Herr Gerster - treten Sie endlich zurück!
Seite 2 von 4 Neuester Beitrag: 25.01.04 14:28 | ||||
Eröffnet am: | 28.11.03 13:38 | von: SchwarzerLo. | Anzahl Beiträge: | 95 |
Neuester Beitrag: | 25.01.04 14:28 | von: Happy Hunte. | Leser gesamt: | 4.529 |
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@ Prüder Joe und Schwarzer Lord:
Schon mal was von Alg 2, vom virtuellen Arbeitsmarkt (soll den die BA selber programmieren/erstellen?), kundenorientierteren Ämtern, einem Umbau der Führungshierarchie in den einzelnen Ämtern (nebenbei: zumindest in der Führungsetage der einzelnen Ämter wird nicht mehr verbeamtet) etc. gehört?
Im übrigen: Die Beraterverträge waren dem Verwaltungsrat (somit der CDU, den Gewerkschaften) bekannt, daher meine Aussage, dass es überaus scheinheilig ist, jetzt bestürzt aufzuheulen.
Der Hammer (aus Posting 15):
"Zuvor hatten für die Gewerkschaften Engelen-Kefer und für die Arbeitgeber Clever gefordert, dass der Verwaltungsrat das Recht erhält, den Vorstand zu berufen und abzuberufen. Bisher entscheidet darüber die Bundesregierung. Engelen-Kefer kritisierte, dass das Aufsichtsgremium über "keine weitreichenden Informationsrechte und gar keine Sanktionsrechte" verfüge."
Auch ein Reformwerk, die Weiterbildungsmaßnahmen (neben den normalen Leistungen der mit Abstand dickste Brocken) werden ausgeschrieben. Größter Bildungsträger bislang: die Gewerkschaften. Kein Wunder, dass die jetzt gegen Gerster Front beziehen bzw. mehr Mitsprache verlangen.
Speziell für den Schwarzen Lord: Schon mal gehört, dass die BA im letzten Jahr massiv Gelder eingespart hat? Das den einzelnen Ämtern die Mittel in diesem Jahr zusätzlich massiv gekürzt werden? Kann dann alles dazu verwendet werden, dass dies verhindert wird: "Gleichzeitig werden Schwimmbäder und Kindergärten geschlossen, Universitäten verfallen."
Schönen Tach
Talisker
06. Dez 2003 22:19
BA-Chef Gerster gerät weiter unter Druck. Einem Bericht zufolge soll er für 22 Millionen Euro 900 BMW-Dienstwagen für die Bundesanstalt für Arbeit bestellt haben.
Der Wirbel um die Bundesanstalt für Arbeit (BA) nimmt kein Ende. Nun gerät BA-Chef Florian Gerster wegen angeblich bestellter BMW-Dienstwagen unter Druck. Wie die «Welt am Sonntag» (WamS) berichtet, hat Gerster 900 Fahrzeuge des Münchener Herstellers als Dienstwagen für die Nürnberger Behörde und ihre 180 Arbeitsämter bestellt. Die Kosten beliefen sich auf rund 22 Millionen Euro, so das Blatt.
BA dementiert Bestellung
Der «Welt am Sonntag» zufolge bestätigte BMW den Großauftrag. Der Großauftrag sei am 19. Mai europaweit ausgeschrieben worden, so das Blatt. Zum Zuge gekommen sei die in Berlin ansässige RocVin Fuhrparkmanagement Gesellschaft, die bis dato in der Automobilbranche völlig unbekannt gewesen sei. Bei den Wettbewerbern heiße es, «das sei schon komisch gewesen», weil das Zwischenschalten einer Agentur nicht preiswerter sein könne als Leasingverträge oder Finanzierungsmodelle direkt vom Hersteller.
Quelle: http://www.netzeitung.de/wirtschaft/264472.html
Insgesamt bläht Gerster den Haushalt der Arbeitslosenversicherung für Öffentlichkeitsarbeit, Geräte- und Kommunikationskosten gewaltig auf. Standen in 2002 noch 135,6 Millionen Euro für diese Zwecke bereit, sind es im nächsten Jahr bereits 251,3 Millionen Euro.
Auch im Bundeswirtschaftsministerium von Wolfgang Clement (SPD), dem die Bundesanstalt für Arbeit formal untersteht, sieht man die ungewöhnliche Verpflichtung von Schiphorst mit Skepsis. Offizieller Kommentar einer Sprecherin: „Das ist eine Angelegenheit des Vorstands der Bundesanstalt für Arbeit.“ Schroffe Kritik an der Verschwendung kommt dagegen vom Verwaltungsratsmitglied Jürgen Heike (CSU), Staatssekretär im bayerischen Arbeitsministerium: „In der Bundesanstalt für Arbeit schüttelt man nur noch den Kopf. Die Beträge sind abenteuerlich.“
Der CSU-Politiker fordert die umgehende Offenlegung der Verträge: „Wir lassen uns nicht länger von Herrn Gerster veräppeln.“ Der kritisierte BA-Chef verteidigt seinen Vertrag mit der Schiphorst-Firma WMP. „Wir brauchen externe Berater, um den Kommunikationsbereich neu zu ordnen“, so seine Sprecherin zu BamS. Der Beratervertrag erstrecke sich von April 2003 bis Ende 2004, die Konditionen seien marktgerecht.
Quelle: http://www.bild.t-online.de/BTO/news/2003/11/23/...ster__skandal.html
Gudrun Kopp, MdB 01.12.03
Bundesanstalt für Arbeit erneut auf Irrwegen
BERLIN. Zum heutigen Start des Internet-Jobportals der Bundesanstalt für Arbeit (Virtueller Arbeitsmarkt - VAM) erklärt die FDP-Bundestagsabgeordnete und Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit, Gudrun KOPP:
Nach der 2,5 Mio. € teuren Umbenennung der Bundesanstalt für Arbeit (BA) in Bundesagentur gibt es jetzt ein weiteres Beispiel für Geldverschwendung. Mit dem heutigen Start des sogenannten Virtuellen Arbeitsmarktes (VAM) dringt die BA in den Bereich der kommerziellen Jobportale ein, deren Nutzer nach eigenen Angaben zu 96% wechselwillige, also beschäftigte Arbeitnehmer sind. Hier macht also die BA abseits ihrer eigentlichen Aufgaben privaten Unternehmen Konkurrenz. Dabei müßte sie sich auf die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit konzentrieren anstatt mit Hilfe von Steuer- und Beitragsgeldern funktionierende Märkte zu verzerren.
Die BA ist für die Vermittlung der über 4,3 Millionen Arbeitslosen in Deutschland zuständig, nicht für die Betreuung wechselwilliger Beschäftigter. 77 Mio. € aus Steuer- und Beitragsmitteln läßt sich Herr Gerster dieses Projekt kosten. Hinzukommen dann ab Januar 2004 noch einmal 25 Mio. € für eine aufwendige Werbekampagne zur Reform der Bundesanstalt. Daß eine solche Reform längst überfällig ist, steht außer Frage. Schließlich hat die BA heute mehr Mitarbeiter als die Bundesrepublik unter Ludwig Erhard Arbeitslose hatte! Aber eben die Vermittlung dieser Arbeitslosen sollte im Blickpunkt der Reform stehen, nicht die Verschwendung von Beitrags- und Steuermitteln für ein Prestigeprojekt. Umso schlimmer, wenn dieses einen Markt zerstört, der bisher bei privaten Unternehmen gut aufgehoben war.
Quelle: http://gudrun-kopp.de.sub.sruttloff.de/wirpol/.../031201_Irrwegen.htm
Usw. ...
Schafe hütete. Plötzlich tauchte in einer großen Staubwolke ein
nagelneuer Cherokee Jeep auf und hielt direkt neben ihm.
Der Fahrer des Jeeps, ein junger Mann in Brioni Anzug, Cerutti
Schuhen, Ray Ban Sonnenbrille und einer YSL Krawatte steigt aus und fragt
ihn: "Wenn ich errate, wieviele Schafe sie haben, bekomme ich dann eins?"
Der Schäfer schaut den jungen Mann an, dann seine friedlich
grasenden Schafe, und sagt ruhig "In Ordnung".
Der junge Mann parkt den Jeep, verbindet sein Notebook mit dem
Handy, geht im Internet auf eine NASA Seite, scannt die Gegend mit Hilfe
seines GPS Satellitennavigationssystems, öffnet eine Datenbank und 60
Excel Tabellen mit einer Unmenge Formeln. Schliesslich druckt er einen
150 seitigen Bericht auf seinem Hi-Tech Minidrucker, dreht sich zu dem
Schäfer um und sagt: "Sie haben hier exakt 1586 Schafe."
Der Schäfer sagt "Das ist richtig, suchen Sie sich ein Schaf aus."
Der junge Mann nimmt ein Schaf und lädt es in den Jeep ein. Der
Schäfer schaut ihm zu und sagt: "Wenn ich ihren Beruf errate, geben Sie
mir das Schaf dann zurück? Der junge Mann antwortet: "Klar, warum nicht."
Der Schäfer sagt: "Sie sind ein Unternehmensberater."
"Das ist richtig, woher wissen Sie das?" will der junge Mann wissen.
"Sehr einfach," sagt der Schäfer, "erstens kommen sie hierher,
obwohl sie niemand hergerufen hat. Zweitens wollen Sie ein Schaf
als Bezahlung haben dafür, dass Sie mir etwas sagen, was ich
ohnehin schon weiß, und drittens haben Sie keine Ahnung von dem,
was ich mache, denn Sie haben sich meinen Hund ausgesucht."
Vor einigen Jahren betrat eine Spezies die Unternehmensbühne, die sich Unternehmensberater nennen.
Seit dieser Zeit werden Unternehmen vornehmlich als reines Zahlenwerk gesehen. Entsprechen die Zahlen nicht den Vorgaben müssen Schritte eingeleitet werden. Im Grossen und Ganzen beschränken sich diese Maßnahmen auf Kostenreduktion.
Unternehmer reagieren nun auf diese Vorgaben und betreiben z.B. fleissig Outsourcing oder entledigen sich langgedienter Mitarbeiter, sozial verträglich versteht sich.
Für das nun entstehende Know How Vakuum haben die Unternehmensberater natürlich auch die passende Lösung. Sie führen ein Qualitätsmangment ala ISO 9000 ein.
Soweit so schlecht. Betrachtet man nun die Unternehmenslage mal aus der Vogelpersketive stellt man fest, dass es noch nie soviele Rückrufaktionen wie in der letzten Zeit gegeben hat. Als weiteren Beleg könnte auch die Zahl der Unternehmenspleiten im Vergleich zu früheren Baisse-Phasen dienen.
Diese führen als Grund eher das nicht greifbare Phänomen der Globalisierung an. Ich für meinen Teil sehe den Grund in der Entledigung der sozialen Verantwortung durch die Unternehmer als Folge des starren Blickes auf Zahlen.
Nun überlässt die Politik auch weitere Felder ihrer Aufgaben externen Beratern. Für mich steht fest, dass ein Teil der Arbeitslosigkeit auf die Tätigkeit der Berater zurückzuführen ist. Ihnen nun das Feld zu überlassen halte ich für äussert bedenklich.
Schwarzer Lord: Was hat die Dienstwagengeschichte (Posting 26) mit den Beraterverträgen/dem Umbau der BA zu tun?
"Insgesamt bläht Gerster den Haushalt der Arbeitslosenversicherung für Öffentlichkeitsarbeit, Geräte- und Kommunikationskosten gewaltig auf. Standen in 2002 noch 135,6 Millionen Euro für diese Zwecke bereit, sind es im nächsten Jahr bereits 251,3 Millionen Euro."
Ich wiederhole mich: die Behörde ist im Umbau. Was allein ist für die Umstellung auf Alg 2 erforderlich? Was ne Überraschung, dass da Mehrkosten anfallen?
"Mit dem heutigen Start des sogenannten Virtuellen Arbeitsmarktes (VAM) dringt die BA in den Bereich der kommerziellen Jobportale ein, deren Nutzer nach eigenen Angaben zu 96% wechselwillige, also beschäftigte Arbeitnehmer sind. Hier macht also die BA abseits ihrer eigentlichen Aufgaben privaten Unternehmen Konkurrenz."
Wenn ich den Bezug richtig verstehe: Die kommerziellen Jobportale (die im VAM im übrigen die Gelegenheit bekommen haben, mit ins Boot zu steigen, und dies überwiegend auch genutzt habn) beklagen sich, dass sie Konkurrenz bekommen. Die Zahl mit den 96 % stammt auch von den Privaten, ist also mit Sicherheit (Ironie) verläßlich. Schlimm, dass die BA in diesem Fall ein kundenorientiertes, bequem (mir sind die Anfangsschwierigkeiten bekannt) von zu Hause aus nutzbares System installieren will. Ein kleiner Nebenaspekt: Berater-/Vermittlerkapazitäten werden frei. Mit ein wenig Glück bringt das dann sogar Geld; und sparen ist doch wohl angesagt.
Wenn ein MdB solch billige Polemik nötig hat (gemeint ist der Ludwig Erhard-Vergleich: nannte man die damalige Zeit nicht das "Wirtschaftswunder"?), bin ich doch ein wenig befremdet.
Mir geht es nicht darum, hier die Qualität irgendwelcher Berater zu beurteilen (so hat, ich meine McKinsey war es, eine großangelegte Mitarbeiterbefragung durchgeführt, der man deutlich anmerken konnte, dass der Fragebogen recycelt war und nicht unbedingt auf die BA zugeschnitten). Mich nervt nur die Scheinheiligkeit, mit der interessierte Seiten jetzt auf Gerster (dem man zugegebenermaßen nicht gerade Fingerspitzengefühl unterstellen kann) bzw. die BA einschlagen. Ich wiederhole mich schon wieder: Die ganzen Beraterverträge als solche sind seit längerem (und erst recht den Gewerkschaften/der Opposition) bekannt.
Andere müssen hier ja nur etwas von Beamten/Politikern/öffentlichem Dienst lesen, schon setzt der Beißreflex ein: alles Versager/Verschwender.
Talisker
Was macht eigentlich der Rest von 70.000 ? Das können doch nicht alles Hausmeister oder Mitarbeiter der eigenen Personalabteilung sein. Die verwalten sich selbst im Kreis und haben subjektiv das Gefühl, richtig viel zu arbeiten.
Bei Parkinson kann man's nachlesen: Ist dieses Endstadium der Verbürokratisierung erreicht, hilft nur noch eins: Die gesamte Bude auflösen und dicht machen, da durch die Eigendynamik der von ihm entdeckten und beschriebenen Parkinsonschen Gesetze für große Verwaltungen jede durchgreifende Reform auf dieser erreichten Entwicklungsstufe unmöglich geworden ist.
Der ganze Laden müßte daneben mit neuen Leuten und neuer Struktur wieder aufgebaut werden. Aber bis dahin kann man ja aber noch viel Geld mit dieser bürokratischen Leiche verdienen.
Background zu Parkinson:
Er war ursprünglich Zivilangestellter der britischen Admiralität und wunderte sich, daß die Royal Navy während des ersten Weltkrieges mehr als 60 Großkampfschiffe und ca. 20 Admiräle hatte, nach 1918 auf etwas über 20 Großkampfschiffe und auch sonst die Flotte kräftig abrüstete, aber plötzlich über 60 Admiräle beschäftigte.
Dies war der Ausgangspunkt seiner Forschungen in den 20-iger Jahren des letzten Jahrhunderts. (Hier wäre übrigens interessant, wie sich die Reform von Struck auf die Zahlen der Generäle und Admiräle der Bundeswehr auswirken wird - kriegen wir ja demnächst vorgeführt).
Bei ihm finden sich viele weitere eindrucksvolle Beispiele: So beschäftigte das britische Kolonialministerium 1939 ca. 450 Mitarbeiter - zu dieser Zeit verwalteten die die halbe Welt einschließlich Indien, Burma pp. .
1955 war das britische Empire nur noch ein Schatten seiner selbst, Indien und die meisten anderen Gebiete waren unabhängig geworden. Zur Verwaltung des traurigen Restempires benötigte das Kolonialministerium jetzt aber 2.800 Mitarbeiter.
Die Personalentwicklung der Gersterbehörde in den letzten 40 Jahren wäre auch ganz interessant. Ich tippe, die ist ähnlich verlaufen wie beim Britisch Empire.
Die Gerster-"Skandale" sind doch nur die der Journallie vorgeworfenen Knochen, damit die ja nicht auf das Treiben der anderen 79.999 Mitarbeiter schauen!
Funktioniert ja bestens bei euch. Wie wäre es denn mal mit Denken, statt den Schlagzeilen der System-Presse hinterher zu hecheln?
Gruß
Happy End ( der Gute )
HAPPY END ( der Beste )
Oh ja, davon hat man allerdings gehört und darauf sind ja alle BA-Mitarbeiter mächtig stolz. Vor allem darauf, dass die Einsparungen ausschließlich zu Lasten der Arbeitslosen gingen und die eigenen fetten Pfründe nicht angetastet wurden.
Was für Pfründe überhaupt? Nur ein Beispiel: ein Kundenbereichsleiter (eine Stufe unter dem Direktor eines Arbeitsamtes - damit ist keine popelige Geschäftsstelle gemeint) trägt Personalverantwortung für ca. 100 - 120 Personen. Sein Gehalt: A13 entsprechend als Angestellter, macht ca. 1600 netto. Das zeige mir mal in der freien Wirtschaft...
Sollte ein Happy End mit was weiß ich wievielen Punkten hier noch mitlesen: Du solltest dich vielleicht mal informieren, welche Aufgaben die BA noch so hat, dann erfährst du auch, was die restlichen 80000 Mitarbeiter so alles treiben.
Gruß
Talisker
Talisker
Gruß
Prüder Joe
Druck auf Gerster wächst täglich
Nachdem erneut Beraterverträge der Bundesagentur für Arbeit bekannt geworden sind, verteidigt die Regierung Agenturchef Florian Gerster - offiziell. Die Opposition aber lässt nicht locker. Und laut "Bild" verliert man selbst im Wirtschaftsministerium allmählich die Geduld.
Nürnberg - In der Grünen-Fraktion hat Florian Gerster noch Rückhalt. Die Parole dort: Alle Rücktrittsforderungen seien völlig überzogen, der BA-Chef müsse bleiben. Das hat am Montag noch einmal Thea Dückert bekräftigt, die Vizechefin der Fraktion. Die neu bekannt gewordenen Verträge mit dem Unternehmensberater Roland Berger seien nicht zu beanstanden.
Der Vorwurf des Verwaltungsrechtlers Hans Herbert von Arnim, die Vergabe grenze an Korruption, sei "Unsinn", so Dückert. Vielleicht aber will sie auch nur an Gerster festhalten, weil ein Ersatzkandidat es noch schwerer haben würde. "Auf hoher See das Schiff zu wechseln würde dem Reformprozess schaden", fügte sie an. Ein klares Bekenntnis zu Gerster war das wohl nicht. Während Dückert noch zum Durchhalten aufruft, schwindet auch im Bundeswirtschaftsministerium angeblich Gersters Rückhalt. Die "Bild"-Zeitung will erfahren haben, dass dort ein Rücktritt des BA-Chefes nicht mehr ausgeschlossen wird. Grund seien noch weitere Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Millionenaufträgen. Sie seien bei einem überraschenden Kontrollbesuch aufgedeckt worden, so das "Blatt."
"Bild": Vorstandsköpfe werden rollen
Eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Clement wollte das weder bestätigen noch klar dementieren. Sie sagte am Montagabend: "Uns liegt der Bericht der Innenrevision noch nicht vor. Wenn wir den kennen, dann werden wir uns dazu äußern und ihn bewerten." Alles andere sei Spekulation. Gerster wiederum sagte in Nürnberg: "Wir haben die Prüfung noch laufen. Sobald das Ergebnis vorliegt, werde ich mit dem Verwaltungsrat der Bundesagentur sprechen und die Ergebnisse auch öffentlich machen. Das wird noch in dieser Woche sein." Über Teilergebnisse könne und wolle er nichts sagen. Der BA-Chef sprach erneut von einer Kampagne gegen ihn. Der Vorsitzende des BA-Verwaltungsrats, Arbeitgebervertreter Peter Clever, hatte dem "Bild"-Bericht zufolge am Montagmorgen in Nürnberg Gespräche mit dem Leiter der Innenrevision und dem Leiter der Auftragsvergabe geführt. Nach Informationen aus der Bundesagentur sei angesichts der erneuten schweren Beschuldigungen mit "Konsequenzen auf Vorstandsebene" zu rechnen.
BA-Sprecherin: Ein Versehen, keine Absicht
Der BA-Chef muss noch an anderen Fronten kämpfen. So hat er Vorwürfe der Union zurückgewiesen, er habe den Bundestag bei der Aufklärung eines strittigen Millionenvertrages mit einer PR-Agentur getäuscht. Dies hatte CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer in einem Interview gesagt.
Gerster war bei einer ersten Anhörung am 28. November vor dem Wirtschaftsausschuss aufgetreten, um über Beraterverträge mit WMP Eurocom Rechenschaft abzulegen. In der strittigen Frage einer Rechtsprüfung habe sich Gerster versehentlich nicht genau ausgedrückt, teilte seine Sprecherin Bettina Schmidt nun Montagabend mit. "Herr Gerster hat die Rechtsprüfung der Vergabestelle versehentlich bezeichnet als Prüfung durch die Rechtsstelle." Diese Frage sei aber eher nebensächlich. Regierung: Beratersumme nur winziger Etat-Anteil Der Bundesrechnungshof und der BA-Verwaltungsrat hatten festgestellt, dass die Vergabe des Vertrages an WMP Eurocom rechtswidrig war, da sie ohne Ausschreibung erfolgte. Nach Bekanntwerden des Vertrages im Spätherbst wurde er aufgelöst. Gerster hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und war dazu zweimal vor dem Wirtschaftsausschuss angehört worden.
Die Bundesregierung verteidigte unterdessen das Vorgehen der Bundesagentur, sich die Hilfe von externen Beratern zu holen. Der stellvertretende Regierungssprecher Hans Langguth sagte in Berlin, der Umbau der Behörde sei eine "Berserker-Aufgabe in einem sehr kurzen Zeitraum". Es sei nicht vorstellbar, "dass das ohne externen Sachverstand geht. Die von der BA für 2004 für Sachverständige eingeplante Summe von 40 Millionen Euro entspreche zudem nur 0,1 Prozent und damit einem sehr geringen Teil des Haushalts der Behörde. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) sagte: "Ich halte das unter allen Gesichtspunkten für gerechtfertigt." Eine Sprecherin Clements verwies darauf, dass die BA bereits im Februar vergangenen Jahres angekündigt habe, sich von Beratern unterstützen zu lassen und davon auch den Bundestag informiert habe. Auch der Finanzumfang sei dem Bundestag mitgeteilt worden.
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,282620,00.html