Zu Gast bei Schlägern (Freunden)
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Eröffnet am: | 10.06.06 17:23 | von: Knappschaft. | Anzahl Beiträge: | 91 |
Neuester Beitrag: | 16.06.06 17:36 | von: 54reab | Leser gesamt: | 7.068 |
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Zu Gast bei Schlägern
Von Sebastian Christ
SPIEGEL-ONLINE-Mitarbeiter Sebastian Christ wollte sich am Freitag mit Deutschland-Trikot und polnischer Flagge einen netten Abend in München machen. Doch seine binationale Ausstattung, die er "im Selbstversuch" durch München trug, gefiel nicht allen Fans. Zwei Thüringer jagten ihn schließlich durch einen Park. Hier sein Protokoll.
München - "Polacke!" Schon nach hundert Metern werde ich zum ersten Mal angepöbelt. Es ist Fußball-WM, der Tag des Eröffnungsspiels. In zehn Minuten beginnt das zweite Spiel, Ecuador gegen Polen. Und ich will mit Deutschland-Trikot und Polen-Fahne die etwa 500 Meter von meiner Wohnung zum Fan-Fest zu gehen. Es ist ein kleiner Selbstversuch: Gibt es Ressentiments gegen Polen und ausländische Fans im Allgemeinen?
SPIEGEL ONLINEAutor Christ: Seine Fanmontur überstand den Abend nicht |
Ich mag Polen, habe dort einen Teil meiner Studienzeit verbracht. Die deutsch-polnische Freundschaft liegt mir am Herzen. Für mich gibt es nichts Natürlicheres, als auch die Elf von Pawel Janas lautstark zu unterstützen. Doch es gibt Münchner, die das anders sehen.
Schon 50 Meter weiter werde ich wieder angemacht: "Die Fahne ist scheiße", schnauzt mich ein besoffener Mann mit bayerischem Akzent an. Vor ihm steht ein halbleerer Bierkasten. Seine Augen sind glasig, der Kopf ist rot. Die Welt zu Gast bei Freunden?
"Heute gestohlen, morgen in Polen"
Ich bin noch nicht ganz auf der Brücke zum Stadion angelangt, als mich wieder jemand beleidigt. Ein sogenannter Fan im deutschen Nationaltrikot. Er leiert einen der ältesten Wortwitze herunter, den es in deutscher Sprache gibt: "Heute gestohlen, morgen in Polen." Ich versuche ihn versöhnlich zu stimmen. Doch den Hinweis darauf, dass Nationalstürmer Miroslav Klose auch in Polen geboren ist, lässt er nicht gelten. "Ja, ja", sagt er nur. Und grinst.
Das Spiel selbst läuft katastrophal für Polen. Die vielleicht 500 polnischen Fans sind ruhig, kaum vernehmbar. Sie gehen in der großen Menge unter. Auf den Rängen liegen Berge von Müll: Bierflaschen, Essensreste, auch wertlose Werbegeschenke, die von den Sponsoren in Tausenderstückzahlen unters Publikum geschmissen wurden. Am Coubertinplatz zwischen Stadion und Leinwand feiern immer noch Hunderte Deutsche. Die meisten sind betrunken, manch einer von ihnen schläft auf den grünen Hügeln des Parks seinen Rausch aus. Einer will mir die Hand schütteln als er meine Fahne sieht, verfehlt aber und haut ins Leere. Im Polizeibericht vom 9. Juni heißt es, dass insgesamt neun Menschen im Olympiapark festgenommen wurden. Ein friedliches Fest, so das Fazit des Polizeisprechers.
Es wird langsam kalt. Nach dem 1:0 für Ecuador mache ich mich wieder auf den kurzen Rückweg. Ich werde mehr als eine Stunde dafür brauchen.
Als ich die Brücke vom Stadion weg verlasse, raunt mir ein Mann mit thüringischem Dialekt von der Seite zu: "Was willst Du denn mit der Fahne?" Ich drehe mich zu ihm hin: "Wieso?" Er sagt: "Du kannst doch hier nicht mit der polnischen Fahne rumlaufen. Deutschland-Trikot und Polen-Fahne, das passt nicht."
Der Mann wird zusehends aggressiver. Er hat keine Glatze und keine Springerstiefel. Seine Haare sind dunkel und kurz. Ich sage ihm, dass beides sehr wohl zusammenpassen kann. Das ist ihm egal. Die Leute aus seiner Gruppe halten ihn von nichts ab, sein nationalistisches Gerechtigkeitsempfinden läuft auf Übertouren. In den Augen blitzt Streit, sie verfolgen mich. Schließlich stellt er sich mir in den Weg und packt mich am Arm. "Du erklärst mir jetzt sofort, warum du hier mit der Polen-Fahne herumläufst. Eher kommst hier nicht weg." In mir reift langsam die Erkenntnis, dass ich in der Klemme stecke. Von hier aus kann ich fast meinen Studentenbungalow sehen. Aber es ist zu weit um dort hinzulaufen. Zu viele Hügel, zu viele Hindernisse.
Ich drohe ihm mit der Polizei. Das macht ihn erst recht rasend. "Du kriegst Schläge, wenn Du die Polizei rufst." Er schubst mich durch die Gegend. An uns gehen Dutzende Fans vorbei, die alle wegschauen. Ich sage laut, dass er mich einfach nur in Ruhe lassen soll. Keiner reagiert.
Stammtischbrüder auf Erlebnisreise
Ein zweiter Thüringer kommt hinzu. Sie tragen beide Deutschland-Shirts. Auf ihrem Rücken steht der Name ihres Heimatortes: Bickenriede im Eichsfeld. Sie sind Stammtischbrüder, wohl auf Fußball-Erlebnisreise in München.
Ich wähle 110 und setze einen ersten Notruf ab. Es dauert endlose zehn Sekunden, bis ich durchgestellt werden. Die beiden beschließen, mich jetzt durch den Park zu jagen. Ich laufe so schnell ich kann eine Böschung hinunter, dann einen Hügel hinauf. In der rechten Hand habe ich die Fahne, in der linken das Handy. "Kommen sie schnell", brülle ich ins Telefon. Die beiden haben mich fast. Ich schlage einen Haken, renne in die andere Richtung. Jetzt folgt mir nur noch einer von ihnen. Während ich mein Handy in die Tasche stopfe, kommt er immer näher. Dann hat er mich. Ich rutsche aus. Er würgt mich, reißt an meinem Trikot, drückt mir seinen Handballen ins Gesicht. Dann nimmt er meine Fahne und zerbricht den Stock über seinem Knie.
Mir gelingt es kurze Zeit später die berittene Polizei auf die beiden aufmerksam zu machen. Als der Polizist nach den Personalien fragt, sagen die beiden Männer aus Bickenriede, dass sie keinen Ausweis dabei hätten. Sie bestreiten alles. Ich spüre eine Art Korpsgeist unter den beiden: Wir halten dicht. Mindestens einer von ihnen macht offensichtlich falsche Angaben. Dann dürfen sie nach Hause gehen.
Der Polizist auf seinem Pferd schreibt meine Personalien auf. Er macht mir wenig Hoffnung darauf, dass die Sache ein Nachspiel hat. "Wir haben da gewisse Probleme mit der Beweisführung", sagt er, als ich ihm erkläre, dass ich den Vorfall für fremdenfeindlich halte. Er sagt: "Sie sind halt kein Afrikaner."
dem Spiegel-Fuzzi hätte ich es gegönnt, wenn sein Geschichte richtig funktioniert hätte
MfG
kiiwii
Die ganze Stadt – eine einzige Fußballparty
Tausende Fans strömen in den Stunden vor dem Eröffnungsspiel in die Fußgängerzone. Fröhlichkeit herrscht auch vor der Arena und im Olympiagelände.
Von I. Salmen, A. Schubert, M. Longerich
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Schon am Mittag ist ganz München eine einzige große Fußball-Party. Tausende von Fans strömen in die Innenstadt, um von dort ins Stadion oder zum Fan-Fest im Olympiapark zu fahren, wo sich 35.000 Menschen treffen. Die Polizei vermeldet: Alles friedlich.
Auch vor der Arena herrscht völkerverbindende Fröhlichkeit. Bis zum Anpfiff jedenfalls entspricht der Auftakt der Fußball-WM ganz dem Motto: „Die Welt zu Gast bei Freunden.“
„Desch is’ der Oberhammer!“ Micheal Eitelbuß brüllt ins Handy und schaut dabei ein bisschen ulkig aus, mit all seinen Schals und Tüchern und der schwarz-rot-goldenen Struwwelpeter-Perücke auf dem Haupt. Er steht auf dem Marienplatz, am anderen Ende der Leitung ist sein Bruder, dem er unbedingt die Stimmung im Herzen Münchens schildern muss.
n zwei Stunden sind sie am Morgen mit dem Auto aus Böblingen angereist, Eitelbuß, seine Frau Claudia und Tochter Tamara. Anderthalb Stunden haben sie nun zu Fuß vom Stachus zum Rathaus gebraucht: Hände schütteln, posieren für Fotos, Umarmungen mit costaricanischen Fans. Inzwischen ist es elf Uhr. „Eigentlich wollten wir nur hier durchlaufen und im Weißen Brauhaus was frühstücken“, sagt Claudia Eitelbuß. „Vielleicht schaffen wir’s ja bis zwölf.“
Dents of the elephants - ElfenbeinküsteAloha - oder besser: La Ola!
Eduardo Chaves aus San Jose trägt eine blau-weiß-rote Eulenspiegel-Mütze. Rechtzeitig vor dem Eröffnungsspiel lässt er sich noch von Miriam das Gesicht in den Nationalfarben anmalen. Miriam ist eigens aus Lissabon gekommen, um ein paar Euro bei der WM zu verdienen. Schön bunt ist die Stadt auch so bereits. Und wann sieht man schon einmal morgens um neun in der U-Bahn am Sendlinger Tor junge Frauen mit schwarz-rot-goldenen Blumenkränzen um den Hals? „Aloha!“, möchte man da gleich grüßen. Oder besser: „La Ola!“
Ab Marienplatz tragen die Fahrgäste der U 6 zum Stadion Schwarz-Rot-Gold. Dicht drängeln sie sich, doch auch hier läuft alles nach Plan, vermeldet die MVG. Durchsagen in Englisch und Spanisch leiten die Fans, und der Oberbürgermeister grüßt aus den Lautsprechern. Vorbei geht die Fahrt an den Schrebergärten der Studentenstadt. Die Deutschlandflaggen sind gehisst.
„Das ist hier so eine andächtige Stille wie bei einer Prozession“, wundert sich ein Kölner im Ballack-Shirt: „Ganz anders als bei einem normalen Fußballspiel.“ Gemeinsam mit Freunden wagt er ein Lied: „Mer losse d’r Dom en Kölle.“ Amüsierte Blicke zweier Costaricaner: „Das nennt ihr Musik?“ Man einigt sich auf länderübergreifendes Ole Ole Ole.
Endlich Fröttmaning. „Schau dir das an. Das gibt’s doch nicht“, ein älteres Ehepaar blickt von der Brücke aus zum Stadion. Davor ergießt sich ein Menschenmeer in Rot und Weiß. Dahinter die orangefarbenen Westen der Ordner. Die beiden beeilen sich, an tanzenden Costaricanern vorbeizukommen. „Wir werden Weltmeister 2006“, steht optimistisch auf ihren Rucksäcken und Sitzkissen.
„Unsere Enkel werden uns beneiden!“
Auch Roger Egger trägt Ballack. Der Schweizer aus Bern hat keine Probleme mit dem T-Shirt der deutschen Nationalelf: „Als Schweizer bleibt einem nichts Anderes übrig“, sagt er und schiebt sich sein Irokesen-Haarteil in Schwarz-Rot-Gold im kurzen grauen Haar zurecht. Neben ihm entrollt eine Gruppe aus Leipzig ihre Deutschlandfahne. Noch schnell ein Schnappschuss vor der Arena: „Unsere Enkel werden uns beneiden!“
Vor dem Dorinth-Sofitel Hotel am Hauptbahnhof hat sich eine Gruppe Autogrammjäger versammelt. Hier logiert die Fußballprominenz alter Tage: Spieler aus brasilianischen und deutschen Weltmeistermannschaften.
Gegen 13 Uhr stellt sich eine etwa 50-köpfige Gruppe von Altstars von Bebeto und Paolo Sergio bis hin zu den Fußballlegenden Carlos Alberto und Jairzinho für ein Fotoshooting vor dem Hotel auf – ein gefundenes Fressen für Sammler wie Bernd Schlegel, der eigens aus Stuttgart angereist ist. „Sowas erlebt man nur einmal“, sagt er. Und die Ausbeute an Unterschriften gerät üppig. Als ein Fantrupp in Deutschlandtrikots Paolo Sergio erkennt, jubeln sie dem Ex-Bayern begeistert zu.
Im Bahnhof spucken schon vom späten Vormittag an immere wieder Züge Hunderte von Fans aus, die Trikots von Ballack tragen, von Schweinsteiger oder, ja doch, von Odonkor. Und ein japanischer TV-Reporter im Kimono kommentiert das Treiben auf seine Art: Für die Kamera stimmt er lauthals in die deutschen Fangesänge ein.
Das Geschehen bleibt friedlich. Mexikaner singen mit Deutschen, Costaricaner mit Franzosen, Spanier mit Japanern. Ein alter Mexikaner posiert mit einem riesigen Inka-Sonnenkranz auf dem Kopf. Er nimmt das Motto der WM, die Welt zu Gast bei Freunden ernst. „Viva Mexiko“ steht vorne auf dem Kranz, „Viva Alemania“ hinten.
(SZ vom 10.6.2006)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/special/418/...77728/article.html
Ein richtiges Bild vermittelt man nicht, in dem man verzweifelt ein paar Ossis sucht, sondern das gesamze Bild vermittelt. Für manchen Journalist sind das allerdings keine Nachrichten.
MfG 54reab
Schau hier:
(aus FOCUS-online)
http://focus.msn.de/sport/wm2006/..._aid_22097.html?interface=galerie
"Ein englischer Fan wischt sich in Frankfurt
den Hintern mit der deutschen Flagge ab"
Reicht das denn nicht ??
MfG
kiiwii
Gruß BarCode
durch die Stadt und alle die mich damit getroffen ahen
(inklusive der der 40000 auf dem Fanfest gestern)
haben sich darüber beömmelt und kein einziges
böses Wort ist gefallen. Das ist eine Ente
Grüsse Pussy
Da wurden Hannawald und co ausgepfiffen, mit Gegenständen beworfen usw. Sowas kann man nicht gutheißen, egal ob es hier in Deutschland, oder woanders passiert.
Einige Menschen haben eben nicht,s als Ihren Hass, leider.
Greetz