Schmutzige Schokolade
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 18.12.10 08:22 | ||||
Eröffnet am: | 08.10.10 23:29 | von: kyron | Anzahl Beiträge: | 12 |
Neuester Beitrag: | 18.12.10 08:22 | von: kyron | Leser gesamt: | 2.964 |
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da sahnen afrikanischen Großhändler, Nestle und andere Schokoladenhersteller skrupellos ab.
Jedenfalls ist einigen die Lust auf Schokolade gründlich vergangen, wie so zu hören ist
und das ist gut so, das erzeugt Scham und Nachdenklichkeit bei den Kakaoverarbeitern.
dagegen das Leben von hilf-und machtlosen Menschen
den Gewinnen geopfert wird.
Eine derartige Reduzierung des menschlichen Lebens,
darf niemals zugelassen werden.
deutlich zugenommen:
*
Zürich, 05.10.2010
- Zwangsarbeit von und Menschenhandel mit Kindern bleiben bittere Bestandteile unserer süssen Schoggi. Der eben erschienene Bericht der Tulane-University belegt die schlimmsten Formen von Kinderarbeit auf Westafrikanischen Kakaoplantagen und beweist, dass die bisherigen Bemühungen der Schokoladenindustrie zu deren Eindämmung nicht fruchten.
Vor neun Jahren hat die Kakao- und Schokoladebranche mit dem „Harkin-Engel-Protokoll“ eine freiwillige Selbstverpflichtung unterzeichnet und versprochen, den schlimmsten Formen von Kinderarbeit, Kinderhandel und Zwangsarbeit von Erwachsenen auf den Kakaofarmen in der Elfenbeinküste und Ghana bis 2005 ein Ende zu setzen. Die amerikanische Universität Tulane wurde beauftragt, den Umsetzungsprozess mit Studien zu begleiten. Letzten Freitag ist nun der Abschlussbericht erschienen. Dieser zeichnet ein Schreckensbild: Danach werden heute tendenziell sogar noch mehr Kinder aus Burkina Faso und Mali verschleppt und verkauft als bei Studienbeginn angenommen, um auf ivorischen und ghanaischen Kakaofarmen zu schuften. Für die Schweiz als Heimat der weltgrössten Schokoladeunternehmen und dem höchsten Pro-Kopf-Schokoladekonsum ist dieser Befund besonders alarmierend.
Alle der 600 nach dem Schneeballsystem interviewten Kinder, die auf Kakaofarmen arbeiteten, waren der schlimmsten Form von Kinderarbeit ausgesetzt. Dazu gehören die ungeschützte Arbeit mit Pestiziden, das Tragen schwerer Lasten sowie psychische und physische Gewalt. Ein Grossteil dieser Kinder wurde Opfer von Menschenhändlern. Das ist allerdings nicht der einzige Indikator für den schleppenden Aufbau einer fairen und nachhaltigen Versorgungskette in der Kakao- und Schokoladeindustrie. Denn fast alle Projekte der Schoggikonzerne und ihrer Verbände konzentrieren sich auf Produktivitäts- bzw. Ertragssteigerung und die dazu nötige Weiterbildung der Bauern. Wird diese aber nicht flankiert von substantiellen sozialen Programmen, ist eine Verbesserung der Situation der Kinder auf den Farmen nicht zu erwarten.
Zudem tragen die meisten dieser Programme nach neun Jahren immer noch den Status von Pilotprojekten. Laut Tulane-Bericht wurden bisher erst 3 Prozent der ivorischen und 14 Prozent der ghanaischen Gemeinden erreicht, in denen Kakao angepflanzt wird. In den Kakaoplantagen von Ländern wie Nigeria oder Kamerun ist die Situation noch bedenklicher. Das heisst, die – zum Teil aus der Schweiz heraus operierende – globale Schoggi-Industrie hat kläglich versagt mit ihrem Versuch, bis 2010 einen unabhängig verifizierten Zertifizierungsprozess zu implementieren und damit den Skandal der Kinderarbeit zu entschärfen. Im Gegenteil: Aus den Tulane-Berichten geht hervor, dass die Zahl der Kinder, die derzeit auf Kakaoplantagen ausgebeutet werden, noch höher ist als in Vergleichsstudien des Jahres 2002.
Eine europäische Koalition von Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften, der neben der EvB auch Oxfam und Südwind angehören, fordert deshalb konkrete branchenübergreifende Massnahmen von Seiten der Industrie. Neun Jahre nach Unterzeichnung des Harkin-Engel-Protokolls ist dessen Einlösung überfällig.
Mehr Informationen auf www.childlabor-payson.org (Tulane-Studie) oder bei
Andrea Hüsser, Konsum-Campaignerin der Erklärung von Bern, konsum@evb.ch, 044 277 70 10
Quelle: http://www.evb.ch/p25017929.html
(5000/5000)
Kindersklaven arbeiten auf Kakaoplantagen der Elfenbeinküste
Internationale Konzerne wie Nestle, Cargill, Kraft, Barry Callebaut in der Kakaostadt Abijan in der Elfenbeinküste nehmen es zumindest hin. Oft nur 10-12jährige Kindersklaven aus Mali, Burkina Faso, Benin, .. werden für etwa 230 € an Plantagenbesitzer in der Elfenbeinküste verkauft und müssen dort unter meist schlechtest möglichen Bedingungen - unbezahlt - jahrelang Kakao ernten. Nur so sind die derzeitigen Preise für Kakaoprodukte auf dem Weltmarkt für die bis zu 75.000 Kleinbauern und Plantagenbesitzer überlebbar. Ausbeutung wohin das Auge reicht.
Neben den Sklaven arbeiten in noch viel größerem Ausmaß die Kinder der Kleinplantagenbesitzer mit, weil keine angemessenen Preise für Rohkakao bezahlt werden und es sich niemand leisten kann erwachsene bezahlte Arbeitskräfte einzustellen. Eine Untersuchung zeigt, dass 89% der Kinder von Kakaobauern auf den Plantagen mitarbeiten müssen und 27% von ihnen niemals ein Schule besuchen.
Mindestens 10.000 Kindersklaven, vielleicht auch 12.000 oder mehr, sollen in den Staat Elfenbeinküste zum Arbeiten verschleppt worden sein, schlecht ernährt, ungeschützt vor den hochgiftigen Pestiziden. Jahrelang getrennt von ihren Familien, werden ihnen alle Rechte vorenthalten, nicht einmal ein Minimum an Bildung erhalten sie und damit wird ihnen auch jede Chance auf eine Veränderung ihrer Situation genommen. Schutz vor Übergriffen gibt es nicht.
Selbst Interpol in der Elfenbeinküste kann nicht immer wegsehen, in kleineren Einsätzen werden immer wieder Kinder befreit. Doch gegen die weit verbreitete Sklavenhaltung können einzelne Polizeieinsätze wenig ausrichten.
Genauso wenig helfen Projekte der Schokoladenindustrie, wie eine 2001 unterzeichnete freiwillige Selbstverpflichtungserklärung, Kinderarbeit und -sklaverei überwinden zu wollen. Innerhalb der vergangenen 9 Jahre scheint sich hier wenig bewegt zu haben, auch weil das große Geschäft der Aktiengesellschaften weit wichtiger ist, als die Frage nach den Rechten der Produzenten. Häufig sehen Großkonzerne keine Verantwortlichkeit, weil die Kakaobauern nicht bei ihnen angestellt sind. Bleibt die Frage, ob Milliardenumsätze bei bewusst minimalen Rohkakaopreisen nicht doch zu Verantwortung führen. Schließlich nützen unnatürlich niedrige Preise ausschließlich den verabeitenden Firmen.
Wir Deutsche als Konsumenten sind nicht nur die zweitgrößten Schokoladenverbraucher weltweit, wir beziehen auch die Hälfte unseres Rohkakaos vom größten Schokoladenproduzenten weltweit: der Elfenbeinküste.
Es scheint also der Verbraucher gefragt zu sein.
Quellen:
•www.daserste.de
•www.welt.de
•www.wdr.de
Auch mit dem eigenen "Quality Partner Program", das Barry Callebaut mit Kakaobauern durchführt, könne er Kinderarbeit nicht gänzlich ausschliessen, sagt Steinemann mit entwaffnender Offenheit.
Die tägliche Präsenz der eigenen Mitarbeitenden auf den Kakaofarmen biete aber die grösstmögliche Gewähr, dass dort keine Kinder gegen ihren Willen beschäftigt werden, sagt der 52-jährige Deutsche im Gespräch mit swissinfo.ch.
swissinfo.ch: Schweizer und Schweizerinnen sind Weltmeister im Essen von Schokolade, 2009 verzehrten sie fast 12 Kilogramm Schoggi. Wie viel essen Sie?
J..: Ich liege darüber (lacht). Sie können ja nicht einem Unternehmen vorstehen, das Schokolade produziert, ohne ständig am Produkt interessiert zu sein. Bei mir ist der Genuss-Anteil gegenüber demjenigen der Degustation aber noch zu hoch.
swissinfo.ch: Welches ist Ihre Lieblingsschokolade?
J.S.: Das hängt von der Tagesform ab und ist übers Jahr hinweg unterschiedlich. Es gibt Zeiten, in denen ich lieber Rotwein trinke, und solche, in denen es Weisswein ist. Genauso esse ich manchmal lieber Milchschokolade, ein anderes Mal dunkle Schokolade.
swissinfo.ch: Der Genuss feiner Schokolade besitzt eine bittere Note. Auf den Kakaoplantagen in Westafrika werden zehn Jahre nach Unterzeichnung des Harkin-Engel-Protokolls immer noch Kindersklaven eingesetzt. Weshalb zeigt die freiwillige Verpflichtung der Hersteller wenig nachhaltige Wirkung?
J.S.: Der Ansatz ist richtig, man muss ihn unterstützen. Kinderarbeit darf nicht als Kavaliersdelikt gelten, der Kampf dagegen gehört ganz oben auf die Agenda.
Zwar beteiligen wir uns an den Aktivitäten internationaler Organisation wie der World Cocoa Foundation, der International Cocoa Initiative und anderen. Teilweise agieren diese jedoch aus der Ferne, und das ist nicht immer effizient.
Der beste Weg ist der eigene Weg. Mit unserem "Quality Partner Program" (QPP, siehe Kasten) arbeiten wir direkt mit Kooperativen zusammen. So können wir mit Überzeugung sagen, was zu tun ist, um etwas zu verändern.
Die Verträge, die wir mit den Kooperativen abschliessen, umfassen einen Kodex, der Kinderarbeit ausschliesst. Jedoch: Das Unterschreiben eines Papiers ist noch keine vollständige Garantie.
Ich weiss, dass auf Kakaofarmen Kinderarbeit existiert. Wir können dies auch mit unserem Programm nicht ausschliessen, denn wir sind nicht sieben Tage 24 Stunden vor Ort. Was etwa nachts zwischen 22 und 2 Uhr passiert, können wir nicht kontrollieren.
Aber indem unsere Mitarbeitenden täglich in den Kooperativen sind und mit eigenen Augen hinsehen, tun wir das maximal mögliche, um Kinderarbeit bestmöglich auszuschliessen.
Wir versuchen nach bestem Wissen und Gewissen, dem Thema auf den Grund zu gehen und aus unserer ethischen Überzeugung dagegen anzukämpfen. Wir können dies nur, indem wir es selbst vorleben und tun. Das ist der effizienteste Weg.
Ich selbst war im letzten Jahr sechs Mal in Westafrika. Nicht in einem klimatisierten Hotelzimmer in der Hauptstadt, sondern wir fuhren mit dem Auto zu den Kakaobauern 'in den Busch'. Das ist die einzige Art, sich des Themas anzunehmen. Alles andere ist Rufen hinter dem Baum hervor. Der Kampf gegen Kinderarbeit ist ein langer, steiniger Weg. Aber wir gehen ihn kontinuierlich weiter.
swissinfo.ch: Was tun Sie, wenn Sie auf einem Betrieb Kinder an der Arbeit sehen?
J.S.: Ich komme selbst aus einem landwirtschaftlichen Betrieb und habe als Kind im Sommer Heu und Stroh geerntet. Ist das Kinderarbeit? Schon die Abgrenzung ist schwierig.
Die Forderung beispielsweise, Kinder dürfen keine Machete in die Hand nehmen, kommt aus dem modernen Bürohaus in einer weit entfernten Grossstadt. Kinder brauchen im Busch Macheten, um sich ihren Weg in die Schule zu bahnen.
Man muss das Thema praktisch angehen und zwischen gut gemeinter Arbeit und forcierter Kinderarbeit unterscheiden. Bin ich auf einer Kakaofarm, sehe ich viele Kinder. Solche aber, die gegen ihren Willen auf Kakaofarmen beschäftigt werden, sind nicht unbedingt sichtbar, wenn Weisse anwesend sind.
swissinfo.ch: Ein wichtiger Punkt sind Schulen, wo Kinder Lernen und unter Ihresgleichen sein können. Was unternimmt BC auf diesem Gebiet?
J.S.: Wir haben ein grosses, natürliches Interesse, die Kakaobauern und ihr Umfeld zu unterstützen. Wir setzen bei der Verbesserung der Ernte an, sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht. Das dient beiden Seiten (siehe Kasten).
Kinderarbeit ist aber nicht die einzige Herausforderung im Bestreben um mehr Kakao. Die Kautschukpflanze beispielsweise ist viel einfacher zu kultivieren. Dazu kommt die allgemeine Landflucht, wie wir sie auch aus Schweizer Randregionen kennen.
Die Unterstützung ist aber nicht allein eine Frage des Geldes. Mit dem QPP wollen wir den Bauern und ihren Familien auch einen verbesserten Zugang zu Schulbildung, sauberem Wasser und medizinischer Versorgung ermöglichen.
swissinfo.ch: Kinderarbeit ist ein Armutsphänomen, weil die Kakaobauern zu wenig für ihr Produkt erhalten, um die Kinder in die Schule schicken zu können. Ist es eine naive Vorstellung, dass eine nachhaltige Versorgungskette mit einem fairen Abnahmepreis für die Produzenten beginnt?
J.S.: Abgesehen davon, dass die Bauern in den letzten zwei Jahren angesichts des stark gestiegenen Kakaopreises doppelt so viel erhalten haben wie zuvor, möchte ich den Ball auch gerne einmal an die Konsumenten zurück spielen: Wären die Konsumenten bereit, höhere Kakaopreise mit zu tragen, hätten es alle Teilnehmer in der Kette vom Bauern zum Konsumenten viel leichter.
Bei den Milchpreisen hatten wir hier dasselbe Problem. Sind Konsumenten nicht bereit, für ein wertvolles Produkt wie Milch höhere Preise zu bezahlen, sind sie Teil des Problems.
Wollen wir wirklich die Welt nachhaltig verbessern, müssen wir auch alle bereit sein, mehr für die wertvollen Lebensmittel zu bezahlen, die wir jeden Tag konsumieren. Der Konsument muss sich also auch an der eigenen Nase fassen: Ist er nicht bereit, mehr für ein Produkt zu bezahlen, muss er mit einigen 'Kompromissen' leben.
http://www.swissinfo.ch/ger/wirtschaft/Der_beste_Weg_ist_der… 15. Dezember 2010 - 07:00
..J.S.: Ich komme selbst aus einem landwirtschaftlichen Betrieb und habe als Kind im Sommer Heu und Stroh geerntet. Ist das Kinderarbeit? Schon die Abgrenzung ist schwierig...
Ist es überraschend, das das Gespräch mit J.Steinemann kein Mitgefühl mit den gefangenen,
ausgebeuteten,mißhandelten Kindern auf seinen Kakaopharmen zeigt?