Verteilungsfragen - Börsen- und Politik-Aspekte


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Neuester Beitrag: 21.07.23 22:24
Eröffnet am:08.01.19 13:41von: Anti Lemmin.Anzahl Beiträge:8.125
Neuester Beitrag:21.07.23 22:24von: Shlomo Silbe.Leser gesamt:1.758.867
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80400 Postings, 7506 Tage Anti Lemmingkonterrevolutionäre Propaganda

 
  
    #376
1
10.02.19 13:15
Dieselben Leute, die sich über Überbevölkerung aufregen ("Konterrevolutionäre"), sind zugleich entschiedene Abtreibungsgegner. Finde den Widerspruch.

Mein Lieblingskomponist Johann Sebastian Bach hatte 20 Kinder. Als seine erste Frau, Maria Barbara, nach sieben Kindern verstarb, war die nächste dran und gebar 13 weitere. Anna Magdalena Bach war nach der Heirat praktisch ununterbrochen schwanger.

Von Bachs 20 Kindern haben nur insgesamt zehn überlebt, weil es keine moderne Medizin gab, die die Auslese der Fittesten technisch verhinderte. Immerhin vier der vom Schicksal bzw. Gottes/Allahs Fügung auserwählten überlebenden Söhne wurden selbst bekannte Komponisten.

Als 1742 Regina Susanna als letztes Kind von Johann Sebastian Bach und Anna Magdalena in Leipzig zur Welt kam, war das älteste Kind, Catharina Dorothea, bereits 34 Jahre alt.

https://www.johann-sebastian-bach-fuer-kinder.de/...an-bach-vorsicht/

Mit seiner ersten Ehefrau Maria Barbara – übrigens eine Cousine von Johann Sebastian Bach, aber eine zweiten Grades (wie heute viele Türken!, A.L.), deswegen hieß sie vor der Heirat Bach und nach der Heirat auch Bach – hatte Johann Sebastian Bach 7 Kinder. Davon starben drei, bevor auch die Mutter mit nur 35 Jahren unerwartet starb...

[18 Monate nach deren Tod heirate Bach erneut. Mit der zweiten Frau,...] Anna Magdalena Bach, hatte Johann Sebastian Bach ganze 13 weitere Kinder. Aber wiederum starben von denen über die Hälfte, bevor sie erwachsen waren. Also war das schon ein ganz anderes Leben, als wir... es heute kennen....  

80400 Postings, 7506 Tage Anti LemmingReaktionäre Grüne

 
  
    #377
1
10.02.19 13:21
Das stimmt. Von denen stammt auch der folgende reaktionäre Planetenwitz:

Treffen sich zwei Planeten. Fragt der eine:
"Du sieht aber schlecht aus, was hast du?"
"Homo Sapiens."
"Keine Sorge, das geht vorbei!"  

80400 Postings, 7506 Tage Anti LemmingReaktionäre Grüne (2)

 
  
    #378
10.02.19 13:26
"Eigentlich war Hitler gar nicht so schlecht, nur das mit den Autobahnen hätte er nicht machen dürfen."  

80400 Postings, 7506 Tage Anti LemmingJonas: Das Prinzip Verantwortung

 
  
    #379
1
10.02.19 13:43
Der jüdische Philospoph Hans Jonas, ein Schüler Heideggers musste 1933 vor den Nazis in die USA fliehen.

Eines seiner berühmtesten Werke ist das Buch "Das Prinzip Verantwortung", in dem er Kants kategorischen Imperativ auf die heute Zeit (der Überbevölkerung) übertrug.

Kant: "Handle stets so, dass, wenn alle anderen genauso wie du handeln, ein Staat entsteht, in dem du dich ethisch wohl fühlst."

Volksmund: "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es."

Jonas: "Handle stets so, dass die Folgen deine Handelns nicht das Leben der Ungeborenen beeinträchtigt."

Jonas (wörtlich): ""Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden"

Jonas wandte sich dabei z. B. gegen Gen-Experimente an der Keimbahn, aber auch gegen den viel zu großen, klimaschädlichen CO2-Output. Trotzdem würden Menschen weiter mit Flugzeugen (CO2--Schleudern) fliegen, als gäbe es dieses Problem überhaupt nicht.

https://www.philosophie.ch/philosophie/highlights/...rtung-hans-jonas

Zum Prinzip Verantwortung zählt mMn auch die Geburtenkontrolle - bis hin zu China 1-Kind-Politik - , weil die Lebensqualität auf unserem flächenmäßig begrenzten Planeten eben notwendigerweise schlechter wird, wenn es zu viele Menschen gibt (z. B. Notwendigkeit von Roundup-Agrikultur und Turbo-Industrieschweinen, weil sonst nicht "alle satt" werden).

Es gibt kein Problem auf der Welt, dass durch "mehr Menschen" nicht noch größer würde.  

80400 Postings, 7506 Tage Anti LemmingWarum klappt das in Afrika nicht?

 
  
    #380
2
10.02.19 14:35
Auf allen bewohnten Kontinenten sind die Geburtenraten rückläufig, nur in Afrika steigen sie, teils sogar explosiv  (Heise-Link in # 356).

Warum?

Eine wichtige Ursache ist sicherlich die große Armut. Es gibt zu wenig Verhütungsmittel. Vielleicht fehlt es aber auch am Willen bzw. am Verantwortungsgefühl, diese zu verwenden.

Das "Prinzip Verantwortung" (# 379) setzt voraus, dass es ein Staatsgefüge gibt, dass die ethisch-moralischen Normen und Werte auch wirklich hoch hält und repräsentiert. In D. ist der "Ober-Moralapostel" der Bundespräsident (schon in dem Sinne halte ich Holzmüller für eine Fehlbesetzung, aber das ist ein anderes Thema).

In vielen afrikanischen Staaten gibt es diese moralisch intakten Staatsgefüge oft nicht. In ihnen herrschen oft hochkorrupte Despoten, deren einziges Interesse darin besteht, sich so gut es geht (weiter) zu bereichern. Dafür schrecken sie auch vor Gewalt nicht zurück und hetzen Bevölkerungsgruppen gegeneinander auf, was oft in blutigem Gemetzel endet. Ressourcen (Schürfrechte etc.) verkaufen sie u. a. an China und behalten einen Großteil der Einnahmen für sich selbst. Die Bevölkerung und deren Wohl ist ihnen ziemlich egal.

Für die in solchen Ländern lebenden Armen und Entrechteten resultiert aus dem unethischen Verhalten dieser Despoten Elend und Gewalt auf vielen Ebenen. Dies liefert den Betroffenen nicht nur gute Gründe, sich dem Chaos durch Flucht zu entziehen, sondern den hiesigen Grünen (da "Diktatur") auch die Entscheidungsgrundlage, den von dort kommenden Flüchtlingen hierzulande politisches Asyl zu gewähren.

Und natürlich kann in solchen Unrechtsstaaten auch "von unten" nur schwerlich ein kategorischer Imperativ aufkommen (Staatsoberhaupt ist KEIN Vorbild) - noch wird, egal ob oben oder unten, das Prinzip Verantwortung gepflegt. 38 % der afrikanischen Frauen werden gegen ihren Willen schwanger (siehe Heise-Artikel) und oft später mit ihrem Anhang sitzen gelassen. Es scheint für die Männer nur die aktuelle Bedürfnisbefriedigung zu zählen und sonst wenig.

Ich kenne das auch aus D. Eine Bekannte von mir hat zwei Söhne von zwei afrikanischen Vätern, die sich teils bereits in der Schwangerschaft aus dem Staub gemacht haben. Sie lebt seit ewigen Zeiten von Hartz-IV. Und sie ist kein Einzelfall. Damit will ich keinesfalls rassistische Vorurteile befördern. Aber es lässt sich wohl kaum bestreiten: Wer in einem Staat aufgewachsen ist, in dem moralisch-ethisches Verantwortungsgefühl in der Staatsführung kaum existiert, der lernt dieses Verhalten auch selber nicht. Einfach weil es dort institutionell nicht verankert ist. Und dann gilt leider: "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr."

Deshalb ist auch "political Correctness" so wichtig. Es ist ein im gesellschaftlichen Diskurs (auch historisch) gewachsener Sitten- und Normenkodex, wie das gesellschaftliche Miteinander zu gestalten sei. Eben ohne Diskriminierung, Rassismus, mit Solidarität, sozialem Rechtsstaat und allem, was dazugehört.

AfD-ler, die diese poltische Correctness teils militant verweigern - bis hinauf zum Springer-CEO Mathias Döpfner (# 374) - begeben sich damit moralisch-ethisch auf dieselbe Stufe wie die afrikanischen Despoten, die sie in ihren Hasstiraden so stark verachten.

FAZIT: Wer "Political Correctness" missachtet, unterläuft oder ins Lächerliche zieht, verhindert einen "guten", verantwortungsvollen Staat, wie er Kant und Jonas vorschwebte. Und dies irrsinnigerweise auch noch mit "konservativem" Impetus!




 

71492 Postings, 6013 Tage Fillorkillbis hin zu China 1-Kind-Politik

 
  
    #381
1
10.02.19 19:12
Die es faktisch allerdings nur in Ausnahmefällen gegeben hat, was dann auch zu einem konstanten Bevölkerungswachstum führte. 2015 wurde die Geburtenkontrolle dann ja auch ganz aufgegeben.

...“One child” is a misnomer. For the 30-plus years the policy was in full effect, only about a third of Chinese households were subject to stringent one-child limits. The rest could have more children, conditional on where they lived, the kinds of jobs they had or their ethnic makeup...

https://www.theguardian.com/commentisfree/2018/...-nation-for-decades


Angehängte Grafik:
population-of-china.gif (verkleinert auf 52%) vergrößern
population-of-china.gif

80400 Postings, 7506 Tage Anti LemmingAmis rüsten auf im Propaganda-Krieg,

 
  
    #382
11.02.19 08:17
der sich vor allem gegen mutmaßliche russische Beeinflussung richtet.

Die Mittel werden mit Pentagon-Hilfe deutlich aufgestockt.

https://www.heise.de/tp/features/...information-vorgehen-4302954.html

US-Außenministerium will verstärkt gegen ausländische Desinformation vorgehen

Das schon unter Obama eingerichtete, unter Trump bislang finanziell ausgetrocknete Global Engagement Center erhält eine neue Leiterin und mehr Geld, um in den Beeinflussungskrieg zu ziehen
 

80400 Postings, 7506 Tage Anti Lemming# 381

 
  
    #383
1
11.02.19 08:41
Ich frage mich: "Spielen" Politiker (u. a. in China) mit der Macht ihrer Bevölkerungsmasse? Für Ökonomen bringt Massenkaufkraft ja einen Standortvorteil. Westliche Firmen wären sonst z. B. weniger am "chinesischen Markt" interessiert und würden auch nicht in China produzieren wollen - inkl. freimütiger Offenlegung sämtlicher Patente vor chinesischen "Partnern".

Was Letzteres dem Westen bringt, zeigt Chinas Eisenbahnunternehmen CRRC, das mit Mini-Aufträgen die Patente von Siemens, Alstom und anderen Firmen (Japan) abgeräumt hat und nun - auf Basis des geklauten Know-Hows - in Europa und sonstwo im großen Stil "eigene" Hochgeschwindigkeitszüge anbietet.

Für China bringen solche Machtspielchen ökonomisch sicherlich Vorteile. Ökologisch eher nicht, weil die Lebensqualität bei steigender Populationsdichte sinkt (mehr Hochhäuser, mehr Massenbetrieb im Verkehr, mehr Umweltgifte inkl. CO2, weniger Agrarflächen, sinkende Nahrungsqualität usw.).

Aber wer weiß, vielleicht ticken die Chinesen auch ganz anders und wollen "Wirtschaft, Wachstum über alles". Sie scheinen z. B. geradezu verrückt zu sein nach "Betongold" in Hochhäusern. Für eine lieblos hingehauene 2-Zi-Whg. in  Shanghai legen sie locker 40 Jahresgehälter hin - die m2-Preise liegen teils über denen in Manhattan.

In Afrika bringt die Bevölkerungsexplosion jedoch kaum Vorteile, weil die dortigen Diktatoren und sonstigen Machthaber (Militär usw.) diese nicht produktiv zu nutzen wissen. Sie raffen nur in die eigene Tasche. Deshalb steigt in Afrika mit der Populationsdichte im Wesentlichen das Massenelend.  

110904 Postings, 9020 Tage KatjuschaSanders und Co für strenge Regeln bei Aktienrück-

 
  
    #384
2
11.02.19 10:55
käufen.

https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/...F6D?ocid=spartanntp

… Dagegen formiert sich nun Widerstand. Der parteilose linke Ex-Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders und der Fraktionschef der Demokraten im Senat, Charles Schumer, kündigten eine Gesetzesinitiative an, um Aktienrückkäufe künftig stark zu beschränken.
Sie sollen nur noch Unternehmen gestattet werden, die mindestens 15 Dollar pro Stunde zahlen, einen Pensionsplan für die Stammbelegschaft aufstellen und ihren Beschäftigen Lohnfortzahlung bei Krankheit garantieren. Die beiden einflussreichen Politiker kritisierten die „Selbstbedienungsmentalität“, die durch Trumps Steuersenkungen begünstigt worden seien.
Mehrheitsfähig ist die Initiative aber wohl nicht. Die Republikaner, die die Mehrheit im Senat stellen, sind größtenteils Befürworter der milliardenschweren Rückkaufprogramme.
...

5003 Postings, 2965 Tage KatzenpiratGilets Jaunes

 
  
    #385
1
12.02.19 00:57
Entlang des Auftritts der Gilets Jaunes mag zwar die Klassenfrage hervorschimmern, aber die "Bewegung" ist sehr heterogen und in ihrem Kern (teilweise) reaktionär,  so dass sie unmöglich den Grundstein für eine solidarischere, linke Gesellschaftsordnung legen kann. Dass auch Faschisten aus Italien und Frankreich die Gilets für sich beanspruchen und mitlaufen können, kommt daher, dass der Bewegung ein ideologisches Fundament, ein gemeinsamer Gesellschaftsentwurf fehlt.

Die nachfolgende Bilder zeigen offenbar das Aufeinandertreffen von linken und rechtsextremen Gilets Jaunes in Lyon vor zwei Tagen (links im Bild gemäss meinen Infos die Extreme Rechte):

 

5003 Postings, 2965 Tage KatzenpiratGilets in Lyon

 
  
    #386
1
12.02.19 01:05
Die Einbettung des Links scheint nicht akzeptiert zu werden. Vielleicht gehts so:
https://vimeo.com/316285126

Der Tagesanzeiger greift das Thema der Widersprüchlichkeit der Bewegung im folgenden, lesenswerten Artikel auf:
Die Gewalttätigkeit der Gelbwesten stösst auf erstaunlich wenig Kritik. Auch dass bei ihnen Rechtsradikale mitmarschieren, stört nur wenige.
 

5003 Postings, 2965 Tage KatzenpiratHier nochmals die gleiche Szene

 
  
    #387
1
12.02.19 01:27
gefilmt aus einem Geschäft, in dem der sichtlich erschütterte Kameramann Zuflucht gefunden hat.
"Ich habe Angst um mein Leben!",  dennoch filmt er tapfer weiter, wie es sich natürlich für einen echten youtuber gehört. (ab 4.50 ist er übrigens zu sehen).

Die linken Gilets Jaunes  haben übrigens zu guter letzt die rechten Gilets Jaunes in die Flucht geschlagen.

 

5003 Postings, 2965 Tage KatzenpiratUnd das Fazit:

 
  
    #388
1
12.02.19 02:12
Die Gilets Jaunes sind in etwa so ein Sammelbecken wie der Ariva-Ökonomenthread...  

80400 Postings, 7506 Tage Anti LemmingJedenfalls zeigen die Proteste, dass die

 
  
    #389
2
12.02.19 12:18

Franzosen mit der der laufenden Umverteilung von unten nach oben aggressiver umgehen als etwa die Deutschen. Es handelt sich nach meiner Einschätzung um sozial gelagerte Proteste, was sie z. B. von den vorwiegend auf "Randale" angelegten Protesten wie gegen G20 unterscheidet.

Den Gelbwesten geht es um konkrete Sozialkürzungen bzw. unsoziale Preiserhöhungen, die die Regierung Macron veranlasst hat. Macron hat zugleich in neoliberaler Manier Steuervergünstigungen für Reiche/Wohlhabende durchgedrückt. Wohl auch deshalb ist Macron das europäische Hätschelkind Donald Trumps.

Dass bei den Gelbwesten auch einige Rechte mitlaufen, entwertet zunächst mal das (gemeinsame) soziale Grundanliegen nicht. So wie auch die ebenfalls rechten Pegida-Proteste im Kern sozial gelagert sind. Letztere finden nicht ohne Grund vor allem in den (sozial) abgehängten neuen Bundesländern statt.

Die Crux ist freilich, dass Pegida, wütende AfD-Anhänger aus dem Ost-Prekariat bis hin zu Neonazis mit ihrer Ausländerfeindlichkeit nur eine Art Ersatzsündenbock für das eigene Elend konstruieren. Denn in Ländern wie Sachsen liegt der Migrantenanteil bei unter 1 %. Folglich können die Flüchtlinge schon von ihrer Masse her kaum für das soziale Elend im Osten verantwortlich sein, das ja auch schon lange vor 2015 begann.

Gegen das Kapital wagen die feigen Kleinbürger (sie sind im Grunde "Untertanen" geblieben wie im Roman von Heinrich Mann) jedoch gar nicht erst aufzubegehren. Lieber flüchten sie sich ideologisch in ihre biodeutsche Trutzburg - ironischerweise "im Schulterschluss" mit der großkapitalfreundlichen AfD. Aus der Nazizeit haben Pegida und Co. trotz 40 Jahren kapital- und nazikritischer DDR-Erziehung leider überhaupt nichts gelernt.

Psychologisch provokativ wirkt auf Pegida und Co., dass Flüchtlinge mit der Willkommenskultur geradezu verhätschelt wurden/werden, weil sie der Industrie als künftige Niedriglöhner (u. a. als Altenpfleger usw.) dienen sollen, während der typische Alt-Ossi (der für die heutige Industrie "nutzlos" ist) oft jahrzehntelang in Ostbetrieben "werktätig" war und heute mit Hartz-IV in einer Weise schikaniert wird, die angesichts der Willkommenskultur-Gutwilligkeit als ungerecht und demütigend wahrgenommen wird.

Da im Herbst im Osten zwei wichtige Landtagswahlen stattfinden, gibt es zurzeit auch einen überraschend einhelligen Konsens in der Großen Koalition, bis dahin noch eilig die neue Grundrente zu verabschieden, die Menschen mit 35 und mehr Jahren Lebensarbeitszeit 10 % mehr Rente einbringen soll als bisherigen Sozialhilfe-Rentnern (als solche "Rentenaufstocker" - Personen, deren Rente unter dem Existenzminimum liegt - werden viele Ossis wegen ihrer "gebrochenen Erwerbsbiographien" enden).

Das erinnert mich stark an die sozialen Beschwichtigungen und Versprechen, die auch der sichtlich nervöse Macron nach den ersten Gelbwestenprotesten in Paris zu bester Sendezeit im Fernsehen verkündete.

Beides zeigt, dass die soziale Kern der Proteste hochoben in der Politik sehr wohl wahrgenommen wird.

 

6546 Postings, 5232 Tage Murmeltierchengrundrenten vorschlag

 
  
    #390
3
12.02.19 13:07
ist überhaupt nicht fair, wie generell die rentenbemessungen unfair sind.

1. warum wird jemand der sein ganzes leben ein hohes einkommen hatte auch noch mit einer hohen rente belohnt ? er/sie hat doch schon das ganze leben materiell rücklagen bilden können und lebt ggf. sehr gut auch ohne fette rente.
2. warum wird jemand der das ganze leben gearbeitet und wenig verdient hat auch noch im alter dafür bestraft ? er/sie hatte nie die möglichkeit vermögen anzuhäufen und muß im alter den gürtel noch enger schnallen.

jeder sollte die gleiche rentenhöhe erhalten das wäre fair. doch wie wird es ausgehen? vermutlich gibts eine wahlpolitische anpassung für die ärmsten rentner und das eintrittsalter wird auf 70 hochgesetzt.
bis dahin hält sowieso keiner durch in einem schlechtbezahlten job - weil das die eigentlichen knochenjobs sind. so  paßt es dann wieder unterm strich.
 

80400 Postings, 7506 Tage Anti LemmingFrankreich: Der Brotaufstand ist zurück

 
  
    #391
2
12.02.19 13:08
https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/...otaufstand-ist-zurueck

Der Protest der Gelbwesten dreht sich nicht um Arbeit, sondern um hohe Preise. So wie 1789. Nur eben mit Gabelstaplern

Links gegen rechts, dieser altbekannte Gegensatz scheint in Frankreich gerade obsolet zu werden. Ausgerechnet hier, wo dieses Konzept geprägt wurde. Die Rechte hat sich unter dem Rassemblement National (ehemals: Front National) nationalistisch radikalisiert. Die Parti Socialiste wurde von einer Art „Pasokifizierung“ ausgehöhlt und hinterlässt eine radikalere Linke. Beide Seiten stehen nun zwangsläufig demselben Feind gegenüber: der technokratischen Mitte um Macron. Dieses politische Dreieck könnte erklären, warum der Aufstand der Gelbwesten so chaotisch wirkt, warum er so schwer zu fassen ist. Viele Beteiligte bezeichnen sich selbst als apolitisch. Sie leben im Zentrum des Dreiecks, sind vom sozialen Abstieg bedroht und misstrauen den Versprechen aller Parteien.

Auch die Themen der Bewegung – Steuern und Kaufkraft – haben für Verwirrung gesorgt. Doch dazu gibt es eigentlich keinen Anlass: Die Bewegung der Gelbwesten ist ein Aufstand wie aus dem Lehrbuch. Es ist kein Arbeiterprotest. Jener kreist, selbstredend, um arbeitsbezogene Forderungen....

Dagegen ist der klassische Aufruhr, wie er im Europa des Mittelalters und der Frühen Neuzeit entstanden ist, ein kollektives Handeln, das 1. darum kämpft, die Preise von Marktgütern zu beeinflussen; 2. Menschen zusammenbringt, die nichts verbindet als ihre Enteignung; und 3. sich in der Sphäre der Konsumption entfaltet und auf die Störung der Warenzirkulation setzt....  

110904 Postings, 9020 Tage Katjuschain Ansätzen sehen wird das aber auch in USA und D

 
  
    #392
1
12.02.19 13:24
Gibt ja nicht wenige Linke (und irgendwo kann ich es sogar nachvollziehen), die vor allem die festgefahrenen Strukturen in der Mitte aufbrechen wollen, um sich erst danach wieder dem Feind ganz rechts widmen zu können. Denn solange Wähler (siehe USA) das Gefühl haben, von der Wallstreet und einer elitären Klasse regiert zu werden, und die Gegensätze von arm und reich immer größer werden, muss man wohl erstmal dort ansetzen. Diese "Querfront" von rechts und links seh ich zwar historisch problematisch, aber vielleicht ist sie aktuell einfach nur logisch.

Die Frage ist, ob das nationalistischen Bewegungen Auftrieb gibt. Zunächst mal JA, aber die Tatsache, dass Trump im Grunde auch zum Establishment gehört (auch wenn er sich nicht so präsentiert), und die AFD, FN oder die FPÖ in Europa dem Neoliberalismus nahe stehen, zeigt, dass die Linke nach "der Schlacht" gegen die neoliberale Mitte, danach genug Themen hat, die Gesellschaft in eine soziale, wirklich demokratische Zukunft führen kann. Natürlich muss man bis dahin trotzdem die Unterschiede nach rechts klar artikulieren, die dem Kampf gegen die reiche Elite ja nicht widersprechen.

6546 Postings, 5232 Tage Murmeltierchenosten und hartz4

 
  
    #393
1
12.02.19 14:02
das der osten so hartz4 lastiger ist ist ja auch nur so weil im westen schon 1-2 generationen vermögen aufbauen konnten. wenn es auch im westen nicht mehr so rund läuft mit dem wachstum und dieses vermögen durch die hartz4 bedingungen aufgebraucht ist,  könnte ich mir "gelbwesten proteste" auch da vorstellen.  

71492 Postings, 6013 Tage Fillorkillfestgefahrene Strukturen in der Mitte aufbrechen

 
  
    #394
4
12.02.19 15:53
Hattest du dich nicht eben noch als Antideutschen bezeichnet ? Wenn überhaupt etwas aus deren Konkursmasse Bestand haben könnte dann doch die Adaption des kategorischen Imperativs 'Auschwitz nie wieder zulassen', den Adorno einst in den linken Diskurs eingepflegt hatte. Das müsste das primäre sein und erst wenn das im Griff ist könne man sich der 'neoliberalen Mitte' zuwenden. Regressive Kapitalismuskritik hatte man stets dafür kritisiert, völkische Sozialisten mit gängigen Metaphern zu versorgen, wie man heute sieht völlig zurecht, denn alle Rechten bis hin zu Trump hausieren mit denen.

Nichts gelernt:

...ab 1929 radikalisierte sich die KPD und ihr Hauptgegner war nicht die NSDAP, sondern die SPD: Der politische Kurs der KPD beinhaltete nun die Sozialfaschismusthese, die die Sozialdemokratie zum Hauptfeind erklärte, weil sie angeblich eine bloße Variante des Faschismus sei, wodurch die KPD ganz bewusst eine gemeinsame Frontstellung gegen die Nationalsozialisten verhinderte.

...Dagegen bezeichnete die KPD-Führung den Nationalsozialismus noch wenige Monate vor dessen Machtübernahme öffentlich als lediglich sekundäre Randerscheinung in der Endphase der kapitalistischen Entwicklung.[21] Der Zentralausschuss der KPD machte sich Radeks „nationalbolschewistische“ Taktik zu eigen und maßgebende deutsche Kommunisten versuchten mehrfach gezielt Anhänger aus der Gefolgschaft der radikalen Rechten anzuwerben. Der völkische Schriftsteller und spätere Reichstagsabgeordnete der NSDAP, Ernst Graf zu Reventlow, wurde eingeladen seine Positionen in der Roten Fahne auszubreiten.[22]

Die KPD-Propaganda nutzte die antisemitische Stimmungslage aus, rief zum Kampf gegen „die jüdischen Kapitalisten“ auf, verbreitete in Millionenauflagen Flugblätter mit Parolen wie: „Nieder mit der Judenrepublik“ und Ruth Fischer vom KPD-Vorstand rief vulgär-hysterisch sogar einmal zur physischen Gewalt gegen Juden auf: „Tretet die Juden-Kapitalisten nieder, hängt sie an die Laterne, zertrampelt sie“....

https://de.wikipedia.org/wiki/...nd_sowjetischer_Einfluss_(1928–1933)

110904 Postings, 9020 Tage Katjuschaich kann nicht dafür, dass du in mein Posting

 
  
    #395
5
12.02.19 16:12
was reinliest, was ich nie geschrieben hatte.

Elitäre Leute wie du, die immer denken, sie hätten die Wahrheit mit Löffeln gefressen, sind vielleicht auch ein Problem unserer polarisierten Gesellschaft. Nix für ungut.

Ich bin jedenfalls der politisch Rechten inhaltlich kein bißchen entgegen gekommen. Das ich etwas nachvollziehbar finde, heißt nicht, dass ich es befürworte. Ich kann ja schließlich auch psychologisch versuchen, Kindermörder, Vergewaltiger etc. in ihrem Denken nachzuvollziehen.

Und Fakt ist, wenn die sozialen Ungerechtigkeit in der Welt so weitergeht, hilft das nunmal radikalen Kräften von links und rechts. Und genau das muss man verhindern. Deshalb müssen wir gemäßigten Linken und Demokraten dafür sorgen, dass die teils korrupten, neoliberalen Strukturen, die unsere Demokratie in den letzten 30 Jahren zunehmen aushöhlen, verändert werden, eben damit wir zu einer echten Demokratie finden, zu einem echten Europa, das von den Menschen mehrheitlich so akzeptiert und verteidigt wird. So wie wir Europa bisher aufgebaut haben, und so wie wir unsere Demokratie nicht weiterentwickeln und denken es ist alles gut wie es ist, werden wir sie zerstören.

80400 Postings, 7506 Tage Anti Lemming# 395

 
  
    #396
1
12.02.19 18:37
"Ich kann ja schließlich auch psychologisch versuchen, Kindermörder, Vergewaltiger etc. in ihrem Denken nachzuvollziehen."

Dem franz. Schriftsteller Albert Camus ist es 1943 in seinem Roman "Der Fremde" sehr gut gelungen, die Innenperspektive eines Mörders nachzuvollziehen. Der Roman wurde hoch gelobt und begründete Camus' späteren Ruhm. Kein ernstzunehmender Literaturkritiker ist der Literaturstudenten-Erstsemester-Marrotte verfallen, den fiktiven Ich-Erzähler mit Autor Camus ineinszusetzen.

https://www.mein-literaturkreis.de/blog/buch/albert-camus-der-fremde/

Albert Camus
Der Fremde

«Ich begriff, dass ich das Gleichgewicht des Tages, das ungewöhnliche Schweigen des Strandes zerstört hatte, an dem ich glücklich gewesen war. Dann schoss ich noch viermal auf einen leblosen Körper, in den die Kugeln eindrangen, ohne dass man es sah. Und es waren gleichsam vier kurze Schläge an das Tor des Unheils.»

Die Geschichte eines jungen Franzosen in Algerien, den ein lächerlicher Zufall zum Mörder macht, wurde 1942 im besetzten Frankreich zu einer literarischen Sensation. Der Roman bedeutete den schriftstellerischen Durchbruch für Albert Camus und gilt heute als einer der Haupttexte des Existentialismus.  

71492 Postings, 6013 Tage Fillorkillwas ich nie geschrieben hatte

 
  
    #397
2
12.02.19 20:00
Tatsächlich folge ich dir seit Jahren in echter Sympathie und vergebe auch gern das Prädikat 'generally right', mit dem ich ansonsten sehr sparsam umgehe. Das schliesst aber Denkfehler und die Neigung, reale Gegensätze und Widersprüche einebnen zu wollen, beispielsweise um der verehrten Arbeiterklasse endlich mal wieder näher kommen zu können, nicht aus - und auch nicht, das mal herauszupulen.

Einer dieser Gegensätze ist der zwischen 'aufgeklärter' und 'regressiver' Linken, der dir als 'Antideutschen' eigentlich geläufig sein sollte:

Regressive Linke sagen, der rechte Aufruhr habe im Kern ökonomische Ursachen, ist im Prinzip die antikapitalistische Revolte sozial Benachteiligter, die nur ein wenig vom Weg abgeommen sei. Um die wieder auf den korrekten Weg zurückzuführen müsse sich die Linke an die Spitze dieser Revolte setzen, so wie es die schöne Sahra mit ihrer Sammlungsbewegung gegen Einwanderung ja auch wahrzumachen sucht.

Aufgeklärte Linke sagen hingegen, der rechte Aufruhr habe im Kern soziokulturelle und psychologische Ursachen, er bediene sich lediglich ökonomischer Masken, die er zudem bei der Linken abgestaubt habe. Es handle sich letztlich um ein Irre werden am bürgerlichen Grundwiderspruch, gnadenlos erfolgreich zu konkurrieren und dabei aber immer zivilisiert bleiben zu müssen. Ein Irre werden, dass um akut werden zu können, materielle Saturiertheit geradezu vorrausetze. Dies gelte es herauszuarbeiten.

Hier hat es einer versucht:

Wo ICH war soll ES werden. Wie krank sind Rechtspopulisten und Rechtsextremisten? Versuch einer kleinen Psychopathologie der Neuen Deutschen Rechten

https://www.heise.de/tp/features/Ich-will-wo-Es-ist-4291253.html

71492 Postings, 6013 Tage Fillorkilldie Innenperspektive eines Mörders nachzuvollziehe

 
  
    #398
1
12.02.19 22:10
Nein, Camus zeichnet die Binnenperspektive eines Menschen, der ohne Gott lebt. 'Gott' steht dabei für die Übersetzung sozialer Beziehungen in Moral. Dieser 'Gottlose' ist frei in diesem Sinne, er hat aber auch nichts was er an Gottes Stelle setzen könnte, das ist sein Problem und das wird zu seinem Verhängnis. Damit unterscheidet er sich auch von de Sade'schen oder Bataille'schen Antimoralisten, die Moral tatsächlich nur invers ausleben. Geil ist hier die Tabuverletzung, was das Tabu selbst logisch voraussetzt. Der Fremde ist insofern eine reine Kunstfigur, der gemeine Mörder hingegen ein guter Katholik, der stets um Rechtfertigungen für sein angebliches Notstandshandeln ringt.  

5003 Postings, 2965 Tage KatzenpiratVon Camus habe ich "Die Pest"

 
  
    #399
2
13.02.19 01:17
gelesen. Camus in Ehren, aber die Metapher "Pest - Krieg/Besatzung/NS" war mir doch etwas zu trivial, v. a. war das Buch zäh und langweilig. Meiner Meinung nach gelingt E. M. Remarque eine deutliche subtilere (Der schwarze Obelisk), erschütterndere (Ein Funke Leben), hoffnungsvollere (Arc de Triomph),  wehmütigere (Drei Kameraden) und bedrückendere (Die Nacht von Lissabon) Auseinandersetzung mit den Zwischenkriegsjahren und den dunkelsten Stunden europäischer Geschichte.

Ich erwarte nicht, dass jemand hier diese Meinung teilt, das habe ich aufgegeben. Die meisten kennen ohnehin nur sein Frühwerk "Im Westen nichts Neues", auf das er oft reduziert wird. Remarque war nicht der ideologisch geschulte oder militante Antifaschist (er konnte sich mit seinen Einkünften aus den Frühwerken im Exil in der Schweiz und den USA gut über Wasser halten), sondern er war ein Humanist und Pazifist, der am Elend Europas innerlich zerbrach und seinen Wehmut im Alkohol ertränkte. Seine Schwester, die Deutschland nicht verlassen konnte, wurde 1943 stellvertrend für ihn von den Nazis hingerichtet. Er hat die Exilgmeinde von Schriftstellern und jüdischen Künstlern in der CH und den USA mit seinem Geld unterstützt und vielen die Flucht ermöglicht. Die Zeit, die man besser vergessen sollte, lebt in seinen Büchern. Für mich ist er einer der Grossen.

Aber "Der Fremde" von Camus steht seit Jahren in meinem Bücherregal und ich werde auf jeden Fall einen Anlauf nehmen und das Buch lesen.  
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5003 Postings, 2965 Tage KatzenpiratAL, ich bin dir dankbar,

 
  
    #400
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13.02.19 01:40
dass du mir mit diesem Verteiler-Thread den Ausstieg aus der harten Droge "Ökonomen-Thread" erleichtert hast. (Ganz über den Berg bin ich zwar noch nicht, manchmal zieht es mich für einen kurzen Moment zurück in die "Szene", aber ich glaube, das Gröbste ist geschafft.)  

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