So einen Gewaltausbruch habe ich noch nicht erlebt
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Eröffnet am: | 13.11.08 23:12 | von: Texas Rang. | Anzahl Beiträge: | 2 |
Neuester Beitrag: | 13.11.08 23:15 | von: polyethylen | Leser gesamt: | 1.794 |
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Zertrümmerte Scheiben, zerstörte Ausstellungsstücke, zerfetzte Plakate, beschmierte Wände – 1000 Demonstranten haben gestern Mittag die Humboldt-Uni Unter den Linden gestürmt und das Gebäude in nur 20 Minuten in ein Schlachtfeld verwandelt.
Geplant war ein friedlicher Schulstreik für eine bessere Bildungspolitik. Allein in Berlin (bundesweit sollen es über 100000 gewesen sein) schwänzten gestern 10000 Schüler, gingen auf die Straße und demonstrierten gegen überfüllte Klassen, Lehrermangel, das verkürzte Abitur.
Aber um 12.40 Uhr geriet der Protest außer Kontrolle.
„So einen Gewaltausbruch habe ich noch nicht erlebt“, sagt Buchhändler Jürgen Scharnitzki (47). Seit 16 Jahren hat er seinen Verkaufsstand in der HU. „Es war das absolute Chaos. Trillerpfeifen-Lärm, Geschrei, die ganze Menge war wie von Sinnen.“ Er schildert, dass Wasserhähne aufgedreht, mit Feuerlöschern gespritzt sowie Bücher und Toiletten-Papier aus den Fenstern geworfen wurden.
Die jungen, zum Teil vermummten Chaoten wüteten auch im HU-Foyer, vernichteten Dutzende Plakate und Fotos der jüdischen Ausstellung „Verraten und Verkauft.“ Einer Dokumentation über jüdische Berliner Unternehmen in der Nazi-Zeit.
„Wir sind entsetzt über die Zerstörung der Ausstellung“, sagt HU-Sprecherin Katharina Henschen. „Wir protokollieren jetzt alle Schäden und werden dann über mögliche rechtliche Schritte beraten.“
20 Minuten Chaos – die Polizei war vor Ort, hatte aber in Absprache mit der Uni-Leitung nicht eingegriffen. Trotzdem wurden drei Randalierer vorläufig festgenommen.
Wie konnte der Schulstreik so eskalieren? „Das muss eine Einzelaktion von Leuten gewesen sein, die unsere Ziele offenbar nicht verstanden haben“, sagt Abiturient Lee Hielscher (20). Er hat den Berliner Schulstreik mitorganisiert. „Wir wollten eine friedliche Demo für bessere Bildung und kein Chaos. Wir distanzieren uns ganz klar von der Aktion in der HU und bedauern die Zerstörungen.“
Laut Polizei will die HU jetzt Anzeige wegen Hausfriedensbruch erstatten. Die Beamten ermitteln wegen schwerem Landfriedensbruch und Verstoß gegen das Versammlungsgesetz. Ob es tatsächlich Schüler oder aber linke Chaoten waren, die die HU verwüsteten, muss noch geklärt werden.
An den bundesweiten Schulstreiks unter dem Motto „Bildungsblockaden einreißen“ beteiligten sich rund 40 Städte. Zu dem Protest hatte das Bündnis „schulaction“ aufgerufen. Es waren die größten Schülerproteste seit den Demonstrationen gegen den Irak-Krieg 2003.
Doch nicht nur in Berlin endete der Streik im Chaos. In Hannover stürmten gestern mehrere hundert Demonstranten in die Bannmeile des Landtags, es flogen Steine. Ein Polizeibeamter wurde verletzt, zwei Demonstranten in Gewahrsam genommen.