So funktioniert die kapitalistische Ausbeutung
Seite 2 von 2 Neuester Beitrag: 17.08.06 08:46 | ||||
Eröffnet am: | 17.06.05 23:59 | von: Kicky | Anzahl Beiträge: | 41 |
Neuester Beitrag: | 17.08.06 08:46 | von: Bankerslast | Leser gesamt: | 9.874 |
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Der sozialismus ist keine alternative.
1. weil er mit menschen nicht funktioniert, reine utopie.
2. weil der leistungsanreiz nur sehr ungenügend vorhanden ist.
3. weil macht immer korrumpiert, egal in welcher aktuellen gesellschaftsordnung.
meine idealvorstellung wäre ein "gerechter kapitalismus".
was das bedeutet, dazu gibt es demnächst einen extra thread.
wenn wir uns mal unseren staat unter dem gesichtspunkt "kapital" anschauen, dann werden wir feststellen, das min. 90% des staatsbudgets von der sog. mittelschicht getragen wird, der rest von der unteren mittelschicht (diejeingen die gerade eben noch abgaben zahlen).
konzerne und superreiche beteiligen sich gegen null am staatshaushalt.
sie profitieren aber von klima, kultur, image, infrastruktur, politischer ruhe etc.
das hat mit leistungsgesellschaft, die ich befürworte nichts zu tun.
profite werden eingestrichen, verluste werden sozialisiert - wer wird denn die 30.000 leute bezahlen, die von der telekom entlassen werden? wir doch wohl! entlassungsproduktivität nennt man das dann im fachjargon.
der wert von geld wird in unserer "hochentwickelten" gesellschaft viel zu hoch angesetzt.
weder macht geld glücklich, noch satt... setzt euch doch mal 2 tage auf einen sack gold... ohne wasser und brot.
nach diesen 48 stunden wirst du mir den sack gold für ein glas wasser geben - wetten?
liebe grüße paul
p.s. ich bin keine frau
Karlchen_I 18.06.05 15:09
Die Tauschringe und Regionalgeldinitiativen basieren auf Ideen des deutsch-argentinischen Kaufmanns Silvio Gesell (1862-1930). Er und seine Nachfolger behaupte(te)n, daß Geld wertbeständig sei, nicht "rostet" oder "verfault". Darum könne es von Geldbesitzern gehortet werden, die vom Staat, von Unternehmern und Lohnabhängigen Zinsen erpressen und Wirtschaftskrisen auslösen, weil sie auf ihren Geldsäcken sitzen, statt den Zaster in Umlauf zu bringen. Hermann Benjes, ein zeitgenössischer Vertreter, illustriert das in Diavorträgen mit einem Bild: Geldscheine werden in einen, Obst in einen zweiten Tresor verpackt. Werden nach einigen Wochen die Safes geöffnet, sind die Früchte verfault, aber das Geld ist formschön wie zuvor.
Jede Inflation belegt, daß die Annahme, Geld sei wertbeständig, auf der die ganze Theorie basiert, falsch ist. Im Gegenteil: Die OECD hat die EU-Staaten im Sommer 2004 beschworen, die Zinsen zu senken, um die Konjunktur anzukurbeln. Entgegen der vulgärökonomischen Zinsknechtschaftslehre Gesells, die die Ausbeutung in der Produktion ausblendet, halten Banken auch bei niedrigen Zinssätzen das Geld nicht zurück.
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Die Theorie Gesells ist absurd bis zur Lächerlichkeit. Aber ihre Vertreter ködern dümmere Linke mit Verweis auf die angeblich durch Zins und Zinseszins ausgepreßten Massen im Trikont oder knüpfen an das Alltagsverständnis der Menschen an. Sie verteilen Bierdeckel, auf denen zu lesen steht, daß Bier zu 30 Prozent aus Zinsen besteht - gemeint ist der Bierpreis. Rechnet man etwa vier Prozent Alkohol im Bier dazu, ist das schon ein Drittel.
Der Gesellianer Helmut Creutz rügt, daß die Wohnungsmieten zu 30 Prozent Zinsen beinhalten. Andere klagen, das Volksvermögen sei ungleich verteilt, weil 30 bis 50 Prozent des Einkommens als "arbeitsfreies Einkommen" an Kapitalbesitzer fließen würden, daß die Umwelt zugrunde gehe, weil erpresserische Zinsnehmer immer mehr Wachstum forderten. Die sogenannte Humanwirtschaftspartei, die sich auf Gesell bezieht, behauptet, in den Preisen aller Güter und Dienstleistungen seien ein Drittel Zinsen versteckt.
Der agitatorische Trick ist, zu behaupten, mit der Abschaffung des Zinses werde alles gut. Wer möchte nicht die Umwelt retten, das Elend in der Welt abschaffen, weniger Miete zahlen und in der Kneipe billigeres Bier trinken? Die Gesellianer wollen sogenanntes Schwundgeld oder eine "Umlaufsicherungsgebühr" einführen, um Horten und Zinsnahme zu verhindern. Die Regionalgeldprojekte setzen diese Idee um, indem das Geld in bestimmten Zeitabständen einen Teil seines Wertes verliert, einige Tauschringe verlangen Zinsen für Guthaben auf den Konten. In jedem Fall ist es sinnvoller, Geld schnell wieder auszugeben, bevor der Wertverlust eintritt - für einen Kaufmann wie Gesell eine naheliegende Idee.
Die Gesellianer verklären Tauschringe und Regionalgeld als Selbsthilfe, als Gegengewicht auf lokaler Ebene zur "Globalisierung der Geldwirtschaft". Die bunten Regionalgeldscheine würden die Wirtschaft vor Ort stärken, die kulturelle Identität stärken und die heimelige Idylle vor den "Unwägbarkeiten globaler Finanzspekulation" schützen, behauptet das Regionetzwerk, ein Zusammenschluß der deutschen Initiativen. Die "Zeit" sprach schon vom "Geld der Antiglobalisierer".
Praktisch ist Gesells Theorie längst gescheitert, wie der Großversuch in Argentinien gezeigt hat. An der Tauschringbewegung dort beteiligten sich bis Sommer 2002 etwa zehn von 36 Millionen Einwohnern. Es entstand ein Netz von Tauschringmärkten, für die zunächst eine Tauschringwährung, der Credito, kreiert wurde, bevor man später das Schwundprinzip ergänzte. Die Propagandisten der Bewegung versprachen blühende Landschaften, die Marktteilnehmer wurden auch von Linken zu "Prosumenten" verklärt. Schon diese Wortschöpfung aus Konsument und Produzent beinhaltet die Prognose, die Beteiligten würden beim Tauschring nicht bloß einkaufen, sondern selbst auch für ihn produzieren.
Das aber setzt voraus, daß eine verarmte Bevölkerung über Produktionsmittel verfügt, über Land, um Nahrung anzubauen, über Werkstätten, Fabriken und Rohstoffe, um Kleidung, Möbel, Medizin, Fahrräder usw. herzustellen. Dazu hätten die Argentinier massenhaft Fabriken und Land besetzen müssen, statt sich an Gesellschen Geldpfuschereien zu beteiligen. Tatsächlich boten die argentinischen Tauschmärkte neben allerlei Dienstleistungen wie Haareschneiden, dem Verkauf billiger Restposten aus Fabriken und Geschäften, nur ein Flohmarktsortiment. Die Teilnehmer spekulierten mit knappen Gütern und Preisunterschieden oder fälschten Creditos. Manche Händler nutzten die Dummheit der Kunden und boten so exotische Produkte wie selbstgemixte Potenzmittel-Tees an. Die Armen verwandelten sich keineswegs in Prosumenten, dringend gebrauchte Nahrungsmittel gelangten nicht zum Tauschring. Das System brach im Herbst 2002 zusammen.
Habseligkeiten zu tauschen, ist eine Überlebensstrategie. Das ist nicht verwerflich, bleibt aber in jedem Fall Teil der kapitalistischen Ökonomie. Tauschringe wie in Argentinien sind eine Form der Armutsselbstverwaltung, die dem Staat hilft, Geld und Ärger zu sparen. Sie funktionieren ohne jede sozialstaatliche Absicherung.
Genau das ist ganz im Sinn ihres Vordenkers. Zwar versprach der Kaufmann Gesell, alle Einkommen würden steigen, wenn Zinsen und Renten entfallen. Verteilt werden soll aber "nach den Gesetzen des Wettbewerbs" gemäß dem Prinzip: "Dem Tüchtigsten der höchste Arbeitsertrag". Gesell redete von einer Rückkehr zum Manchester-Kapitalismus, allerdings ohne Rentiers und Grundeigentümer. Ausgegrenzt wird, wer als unproduktiv und faul gilt. Der Gesellianer und Anarchist Klaus Schmitt spricht von einer Wirtschaftsordnung, die das "eigennützige Streben der Menschen nutzt und die tüchtigen Produzenten belohnt und nicht die unproduktiven Geldverleiher, Grundeigentümer und andere Parasiten bereichert". Parasiten sind hier auch Flüchtlinge, Sozialhilfeempfänger, Erwerbslose, Behinderte, Alte und Kranke. Gesell selbst schrieb von "Arbeitsscheuen" und "Bummelanten". In seiner Utopie wären diese Menschen auf Almosen angewiesen, einen Sozialstaat hat er nicht vorgesehen.
Interessant ist eine Einschätzung, die die Journalistin Gaby Weber zitiert, die im Sommer 2002, also auf dem Höhepunkt der Entwicklung, mit Sympathie aus Argentinien berichtete. "Wenn sich die Menschen nicht mehr über die Tauschklubs ernähren könnten, würden sie alle auf die Barrikaden steigen", erklärte ihr ein Geschäftsmann. "Deshalb sehen es die argentinische Regierung und die internationalen Finanzorganisationen mit Wohlwollen, daß sich die Armen selbst über die Runden bringen und nicht länger dem Staatshaushalt zur Last fallen." So sei eine informelle Wirtschaft entstanden, "mit privaten Tauschtickets, wo keine Steuern erhoben werden und wo vom Staat nichts erwartet wird, keine Krankenkassen, Renten und die Förderung von sozial Benachteiligten. So kann sich der Staat aus der Sozialarbeit herausziehen, können Finanzmittel und Beamte eingespart werden."
Niemand könnte Geld auch nur für kleinere Anschaffungen oder Krankheitsfälle sparen, wenn, wie vorgesehen und praktiziert, Strafzinsen verhängt oder Schwundgeld eingeführt wird. Das entspricht Gesells sozialdarwinistisch-rassenhygienischem Ziel. Er teilte die damals verbreitete Vorstellung, die Menschheit würde durch die moderne Zivilisation degenerieren. Seine "natürliche Wirtschaftsordnung" ermögliche einen "Kampf ums Dasein", in dem der wirtschaftliche Erfolg zeige, welche Männer die besten Erbanlagen hätten. Diese Typen würden von Frauen bevorzugt, sich am stärksten fortpflanzen und ihr Erbmaterial verbreiten. Frauen sind in Gesells Horrorvision Gebärmaschinen und erfolgreiche Männer Samenspender. Er prophezeite eine "Hochzucht" der Menschheit, durch die die "Minderwertigen" verschwänden.
Das Land wollte Gesell in öffentliches Eigentum überführen und an Bauern verpachten. Auch dieses sogenannte Freiland dient eugenischen Zielen. Die Pacht sollte an den Staat gezahlt "und restlos an die Mütter nach der Zahl der Kinder verteilt" werden, als "Mutterrente", forderte er. Diese "Rückkehr der Frau zur Landwirtschaft" war für Gesell "die glücklichste Lösung der Frauenfrage". Die "Vorrechte bei den Geschlechtern" wären aufgehoben, die Grundrente als ökonomische Sicherheit gewähre den Frauen "das freie Wahlrecht ... und zwar nicht das inhaltsleere politische Wahlrecht, sondern das große Zuchtwahlrecht, dieses wichtigste Sieb der Natur". Die Frauen würden den schädlichen Einfluß der Medizin ausgleichen, die die "Erhaltung und Fortpflanzung der fehlerhaft geborenen Menschen" bewirke. "Soviel Krankhaftes auch der Auslesebetätigung der Natur durch die Fortpflanzung der Fehlerhaften zugeführt wird, sie wird es bewältigen. Die ärztliche Kunst kann dann die Hochzucht nur verlangsamen, nicht aufhalten."
Die rassenhygienischen Ideen werden bis heute von Gesellianern vertreten, meist verbrämt, etwa von Margrit Kennedy. Die eifrige Propagandistin von Tauschringen und Regionalgeld stellte in einem Beitrag für den "Gesundheitsberater", das Blättchen des braunen Müslipapstes und ehemaligen SA-Mannes Max Otto Bruker, Gesells Konzept als "Lastenausgleich" für Kindererziehung dar. Regina Schwarz vom Kölner "Netzwerk gegen Konzernherrschaft", einer Mitgliedsorganisation von Attac, und Mitbegründerin des Kölner Sozialforums, präsentierte im Infobrief des Netzwerks im Januar 2003 die Lehre Gesells. Auch sie behauptet, Gesell habe ein "Entgelt für Erziehungsleistungen" vorgeschlagen, um die Frauen aus der ökonomischen Abhängigkeit der Männer zu befreien. Daß Gesells "Lösung der Frauenfrage" mit NS-Lebensborn und Mutterkreuz kompatibel ist, verschleiert Regina Schwarz.
Werner Onken berichtet über Gesells Bodenreformpläne und schreibt, die "freie Liebe" würde endlich verwirklicht, weil alle Mütter nach der Zahl ihrer Kinder Unterhalt aus den Pachterträgen bekämen. "Die vom Kapitalismus körperlich, seelisch und geistig krank gemachte Menschheit (wird) in einer ... freien, natürlichen Wirtschaftsordnung allmählich wieder gesund werden und zu einer neuen Kulturblüte aufsteigen können." Auch dieser Text wurde im Infobrief des "Netzwerks gegen Konzernherrschaft" veröffentlicht, wie sich die Gruppe um Maria Mies nennt. Wissen sie nicht, mit wem sie kooperieren, oder sind diese patriarchalen Menschenzuchtphantasien kompatibel mit ihrer eigenen reaktionären Subsistenzperspektive?
Ganz offen vertritt Klaus Schmitt das Menschenzucht-Programm. "Immerhin ist dieser Gedanke einer für die Gesunderhaltung des Erbguts und für die Evolution der menschlichen Art vorteilhaften und von den betroffenen Individuen selbstbestimmten Eugenik eine diskutable Alternative zu den auf uns zukommenden, von Staat und Kapital fremdbestimmten Genmanipulationen", schrieb Schmitt in dem Buch Silvio Gesell - Der Marx der Anarchisten?, das im anarchistischen Kramer-Verlag in Berlin erschienen ist.
Leider, so Schmitt, seien die "ausdrücklich staatsfreien und naturverbundenen Eugenik- und Wahlzuchtvorstellungen ... heute in linken Kreisen äußerst verpönt". Die Kritik der Linken schiebt er einer "lust- und lebensfeindlichen, aus christlich-masochistischer Moral gespeister Ideologie" zu. Dabei sollten wir zur Kenntnis nehmen, daß "durch den Schutzraum der Kultur der Ausleseprozeß ausgeschaltet (ist), die weiterwirkenden Mutationen führen jedoch zur überwiegend negativen Veränderung der menschlichen Natur: zu Domestikationserscheinungen". So formulierte 1943 der Nazibiologe Konrad Lorenz, bei dem sich Schmitt in seinem Buch ausdrücklich bedankt.
Tauschringe und Regionalgeld sind kein bißchen emanzipatorisch, im Gegenteil. Sie dienen als praktisches und propagandistisches Vehikel für Schwundgeld-Utopien und Zinsknechtschaft-Phantasien - ein strukturell antisemitischer Ansatz. Wenn Gesell alle Übel der Welt auf Zins und böse Geldbesitzer projiziert und ihnen die schaffende Gemeinschaft der Werktätigen und Unternehmer gegenüberstellt, trennt er, wie heute die Globalisierungskritiker, was untrennbar verflochten ist: Industrie- und Finanzkapital. Die Nazis brachten den scheinbaren Gegensatz auf die Parole raffendes versus schaffendes Kapital, wobei sie die Raffer in christlich-abendländischer Tradition als Juden identifizierten.
Ganz in dieser Tradition wurde in der NPD-Zeitung "Deutsche Stimme" im Frühjahr 2004 eine revolutionäre Neuordnung des Geldwesens propagiert. "Macht die Völker frei - brecht die Zins-Sklaverei" lautete die Parole. Durch Schwundgeld solle eine "Gesundung des deutschen Volkes" erreicht und die Macht der "Geldkapitalisten der Wall-Street" gebrochen werden.
Die Chiffre bezeichnet für Nazis, Islamisten und so manche Globalisierungskritiker die Weltherrschaft der Juden.
Bisherige Bewertungen:
1x interessant ,
2x informativ ,
1x gut analysiert
Oder so - Ausdruck einer letztlich rechtsextremen Ideologie, die als vermeintliche Gesellshaftskritik daherkommt. Aber all das hatten wir doch schon - ist doch eigentlich schon längst abgehakt. Aber manche scheinen so besessen zu sein, dass sie so einen Müll immer wieder reinstellen müssen.
Erinnert mich an alte Weiber, die jeden Morgen ihr Christusbildchen küssen - und sich davon Erbauung erhoffen.
die politik vertritt die interessen der gemeinschaft.
und dann war da noch die gewaltenteilung....
funktioniert alles perfekt.
alles wird gut.
ps: kalle erklär mal, was du leistest, um steuergelder zu sparen.
m.e. kostest du deutlich mehr, als du bringst, d.h. in einem unternehmen wärst du -
R A U S !!
Ich wollte nur mal - für Naive -
die liebe ältere Dame charakterisieren.
Ist wohl daneben gegangen.
*g*
Grüsse
B.
1. macht hier offenkundig Werbung für rechtsextreme Ideologien
2. versucht hier nachweislich permanent pro Hisbollah Stimmung zu machen.
Was sagt uns das?
Moderation
Zeitpunkt: 17.08.06 09:46
Aktion: Löschung des Beitrages
Kommentar: Regelverstoß - Beleidigung
Zeitpunkt: 17.08.06 09:46
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Kommentar: Regelverstoß - Beleidigung
Moderation
Zeitpunkt: 17.08.06 09:43
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Kommentar: Regelverstoß - Verunglimpfung
Zeitpunkt: 17.08.06 09:43
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Kommentar: Regelverstoß - Verunglimpfung
Nur weil bestimmte Argumente der einen politischen Seite z.T. von einer anderen übernommen und in einem völlig anderen Kontext wieder eingebaut werden, bedeutet das noch nicht die Identität dieser politischen Strömungen. Historisch ist die Argumentationskette der kommunistischen Strömungen deutlich älter als die des Nationalsozialismus - damit meine ich (zur Verdeutlichung) die Formulierung eines zusammenhängenden und aufeinander aufbauenden GEFÜGES von Argumenten, aus dem nicht willkürlich einzelne Bestandteile herausgegriffen werden können, ohne den gesamten Kontext zu verändern. Bestimmte Vorstellungen der Kommunisten (basierend auf der Analyse von Karl Marx) über das Funktionieren des kapitalistischen Systems und daraus gezogener Folgerungen finden sich tatsächlich bruchstückhaft und unzusammenhängend in völlig neuem Kontext auch in der schriftlich fixierten NS-Ideologie wieder (z.B. bei A.H., "Mein K(r)ampf"). Deshalb hat Kommunismus oder Sozialismus noch lange nichts mit Rassismus oder Eugenik und schon überhaupt nichts mit Antisemitismus zu tun - namentlich, da doch "Bolschewismus" von den Nazis als Ausgeburt semitischen Denkens deklariert wurde (wie der Kapitalismus mit seiner Zinswirtschaft auch, nebst allem anderen, das in der Bevölkerung negativ ankam).
Um es auf den Punkt zu bringen: Ein Argument ist für sich alleine weder gut noch schlecht, nur weil es von Populisten - welcher Färbung auch immer - in die eine oder andere Schmähschrift eingebaut wird.
Freiheit des Geistes ist, ein Argument aufzugreifen, es gedanklich erst einmal als wahr zu unterstellen, daraus logische Folgerungen abzuleiten um es schließlich entweder logisch zu widerlegen oder anhand empirischer Daten zu untermauern oder als unwahrscheinlich darzustellen, oder die Äquivalenz zu Sachverhalten daraus zu folgern, die bereits als wahr akzeptiert sind. - Diese Herangehensweise nennt man "dialektisch", sie wurde bekanntlich als Herangehensweise von Karl Marx bevorzugt, der darauf allerdings keine Urheberrechte reklamieren darf, weil die Jesuiten vor ihm auch schon immer auf diese Weise an Argumentationsketten herangegangen sind bzw. aufgebaut haben - und nicht zuletzt weil (die Empirie mal ausgeschaltet) dies auch das Grundprinzip eines mathematischen Beweises ist (als Herangehensweise also völlig unpolitisch und "neutral").
Gönnt Euch also bitte die Freiheit, Argumente zu prüfen, ohne damit gleich die ganze Biografie von Personen zu transportieren, die dieses Argument vielleicht auch schon mal aufgegriffen haben könnten.
Gruß,
Bronco