Zentralrat der Juden fordert mehr Geld
Berliner 'Neue Synagoge' (Foto: dpa) | |
Zentralrat der Juden fordert mehr Geld
Der Zentralrat der Juden hält alle jüdischen Gemeinden in Deutschland für "chronisch unterfinanziert" und fordert die Unterstützung des Bundes und der Länder. Der Zentralrat werde "darauf bestehen müssen, dass die Leistungen aus dem Staatsvertrag sehr bald sehr deutlich den Gegebenheiten angepasst werden", schreibt Zentralrats- Vizepräsident Dieter Graumann in einem Beitrag für die Wochenzeitung "Jüdische Allgemeine".
Graumann begründete die Forderung damit, dass die Aufgaben der jüdischen Gemeinden in den vergangenen Jahren "überproportional gewachsen, ja nahezu explodiert" seien. Das Geld sei nötig, um mit den Zuwanderern aus der Ex-Sowjetunion, eine "ganz neue jüdische Gemeinschaft aufzubauen, die dynamischer, lebendiger und vielfältiger sein" werde, schreibt der Zentralratsvize.
Ähnlich hatte sich vor kurzem die Präsidentin des Zentralrats, Charlotte Knobloch, geäußert. In der Netzeitung mahnte sie an, die Staatsverträge zu überprüfen. In diesen Verträgen verpflichten sich Bund und Länder, bei der Erhaltung und Pflege des deutsch- jüdischen Kulturerbes, beim Aufbau einer jüdischen Gemeinschaft sowie bei integrationspolitischen und sozialen Aufgaben zu helfen.
Knobloch sagte, mit jedem Zuwanderer erhöhten sich auch die finanziellen Aufwendungen. So sei beispielsweise bei Sprachkursen eine Förderung notwendig. "Staatsverträge haben eine gewisse Laufzeit", meinte die Zentralratschefin. Da sich in dieser Zeit aber vieles ändern könne, "darf die Unterstützung von Bund, Ländern und Kommunen nicht zurückgefahren werden".
Deutschen Politikern, die "gelegentlich genervt" auf die Wünsche jüdischer Vertreter reagierten, hielt Zentralratsvize Graumann entgegen, sie sollten berücksichtigen, dass der "brutale, verbrecherische Raubzug der Nationalsozialisten" dazu geführt habe, dass das gesamte jüdische Eigentum in Deutschland "fast vollständig verloren" gegangen sei. Es gehe "nicht ums Schnorren", betonte Graumann. Die deutsche Politik müsse vielmehr Fragen wie diese beantworten, ob jüdisches Leben in Deutschland wieder eine "kraftvolle und lebensfähige Basis" erhalten solle.
Der Zentralrat vertritt 102 jüdische Gemeinden mit rund 105.000 Mitgliedern. Er sieht die Integration der Zuwanderer schon lange als seine größte Herausforderung an. Seit dem Fall der Berliner Mauer 1989 sind etwa 190 000 Menschen als jüdische Kontingentflüchtlinge aus der früheren Sowjetunion nach Deutschland gekommen. Von ihnen schlossen sich nach Angaben des Zentralrats 80.000 den jüdischen Gemeinden Deutschlands an. Der Zentralrat bietet unter anderem zahlreiche Sprachkurse an und bemüht sich darum, Zuwanderer wieder mit jüdischem Kulturerbe vertraut zu machen.
(N24.de, Netzeitung)
Die genauso das Recht haben, ihre Forderungen zu stellen, wie andere gesellschaftliche Gruppen - ohne dafür mit dem Hinweis auf die Vergangenheit (wie pervers) oder gar aufgrund "rassischer" Merkmale als Abzocker und Erpresser geschmäht zu werden.
Die genauso das Recht haben zu Gott und der Welt ihre - auch aus ihrem Glauben und der Jahrtausende währenden Verfolgung heraus begründete - Meinung zu sagen, wie jeder andre auch, ohne dass ausgerechnet die Nachkommen der Täter von ihnen verlangen, dass sie ja aufgrund ihrer Erfahrung der systematischen Vernichtung eine besondere Bescheidenheit an den Tag zu legen haben bzw. die besseren Menschen zu sein haben, als andere, um nicht zu auffällig zu werden, weil das ja den Antisemitismus fördern könnte. (Wie albern Menschen sein können!)
Und gegenüber Israel bedeutet diese Verantwortung: Den Anspruch der Juden auf ein friedliches Leben in gesicherten Grenze grundsätzlich zu akzeptieren und zu unterstützen. Das heißt nicht: Sie nicht kritisieren zu dürfen, wenn man der Meinung ist, dass ihre Besatzungspolitik und ihre Siedlungspolitik friedensverhindernd wirkt und brutale Züge trägt. Aber auch hier gilt: ein "ausgerechnet die Juden, mit ihrer Holocaust-Erfahrung!" ist absurd. Das insinuiert: Nun hat doch Hitler alles versucht, euch zu besseren Menschen zu erziehen, und nun das!
Juden sind auch nur ganz normale Menschen (wie banal - aber offensichtlich bei einigen immr noch nicht angekommen) mit ihren Fehlern. Auch das zu akzeptieren, gehört zur Lernerfahrung der Nachkommen der Täter. Aber die Wutzlebens&Co sind ja nach wie vor dabei, am Mythos von den Juden als Abzocker und Drahtzieher verschrobener Weltverschwörungen zu basteln.
Es gehört zur Normalität auch dazu, dass man akzeptiert, dass auch die Juden in ihren Reihen mit "von Wutzlebens" gestraft sind. Auch das ist kein "Privileg" anderer Völker. Dummheit ist nicht völkerspezifisch verteilt. Aber so wie Wutz sich nicht zum typischen Deutschen hochstilisieren kann, ist der politische Fanatiker, der Glaubensfanatiker, der Großraum-Nationalist nicht ein "typisch israelisches" Phänomen.
Verantwortung heißt: Das alles wahrzunehmen und anzuerkennen - im übrigen auch, dass es ein berechtigtes Interesse der noch lebenden Opfer der Nazis und deren Nachfahren für Wiedergutmachung für Enteignung und Ausbeutung dort gibt, wo dies noch möglich ist. Auch dies, ohne dass dieses Recht mit dem typischen rassistischen "Juden sind geldgierig"-Verweis geschmäht wird. (Die Indianer in den USA haben wesentlich länger gebraucht, bis mal irgendjemand von dem an ihnen begangenen Unrecht Notiz genommen hat. Da lebte dann weder jemand von der Täter- noch von der Opfergeneration noch. Da mussten auch spätere Generationen für die Untaten der früheren Verantwortung und Lasten übernehmen. So ist das nunmal manchmal in der Geschichte.)
Und jedes Mal, wenn so ein Thread wie dieser eröffnet wird, zeigt sich, wie viele von dieser Verantwortung keinen Schimmer haben. Solange das so ist, muss auch ein blindfish mit der "schweren Last" des Fingerzeigs leben können. Juden haben 2000 Jahre lang wesentlich mehr ertragen müssen, ohne dass sie einer solchen historischen barbarischen Entgleisung bezichtigt werden könnten, wie sie in Deutschland vor noch nicht einmal 70 Jahren passiert ist.
Gemessen daran, was aus Deutschland nach 45 hätte werden können, wenn wir nicht soviel an "Geist der Verzeihung und Versöhnung" bei den Siegermächten und Opfern erfahren hätten, sind wir doch verdammt gut weggekommen. Da ist das bisschen historische Last, wie ich es oben beschrieben habe, nun wirklich erträglich...
Gruß BarCode
Noch ein paar Anmerkungen:
Man sollte einfach mal raffen, dass der Zentralrat der Juden in Deutschland Deutsche jüdischen Glaubens vertritt. Hat mit Israel nix zu tun. Insofern ist ein Beitrag wie z.B. #186 völlig daneben (Glückwunsch, moya, Thema voll erfasst).
Wurde hier wiederholt schon angemerkt, ist ne Religionsgemeinschaft mit nem Staatsvertrag wie andere auch. Die können ja durchaus mehr Geld fordern, ist ihr gutes Recht, machen andere auch. Einzelne Forderungen kann man diskutieren, so halte ich aus #1 den Hinweis auf "Geld für Sprachkurse" für falsch, können die jüdischen Gemeinden ja gerne durchführen, aber da gibts auch staatliche Angebote für.
Zu deinem Verzeihen: Ich kann es absolut nachvollziehen, wenn vom Holocaust Betroffene sagen, ein Verzeihen sei nicht möglich. Der Tätergeneration, von denen noch einige leben, diese Taten verzeihen? Schön, wer das kann, aber man kann niemanden vorwerfen, dass er es nicht kann.
Dies habe ich im Hinterkopf, wenn es um diese Thematik geht. Sollte jemand zu mir sagen, ey, du bist Deutscher, du bist schuldig, dann zeige ich ihm einen Vogel. Aber ich trage aufgrund der Geschichte z.B. die Verantwortung, Antisemitismus und Relativismus hinsichtlich der Nazizeit sofort als solchen zu outen und dagegen vorzugehen. Mir scheint, du hast eine andere Auffassung vom Begriff Verantwortung als ich. Nein, für die Taten damals bin ich nicht verantwortlich. Aber was daraus im hier und heute resultiert, im Bewusstsein der besonderen Beziehung zwischen Deutschen und Juden, dafür bin ich verantwortlich.
Hier eiern so einige rum, die offen oder versteckt hetzen, jede Offenlegung immer gleich damit kontern, man dürfe wohl überhaupt keine Kritik an Juden oder Israel üben. Würde ja auch in den Medien totgeschwiegen.
Schwachsinn.
Gerade ganz aktuell ist Herr Kolbow von der SPD mit Kritik fett in den Medien drin. Und man kann natürlich auch über sowas wie #1 diskutieren. Aber dann doch bitte ohne Vorurteile und antisemitische Plattheiten.
Gruß
Talisker
stimme dir in vielen punkten absolut zu...
allerdings eine sache:
"Die genauso das Recht haben, ihre Forderungen zu stellen, wie andere gesellschaftliche Gruppen - ohne dafür mit dem Hinweis auf die Vergangenheit (wie pervers) oder gar aufgrund "rassischer" Merkmale als Abzocker und Erpresser geschmäht zu werden."
-> sehe ich ganz genauso, daß die forderungen gestellt werden dürfen. aber das ist ja genau der punkt: warum geschieht das stellen der forderung immer mit dem hinweis auf die vergangenheit!? das titulieren als "abzocker" geschieht ja nicht wegen der forderung an sich, sondern wegen dieser forderung mit dem zusatz des "ihr seid uns noch was schuldig"
"Aber auch hier gilt: ein "ausgerechnet die Juden, mit ihrer Holocaust-Erfahrung!" ist absurd. Das insinuiert: Nun hat doch Hitler alles versucht, euch zu besseren Menschen zu erziehen, und nun das!"
-> diese interpretation ist doch albern! aus meiner sicht eher so: wer so unter einem regime gelitten hat, der sollte alles dafür tun, so etwas nicht selbst auch jemandem anzutun - denn er weiß genau, wie schlimm das ist. wir haben hier zwei seiten der erfahrung, einmal opfer und einmal täter. aber für beide kann das ergebnis dieser erfahrung nur das gleiche sein, nämlich "tut sowas nie jemandem an". nun gelten hier natürlich die gleichen regeln der generationen, d.h. die derzeit kriegsführenden waren nicht direkt betroffen vom holocaust. insofern muß man die älteren generationen aufforderung, der jungen generation zu sagen "was ihr hier macht, ist nicht richtig"...
"dass es ein berechtigtes Interesse der noch lebenden Opfer der Nazis und deren Nachfahren für Wiedergutmachung für Enteignung und Ausbeutung dort gibt, wo dies noch möglich ist. Auch dies, ohne dass dieses Recht mit dem typischen rassistischen "Juden sind geldgierig"-Verweis geschmäht wird."
-> da stimme ich dir uneingeschränkt zu!
"muss auch ein blindfish mit der "schweren Last" des Fingerzeigs leben können."
-> da bin ich eben anderer meinung! der fingerzeig ist absolut unnötig und kontraproduktiv. ich habe niemand was getan und so will ich behandelt werden. punkt. das ist MEIN recht das ich habe - und mir nicht nehmen lasse...
@talisker
was den staatsvertrag angeht, sollte doch inzwischen bekannt sein, daß ich jede staatliche zuwendung an religiöse gemeinschaften ablehne (das betrifft auch die katholische und evangelische kirche)...
"Ich kann es absolut nachvollziehen, wenn vom Holocaust Betroffene sagen, ein Verzeihen sei nicht möglich. Der Tätergeneration, von denen noch einige leben, diese Taten verzeihen? Schön, wer das kann, aber man kann niemanden vorwerfen, dass er es nicht kann"
-> da stimme ich durchaus auch zu! aber entweder verzeihen oder nicht verzeihen! und nicht ständig verzeihen mit bedingung und dann doch nicht verzeihen...
"die Verantwortung, Antisemitismus und Relativismus hinsichtlich der Nazizeit sofort als solchen zu outen und dagegen vorzugehen. Mir scheint, du hast eine andere Auffassung vom Begriff Verantwortung als ich. Nein, für die Taten damals bin ich nicht verantwortlich. Aber was daraus im hier und heute resultiert, im Bewusstsein der besonderen Beziehung zwischen Deutschen und Juden, dafür bin ich verantwortlich."
-> da stimme ich dir auch zu! wir haben auch keine groß andere auffassung! ich rede ja die ganze zeit von der verantwortung FÜR die ZUKUNFT! aber ich kann einfach das "ihr damals" nicht mehr hören...
gruß :-)
Dann nenne mir wenigstens die bekannteste Fußballmannschaft aus diesem Heiligen Land oder zeige mir deren Flagge oder ein Foto des größten Stadions oder sage mir, wie die Bewohner dieses Landes sich nennen !
Dein Heiliges Land ist genau so existent wie das Eckige Land oder das Runde Land oder sonst irgendein Scheiss. Gib es endlich zu !
Ich glaube nicht, dass meine Bemerkungen beleidigender (wenn überhaupt) waren, als die der Herren kiwii oder majortom ...! In jedem Fall habe ich versucht zu diskutieren, wogegen kiwii, majortom, ... nur noch versuchten mich lächerlich zu machen und Vorurteile zu verbreiteten
Es tut mir Leid, dass ich der bin Meinung unsere Steuergelder wären wo anders besser aufgehoben als im Klingebeutel der jüdischen Gemeinde, die ja wohl nicht gerade für ihre ärmlichen Verhältnisse bekannt ist!
DIESE, MEINE AUSSAGEN HABEN NICHTS MIT ANTISEMITISMUS ODER FREMDENHASS ZU TUN, AUCH WENN MIR DAS HIER SO MANCHER VERSUCHT IN DIE SCHUHE ZU SCHIEBEN!!
Bitte bezichtige mich doch nächstes mal nicht gleich der Lüge ohne dir voher ALLES durchzulesen!!
mfg
Passend dazu:
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Schwarz mit liberalen Tupfern Wahlkreis 293 Biberach
DEUTSCHLAND - EIN PUZZLE
"Traditionell weltoffen" steht auf den Schildern am Ortseingang Biberachs. Die größte Stadt im Bundestagswahlkreis 293 ist nicht die abgeschottete, oberschwäbische Kleinstadt: Die Eisdielendichte ist hoch, der Esel aus Wielands Abderitengeschichte, der mit Pflastersteinen eingehegte Fluß am Marktplatz und der von Bäumen umrankte Gigelturm geben Biberach an der Riß etwas vom Flair einer toskanischen Stadt.
Politiker der CDU haben den Landkreis gern scherzhaft den "schwärzesten der Welt" genannt. 49,8 Prozent der Zweitstimmen bekam Franz Romer (unser Bild), der Kandidat der CDU bei der Bundestagswahl 2005. Bis Mitte der siebziger Jahre erreichte die CDU in diesem Wahlkreis immer Ergebnisse, die deutlich über 70 Prozent lagen. Die SPD vertritt der über die Landesliste gewählte Abgeordnete Martin Gerster.
Die politischkulturelle Hegemonie der Christlichen Demokraten, gegründet auf den Katholizismus, den Adel und das Bauerntum, ist in diesem Wahlkreis nicht für ewige Zeiten festgeschrieben: In Biberach ist seit 1993 der Sozialdemokrat Thomas Fettback Oberbürgermeister. In Maselheim wurde 1991 erstmalig in Baden-Württemberg ein grüner Politiker Bürgermeister.
Die Grünen bekamen bei der Bundestagswahl 14 Prozent der Erststimmen, und der Landtagskandidat Oswald Metzger, dessen Wahlkreis in dem Bundestagwahlkreis liegt, bekam bei der Landtagswahl sogar 16,7 Prozent. "Gute Leute von uns gewinnen im konservativen oberschwäbischen Milieu, sofern sie bekannt sind und die Bürger mit ihrer Arbeit zufrieden sind", sagt Metzger, der in Bad Schussenried geboren ist.
Der Finanzfachmann stichelt gern gegen den programmatischen Mainstream der Bundespartei. In Biberach unterstützten den Grünen auch mittelständische Unternehmer. Auch deshalb hat es sich für die Grünen wohl als richtig erwiesen, ihre Aschermittwochsreden seit 1996 in Biberach zu halten. "Das Leben in Oberschwaben wird liberaler, alte Strukturen lösen sich auf", sagt Metzger.
Biberach, die Heimatstadt Wielands, hat zwar eine der wenigen Simultankirchen in Deutschland, in der sich evangelische und katholische Gemeindemitglieder zum Gottesdienst treffen. Der Wahlkreis ist, abgesehen von der Gemeinde Wain, größtenteils katholisch geprägt. Charakteristisch für ihn ist der wirtschaftliche und dann auch politisch vernehmbare Unterschied zwischen dem Landkreis Biberach und dem Altkreis Wangen.
Die Gegend um Biberach war schon immer landwirtschaftlich fruchtbar, die Bauern waren wohlhabend. Ihre Höfe sind zudem nicht durch die Realteilung von Generation zu Generation mickriger geworden. Es erbte nur ein Sohn, die Brüder mußten ins Kloster. Heute ist die Stadt Biberach Sitz von zahlreichen Industriebetrieben: Boehringer Ingelheim produziert dort ebenso wie der Maschinenbauer Liebherr.
Der Altkreis Wangen mit den Städten Wangen und Leutkirch dagegen ist ärmer und agrarischer geprägt. Die Milchwirtschaft spielt eine größere Rolle. Die Menschen dort fühlen sich bis heute benachteiligt - nicht nur von Stuttgart, sondern auch von Biberach. Die Politiker, die von den Oberschwaben als direkt gewählte Abgeordnete nach Bonn, später nach Berlin geschickt wurden, gehören bislang immer der CDU an: Viele Jahre war Eugen Mauder Direktkandidat dieses Wahlkreises, seit 1980 saß Alois Graf von Waldburg-Zeil (Anm.: ...wohl ein Nachfahr des berüchtigten Bauern-Jörgs, des Truchsess von Waldburg - der im 16. Jahrhundert in den Bauernkriegen die Bauern zu tausenden abgeschlachtet hat...) für diesen Wahlkreis im Bundestag.
Franz Romer ist gelernter Mechaniker und einer der wenigen Repräsentanten der in der Union organisierten und von der katholischen Soziallehre geprägten Arbeitnehmerschaft. Trotz seines Bundestagsmandates blieb Romer bis 1998 Betriebsratsvorsitzender in seiner Firma. Er kam 1990 zunächst über die Landesliste in den Bundestag, schaffte es dann 1994 nicht, rückte aber 1996 nach und gewann den Wahlkreis 1998 direkt. Eigentlich wollte der 64 Jahre alte Romer sich nicht noch einmal in den Bundestag wählen lassen, aber die vorgezogene Bundestagswahl zwang ihn dann doch dazu, weil ein entsprechender Nachfolger fehlte.
Nach Befragungen von Meinungsforschern gehören die Menschen in Oberschwaben zu den zufriedensten Deutschen überhaupt. "Biberach gehört zu den Landkreisen mit dem stärksten Bevölkerungszuwachs in Deutschland, bei uns fühlen sich die Menschen wohl", sagt Romer. Von gesellschaftlichen Problemen reden die Politiker aus diesem Wahlkreis seltener als anderswo, und wenn, dann müssen sie lange nachdenken. "Ach ja, in Laupheim, da war es mal schwierig, die Rußlanddeutschen zu integrieren", sagt Metzger. RÜDIGER SOLDT
Text: F.A.Z., 19.07.2006, Nr. 165 / Seite 4
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