröder und der Lohn des Lavierens

 
  
    #420
14.08.04 09:17

Früher und heftiger als üblich ist die deutsche Sommerflaute zu einem Ende gekommen. Eine vielstimmige Protestfront hat das Land erfasst und Turbulenzen nicht nur in die Politik getragen, sondern die gesamte Gesellschaft kräftig durchgeschüttelt. Wie ein Spuk erscheinen die jüngsten Demonstrationen in mehreren ostdeutschen Städten, bei denen wieder der ominöse Ruf «Wir sind das Volk!» erschallt und der Sturz der Obrigkeit gefordert wird. Unwillkürlich denkt man an die gespenstischen Nebel-Abende des ausgehenden Jahres 1989, als sich die Bevölkerung der DDR zu Hunderttausenden gegen die SED-Tyrannei auflehnte und diese schliesslich hinwegfegte. Aber der Vergleich ist vermessen und vollkommen deplaciert. Andere Probleme drücken heute das Volk, und andere Akteure erheben ihre Stimme.

Der jetzige Aufruhr findet in einer freien, wohlhabenden Gesellschaft statt, die sich ihr Staatswesen selbst geschaffen hat. Allerdings mutet die gewählte Regierung Schröder den Deutschen einiges zu. Das Reformprogramm des Kanzlers ist wohl deshalb in so heftigen Gegenwind geraten, weil nun langsam allen dämmert, dass die staatlichen Sparanstrengungen auch den privaten Bereich tangieren und Opfer von allen verlangen werden. Zuvor war die deutsche Reformdebatte allzu lange in abstrakten Bahnen verlaufen. Ihr Inhalt war nicht ernst genommen worden, weil es seit Bestehen der Bundesrepublik nie wirklich um eine Schmälerung der sozialen Leistungen gegangen war. Aber nun wird zur Tatsache, was viele nicht zu denken wagten: Der Staat dehnt seinen Sparwillen auch auf den sozialen Bereich aus und bricht damit ein vermeintliches Tabu.

Dass dies ausgerechnet unter einer sozialdemokratisch dominierten Führung geschieht, verdeutlicht den Ernst der Lage. Deutschland wird seine chronische Arbeitslosigkeit nicht los. Seit sechs Jahren sucht die rot-grüne Regierung intensiv nach Lösungen zur Bekämpfung dieser Geissel und zieht zunehmend harte Massnahmen in Betracht. Ein Element der Reformanstrengungen ist die Straffung und Umschichtung der Arbeitslosenunterstützung, mit welcher zwar auch Einsparungen anvisiert werden, die vor allem aber dazu führen soll, dass der gegenwärtig geringe Anreiz zur Suche nach einer neuen Arbeit verstärkt wird. Einer der meistkritisierten Reformbegriffe ist jener der verschärften Zumutbarkeit, aus der sich ableiten lässt, dass der Prozess der Arbeitssuche beschleunigt werden soll.

Es sind vor allem solche Massnahmen, welche sogleich zu ideologisch motivierten Auseinandersetzungen geführt haben. Vor diesem Hintergrund hat sich eine recht heterogene Kritikerschar aus altlinken Politzirkeln, Gewerkschaften und Globalisierungsgegnern etabliert, die sich trefflich in Szene zu setzen weiss. Ein «Sozialabbau» dürfe keinesfalls zugelassen werden, heisst es in diesen Kreisen, der Kapitalismus zeige nun seine wahre Fratze, und Schröder müsse weg. Vor allem in Ostdeutschland fallen solch krude Argumentationen durchaus auf fruchtbaren Boden. Schlagzeilengierige Medien heizen den Konflikt mit deftigen Schicksalsgeschichten über die neue Herzlosigkeit der deutschen Politik an.

«Hartz IV», wie dieses Massnahmenpaket in Schröders Reformprogramm heisst, ist freilich viel komplexer als allgemein dargestellt, und es enthüllt bei genauerer Betrachtung auch Entlastungen für wirklich Bedürftige. Somit drängt sich die Frage auf, wieso über diese positiven Aspekte nicht intensiver geredet und berichtet wird und warum derart durchsichtige Polemik, wie sie zurzeit die Debatte prägt, überhaupt ihre Wirkung entfalten konnte.

In der Tat müssen sich Schröder und seine Reformer den Vorwurf gefallen lassen, dass sie die Unumgänglichkeit von Einschnitten auch bei den Sozialleistungen nicht drastisch genug vermittelt haben. Mehrmals hätte die Gelegenheit dazu bestanden, aber die Verlockung, über neue Schulden einen Teil der Auswirkungen wieder abzufedern und andere Massnahmen aus wahltaktischen Motiven einfach zu verschieben, war zu gross. Die Reformpolitik harzte weniger an einem Mangel an Ideen und Konzepten als an deren politischer Umsetzung. Dabei war längst klar, dass die bisherige Sozialpolitik nicht länger aufrechtzuerhalten war.

Die Vorschläge der Hartz-Kommission, wie auch die Konzepte anderer Planungsgremien, versuchen diesem Umstand Rechnung zu tragen. Sie sind auf eine langfristige Konsolidierung der Sozialleistungen ausgelegt, nicht auf kurzlebige Effekte. Das macht sie freilich verwundbar für die Attacken von Gegnern, die spezifische Interessen vertreten wie die Gewerkschaften oder die die Marktwirtschaft gleich ganz abschaffen wollen wie die Globalisierungsgegner. Bemerkenswert ist, dass auch rechtsextreme Kreise mitmischen und die soziale Unrast auszunützen suchen. Doch was haben die Kritiker anzubieten? Mit ihren Umverteilungsmaximen wird die soziale Gerechtigkeit, die sie postulieren, in ihr Gegenteil verkehrt, weil so noch mehr Arbeitsplätze vernichtet werden. Mehrere unsinnige Lohnstreiks, nicht zuletzt in dem jetzt unruhigen Ostdeutschland, haben diesen tristen Mechanismus verdeutlicht.

Und trotzdem wird Schröder, so wie sich die Lage nach den Ereignissen dieser Woche präsentiert, dem Druck der Strasse nachgeben und zumindest einige Kanten seines Hartz-Konzeptes entschärfen. Dies wäre an sich kaum so gravierend, geschähe es nicht unter dem Lärm einer politisch kaum beherrschbaren, programmlosen Protestbewegung. Das Risiko ist sehr gross, dass durch ein Nachgeben erst recht der Appetit auf weitere Konzessionen geweckt wird. Die Gegner werden sich mit höheren Freibeträgen auf Kindersparbüchern oder sanfteren Zumutbarkeitsregeln nicht zufrieden geben, sondern nicht weniger als den Sturz des Kanzlers betreiben.

Schröder ist nie ein Herr der Programme gewesen. Seine Macht ruht auf einem Fundament, dessen Konturen meistens diffus sind, das aber irgendwie doch Halt bietet. Dies hat ihm Manövrierraum nach links und nach rechts gelassen, den er in nüchternem Tageskalkül immer wieder neu definiert und dem er öfters auch die Kohärenz seiner Reformanstrengungen geopfert hat. Fast regelmässig war dies vor Wahlen der Fall - ein Phänomen, das keineswegs nur den politischen Stil Gerhard Schröders kennzeichnet. Aber der Kanzler ist ein Könner auf diesem Felde.

Nun freilich könnte es sein, dass diese Methode endgültig nicht mehr greift. Schröder hat die Linke, auch jene innerhalb der SPD, verloren. Seinen angeblichen Raubbau an den sozialen Errungenschaften verzeiht man ihm dort nicht. Wenn er ihr jetzt wieder nachgibt, wird sie hart bleiben, denn für sie ist er ein Verräter. Die rechte Opposition hingegen, die in letzter Zeit höchst hilflos und zerstritten gewirkt hatte und sich nicht auf eine kohärente Gegenposition in den sozialen Fragen einigen konnte, wittert wieder Morgenluft. Nichts hatte man dort angesichts der eigenen Defizite mehr gefürchtet als eine harte Reformlinie Schröders, die gar manche der bürgerlichen Einflussmöglichkeiten neutralisiert hätte. So aber kann man bei CDU und CSU nun mit ruhiger Zuversicht den kommenden Urnengängen in Deutschland entgegensehen. Es könnte sich also schon bald erweisen, dass der Kanzler in diesen Tagen die vielleicht letzte Möglichkeit verpasst hat, den langen Niedergang seiner Herrschaft zu stoppen.

NZZ 14.08.04
Die NZZ eine der rennomiertesten Zeitungen im deutschsprachigen Raum.
 

129861 Postings, 7581 Tage kiiwiiDie Grünen sind jetzt Partei der Besserverdiener

 
  
    #421
14.08.04 14:27
SPIEGEL


Grüne lösen FDP als Partei der Besserverdiener ab

Den einst selbstgewählten Titel „Partei der Besserverdienenden“ muss die FDP an die Grünen abtreten, denn den ehemaligen Ökopaxen geht es finanziell längst weitaus besser als den Liberalen. Das ergeben repräsentative Umfragen bei Wählern beider Parteien, die der Mainzer Wahlforscher Jürgen Falter ausgewertet hat. Demnach lag im Jahr 2002 das mittlere Einkommen bei den Grünen zwischen monatlich 1750 Euro und 2000 Euro, bei den Freidemokraten lediglich zwischen 1500 und 1750 Euro. Auch unter den Spitzenverdienern haben die Grünen die Westerwelle-Truppe inzwischen überholt: Jeder Vierte verfügt monatlich über ein Netto-Haushaltseinkommen in Höhe von mindestens 3000 Euro, bei den Liberalen sind es nur 23 Prozent. Falter: „Das belegt, dass den Grünen der Marsch durch die Institutionen hervorragend gelungen ist.“  

69033 Postings, 7594 Tage BarCodeTja, vestitionen in erneuerbare Energien

 
  
    #422
14.08.04 15:47
lohnen sich eben. ;-)
Ansonsten waren die Grünen schon immer eine Mittelstandspartei. Das macht sie immerhin recht beweglich, da sie - außer an ökologische Grundsätze - nicht an tausend Traditionen gebunden sind.

Gruß BarCode

 

69033 Postings, 7594 Tage BarCode"In" leg ich noch auf "vestitionen" drauf! o. T.

 
  
    #423
14.08.04 15:48

129861 Postings, 7581 Tage kiiwiiBesserverdiener durch staatl. Subventionen ? So

 
  
    #424
14.08.04 16:00
einfach ist das ? :-)
Nein nein, B.C., Deine Theorie in Ehren, aber der Hintergrund ist anders: Die Grünen sind in erster Linie Lehrer und sonst. Beamte, d.h. Leute im öffentlichen Dienst, mit höherer Ausbildung als der Durchschnitt und ohne Arbeitsplatzrisiko. So schleicht man sich in der Einkommenspyramide nach oben. Und tritt nach unten.

 

69033 Postings, 7594 Tage BarCodeKiiwii, keine Projektionen!

 
  
    #425
14.08.04 16:34
(Ist auf die letzten beiden Sätze bezogen.) Und pass auf, dass du beim verbissenen Kampf gegen Rot/Grün proxi nicht noch von seiner bisher eindeutigen Pole-Position wegbeißt!

Gruß BarCode

 

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