Eine schwache Wall Street am Freitag und deutliche Kursverluste in Asien dürften die europäischen Börsianer nicht erfreuen. Anleger machen sich nach den jüngsten, zum Teil deutlich enttäuschenden Konjunktur- und Unternehmenszahlen Gedanken über die weitere Wirtschafts- und Gewinnentwicklung. Daneben scheinen sich mit Blick auf die gespannte Stimmung zwischen und China und Japan neue geopolitische Risiken anzudeuten.
Rentenmarkt dient wieder als „Hort der Sicherheit”
Grundsätzlich betrachtet scheinen die Notierungen am Rentenmarkt momentan gut unterstützt zu sein. Das hat zum einen mit der schlechten Verfassung der Aktienmärkte zu tun, was Anleihen trotz der tiefen Renditen als Zufluchtsort attraktiver macht. Außerdem machen sich immer mehr Konjunktursorgen breit, was ebenfalls stützend auf die Kursfindung wirkt.
Dollar kaum verändert
Der Dollar zeigt sich am Montag im Handel kaum verändert. Ein Euro wird mit 1,2888 Dollar bewertet, nach 1,2916 im späten New Yorker Handel am Freitag. Der Dollar wird mit 107,92 Yen gehandelt, nach 107,81 Yen in den Vereinigten Staaten. Auf Grund der unübersichtlichen Wirtschaftsentwicklung und der aktuellen Schwäche an den Börsen wird auch die Lage am Devisenmarkt unübersichtlich.
Aktien schließen in Tokio schwach - Nikkei verliert 400 Punkte
Der Aktienmarkt in Tokio ging am Montag in die Knie, belastest von den neuerlich schwachen Vorgaben der amerikanischen Börsen und den anti-japanischen Protesten in China. Der Nikkei-225 gab im späten Handel um 403,45 Punkte oder 3,55 Prozent auf 10.967,24 Zähler nach und fiel damit auf ein Jahrestief. Der Topix rutschte um 3,10 Prozent auf 1.115 ab. Händler äußern sich skeptisch, was die kurzfristigen Perspektiven des Nikkei angeht. In dem derzeitigen Umfeld sei es schwierig das Abwärtspotential zu beziffern.
Vereinzelt wird auf das Schlußtief vom 10. Dezember von 10.756 Punkten verwiesen. An anderer Stelle wie beispielsweise bei Morgan Stanley wird die psychologische Marke von 11.000 Punkten ins Spiel gebracht, von der ab es nicht mehr allzuweit nach unten gehen dürfte, da die jüngste Abwärtsbewegung nicht auf fundamentalen Faktoren basiere. Fürs erste dürfte der Index aber zumindest volatil bleiben, da die Abschläge von kurzfristig engagierten Anlegern verursacht worden seien, heißt es.
Aktien Hongkong nach schlechten Vorgaben mittags sehr schwach
Nach schwachen Vorgaben der amerikanischen Börsen tendiert der Aktienmarkt in Hongkong am Montag im Einklang mit anderen Börsen in Ostasien sehr schwach. Der HSI steht zum Ende der ersten Handelshälfte bei anziehenden Umsätzen 1,8 Prozent oder 248 Punkte tiefer bei 13.991. Die Experten von ICEA warnen Anleger vor Panik, zumal die lokalen Makrodaten günstig seien. Eine Unterstützung für den Index liege bei 13.350 Punkten, den Tiefs von Januar und März. Lenovo brechen nach der Gewinnenttäuschung von IBM in der Vorwoche um 5,9 Prozent ein auf 2,375 Hongkong-Dollar. Denway Motors leiden weiter unter Verkäufen nach Vorlage der Quartalszahlen und verbilligen sich um 3,7 Prozent auf 2,625 Hongkong-Dollar. SHK Properties büßen nach guten Verkaufszahlen lediglich 1,4 Prozent ein auf 71,25 Hongkong-Dollar.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluß
Etwas fester zeigten sich die amerikanischen Aktien am Freitag nach dem Schluß des offiziellen Handels. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator gewann nachbörslich 0,27 Prozent auf 1.412,42 Punkte.
Instinet haben am Freitag im nachbörslichen Handel 0,9 Prozent auf 6,54 Dollar gewonnen. Zuvor hatte das Wall Street Journal aus Kreisen berichtet, die Nasdaq Stock Market und Silver Lake Partners böten für das Unternehmen. Lakeland Industries gaben bis 16.30 Uhr um 1,1 Prozent auf 15,08 Dollar nach. Das Unternehmen hatte im vergangenen Quartal wie im Vorjahresquartal 0,28 Dollar je Anteilsschein erwirtschaftet.
Wall Street schließt sehr schwach - Neues Jahrestief
Die Sorge um ein Abflauen des Wirtschaftswachstums in den Vereinigten Staate haben am Freitag die amerikanischen Standardwerte auf den tiefsten Stand des Jahres fallen und sehr schwach schließen lassen. Die am Mittwoch schlechter als erwartet ausgefallenen Daten zu den Einzelhandelsumsätzen hätten die Verkaufswelle seit Wochenmitte ausgelöst, sagten Händler. Die Investoren befürchteten zudem, der hohe Ölpreis werde das Verbraucherverhalten negativ beeinflussen, ergänzte ein Beobachter.
Der Rückgang des Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte (DJIA) war der deutlichste seit zwei Jahren. Der DJIA gab um 1,9 Prozent oder 191 auf 10.088 Punkte nach. Der S&P-500 verlor 1,7 Prozent oder 19 auf 1.143. Der Nasdaq-Composite büßte 2,0 Prozent oder 39 auf 1.908 Punkte ein.
”Die Anleger sind von Furcht erfüllt”, sagte ein amerikanischer Händler. Der Blick sei auf das Negative gerichtet, der Pessimismus dominiere, Hoffnungsschimmer blieben unentdeckt. Eigentlich den Kursen zuträgliche Dinge wie fallende Öl- und Rohstoffpreise erregten Argwohn und würden als Zeichen einer abflauenden Konjunktur interpretiert. Dazu hätten auch die nicht gerade famosen Konjunkturdaten am Berichtstag beigetragen. Vor allem der Empire-State-Index sei mit entsetztem Erstaunen zur Kenntnis genommen worden.
Selbst die besser als erwartet ausgefallenen Zahlen von Citigroup, die um 0,8 Prozent auf 45,75 Dollar stiegen, und vor allem von General Electric, die um 0,7 Prozent auf 35,75 Dollar anzogen, stützten die Standardtitel nicht. So lagen General Motors mit 4,0 Prozent auf 25,60 Dollar im Minus, auch wenn das Chapter-11-Gerücht vom Vortag am Markt mit großer Skepsis betrachtet wurde.
Besonders schlecht sahen IBM nach Ankündigung enttäuschender Erstquartalszahlen aus. Mit minus 8,3 Prozent auf 76,70 Dollar wies die Aktie bedeutende Verluste auf und belastete den Dow sowie die technologielastige Nasdaq, die unter der Fülle wenig erbaulicher Nachrichten aus dem Techbereich litt. Auch die Zykliker hatten die Gunst der Anleger verloren, wie die Abgaben bei Caterpillar und DuPont zeigten.
Amerikanische Anleihen schließen nach Konjunkturdaten fester
Nach den jüngsten amerikanischen Konjunkturdaten und einem Kurseinbruch an den Aktienmärkten haben sich die amerikanischen Anleihen am Freitag im späten Verlauf in New York fester gezeigt. Der Markt für Staatsanleihen habe als so genannter ”sicherer Hafen” der Anleger fungiert. Zehnjährige Titel mit einem Kupon von 4,000 Prozent stiegen um 17/32 auf 98-02/32 und rentierten mit 4,243 Prozent, nach 4,31 Prozent am Donnerstag. Die mit 5,375 Prozent verzinste 30-jährige Treasury kletterte 1 5/32 auf 111-15/32 nach. Ihre Rendite fiel von 4,681 auf 4,609 Prozent. Weniger schwach als von vielen Marktteilnehmer erwartet, ist der an der Universität Michigan berechnete Index für die Verbraucherstimmung in Amerika im April ausgefallen. Nach den Ergebnissen der ersten Umfrage ist er auf 88,7 gefallen. Bei der zweiten Befragung im März hatte sich ein Stand von 92,6 ergeben, bei der ersten war einer von 92,9 gemeldet worden. Der Index sei stärker als erwartet aber nicht so deutlich wie befürchtet gesunken. Ökonomen hatten den Indexstand für April im Konsens bei 91,5 erwartet. Die Industrieproduktion in Amerika ist im März wie erwartet um 0,3 Prozent gestiegen. Zugleich stieg die Kapazitätsauslastung marginal auf 79,4 Prozent, wie die Federal Reserve am Freitag weiter mitteilte. Im Vorfeld hatten Ökonomen einen Anstieg der Produktion um 0,3 Prozent prognostiziert, für die Kapazitätsauslastung war ein Wert von 79,6 Prozent vorhergesagt worden. Im Vormonat hatte sich die Industrieproduktion um 0,2 Prozent (vorläufig: 0,3 Prozent) erhöht. Die Kapazitätsauslastung wurde auf 79,3 Prozent (79,4 Prozent) revidiert.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
Der Dax
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