Was sagt man dazu?


Seite 1 von 1
Neuester Beitrag: 10.02.06 13:47
Eröffnet am:10.02.06 13:04von: GeldnixAnzahl Beiträge:4
Neuester Beitrag:10.02.06 13:47von: kiiwiiLeser gesamt:1.318
Forum:Talk Leser heute:1
Bewertet mit:


 

37 Postings, 6849 Tage GeldnixWas sagt man dazu?

 
  
    #1
10.02.06 13:04

61594 Postings, 7688 Tage lassmichrein"Lerne, richtig zu verlinken"

 
  
    #2
2
10.02.06 13:06
Sag ich dazu... *g*  

42940 Postings, 8604 Tage Dr.UdoBroemmeMeckerpott - anstatt mal kurz behilflich zu sein..

 
  
    #3
10.02.06 13:12
Was sagt man dazu?

<img
Never argue with an idiot -- they drag you down to their level, then beat you with experience.  

129861 Postings, 7660 Tage kiiwiibesser gleich reinkopieren:

 
  
    #4
10.02.06 13:47
FTD-SERIE Thomas Fricke - Die Kolumne


Thomas Fricke: Die mageren Jahre sind vorbei

von Thomas Fricke

Der jüngste Aufschwung lässt daran zweifeln, ob die deutsche Krise von 2001 bis 2005 so viel mit mangelnden Reformen und starren Arbeitsmärkten zu tun hatte. Eher mit Schocks, die jetzt vorüber sind - Teil I.


Kaufbereitschaft der Deutschen


Fünf Jahre lang hat Deutschland gekriselt, und die Erklärung schien klar: Die Deutschen reformieren zu wenig, der Arbeitsmarkt ist zu starr, und alle anderen sind strukturell besser. An der Konjunktur liege es bestimmt nicht. Jetzt mehren sich die Aufschwungsignale - in einer Zeit, wo nichts mehr reformiert worden ist und der Arbeitsmarkt immer noch als starr gilt. Jetzt heißt es, dass das ja "nur die bessere Konjunktur" sei. Irgendwie komisch.


Warum wächst nun die Wirtschaft? Eine Erklärung wäre, dass die deutsche Krise der Jahre 2001 bis 2005 womöglich relativ wenig mit den talkshowgängigen Strukturproblemen zu tun hatte. Die gab es auch vorher. Je mehr Nachrichten vom Aufschwung hereinkommen, desto mehr drängt sich der Verdacht auf, dass das Land in den vergangenen Jahren ungewöhnlich viele mehr oder weniger konjunkturelle Schocks verkraften musste. Eine Schockfolge, die Deutschland, anders als oft behauptet, viel mehr als alle anderen getroffen hat - und jetzt an Wirkung verliert. Daher der Aufschwung. Die mageren Jahre wären erst mal vorbei, egal was das fürs Reformieren bedeutet.


Wachstum ganz ohne Großreformen


Vor gut einem Jahr noch sahen sich die Propheten endlosen deutschen Kriselns darin bestätigt, dass die Wirtschaft trotz glänzender globaler Konjunktur nicht wachse. Dann hieß es, dass die Exporte zwar boomen, am Standort aber kaum Wert geschöpft werde. Oder dass die Konjunktur zugegeben stärker anziehe, dies am Arbeitsmarkt aber definitiv vorbeigehe (klar, der ist ja starr).


Jetzt diagnostiziert selbst Ifo-Chef Hans-Werner Sinn "einen Aufschwung, der an Breite und Stärke gewinnt". Plötzlich wird wie selbstverständlich registriert, dass die Firmen auch am Standort D investieren; die Ausgaben wachsen wie im Schnitt früherer Aufschwünge. Und Simsalabim: Laut Bundesagentur boomen nicht mehr Mini- und Ein-Euro-Jobs, was steigt, ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, in Bayern schon um ein halbes Prozent zum Vorjahr - für einen beginnenden Aufschwung nicht schlecht. Nach Umfragen schafft selbst die Industrie seit kurzem per saldo wieder Jobs. Von wegen starr.


Es gibt mindestens sieben Schocks, die statt der viel bemühten Strukturprobleme erklären könnten, warum all das zwischen 2001 und 2005 ausblieb. Dazu zählt, dass:

- erstens die Firmen einen historischen Aktiencrash verkraften mussten - ohne dass Europas Zentralbank mit so drastischen Zinssenkungen half wie die US-Notenbank; der Realzins lag dort zwei Jahre unter null, bei uns nie; umso teurer war für die Deutschen der Schuldenabbau, umso mehr mussten Industrie, Banken und Versicherungen kürzen und entlassen, um ihre Bilanzen zu sanieren;

- zweitens die Betriebe zudem einen Währungsschock wegzustecken hatten, den es nirgendwo sonst gab; der Euro wertete im Schnitt um ein Viertel auf - eine dramatische Kostenverschlechterung, die immer neue Rationalisierungen nötig machte, zu Lasten von Jobs und Einkommen. Stichwort deutsche Konsumkrise;

- drittens in Deutschland eine Baukrise hartnäckig nachgewirkt hat, während in den USA, Großbritannien, Spanien, Frankreich und Schweden steigende Immobilienpreise zu rettenden Stützen von Konsum und Konjunktur in den Post-Bubble-Jahren nach 2000 wurden;

- viertens in keinem Euroland das Euro-Bargeld einen solchen Konsumschock auslöste, außer im kriselnden Italien; nach Umfragen brach die Bereitschaft zu größeren Einkäufen im Januar 2002 schlagartig ein;

- fünftens die Regierung in dem Moment auch noch auf die Idee kam, (Riester-)Anreize zum Sparen einzuführen, als der Rest der Welt alles daransetzte, den depressiven Vermögenseffekt stürzender Aktienkurse erst einmal durch zusätzliche Konsumanreize aufzufangen;

- sechstens die Regierung in kaum einem anderen Land so viel darangesetzt hat, Firmen und Verbrauchern in heikler Lage auch noch Geld wegzunehmen - ob via Praxisgebühren, steigende Abgaben für Rentner oder gekürzte Steuervergünstigungen und sinkende Staatsinvestitionen; Amerikaner und Briten taten in exakt jener Zeit erfolgreich das Gegenteil;

- siebtens Deutschland in so einer Ausgangslage viel herber vom globalen Ölpreisschock getroffen wurde als Länder, deren Wirtschaft dank Nichtzutreffen von Punkt eins bis sechs schon wieder robuster wuchs - zumal Briten, Amerikaner, Russen, Norweger und die OPEC als Ölverkäufer von höheren Kursen auch profitieren.


Allein die Baukrise dürfte nach Rechnung der HypoVereinsbank zwischen 2001 und 2005 rund zwei Prozentpunkte gesamtwirtschaftliches Wachstum in Deutschland gekostet haben, die Finanzpolitik 2003 und 2004 nach OECD-Schätzung mehr als einen Punkt. Gut die Hälfte der Jobs, die in der Industrie seit 2000 verloren gingen, verschwanden am Bau - nicht nach China. Zudem hat vor allem der Euro-Höhenflug mehrere Punkte Wachstum gekostet.


Unterschätzte deutsche Potenziale


Das mag nicht alles erklären, aber doch einen beeindruckend großen Teil der deutschen Wachstumskrise. Und es erklärt, warum der Rückstand jetzt fast automatisch und eindrucksvoll schwindet - ungeachtet bleibender Reformnotwendigkeiten, die mit der jüngsten Wachstumsschwäche wenig zu tun haben.


Fast alle Schocks und Sonderfaktoren, die Deutschland an den Rand der Depression brachten, haben jetzt an Wirkung verloren - oder sich gar ins Positive verkehrt. Das gilt für den Bargeldschock, der nach Umfragen jetzt wettgemacht ist, ebenso wie für den Euro-Außenwert, der erstmals seit Jahren sinkt. Und für die Unternehmen, deren Bilanzen saniert sind, sowie die Baukrise, die zu Ende scheint; und für die Finanzpolitik, die (erst mal) nichts mehr nimmt.


Spannend wird, wie viel Potenzial die Deutschen ganz ohne Schocks entfalten könnten - mit Sicherheit mehr als es die vom Aufschwung überfahrenen Dauerskeptiker dachten. Dazu


Thomas Fricke: Die mageren Jahre sind vorbei - Teil II


Skeptiker sehen in den jüngsten Aufschwungsignalen nur eine Pause in der deutschen Krise. Dabei spricht mittlerweile fast alles für Wachstum, was bis vor kurzem zur Depression beitrug. Potenzial für den Zeitenwechsel.


Noch gibt es fünf Millionen Arbeitslose. Noch wirkt nach, was den Deutschen seit Jahren prophezeit wird: dass sie so lange kriseln werden, bis alles radikal reformiert ist. Der Trend ist dennoch ein anderer. Deutschlands Wirtschaft erholt sich - mit neuen Börsenhöhenflügen, Gewinnrekorden und ersten Meldungen über Jobaufbau.


Der Verdacht drängt sich auf, dass dahinter mehr steckt als nur eine Pause in der tiefen deutschen Krise. Fast alles, was bei näherer Betrachtung maßgeblich zu den fünf depressiven deutschen Jahren seit 2001 beitrug, hat an Wirkung verloren. Das birgt Potenzial für einen Zeitenwechsel. Manche im Ausland handeln die Deutschen schon wieder als Wachstumsmotor.


Deutschland steigt doch nicht ab


Nach bisher gängigem Krisenverständnis dürfte die Wirtschaft gar nicht wachsen. Verschwunden sind weder chinesische oder polnische Billigarbeiter noch deutsche Kündigungsregeln, Staatsschulden und Lohnnebenkosten. Nur war all das womöglich gar nicht die Ursache dafür, dass die Deutschen gerade zwischen 2001 und 2005 so stark zurückblieben.


Neu ist, dass Schocks jetzt wegfallen, die das Land bis vor kurzem wie kein anderes trafen - ob Teuro, Baukrisen, Währungsaufwertungen oder desaströse Sparversuche der Regierung (siehe Kolumne vom 3. 2.).


Nach Umfragen war die Bereitschaft der Deutschen zu größeren Einkäufen Anfang 2006 erstmals wieder so hoch wie zu DM-Zeiten - so lange hat die Teurose nachgewirkt.


Noch vor einem Jahr hatten deutsche Firmen damit zu kämpfen, dass sich ihre Waren durch immer neue Aufwertungsschübe im Rest der Welt um ein Viertel verteuert hatten. Jetzt liegt der Euro-Außenwert im Schnitt fast zehn Prozent unter Vorjahr - erstmals. Vorbei sind auch in Deutschland die Zeiten, in denen der New-Economy-Crash auf Banken und Industrie nachwirkte. Nach Bundesbank-Umfragen lockern die Institute seit ein paar Monaten beeindruckend ihre Kreditkonditionen - eine spektakuläre Wendung gegenüber den Panikzeiten 2003. Seit kurzem gebe es gar einen "überraschenden Anstieg" der Nachfrage nach Krediten. Die Betriebe haben Schulden ab- und Gewinne drastisch aufgebaut. Die Lohnstückkosten liegen in der Industrie 20 Prozent niedriger als 1994. Neues Deutschland.


Noch bis 2005 dämpfte die Baukrise das Gesamtwachstum der Wirtschaft um jährlich einen halben Prozentpunkt. Ein deutsches Drama. Auch das ist jetzt vorbei. Nach Schätzungen der HypoVereinsbank dürfte die Wachstumsbilanz 2006 durch die Bauerholung um fast einen halben Punkt aufgebessert werden.


Selbst die Regierung findet Gefallen an guter Konjunktur und hat erst einmal aufgehört, den Etat durch heilloses Abgabenanheben und Investitionskürzen sanieren zu wollen. Nach OECD-Schätzung war 2005 das erste Jahr seit 2002, in dem das Strukturdefizit nicht verringert wurde, 2006 soll das zweite werden.


All das macht einen gewaltigen Unterschied. Und plötzlich ist auch in Deutschland wieder von Aufschwung die Rede - wenn auch noch auf niedrigem Niveau. Entscheidend ist: Schon die Erholung der vergangenen Wochen lässt vermuten, dass nach Wegfall der Schocks totgesagte Aufschwungmuster wieder einsetzen.


Der Export boomt - und das Gros der Produktion findet nach wie vor in Deutschland statt. Von wegen Basar. Die Investitionen wachsen seit 2004 etwa so wie in früheren Aufschwüngen. Von wegen Flucht. Die Inlandsnachfrage nach Investitionsgütern ist wieder so hoch wie im Boom 2000. Seit die Konjunktur anzieht, bauen deutsche Firmen in Deutschland sogar wieder neue Gebäude - der Wirtschaftsbau wächst seit Herbst mit knapp zweistelligen Raten. Das gab es seit 1995 nicht.


Wenn stimmt, dass die Mechanismen wieder funktionieren, können die nächsten Aufschwungstufen bald folgen. Seit Mitte 2005 stellen deutsche Firmen erstmals wieder mehr Leute sozialversicherungspflichtig ein. Vor ein paar Monaten polterte Frau Merkel noch, dass täglich 1000 solche Stellen verschwinden. Auch die Zahl der Entlassungen sinkt, und die Angst vor Arbeitslosigkeit hat nach Umfragen spektakulär nachgelassen, die Deutschen wollen sogar mehr Geld ausgeben. Ganz was Neues.


Chance auf höhere Einkommen


Ohne die außergewöhnliche Schockfolge wäre auch in Deutschland die Wirtschaft schon zwischen 2001 und 2005 eher um 1,5 bis 2 als um jährlich 0,7 Prozent gewachsen. Wenn der Aufschwung an Eigendynamik gewinnt, gute Geschäfte zu höheren Einkommen und höhere Gehälter zu noch besserem Geschäft führen, könnte noch weit mehr drin sein.


"Deutschland ist nicht länger der kranke Mann in Europa", diagnostizieren die Ökonomen von ACM Funds. Die Londoner UBS-Kollegen sehen in den Deutschen derzeit sogar "die ziehende wirtschaftliche Kraft in Europa". Den Satz sollten Sie ruhig zweimal lesen.


Die Deutschen haben sich seit 2001 auf das gefühlte Wohlstandsniveau von Botsuana kleinjammern lassen. Umso größer ist jetzt die Überraschung. Umso schwieriger wird aber auch, den nötigen Glauben ans Wachstum wieder zu beleben. Wie stark der Aufschwung wird, hängt nach jüngster Erfahrung weniger von China und den Reformen ab - so wichtig die ein oder andere längerfristig ist. Wichtiger ist, dass nicht Euro und Ölpreise wieder hochschießen oder die Regierung viel zu früh Steuern anhebt. Solche Schocks würde auch Botsuana nicht aushalten.


Thomas Fricke ist Chefökonom der FTD. Er schreibt hier jeden Freitag.

Aus der FTD vom 10.02.2006
© 2006 Financial Times Deutschland, © Illustration: ftd.de

kiiwiiMfg
 

   Antwort einfügen - nach oben