Seebeben, wie kann Gott das zulassen?
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Eröffnet am: | 30.12.04 16:06 | von: Kalli2003 | Anzahl Beiträge: | 62 |
Neuester Beitrag: | 02.01.05 00:00 | von: sunnyboy61 | Leser gesamt: | 3.835 |
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mal was zum Nachdenken ...
Donnerstag, 30. Dezember 2004
Die "Theodizee-Frage"
Wie kann Gott das zulassen?
Die Augen der Frau in Indien sind schmerzerfüllt, als sie ihre Arme nach ihrem toten Ehemann ausstreckt. Weinende Kinder stehen verlassen vor den Trümmern ihres Lebens - wieder hat es die Ärmsten der Armen getroffen, mit mörderischer Naturgewalt.
Angesichts einer Katastrophe wie in Südostasien rückt letztlich auch die Frage nach Gott wieder in den Mittelpunkt. "Wie kann er so etwas zulassen?", fragen sich Gläubige. Diese so genannte "Theodizee-Frage" ist einer der zentralen Punkte der Theologiegeschichte - Gelehrte in aller Welt versuchen seit Jahrhunderten, plausible Erklärungen für Überschwemmungen, Kriege und Leid zu finden.
Das 1697 vom deutschen Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz geprägte Wort setzt sich aus den griechischen Substantiven "théos" (Gott) und "diké" (Gerechtigkeit) zusammen. Wo ist Gottes Gerechtigkeit angesichts der Übel in der Welt? Pater Eberhard von Gemmingen, der Leiter der deutschsprachigen Redaktion von "Radio Vatikan" in Rom, versucht eine Antwort: "Das Tun Gottes können wir nicht verstehen. Solche Katastrophen können uns daran erinnern, dass wir Gott nicht in die Karten schauen, dass sein Tun ein Geheimnis, ein Mysterium ist, manchmal ein sehr schmerzliches Geheimnis." Und tatsächlich ist der Sinn hinter derartigem Leid für den menschlichen Geist kaum nachvollziehbar.
Bei Dürre und Erdrutschen kann man vielleicht noch die vom Menschen verursachten Eingriffe in die Natur verantwortlich machen, bei Kriegen sind sowieso die Menschen selbst für Mord und Tod verantwortlich. Aber bei Erdbeben gibt es keine Schuldigen. Und es ist auch schwierig, hierfür das Konzept der "Erbsünde" heranzuziehen, wonach die ganze Menschheit seit Adams Verfehlung ihrer Natur nach schuldhaft geworden ist. Die Apokalypse von Südostasien ist ein rein geologisches Ereignis, sie wurde durch die Bewegung der Kontinentalplatten verursacht. Es gibt keine Schuldigen.
Wohl gerade deshalb haben Erdbeben seit jeher die Frage nach der Gleichgültigkeit der Natur und der Rolle Gottes angeregt. Als 1755 das schwere Erdbeben von Lissabon 30.000 Menschen in den Tod riss, schien sich Leibniz' Theorie der "besten aller möglichen Welten" plötzlich ins Gegenteil zu verwandeln. Voltaire schrieb damals: "Man wird Mühe haben, zu erraten, wie die Gesetze der Bewegung so entsetzliche Verwüstungen in der besten aller möglichen Welten anrichten. Welch trauriges Spiel des Zufalls ist doch das Spiel des menschlichen Lebens!" Schopenhauer sprach später sogar von der "schlechtesten aller möglichen Welten", in der primär Schmerz und Leid vorherrschen, während Freude und Glück der Ausnahmezustand sind.
Dabei hatte eigentlich schon Jesus die Theodizee-Frage aufgelöst, als er lehrte, dass das Übel in erster Linie eine Herausforderung an den Glauben ist, dass Gott gerecht ist, dass es eine Jenseitshoffnung gibt und leidenden Menschen im Paradies Gerechtigkeit widerfahren wird. So wird der Glaube an ein Leben nach dem Tod für die Menschen zum Trost auch in der schlimmsten Katastrophe. Aber verstehen können wir trotzdem nicht, so Pater von Gemmingen: "Wir können nicht verstehen, wir können nur vertrauen, dass hinter allem doch ein Sinn steckt, den wir eines Tages in Seinem hellen Licht erkennen können. Heute aber bleiben wir im Dunkeln."
So long (oder doch besser short?)
Kalli
Für den etwas zynischeren Gläubigen, der trotzdem eine Verbindung zu einem höheren Wesen herstellen möchte, darf ich King Lear zitieren: "As flies to wanton boys we are to gods."
Er hat noch einige Vernunft, sonst könnt' er nicht betteln. In dem Sturm der lezten Nacht sah ich einen solchen Burschen, der mich denken machte, der Mensch sey ein Wurm. Mein Sohn kam mir dabey in den Sinn; und doch war er damals fern von meinem Herzen. Seitdem hab ich mehr gehört. Was Fliegen für muthwillige Knaben sind, sind wir den Göttern; sie tödten uns zu ihrem Zeitvertreib.**
MfG
kiiwii
Wo war Gott in Phuket, Sri Lanka, Indonesien und Indien?
Antwort: Diese Frage offenbart ein großes Missverständnis, nämlich das der liebe Gott alle Übel von uns nimmt. Wer aber auf das Kreuz schaut, erkennt, dass Gott mit uns leidet. Er nimmt nicht die Leiden von uns, sondern geht mit uns durch die Leiden. Gott ist solidarisch mit der leidenden Welt. Für gläubige Angehörige von Flutopfern kann das ein Trost in diesen so furchtbaren Tagen sein.
Ich finde das erklärt die Frage nach Gott sehr gut. Wer an Gott glaubt dem hilft es. Wer nicht an Gott glaubt sollte es bleiben lassen und nicht immer nach jedem Unglück die Frage "Wo war Gott" oder "Warum hat Gott" das zugelassen stellen. Die Stelle aus
Matth. ist in diesem Zusammenhang sehr treffend.
Allerdings sind die "Götter" bei Shakespeare nicht Götter gemäß unserem christlichen Gottesbegriff; es sind vielmehr heidnische, quasi "menschliche Götter", die mit den normalen Menschen tun und lassen, was sie wollen (denk an die Bastarde bei Shakespeare).
Ich denke, es ist eher eine Umschreibung für die Zügellosigkeit der damaligen Elite, denn es ist ja auch nicht Lear (der König), der das sagt, sondern Gloster, rangmässig niedriger angesiedelt.
Ich finde, das Problem, um das es geht, ist von Jesus am Kreuz in seinen Rufen kurz vor dem Tod exakt formuliert; deshalb hab ich auch die Stelle aus Matthäus reingestellt.
Das Problem ist also seit 2000 Jahren bekannt und in den christlichen Religionen behandelt; es füllt sicher ganze Bibliotheken.
MfG
kiiwii
Zurück zum Hauptthema: Interessanterweise wird genau dieser Sachverhalt sowohl von den Gläubigen als auch von den Atheisten als Beweis für Ihre Thesen angeführt. Die Atheisten sagen, ein gütiger Gott könnte niemals solche Tragödien zulassen, also könne er nicht existieren. Falls doch, wäre er ein Sadist wie von Gloster umschrieben. Die Gläubigen behaupten, dass genau solche Schicksale die Prüfung für die Gläubigen wären, und Gott mit den Betroffenen leide. Außerdem ginge es ja um Glauben, also nicht um bewiesenes Wissen.
Ich halte beide Beweisführungen für fragmentiert bzw. fragwürdig. Unter Berücksichtgung der ganzen Menschheitsgeschichte und den verschiedenen Religionen spricht die Wahrscheinlichkeit eher gegen die Existenz von Gott. Einzig unser begrenztes Vorstellungsvermögen in Bezug auf Raum und Zeit läßt noch die Vermutung auf irgendein höheres Wesen zu. Wenn ich mir aber das Tempo und den Umfang der Wissens- und Erkenntniserweiterung der letzten 100-200 Jahre vor Augen führe, kann ich mir gut vorstellen, dass auch diese Grenze bald fallen wird.
Girl of 16
Whole life ahead of her
Slashed her wrists
Bored with life
Didn't succeed
Thank the lord
For small mercies
Fighting back the tears
Mother reads the note again
16 candles burn in her mind
She takes the blame
It's always the same
She goes down on her knees
And prays
I don't want to start
Any blasphemous rumours
But I think that God's
Got a sick sense of humour
And when I die
I expect to find him laughing
Girl of 18
Fell in love with everything
Found new life
In Jesus Christ
Hit by a car
Ended up
On a life support machine
Summer's day
As she passed away
Birds were singing
In the summer sky
Then came the rain
And once again
A tear fell
From her mother's eye