Ariad Pharmaceuticals - der letzte Thread
Seite 1 von 196 Neuester Beitrag: 25.04.21 00:38 | ||||
Eröffnet am: | 19.09.11 13:39 | von: steven-bln | Anzahl Beiträge: | 5.875 |
Neuester Beitrag: | 25.04.21 00:38 | von: Andreadhata | Leser gesamt: | 538.811 |
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An dieses Ereignis erinnert an der Stelle auf den Osterinseln, wo die Entnahme der Bodenprobe erfolgte, eine Bronze-Gedenktafel. Sie wurde von der brasilianischen Tochter von Wyeth, heute Teil von Pfizer, gestiftet. Orginal-Bild der Gedenktafel auf der Wikipedia:
http://en.wikipedia.org/wiki/...Rapamycin_plaque_on_Easter_Island.JPG
Inschrift (übersetzt): "An dieser Stelle wurden im Januar 1965 Bodenproben entnommen, die für die Entdeckung von Rapamycin bedeutend war, eine Substanz, die eine neue Ära für die Patienten von Organtransplantation eingeleitet hat. Eine Hommage an die brasilianischen Entdecker, November 2000. "
Quelle:
a) Sehgal, Surendra Nath; Vezina, Claude; et al.: Rapamycin (AY-22,989), a new antifungal antibiotic. I. Taxonomy of the producing streptomycete and isolation of the active principle. Journal of Antibiotics, 1975 (10), Seite 721-726.
(Abstract: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1102509 )
b) Sehgal, Surendra Nath; Vezina, Claude; et al.: Rapamycin (AY-22,989), a new antifungal antibiotic. II. Fermentation, isolation and characterization. Journal of Antibiotics, 1975 (10), Seite 727-732. (Abstract: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1102508 )
Ein weiters Bild von der Stelle, an der Gedenkstein auf dem Kraterrand des Vulkans Rano Kao steht, findet man hier:
http://www.osterinsel-freunde.de/mosaik/rapamyzin.html
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/37285/...euse_laenger_leben.htm
Allerdings ist diese Darstellung als Jungbrunnen etwas verdreht, denn das Älterwerden wird dadurch erkauft, dass das Immunsystem geschwächt wird. Der Organismus wird folglich gleichzeitig anfällig für allerlei andere Krankheiten, an denen man dann bevorzugt sterben wird. Letztendlich wird sich der Traum der Menschen in Wahrheit nie erfüllen lassen. Das unendlich lange Leben wird es nie geben, denn man kann auch von einem herabfallenden Dachziegel erschlagen werden. Vor einer Einnahme von Rapamycin im Selbstversuch, um sich unendliches Leben zu erkaufen, sei eindrücklich gewarnt.
Patienten, die Rapamycin einnehmen, berichten von trockenem Mund und Durst. Diese Erscheinung beruht, dass die Zelle, und damit der ganze Organismus dürstet, da ihm nicht mehr in dem Masse Energie, wie eigentlich benötigt, zugeführt wird. Das ist eine der Hauptnebenwirkungen immunosupresssiver Macrolide. Im übertragegen Sinne beruht die anti-Tumorwikung der Macrolide darauf, dass man eine Krebszelle verhungern lässt. Die Krebszelle stirbt dann ab. Dieser Mechanismus wirkt zwar auch auf gesunde Zellen, jedoch ist die Zellteilungsrate bei Tumorzellen sehr viel höher als bei einer gesunden Zelle. Somit sterben bei richtiger Dosierung bevorzugt Tumorzellen ab.
Quelle: Sabers C.J., Martin M.M., et al.: Isolation of a protein target of the FKBP12-rapamycin complex in mammalian cells. Journal of Biological Chemistry, Band 270 (Ausgabe 2): 1995, Seite 815-822. (Abstract: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7822316 ) und darin zitierte Literatur.
Mit diesem Basiswissen zum Wirkmechanismus von Rapamycin war die berechtigte Hoffnung verbunden, ein Medikament aus Rapamycin entwickeln zu können, welches gegen Tumorwachstum wirksam sein sollte. Zu diesem Zweck wurde Ariad Pharmaceuticals gegründet, um das Basiswissen in die Entwicklung eines vermarktundsfähigen anti-Krebsmedikamentes auf den Weg zu bringen.
Ariad Pharmaceuticals wurde am 30. September 1994 erstmals an der Nasdaq gehandelt.
http://www.ariad.com/wt/tertiarypage/ariad_name
"The name ARIAD originates from the Greek myth of Ariadne, a daughter of Minos II, king of Crete. According to the myth, Ariadne fell in love with Theseus and gave him a spool of thread that enabled him to trace his path safely in and out of the labyrinth in which the Minotaur lived.
After slaying the Minotaur, Theseus used the spool of thread to successfully return home. From ARIAD’s perspective, the labyrinth symbolizes the complex system of molecular pathways within the cell, and the spool of thread represents the signaling pathways that are leading our scientists to the discovery of breakthrough cancer therapies."
Rapamycin wurde durch die FDA im Jahre 1999 zugelassen.
Eine Biographie/Nachruf von Sehgal findet sich hier mit: http://www.sehgal.net/surenshistory.htm
http://forms.asm.org/microbe/index.asp?bid=25358
Literatur: z.B. Shor, B., et al.: Targeting mTOR globally in cancer: thinking beyond rapamycin. Cell Cycle 2009, p. 3831-3837.
Es gibt eine Reihe von Anti-Tumormedikamenten, die eine ausgezeichnete Anti-Tumorwirkung haben, aber es mangelt häufig daran, dass man kein geeignetes Derivat gefunden hat, welches die richtige Polarität aufweist. Die Taxan-Krebsmedikamente sind eine solche Substanzklasse. Mit Rapamycin, einem Macrolid, hat man eine Substanz gefunden, die relativ hydrophob ist, bedingt durch seine langen Kohlenstoffketten und wenig bzw. abgeschirmten polaren funktionellen Gruppen. Deshalb wird Rapamycin erfolgreich in der Transplantationsmedizin, meist als intravenös verabreichtes Medikament, verwendet. In der Krebsbehandlung allerdings erweist sich Rapamycin zwar als wirksam, es muss allerdings aufgrund seines hydrophoben Charakters in größerer Menge gegeben werden, damit am Ort der Wirkung eine genügend hohe Konzentration vorhanden ist. In diesen hohen Konzentrationen wirkt Rapamycin aber toxisch.
Quelle: Rapamycin and process of preparation, United States Patent No. 3,993,749
Inventors: Sehgal, Surendra N.; Blazekovic, Teodora M.; Vezina, Claude
Assignee:§Ayerst McKenna & Harrison Ltd. (Montreal, CA)
Appl. No.: 05/616,695, Filed: September 25, 1975
Abstract: Antibiotic rapamycin is producible by culturing Streptomyces hygroscopicus NRRL 5491 in an aqueous nutrient medium. Rapamycin has antifungal properties. Methods for its preparation and use are disclosed.
Ein Bild von Bakterienzellen von Streptomyces hygroscopicus stellt der Informationsdienst Wissenschaft zur Verfügung: http://idw-online.de/pages/de/image98092
Quelle: Phosphorus-containing compounds and uses thereof, United States Patent US 7,091,213
ARIAD Gene Therapeutics, Inc. (Cambridge, MA)
Publ. August 15, 2006
Appl. No. 10/862,149, Filed June 4, 2004
US Class. 514/291
sowie die in dieser Patentschrift zitierten, früheren Verfahren.
Ridoforolimus wird derzeit noch in weiteren Studien bei anderen Krebsarten getestet. Dieses Macrolid wird somit ein breit anwendbares Anti-Krebsmittel nach seiner Zulassung werden.
http://www.wipo.int/patentscope/search/en/WO2007143212
Das Patent selbst sagt nichts darüber aus, ob dieses Verfahren in der SUCCEED Studie auch wirklich die erforderliche, verbesserte Wirksamkeit aufweist. Die Ergebnisse dieser Studie werden derzeit von der FDA auf wissenschaftliche Relevanz geprüft. Merck hat bereits im August 2011 einen Zulassungsantrag ("New Drug Application", NDA) für Ridaforolimus als neuartiges Medikament mit Orphan Drug Status gestellt. Innerhalb eines halben Jahres muss die FDA diesen Antrag bearbeitet haben, da die Behörde vorab für Ridaforolimus den fast-track Status vergeben hat.
Quelle: http://www.marketwatch.com/story/...s-2011-08-02?reflink=MW_news_stmp
Zum Verständnis der Substratkettenphosphorylierung, die bei ähnliche enzymatischen Energielieferungen immer gleich abläuft sei die Wikipedia konsultiert: http://de.wikipedia.org/wiki/Substratkettenphosphorylierung
Man kann es vielleicht ansatzweise erst mal so beschreiben: Ariad entwickelt mit Ridaforolimus ein Breitband- anti-Tumormedikament, welches übergeordnete Bedeutung hat. Der Wirkmechanismus dieses Macrolides ist so einzigartig, dass man in den 1990er Jahren mit der Gründung von Ariad ein Milliarden-Wagnis eingegangen ist, mit ungewissem Ausgang. Nachdem man entdeckt hat, dass Rapamycin einen ganz neuen, bisher unbekannten Wirkmechanismus hat, der von allen anderen bekannten Wirkmechanismen der Krebsbehandlung abweicht, hatte man die begründete Hoffnung, eine neue Generation von Anti-Tumormedikamenten entwickeln zu können, die bisherige Therapien nicht nur ergänzen, sondern auch auch verbessern.
In Zukunft wird man durch molekulargenetische Untersuchungen im Vorfeld der Therapie die Art des Tumors bestimmen, um dann gezielt eine Therapie entwickeln zu können.
Ridaforolimus ist also aufgrund seines neuartigen Wirkmechanismus eine wichtige Ergänzung der bereits bekannten Palette von Medikamenten herkömmlicher Wirkungen.
Und damit ist aber noch lange nicht das Ende der Fahnenstange bei Ariad erreicht, wenn man einen genaueren Blick auf weitere Produktentwicklungen dieser Firma macht.