dax crash !
Seite 6 von 6 Neuester Beitrag: 23.05.06 15:07 | ||||
Eröffnet am: | 17.05.06 17:29 | von: Reinerzufall | Anzahl Beiträge: | 131 |
Neuester Beitrag: | 23.05.06 15:07 | von: EinsamerSam. | Leser gesamt: | 12.759 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 4 | |
Bewertet mit: | ||||
Seite: < 1 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | > |
Reinerzufall | 22.05.06 10:13 |
PS: Chart gestohlen bei www.tradesignal.com
Von Georg Thilenius
Die jüngsten Tage haben eine starke Abwärtsbewegung an den Aktienmärkten weltweit entfacht, die noch nicht zu Ende ist. Seit dem Zinsentscheid der US-Notenbank in der vergangenen Woche fallen die Märkte mit wenigen Gegenreaktionen.
Besondere neue Gründe für einen Kursrückgang scheint es nicht zu geben. Die Wirtschaft wächst weltweit so stark wie seit über 20 Jahren nicht mehr, die Zinsen liegen trotz der laufenden Erhöhungen nur im langjährigen Mittelfeld, in Europa und Japan sogar noch historisch niedrig und die Aktienmärkte sind im historischen Durchschnitt günstig bewertet. Insbesondere scheint, oder besser schien- der seit drei Jahren stark steigende Ölpreis keine Beschleunigung der Inflation hervorzurufen. An dieser Stelle sind jedoch Zweifel aufgekommen.
Die Konsumentenpreise in USA sind im April um 0,6 Prozent gestiegen. Im März betrug der Anstieg noch 0,4 Prozent. Damit sind die Verbraucherpreise von Januar bis April mit einer Jahresrate von 5,1 Prozent gestiegen. Im Vorjahr hatte der Anstieg noch 3,4 Prozent betragen. Im Monatsvergleich zu April 2005 beträgt der Preisanstieg 3,5 Prozent.
Hintergrund des Preisanstiegs sind die hohen Energiepreise, aber auch die seit einigen Monaten stark steigenden Preise für Metalle wie Kupfer und Zink scheinen sich allmählich in der allgemeinen Preisentwicklung niederzuschlagen. Aber auch die so genannte Kerninflationsrate, also ohne die saisonal sehr schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel, hat sich seit Jahresbeginn um 3 Prozenterhöht nach 2,2 Prozent im ganzen Jahr 2005. Diese Beschleunigung der Inflation könnte weitere Zinserhöhungen beschleunigen.
Gewinne aus der guten Zeit seit 2003 realisieren
Die US-Notenbank Fed sieht eine Inflationsrate von höchstens 2,3 Prozent als wünschenswert an. Als Folge des unerwartet starken Inflationsanstiegs wird damit gerechnet, dass die Fed nun doch, anders als bis vor einigen Tagen erwartet, im Juni die kurzfristigen Zinsen weiter erhöhen könnte. Nachdem eine Reihe von vorlaufenden Konjunkturindikatoren eine Abschwächung andeuten, könnten die Inflationssorgen übertrieben sein. Dann würde die nächste Zinserhöhung auf einen beginnenden Abschwung treffen und diesen noch beschleunigen. Auf diese Weise könnte dann aus einer geringfügigen Abschwächung eine Rezession entstehen.
Auch in Europa sind vorlaufende Konjunkturindikatoren zuletzt etwas schwächer ausgefallen. Sollten in den USA und auch mit einigem zeitlichen Abstand in Europa die kurzfristigen Zinsen weiter steigen, könnte dies die Wirtschaftsentwicklung abwürgen und in die Rezession treiben. Die Sequenz Ölpreisanstieg – Zinsanstieg – Rezession hat in den Jahren 1974, 1982 und 1990 kräftige Verluste an den Aktienmärkten gebracht.
Sage keiner, dies sei auf die USA beschränkt. Die zunehmend enge Verflechtung der Weltwirtschaft lässt Kursrückgänge simultan in der ganzen Welt eintreten, auch wenn die Ursache nur in einem Land zu liegen scheint. Der sicherheitsbewusste Investor wird sich daran erinnern und seine Gewinne aus der guten Zeit seit 2003 durch Verkauf realisieren. Er sollte erst nach einer Klärung der Inflationsprognose, was durchaus noch einige Monate dauern kann, wieder einsteigen.
Georg Thilenius, Vermögensverwalter aus Stuttgart, analysiert regelmäßig bei manager-magazin.de die Finanzmärkte
"Keine Alternative zu Aktien"
Von Kai Lange und Karsten Stumm
Rechtfertigen Zinssorgen, Inflation und schwacher Dollar den Einbruch der Börse? Analysten verweisen auf den Herdentrieb, hohe Unternehmensgewinne und attraktive Bewertungen. Sie setzen auf Erholung am Aktienmarkt. Was bleibt ihnen anderes übrig? Rentenpapiere sind derzeit wenig attraktiv.
Der Kursrutsch ist heftig: Rund 500 Punkte hat der Dax binnen sieben Handelstagen verloren, die schärfste Korrektur seit knapp zwei Jahren. Auf das Minus von 8 Prozent reagierte der Deutsche Leitindex am Freitag mit einem zarten Stabilisierungsversuch, doch Investoren bleiben misstrauisch.
War's das jetzt mit der Korrektur, oder sollten Anleger schleunigst ihre verbliebenen Gewinne sichern? Finanzprofis und Analysten raten zur Gelassenheit, was allerdings zu ihren Pflichten gezählt werden muss.
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann zum Beispiel gab gestern persönlich die Tonart vor. Er sprach von einem "gesunden Bruch" des Aufwärtstrends, der ihn "überhaupt nicht nervös" mache. Es hätte auch für Verwunderung gesorgt, wenn der oberste Deutsch-Banker spontan ins Lager der Pessimisten gewechselt wäre: Schließlich hat sein Fonds-Chefstratege, DWS-Geschäftsführer Klaus Kaldemorgen, dem Dax noch Anfang Mai ein Potenzial bis zu 7000 Zähler zugetraut. Fast alle großen Bankhäuser waren sich bis vor wenigen Tagen in ihrem Optimismus einig. Demzufolge muss der angeschlagene Dax in den kommenden Tagen gute Einstiegschancen bieten.
"Wo investieren, wenn nicht am Aktienmarkt?"
Die schlichteste, ergreifendste Erklärung für den Schwächeanfall: Was schnell steigt, kann rasch fallen. Vor sechs Monaten notierte der Dax noch bei 4800 Punkten, seitdem ist er ohne nennenswerte Verschnaufpause bis auf 6100 Zähler geklettert. Verständlich, dass beim ersten Rückschlag viele Anleger ihre Gewinne sichern.
"Sich selbst verstärkende Effekte" nennen Analysten das oder, um es optimisch zu sagen, eine "Übertreibung nach unten", die "fundamental unbegründet" sei. "Anleger weltweit haben zuletzt schlicht ein wenig Höhenangst bekommen und nutzten die erste Atempause, um Gewinne mitzunehmen", sagt Hans-Jörg Naumer, Leiter der Kapitalmarktanalyse des Allianz Fondsmanagers Dit.
Für Anleger ist das ein schwacher Trost. In diesen trüben Tagen gibt es für sie aber dennoch eine gute Nachricht: "Anleger werden mittelfristig wieder Aktien kaufen – denn es gibt derzeit keine vernünftige Alternative zu Aktien", sagt Philipp Vorndran, CEO und Investmentstratege bei Credit Suisse Asset Management. Er ist überzeugt, dass sowohl Aktien- als auch Rohstoffpreise mittelfristig wieder steigen werden.
"Wo sollen Investoren, die jetzt Gewinne gesichert haben, ihr Geld wieder anlegen? Renten und Anleihen sind derzeit nicht attraktiv", so Vorndran. Steigende Zinsen drücken in der Regel die Kurse von Anleihen nach unten. "Außerdem leuchten derzeit alle Inflationswarnlichter auf: Das sind keine guten Voraussetzungen, um im Rentenmarkt zu investieren."
Der Stratege von Credit Suisse hält ein Niveau zwischen 5400 und 5600 Punkten im Dax für ein "interessantes Einstiegsniveau": Es würde ihn überraschen, wenn der Index unter die Marke von 5200 Punkten fiele.
Steigende Zinsen, schwacher Dollar
Dass steigende Zinsen in den USA nun den Aktienmarkt ins Bodenlose schicken werden, hält auch Aktienstratege Frank Schallenberger für eine unbegründete Sorge. "Die Zinssorgen sind vorgeschoben. Wir hatten 16 Zinserhöhungen in den USA bei steigenden Aktienmärkten. Warum sollte eine mögliche 17. Erhöhung die gesamte Entwicklung auf den Kopf stellen?", fragt der Experte der Landesbank Baden-Württemberg.
Ein Fall des Dollar zählt unbestritten zu den größten Risiken für die Finanzmärkte. Allerdings nur dann, wenn der Dollar zu rasch und zu stark fällt: Eine "sanfte Abwertung" ist dagegen für die USA zwingende Voraussetzung, um ihr gigantisches Handelsdefizit in den Griff zu bekommen. Der steigende Euro hat in den vergangenen Tagen den deutschen Exportwerten zwar tüchtig wehgetan: Ein starker Euro dämpft gleichzeitig aber auch den Anstieg des Ölpreises, denn der Rohstoff wird in der Regel in Dollar berechnet. Energiehungrigen Unternehmen kommt das zugute.
Unternehmensgewinne: Beste Quartalssaison seit Jahren
Ihren Optimismus für den Dax begründen die meisten Aktienstrategen weiterhin mit den deutlich gestiegenen Gewinnen der Unternehmen. "Fundamental hat sich nicht viel geändert. Die Dax-Unternehmen haben im ersten Quartal sehr gut verdient", sagt Vorndran.
"Die Wirtschaft in Deutschland bleibt auch in den nächsten Monaten intakt", ergänzt Dit-Kapitalmarktexperte Naumer. Ihn sorgen selbst schwächere Konjunkturdaten nicht, wie sie zuletzt etwa das Wirtschaftsstimmungsbarometer des Mannheimer Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung signalisierte. "Die Daten normalisieren sich jetzt, nach den teils übertrieben Ausschlägen der vergangenen Monate. Sorgen müssen wir uns deshalb sicher nicht machen."
Viele Bankhäuser haben dann auch ihre Gewinnprognosen angehoben, nachdem die meisten Dax-Unternehmen im ersten Quartal bessere Geschäfte als erwartet machten: "Bei dem derzeitigen Dax-Niveau von rund 5600 Zählern weist der Dax ein Kurs-Gewinn-Verhältnis für das Jahr 2007 von 11,5 auf. Das ist eine günstige Bewertung", ergänzt Schallenberger. Er rechnet nicht zuletzt deshalb mit einer deutlichen Erholung des Dax bis zum Jahresende.
Die Analysten der US-Investmentbank JP Morgan sind ebenfalls optimistisch. "Wir stehen nicht am Beginn eines Bärenmarktes, sondern haben lediglich eine Pause im aktuellen Zyklus eingelegt", beruhigt Tom Elliott, globaler Stratege von JPMorgan Asset Management.
Noch immer sei reichlich Liquidität vorhanden, und Aktieninvestments seien für das freie Kapital nicht zuletzt wegen der neu entfachten Übernahmefantasien ein attraktives Ziel.
Drei Anlegergruppen und der freie Fall
Allein, warum fallen die Kurse so gnadenlos rasch, wenn Unternehmen so prima verdienen und Zinssorgen wie Dollar-Schwäche nicht wirklich als Verkaufsargument ziehen? Auch hier sind die Erklärungsansätze eher schlicht: "Nach der guten Quartalssaison und der Rekord-Ausschüttung Anfang Mai sind Anleger in ein Loch gefallen", meint Schallenberger. Frisches Geld gibt's erst wieder im nächsten Jahr, und mit neuen Quartalszahlen ist erst Ende Juli zu rechnen. Zeit also, den Blick zu wechseln und sich unerfreulichen Dingen wie Zinsen, Devisen und der Inflation zu widmen. "Die eigentlich gar nicht dramatisch steigende Teuerungsrate zum Beispiel haben sich viele Investoren deshalb zu stark zu Herzen genommen", sagt Dit-Experte Naumer.
"In solch einer Phase sind Indizes anfällig", bestätigt Vorndran. Er unterscheidet drei Gruppen, die derzeit den Fall des Dax begleiten. Der Markt habe es derzeit mit "Hedgefonds, mittelfristigen Bullen und notorischen Bären" zu tun.
Hedgefonds: Herausgeschüttelt?
Zunächst zu den Hedgefonds, die immer gern bemüht werden, wenn Kursschwankungen stark zunehmen. Dass Leerverkäufe die Indizes nach unten drücken, ist unwahrscheinlich: Spekulative Investoren, die in den vergangenen Monaten auf einen Rücksetzer gewettet hätten, müssten viel Geld verloren haben.
Nach Einschätzung von Vorndran waren viele spekulativen Investoren eher dem Aufwärtstrend gefolgt und ebenfalls als Käufer aktiv: "Diese Investoren sind rasch wieder ausgestiegen, als sich in dieser Woche der Kursverfall fortsetzte." Mit diesem Ansatz wäre der Kurseinbruch des Dax am Mittwochabend zu erklären – doch ihre Orderbücher werden die Finanzakrobaten nicht offen legen. "Wir gehen allerdings davon aus, dass diese spekulativen Investoren inzwischen überwiegend ihre Positionen glattgestellt haben", meint Vorndran.
Dann zu den "notorischen Bären", die eine Korrektur für überfällig hielten und sich nun bestätigt sehen. Eine echte Trendwende am Aktienmarkt ist aber nur dann wahrscheinlich, wenn steigende Zinsen und haussierende Rohstoffpreise zu einer deutlichen Abkühlung der globalen Konjunktur führen. Diese Gruppe bildet nach Einschätzung des CSAM-Strategen noch nicht die Mehrheit.
Warten auf den Einstieg
Bleiben als dritte Gruppe die "mittelfristigen Bullen", die dem geplagten Anleger neue Hoffnung geben. "Die mittelfristigen Bullen warten ab, bis sich der Markt stabilisiert. Sie glauben an eine Erholung bis Jahresende und warten auf eine Einstiegschance", sagt Vorndran. Den sportlichen Ehrgeiz, den Tiefpunkt im Markt zu erwischen, hält der CSAM-Stratege für riskant: Sicherer sei, eine Beruhigung abzuwarten und dann wieder etwas teurer einzukaufen.
Das Abwarten an der Seitenlinie ist für den Dax derzeit noch keine Hilfe. Doch ein großer Teil des Geldes, das in den vergangenen Tagen von "schwachen Händen" aus dem Markt genommen ist, dürfte nach Meinung von Vorndran und Schallenberger mittelfristig wieder in den Aktienmarkt zurückfließen. Vermutlich ist es das, was Ackermann mit seinem Bild vom "gesunden Bruch" im Sinn hatte. Oder schlicht gesagt: Was schnell fällt, kann sich auch rasch wieder erholen. Der Bärenmarkt, so die Mehrheit der Finanzprofis, kann also noch warten.
Kein Grund zur Panik
Manchen Anleger mag leichte Panik befallen haben, als der Deutsche Aktienindex (Dax) gestern morgen schon wieder mit 1,6 Prozent im Minus stand, hatte er doch in den Tagen davon schon acht Prozent an Wert verloren. Gerade zur rechten Zeit veröffentlichte gestern die Fondsgesellschaft Fidelity eine Studie, die den Blick auf Gesamtsituation im Dax schärfte.
FRANKFURT. Kernaussage: Ein Drittel aller Aktien von den 30 im Dax gelisteten Konzernen befinden sich in den Händen von Fondsgesellschaften, also in den Händen von gewöhnlich gut informierten und von den Unternehmen hofierten Großanlegern.
Zwar fehlt die Vergleichszahl, doch kann der Kleinaktionär davon ausgehen, dass wegen der Entflechtung der einstigen „Deutschland AG“ deren Anteil in den letzten Jahren sogar gestiegen ist. Da aber die größte Anlegergruppe in den letzten Tagen nicht massiv aus den Dax-Werten geflohen ist, sondern lediglich Gewinne mitgenommen, umgeschichtet oder sich neu positioniert hat, lässt sich davon ausgehen, dass auch für den Rest der Anlegergemeinde kein Grund zur Panik besteht.
Interessant ist dabei ein Blick auf die Einzelwerte, an denen die Fonds besonders große Anteile besitzen. Bei Continental (56,7 Prozent), Hypo Real Estate (55,9 Prozent) und der Deutschen Börse (49 Prozent) sind die Fondsgesellschaften überdurchschnittlich engagiert, bei Metro (19,3 Prozent), Thyssen Krupp (17,9 Prozent) und Altana (15,5 Prozent) hingegen nur in geringem Umfang. Auffällig dabei: Die drei Erstgenannten gehören seit geraumer Zeit zu den Top-Gewinnern, zumindest bei Altana hat sich dagegen in letzter Zeit nicht allzu viel getan. Die Annahme, dass die Großinvestoren das in irgendeiner Weise so haben kommen sehen, lässt sich zumindest nicht von der Hand weisen.
Schwieriger wird es indes mit dem Umkehrschluss, dass ein geringer Aktienanteil in Fondsbesitz Rückschlüsse auf die künftige Kursentwicklung geben könnte. Erstens sind die gewünschten Stücke oftmals nicht in ausreichendem Maße am Markt zu bekommen. Zweitens sind die Kurse inzwischen häufig so weit abgehoben, dass viele Investoren nur noch wenig Spielraum nach oben sehen und deshalb abwinken. Und drittens verdeutlicht der geringe Fondsbesitz, dass sich der Großteil der Anteile dann eben in Händen anderer Investoren befindet, die ebenfalls gute Gründe dafür haben werden.
Und noch einige Zahlen geben Hoffnung: An den 30 Dax-Werten sind derzeit 1 391 Fondsgesellschaften aus 32 Ländern beteiligt. Längst vorbei sind damit die Zeiten, in denen der so genannte „Home Bias“ dominierte, also in erster Linie auf Aktien aus dem eigenen Land spekuliert wurde und deswegen der Weitblick fehlte. So wie die meisten Dax-Werte inzwischen ihr Geschäft weltweit machen, so ist auch ihre Anlegerschaft gestreut. Und die wirkt aktuell noch sehr entspannt.
Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 23. Mai 2006, 07:08 Uhr
Euch,
Einsamer Samariter